Das Meerschweinchen Forum

Unsere Meerschweinchen ~ Verhalten, Gesundheit & Pflege => Meerschweinchen-Krankheiten => Kastrationen => Thema gestartet von: Saubergschweinchen am 25. Februar 2016, 12:00 Uhr

Titel: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Saubergschweinchen am 25. Februar 2016, 12:00 Uhr
Aus aktuellem Anlass drehen sich meine Gedanken um die ethischen Grundsätze im Zusammenhang mit der Kastration.
Der Auslöser ist der tragische Tod des kleinen "Easy Emotion" (man merkt wieder deutlich das die Namen kein Zufall sind). Easy hatte letzten Mittwoch seinen Frühkastrationstermin, er wurde wach - ich nahm ihn wach mit nach Hause und dort angekommen war er tot. Kreislaufkollaps auf dem Transport.
 
Ich bin der Frühkastration gegenüber schon länger nicht mehr grundlegend positiv  eingestellt. Er sollte auch vorerst der letzte sein da ich noch einen stabilen Partner für einen schwierigen Bock brauchte.
Die Frühkastration ist dafür zwar keine Garantie aber die beste Voraussetzung und meine Erfahrungen mit Narkose, OP und Heilung sind bisher durchweg super gewesen.
 
Seit diesem Vorfall drehen sich meine Gedanken sehr um das Thema und ich möchte nun hier eine Grundsatzfrage stellen:
 
Können wir wirklich über die körperliche Unversehrtheit eines uns anvertrauten Lebewesens hinweg eine Entscheidung zur Amputation wichtiger Organe treffen?
 
Dadurch dass bei uns  ja bald ein kleiner Rüde einziehen wird habe ich mich sehr viel mit dem Thema Kastration aus gesundheitlicher, verhaltensbiologischer und ethischer Sicht auseinander gesetzt und dadurch ergeben sich in mir allerlei Konflikte.
Beim Hund kommt eine Kastration ohne schwerwiegende medizinische Indikation absolut nicht in Frage. Warum mache ich für mich einen solchen Unterschied zwischen den Tierarten?
 
Die Vorteile der Kastration in der Meerschweinchenhaltung liegen auf der Hand, diese stelle ich auch nicht in Frage.
- Haltung von "artgerechten" Haremsgruppen
- Altersversicherung für Böcke
- Tierschutz durch die Verhinderung der unkontrollierten Vermehrung
- u. U. bessere Verträglichkeit männlicher Tiere untereinander
- Versicherung für Böcke in Bockgruppen die bei Zerbrechen der Gruppe oder bei Tod des Partners auch zügig mit Weibchen vergesellschaftet werden können
 
Aber was wissen wir über die Nachteile?
- Narkoserisiko
- Wundheilungsstörungen
 
...mehr nicht?
 
Ist das nicht ein bisschen wenig Information mit der wir uns hier zufriedenstellen um eine Amputation in die Wege zu leiten? Ich nenne es absichtlich mal Amputation denn nichts anderes ist es ja und das Wort Kastration ist mittlerweile so gebräuchlich das es sich in seiner Bedeutung sehr abgenutzt hat.
 
Ich möchte die Kastration von Meerschweinchen mit diesem Thread nicht völlig in Frage stellen, halte es aber für ein wichtiges Thema das wir in diesem Forum intensiv besprechend sollten wenn wir uns alternative Haltungs- und Behandlungsformen auf die Fahne schreiben.
 
Ethische Überlegungen

Von jeher werden Nutz- und später auch Haustiere aus ökonomischen Gründen kastriert. Sie sollen ruhige, gefügige Hausgenossen und Arbeitstiere sein. Sie sollen sich gut mästen lassen und ihr Fleisch soll gut schmecken. Blickt man also über den Tierschutz-Aspekt hinweg ist die Kastration ein Eingriff am Lebewesen um dem menschlichen Bequemlichkeitswunsch nachzukommen.
In Hinblick auf die körperliche Unversehrtheit argumentieren viele Halter/Tierschützer auch damit dass die Kastration gut zu tolerieren ist wenn man die Tiere dadurch vor schweren Verletzungen durch innerartliche Kämpfe bewahren. Doch ganz so schwarz und weiß ist die Sache vlt. doch nicht?
Es erfordert viel Platz und Sachverstand eine Gruppe unkastrierter Böcke dauerhaft harmonisch halten zu können, selbst wenn alle Voraussetzungen stimmen erfordert diese Haltungsform auch Flexibilität des Halters der auch ohne Rücksicht auf eigene Wünsche in der Lage sein muss Entscheidungen zum wohl der Gruppendynamik zu fällen. Also im Zweifel auch Tiere abzugeben oder in anderen Gruppen unterzubringen die sich nicht optimal in die Gruppe einfügen.
Es ist also durchaus möglich, wenn auch aufwendiger intakte Tiere artgemäß zu halten ohne den Tierschutzgedanken hinten an zu stellen. In seinen Verhaltensstudien wies Norbert Sachser mehrfach darauf hin wie gut potente männliche Hausmeerschweinchen in Mischgruppen oder gemischtaltrigen Bockgruppen harmonieren.
Er verglich das Verhalten mit einer Wildform und kam zu dem Ergebnis das die Haltungsform während der Domestikation sich auf das Aggressionspotenzial und das Konfliktmanagement ausgewirkt hat. Hausmeerschweinchen sind sehr viel verträglicher untereinander als ihre wilden Vorfahren. Auch wenn wir heute wissen dass er die Hausmeerschweinchen mit der falschen Wildform verglich und es weniger Erkenntnisse zu Cavia Tschudii als "wahre" Wildform gibt.
Hausmeerschweinchen haben, gut sozialisiert, eine sehr hohe Toleranz gegenüber Nebenbuhlern. Sie brauchen dafür aber entsprechende Haltungsbedingungen und so kam man in der Heimtierhaltung aufgrund des sehr  begrenzten Platzangebotes auch schnell auf die Haremshaltung zurück. Auch empfehlen die meisten (ich eingeschlossen) die Haremshaltung als "sichere" und "anfängertaugliche" Gruppenzusammenstellung.
Aber wäre es nicht auch mal an der Zeit Überlegungen anzustellen wie man in Hinblick auf artgerechte Haltung und Versorgung auch die potenten Böcke als solche belassen halten könnte.
Viele Leute praktizieren das ganz selbstverständlich aber der Grundtenor in Foren und auf Informationsplattformen ist und bleibt die Kastration...ganz pauschal und unkritisch.
Ist das wirklich ein Zeichen für verantwortungsbewussten Umgang mit den Tieren?
 
 
Körperliche Folgen
Bei der Kastration werden die Hoden entfernt (Orchiektomie), damit entfallen die für Entwicklung und allgemeine körperliche Abläufe wichtigen Sexualhormone nahezu vollständig. Es wird oft argumentiert das andere Organe (Nebenniere) ebenfalls Sexualhormone produzieren und das damit eine Kastration gut zu tolerieren wäre. Wir sollten aber wissen wie komplex und störempfindlich die körperlichen Abläufe sind und daraus ergibt sich schon die Erkenntnis das kein Organ im Körper  für sich allein steht und der Verlust ohne weitreichende Folgen bleibt.
Wir bemerken einen evtl. ruhigeres, verträglicheres Verhalten und erfreuen uns an unseren Kastraten in der Haremsgruppe, welche auch mehr oder weniger Interesse an den Weibchen zeigen. Aber welche Auswirkungen haben die fehlenden Hormone noch?
Die Folgen der Kastration auf Säugetiere wurde bei vielen Tierarten wie auch dem Menschen eindringlich erforscht. Viele Erkenntnis die sich speziell mit Meerschweinchen befassen gibt es nicht viele, aber die Übertragbarkeit ist durchaus gegeben das das Hormonsystem aller Säugetiere ähnlich funktioniert.
Die meisten Untersuchungen erfolgten an Tieren im Wachstum, was ja auch in der Heimtierhaltung die gängige Praxis ist wenn auch nicht immer als "Frühkastration".
 
Tierartübergreifend ist das überdimensionale Längenwachstum der Unterarmknochen besonders hervorzuheben, dieses dürft bei den kurzen Beinen des Meerschweinchens kaum auffallen weshalb auch so viele Halter keinen eklatanten Unterschied zwischen ihren Früh- und Spätkastrierten Tieren feststellen können.
Die Veränderungen im Längenwachstum und die deutlich länger bestehende Unreife des Skelettes können aber langfristig zu Problemen im Bewegungsaparat  führen. Die Schließung der Epiphysenfugen ist sehr stark verzögert, was das Skelett anfällig für Fehlstellungen und frühzeitigen Verschleiß macht.
Außerdem finden sich bei allen erforschten Arten ähnliche Bilder vom Verlust von Muskelmasse, der Ausbildung femininer Gestalt, frühzeitiger Osteoporose durch den gestörten Kalziumstoffwechsel und der erworbenen Disposition für Schilddrüsenerkrankungen.
Die Hirnanhangdrüse zeigt sich vergrößert ebenso auch die Thymusdrüse welche auch in ihrer Involution verzögert wird. Es kommt zu einer Hypertrophie der Nebenniere, einer Verbreiterung der Nebennierenrinde und der Verkleinerung des Nierenmarkes. Durch den erniedrigten Grundumsatz kommt es nicht selten zu Übergewicht mit all seinen Folgeerkrankungen.

 
Weitere körperliche Kastrationsfolgen einzelner Tierarten:
 
Kaninchen
- durch die Veränderung des Kalziumstoffwechsels steigt die Gefahr von Osteoporose, Zahnerkrankungen und Blasensteinen
 
Ratte
- Prostata und Samenblase bleiben im Wachstum zurück (Samenblase nur 4mm und schaff anstatt 4cm und prall gefüllt, die Prostata ist makroskopisch garnicht auffindbar)
- Penis ist kurz und dünn, der Knorpel liegt an der Spitze frei, es ist keine Eichel angelegt, der Schwellkörper ist unterentwickelt
 
Hund
- das Risiko für bestimmte Krebsarten steigt eklatant an (Milztumore, Osteosarkome)
- Beschleunigung des Verlaufes von bösartigem Prostatakrebs
 
Schaf/Ziege:
- Unterentwicklung der Stirnfläche des Schädels
- kleineres Gehörn
 
Rind
- Ausbildung prominenter Zitzen
 
Pferd
- Verminderung des Hirngewichtes
- der Beckenknochen ähnelt dem einer Stute
 
Mensch, Typ 1
- überdimensionales Längenwachstum der Extremitäten (Verlust der natürlichen Körperproportion)
- fehlender Verschluss der Epiphysenfugen
- lange, schlacksige Gestalt mit schmalem Becken
 
Mensch, Typ 2
- weniger ausgeprägte Disproportion des Skelettes
- ausgeprägter Fettwuchs, Brustansatz und Bauchfett
- "kindlich-rundliche" Gestalt
 
Zu guter Letzt das Meerschweinchen, denn um das soll es hier ja gehen. Liest man in Foren quer bemerkt man immer mal wieder kritische Nachfragen bezüglich Kastration. Darauf antwortet die Expertise sehr gern damit das eine nachteilige Veränderung in der Entwicklung nicht nachgewiesen wäre. Dabei beziehen wir uns, ich nehme nicht aus, gern auf die Frühkastrationsstudie von Morgenegg der im Vergleich der Frühkastrate mit den potenten Geschwistertieren keine Entwicklungsverzögerung feststellen konnte. Soweit so richtig, aber ist das nun der allgemeingültige Beweis dass es keine negativen Folgen für das Tier haben wird?

Es gibt einen kurzen Abschnitt speziell über Meerschweinchen in einem Buch, welches ich hier unter anderem als Quelle herangezogen habe die sehr wohl körperliche Auswirkungen belegt:
"Über die Kastration am Meerschweinchen berichtet Pirsche und zwar wurden die Tiere im Alter von 45 Tagen der Operation unterworfen. Als Ergebnis dieser Versuche ließ sich feststellen, dass die kastrierten Tiere eine bedeutende Gewichtszunahme erfuhren. Acht Monate nach der Kastration wurden die Tiere getötet.  Die Autopsie ergab eine sehr deutliche Atrophie des Penis. Die durch Wägung festgestellte Fettzunahme beim kastrierten Tier war  bei der Autopsie nicht augenfällig. Die Extremitätenknochen der kastrierten Tiere sind größer und dicker als die der Kontrolltiere. Die Epiphysenfugen sind nicht verstrichen. Eine Vergrößerung der Hypophyse war bei den Kastraten nicht erhebbar."
Quelle: Die biologischen Grundlagen der sekundären Geschlechtscharaktere, S. 26
 
 
Verhaltensbiologische Folgen
Bei Meerschweinchen wird bisher wenig über die negativen Auswirkungen auf die Psyche berichtet. Kastration macht "ruhiger" und "verträglicher", diese Argumente werden auch von Tierärzten immer wieder angebracht. Wir wissen aber durchaus das gerade die Verträglichkeit mit anderen Böcken vor allem eine Sache des Charakters und vor allem der Sozialisation ist.
Frühkastrate durchleben sehr viel weniger ausgeprägte Pubertätsphasen und so sinkt das Risiko das sie sich in einer Bockgruppe großartig profilieren. Sie nehmen die Rolle des Pseudoweibchens und damit eine rangniedere Position ein.
Für uns in der Heimtierhaltung und vor allem in der Zucht ist dieses Verhalten sehr zu begrüßen, die Einzelhaltung der Zuchtböcke bzw. die ständig wechselnden Partner gehören so der Vergangenheit an. Ein Zuchtbock bekommt mit einem ausgewählten Frühkastraten einen dauerhaften und stabilen Partner der auch bei den Verpaarungen anwesend sein kann.
Aber was bedeutet diese Stellung für den Frühkastrat?

Wir wissen welche psychischen Auswirkungen eine Dysbalance der Sexualhormone haben kann. Wir haben beim weiblichen  Meerschweinchen mit vielschichtigen hormonellen Problemen zu kämpfen. Und wissen daher wie wichtig ein intaktes Hormonsystem für die körperlichen Abläufe und damit für die Tiergesundheit ist.
Und dennoch amputieren wir den Tieren bereitwillig dafür wichtige Organe?

Über Hunde schreibt Gansloßer:
"Auf gelerntes aggressives Verhalten und damit auch noch Erfolg gehabtes hat die Kastration zur Problemlösung keinen Einfluss, da es sich hierbei um eine Lernschleife im Gehirn handelt.  Mehr Unsicherheit, weniger Souveränität. Verlust von Selbstbewusstsein. Anfälliger für Kontrollverlust-Stress (führt zu depressiver negativer Grundeinstellung und Unsicherheit). Dadurch Fazit: Angstaggressive Rüden zu kastrieren ist Kontraproduktiv."

"Frühkastrierten (vor der Pubertät) fehlt der für das Gehirn notwendige Hormonschub
und sind daher in der Regel leicht debil."

Quelle: http://www.glueckspudel.de/bilder/kastration.pdf (http://www.glueckspudel.de/bilder/kastration.pdf)

Außerdem bei Hund häufig beschrieben ist der Leidensdruck durch die Geschlechtsneutralität, die kastrierten Tiere werden werde von männlichen noch von weiblichen Artgenossen entsprechend wahrgenommen. Es kommt nicht selten zu Mobbing, auch bei Mongolischen Rennmäusen ist die Kastration aus diesem Grunde verpönt. Die Kastrate lassen sich oft nicht gut vergesellschaften bzw. leiden dann unter der Aufsässigkeit der Weibchen. Nicht selten werden sie von den Weibchen garnicht akzeptiert und vertrieben.

Ich habe ähnliche Beobachtungen beim Meerschweinchen mit bisher zwei Kastraten ähnliche Beobachtungen gemacht.
 

Rechtslage
Von kritischen Hundehaltern und auch Gansloßer wird immer wieder angebracht das die Amputation gesunder Organe ohnehin vom TS-Gesetz verboten wäre.
Ist das so? Was steht wirklich im Gesetzt?

