Autor Thema: Bambus  (Gelesen 45062 mal)

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Krümel

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Bambus
« Antwort 45 am: 07. Mai 2019, 14:17 Uhr »
Hallo  in die Runde

Ich habe gestern einen Bambus (  Fargesia murieliae Jumbo ) für meine 2 Schlümpfe gekauft .
Nun steh ich vor folgenden Fragen ....

- Dürfen sie nur die Blätter fressen oder auch die Stiele ( Äste ) ?

- Am Bambus sind ein paar wenige vertrocknete Stiele und Blätter . Darf ich die auch verfüttern ?

Dankeschön schon mal für die Antworten
LG Krümel

Vio

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Antwort: Bambus
« Antwort 46 am: 07. Mai 2019, 16:07 Uhr »
Hallo  :winke:

Davon kannst du alles geben, sie werden die Stängel aber wohl nicht futtern :-)
Wenn sie die vertrockneten Bereiche mögen, warum nicht, kannst ja einfach mal reingeben.

Wichtig wäre aber, ob der Bambus gespritzt ist, falls ja, solltest du mit dem Verfüttern warten (ich kann dir nur leider nicht sagen, wie lange man da warten sollte...)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Krümel

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Antwort: Bambus
« Antwort 47 am: 07. Mai 2019, 17:01 Uhr »
Vielen Dank Vio  :lieb:

Hatte dem Chef der Gärtnerei gestern erzählt wofür ich den Bambus brauche und er hat kein Wort zum Thema Spritzen gesagt . Ich warte einfach ab . Der Bambus ist ja eigentlich auch  für den Winter gedacht .
Im Moment bekommen die Beiden Giersch , Löwenzahn , Gras usw. Davon hab ich reichlich im Garten
LG Krümel

Murx Pickwick

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Antwort: Bambus
« Antwort 48 am: 12. Mai 2019, 15:08 Uhr »
Bei Bambus eingesetzte Pflanzenschutzmittel (hauptsächlich Deutschland, die in Afrika und Asien eingesetzten Pflanzenschutzmittel kann ich wegen unzureichender Datenlage nicht auflisten):
Tebufenpyrad (Masai): Sollte bei einmaliger Verfütterung behandelter Pflanzen kein Risiko für Meerschweinchen bestehen, Langzeitwirkungen (wenn also regelmäßig größere Mengen frisch gespritzter Pflanzen über einen längeren Zeitraum verfüttert werden) sind bislang nicht auszuschließen.
Milbemectin (Milbknock): Risiko von behandeltem Pflanzenmaterial bei oraler Aufnahme äußerst gering.
Imidacloprid (Confidor, Admire, Connect, Evidence, Goucho, Leverage, Muralla, Provado, Trimax, Advantage, Clearspot, Midaspot): Deutlich geringeres Risiko durch Aufnahme von behandelten Pflanzen, wie als Behandlungsmittel von Hautmilben.
Pyrethrine (Spruzit): Risiko von behandeltem Pflanzenmaterial bei oraler Aufnahme äußerst gering.
Kaliseife: Kein Risiko
Rapsöl: Kein Risiko
Paraffinöl: Kein Risiko
Flonicamid: (Teppeki): Vermutlich kein Risiko

Wenn also darauf geachtet wird, daß die Bambusse in Mitteleuropa gezogen worden sind und nicht in Afrika, Asien, ka, wo auf der Welt herangezogen und importiert wurden, kann Bambus sofort nach Kauf ohne Gefahr für Meerschweinchen verfüttert werden.
Es lohnt sich also (auch zur eigenen Sicherheit übrigens), auf regionale Anzucht von Bambus zu achten.

Für diejenigen, die dennoch auf Nummer sicher gehen wollen:
Tebufenpyrad kann regelrecht von den Pflanzen geduscht werden, Milbemectin und Imidaclopromid werden in den Pflanzen eingelagert und wirken entsprechend noch nach Wochen. 100% abgebaut sind diese Wirkstoffe oft erst nach zwei bis drei Monaten. Genauere Angaben dazu lassen sich nicht machen, da jede Pflanze die Wirkstoffe sehr individuell abbaut und zudem die Außenbedingungen (wie oft wird gegossen, wieviel Licht etc) wichtig für den Abbau sind.

