Autor Thema: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit  (Gelesen 34222 mal)

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Vio

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Narnia, du musst Bedenken, dass es nicht immer so läuft, dass man Tiere in Bockgruppen vermittelt und gut ist.
Die Tiere, die aus den Notstationen vermittelt werden, werden leider zum Teil fröhlich weiter gegeben, ob da ein Schutzvertrag ist oder nicht und egal, wie toll man beraten und mit wie viel Achtsamkeit man die neuen Besitzer der Tiere man gewählt hat. Man hat da keinerlei Kontrolle nach Abgabe drüber und auch keine Rechte mehr, da was gegen zu unternehmen.
Es ist schon zu genüge vorgekommen, dass mit Jungs, die unkastriert vermittelt wurden, dann doch wo gezüchtet wurde. Die Leute kommen auch ab und zu auf den Gedanken, wenn am Ende ein Bock übrig ist, dass man dann doch mit einem oder mehreren neuen Mädels mal Babys gemacht werden könnten.
Das kommt leider öfter vor als man denkt.
Natürlich können so Leute sich die Tiere dann von überall besorgen, aber wenn man nur Kastrierte Böcke raus gibt, ist man am Ende nicht der, der Schuld ist, dass dies sich Tiere vermehrt haben, was nicht angedacht war.
Was ja auch in vielen Fällen zum Teil zu solchen Animal hording Fällen führt und sogar die Behinderung oder den Tod von Tieren bedingt (Schimmel Thematik und das Thema der zu alten Weibchen).

Einen Bock unkastriert heraus zu geben birgt die Gefahr, dass durch seine Zeugungsfähigkeit Tierleid entsteht und käme für mich daher niemals in Frage.
Wenn man aktiv im Tierschutz ist, erkennt man sehr schnell, dass Information und Vertrauen gar nichts zählen. Die Leute machen die schlimmsten Dinge mit den Tieren und wenn man einen Jungen nicht kastriert, gibt's keine Garantie, dass mit ihm nicht noch vermehrt wird.
Vielleicht meint Hugomero das mit den praktischen Erfahrungen: ich verstehe, was du theoretisch meinst, aber das ist so in der Praxis eine Utopie. Wenn du jetzt 10 Jahre lang eine Notstation gehabt hättest und ständig Böckchen vermitteln würdest, sähe deine Argumentation sicher ganz anders aus.
So ist die Praxis manchmal gewichtiger als die theoretischen Überlegungen. Ich habe auch früher vieles anders gedacht oder andere Ansichten gehabt. Dann war ich mal in so einer Situation - und seitdem sehe ich ein, was die anderen meinten, was ich damals nicht verstehen konnte mangels praktischer Erfahrungen.
Deine Texte wirken manchmal etwas angreifend oder verurteilend, dies ist sicher so nicht gemeint, wie ich dich kennengelernt habe :-) vielleicht auch einfach nur mein Eindruck.

Aber auch gerade hier in solchen Fällen möchte man dann einfach gerne schreiben: erlebe erst mal die Praxis, bevor du etwas verurteilst, was du bisher nur in der Theorie durchgespielt hast.
Die Leute, die Tiere vermitteln, lassen doch nicht (um sich auf deinen letzten Satz zu beziehen) Kastrieren, nur weil man das so macht oder weil sie es für einen Klacks halten. So ethische Bedenken hatten sicher die meisten anfangs.
Du bist nicht die Erste und sicher nicht die Letzte, die die pauschale Kastration von Jungs kritisch sieht.
Das ist auch richtig so. Aber wir stehen hier am Ende alle auf der gleichen Seite, das sollte man nicht vergessen: am Ende wollen wir für die Tiere, die einzelnen und die Gesamtheit der Tierart, das Beste.
Wir alle hier würden so einen Eingriff doch nicht vornehmen lassen, wenn da nicht gewichtige Gründe hinter Ständen?!
Spätestens, wenn mit den ersten von dir vermittelten nicht kastrierten Jungs gezüchtet wurde, dabei Tiere zu schaden kamen und sich ein animal hording fall mit 100 Tieren draus entwickelt hat, würdest du ganz bestimmt dieses Risiko auch nicht mehr eingehen und die Jungs nur noch Kastriert raus geben, würde ich meinen.

Was die Kastra als Altersvorsorge angeht, da geht es nicht pauschal darum, Jungsgruppen aufzulösen, wenn ein Bock am Ende übrig bleibt. Es soll einfach nur für jeden Jungen die Möglichkeit da sein, dass er, sollte er irgendwann nicht mehr zufrieden in eine Jungsgruppe sein, zu Mädels kann. Und auch, wenn er dann schon alt ist und Baustellen hat.
Hast du schon erlebt, wie ältere Jungs halb zu Tode gemobbt werden in einer Jungsgruppe von jüngeren Jungs?
Das ist so gar nicht witzig. Glück für den Jungen, wenn man ihn dann hat in weiser Voraussicht schon zuvor in seinem Leben Kastrieren lassen und er bei einem lieben Mädchen seine letzten Monate verbringen darf und nicht alleine oder in Panik vor anderen Jungs.
Es gibt nie eine Garantie, dass ein Bock immer zufrieden in einer Jungsgruppe bleibt.
Wenn es passt, super. Wir brauchen wegen dem Überschuss an Jungs Jungsgruppen, ganz klar.
Aber man sollte nie einen Jungen so ein Leben aufzwingen, wenn es für ihn nicht mehr passt und Kastra ist die Sicherheit auf eine Alternative zu jeder Zeit im späteren Leben eines Schweinchen-Mannes.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Schnubbel13