(TierSchG, 2010), § 6: 
„(1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder  teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht,  wenn
1. der Eingriff im Einzelfall nach tierärztlicher Indikation geboten ist oder bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerläßlich ist und tierärztliche  Bedenken nicht entgegenstehen,
2. ein Fall des § 5 Abs. 3 Nr. 1, 1a oder 7 vorliegt, 
3. ein Fall des § 5 Abs. 3 Nr. 2 bis 6 vorliegt und der Eingriff im Einzelfall für die vorgesehene Nutzung des  Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerläßlich ist, 
4. das vollständige oder teilweise Entnehmen von Organen oder Geweben zum Zwecke der Transplantation  oder des Anlegens von Kulturen oder der Untersuchung isolierter Organe, Gewebe oder Zellen erforderlich  ist, 
5. zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder - soweit tierärztliche Bedenken nicht  entgegenstehen - zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen  wird.“
Zitat aus TierSchG, 2010 


Für die Meerschweinchen würde der 5. Punkt also greifen denn wir sprechen über ein vermehrungsfreudiges Nagetier. Bei Hunden ist die Sache allerdings tatsächlich anders gelagert denn diese sind durch Erziehung und entsprechende Haltung sehr wohl auch ohne Kastration von der willkürlichen Vermehrung abzuhalten.
 

Alternativen?
Nun habe ich vieles in Frage gestellt...aber gibt es denn überhaupt umsetzbare Alternativen in der modernen Meerschweinchenhaltung?
Besonders die Verhinderung der Vermehrung sollte aus Tierschutzgründen vornan stehen. Ich als Züchter werde also weiterhin nur zeugungsunfähige Tiere an Liebhaber abgeben wollen.
Es gibt viele Züchter (auch in meinem Bekanntenkreis) die aus Angst vor den Kastrationsfolgen keine kastrierten Tiere abgeben und auch keine halten.
Sie arbeiten mit Bock- und Weibchengruppen. Das käme für mich nicht in Frage weil ich der tiefen Überzeugung bin das die Haremshaltung für Weibchen sehr viel gesünder ist.

Es wird also weiterhin Kastrate geben aber ich für meinen Teil werde mich bemühen die Tiere so spät wir möglich kastrieren zu lassen damit zumindest das Skelett ausreifen kann und die Organe sich normal entwickeln können.

Das Narkoserisiko kann man nicht umgehen wenn man weiterhin in die Zeugungsfähigkeit eingreifen möchte.
Sollten wir dies dann vlt. völlig überdenken um die Tiere dem Risiko überhaupt nicht auszusetzen denn auch eine Sterilisation ist ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit.

Ich werde mich in jedem Fall mit meiner Nagerspezialistin mal eingehend über die Möglichkeit der Sterilisation unterhalten. Der Eingriff ist ja deutlich kleiner und für einen künftigen Haremswächter würde ich mich durchaus für einen sterilisierten Bock interessieren.
Wir werden sehen wohin die Reise geht...aber ich könnte mir tatsächlich vorstellen meine Jungs irgendwann nicht mehr zu kastrieren sondern zu sterilisieren und ihnen damit einen intakten Hormonhaushalt zu erhalten.


Ich danke euch wenn ihr bis hierhin mit Lesen durchgehalten habt, das Thema ist nicht einfach und ich würde gern eure Meinungen wissen.
Wie können wir das Thema Kastration ganzheitlich und tiergerecht betrachten?

________________________________________________________

Quellen:
"Die biologischen Grundlagen der sekundären Geschlechtscharaktere" von Julius Tandler
"Kastration und Verhalten beim Hund" von Gansloßer und Strodtbeck
http://kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/kastration.htm (http://kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/kastration.htm)
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Meeriemama am 25. Februar 2016, 13:26 Uhr
Ich antworte mal kurz und knapp.
Bei Kleintieren wie Meerschweinchen ist durch die Kastration der Böcke eine artgerechte Haltung in der Haremsgruppe möglich. Bockgruppen funktionieren sicher auch oft gut, aber reine Mädelsgruppen sollen oft zickig sein.
Bei Katzen finde ich kastrationen noch wichtiger, um das Elend der verwilderten Freigänger einzudämmen. Auch eine dauerrolllige Hauskatze leidet meiner Meinung nach.
Bei Hunden bin ich ganz klarer Kastrationsgegner, Kastration nur bei strenger medizinischer Indikation, da sie sehr oft mehr schadet als nutzt.
Bei Rüden wird sie ja oft auch als Ersatz für Erziehung angesehen, bei Hündinnen erspart man sich die lästigen Läufigkeiten. Aber das rechtfertigt eine Kastration in meinen Augen überhaupt nicht. Ich hatte einmal eine kastrierte Hündin, und habe es ihr Leben lang bereut.
Unser Rüde ist sterilisiert, weil er mit zwei intakten Hündinnen zusammenlebt und wir auf keine Fall Nachwuchs wollen.

Mein Beileid zu dem verstorbenen Böckchen. Man guckt oft einfach nicht rein und Du hast ihn ja nicht gedankenlos kastrieren lassen.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Saubergschweinchen am 25. Februar 2016, 13:52 Uhr
Ich möchte wie gesagt absichtlich mal die Aufmerksamkeit auf die Schattenseiten lenken.

Deine Argumente sind völlig schlüssig und auch mein Ansatz, aber ganz so unkritsich?

Zitat
Bei Kleintieren wie Meerschweinchen ist durch die Kastration der Böcke eine artgerechte Haltung in der Haremsgruppe möglich.

Wie artgerecht ist ein Harem unter einem kastrierten Bock? Ich mache immer häufiger die Erfahrung das die allerwenigsten der Kastrate auch wirklich aktiv ihre Rolle einnehmen und als "Herr im Haus" leben. Der überwiegende Teil der Kastrate ist reichlich passiv sodass auch dann wieder ein Weibchen die Führungsrolle mit aller hormoneller Überforderung einnimmt und nicht selten daraus erkrankt.
Auch depressive Verstimmung und Überforderung konnte ich in den letzten Monaten bei Kastraten beobachten die sich völlig anders verhielten als sie noch intakt waren.

Zitat
Bockgruppen funktionieren sicher auch oft gut, aber reine Mädelsgruppen sollen oft zickig sein.

Mädelsgruppen sind nicht zickiger als Bockgruppen aber sie haben gesundheitliche Nachteile für die Weibchen die dann die Führungsposition einnehmen und maskulines Verhalten an den Tag legen. Sie geraten sehr schnell in hormonelle Konflikte und leiden an körperlichen Folgen.
Reine Weibchengruppen wären nun auch nicht mein Ansatz...aber vlt. ein Harem unter einem sterilisierten Bock.

Zitat
Bei Katzen finde ich kastrationen noch wichtiger, um das Elend der verwilderten Freigänger einzudämmen.

Hast du den Text von Andreas Rühle gelesen den ich als Quelle angegeben habe? Dort wird auch dieses Problem angesprochen.

"In einer Dissertation von (Kalz, 2001) wurde der Einfluss der Kastration auf die Population verwilderter  Katzen in einem Berliner Stadtgebiet geprüft. Das Resümee dieser Untersuchung: die Kastration von Katern  hatte keinen Einfluss auf die Reproduktionsrate und -dichte der Katzen. Selbst ein Anteil von zwei Drittel  kastrierter, weiblicher Katzen beeinflusst die Reproduktionsrate und Populationsdichte der Tiere nicht.  Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Kritik an der Praxis des Tierschutzes der Wegnahme  ganzer Würfe von den Müttern, weil dies die Populationsdichte sogar erhöht. Die Katzen ziehen dann in der  Regel im späten Jahr einen weiteren Wurf groß. Zu den weggenommenen Katzen kommt dann also noch  ein weiterer Wurf hinzu, der die zu vermittelnden Tiere verdoppelt. Im Prinzip tragen Tierschützer somit zu  einer Erhöhung der Gesamtpopulation bei. Schließlich wurde noch auf die Probleme der frühzeitigen  Kastration von Tieren verwiesen, weil deren Wiedereingliederung in die frühere Gruppe durch das  Verharren auf einem juvenilen Stand problematisch sein kann."
Quelle: http://kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/kastration.htm (http://kaninchen-wuerden-wiese-kaufen.de/kastration.htm)

Nicht falsch verstehen, meine Freigängerkatze ist auch kastriert und ich würde es auch wieder machen lassen aber eben nicht vor Beendigung des Wachstums. Auch wenn das Stubenarest bis dahin bedeutet.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Filissa am 25. Februar 2016, 14:41 Uhr
Ein sehr interessantes Thema, zudem ich auch etwas sagen kann :).

Ich kann die Contra-Ansätze sehr gut nachvollziehen und finde ich die Option einer Sterilisation interessant - wusste gar nicht, dass das auch geht. Bin da aber auch gar nicht im Thema was Risiken etc angeht, deshalb kann ich da nicht viel zu sagen.

Ich bin ja noch Meerschweinchen-Neuling, aber als ich vor ein paar Wochen die Notschweinchen besucht habe, in der unser Kastrat saß, habe ich innerhalb von Minuten seine Bedeutung für die Gruppe deutlich besser verstanden, als vorher. Denn während alle Damen vor Schreck laut quiekten, marschierte er gurrend auf und ab und gab - zumindest so mein Eindruck - viel Halt. Bei uns ist es auch so. Sind die Ladies gestresst, ist er der Ruhepol, der Sicherheit vermittelt - zumindest sieht es für mich so aus, er ist sehr präsent.

Aber eigentlich kann ich beim Thema Hund und Pferd etwas beisteuern.

Ich habe damals von Anfang an gesagt, mein Pferd soll kastriert werden. Ich habe ihn als Hengst (1,5 jährig) bekommen und wollte ihn möglich lange Hengst lassen, damit er sich gescheit entwickeln kann. Irgendwann kam dann aber der Punkt, bei dem ein verletzungsloses Zusammenleben mit Artgenossen nicht mehr möglich war und er auch viel Stress dabei hatte, dauernd Stuten zu "suchen" und andere Hengste zu besteigen.
Nach der Kastration legte sich das schlagartig. Von heute auf morgen. Was eigentlich nichts mit Hormonen zu tun haben konnte, denn das würde wohl länger dauern. Also schiebe ich es auf die Lage der Hoden. Diese lagen nämlich IM Bauch. Selten, kommt so gut wie nie vor, sagte man mir. War bei meinem aber so. Und man ging aufgrund seiner abrupten Verhaltensänderung davon aus, dass nicht die Hormone an sich das Verhalten verursachten, sondern die Lage der Hoden. Dass die Hoden evtl irgendwo drückten, weil sie da ja nunmal nicht hingehörten, sondern eigentlich eben hinter den Penis, aber AUßEN. Was ich damit sagen will, dass ich den Zeitpunkt der Kastration von seinem Verhalten abhängig gemacht habe. Es war aber für mich eigentlich immer klar, dass sie sein muss, weil mir absolut wichtig war, dass er in einer Herde mit viel Platz leben darf. Und das ist leider bei (fast) allen Höfen nur möglich, wenn das Pferd kastriert ist. Hengste werden nicht genommen, oder leben ins Einzelhaft. Auf dem, auf dem mein Pferd aufwuchs, leben Hengste in einer Herde zusammen. Altersgemischt, ein Chef und es klappt. Nur halt bei Fällen wie meinem zB nicht, aber grundsätzlich ist es möglich. Ich denke, das ist vorallem auch eine Frage des Handlings des Tieres.

Bei dem Hund meiner Mutter war es ganz interessant. Keine Kastration zunächst, weil man keine Notwendigkeit sah. Lief auch alles prima, nur ist Barkley nicht gut mit anderen Hunden verträglich. Um es kurz zu machen - er wurde kastriert, was aber zu keinerlei Änderung führte, eil es eben nicht an den Hormonen liegt, sondern am Verhalten. Die Sozialisierung ist vielleicht nciht optimal gelaufen, ich weiß es nciht, aber die Kastration hat 0 geändert.

Es hat alles so seine Vor - und Nachteile und ich wollte mal ein wenig berichten, um dann jetzt interessiert weiter mitzulesen und gespannt andere Erfahrungen oder Meinungen zu lesen.
Bei mir sind es ja mehr Erfahrungen ;).
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Meeriemama am 25. Februar 2016, 14:46 Uhr
Sorry, den Text hatte ich tatsächlich nicht gelesen (schäm), ich habe zur Zeit einigen Stress, wenig Zeit  und lese darum oft nur quer... geht eigentlich gar nicht, weiß ich ja...
Das wusste ich aber tatsächlich auch noch nicht, und finde ich extrem interessant, aber auch besorgniserregend. Man hat also im Prinzip gar keine Möglichkeit, das uferlose Wachstum der Katzenpopulationen einzudämmen?
Ist es bei Straßenhunden ebenso?
Bei Haustieren ist Sterilisation meiner Meinung nach auch eine gute Alternative, stelle ich mir bei sehr kleinen Tieren aber eine ziemlich frickelige Arbeit vor. Als wir unseren Mopsrüden sterilieren lassen wollten, sind wir in der TK auch erst mal auf Unverständnis gestoßen. Das ist absolut unüblich...und wozu soll das überhaupt gut sein?
Am Ende haben sie es doch gemacht und für unseren Rüden war es die richtige Entscheidung, denn durch den Kastrations-Chip war er auch in regelrechte Depressionen verfallen.
Unsere weibliche Katze war kastriert, da Freigängerin und ich kann jetzt natürlich nicht sagen, wie sie vom Charakter her gewesen wäre, wäre sie intakt geblieben. Wir haben sie mit etwa 8 oder 9 Monaten kastrieren lassen, und sie war ein richtiges Biest.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Smoky am 27. Februar 2016, 12:09 Uhr
Sehr interessantes Thema, das mich auch schon lange beschäftigt, da ich generell gegen jeden Eingriff bin, bei dem nur irgendein Symptom entfernt wird.
Bei der Kastra wird zwar kein Symptom entfernt, aber ein Eingriff mit Belastungen durch Narkose, AB etc. ist nunmal vorhanden.

Schon lange habe ich mir Gedanken gemacht, die MS-Jungs zukünftig auch nur noch sterilisiert zu übernehmen. Wobei dabei immer ein Restrisiko besteht: grade was Vermehrung angeht, ist die Natur sehr einfallsreich, um doch noch eine Möglichkeit zu finden...und wenn noch alles da ist (sprich die Hoden) bin ich mir nicht sicher, ob der Körper dann nicht doch versucht, einen "Umweg" zu finden.
Was natürlich dann sehr problematisch wird, sollten die Mädels seines Harems schon älter sein...

Einzelhaft fällt aus, und Bockgruppen (schon angesprochen) klappt halt nicht bei jedem Bub.

Die letzten Kastrate bei mir waren selten so, dass sie noch ordentlich durchgreifen...kann schon sein, dass es daran liegt.

Tja, welcher TA macht das dann? Gute Frage...aber je mehr nachfragen, desto mehr werden sich dazu Gedanken machen und versuchen, es zu ermöglichen, denke ich.

Zu Katzen: reine Wohnungshaltung: empfehle ich immer, erst mal abzuwarten, ob weibliche überhaupt unter der Rolligkeit leiden (nicht unbedingt bei jeder so), dann kein Eingriff. Kater: markieren sie überhaupt? Extrem aufdringlich ist ein anderes Thema, aber behandelbar und durch kastra nicht zwingend abzustellen...

Mit anders-geschlechtlichen zusammen oder Freigänger:  würde ich lieber sterilisiert sehen.