Krümel

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Antwort: Bambus
« Antwort 49 am: 12. Mai 2019, 19:52 Uhr »
Vielen Dank für die ausführliche Antwort Murx

Im Moment bekommen die Beiden jeweils 1 Blatt als Nachtlekkerei .
Mit einer größeren Fütterung warte ich bis zum Herbst / Winter
LG Krümel

Vio

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Antwort: Bambus
« Antwort 50 am: 12. Mai 2019, 20:46 Uhr »
Sehr spannend, danke, Murx :-)
Letztens hat ein Mann Brombeeren mit Glyphosat/Round up gespritzt in der Nähe der Stelle, wo eine Freundin Bambus holt.
Kannst du dazu auch noch etwas sagen, wie lange man da dann warten sollte?
Ich hab da leider kaum Ahnung...
Wie würde es aussehen, wenn Schweinchen Dinge mit Glyphosat futtern würden?
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Käthe

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Antwort: Bambus
« Antwort 51 am: 13. Mai 2019, 06:21 Uhr »
 :wall: :wall: :wall:
Round Up....ich fasse es nicht.... dem sollte mal einer sagen, daß er Bienen und Hummeln vergiftet und er mikrige Brombeerchen bekommt. Mich macht das echt sauer, wie dumm die Leute sind. Ohne Worte

Vio

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Antwort: Bambus
« Antwort 52 am: 13. Mai 2019, 12:34 Uhr »
Ja  :traurig: Meine Freundin ist fast umgekippt... und vor allem auch, weil sie dort auch sammelt, auch Brombeerblätter und es ein Tier bei ihr, welches diese gerne futtert, aus bisher unerklärlichen Gründen nicht ganz so gut geht aktuell...
Sie darf da Bambus holen und hatte die Info, dieser würde nicht behandelt - nur dass die Brombeeren "weggespritzt" werden sollen hatte ihr keiner gesagt...  :wall:
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Murx Pickwick

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Antwort: Bambus
« Antwort 53 am: 13. Mai 2019, 20:37 Uhr »
Meerschweinchen und Kaninchen scheinen auf Glyphosat selbst dann nicht zu reagieren, wenn sie dieses in großen Mengen in Form von Gemüse und Co futtern, Chinchillas und Ratten scheinen Glyphosat wo möglich zu meiden (bislang gibts da allerdings keine Studie zu und Bauchgefühl kann, wie ihr wißt, auch täuschen) ... Glyphosat ist momentan neben den Neonikotinoiden und Pyrethroiden (beispielsweise Permethrin) die am Weitesten verbreiteten Pflanzenschutzmittel, wer konventionell beim Discounter kauft, hat eine sehr hohe Chance, sie im Gemüse zu haben, teilweise in recht hohen Dosen.
Nur wer konsequent Bio UND regional kauft, hat eine hohe Chance, kaum Glyphosat im Futter zu haben.

Es sind auch die drei Pflanzenschutzmittelgruppen, welche am Längsten brauchen, bis sie zuverlässig aus den Pflanzen wieder draußen sind - das braucht unter schlechten Bedingungen wohl Monate!

Ich persönlich würde auf den nächsten stärkeren Regen oder Dauerregen warten und dann erst wieder von den gespritzten Pflanzen füttern - ist zwar vermutlich unnötig, gibt mir aber ein besseres Gefühl.  :pfeif:

Meeriemama

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Antwort: Bambus
« Antwort 54 am: 05. August 2019, 15:21 Uhr »
Jetzt muss ich heute in einem anderen Forum  lesen, dass die jungen Bambussprossen angeblich giftig sind  :roll:
Hab dann umgehend gegoogelt uns sie sollen wohl Blausäure enthalten (können). Allerdings wären die hier erhältlichen Arten unbedenklich?
Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast (A. de Saint-Exupery)

Vio

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Antwort: Bambus
« Antwort 55 am: 05. August 2019, 17:52 Uhr »
Blausäure gibt's so in der Natur nicht, höchstens Blausäure-Glykoside, die unter Sauerstoff dann zu Blausäure werden.
Im Bambus ist das, was an solchen Glykosiden enthalten ist, nicht anders als in jungen Gräsern soweit ich weiß.
Daran sind (nicht nur) Meerschweinchen hervorragend angepasst. Auch hier macht die Dosis das Gift, es schwören viele auf bittere Aprikosen Kerne gegen Krebs wegen eben dieser Glykoside :g:
Immer wieder spannend, was so alles verbreitet wird...
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Murx Pickwick

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Antwort: Bambus
« Antwort 56 am: 05. August 2019, 18:03 Uhr »
Es geht beim Bambusschößling nicht um Blausäure, sondern um cyanogene Glycoside, die mit speziellen Enzymen unter Sauerstoffeinfluß Blausäure abspalten können.

Mal ganz davon abgesehen, daß bei der Energiegewinnung in unseren (und Meerschweinchen-)zellen tatsächlich Blausäure entsteht und sehr schnell unschädlich gemacht werden muß, so daß die Mechanismen zum Abbau von Blausäure in Tierzellen sehr effizient sind, haben sich Meerschweinchen an cyanogene Glycoside angepaßt. Die sind nämlich in vielen Gräsern und etlichen Kräutern enthalten, welche ihre Vorfahren natürlicherweise fraßen.