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Natürlich finden alle männlichen Tiere ein Zuhause in einem Harem. Es dauert länger, aber wir hatten noch keinen Buben,der auf ewig auf der Pflegestelle leben mussten. Und nein, sie werden bei uns nicht in Bockgruppen gehalten. Ich kann auch nicht nachvollziehen warum du Bockgruppen so anpreist, wenn du doch bei deinen eigenen Tieren die Probleme live miterlebst.. Aus deinen Berichten klingt es ,als ob deine Jungs eher als Zweckgemeinschaft, manchmal mehr schlecht als recht zusammen leben.
Mich würde immer noch interessieren, wie in der Praxis durch Beratung Nachwuchs verhindert werden kann
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Narnia

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Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!

Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!

Es sind nicht einzelne Männchen, die etwas länger übrig bleiben, sondern die Mehrzahl, wenn die Haremsgruppen als Standardlösung empfohlen werden.

Vio

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Ich fühle mich gerade ein bisschen wie auf der Anklagebank  :frag:
Du scheinst aufgebracht. Warum?

Natürlich können wir rechnen. Es muss natürlich einen Bock-Überschuß geben, wenn immer nur ein Junge auf mehrere Mädchen kommt, klar.
Wir haben aber dennoch auch keine Probleme und finden für jeden Jungen, der nicht Bock-verträglich ist, ein Zuhause im Harem. Wir hatte noch nie Probleme, ein Zuhause zu finden, auch wenn es mal ein paar Monate dauert.
Dies liegt aber daran, dass dann nur schlechte Anfragen kommen und nicht, dass es keine Nachfrage geben würde.

Ich hab die Haremsgruppe nicht als Standardlösung empfohlen. Wenn ein Junge Bock-verträglich scheint und zufrieden wirkt, kommt das für uns in Frage.
Es ist aber leider so, dass es oft keine Alternative gibt zur Haremsgruppe.
Die meisten der Jungs zeigen sich in der Notstation nämlich leider nicht als Bock-verträglich und wir bekommen auch manchmal welche zurück, die in Jungsgruppen gingen und wo es auf Dauer nicht geklappt hat.
Trotzdem findet man immer ein gutes Zuhause in Haremsgruppen und ich kenne sogar immer noch Halter, die reine Mädels-Gruppen haben.
Spannend finde ich auch, warum das so ist? Es muss einen Böckchen-Überschuss geben, aber so richtig sehen wir den in der Notstation wirklich nicht. Und so viele Jungs geben wir ja nicht in Jungsgruppen mangels Verträglichkeit.

Ich denke, dass das woanders anders aussehen könnte. Ich hab engen Kontakt mit 7 (zum Teil privaten) Notstationen und da findet jeder Junge am Ende ein schönes Zuhause.
Ggf reichen die wenigen Jungsgruppen als Ausgleich aus?
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Ina

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Hallo, ihr Lieben! :winke:

Die Diskussion hier führt gerade ziemlich weit vom ursprünglichen Thema weg.

Ich habe dennoch drei Beiträge aus dem Vorstellungsbereich sowie das von Narnia neugestartete Thema "Kastration bei älteren Böckchen?" mit diesem Thema hier zusammengeführt, damit der Gesprächszusammenhang erhalten bleibt, bzw. wieder hergestellt wird. Wir sollten nicht zeitgleich an drei verschiedenen Stellen im Forum die gleiche Sache diskutieren.
Liebe Grüße von Ina :ms2:


Schnubbel13

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Mir geht's ähnlich wie Vio, nur fühle ich mich eher angegriffen. Warum kannst du uns nicht glauben, wenn wir dir sagen, alle Männchen finden ein Zuhause? Wie das geht? Es sterben Haremswächter, es gibt Menschen,die neu mit der Haltung anfangen und es gibt Paarhaltung.
Und da du ja so auf Zahlen stehst, ich hatte in den letzten fünf Monaten drei schwangere Mädels, die haben insgesamt sechs Babys zur Welt gebracht und davon waren es vier Weibchen.
Und dann will ich dir noch etwas sagen, wenn es endlich nicht mehr möglich wäre, dass sich jeder einen unkastrierten Bock in der Zoohandlung oder bei dubiosen Züchtern besorgen kann, dann würde es deutlich weniger Leid für die Tiere geben, wenn die Vermehrung aus dem Ruder läuft. Wenn du nur einmal in einer Wohnung gewesen wärst,in der die Tiere auf einer 30cm Kotschicht gesessen haben, dann würdest vielleicht auch du  Kastrationen aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Katharina

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Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!