Hengste: ein großes Problem, aber Filissa berichtet, dass es auch Alternativen gibt.
Dazu: vor nicht allzu langer Zeit gab es kaum Offenställe mit 24 Std Heu, aber es werden immer mehr...ich denke, da wird es in Zukunft auch immer mehr Alternativen geben. Nachfrage bestimmt auch hier das Angebot.
Zur Not muß dann "Mensch" umziehen, damit es das Pferd gut hat  :pfeif:

Manche denken ja auch fälschlicherweise, bei einem weiblichen Tier hieße es Sterilisation, bei männlichen Kastra...nur mal nebenbei erwähnt  :winke:

Manche Notstationen geben ja auch weibliche Kaninchen nur kastriert ab, in der Hoffnung, dadurch Erkrankungen zu verhindern, aber sie verschieben damit nur in andere Bereiche... :traurig:
So weit ist es bei Meerlis zum Glück noch nicht gekommen.

Grundsätzlich würde ich immer den Charakter berücksichtigen, und eine Kastra bringt bei Extremverhalten (Aggression etc) meinen Erfahrungen nach nur in Ausnahmefällen den gewünschten Erfolg, und wer genau hinschaut, sieht dann auch andere Faktoren, die eher zu einer positiven Verhaltensänderung geführt haben.

Oder eine "ächt" homöopathische Behandlung, wie schon oft von mir beobachtet...
Ein Beispiel bei mir: ein Nin-Mädel habe ich kastriert übernommen. Der Eingriff wurde der Vorbesitzerin empfohlen, da sie sehr aggressiv auf weibliche Artgenossen war und sogar den Besitzer gebissen hat.
Gebracht hat die Kastra gar nichts...seit sie bei mir ist, habe ich sie rein "ächt" homöopathisch behandelt, und sie ist absolut friedlich bis auf manchmal etwas anknurren, wenn ihr was nicht passt. Aber ich werde niemals den Charakter komplett umkrempeln können. ;)

Von dem her gesehen kommt für mich noch ein anderer Aspekt hinzu: wie viel wurde in der Vorgeschichte auf der falschen Ebene behandelt, unterdrückt, verschoben, und hat dadurch aus einem Gruppentier ein gruppenunverträgliches "gemacht", was in der Behandlung wieder umgekehrt werden kann, wie ich schon sehr oft beobachtet habe, sprich: das Tier wieder gruppentauglich wurde.

Deswegen kann ich meine Patienten und die Empfehlungen nicht unbedingt auf andere Tiere übertragen, da geht es manchmal einfach nicht anders.

Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Tiefseetaucher am 27. Februar 2016, 14:20 Uhr
Gut, dass wir das mal besprechen. Ich fang mal mit meinen Erfahrungen an.

Wir haben ja bisher nur einen Kastraten und ich habe mir aufgrund seines Verhaltens schon oft Gedanken darüber gemacht. Leider weiß ich nicht, ob er frühkastriert wurde, in jedem Fall aber für ihn zu früh, da bin ich sicher.
Er ist im September 2011 geboren, im Mai 2012 bei uns eingezogen, irgendwann dazwischen passierte es also. Damals habe ich das nicht hinterfragt, da ich auch noch am Anfang der besseren Schweinehaltung war.  :traurig:

Jedenfalls verhält er sich völlig neutral. Anfangs ist er ab und zu mal aufgeritten, wenn auch nur bei einem betimmten Weibchen, hat dieses Verhalten dann aber völlig eingestellt. Das könnte man möglicherweise auf den Abbau der noch vorhandenen Hormone zurückführen. Da stellt sich auch die Frage, inwieweit kastrierte Ferkel emotionale Bindungen aufbauen, wenn wir einfach mal davon ausgehen, dass sie das tun. Zum damaligen Zeitpunkt war sie sein absolutes Lieblingsweibchen, das hat sich auch deutlich gelegt.
Seither ist er kein großer Haremsführer, brommselt nicht sonderlich viel, von sich aus inzwischen seeehr wenig nur noch. Meistens eher, um Ljuba zurecht zu weisen, habe ich das Gefühl.
Körperliche Defizite kann ich im Rahmen meiner sehr beschränkten Möglichkeiten und auch aufgrund fehlenden Wissens pauschal erstmal nicht feststellen. Er hat seit je her Augenprobleme, die aber besser sind, wenn wir sie in Ruhe lassen. Manchmal wische ich sein Auge sauber, wenn es zu doll tränt, aber das regelt sich sonst allein wieder. Seine Krallen an den Hinterpfoten sind unfassbar dick. Ich muss auf jeden Fall alle 2 Wochen schneiden, weil sie auch sehr schnell wachsen. Aber da ist jedes Schwein anders, ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber. Äußerlich ist er ein voll ausgewachsenes Schwein um die 1200-1300g, wirkt nicht debil, verwirrt oder zurückgeblieben oder zeigt Einschränkungen im Bewegungsapparat.

Vom Verhalten her würde ich ihn geschlechtsneutral nennen, daher auch meine Meinung, dass er in seiner Entwicklung zu früh kastriert wurde. Generell ist er ein ruhiger und entspannter Zeitgenosse, interessiert, wenn man mit ihm spricht und sich beschäftigt, neugierig, wenn es was zu erkunden gibt, aber immer unaufgeregt. Das wird seinem Chaarakter so entsprechen, auch wenn er nicht kastriert wäre, denke ich.
Wenn die Mädels brünstig sind, geht ihn das nichts an, er schickt sie weg, wenn sie ihm zu aufdringlich werden. Das Ergebnis daraus ist, dass die Mädels sich zeitweise gegenseitig besteigen.  :I
So viel zu unseren Erfahrungen. Ich denke, eine spätere Sterilisation wäre für ihn der bessere Weg gewesen.


Man muss grundsätzlich viele Faktoren abwägen, um eine Kastration oder Sterilisation zu befürworten oder abzulehnen.
Im Sinne des Respekts gegenüber dem Lebewesen ist es natürlich keine Rechtfertigung, aus irgendwelchen Gründen Körperteile abzuschneiden. Viele Gründe ergeben sich ja auch nur aus dem Anpassungsanspruch des Menschen an das Tier. Wir züchten ja auch kleine Tierrassen für unsere kleinen Wohnungen, um das mal als Äquivalent anzubringen.
Wenn wir Meerschweine zu 100% artgerecht halten würden, wäre sicher maximal die Sterilisation ausreichend. Auch glaube ich nicht, dass unter völlig natürlichen Bedingungen eine Überpopulation zum Problem würde. Natürliche Selektion hier als Stichwort.
Wir Menschen schaffen ja die Existenzbedingungen unserer Tiere und passen sie diesen Bedingungen an, eben auch mit Kastration. Da kann man sich jetzt drüber streiten, ob das nunmal der Lauf der Dinge ist, die der Mensch so tut, oder ob man schreiend in die Welt hinausgehen möchte, weil es schlichtweg unmöglich ist.

Mein Fazit also: es ist immer eine Einzelfallentscheidung und sollte, wenn es wirklich nicht zu umgehen ist, in der körperlichen und psychischen Entwicklung des Tieres zum spätmöglichsten Zeitpunkt und auf die "angenehmste" Art erfolgen.

Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Hugomero am 01. März 2016, 11:42 Uhr
interessantes Thema, mein Willi wurde mit ca. 1 Jahr kastratiert- leider hatte damals das Tierheim ihn schon nach einer Woche (zum Glück an mich) vermittelt- und ich habe ihn noch 5 Wochen sep. gesetzt... finde ich für ein TH nicht besonders gut...Richtig "männlich " verhält er sich bei uns auch nicht, er hält sich meistens raus, aber trotzdem bringt er Ruhe rein, wobei meine Mädels nicht besonders zickig oder streitsüchtig sind. Ab und zu besteigen die sich gegenseitig, hält sich aber in Grenzen.

Willi war ja immer recht krankheitsanfällig, aber er war auch schon einige Zeit im Tierheim (in einer großen Box, auch mit Kaninchen) und ist eher ängstlich. Trotzdem hat meine Oberzicke Urmel Respekt vor ihm.

Am Wochenende hat ich aber eher ein "Schock-Erlebnis": ein Kollege hat einen Hund aus einem anderen TH geholt- die kastrieren ebenfalls alle Hündinnen, ist das die Regel ? FInd ich pers. irgendwie heftig
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Meeriemama am 01. März 2016, 12:41 Uhr
ja, man bekommt praktisch keinen Hund aus dem Tierschutz, der unkastriert ist und falls doch, steht dann im Schutzvertrag, dass man selber das noch machen muss (was ich allerdings für nicht rechtssicher halte). Die gehen einfach davon aus, das Jeder entweder zu doof ist, auf den Hund so aufzupassen, das er sich nicht fortpflanzt oder es sogar auf Nachwuchs anlegt.
Darum stammen meine Hunde vom Züchter oder aus den Kleinanzeigen aus zweiter Hand.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Saubergschweinchen am 03. März 2016, 10:07 Uhr
Zitat von: Filissa
Ich kann die Contra-Ansätze sehr gut nachvollziehen und finde ich die Option einer Sterilisation interessant - wusste gar nicht, dass das auch geht.

"Gehen" tut das schon, es wurde zu Versuchzwecken auch durchaus schon an kleinen Nagetieren durchgeführt. Allerdings ghört diese OP nicht zum Standart und wird dementsprechend kaum durchgeführt.
In meinem TÄ-Bekanntenkreis stieß ich bisher auch auf Skepsis, interessant finden es alle. Machen will es keiner  :braue:
Eine Freundin will sich in der Uniklinik Leipzig beraten lassen ob dort solche OPs durchgeführt werden und ob man da mal beiwohnen kann um die Technik zu erlernen.

Die abrupte Verhaltensänderung bei deinem Hengst finde ich sehr interessant denn das habe ich auch bei Meerizuchtböcken schon öfter erlebt.
Bei Pferden ist das fast schon die Regel, zumindest als ich noch viel im Reitstall war haben wir ähnliche Beobachtungen bei den frisch kastrierten gemacht.
Ich schiebe das weder auf die Lage der Hoden noch auf die Hormone, ich bin mir sicher das manche Tiere einfach wissen was da passiert ist und in eine "Depression" verfallen.
Bei meinem Wodan hält dieser Zustand bis heute an, aus dem fröhlichen Charmeur wurde schlagartig ein in sich gekehrter muffliger Typ. Leicht reizbar und unwirsch mit den Mädels.
So schlagartige Verhaltensänderungen schiebe ich auf das Trauma der Kastration, gerade bei Pferden ist dieses ja oft vielfach größer weil die Manipulation so heftig ist. Entweder werden sie unter großem Stress abgelegt oder sie werden im Stehen kastriert und bekommen alles mit...sie sind ja nur sediert.

Zitat von: Filissa
Lief auch alles prima, nur ist Barkley nicht gut mit anderen Hunden verträglich. Um es kurz zu machen - er wurde kastriert, was aber zu keinerlei Änderung führte, eil es eben nicht an den Hormonen liegt, sondern am Verhalten. Die Sozialisierung ist vielleicht nciht optimal gelaufen, ich weiß es nciht, aber die Kastration hat 0 geändert.

Und um solche Schnellschüsse zu vermeiden empfehle ich jedem Hundehalter dieses Buch (http://www.amazon.de/Kastration-Verhalten-beim-Hund-Ganslo%C3%9Fer/dp/3275018205/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1456993837&sr=8-1&keywords=kastration+hund) zu lesen.
Es gibt ja mehr als genug halbwissende Tierärzte und vor allem Hundetrainer die die Kastration als Allheilmittel für Verhaltensprobleme und angebliche "Dominanz" anpreisen.

Die Züchterin bzw. das Zuchtinstitut unseres Hundes hat auf FB auch schöne Zusammenfassungen zum Thema gepostet:
Teil 1 (https://www.facebook.com/161624840542339/photos/a.501157049922448.104635.161624840542339/1054057457965735/?type=3&theater)
Teil 2 (https://www.facebook.com/161624840542339/photos/a.501157049922448.104635.161624840542339/1054057901299024/?type=3&theater)
Teil 3 (https://www.facebook.com/161624840542339/photos/a.501157049922448.104635.161624840542339/1063046447066836/?type=3&theater)

Zitat von: Meeriemama
Man hat also im Prinzip gar keine Möglichkeit, das uferlose Wachstum der Katzenpopulationen einzudämmen?
Ist es bei Straßenhunden ebenso?

Prinzipiell ist es ganz logisch. Die Natur sucht sich Wege die Population zu erhalten, das kann man auch bei Seuchen beobachten. Wenn ein Großteil einer wilden Population dahingerafft wird dann ziehen die verblieben Tiere viel mehr Jungtiere auf und der Bestand stabilisiert sich zügig wieder.
Die Australier versuchen doch schon ewig die Kaninchen loszuwerden, die Population bleibt trotz Schwnakungen dauerhaft gleich...egal mit welchen Giften oder Seuchen sie traktiert wird.
Den selben Effekt hat man beim Kastrieren in wilden Beständen...man erwischt nie alle und darum löst man das Problem nie dauerhaft.

Zitat von: Smoky
Bei der Kastra wird zwar kein Symptom entfernt, aber ein Eingriff mit Belastungen durch Narkose, AB etc. ist nunmal vorhanden.

Ist das wirklich so? Es wird kein Symptom entfernt?
Es ist schließlich ein massiver Eingriff in die Körperabläufe der den Körper möglicherweise nachhaltig daran hindert unverfälschte Symptome zu entwickeln. Oder eben Symptome entstehen lässt die ohne Kastration nie aufgetreten wären. Was ist mit Problemen durch Testosteronmangel, die kann man auch nicht mit alternativer Medizin regulieren weil das Organ das man stimmulieren müsste nicht mehr da ist.
Ist das nicht das Paradebeispiel für "Verschiebung" und "Unterdrückung" von Symptomen?

Ich frage mich inwieweit eine klassisch ganzheitliche Therapie überhaupt greifen kann wenn der Hormonhaushalt ja garnicht reguliert werden kann.
Ist ja wie bei einer Diabetes bei der bereits alle ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse untergegangen sind...was nicht da ist kann nicht mehr angeregt werden und somit ist keine Heilung möglich.

Zitat von: Smoky
Manche Notstationen geben ja auch weibliche Kaninchen nur kastriert ab, in der Hoffnung, dadurch Erkrankungen zu verhindern, aber sie verschieben damit nur in andere Bereiche... :traurig:
So weit ist es bei Meerlis zum Glück noch nicht gekommen.

Die Ansätze sind da, es gibt durchaus Tierärzte die das auch beim Meerschweinchen empfehlen einfach weil die Zystenproblematik viel größer ist als die Tumorproblematik beim Kaninchen.

Zitat von: Hugomero
Am Wochenende hat ich aber eher ein "Schock-Erlebnis": ein Kollege hat einen Hund aus einem anderen TH geholt- die kastrieren ebenfalls alle Hündinnen, ist das die Regel ? FInd ich pers. irgendwie heftig

Ja, das ist die Regel. Und wie Meeriemama schon schreibt...holt man einen TS-Welpen (und man hat das Glück das er nicht frühkastriert wurde...die Kastra mit 8 Wochen ist nämlich auch auf dem Vormarsch  :wall:) dann muss man sich vertraglich zur Kastra verpflichten.

Diese Lächerlichkeit wurde aber schon gerichtlich ausgehebelt:
Kastration von Tierheim-Hunden
Wer einen Hund oder eine Katze aus dem Tierheim übernehmen will, muß sich oft in einem Vertrag verpflichten, das Tier kastrieren zu lassen. Der Überpopulation von Hunden und Katzen soll damit vorgebeugt werden. Eine derartige Vertragsklausel wurde durch das Amtsgericht Alzey für unwirksam erklärt. Die Durchführung der Kastration bei einem Hund widerspricht § 1 des Tierschutzgesetzes, da ohne vernünftigen Grund dem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden nicht zugefügt werden dürfen. Liegt für das Tier zusätzlich noch ein Narkose- oder Eingriffsrisiko vor, so verbietet sich ein solcher Eingriff ohnehin.
AG Alzey, AZ 22 C 903/95

Quelle: http://www.hund-is-hund.de/urteile.htm (http://www.hund-is-hund.de/urteile.htm)

Die können das also 100mal in den Vertrag schreiben, das ist hinfällig aber genau darum werden nun immer mehr Hunde auch frühkastriert um den "frommen" Wunsch der TS-Vereine mit allen Mitteln durchzudrücken.