Sehr viele Pflanzenarten produzieren cyanogene Glycoside, vor allem Gräser (Bambus z. B. oder die meisten Hirsearten). Damit sie nicht selbst durch unabsichtliche Abspaltung von Blausäure sich umbringen, können diese cyanogenen Glycoside nur dann Blausäure abspalten, wenn ein Enzym sie aktiviert - und dieses Enzym wird nicht im gleichen Zellkompartiment gelagert, wie die cyanogenen Glycoside selbst. Erst beim Zerkauen kommen Enzym und cyanogene Glycoside zusammen.
Um auf Nummer sicher zu gehen, damit nicht ein abgerissenes Blatt dazu führt, daß die ganze Pflanze sich vergiftet, ist diese Abspaltung kontrolliert und langsam, oft ist zudem Sauerstoff notwendig, um den Vorgang der Blausäureabspaltung anzustoßen - und das nutzen Meerschweinchen aus.

Meerschweinchen ziehen ihr Futter wie ein Blatteinzug eines Druckers in ihr Maul. Dabei kommt keine Luft in den Mundraum, also auch kein Sauerstoff. Die Pflanze wird recht schnell zermahlen - und der so entstehende Saft mit eventuell enthaltenen cyanogenen Glycosiden und Enzym zum Abspalten der cyanogenen Glycoside wird runtergeschluckt.
Dadurch, daß beim Kauen kaum Sauerstoff drankommt, sind schonmal alle cyanogenen Glycosid-Enzyme unschädlich gemacht, die zusätzlich Sauerstoff benötigen, um aktiviert zu werden. Sie können dann die cyanogenen Glycoside nicht mehr spalten.
Dadurch, daß Meerschweinchen so schnell kauen und den entstehenden Saft samt cyanogener Glycoside und Enzyme runterschlucken, gelangen diese in den Magen, wo effektive Meerschweinchen-Enzyme sowohl die Pflanzenenzyme, als auch die cyanogenen Glycoside abbauen - lange, bevor Blausäure in schädlicher Menge freigesetzt werden kann.

Aber das ist noch nicht alles ... sollte die Pflanze schon vorher verletzt worden sein und hat schon eine Menge Blausäure abgespalten, schmecken das Meerschweinchen (und auch wir Menschen). Die Pflanze schmeckt dann stark nach Mandel - und wenn es zuviel Blausäure ist, schmeckt sie unangenehm widerlich scharf - nix mehr mit leckerem Mandelgeschmack.
Meerschweinchen spucken dann die Pflanze regelrecht aus, noch bevor sie anfangen zu kauen ... sie können sich also gar nicht mit freigesetzter Blausäure vergiften, weil der Spuckreflex bei scharfem Mandelgeschmack ist angeboren (auch bei uns Menschen übrigens).

Bei uns Menschen gibts dennoch bisweilen schwere Vergiftungen durch Blausäure, vor allem bei Bittermandeln und Aprikosenkernen - allerdings nicht bei Genuß der rohen Kerne, sondern vielmehr, wenn sie gemahlen mit Zucker zusammen im Kuchen landen und vor dem Backen genügend Zeit hatten, Blausäure abzuspalten. Der Zucker überdeckt den Mandelgeschmack stark, das Erhitzen im Ofen tut ein übriges. Über bleibt der leckere Mandelgeschmack, die Schärfe, die auf zuviel Blausäure hinweist, ist maskiert!
Merke: Vorsicht bei Mandelkuchen und gemahlenen Aprikosenkernen im Kuchen! Vor allem, wenn dieser von der bösen Schwiegermama angeboten wird - könnte sein, daß sie sich rächen will!^^

Funfact: Wenn man es schafft, Meerschweinchen Kuchen mit Mandeln oder Aprikosenkernmehl schmackhaft zu machen, können auch sie nicht mehr schmecken, daß der Kuchen große Mengen Blausäure enthält - der Zucker täuscht also auch ihre Geschmacksnerven.
Merke: Gezuckerter Mandelkuchen und Aprikosenkernkuchen sind nix für Meerschweinchen.

Narnia

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Antwort: Bambus
« Antwort 57 am: 01. Juli 2020, 00:31 Uhr »
Für diejenigen, die Bambus neu pflanzen wollen:

Es gibt bei Bambus Arten, die wie wild Wurzelausläufer bilden und mit einer stabilen, tiefen Wurzelsperre gepflanzt werden sollten, und solche, die Horste bilden und angeblich gar nicht wuchern. Eine nicht wuchernde Gattung ist Fargesia (also jede Art, die als erstes diesen Namensbestandteil hat, sollte harmlos sein). Infos bei Wikipedia

Ich habe selbst erst letzten Herbst für die Schweinchen eine solche Pflanze gesetzt. Sie wächst bisher langsam (und braucht relativ viel Wasser, auch im Winter). Die wuchernden Sorten wachsen vermutlich schneller, aber das würde ich mir nicht antun wollen.

Wenn man eine noch kleine Pflanze in das Schweinchengehege setzt, wird sie vermutlich nicht lange bestehen.

Vio

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Antwort: Bambus
« Antwort 58 am: 01. Juli 2020, 18:45 Uhr »
Der Vollständigkeit halber:
Hier gehts um Zahnabrieb und auch dabei dann noch etwas um Bambus: https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1828.msg27008#msg27008
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