Hallo, miteinander! :winke:

Narnia, es ist doch kein Problem Kastraten zu vermitteln, sie finden früher oder später wohl alle einen Platz. Es ist viel eher so, dass ein Mangel an Kastraten herrscht, wenn man einen sucht. Aus Tierschutzgründen ist es nahezu unverantwortlich unkastrierte Böckchen zu vermitteln, darüber dürften wir uns wohl einig sein.

Unkastrierte (ältere) Böckchen sind bei den Haltern meist nicht sehr begehrt, weil die Probleme damit vorprogammiert sind. Jungsgruppen sind oft leider nicht stabil, manchmal treten die Probleme gleich auf, manchmal erst in bestimmten Phasen, manchmal erst dann, wenn eines der Tiere verstirbt und die Gruppe wieder aufgestockt werden soll oder nur noch ein letztes Böckchen da ist. Mit kastrierten Böckchen ist eine erneute Vergesellschaftung zumeist etwas einfacher...und es gibt dann eben auch einen Plan B: Die Vergesellschaftung mit Weibchen, die so ebenfalls möglich wäre.

Das Risiko der Kastration/Narkose und die Angst, dass ein Tierchen daran oder an den Folgen verstirbt oder dass das Böckchen wegen der Kastration psychisch Schaden nimmt, die schwierige Entscheidung "Kastration - ja oder nein?".... diese und andere Probleme hat dann der Halter von unkastrierten Böckchen, der damit wohl oft überfordert ist. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Entscheidung ein Böckchen kastrieren zu lassen genau deshalb oftmals zu lange hinausgezögert wird, bis es dann wirklich zu spät ist. Ich würde vermutlich auch ein älteres Böckchen noch kastrieren lassen, wenn es gesundheitlich stabil ist und es keine gute Alternative für das Tierchen gibt.

Ich befürchte sehr, dass der übriggebliebene Partner von zwei unkastrierten Böckchen (gerne werden ja junge Brüderpaare genommen) sehr häufig nach dem Tod seines Partners alleine bleibt, weil er nicht mehr vermittelbar ist und auch nicht mehr kastriert wird.

Dass es keinen sehr großen Überschuss an Jungs gibt, könnte möglicherweise daran liegen, dass Weibchen im Durchschnitt eine etwas längere Lebenserwartung haben. Der "erneute Bedarf" an Böckchen/Kastraten als Ersatz für ein verstorbenes Tier in einer Kleingruppe/Paarhaltung ist also vielleicht etwas höher. Für mich ist das gesundheitliche Risikio durch die Kastration von Böckchen auch nicht von der Hand zu weisen. Für noch stärker lebensverkürzend halte ich aber das Problem, dass vermutlich recht viele unkastrierte Böckchen in Paarhaltungen oder Gruppenkonstellationen leben, in denen sie nicht glücklich sind und zu sehr unter Stress stehen. Das wird von vielen Haltern vielleicht nicht mal bemerkt. Auch wenn es keine offenkundigen Rangeleien und Kämpfe mehr geben sollte: Zweckgemeinschaften können zwar funktionieren, aber dass die Tiere so ein erfülltes Leben haben und ausgeglichen und wirklich entspannt sind, glaube ich nicht. Meerschweinchen brauchen Freunde.

Ich gehe auch davon aus, dass Jungs tendenziell häufiger den Platz bzw. die Gruppe wechseln müssen als Mädels und/oder häufiger gescheiterte Vergesellschaftungsversuche durchstehen müssen. Ein Platzwechsel, auch wenn das Tierchen aus einer suboptimalen Haltung stammt und in eine gute Notstation oder in ein gutes Zuhause kommt, bedeutet viel Stress, wird von manchen Tieren vielleicht sogar traumatisch erlebt. Meerschweinchen sind äußerst soziale und sehr stressanfällige Tiere. Da kann ein häufiger Platzwechsel oder der Dauerstress in einer nicht harmonischen Gruppe Krankheit und Tod bedeuten.

Etliche Böckchen werden mittlerweile frühkastriert, dies dämmt den "Jungsüberschuss" wohl ebenfalls etwas ein, da Frühkastraten wohl eher als Neutren zu sehen sind und in der Gruppe eher als Weibchen gehändelt werden. Ob Frühkastraten glücklich sind, weiß ich nicht. Mit Frühkastraten habe ich selbst aber gar keine Erfahrungen.

Zu der "Natürlichkeit" von unseren Haltungen möchte ich noch etwas sagen:

Es ist m.M.n. unsinnig, die Gegebenheiten in der Natur, also z.B. die von Wildmeerscheinchen, mit dem zu vergleichen, was für das Haustier Meerschweinchen üblich und möglich ist. Das sind ganz verschiedene Tiere, unsere Hausmeerschweinchen könnten in der freien Natur wohl nicht überleben. Wir können als Halter im Auge behalten, welche Vorfahren unsere Hausmeerschweinchen haben und welche Bedürfnisse unsere Tiere deshalb haben, aber wir können ihnen bei uns zu Hause kein "natürliches Leben" ermöglichen. Mehr als eine Annäherung an ein natürliches Leben wird wohl kaum möglich und auch nicht wünschenswert sein. Das geht bei der Kontrolle der Fortpflanzung los und hört mit dem Raumangebot, das wir unseren Tieren machen können, noch nicht auf. Eine Haremsgruppe ist nicht "natürlicher" als eine Bockgruppe. Aber beides wird es ähnlich in freier Natur geben;  der Unterschied liegt u.a. darin, dass sich die wildlebenden Meerschweinchen fortpflanzen, in wesentlich größeren Gruppen leben und praktisch unbegrenzten Platz zur Verfügung haben.

