Der günstigste Zeitpunkt zum Verfüttern ist der Zeitpunkt, wo Wurzel und Sproß voneinander unterscheidbar werden - dann siehst du auch am besten, ob die Saat angefangen hat zu Schimmeln - Saat mit Schimmel darf natürlich nicht verfüttert werden.
Wenn sich an einer Saat was Weißes bildet, kann es beginnender Schimmel sein, oder du siehst so langsam die ersten vorwitzigen Zellen, aus denen sich dann Wurzel und Sproß bilden. Das ist nicht immer leicht zu unterscheiden - aber wenn halt die Strukturen größer werden, sieht man es - Schimmel breitet sich über die gesamte Saat aus, Wurzeln sehen irgendwann aus wie Wurzeln, Sprosse wie Sprosse ...
Beim Keimen werden die in den Saaten eingelagerten Reservestoffe aufgebrochen, dazu bilden sich eine ganze Reihe von Enzymen, damit das Aufbrechen der Reservestoffe schneller geht. Aus den Reservestoffen (meist Stärke oder Fette, bei Hülsenfrüchten auch fertige Eiweißbausteine) werden dann Eiweiße, weitere Enzyme, Chlorophyll, Zellmaterial und was der Keimling halt sonst noch so alles braucht, bis er endlich seine erste Nahrung aufnehmen und das erste Mal Licht nutzen kann.
Das Besondere an der Keimzeit ist für die meisten Pflanzen, daß sie die Fraßschutzstoffe, welche die Saat geschützt hatten, abbauen und die ersten neuen Fraßschutzstoffe erst bauen, wenn sie Licht und Nährstoffe aufnehmen. Das heißt, es gibt in der Keimlingszeit eine Verteidigungslücke - gutes, leicht verwertbares Eiweiß, Mineralstoffe, Stärkereste und Fettsäuren liegen gut verdaulich frei, die Meerschweinchen (oder auch wir Menschen) freuen uns darüber und können es nutzen.
Einzig die Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Luzerne, Bohnen, Klee etc) schaffen es, einige Enzyme noch während der Keimung zu produzieren, die gleichzeitig schon Fraßschutzstoffe darstellen. Meerschweinchen mögen deshalb meist keine gekeimten Hülsenfrüchte. Einzig Mungobohnenkeimlinge sind aus der Hülsenfruchtliga durchaus beliebt (und äußerst nahrhaft und gesund, auch für uns Menschen).
Es gibt einige Menschen, die sich mit Ernährung auseinandergesetzt haben, und darauf schwören, daß die Enzyme der Keimlinge ganz besonders gesund seien ... ob das wirklich so ist, weiß ich nicht.
Keimlinge schmecken jedenfalls - und für Meerschweinchen haben insbesondere gekeimte Mehlsaaten den Riesenvorteil, daß die für sie schädliche Stärke zu großen Teilen schon abgebaut und in Eiweiß und Cellulose umgebaut wurde, so werden Mehlsaatenkeimlinge schwerer verdaulich - und dadurch für das Meerschweinchen äußerst gesund.
Auch wir Menschen reagieren recht empfindlich auf zuviel Stärke, Weizenkeimlinge sind beispielsweise für uns gesund, während das Weizenkorn selbst für uns Menschen schädlich ist. Ist die Weizenpflanze gewachsen, ist sie besonders gesund für Meerschweinchen - aber für uns schon wieder unverdaulich, wir müssen dann erstmal wieder auf die Samen warten, erst die sind für uns wieder verdaulich - aber ungesund.