Diese Studie von 2012 hat nicht viel neues gebracht, jedem Mikrobiologen war klar, einen wirklich sterilen Raum kann man nur künstlich herstellen, den gibt es in der Natur nunmal nicht.
Selbst auf dem Mond lassen sich Mikroben nachweisen ...
Was mit dieser Studie erstmalig nachgewiesen werden konnte, ist, daß sich die Gesellschaften im Harntrakt unterscheiden - sowohl, was in der Blase und in den übrigen Abschnitten sind, als auch eben von Mensch zu Mensch. Mikrobiologen, die sich mit dem Thema beschäftigten, hatten das schon lange vermutet, weil es logisch ist, aber der Nachweis fehlte.
Daß der Harn steril ist, ist eine vereinfachte Darstellung - so stark vereinfacht, daß das eigentlich schon wieder falsch ist ... wie gesagt, überall, wo Leben vorkommen kann, kommt Leben vor. Das gilt für die gesamte Erde, sämtliche Boden- und Wasserschichten, innerhalb von Organismen und außerhalb. Es gibt keinen wirklich mikrobenfreien Raum, den kann es einfach nicht geben, da alles besiedelt wird, was besiedelt werden kann.
Fertig.
Daß die Arbeit von 2012 überhaupt in der Medizin Beachtung fand, war der Fakt, daß es eine Zusammenfassung in der Apotheker-Rundschau gab (war glaub ich diese, war jedenfalls ne deutsche Apothekerzeitschrift, die von vielen Medizinern abonniert wurde). Für Apotheker und Mediziner war das natürlich neu, daß auch gesunder Harn Mikroorganismen beinhalten soll ... und deshalb wurde es extrem gehyped.
Ändert aber nix an der Tatsache, daß es eigentlich Schnee von gestern ist - genau wie der Magen ist auch der Harntrakt besiedelt - aber halt ungewöhnlich wenig besiedelt, so besiedlungsarme Gegenden gibts nur an sehr wenigen Orten auf unserer Erde. Selbst in der Antarktis leben deutlich mehr Mikroorganismen pro Flächeneinheit.
Vergleicht man das Ganze allerdings mit einem von uns Menschen geschaffenen Reinraum, ist der Harntrakt sogar richtig dicht besiedelt! Das ist dann der reinste Urwald!
Wenn also irgendwo von "sterilen" Harn die Rede ist, ist immer damit gemeint, daß da mit den üblichen sehr groben Nachweismethoden, welche ja Krankheitserreger nachweisen sollen, nix nachweisbar ist ... wirklich steril ist auch der Harn nicht und das hat absolut gar nix mit der Scheidenflora zu tun - da wachsen nämlich gänzlich andere Mikroorganismen, die könnten im Harntrakt nicht dauerhaft überleben.
Die Arbeitshypothese, um den nächsten Forschungsauftrag zu bekommen, unter diesen Harntrakts-Mikroorganismen könnten welche bei sein, welche den Harntrakt gesund erhalten, hat sich inzwischen längst zerschlagen - wäre auch merkwürdig, weil es handelt sich ja nicht um so ein dichtbesiedeltes Gebiet, wie die Scheidenflora oder gar dem Dickdarm ... die wenigen Mikroben können gar nicht beeinflussen, ob da ne Entzündung entsteht oder nicht, die können sich nicht einmal dagegen wehren, daß von außen Mikroben einwandern und ihr Unwesen treiben - aufgrund des extremen Nahrungsmangels ist nämlich die im Harntrakt heimische Mikroorganismengesellschaft über Einwanderung genauso wenig begeistert, wie der Wirt, das Meerschwein (oder der Mensch). Und Entzündungen sind für sie sogar ein Auswanderungsgrund - das, was da dann plötzlich in der Blase oder im Harnleiter los ist, das mögen diese scheuen Mikröbchen so überhaupt gar nicht ... das wird für sie ne echt giftige Atmosphäre.
Ob und wie sich die heimische Harntraktsgemeinschaft bei ner Entzündung verhält, ist bislang noch gar nicht erforscht - die Viechers sind einfach so klein und so selten und lassen sich zudem auch noch so schwer anreichern, daß ihr Verhalten kaum entschlüsselt werden kann ...
Ich selbst kenne es bei Blasenentzündung nur, AB drauf - ruhig etwas länger und etwas mehr - fertig ...