Es ist unnatürlich, eine Kleingruppe von Tieren auf nur wenigen Quadratmetern in Haus oder Garten zu halten. Keines unserer Meerschweinchen kann sich selbst eine neue Gruppe, andere Freunde oder einen neuen Partner suchen, wenn es das Bedürfnis danach hat, als heranwachsendes Böckchen nicht an die Weibchen herandarf oder von seiner bisherigen Gruppe ausgeschlossen wird. In der freien Natur wird es für Böckchen vermutlich kaum wiederholt ernsthafte Kämpfe oder Dauerstresssituationen geben. Das unterlegene Tier wird flüchten; es kann einfach gehen und woanders sein Glück versuchen.

Als Halter sind wir dafür verantwortlich, dass unsere Meerschweinchen eine Chance auf ein erfülltes Leben haben und es ihnen so gut wie nur möglich geht. Da gehört die Kastration von Böckchen (leider) auch mit dazu. Ich hatte mir schon öfter mal überlegt, eine Bockgruppenhaltung zu beginnen....ich werde es wohl nicht machen, weil ich die Probleme damit vermutlich nur schlecht händeln könnte. Und damit täte ich den Böckchen letzendlich nichts Gutes.

Ein Meerschweinchenzimmer von neun Quadratmetern mit zeitweiser Gartenbenutzung ist okay für meine kleine Haremsgruppe. Größer und anders wäre es besser, ist hier aber nicht möglich. Eine größere Gruppe als nur vier oder fünf Meerschweinchen wäre für meine Tiere bestimmt viel schöner und besser, aber das kann ich mir u.a. finanziell nicht mehr leisten und es wäre dann auch zu eng. Ich kann meinen Meerschweinchen auch kein natürliches felsiges Grasland in der Wohnung bieten.  ;-) Sie müssen auf unnatürlichem Fleece leben, damit ich ihnen die neun Quadratmeter bieten kann. Vielleicht hätten meine jungen Weibchen den Wunsch, Babies zu bekommen, das versage ich ihnen. Auch das ist unnatürlich.

Ich kann es mir nicht so recht vorstellen, eine Gruppe von vier oder fünf Böckchen/Kastraten hier auf neun Quadratmetern zu halten... also Tiere, die vermutlich nicht durchgängig miteinander harmonisieren, es wäre auch zu wenig Platz für sie vorhanden. Ich könnte Böckchen auch nicht gut wieder abgeben, die sich nicht vertragen und sich woanders vielleicht wohler fühlen würden. Beispielsweise dauerhaft nur zwei oder drei Böckchen zu halten, wäre für mich auch keine Option, denn meiner Meinung nach fühlen sich Meerschweinchen in größeren Gruppen sehr viel wohler, die Chance ist dann auch viel größer, dass sie wirklich gute Freunde finden. Es bleibt für mich also nur die Haremsgruppe, nicht weil sie "natürlicher" wäre, sondern weil ich auf diese Weise wohl das beste für meine Tiere bieten kann, was mir hier möglich ist.

Liebe Grüße
Katharina :ms2:

Hugomero

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Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!

Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!

Es sind nicht einzelne Männchen, die etwas länger übrig bleiben, sondern die Mehrzahl, wenn die Haremsgruppen als Standardlösung empfohlen werden.

Narnia, ich glaub keiner muss Dir die Frage konkret beantworten, Du hattest geschrieben dass Du fünf Tiere hast , die keiner mehr wollte und ab und zu Leute in zwei Foren berätst.Find ich sehr löblich, aber ist für mich nicht unmittelbar ein Kompetenzbeweis im Gegensatz zu ggf 20 jähriger Haltung , direkter Arbeit im Tierschutz mit allen Facetten.

 Zweifelst aber massiv die Aussagen von Usern an, die das Thema seit Jahren live miterleben, was ich nicht nachvollziehen kann. Es geht nicht um unterschiedliche Meinungen, aber der Ton macht die Musik und ich empfinde Deine Aussagen teils als ziemlich überheblich . ( in Franken gibt es den Begriff wie die Axt im Walde )

Wenn Du direkt Kontakt mit Tierheimen oder Notstationen hast, siehst Du die Anzahl der Mädels und Jungs und auch wie die Vermittlungen laufen.

Solche Diskussionen, bei denen so vehement Berichte aus der Praxis angezweifelt werden ( weil keine Zahlen genannt werde ect ) führen nur dazu, daß sich bisher vielleicht aktive User zurückziehen, was wiederum allen Hilfesuchenden schadet , vielleicht wäre das auch mal eine Überlegung wert
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Narnia

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Ich finde es sehr schade, wie dieser Austausch sich in Teilen entwickelt hat. Es geht hier um das Wohl der Böckchen und nicht um uns Menschen.