Zitat von: Meeriemama
Darum stammen meine Hunde vom Züchter oder aus den Kleinanzeigen aus zweiter Hand.

Es gibt auch schon Züchter, besonders von seltenen Designerrassen die ihre Welpen vor der Abgabe frühkastrieren lassen um das Marktmonopol für sich zu erhalten.
Ein Trend aus dem Land der begrenzten Unmöglichkeiten.  :roll:
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Filissa am 03. März 2016, 11:52 Uhr
So schlagartige Verhaltensänderungen schiebe ich auf das Trauma der Kastration, gerade bei Pferden ist dieses ja oft vielfach größer weil die Manipulation so heftig ist. Entweder werden sie unter großem Stress abgelegt oder sie werden im Stehen kastriert und bekommen alles mit...sie sind ja nur sediert.

Naja - das war ja zumindest bei meinem Pferd nicht der Fall, er wurde ja in einer richtigen OP mit Narkose kastriert.
Das war nun aber ja auch tatsächlich ein großer Eingriff, also ggf. doch wieder Manipulation.
Bei ihm ist es so, dass er sich zum Glück charakterlich nicht SO extrem geändert hat.
Er hechelt nicht mehr jeder Stute hinterher  :nein:, ist aber ansonsten noch genauso aufgeweckt, temperamentvoll usw...
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Saubergschweinchen am 03. März 2016, 13:12 Uhr
Was ich beschreibe ist ja auch eine richtige OP  ;)

Ob er nun auf der Weide oder in einem OP-Saal (wo die Angst der Vorgänger in der Narkosebox grefibar ist) kastriert werden ist da ziemlich egal. Schonend ist das für ein Pferd kaum zu machen...nicht wie bei einem Hund der gemütlich in Frauchens Armen einschlummert und dann nichts mehr mitbekommt.

Für Fluchttiere ist der Weg in die Narkose und auch wieder heraus ein großes Trauma.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Filissa am 03. März 2016, 13:53 Uhr
AchSO... so hatte ich das noch gar nicht gesehen  :wall: ...
Da hast du Recht. Ich fand diese abrupte Änderung einfach total erstaunlich, eben weil es mir so anders prophezeit wurde. Interessant, dass du bei Meerschweinchen eine ähnliche Erfahrung gemacht hast!

Die Links zum Hundethema werde ich mal in Ruhe durchforsten und vorallem meiner Mutter zeigen. Denn bei deren Hund ist es einfach nur richtig kacke gelaufen. Der Hund hat kaum Sozialkontakt und die Kastration war ja auch irgendwie einfach eine Schnapsidee. Ich habe das schon oft gehört, dass das mal erst als Allheilmethode angesehen wird. Dabei bin ich auch schon einigen unkastrierten Rüden begegnet, die wirklich top waren :).

Ich kann den Grundsatz von Tierheimen usw. schon nachvollziehen, dass sie die Tiere kastriert sehen wollen - hauptsächlich wohl wegen der Vermehrungsfrage. Unter dem Aspekt finde ich es auch tatsächlich nicht verkehrt, man müsste nur eben auch die Alternativen checken...
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Saubergschweinchen am 03. März 2016, 14:26 Uhr
Zitat
Ich kann den Grundsatz von Tierheimen usw. schon nachvollziehen, dass sie die Tiere kastriert sehen wollen - hauptsächlich wohl wegen der Vermehrungsfrage. Unter dem Aspekt finde ich es auch tatsächlich nicht verkehrt, man müsste nur eben auch die Alternativen checken...
Ich auch, ich will wie gesagt um Himmels Willen nicht gegen Kastration aus Tierschutzgründen wettern. ich tue es ja auch, hier geht kein Bock unkastriert in Liebhaberhand. Aber dennoch werde ich künftig auch kritisch sein.

Ich finde es einfach unfair und schlimm wie selbstverständlich gerade im TS und von den meisten Tierärzten mit diesem Eingriff umgegangen wird.
Über die Nebenerscheinungen und die gesundheitlichen Folgen klärt niemand auf. Auch mir wurde in meiner Ausbilung nichts dergleichen vermittelt. Das einzige "Kontra" was wir lernten war der reduzierte Grundumsatz nach der Kastra und das die Hunde danach fett würden.
Also sollte gleich ein Beratungsgespräch zur Fütterung nach der Kastra folgen und natürlich musste ein teures Vetline Trockenfutter für Kastrierte Hunde verkauft werden.
Oh man...das ich noch nachts schlafen kann wundert mich manchmal echt, zu wieviel Tierelend man nach der Gehirnwäsche beigetragen hat.  :wein:

Ich finde einfach es sollte jeder Tierhalter über alle Risiken konkret aufgeklärt werden um dann eine Entscheidung für sein Tier zu treffen. Die Verantwortung liegt beim Halter und nicht bei Fremden und der kann nur wirklich unabhängig entscheiden wenn er auch alle Fakten kennt.
Dazu sollten TS, Trainer und Tierärzte verpflichtet werden....Beratung nicht als Werbemaßnahme zu sehen sondern kritisch zu betrachten was sie da empfehlen.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Katharina am 03. März 2016, 15:27 Uhr
Meine Erfahrungen mit kastrierten und nicht kastrierten Meerschweinchenböckchen sind äußerst gering, wenn man bedenkt, wie lange ich insgesamt schon Meerschweinchen halte. Ich hatte noch nie einen Frühkastraten in einer meiner Gruppen. Auch ein totaloperiertes/sterilisiertes Weibchen hatte ich noch nie.

"Damals" hieß es immer, es wäre für Meerschweinchen in pychischer und gesundheitlicher Hinsicht sehr wichtig, dass sie sich fortpflanzen können. Man sollte also das Weibchen im richtigen Alter einmal decken lassen, danach ggf. den Bock kastrieren lassen und rechtzeitig nach der Geburt der Babies die Geschlechter trennen, damit eine erneute oder verfrühte Trächtigkeit der Weibchen verhindert wird. Das hieß dann also oft zeitweises Alleinesitzen für einen potenten Bock, bzw. Vergesellschaftung mit seinen männlichen Nachkommen, sobald sie die Mutter nicht mehr brauchten.

Was mit der männlichen Nachkommenschaft geschehen soll, falls das auf Dauer (gleichalte Brüder miteinander) oder zusammen mit dem (kastrierten oder nicht kastrierten) Vater nicht gut geht und ob denn die kleinen Mädels nicht auch im entsprechenden Alter ein Recht auf eine glückliche Mutterschaft hätten und wer ihnen dann ggf. dazu verhelfen sollte und was dann mit diesen Nachkommen geschehen soll, dazu und zu allen weiteren Problemen, die sich aus dieser Empfehlung ergaben, gab es keine Info.  :roll:

Es gab damals nur wenige Tierärzte, die überhaupt Kastrationen durchführten und ich hatte zu dieser Zeit ewig nach einem kastrierten Böckchen für meine damals noch sehr kleine Mädelgruppe gesucht.

Ich hatte ja immer fast ausschließlich "Notttiere", aus zweiter, dritter oder vierter Hand, aus ganz unterschiedlichen Haltungen....und eindeutig überwiegend waren es weibliche Tiere. In psychischer oder gesundheitlicher Hinsicht konnte ich noch nie Unterschiede bei meinen Weibchen feststellen, die ich daran fest machen würde, ob sie bereits einmal Trächtigkeit und Aufzucht der Babies erlebt hatten oder nicht. Verhaltensstörungen oder Krankheiten führe ich also eher auf die Vererbung, die Haltungsbedingungen, die Sozialisationsmöglichkeiten und die Ernährung zurück.

Bei den wenigen potenten Böckchen und Kastraten, die ich besser kannte, so dass ich sie gesundheitlich und psychisch einschätzen kann, sehe ich das etwas anders. Es kann Zufall sein, dass die unkastrierten Böckchen da in jeder Hinsicht bessere Startbedingungen hatten, aber verkorkste oder anfällige Tiere waren da nicht dabei, sie erreichten auch alle ein schönes Alter. Bei den Kastraten sieht es da weniger rosig aus. Da hatte ich bislang ziemlich genau "fifty-fifty", was massive psychische Beeinträchtigungen, gesundheitliche Robustheit/Anfälligkeit und ein hohes Alter/einen zu frühen Tod betrifft.

Aber meine Kastraten stammten bislang alle aus eher ungünstigen Haltungen. Ist bestimmt nicht sehr aussagekräftig für das Grundproblem, das hier angesprochen wurde.



Edit:

Auch empfehlen die meisten (ich eingeschlossen) die Haremshaltung als "sichere" und "anfängertaugliche" Gruppenzusammenstellung.
Aber wäre es nicht auch mal an der Zeit Überlegungen anzustellen wie man in Hinblick auf artgerechte Haltung und Versorgung auch die potenten Böcke als solche belassen halten könnte.
Viele Leute praktizieren das ganz selbstverständlich aber der Grundtenor in Foren und auf Informationsplattformen ist und bleibt die Kastration...ganz pauschal und unkritisch.
Ist das wirklich ein Zeichen für verantwortungsbewussten Umgang mit den Tieren?
 

Ich liebäugle schon länger mit einer Bockgruppe.  :lieb: Böckchen sind toll und sie bleiben bei Vermittlungen immer "übrig". Ich würde gerne so ein paar Rabauken bei mir aufnehmen. Aber eben, weil da so große Ängstlichkeiten wegen möglichen Unverträglichkeiten bestehen, bin ich immer noch bei der "sicheren" Haremsgruppe. Hier gab es, bevor Heinrich und Clara so richtig alt wurden, aber auch in meiner "sicheren" Haremsgruppe Zündstoff ohne Ende. Ein Plan B (also z.B. zwei größere Haremsgruppen gleichzeitig zu halten) wäre aus praktischen, räumlichen und finanziellen Gründen äußerst schwierig gewesen. Ich versprach mir auch in diesem speziellen Fall damals nichts davon. Das Problem hätte sich dann nur verlagert und ich hätte möglicherweise noch mehr Meerschweinchen mit den Problemen dieser beiden Tiere belastet.

Das mit Heinrich und Clara war ein Extremfall. Ich hatte zuvor und danach eigentlich immer ausgesprochen harmonische Gruppen. Aber jetzt eine Bockgruppe ohne die Möglichkeit, eventuell auch andere Gruppenkonstellationen mit den Tieren versuchen zu können, falls es massive Probleme geben sollte? Das Risiko wäre mir zu hoch.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Auratus am 04. März 2016, 18:57 Uhr
Ich setz mich direkt in die Nesseln ohne groß eure langen Texte zu lesen und stürze mich direkt auf den Threadnamen.
Laut meiner TÄ könnte man Meerschweinchen auch sterilisieren, also nur die Ei bzw Samenleiter durchtrennen. Nur wächst das bei Meerschweinchen wieder zusammen und der ganze Eingriff war umsonst, deswegen Keimdrüsen entfernen.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Saubergschweinchen am 05. März 2016, 07:29 Uhr
Schade das du dir nicht die Mühe machst ein Thema zu lesen bevor du antwortest. Dann hättest du nämlich mitbekommen das auch das schon besprochen wird.
da es erfolgreiche Erfahrungen mit Sterilisation wilder kaninchen gibt denke ich das deine TÄ da eine sehr grobe und pauschale Behauptung aufstellt.
Natürlich besteht die Möglichkeit das dies passiert...das erwähnte smoky auch schon aber es ist sicher nich so das es in jedem Fall eintritt.

Aber den Konflikt der körperlichen Unversehrtheit löst es auch nicht weil ebenso eine Narkose und eine schmerzhafte OP nötig sind.  ;)
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Katharina am 05. März 2016, 10:17 Uhr
 ;-) Ich habe mich in meinem Beitrag vielleicht auch etwas unklar ausgedrückt.

Was ich damit sagen wollte, war dieses:

Mir fehlen da zwar ganz eindeutige Erfahrungswerte, aber die Kastration halte ich für die Psyche für immer etwas bedenklich und ich glaube auch, dass ein unkastriertes Böckchen tendenziell gesünder und robuster ist und eine längere Lebenserwartung hat.

Die Kastration ist aber nur ein (verstärkender) Faktor, wenn ein Böckchen Beeinträchtigungen für ein erfülltes Leben erfährt. Gleichermaßen bestimmend für die psychische und physische Gesundheit und Robustheit eines Böckchens sind für mich die Erbanlagen, die es mitbringt, die Vorgeschichten der Elterntiere, die Haltungsbedingungen, die Sozialisation und die Gruppenerfahrungen, die das Tierchen gemacht hat.

Ich war bislang zu feige, ein Böckchen selbst zum Kastrieren zu bringen. Ich hatte Angst, es könnte dabei etwas schief gehen und habe immer nur bereits kastrierte Böckchen in meine Gruppen übernommen.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Meeriemama am 05. März 2016, 13:55 Uhr
Gibt es zur Lebenserwartung kastrierter bzw unkastrierter Meerieböcke evtl Untersuchungen?
Wäre wirklich interessant, wenn es dazu Zahlenmaterial gäbe.
Wobei es bei Katern wohl so ist, dass die kastrierten in der Regel wesentlich länger leben, weil sie weniger streunen. Aber das hat ja nichts mit der Gesundheit an sich zu tun.
Mein erster Kastrat wurde nur etwa drei Jahre alt, der zweite ist jetzt zweieinhalb und ich hoffe, der bleibt mir mindestens noch mal genauso lange erhalten. Wenn es nachweisbare Anhaltspunkte gäbe, dass unkastrierte Böcke tatsächlich eine höhere Lebenserwartung haben, würde ich im Fall des Falles tatsächlich wieder in der TK nachfragen, ob sie eine Sterilisation vornehmen würden.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Katharina am 05. März 2016, 14:53 Uhr
Ja...Untersuchungen dazu fände ich auch spannend. Was ich schrieb, ist sehr subjektiv empfunden und ohne jede "wissenschaftiche Grundlage". Alle Tiere stammten aus suboptimalen Haltungen, aus unklarer Herkunft und/oder Wildverpaarungen.

Bei den Böckchen/Kastraten, die ich kenne oder hatte, war die Verteilung bislang so (Ich habe blindlings welche herausgepickt, es sind hier 9 potente Böckchen und 6 Kastraten aufgelistet):

Unkastriert:

1. Brüderpaar, beide psychisch und gesundheitlich stabil, erreichtes Lebensalter über 8 Jahre. (weiteres nicht bekannt)

2. Brüderpaar, beide psychisch und gesundheitlich stabil, erreichtes Lebensalter 7 und 8 Jahre.

3. Böckchenpaar, beide psychisch stabil, aber oft krank, erreichtes Lebensalter 3 und 5 Jahre.

4. Böckchen in gemeinsamer Haltung mit Kaninchen, psychisch und gesundheitlich stabil, erreichtes Lebensalter über 9 Jahre, möglicherweise auch mehr.

5. Böckchen, psychisch und gesundheitlich stabil, wurde nach dem Tod des bisherigen Partners kastriert und verstarb dabei im Alter von etwa 3 Jahren.

6. Böckchen, wechselnd mit einzelnem Kaninchen und mehreren Weibchen zusammen (Kinderzimmerverpaarungen), psychisch und gesundheitlich stabil, erreichtes Lebensalter über 8 Jahre.