Ich kann mir allerdings gut vorstellen, daß bei Meerschweinchen eine AB-lose Therapie nur dann klappen kann, wenn man genügend Pflanzen auftreibt, welche ihre eigenen antimikrobiellen und antiviralen Wirkstoffe mitbringen, die dann auch in den Harntrakt transportiert werden können. Eine weitere Rolle dürften Pflanzen mit immunmodulierenden Wirkstoffen spielen. Anders wie wir Menschen sind ja die reinen Pflanzenfresser deutlich mehr auf Pflanzenwirkstoffe angewiesen. Wovor man sich einst schützte, hat man sich mit der Zeit nutzbar gemacht.
Vielversprechende Pflanzen mit antimikrobiellen Wirkstoffen wären Weide, Schwarzerle, Zwiebelgewächse, viele Küchenkräuter, Efeu, Hahnenfuß etc. Hier erweist sich mal wieder, je mehr Pflanzenarten den Meerschweinchen zur Verfügung stellen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß genau das Passende mit bei ist.
Bekannte Pflanzen, die auf das Immunsystem direkt oder indirekt wirken, wären Sonnenhut und Schwarzkümmel. Es gibt da aber mit Sicherheit deutlich mehr Pflanzen ...
Nun ist es allerdings auch die Umgebung, die wichtig ist - Meerschweinchen sind nunmal kleine Krummbeiner, die mit ihren Harnwegsöffnungen direkt über den Boden schleifen (ok, nicht ganz so, aber der Abstand Boden - Pinkelöffnung ist schon sehr gering). Feuchter, kalter Boden, bakterienreiche Umgebung, ständiger, gleichmäßiger Luftzug etc fördern Blasenentzündungen.
Natürlicherweise kamen domestizierte Meerschweinchen auf Stampflehmboden vor - Lehm besitzt selbst stark antibakterielle Eigenschaften, auf Stampflehmböden finden sich deutlich weniger Mikroorganismen, insbesondere solche, die in den Harntrakt einwandern können, wie in Wiesenheu, üblicher Einstreu, Fleece etc ... bislang käme bestenfalls noch Hanfeinstreu an Lehmstampfboden heran (oder übertrifft diesen sogar von den antimikrobiellen Eigenschaften).
Weide besitzt zwar eine extrem reichhaltige Bodenfauna- und -flora, aber hier handelt es sich wiederum ähnlich wie beim Darm um derartig viele Mikroorganismen, daß da sich die Gemeinschaften durchaus gegen Fremdbesiedlung wehren können - klappt ja auch, wenn man nicht gerade fünf Meerschweinchen auf nur 20qm Weide dauerhaft laufen läßt - dann klappt es nicht mehr so gut, weil die ständig ausgeschissenen Darmbakterien das Bodenbakteriensystem stark verändern und für sich wohnbar gestalten. Der Boden von Weiden braucht also immer eine gewisse Zeit, sich zu erholen, eine Zeit, wo keine Meerschweinchen drauf rumkötteln.
Wahrscheinlich ist dabei ein optimaler Rythmus von 2 - 4 Wochen Beweidung und längerer Ruhezeit - man sieht das an den Gräsern, wenn diese anfangen zu wuchern und selbst im Winter teilweise noch Grün produzieren, sobald der Boden gerade eben so nicht zu kalt ist, dann hat man den richtigen Rhytmus gefunden.
Bei mir hatte sich nur aufgrund der Beweidung eine typische totgewirtschaftete und verdichtete Rasenlandschaft, wo selbst die Rasengräser kaum mehr wuchsen, innerhalb von nur einem halben Jahr zu einem Grasdjungel entwickelt - und das nur, weil ich die Weidefläche meiner Kaninchen und Meerschweinchen regelmäßig alle 6 - 8 Wochen versetzt hatte. Mir war das damals nur gar nicht bewußt gewesen, was ich da tue, ich hab halt den Zaun weitergeschoben, wenn das Wiesengrün abgefressen war und sich die Meerschweinchen infolgedessen unwohl fühlten, weil die Deckung fehlte. Lange Zeit glaubte ich, das sei hauptsächlich mein Werken gewesen, weil ich ja immer wieder Samen, die zuviel waren, auf die Weide streute. Aber es klappt auch wunderbar, wenn man eben nicht nachsät ... ich habs nun oft genug bei Anderen beobachten können.
Die ganzen Aufbesserungen mit EM, Bentonit und was es sonst noch so alles gibt, lassen so einen runtergewirtschafteten Rasen erst nach zwei bis drei Jahren ergrünen ... und selbst dann ist der Boden nicht so tiefgründig, das Bodenleben nicht so vielfältig und die Pflanzenartenanzahl nicht so hoch, wie nach nur einem halben Jahr intensiver Beweidung mit entsprechend langen Weidepausen ... einzig das geziehlte Beimpfen mit sog. Pflanzentees könnte eine ähnliche Wirkung haben (Dr. Elaine Ingham erforscht das wohl gerade).