Weil es aber vermutlich falsch verstanden würde, wenn ich jetzt gar nicht mehr antworten würde, will ich versuchen, meinen Ansatz zu erklären:

Im Internet und in Büchern werden in Bezug auf Meerschweinchen (und andere Themen) sehr unterschiedliche, mitunter sogar direkt entgegengesetzte Ansichten vertreten und das auch von Menschen, die viel Erfahrung mit den Tieren haben und sicherlich das Beste für die Schweinchen wollen. Ich kann also nicht einfach etwas übernehmen, nur weil jemand schon lange Schweinchen hält oder sich im Tierschutz engagiert. Dadurch muss die Ansicht nicht richtig sein und sie kann gar nicht richtig sein, zumindest auf einer Seite, wenn zwei erfahrene Halter das Gegenteil behaupten oder empfehlen.

An einem Beispiel will ich das verdeutlichen: Es gibt Leute, die seit Jahrzehnten Schweinchen halten und empfehlen, wenn ein Tier ein paar Stunden nichts frisst, unbedingt Päppelbrei zu geben, notfalls mit Zwang, weil es sonst schnell zu tötlichen Aufgasungen kommt (verkürzt gesagt). Hier im Forum wird von ebenfalls sehr erfahrenen Haltern ein anderes Vorgehen empfohlen und der handelsübliche Päppelbrei und Zwangsernährung kritisch gesehen. Wessen Empfehlung soll ich nun übernehmen?

Mein Versuch, das für die Tiere Richtige zu erkennen, ist es, u.a. zu hinterfragen "warum?", "wie?" usw. Durch die Antworten kann ich im bestem Falle herausfinden, welche der Empfehlungen oder Ansichten richtig sein dürfte.

Leider hat dieser Versuch hier dazu geführt, dass mehrere von Euch das als ein Hinterfragen Eurer Kompetenz und damit einen persönlichen Angriff aufgefasst haben. Als Reaktion oder Verteidigung wurden mir verschiedene persönliche Vorwürfe gemacht, die m.E. mit der Sache gar nichts zu tun haben. Zugleich ist mir umgekehrt nichts bewusst, mit dem ich jemanden hier persönlich angegriffen hätte oder ein Fehlverhalten vorgeworfen hätte.

Ich hatte mit der zuletzt gebrachten Fokussierung auf die Frage, wie die Rechnung aufgehen soll, versucht einen einfachen, für mich nicht schlüssigen Punkt in der Argumentation aufzuzeigen oder dafür eine Erklärung zu bekommen. Es war also ein Versuch, mit einem Sachargument von der Ebene der persönlichen Vorwürfe und Rechtfertigungen wegzulenken. Das ist leider nicht gelungen. Das schreibe ich nicht als Vorwurf an einen von Euch, nur als Feststellung.

Von meiner Seite aus können wir diese Diskussion gerne ruhen lassen, da wir wahrscheinlich auf der Sachebene nicht mehr weiterkommen werden. Auf die persönlichen Vorwürfe werde ich hier auf jeden Fall nicht weiter eingehen. Das hat mit den Tieren, die uns allen am Herzen liegen und die hier im Mittelpunkt stehen sollten, nichts zu tun.

Vio

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In meinen Augen bist du die Einzige, die nicht sachlich geblieben ist, Narnia.
Wir haben lediglich geäussert, wie deine Beiträge auf uns wirken und dass wir uns von dir angegriffen fühlen.
Ich kann dir empfehlen, deine Beiträge nochmal kritisch durchzulesen und dir vorzustellen dabei, du wärst das Gegenüber, dem sie gelten und wie deine Beiträge dann wirken.

Gerne nutze ich dieses Beispiel hier, um zu erklären, was ich meine.
Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!
Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!
Es sind nicht einzelne Männchen, die etwas länger übrig bleiben, sondern die Mehrzahl, wenn die Haremsgruppen als Standardlösung empfohlen werden.

Wir hatten ausführliche Beiträge zuvor geschrieben, welche Sichtweisen wir vertreten.
Darauf bist du nicht eingegangen, hast dich an diesem Zahlenbeispiel aufgehangen und uns mit Ausrufezeichen "befohlen", dir da eine Antwort zu geben.

Man hätte sich weniger angegriffen oder vor den Kopf gestossen gefühlt, wenn du deine Aussage nicht so "wütend wirkend" oder befehlstonartig, sondern neutral und sachlich formuliert hättest, wie z.B.:
"Es müssen aber doch Jungs im Überschuss da sein, wenn man nur Haremsgruppen empfiehlt?
Die Rechnung geht ja doch nicht auf bei 1 Jungen auf 3 Mädchen."

Das "Beantwortet mir die Frage...!" ist völlig unnötig, denn auf eine Frage wären wir doch eh eingegangen, wenn gestellt.
"Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!" - spätestens da war ich etwas beleidigt.
Was unterstellst du uns da eigentlich? Dämlich zu sein? Noch nie drüber nachgedacht zu haben?
So zumindest kommt es für mich rüber. Und das nicht nur da, sondern häufiger in deinen Beiträgen.