Kastriert:

1. Kastrat aus Einzelhaft, psychisch stabil, Krebserkrankung mit 3 Jahren, Tod bei einer OP mit 4 Jahren

2. Kastrat in Haremsgruppe, psychisch stabil, Tod aus ungeklärter Ursache (verm. Infektion) mit 3 Jahren

3. Kastrat in Haremsgruppe,  psychisch und gesundheitlich nicht stabil, Erblindung mit 10 Jahren, Tod an Altersschwäche mit ca. 12 Jahren

4. Kastrat in Haremsgruppe, völlig verrückt aber relativ gesund, Tod an Altersschwäche mit ca. 10 Jahren

5. Kastrat in Haremsgruppe, psychisch und gesundheitlich nicht stabil, Tod mit 3 Jahren, Ursache ungeklärt

6. Kastrat in Haremsgruppe, macht psychisch und gesundheitlich einen guten Eindruck und wird hoffentlich uralt (Emilio, derzeit ca. 3 Jahre alt)




Edit:

Ich habe gerade das erreichte Durchschnittsalter ausgerechnet (Kopfrechnen schwach) ;-)

Wenn ich mich nicht verrechnet habe (Emilio habe ich nicht mitgerechnet), dann komme ich bei den Kastraten auf ein Durchschnittssalter von gut 5 Jahren und bei den potenten Böckchen auf 6 - 7 Jahre (oder mehr, da ich nicht von allen sicher weiß, wie alt sie wurden). So groß wäre der Unterschied dann da also nicht.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Smoky am 12. März 2016, 21:41 Uhr

Laut meiner TÄ könnte man Meerschweinchen auch sterilisieren, also nur die Ei bzw Samenleiter durchtrennen. Nur wächst das bei Meerschweinchen wieder zusammen und der ganze Eingriff war umsonst, deswegen Keimdrüsen entfernen.

Woher hast du das, dass die Samenleiter wieder zusammenwachsen, und wieso nur(?) bei Meerschweinchen?
Das meinte ich damit, dass die Natur grade beim Thema Fortpflanzung sehr einfallsreich ist, aber das würde mich schon genauer interessieren.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Auratus am 13. März 2016, 14:28 Uhr
Hat mir meine Tierärztin gesagt, als ich Chico geholt hatte. Er saß auf ihrem Tisch und es ging darum, dass er Purzel nicht schwängern sollte. Deswegen hatte ich auch mal nach Sterilisation gefragt.
Titel: Antwort: Neu aus der Nähe von München und gleich mit Frage
Beitrag von: Schnubbel13 am 07. Mai 2021, 16:33 Uhr

@Schnubbel13: Von wievielen Böckchen weißt Du persönlich, die mit 6 Jahren noch kastriert wurden und das problemlos überlebt haben? Für mich war bisher die Grenze schon so bei 4 Jahren, auch wenn ich mal von älteren Tieren gehört hatte, dass sie noch kastriert wurden, aber nichts spezifisches mitbekommen hatte. Das Tier mit 4 Jahre, an das ich gerade denke, von dem ich die Geschichte in einem anderen Forum mitverfolgt hatte, hatte heftige Probleme mit Abzessen nach der Kastration. Das ist sicherlich nicht immer so, aber mit 6 Jahre sind die meisten Schweinchen schon alt bzw. leben ohnehin nicht mehr.

Hallo Narnia,
ich kann dir keine genauen Zahlen nennen,da wir das so seit vielen Jahren machen. In die hunderte wie bei Vios Freundin, geht es noch nicht,aber im zweistelligen Bereich sind wir auf alle Fälle.Wo hast du die Altersgrenze von 4 Jahren her? Das Alter hat mit Abszessbildung überhaupt nichts zu tun. Wenn es blöd läuft können auch vier Wochen alte Buben nach der Frühkastration einen Abszess bekommen. Die häufigste Ursache für Abszesse nach OP ist eine Unvertrräglichkeit des Nahtmaterials.
Wir arbeiten mit hervorragenden Tierärzten zusammen,da gibt es keine Altersgrenze wenn die Böckchen fit sind. Und im Gegensatz zu Vio haben wir ausschließlich gute Erfahrungen mit Injektionsnarkosen und bei langen OPs eine Kombi aus Injektion und Gas (aber das ist ein anderes Thema). Bei uns werden so oft fünfjährige Böckchen abgegeben, nach Tod des Partners. Diese Jungs lernen nach der Kastration noch die Damenwelt kennen.
Titel: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Narnia am 08. Mai 2021, 22:14 Uhr
Bisher war ich davon ausgegangen, dass ältere Böckchen normalerweise nicht mehr kastriert werden sollten. Es wird ja auch meistens als finales Argument für Kastrationen angeführt, wenn ein Tier dann im Alter den Partner verloren hätte und nicht mehr kastriert werden könnte, hätte man ein Problem ...

Jetzt stand hier in einem anderen Thema die Frage im Raum, ob zwei Böckchen von sechs Jahren noch kastriert werden könnten. Ich würde daher gerne wissen, wieviele Böckchen ihr kennt, die mit über vier Jahren kastriert wurden und wieviele davon ohne Probleme überlebt haben, wieviele mit Komplikationen und wieviele bei der Kastration oder als Folge davon gestorben sind.

Wenn Notstationen Böckchen kastrieren lassen, hoffe ich, dass sie den Erfolg oder Misserfolg aufschreiben, so dass das nachvollziehbar sein sollte. Wenn man als Privatperson eigene Tiere kastrieren lässt, wird man es sich ohnehin merken.

Natürlich muss ein Tier noch gesund erscheinen. Das gilt aber auch für ein jüngeres Tier.

Im Interesse der älteren Böckchen, bei denen eine solche Entscheidung ansteht, wäre ich froh, auf Zahlen basierte Erfahrungen weitergeben zu können.
Titel: Antwort: Antwort: Neu aus der Nähe von München und gleich mit Frage
Beitrag von: Narnia am 08. Mai 2021, 22:19 Uhr
@Schnubbel13 Ich habe ein neues Thema eröffnet zur Kastration älterer Böckchen (https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1993). Ich kann Dir keine Quelle nennen für die Altersgrenze, kenne aber kein Tier, das älter war und kastriert wurde. Vielleicht kannst Du ja konkrete Angabe aus Deinem Umfeld zu o.g. Thema beisteuern?
Titel: Antwort: Antwort: Neu aus der Nähe von München und gleich mit Frage
Beitrag von: Hugomero am 08. Mai 2021, 22:37 Uhr
@Narnia, nur zum Verständnis – warum sollte Schnubbel konkrete Angaben machen ? Das klingt für mich so anzweifelnd. Sie schreibt ja, sie kann keine genauen Angaben machen , aber dass auch immer wieder ältere Jungs kastriert werden.

Jedes Tierheim kastriert die Jungs wenn sie unkastriert abgegeben werden, in meiner FB Gruppe gibt es auch einige die bei Notfällen helfen und da werden leider immer wieder Böckchen abgegeben. Die dann notgedrungen auch kastriert werden müssen. Eine Bekannte hatte nach fast einem Jahr Probleme mit Kastra Abszessen, die Jungs waren damals knapp ein Jahr .

Mein letzter Kastrat wurde übrigens auch mit fast fünf Jahren kastriert , leider lebt er nicht mehr – aber nicht deswegen
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Hugomero am 08. Mai 2021, 22:50 Uhr
Hallo Narnia, ist es nicht „egal „ ob ältere Tiere kastriert sind oder eine andere OP haben ? Wenn ein 5 jähriges Tier einen Tumor hat oder ein Mädel eine Kastra bräuchte – lässt man es Doch wahrscheinlich auch machen und lebt den Eingriff nicht wegen Alter ab ?

Viele Grüße
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Schnubbel13 am 08. Mai 2021, 23:33 Uhr
@Narnia Ich verstehe tatsächlich deine Hartnäckigkeit nicht, dass du unbedingt konkrete Zahlen haben möchtest. Arbeitest du im Tierschutz oder hast du sehr viele Freunde, die Meerschweinchen haben? Wenn nicht,wirst du persönlich wahrscheinlich noch nicht oft mit dem Thema Kastration bei älteren Böcken zu tun gehabt haben und kannst keinen erfolgreichen Fall kennen.Bei uns ist noch kein einziger älterer Bock nach Kastration verstorben und es gibt auch nicht häufiger Abszesse. Bei Vios Freundin geht die Zahl erfolgreicher Kastrationen bei älteren in die Hunderte. Wie viele Zahlen brauchst du noch?
Man rät zur Kastration als Altersvorsorge, damit die übrig gebliebenen Böckchen nicht erst eine sechswöchige Frist absitzen müssen, sondern gleich weibliche Gesellschaft bekommen können.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Narnia am 09. Mai 2021, 11:51 Uhr
Ich habe selbst letztes Jahr unsere 5 erwachsenen Böckchen kastrieren lassen. Ich bin also nicht grundsätzlich gegen Kastration, sondern sehe selbst Gründe, die in bestimmten, vielleicht sogar in vielen Situationen für eine Kastration sprechen können.

Was ich aber von vielen Forenbeiträgen und auch persönlichen Gesprächen entnehme is,t dass Kastration oft verharmlost und als "alternativlos" dargestellt wird. Zunächst wirkt es so, als wäre das alles ganz harmlos und als gäbe es nur Argumente, die dafür sprechen. Wenn man dann weiter nachfragt oder aufmerksam Einzelberichte liest, gibt es doch recht häufig Komplikationen und sterben auch leider immer mal wieder bis dahin für gesund gehaltene Böckchen daran.

Deshalb bin ich vorsichtig bei allgemeinen Aussagen und finde es im Interesse der Tiere, für die wir schwerwiegende Entscheidungen treffen, wichtig, genau abzuwägen. Vielleicht habe ich Vios Aussage falsch verstanden, aber bisher bin ich nicht davon ausgegangen, dass die private Notstation, mit der sie zusammenarbeitet, hunderte von Böckchen mit 5 oder 6 oder mehr Jahren hat kastrieren lassen. Das kann ich mir nicht vorstellen, da die meisten Schweinchen gar nicht so alt werden und daher viele tausend Tiere durch die Notstation gegangen sein müssten. Aber wie gesagt, vielleicht verstehe ich es ja falsch?
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Narnia am 09. Mai 2021, 13:46 Uhr
Ich möchte noch etwas ergänzen, damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Weder Du Schnubbel13 noch Vio - noch ich - sollen sich hier rechtfertigen müssen. Ich brauche nur solide Angaben, wenn ich Menschen empfehlen soll, ein Böckchen von z.B. 6 Jahren kastrieren zu lassen. Denn um Deine Frage, ob ich im Tierschutz arbeite zu beantworten:

Das kommt darauf an, wie man es definiert. Ich arbeite mit keinen Tierschutzverein und keiner Notstation zusammen - also "nein". Ich habe selbst 5 Tieren, die andere nicht mehr haben wollten oder konnten einen Platz gegeben und berate Leute in zwei Foren - also "ja".

Um etwas mit guten Gewissen empfehlen zu können, muss ich das Thema soweit wie möglich sorgfältig prüfen, ehe ich eine Meinung vertrete. Das ist die Motivation für meine Frage.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Vio am 09. Mai 2021, 13:55 Uhr
Wir haben so um die 100-200 Schweine im Jahr zur Vermittlung, ca. 30 Schweinejungs sind da bestimmt bei, die 4-5 Jahre oder älter sind und kastriert werden. Wenn nicht sogar noch deutlich mehr. Es gibt tatsächlich viele alte Jungs, die unkastriert kommen, weil sie am Ende übrig sind. meine Kastraten werden mit 5-7 Jahren auch immer deutlich älter als meine Mädels (2-4 Jahre), ich glaub, die Jungs werden da durchaus noch älter heutzutage.
Die Notstation gibt's jetzt soweit ich weiß ca 17 Jahre (den Verein dazu und offizielle Aufmachung 13 Jahre) und wenn man das grob hoch rechnet kommt man schon auf um die 500 Jungs.
Die Erfahrungen bei Kastra auch bei 7 oder 8 jährigen sind gut, in der Regel packen das alle Jungs hier in welchem Alter auch immer ohne Probleme. Auch bei Injektionsnarkosen, wobei es da häufiger zu Problemen kommt und die Schweine nicht so schnell Wieder fit sind wie unter Gas.
Meine Freundin hält Komplikationen gut nach, meidet dann zb entsprechende Tä und lässt Tiere im Zweifel auch obduzieren. Ebenfalls würde sie nie eine Kastra riskieren, wenn sie sie für ein Tier nicht mehr zuträglich halten würde.
Die Erfahrungen bei den anderen Notstationen, mit denen ich Kontakt hab, sind ähnlich.
Ich glaube, dass es weniger auf das Alter, viel mehr auf den TA und sein OP Geschick und Erfahrung ankommt, wie die Tiere es packen und ob es heilt.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Narnia am 09. Mai 2021, 22:10 Uhr
Vielen Dank, Vio, für diese Angaben! Ich hätte natürlich aber liebsten noch mehr Zahlen, aber so ist das auch schon eine wichtige Angabe. Das macht Mut, es bei Bedarf auch noch bei einem älteren Böckchen zu riskieren!
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Schnubbel13 am 09. Mai 2021, 23:03 Uhr
@Narnia, natürlich gehen über die Jahre tausende von Tiere durch eine Notstation. Wir nehmen in "normalen" Jahren durchschnittlich ca 200 Tiere auf, in Jahren mit großen Notfällen, die sich leider häufen, geht es schon Richtung 300. Uns gibt es seit 11 Jahren...
Wie gut eine Kastration, oder jede andere OP, verläuft, steht und fällt mit dem Tierarzt, genau wie Vio es auch sieht. Wir haben zum Beispiel nur vier Tierärzte bei denen wir kastrieren lassen. Diese Tierärzte sind spezialisiert auf Meerschweinchen. Vorraussetzung ist natürlich auch,dass der Bub gesundheitlich in der Verfassung ist eine Narkose zu verkraften, das ist natürlich selbstverständlich.
Und noch eine Sache, sehr viele Meerschweinchen werden deutlich älter als 5 Jahre. Allein bei mir zuhause sitzen zwei sieben und achtjährige Omis und noch zwei sechsjährige Tiere.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Schnubbel13 am 10. Mai 2021, 08:14 Uhr
@Hugomero: ich glaube hier spielt mit rein, dass Narnia generell kein Fan von Kastrationen ist und sie immer in Frage stellt. Ich erinnere mich noch dunkel an ihre Beiträge,bevor sie ihre Jungs hat kastrieren lassen.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Narnia am 10. Mai 2021, 10:08 Uhr
Hallo Narnia, ist es nicht „egal „ ob ältere Tiere kastriert sind oder eine andere OP haben ? Wenn ein 5 jähriges Tier einen Tumor hat oder ein Mädel eine Kastra bräuchte – lässt man es Doch wahrscheinlich auch machen und lebt den Eingriff nicht wegen Alter ab ?

Viele Grüße

Das ist ein deutlicher Unterschied: Wenn ein Tier ein gesundheitliches Problem hat, das nur durch OP behandelt werden kann und muss, dann kann man es riskieren, dass das Tier an der OP oder den Folgen stirbt. Bei einer Kastration wird ein gesundes Tier um einen Teil seiner Körperfunktionen gebracht und dazu in Gefahr gebracht. Deswegen muss ich Risiko und Nutzen ganz anders abwägen als bei einem Tumor o.ä.

Und Schnubbel13, Du siehst es richtig, ich bin kein Fan von Kastrationen. Diese sind aus meiner Sicht in manchen Situationen eine Notlösung, um den Tieren ein harmonisches Leben zu ermöglichen, aber sie sind immer eine Verstümmelung eines bis dahin intakten Tieres. Daher habe ich mir bei unseren Böckchen schwer getan mit der Entscheidung und sehe auch immer noch darin einen Eingriff, der unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile für das Tier gut abgewogen werden sollte.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Hugomero am 10. Mai 2021, 10:12 Uhr
Vielen Dank, Vio, für diese Angaben! Ich hätte natürlich aber liebsten noch mehr Zahlen, aber so ist das auch schon eine wichtige Angabe. Das macht Mut, es bei Bedarf auch noch bei einem älteren Böckchen zu riskieren!

