Ulmenrinde kommt für mich aus mehreren Gründen nur frisch in Frage, wenn ich Ulmen habe, deren Zweige ich ernten kann, ohne die Ulme zu schädigen. Allerdings sind mir die Blätter und Knospen deutlich wichtiger, wie ausgerechnet die Rinde der Ulme ...
1. Beim Ulmenlaub hatten die Bauern oft Zweige und Äste aussortiert und nur die Blätter verfüttert, vor allem an Rinder. Bei allen anderen Baumarten wurden Zweige und Äste mitgefüttert, auch an Rinder.
Diese Mühe mit dem Entfernen der Zweige hatten sich die Bauern nicht ohne Grund gemacht, sondern aufgrund der Beobachtung, daß die Gabe von Ulmenrinde (vor allem des Kambiums) zu einer Verschiebung der Zusammensetzung der Bakterien im Pansen führte, das heißt, daß der Pansen schneller übersäuern konnte, wenn die übrige Fütterung im Winter auch nicht mehr optimal lief.
Meerschweinchen haben genau wie Rinder eine Gärkammer - wenn auch nicht im Magen, so doch im Blinddarm ... sicher, daß das Ulmenkambium auf die Blinddarmgesellschaft anders wirkt?
Meerschweinchen schälen teilweise Äste und Zweige und fressen geziehlt das Kambium diverser Laubbaumarten - bislang hab ich noch nie von Meerschweinchen gehört, die das mit Ulme machen. Von der Ulme werden allerdings die Blätter und Knospen besonders gern schnabuliert - genau das, was eben auch im Laubheu für Rinder drin war und als sehr gutes Heu galt.
2. Die Schleimstoffe im Kambium finden sich auch in Leinsaat, Leindotter und Malvengewächsen in großen Mengen. Das sind Futterstoffe, die gerne von Meerschweinchen gefressen werden und sich bewährt haben als Gesundheitsfutter. Gerbstoffe finden sich in allen Rinden.
Es gibt also eigentlich keinen Grund, Ulmenkambium zu mahlen und an Meerschweinchen zu verfüttern - in einer abwechslungsreichen Ernährung sind die Heilstoffe ja schon im normalen Futter drin.
3. Die Wirkstoffe sitzen nur im Kambium (es handelt sich hauptsächlich um Schleimstoffe). Entfernt man das Kambium bei Ulmen, sterben diese ab - auch das partielle Entfernen des Kambiums führt zu einer starken Schwächung der Ulmen. Sie reagieren deutlich empfindlicher, wie andere Baumarten. Ulmen brauchen das Kambium für den Stofftransport und für ihr Äquivalent zu unserem Immunsystem.
Wie wird das Kambium für das Pulver tatsächlich gewonnen? - Ist sichergestellt, daß es da keinen Raubbau an der Rotulme gibt?
USA ist jetzt nicht unbedingt sonderlich bekannt dafür, daß sie ihre Ressourcen schonend gewinnen ...
4. Durch das Vermahlen des getrockneten Kambiums hat dieses keine Struktur mehr ... und nicht nur das, wird es dann auch noch mit Huminsäure gemischt, setzt durch die Säure eine Reaktion mit den Schleimstoffen ein, die unkontrolliert Glucose freisetzt. Wie gesund ist das wirklich fürs Schwein?
(Da es offenbar keine Untersuchungen zu dem Azidose-Problem bei Rindern und Ulmenrinde gibt, will ich auch nicht ausschließen, daß auch im Pansen abgespaltene Glucose die Hauptrolle spielt ... und es gar nicht den ominösen Wirkstoff gibt, der Azidose begünstigt.)
Diese ganzen Nachteile hab ich bei Leindotter, Leinsaat und Malvengewächsen nicht ... im Gegenteil, aus allen drei Gruppen kann ich mir regionale Ware in Bio und besser besorgen und tu so auch noch was für die regionale Bauernschaft und oft genug auch zum Bodenaufbau, weil die meisten Biobauern auf ihren Boden achten. Weiterhin förder ich dadurch Insekten in Deutschland. Zudem ist die Wirkung deutlich besser ...