Du sollst und musst hier gar nichts als "richtig" oder "wahr" kritiklos hinnehmen, was wir schreiben. Ein höfliches Hinterfragen der genannten Punkte hätte niemanden von uns gestört, im Gegenteil, ich schätze so etwas sehr.
Man kann alles sachlich fragen - oder aber man kann die Leute, wie aus meiner Sicht in deinen Beiträgen immer mal wieder geschehen, "anblaffen", angreifen und beleidigen.

Wenn mehrere Menschen dies so empfinden, würde ich persönlich, wäre ich an deiner Stelle, kritisch hinterfragen, warum meine Beiträge so verstanden werden und etwas an meiner Kommunikationsweise ändern, wenn dies also ja nötig scheint.

Ich glaube, dass dies von dir nicht so beabsichtigt war, so wie ich dich kennengelernt habe. Nichtsdestotrotz fühlt man sich aber leider sehr häufig von dir angegriffen und vor den Kopf gestossen und hat dann natürlich auch kein Interesse mehr daran, mit dir zu schreiben oder Zeit und Mühe in Texte mit unseren Gedanken und Fragen zu investieren, wenn dies am Ende der Dank ist.
Über eine sachliches Hinterfragen hätte ich mich im Gegensatz sehr gefreut, weil ich auch für mich in manchen Punkten noch keine klare Linie gefunden habe und generell auch andere Ansichten als erweiterten Blickwinkel sehr willkommen heisse.
Es wäre schön, wir könnten zu einer sachlichen Diskussion zurück finden.
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Schnubbel13

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Wir könnten schon sachlich weiter diskutieren, aber dazu würde auch gehören,dass du unsere Fragen nicht ignorierst, sondern beantwortest. Du forderst Antworten und wenn sie dir nicht gefallen(z.B. zu wenig Zahlen) , bohrst du weiter Ich hatte dich mehrmals gebeten, mir zu erklären,wie Beratung ungewollte Vermehrung verhindert nund du hast mich schlicht ignoriert. Es würde mich wirklich interessieren,nob so etwas möglich ist.
Du schreibst, am Beispiel päppeln, auf wen du hören sollst, auf die Gegner oder die Befürworter. Manchmal muss man sich aus verschiedenen Meinungen die Punkte raussuchen, mit denen man selber am besten klar kommt. Da braucht es Fingerspitzengefühl. Ich bin, um beim Beispiel zu bleiben,,auch eher pro päppeln, habe aber durch die vielen Berichte hier angefangen das Thema kritischer zu sehen und entscheide mittlerweile für jedes Tier individuell und päppel nicht mehr einfach drauf los.
Vielleicht siehst du irgendwann das Thema Kastrationen etwas anders wenn du unsere Antworten einfach nochmal objektiv betrachtest.
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Vio

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Hallo an alle  :winke:
Ich habe mir jetzt einen Tag Abstand gegönnt, um das Thema nochmal etwas neutraler anschauen zu können.
Erst mal möchte ich mich entschuldigen für den Vorwurf, lediglich Narnia hätte unsachlich reagiert, denn ich denke, spätestens am Ende waren wir alle emotional beteiligt.
(Eigentlich ist das ja auch irgendwie ein gutes Zeichen - schön, dass wir alle so viel Leidenschaft für diese Meerschweinchen aufbringen können, dass uns solche Themen nicht egal sind, wie vielen anderen Menschen.)

Ebenfalls möchte ich mich entschuldigen, noch mehr Öl ins Feuer gegossen zu haben anstatt zu vermitteln, was eigentlich mein persönlicher Anspruch und auch eine meiner Aufgaben als Team-Mitglied in diesem Forum gewesen wäre. Ich bin auch nicht perfekt, schön wär's...  :peinlich:

Ich denke, dass das Problem in diesem Thread war, dass hier zum einen User sind, die schon mehrere Jahre in der Praxis Erfahrung im Meerschweinchen-Tierschutz haben.
Diese haben sich auch bemüht, Alternativen zur Kastration zu finden, diese nicht leichtfertig oder alternativlos hingenommen, mussten aber merken, dass es keine Alternative zu geben scheint (da kann ich auch gerne noch mehr drauf eingehen und auch die für mich sehr schambehaftete Story erzählen, in der ich selbst vor ca zehn Jahren einen potenten Bock wider besseren Wissens zu meinen Mädels gesetzt habe...).
Man handhabt dies mit den Kastrationen ja nicht so, ohne die Thematik nicht bereits kritisch betrachtet oder andere Konzepte versucht zu haben.

Wenn dann jemand, der Alternativen in der Theorie durchgespielt hat, weil dieses Thema noch neu für ihn ist, dieses Vorgehen pauschal harsch kritisiert und die theoretischen Lösungen als funktionierend annimmt, die man in der Praxis verwerfen musste, trifft einen das natürlich. Schließlich nimmt man, zumindest wir, so einen Eingriff bei den Tieren nicht leichtfertig hin und die Aussage, es gäbe doch einfache Alternativen wie zb Beratung, impliziert dies aber.
Dadurch kam es sicher dazu, dass wir uns hier zum Teil vor den Kopf gestoßen und angegriffen gefühlt haben, obwohl es kein persönlicher Angriff sein sollte.
Theorie und Praxis sind leider zwei sehr unterschiedliche Dinge, es wäre schön, es wäre immer so einfach, wie man es sich in der Theorie vorstellt.