@Narnia- ein Frage noch zum Verständnis- letztendlich schreibt Vio ja nichts anderes als Schnubbel , bzw ich hab ja auch erwähnt, dass mein TH auch ältere Jungs kastriert und gefragt, was denn Deine Meinung zu OP´s bei älteren Tieren ist- aber darauf bist Du nicht wirklich eingegangen, was ich schade finde, denn ein Austausch im Forum sollte ja von vielen Usern leben (hatten ja das Thema schon wie es mit dem Forum weitergehen soll)-

ich persönlich hab schon öfters den Eindruck, daß Du aber die Beiträge von diversen Usern "unterschiedlich sinnvoll /nachvollziehbar " empfindest- das bleibt ja jedem selbst überlassen, hat aber auch zur Folge, dass sich vielleicht der eine oder andere überlegt, ob es sich lohnt zu antworten - oder eben nicht, weil es doch nix bringt.

Ich fände es toll, wenn wir alle von vielen langjährigen Erfahrungen profitieren können, egal in welchem Bereich- auch wenn vieles nicht mit Zahlen /Hintergrund /Studien manifestiert werden kann - es gab ja bei der Diskussion wie es weitergeht mit dem Forum auch Stimmen, dass viele User sich nicht trauen , was zu schreiben weil sie zu wenig Erfahrung haben oder sich komisch vorkommen- und das könnte genau der Grund sein :frage:

liebe Grüße
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Schnubbel13 am 10. Mai 2021, 11:52 Uhr
@Narnia Wow, Verstümmelung klingt recht derbe. Ich persönlich finde es nicht verwerflich, wenn man Meerschweinchen ein harmonisches und schönes Leben ermöglichen möchte.
Und ich muss zugeben, ich habe auch schon öfter den Eindruck gewonnen,du akzeptierst bzw tolerierst nur Vios Antworten. Ob es daran liegt,dass sie immer extrem höflich und ausführlich antwortet, weiß ich nicht, aber es ist schon auffällig.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Narnia am 10. Mai 2021, 14:04 Uhr
Es tut mir leid, Schnubbel13, wenn dieser Eindruck aufgekommen ist. Es geht mir nicht um Personen, aber ich habe umgekehrt auch schon festgestellt, dass Du und ich oft unterschiedlicher Ansicht sind.

Wir versuchen beide den Tieren zu helfen und haben dabei doch oft unterschiedliche Sichtweisen. Wenn wir offen und ohne den anderen anzugreifen - was nicht meine Absicht ist - diese diskutieren, können andere Leser ja für sich hoffentlich das daraus entnehmen, was ihnen und ihren Tieren weiterhilft. Engagierte Tierfreunde werden sich nie in allem einig sein und mit manchen ist die Übereinstimmung größer, mit anderen weniger groß.

Zu dem Wort "Verstümmelung". Ich habe mir überlegt, ob ich das so drastisch schreiben soll und ich erinnere daran, dass ich ja selbst alle unsere Jungs habe kastrieren lassen. Ich mich damals so entschieden, weil ich davon ausgegangen bin, dass in ihrer Situation die Vorteile die Nachteile überwiegen. Das heißt aber nicht, dass es deswegen eine Kleinigkeit ist.

Ich wollte mit dem drastischen Ausdruck deutlich machen, dass man eine wichtige Körperfunktion eines gesunden Tieres zerstört und das nicht herunterspielen kann als kleinen Schnitt in die Haut o.ä., was ich schon an anderer Stelle (nicht von Dir) gelesen habe.

Bei vielen Säugetierarten riskieren die Männchen ihr Leben, um sich fortpflanzen zu dürfen. Das zeigt, wie wichtig dieser Aspekt ihn ihrem Leben ist. Natürlich kann man annehmen, dass sie später einfach nicht mehr dieses starke Bedürfnis haben oder vielleicht auch nicht so deutlich die hormonellen und damit vielleicht auch stimmungs- und sogar wesensmäßigen Veränderungen wahrnehmen. Das hoffe ich und ich weiß auch keine gut andere Lösung.

Für mich muss etwas nicht verwerflich sein, um dennoch hart oder traurig sein zu können.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Schnubbel13 am 10. Mai 2021, 18:48 Uhr
@Narnia,  ich wusste gar nicht, wann wir so oft unterschiedlicher Meinung waren, weil das seit Ewigkeiten das erste Thema war, bei dem ich mich wieder beteiligt habe. Ich schreibe hier ausschließlich aus persönlicher Erfahrung bzw der Erfahrung meiner Kollegen der Notstation und mag es nicht gegen Bücherwissen zu argumentieren. Ich finde auch den Erfahrungsaustausch mit erlebten statt gelesener Erfahrungen für mich persönlich bereichernder.
Wenn du den Fortpflanzungskampf einiger Säugetiere erwähnst, dann redest du von wild lebenden Tieren,  hier geht es aber immer noch um Hausmeerschweinchen.
Titel: Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
Beitrag von: Vio am 11. Mai 2021, 15:27 Uhr
https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=974.0

Hier gibt es zur Kastra und dem verbundenen Eingriff in das Körpersystem noch ältere Gedanken, vielleicht ist dies an dieser Stelle interessant? Ich werde da auch noch meine Ansicht schreiben :-)

Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Vio am 11. Mai 2021, 15:38 Uhr
Aufgrund einer aktuellen Unterhaltung zur Kastra hier (https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1993.msg28979;topicseen#new) mag ich das Thema hier wieder hochholen :-)
Ich gehe jetzt nicht auf alle genannten Argumente der älteren Beiträge ein, das würde den Rahmen sprengen, aber ich möchte auch meine Sichtweise zum Thema schildern.

Ich denke, es ist niemals verkehrt, dass man, bei egal welchem Eingriff, Risiko und Gewinn gut abwägt und sich bewusst ist, dass man das Leben des Tieres riskiert und ihm ein Organ entnimmt.
Für mich ist aber ein Leben, welches psychisch nicht schön ist für die Tiere, bei jedoch körperlicher Unversehrtheit auch nicht richtig oder zu befürworten.
Ich erlebe es leider öfter in meinem Umfeld, dass Jungsgruppen zu Zweckgemeinschaften werden und die Jungs sich bis auf kleine Streitereien zwar zu tolerieren scheinen - irgendwann aber doch entschieden wird, sie zu Mädels zu geben und die Kastraten dann völlig aufblühen.
So wird ganz oft der Unterschied deutlich, wie sehr sie eigentlich zuvor unter der Gruppenkonstellation in einer Boygroup gelitten haben. Oder ähnliche Situation, wenn zwei Jungs in einer Mädelsgruppe sind - auch da ist oft einer sehr unglücklich, aber auffallen tut dies erst, wenn man ihm dann eine  eigene Gruppe gibt und sieht, wie er vom Verhalten her viel ausgelassener und fröhlicher wirkt.
Eine Kastra im Alter ist in der Regel meiner Erfahrung nach gut möglich, wenn die Schweine fit sind. Ob es im Alter aber irgendwann wegen einige Baustellen zu spät ist für die Kastra, weiss man immer nicht...
Sowas muss man sich bei jungen Böckchen also auch immer gut überlegen, selbst, wenn sie in einer Jungsgruppe soweit zufrieden wirken - dies kann täuschen oder sich ändern im Laufe der Zeit, ich habe es oft bei Bekannten erlebt.

Ich bin ja absolut Boygroup-Fan und möchte irgendwann selbst auch mal eine haben und es ist toll, wenn es klappt, aber mir ist bewusst, dass diese Form des Zusammenlebens für viele Jungs einfach nicht schön ist und auch nicht natürlich. Und ganz bestimmt nicht die Erfüllung ihres Lebens, da viele Jungs einfach wirklich wie dafür geschaffen sind, die Mädels zu managen und dies auch ihre natürliche Aufgabe scheint (so zumindest war immer mein Eindruck).

Eine Kastration scheint mir ein kleiner Preis für die Zufriedenheit und Freude, die die Jungs später bei den Mädels empfinden. Und meine Meinung hat sich nicht geändert, obwohl ich fast meinen aktuellen Kastraten an einer extrem seltenen Komplikation nach der Kastra verloren hätte.

Dass Kastraten mental manchmal schlechter zurecht sind, wie hier in früheren Beiträgen geschildert wurde oder dass sie weniger lange leben, kann ich pauschal unseren Erfahrungen nach nicht bestätigen (Hab aber in Bezug auf die Lebenslänge keine ausreichenden Vergleiche).
Was ich aber erfahren habe ich in den letzten Jahren, ist die Möglichkeit eines Kastrationstraumas, was durchaus Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit der Tiere nehmen kann. Erwähnt habe ich das hier (https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1680.msg25359#msg25359).
Dies ist eigentlich "ganz einfach" zu verhindern, in dem man sich bewusst macht, was dem Körper mit so einem Eingriff angetan wird. Insofern kann es nie verkehrt sein, einen forschenden Blick auf so einen Eingriff zu werfen und bewusst zu hinterfragen: was ändert die Kastra im Körper? Was bedeutet dies für Gewebe, Nerven, Hormonsystem?


Wofür würden sich die Tiere am Ende entscheiden? Das weiss ich natürlich nicht.
Aber ich kann mir vorstellen, sie würden ihre Fortpflanzungsfähigkeit (ist das der Sinn ihres Lebens? darüber lässt sich vielleicht auch streiten... ist aber ein anderes Thema :-) ) opfern, um in einer für sie schönen Gruppe zu leben, in der sie alleine der "Boss" sind und ihre natürliche Aufgabe, die Begleitung von ihren Mädchen nachkommen können.
Ausnahmen gibt es natürlich immer mal welche: ich kenne auch zwei Jungs, die in einer Mädelsgruppe immer aneinander klebten und mehr Interesse aneinander als an den Mädels hatten  :frag: :g:
Ich kenne auch Jungs, die mit zu vielen Mädels überfordert waren und denen ein zweiter Kastrat in der Gruppe gut getan hat.
Ein schwarz und weiss Denken ist auch hier nicht gut, individuelle Entscheidungen zum Wohl jedes einzelnen Jungen sind mit Sicherheit nötig

Eine Haremsgruppe ist aber halt wohl in der Regel das Beste, was wir ihnen in Gefangenschaft bieten können und kommt an die natürlichen Ansprüche am meisten heran. Der Preis dafür ist bei uns halt leider der Eingriff der Kastration der Jungs.
Einige Jungs sind sicher unter anderen Jungs sehr zufrieden, aber vielen wird dies dann halt auch aufgezwungen - und wie sollten sie sich wehren oder deutlich machen, dass sie unglücklich sind?
Da muss man sicher gut beobachten und sein Bauchgefühl mitreden lassen :-)

Vergleichsweise zu anderen OPs ist die Kastra von männlichen Meerschweinchen jedoch für mich am Ende ein verhältnismässig "kleiner" Eingriff mit gut einschätzbarem und heutzutage bei einem guten TA auch geringen Risiko, der ihnen auf Dauer aber viel Lebensqualität garantiert, sollten sie eben nicht unter Jungs leben wollen.
Diese OP geschieht zwar dann nicht aus physischen, jedoch aus psychischen Gründen und rechtfertigt sich für mich daher genauso, egal in welchem Alter.
Gleichzeitig verhindert dies ja auch ziemlich viel weiteres Tierleid, da diese Jungs keine Nachkommen haben werden, was für mich auch ein PRO Argument ist, wenn es um die Abgabe von Tieren geht.

Wenn so ein Eingriff nicht nötig ist, wenn die Jungs alt sind und in einem Zuhause bleiben, wo sie keine Mädels schwängern können und wenn sie zufrieden sind, dann würde ich den Eingriff natürlich auch nicht machen lassen.
Es muss für mich in jedem Fall schon immer einen körperlichen oder einen psychischen Nutzen haben, um dieses Risiko und die körperliche Beschneidung oder Entnahme von Organen zu rechtfertigen.

Da muss man wohl immer individuell je nach Tier entscheiden und abwägen - ich denke, das sieht jeder von uns so und hält es auch so :-)
Ich finde es schon richtig, dass man sich in diesem Zuge bewusst ist, was man dem Tier damit "antut" - aber eben auch, was man ihm damit am Ende schenkt - oder dem Allgemeinwohl dieser Tierart eben und dies nicht ohne jegliche kritische Gedanken zu entscheiden.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Narnia am 13. Mai 2021, 13:06 Uhr
Ich habe dieses gesamte Thema hier schon mehrfach gelesen und finde vieles darin sehr bedenkenswert.

Die Kosten-Nutzen-Abwägung ist aus meiner Sicht die einzige Rechtfertigung für einen solchen Eingriff. Dabei muss m.E. in erster Linie der direkte Nutzen für das betroffene Böckchen und seine Gefährten gegen die Kosten, die es zu tragen hat, abgewogen werden.

Wenn ich ungewollte Vermehrung und damit neues Leid verhindern will, dann ist das aus meiner Sicht kein ausreichender Grund. Dann sollte ich als Züchter oder Notstation o.ä. bei der Abgabe der Tiere gut beraten und auswählen und kann damit das Risiko ungewollten Nachwuchses sehr klein machen. Ein Restrisiko bleibt in diesem Leben immer, aber damit Exzesse wie die routinemäßgie Kastration von Hunden zu rechtfertigen, zeigt wie weit man mit falsch verstandener Tierliebe kommen kann.

Das Argument des glücklicheren Lebens für das Tier selbst finde ich dagegen sehr gewichtig. Allerdings ist die Gleichung: Kastration = Leben im Harem leider falsch. Wenn in den Haremsgruppen im Schnitt auf 1 Männchen 3 Weibchen kommen, bleiben 2 kastrierte Männchen übrig, die doch keine Weibchen haben werden. Vielleicht sind es sogar mehr Weibchen im Schnitt und falls die Weibchen im Schnitt weniger lange leben sollten, wären die Chancen für die Kastraten noch schlechter. Wenn wir bei 1+3 bleiben, hat also nur jeder dritte Kastrat überhaupt die Chance, mit Weibchen zusammenzuleben.

Vor diesem Hintergrund ist das Argument des schönsten Zusammenlebens aus meiner Sicht in der Mehrzahl der Fälle auch nicht ausreichend, als Argument für eine Kastration.

Aus dem gleichen Grund finde ich es auch sehr fragwürdig, wenn die Kastration als Altersvorsorge bei einer Gruppe aus zwei Böckchen bezeichnet wird. Wenn jeder, der mit 2 Böckchen anfängt, nach dem Tod des ersten Tieres ein Weibchen dazunimmt, gibt es bald nur noch Haremsgruppen oder Paare. Denn wenn von dem Paar einer stirbt, muss er ja entweder ein neues Männchen zu dem verbliebenen Weibchen holen oder ein neues Weibchen zu dem verbliebenen Männchen. Eine Rückkehr zu einer Bockgruppe ist nicht mehr möglich - außer mit einer neuen, zweiten Gruppe.

Mit der verständlichen Empfehlung von Haremsgruppen und der Kastration aller Böckchen, hat die Mehrzahl der Böckchen das schlechte von beiden Seiten.

Bei uns leben ja derzeit 5 Böckchen, die alle im erwachsenen Alter kastriert wurden. Ich habe mich seinerzeit zu dem schweren Schritt durchgerungen, weil ich gehofft hatte, dass es ihnen das Zusammenleben mit anderen Männchen erleichtert. Darin sehe ich die mögliche andere Rechtfertigung für Kastration. Vermutlich hängt das aber vom Charakter und vielleicht auch der hormonellen Ausstattung u.ä. der Tiere ab, ob die Kastration da einen Vorteil bringt oder nicht. Es kann sogar sein, dass das Tier selbst sich wohler fühlt, wenn sein hormonell gesteuertes Verlangen, das in einer Bockgruppe nicht erfüllbar ist, kleiner ist.