Am Ende finde ich die Diskussion nach wie vor sehr spannend und auch nötig.
Dass die Kastration von Meerschweinchen-Jungs nicht pauschal als Kleinigkeit angesehen wird und die körperlichen bzw psychischen Folgen auch erwähnt oder erforscht werden sollten, ist mit Sicherheit extrem wichtig.
Ich würde mich freuen, wenn wir "unsere Wunden zur Heilung lecken" und dann da vielleicht doch wieder zu einer sachlichen und konstruktiven Diskussion zurück kehren könnten, im Hinterkopf, dass hier eigentlich keiner angegriffen werden sollte und wir alle auf der gleichen Seite stehen und das Beste für die Tiere erreichen wollen.
Es wäre Klasse, wir könnten die "emotionale Energie" in die Ausarbeitung dieses Themas investieren und anderen Menschen, die sich ähnliche Fragen stellen, eine Art Übersicht über das Thema erarbeiten.
Vor allem könnte man so den Fokus darauf legen, was eine Kastration nach sich zieht - dieses Verständnis würde den kastrierten Jungs mit Sicherheit auch schon viel helfen und die Entscheidung pro oder contra Kastra ggf. in manchen Fällen erleichtern.

Ich zb. würde mich daher auch noch mehr dafür interessieren, was der Eingriff für psychische und physische Folgen mit sich bringen könnte. Ich hatte mich ja in den letzten Jahren in Theorie und auch Praxis mit dem Thema "Kastrationstrauma" aus der viszeralen Osteopathie befasst, wo genau dies beleuchtet wird: welche Muskeln und Nerven werden bei der Kastra eines männlichen Tieres durchtrennt, welche für das Gewebe traumatischen Eingriffe geschehen dabei?
Welche körperlichen Folgen zieht dies nach sich, wie beeinflusst dies dann ggf. auch die Psyche?
Wie beinflussen das"Drumherum" (Ort, Chirurg, Handling etc.) die Auswirkungen auf das Tier?
Leider kann ich das nicht so im Detail ausführen, wie die Pferdeosteopathin es kann, bei der ich zu Workshops war, aber ein bisschen was habe ich behalten.

Solche Themen fände ich aber noch sehr spannend, auch Gedanken zu Alternativen bezüglich der Kastration in Theorie und Praxis (was müsste in der Beratung und auch an Rechtsgrundlagen verändert werden, dass dies irgendwann eventuell die Notwendigkeit einer Kastration ersetzen könnte?), wann eine Kastration an- und wann abgeraten ist, zudem vielleicht eine generelle Pro und Kontra Liste.

Wie sieht es bei euch anderen aus, denkt ihr, ihr könnt hier nochmal "neu beginnen"?
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

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Antwort: Unser Umgang miteinander
« Antwort 57 am: 18. Mai 2021, 15:01 Uhr »
Wenn ich dich verletzt habe tut es mir leid, ich wollte aber schon,dass dir bei der ganzen Diskussion auch mal klar wird,was es für den Tierschutz bedeutet wenn jeder fröhlich vermehren kann, weil unkastrierte Buben verkauft werden. Das sind Bilder und Schicksale, die einem so schnell nicht aus dem Kopf gehen. Das macht traurig, verzweifelt und auch wütend, da kann ich nicht wirklich objektiv sein, wenn jemand gegen Kastrationen ist. Ich lasse mir auch von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden wegen etwaiger psychischer Schäden. Mir ist nämlich wirklich noch nie ein Kastrat begegnet mit einem seelischen Kastrationstrauma. Und wenn es wirklich eine realistische Alternative gäbe, wäre ich bestimmt offen dafür,aber so....

Schnubbel13, Du hast recht, dass eine Antwort auf Deine Frage wie Beratung das Problem lösen soll aussteht. Ich hatte sie nicht vergessen, sondern wollte erst das Zwischenmenschliche klären. Außerdem weiß ich nicht, wo die Antwort hingehört, weil es zu "Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit" nicht wirklich dazugehört. Ich werde, um Dich nicht weiter warten zu lassen, einfach hier antworten:

Wir sind uns völlig einig, dass man das Leiden durch planlose und "grenzenlose" Vermehrung von Meerschweinchen möglichst verhindern sollte. Und ich kenne die seelische Belastung, die Gewissenskonflikte und Sorgen um die Tiere durch eigene Tierschutzarbeit, sowohl zusammen mit dem regionalen öffentlichen Tierheim als auch mit privaten Tierschutzeinrichtungen. Ich habe selbst in dem verzweifelten Versuch zwei Tiere vor weiterer Quälerei zu schützen etwas getan, das mir heute noch sehr leid tut. Ich habe das Elend gesehen, wollte unbedingt helfen und habe dazu einen falschen Weg eingeschlagen. Ich habe auch Situationen von privaten Tierschützern gesehen, wo die Tiere, die sie schützen wollten sehr, sehr grenzwertig gehalten wurden, weil die Leute immer wieder versucht haben zu helfen und schon keine Kapazität mehr hatten.

Wir Menschen, die nicht wegsehen wollen, müssen m.E. abwägen, was wir steuern können und was nicht oder wo der Preis zu hoch wäre. Am Beispiel der Kastration bedeutet das für mich bisher:

Wenn ich von den neuen Haltern glaube, dass sie die Tiere lieben werden und gut informiert sind, dann würde ich es riskieren, auch ein unkastriertes Tier zu anderen Böckchen abzugeben. Ich kann sie beraten und durch Fragen meistens erkennen, ob die Gefahr einer Vermehrung bestehen würde. Selbstverständlich kann ich mich irren und letztlich deckt das Tier doch ein oder mehrere Weibchen. Ich kann mich aber auch irren und sie misshandeln das Tier massiv und es führt ein schreckliches Leben. Die Vorstellung ist entsetzlich, aber ich kann nicht alles Elend verhindern; ich kann nur bestmögliche Vorsorge treffen.

Du kannst jetzt natürlich sagen, "bestmögliche Vorsorge" bedeutet jedes Männchen kastrieren zu lassen. Ja, das kann man so sehen. Man kann es aber auch so sehen, dass der Preis für das Tier zu hoch ist, wenn es nur deshalb die OP, die Schmerzen, die Angst, ggf. die Schädigung des Darms durch AB, ggf. Leiden durch Komplikationen und ggf. Auswirkungen körperlicher oder seelischer Natur aushalten muss. Es sterben auch immer wieder Tiere in Folge der Kastration. Meistens liegt das vermutlich am Tierarzt, aber anscheinend nicht immer, wenn z.B. bei Saubergschweinchen zu einem oder zwei Todesfällen kam.

Weil das Tier den Preis bezahlen muss, muss es sich aus meiner Sicht für das betreffende Tier oder seine Gruppe lohnen, nicht um eine mögliche aber nicht sehr wahrscheinliche Gefährdung anderer Tiere auszuschließen. Denn wenn jemand züchten oder vermehren will, findet er ohnehin Tiere. Dazu muss ich nicht bei einer Notstation z.B. 50 Euro bezahlen. Für 5 oder 10 Euro werden überall Tiere von Privatleuten angeboten. Natürlich ist es dann nicht "mein" Tier, das die Jungen zeugt. Aber ist meine Betroffenheit eine Rechtfertigung für das, was das Böckchen bezahlen muss?

Ich verurteile keinen Tierschützer, der alle Böckchen kastrieren lässt. Allerdings finde ich bisher, dass umgekehrt nicht verlangt werden sollte, dass man als tierliebender oder verantwortungsvoller Mensch nur kastrierte Böckchen hält und sie nur so abgibt. Es sind eben gegensätzliche Tierschutzanliegen: die Vermeidung ungewollten Nachwuchses und die Vermeidung von Leiden und Gefahren für das Böckchen. Ich muss eines der beiden Anliegen höher bewerten und da finde ich es aus o.g. Gründen verständlich und nicht verwerflich sich für das Böckchen zu entscheiden.

Fenella

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Hallo zusammen,
ich gehöre auch zur Riege der aktiven Tierschützer und bin ganz klar ohne wenn und aber für die Kastration und zwar aller möglichen Tiere.
Ich habe kastrierte Shetties, 3 kastrierte  Meerschweinchen und einen kastrierten Rüden aus dem Auslandstierschutz.
Ich bin der selben Meinung wie Schnubbel: Wer Tierleid aufgrund von Überpopulation erlebt hat, kann sich nur für das Kastrieren aussprechen.
Niemals würde ich mich darauf verlassen, was die Leute mir zusichern in Bezug auf die Vermehrung des adoptierten Tieres.
Es bleibt einem nichts anderes übrig, als unfruchtbare Pfleglinge abzugeben. Zumindest die Tiere, die von uns vermittelt werden, sollen sich ganz bestimmt nicht fortpflanzen.
Ich muss auch ganz offen sagen, dass ich nicht glaube, dass die Tiere, die  ich als frische Kastraten erlebt habe, traumatisiert waren. Von Ponys über Hunde, Katzen, Meerschweinchen und sogar die ganz Kleinen, 3 Mäuseböckchen, gingen alle in null komma nix zur Tagesordnung über.
Schmerzen kann man mit entsprechenden Mitteln gut in Schach halten und ich glaube, Tiere sind sowieso nicht solche Jammerfritzen wie wir Menschen.
Lässt man ein Tier kastrieren, kann man das Leid von unzähligen möglichen Nachkommen vermeiden, im Tierschutz eine goldene Regel.
Mir ist das wichtiger als der Gedanke daran, daß der Neukastrat jetzt womöglich ein paar Tage Schmerzen hat, so hart das auch klingen mag. Ich habe zu viele schreckliche Sachen gesehen, besonders im Ausland. Dort wird gekämpft für großangelegte Kastrationsmaßnahmen, um das Leid der Tiere zu lindern.
Aber auch bei unseren Schweinchen habe ich schon viel Schlimmes erlebt.
Ganz klar pro Kastration  :winke:

Schnubbel13

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Fenella, du sprichst mir aus der Seele :dank:
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)