Wenn ich Tiere aus Liebe zum Tier halte und nicht weil ich sie schlachten oder für die Arbeit nutzen will, dann muss ich aus meiner Sicht hinterfragen, was in solchen anderen Bereichen schon lange üblich ist oder auch relativ neu aufgekommen ist, wie die Kastration von Meerschweinchen.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Schnubbel13 am 13. Mai 2021, 14:05 Uhr
@Narnia, wie sähe in der Praxis eine solche Beratung und Auswahl aus? Ich kann mir heim besten Willen nicht vorstellen wie man Nachwuchs verhindern kann, wenn es sich um eine gemischte Gruppe handelt, ohne das die Weibchen oder der Bock kastriert sind.
(Eigentlich wollte ich zitieren,hat aber nicht geklappt  :roll: )


Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Hugomero am 13. Mai 2021, 17:36 Uhr
Ich habe dieses gesamte Thema hier schon mehrfach gelesen und finde vieles darin sehr bedenkenswert.

Die Kosten-Nutzen-Abwägung ist aus meiner Sicht die einzige Rechtfertigung für einen solchen Eingriff. Dabei muss m.E. in erster Linie der direkte Nutzen für das betroffene Böckchen und seine Gefährten gegen die Kosten, die es zu tragen hat, abgewogen werden.

Wenn ich ungewollte Vermehrung und damit neues Leid verhindern will, dann ist das aus meiner Sicht kein ausreichender Grund. Dann sollte ich als Züchter oder Notstation o.ä. bei der Abgabe der Tiere gut beraten und auswählen und kann damit das Risiko ungewollten Nachwuchses sehr klein machen. Ein Restrisiko bleibt in diesem Leben immer, aber damit Exzesse wie die routinemäßgie Kastration von Hunden zu rechtfertigen, zeigt wie weit man mit falsch verstandener Tierliebe kommen kann.

Das Argument des glücklicheren Lebens für das Tier selbst finde ich dagegen sehr gewichtig. Allerdings ist die Gleichung: Kastration = Leben im Harem leider falsch. Wenn in den Haremsgruppen im Schnitt auf 1 Männchen 3 Weibchen kommen, bleiben 2 kastrierte Männchen übrig, die doch keine Weibchen haben werden. Vielleicht sind es sogar mehr Weibchen im Schnitt und falls die Weibchen im Schnitt weniger lange leben sollten, wären die Chancen für die Kastraten noch schlechter. Wenn wir bei 1+3 bleiben, hat also nur jeder dritte Kastrat überhaupt die Chance, mit Weibchen zusammenzuleben.

Vor diesem Hintergrund ist das Argument des schönsten Zusammenlebens aus meiner Sicht in der Mehrzahl der Fälle auch nicht ausreichend, als Argument für eine Kastration.

Aus dem gleichen Grund finde ich es auch sehr fragwürdig, wenn die Kastration als Altersvorsorge bei einer Gruppe aus zwei Böckchen bezeichnet wird. Wenn jeder, der mit 2 Böckchen anfängt, nach dem Tod des ersten Tieres ein Weibchen dazunimmt, gibt es bald nur noch Haremsgruppen oder Paare. Denn wenn von dem Paar einer stirbt, muss er ja entweder ein neues Männchen zu dem verbliebenen Weibchen holen oder ein neues Weibchen zu dem verbliebenen Männchen.

@Narnia, auch wenn Du i.d.R selten auf meine Beiträge antwortest , ( außer daß meine Futtergeld pro Monat utopisch ist, aber da kam die Erläuterung ja auch erst nach mehrmaliger Bitte ) kann ich vieles was Du schreibst, ebenfalls nicht nachvollziehen. Du gibst ja generell wenig von Dir preis, wielange Du Meerschweinchen hast, was Du schon alles erlebt hast, welche Erfahrungen Du gemacht hast . Ich finde selbst in über 17 Jahren erworbene Erlebnisse oder Erfahrungen aus meinem direkten Umfeld nach wie vor fundierter als angelesene Erfahrungen . Ich versteh auch die Gleichung , daß zwei Blöckchen übrig bleiben nicht , ja die Jungs bleiben vielleicht erstmal länger auf Pflegestellen aber werden dann doch vermittelt.

Zum Punkt Kosten / Nutzen Rechnung ? Soll ein unkastriertes Böckchen statt glücklich im Harem als Kastrat zu leben ( und das tun sie ) lieber mit anderen unkastrierten Jungs zusammenleben ? Hast Du mal direkt einen Animal hording Fall begleitet , wo aus ca 30 Tieren dann 100 werden, weil alle Mädels trächtig sind und im Schnitt 4–4 Babies purzeln?

Wo sollen die alle platzmäßig auf der Pflegestelle leben , wenn sie nicht kastriert würden und damit eine Chance auf Vermittlung haben ? Wie konkret sollte denn das ablaufen, Du weißt groß wie ein optimales Gehege sein soll.

 Wenn ein unkastrierter Bock vermittelt wird, kann ich beraten wie ich will, mit Mädels ist Nachwuchs vorprogrammiert, das geht ja gar nicht .Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dass ein Bock zu einem kastrierten Mädel kommt ?

Ich hatte nie eine Bockgruppe und werde nie eine haben, aber für mich bleibt die Haremshaltung die natürlichste Haltung .
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Narnia am 13. Mai 2021, 19:07 Uhr
Ich will versuchen, der Reihe nach auf Deine Punkte einzugehen:

Über unsere aktuellen Tiere habe ich ausführlich berichtet - sicherlich viel mehr als Du in der gleichen Zeit von Deinen Tieren. Du kannst auch Dein Profil mit meinem vergleichen. Daher verstehe ich den Vorwurf nicht, dass ich generell wenig von mir preisgeben würde.

Was hat es mit angelesenen Erfahrungen zu tun, wenn ich in Frage stelle, ob man pauschal jedes Böckchen kastrieren sollte? Und umgekehrt, wenn Du noch nie eine Böckchengruppe hattest, wie willst Du dann - außer durch Angelesenes oder vom Hören-Sagen beurteilen, dass eine Haremsgruppe besser ist? Das Argument, dass es die natürlichste Haltung sei, kann ich einerseits nachvollziehen, andererseits erscheint es mir auch fraglich. Natürlich wäre das Zusammenleben von einem Böckchen mit mehreren Weibchen, die laufenden Nachwuchs bekommen. Das wäre selbstverständlich keine Lösung, die ich auch nur im Ansatz gut fände, aber alles andere ist ein Kompromiss. Auf die jeweiligen Vor- und Nachteile der Kompromiss-Lösungen will ich hier nicht eingehen, da es nicht zum Thema gehört.

Was ist an meiner Überlegung mit den 2 Männchen aus 3, die bei durchschnittlicher Haremshaltung dauerhaft übrigbleiben würden unverständlich? Wie können sie denn vermittelt werden, außer in reine Bockgruppen? Wenn erfahrene Halter wie Du Haremsgruppen halten, wer soll die Bockgruppen halten? Die paar Leute, die schon lange Bockgruppen halten, reichen ja alleine nicht aus. Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich will Dich nicht angreifen, nur antworten auf Deine Frage und dazu veranschaulichen, dass die überzähligen Männchen nicht einfach unerklärlich doch Plätze finden. Solange etwa genauso viele Männchen wie Weibchen geboren werden, müssen viele Jungs in Bockgruppen (oder Einzelhaft) leben, wenn die anderen in einer typischen Haremsgruppe leben. Und für die Böckchen, die nie ein Weibchen haben dürfen, ist die Kastration kein Preis für dieses Glück, sondern muss auf andere Art gerechtfertigt sein.

Was hat Animal Hording mit pauschalem Kastrieren zu tun? Es werden nie alle Tiere in die Hände von Tierschützern kommen, die sie kastrieren lassen. Damit kann man also auch nicht sicherstellen, dass niemand unverantwortliche Vermehrung durchführt oder zulässt.

Wenn in Pflegestellen alle Schweinchen in großen gemischten Gruppen leben, ist das natürlich eine gute Lösung. Aber ich kenne es eher so, dass viele in Bockgruppen oder in Haremsgruppen leben. Dann wäre die Vermehrungsfrage für die Tiere in Bockgruppen gar nicht relevant. Wie leben denn Deiner Erfahrung nach die Schweinchen in der Pflegestelle?

Selbstverständlich soll zu Mädels nur ein Kastrat vermittelt werden. Mein Punkt war nur der, dass viele Jungs den Preis der Kastration bezahlen, ohne diese "Belohnung" dafür zu bekommen.

Wie schon oft geschrieben: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Kastration! Ich habe letztes Jahr 5 Böckchen kastrieren lassen, weil ich es zum Wohl dieser spezifischen Tiere leider für angebracht hielt. Aber ich wehre mich nach wie vor, gegen eine Verharmlosung des Themas oder gegen Argumente, die m.E. nicht aufgehen.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Vio am 13. Mai 2021, 19:43 Uhr
Narnia, du musst Bedenken, dass es nicht immer so läuft, dass man Tiere in Bockgruppen vermittelt und gut ist.
Die Tiere, die aus den Notstationen vermittelt werden, werden leider zum Teil fröhlich weiter gegeben, ob da ein Schutzvertrag ist oder nicht und egal, wie toll man beraten und mit wie viel Achtsamkeit man die neuen Besitzer der Tiere man gewählt hat. Man hat da keinerlei Kontrolle nach Abgabe drüber und auch keine Rechte mehr, da was gegen zu unternehmen.
Es ist schon zu genüge vorgekommen, dass mit Jungs, die unkastriert vermittelt wurden, dann doch wo gezüchtet wurde. Die Leute kommen auch ab und zu auf den Gedanken, wenn am Ende ein Bock übrig ist, dass man dann doch mit einem oder mehreren neuen Mädels mal Babys gemacht werden könnten.
Das kommt leider öfter vor als man denkt.
Natürlich können so Leute sich die Tiere dann von überall besorgen, aber wenn man nur Kastrierte Böcke raus gibt, ist man am Ende nicht der, der Schuld ist, dass dies sich Tiere vermehrt haben, was nicht angedacht war.
Was ja auch in vielen Fällen zum Teil zu solchen Animal hording Fällen führt und sogar die Behinderung oder den Tod von Tieren bedingt (Schimmel Thematik und das Thema der zu alten Weibchen).

Einen Bock unkastriert heraus zu geben birgt die Gefahr, dass durch seine Zeugungsfähigkeit Tierleid entsteht und käme für mich daher niemals in Frage.
Wenn man aktiv im Tierschutz ist, erkennt man sehr schnell, dass Information und Vertrauen gar nichts zählen. Die Leute machen die schlimmsten Dinge mit den Tieren und wenn man einen Jungen nicht kastriert, gibt's keine Garantie, dass mit ihm nicht noch vermehrt wird.
Vielleicht meint Hugomero das mit den praktischen Erfahrungen: ich verstehe, was du theoretisch meinst, aber das ist so in der Praxis eine Utopie. Wenn du jetzt 10 Jahre lang eine Notstation gehabt hättest und ständig Böckchen vermitteln würdest, sähe deine Argumentation sicher ganz anders aus.
So ist die Praxis manchmal gewichtiger als die theoretischen Überlegungen. Ich habe auch früher vieles anders gedacht oder andere Ansichten gehabt. Dann war ich mal in so einer Situation - und seitdem sehe ich ein, was die anderen meinten, was ich damals nicht verstehen konnte mangels praktischer Erfahrungen.
Deine Texte wirken manchmal etwas angreifend oder verurteilend, dies ist sicher so nicht gemeint, wie ich dich kennengelernt habe :-) vielleicht auch einfach nur mein Eindruck.

Aber auch gerade hier in solchen Fällen möchte man dann einfach gerne schreiben: erlebe erst mal die Praxis, bevor du etwas verurteilst, was du bisher nur in der Theorie durchgespielt hast.
Die Leute, die Tiere vermitteln, lassen doch nicht (um sich auf deinen letzten Satz zu beziehen) Kastrieren, nur weil man das so macht oder weil sie es für einen Klacks halten. So ethische Bedenken hatten sicher die meisten anfangs.
Du bist nicht die Erste und sicher nicht die Letzte, die die pauschale Kastration von Jungs kritisch sieht.
Das ist auch richtig so. Aber wir stehen hier am Ende alle auf der gleichen Seite, das sollte man nicht vergessen: am Ende wollen wir für die Tiere, die einzelnen und die Gesamtheit der Tierart, das Beste.
Wir alle hier würden so einen Eingriff doch nicht vornehmen lassen, wenn da nicht gewichtige Gründe hinter Ständen?!
Spätestens, wenn mit den ersten von dir vermittelten nicht kastrierten Jungs gezüchtet wurde, dabei Tiere zu schaden kamen und sich ein animal hording fall mit 100 Tieren draus entwickelt hat, würdest du ganz bestimmt dieses Risiko auch nicht mehr eingehen und die Jungs nur noch Kastriert raus geben, würde ich meinen.

Was die Kastra als Altersvorsorge angeht, da geht es nicht pauschal darum, Jungsgruppen aufzulösen, wenn ein Bock am Ende übrig bleibt. Es soll einfach nur für jeden Jungen die Möglichkeit da sein, dass er, sollte er irgendwann nicht mehr zufrieden in eine Jungsgruppe sein, zu Mädels kann. Und auch, wenn er dann schon alt ist und Baustellen hat.
Hast du schon erlebt, wie ältere Jungs halb zu Tode gemobbt werden in einer Jungsgruppe von jüngeren Jungs?
Das ist so gar nicht witzig. Glück für den Jungen, wenn man ihn dann hat in weiser Voraussicht schon zuvor in seinem Leben Kastrieren lassen und er bei einem lieben Mädchen seine letzten Monate verbringen darf und nicht alleine oder in Panik vor anderen Jungs.
Es gibt nie eine Garantie, dass ein Bock immer zufrieden in einer Jungsgruppe bleibt.
Wenn es passt, super. Wir brauchen wegen dem Überschuss an Jungs Jungsgruppen, ganz klar.
Aber man sollte nie einen Jungen so ein Leben aufzwingen, wenn es für ihn nicht mehr passt und Kastra ist die Sicherheit auf eine Alternative zu jeder Zeit im späteren Leben eines Schweinchen-Mannes.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Schnubbel13 am 13. Mai 2021, 20:16 Uhr
Natürlich finden alle männlichen Tiere ein Zuhause in einem Harem. Es dauert länger, aber wir hatten noch keinen Buben,der auf ewig auf der Pflegestelle leben mussten. Und nein, sie werden bei uns nicht in Bockgruppen gehalten. Ich kann auch nicht nachvollziehen warum du Bockgruppen so anpreist, wenn du doch bei deinen eigenen Tieren die Probleme live miterlebst.. Aus deinen Berichten klingt es ,als ob deine Jungs eher als Zweckgemeinschaft, manchmal mehr schlecht als recht zusammen leben.
Mich würde immer noch interessieren, wie in der Praxis durch Beratung Nachwuchs verhindert werden kann
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Narnia am 13. Mai 2021, 22:45 Uhr
Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!

Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!

Es sind nicht einzelne Männchen, die etwas länger übrig bleiben, sondern die Mehrzahl, wenn die Haremsgruppen als Standardlösung empfohlen werden.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Vio am 13. Mai 2021, 23:55 Uhr
Ich fühle mich gerade ein bisschen wie auf der Anklagebank  :frag:
Du scheinst aufgebracht. Warum?

Natürlich können wir rechnen. Es muss natürlich einen Bock-Überschuß geben, wenn immer nur ein Junge auf mehrere Mädchen kommt, klar.
Wir haben aber dennoch auch keine Probleme und finden für jeden Jungen, der nicht Bock-verträglich ist, ein Zuhause im Harem. Wir hatte noch nie Probleme, ein Zuhause zu finden, auch wenn es mal ein paar Monate dauert.
Dies liegt aber daran, dass dann nur schlechte Anfragen kommen und nicht, dass es keine Nachfrage geben würde.

Ich hab die Haremsgruppe nicht als Standardlösung empfohlen. Wenn ein Junge Bock-verträglich scheint und zufrieden wirkt, kommt das für uns in Frage.
Es ist aber leider so, dass es oft keine Alternative gibt zur Haremsgruppe.
Die meisten der Jungs zeigen sich in der Notstation nämlich leider nicht als Bock-verträglich und wir bekommen auch manchmal welche zurück, die in Jungsgruppen gingen und wo es auf Dauer nicht geklappt hat.
Trotzdem findet man immer ein gutes Zuhause in Haremsgruppen und ich kenne sogar immer noch Halter, die reine Mädels-Gruppen haben.
Spannend finde ich auch, warum das so ist? Es muss einen Böckchen-Überschuss geben, aber so richtig sehen wir den in der Notstation wirklich nicht. Und so viele Jungs geben wir ja nicht in Jungsgruppen mangels Verträglichkeit.

Ich denke, dass das woanders anders aussehen könnte. Ich hab engen Kontakt mit 7 (zum Teil privaten) Notstationen und da findet jeder Junge am Ende ein schönes Zuhause.
Ggf reichen die wenigen Jungsgruppen als Ausgleich aus?
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Ina am 14. Mai 2021, 02:25 Uhr
Hallo, ihr Lieben! :winke:

Die Diskussion hier führt gerade ziemlich weit vom ursprünglichen Thema weg.

Ich habe dennoch drei Beiträge aus dem Vorstellungsbereich sowie das von Narnia neugestartete Thema "Kastration bei älteren Böckchen?" mit diesem Thema hier zusammengeführt, damit der Gesprächszusammenhang erhalten bleibt, bzw. wieder hergestellt wird. Wir sollten nicht zeitgleich an drei verschiedenen Stellen im Forum die gleiche Sache diskutieren.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Schnubbel13 am 14. Mai 2021, 02:40 Uhr
Mir geht's ähnlich wie Vio, nur fühle ich mich eher angegriffen. Warum kannst du uns nicht glauben, wenn wir dir sagen, alle Männchen finden ein Zuhause? Wie das geht? Es sterben Haremswächter, es gibt Menschen,die neu mit der Haltung anfangen und es gibt Paarhaltung.
Und da du ja so auf Zahlen stehst, ich hatte in den letzten fünf Monaten drei schwangere Mädels, die haben insgesamt sechs Babys zur Welt gebracht und davon waren es vier Weibchen.
Und dann will ich dir noch etwas sagen, wenn es endlich nicht mehr möglich wäre, dass sich jeder einen unkastrierten Bock in der Zoohandlung oder bei dubiosen Züchtern besorgen kann, dann würde es deutlich weniger Leid für die Tiere geben, wenn die Vermehrung aus dem Ruder läuft. Wenn du nur einmal in einer Wohnung gewesen wärst,in der die Tiere auf einer 30cm Kotschicht gesessen haben, dann würdest vielleicht auch du  Kastrationen aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Katharina am 14. Mai 2021, 05:57 Uhr
Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!

Hallo, miteinander! :winke:

Narnia, es ist doch kein Problem Kastraten zu vermitteln, sie finden früher oder später wohl alle einen Platz. Es ist viel eher so, dass ein Mangel an Kastraten herrscht, wenn man einen sucht. Aus Tierschutzgründen ist es nahezu unverantwortlich unkastrierte Böckchen zu vermitteln, darüber dürften wir uns wohl einig sein.

Unkastrierte (ältere) Böckchen sind bei den Haltern meist nicht sehr begehrt, weil die Probleme damit vorprogammiert sind. Jungsgruppen sind oft leider nicht stabil, manchmal treten die Probleme gleich auf, manchmal erst in bestimmten Phasen, manchmal erst dann, wenn eines der Tiere verstirbt und die Gruppe wieder aufgestockt werden soll oder nur noch ein letztes Böckchen da ist. Mit kastrierten Böckchen ist eine erneute Vergesellschaftung zumeist etwas einfacher...und es gibt dann eben auch einen Plan B: Die Vergesellschaftung mit Weibchen, die so ebenfalls möglich wäre.

Das Risiko der Kastration/Narkose und die Angst, dass ein Tierchen daran oder an den Folgen verstirbt oder dass das Böckchen wegen der Kastration psychisch Schaden nimmt, die schwierige Entscheidung "Kastration - ja oder nein?".... diese und andere Probleme hat dann der Halter von unkastrierten Böckchen, der damit wohl oft überfordert ist. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Entscheidung ein Böckchen kastrieren zu lassen genau deshalb oftmals zu lange hinausgezögert wird, bis es dann wirklich zu spät ist. Ich würde vermutlich auch ein älteres Böckchen noch kastrieren lassen, wenn es gesundheitlich stabil ist und es keine gute Alternative für das Tierchen gibt.

Ich befürchte sehr, dass der übriggebliebene Partner von zwei unkastrierten Böckchen (gerne werden ja junge Brüderpaare genommen) sehr häufig nach dem Tod seines Partners alleine bleibt, weil er nicht mehr vermittelbar ist und auch nicht mehr kastriert wird.

Dass es keinen sehr großen Überschuss an Jungs gibt, könnte möglicherweise daran liegen, dass Weibchen im Durchschnitt eine etwas längere Lebenserwartung haben. Der "erneute Bedarf" an Böckchen/Kastraten als Ersatz für ein verstorbenes Tier in einer Kleingruppe/Paarhaltung ist also vielleicht etwas höher. Für mich ist das gesundheitliche Risikio durch die Kastration von Böckchen auch nicht von der Hand zu weisen. Für noch stärker lebensverkürzend halte ich aber das Problem, dass vermutlich recht viele unkastrierte Böckchen in Paarhaltungen oder Gruppenkonstellationen leben, in denen sie nicht glücklich sind und zu sehr unter Stress stehen. Das wird von vielen Haltern vielleicht nicht mal bemerkt. Auch wenn es keine offenkundigen Rangeleien und Kämpfe mehr geben sollte: Zweckgemeinschaften können zwar funktionieren, aber dass die Tiere so ein erfülltes Leben haben und ausgeglichen und wirklich entspannt sind, glaube ich nicht. Meerschweinchen brauchen Freunde.

Ich gehe auch davon aus, dass Jungs tendenziell häufiger den Platz bzw. die Gruppe wechseln müssen als Mädels und/oder häufiger gescheiterte Vergesellschaftungsversuche durchstehen müssen. Ein Platzwechsel, auch wenn das Tierchen aus einer suboptimalen Haltung stammt und in eine gute Notstation oder in ein gutes Zuhause kommt, bedeutet viel Stress, wird von manchen Tieren vielleicht sogar traumatisch erlebt. Meerschweinchen sind äußerst soziale und sehr stressanfällige Tiere. Da kann ein häufiger Platzwechsel oder der Dauerstress in einer nicht harmonischen Gruppe Krankheit und Tod bedeuten.

Etliche Böckchen werden mittlerweile frühkastriert, dies dämmt den "Jungsüberschuss" wohl ebenfalls etwas ein, da Frühkastraten wohl eher als Neutren zu sehen sind und in der Gruppe eher als Weibchen gehändelt werden. Ob Frühkastraten glücklich sind, weiß ich nicht. Mit Frühkastraten habe ich selbst aber gar keine Erfahrungen.

Zu der "Natürlichkeit" von unseren Haltungen möchte ich noch etwas sagen:

Es ist m.M.n. unsinnig, die Gegebenheiten in der Natur, also z.B. die von Wildmeerscheinchen, mit dem zu vergleichen, was für das Haustier Meerschweinchen üblich und möglich ist. Das sind ganz verschiedene Tiere, unsere Hausmeerschweinchen könnten in der freien Natur wohl nicht überleben. Wir können als Halter im Auge behalten, welche Vorfahren unsere Hausmeerschweinchen haben und welche Bedürfnisse unsere Tiere deshalb haben, aber wir können ihnen bei uns zu Hause kein "natürliches Leben" ermöglichen. Mehr als eine Annäherung an ein natürliches Leben wird wohl kaum möglich und auch nicht wünschenswert sein. Das geht bei der Kontrolle der Fortpflanzung los und hört mit dem Raumangebot, das wir unseren Tieren machen können, noch nicht auf. Eine Haremsgruppe ist nicht "natürlicher" als eine Bockgruppe. Aber beides wird es ähnlich in freier Natur geben;  der Unterschied liegt u.a. darin, dass sich die wildlebenden Meerschweinchen fortpflanzen, in wesentlich größeren Gruppen leben und praktisch unbegrenzten Platz zur Verfügung haben.

Es ist unnatürlich, eine Kleingruppe von Tieren auf nur wenigen Quadratmetern in Haus oder Garten zu halten. Keines unserer Meerschweinchen kann sich selbst eine neue Gruppe, andere Freunde oder einen neuen Partner suchen, wenn es das Bedürfnis danach hat, als heranwachsendes Böckchen nicht an die Weibchen herandarf oder von seiner bisherigen Gruppe ausgeschlossen wird. In der freien Natur wird es für Böckchen vermutlich kaum wiederholt ernsthafte Kämpfe oder Dauerstresssituationen geben. Das unterlegene Tier wird flüchten; es kann einfach gehen und woanders sein Glück versuchen.

Als Halter sind wir dafür verantwortlich, dass unsere Meerschweinchen eine Chance auf ein erfülltes Leben haben und es ihnen so gut wie nur möglich geht. Da gehört die Kastration von Böckchen (leider) auch mit dazu. Ich hatte mir schon öfter mal überlegt, eine Bockgruppenhaltung zu beginnen....ich werde es wohl nicht machen, weil ich die Probleme damit vermutlich nur schlecht händeln könnte. Und damit täte ich den Böckchen letzendlich nichts Gutes.

Ein Meerschweinchenzimmer von neun Quadratmetern mit zeitweiser Gartenbenutzung ist okay für meine kleine Haremsgruppe. Größer und anders wäre es besser, ist hier aber nicht möglich. Eine größere Gruppe als nur vier oder fünf Meerschweinchen wäre für meine Tiere bestimmt viel schöner und besser, aber das kann ich mir u.a. finanziell nicht mehr leisten und es wäre dann auch zu eng. Ich kann meinen Meerschweinchen auch kein natürliches felsiges Grasland in der Wohnung bieten.  ;-) Sie müssen auf unnatürlichem Fleece leben, damit ich ihnen die neun Quadratmeter bieten kann. Vielleicht hätten meine jungen Weibchen den Wunsch, Babies zu bekommen, das versage ich ihnen. Auch das ist unnatürlich.

Ich kann es mir nicht so recht vorstellen, eine Gruppe von vier oder fünf Böckchen/Kastraten hier auf neun Quadratmetern zu halten... also Tiere, die vermutlich nicht durchgängig miteinander harmonisieren, es wäre auch zu wenig Platz für sie vorhanden. Ich könnte Böckchen auch nicht gut wieder abgeben, die sich nicht vertragen und sich woanders vielleicht wohler fühlen würden. Beispielsweise dauerhaft nur zwei oder drei Böckchen zu halten, wäre für mich auch keine Option, denn meiner Meinung nach fühlen sich Meerschweinchen in größeren Gruppen sehr viel wohler, die Chance ist dann auch viel größer, dass sie wirklich gute Freunde finden. Es bleibt für mich also nur die Haremsgruppe, nicht weil sie "natürlicher" wäre, sondern weil ich auf diese Weise wohl das beste für meine Tiere bieten kann, was mir hier möglich ist.

Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Hugomero am 14. Mai 2021, 08:13 Uhr
Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!

Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!

Es sind nicht einzelne Männchen, die etwas länger übrig bleiben, sondern die Mehrzahl, wenn die Haremsgruppen als Standardlösung empfohlen werden.

Narnia, ich glaub keiner muss Dir die Frage konkret beantworten, Du hattest geschrieben dass Du fünf Tiere hast , die keiner mehr wollte und ab und zu Leute in zwei Foren berätst.Find ich sehr löblich, aber ist für mich nicht unmittelbar ein Kompetenzbeweis im Gegensatz zu ggf 20 jähriger Haltung , direkter Arbeit im Tierschutz mit allen Facetten.

 Zweifelst aber massiv die Aussagen von Usern an, die das Thema seit Jahren live miterleben, was ich nicht nachvollziehen kann. Es geht nicht um unterschiedliche Meinungen, aber der Ton macht die Musik und ich empfinde Deine Aussagen teils als ziemlich überheblich . ( in Franken gibt es den Begriff wie die Axt im Walde )

Wenn Du direkt Kontakt mit Tierheimen oder Notstationen hast, siehst Du die Anzahl der Mädels und Jungs und auch wie die Vermittlungen laufen.

Solche Diskussionen, bei denen so vehement Berichte aus der Praxis angezweifelt werden ( weil keine Zahlen genannt werde ect ) führen nur dazu, daß sich bisher vielleicht aktive User zurückziehen, was wiederum allen Hilfesuchenden schadet , vielleicht wäre das auch mal eine Überlegung wert
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Narnia am 14. Mai 2021, 12:07 Uhr
Ich finde es sehr schade, wie dieser Austausch sich in Teilen entwickelt hat. Es geht hier um das Wohl der Böckchen und nicht um uns Menschen.

Weil es aber vermutlich falsch verstanden würde, wenn ich jetzt gar nicht mehr antworten würde, will ich versuchen, meinen Ansatz zu erklären:

Im Internet und in Büchern werden in Bezug auf Meerschweinchen (und andere Themen) sehr unterschiedliche, mitunter sogar direkt entgegengesetzte Ansichten vertreten und das auch von Menschen, die viel Erfahrung mit den Tieren haben und sicherlich das Beste für die Schweinchen wollen. Ich kann also nicht einfach etwas übernehmen, nur weil jemand schon lange Schweinchen hält oder sich im Tierschutz engagiert. Dadurch muss die Ansicht nicht richtig sein und sie kann gar nicht richtig sein, zumindest auf einer Seite, wenn zwei erfahrene Halter das Gegenteil behaupten oder empfehlen.

An einem Beispiel will ich das verdeutlichen: Es gibt Leute, die seit Jahrzehnten Schweinchen halten und empfehlen, wenn ein Tier ein paar Stunden nichts frisst, unbedingt Päppelbrei zu geben, notfalls mit Zwang, weil es sonst schnell zu tötlichen Aufgasungen kommt (verkürzt gesagt). Hier im Forum wird von ebenfalls sehr erfahrenen Haltern ein anderes Vorgehen empfohlen und der handelsübliche Päppelbrei und Zwangsernährung kritisch gesehen. Wessen Empfehlung soll ich nun übernehmen?

Mein Versuch, das für die Tiere Richtige zu erkennen, ist es, u.a. zu hinterfragen "warum?", "wie?" usw. Durch die Antworten kann ich im bestem Falle herausfinden, welche der Empfehlungen oder Ansichten richtig sein dürfte.

Leider hat dieser Versuch hier dazu geführt, dass mehrere von Euch das als ein Hinterfragen Eurer Kompetenz und damit einen persönlichen Angriff aufgefasst haben. Als Reaktion oder Verteidigung wurden mir verschiedene persönliche Vorwürfe gemacht, die m.E. mit der Sache gar nichts zu tun haben. Zugleich ist mir umgekehrt nichts bewusst, mit dem ich jemanden hier persönlich angegriffen hätte oder ein Fehlverhalten vorgeworfen hätte.

Ich hatte mit der zuletzt gebrachten Fokussierung auf die Frage, wie die Rechnung aufgehen soll, versucht einen einfachen, für mich nicht schlüssigen Punkt in der Argumentation aufzuzeigen oder dafür eine Erklärung zu bekommen. Es war also ein Versuch, mit einem Sachargument von der Ebene der persönlichen Vorwürfe und Rechtfertigungen wegzulenken. Das ist leider nicht gelungen. Das schreibe ich nicht als Vorwurf an einen von Euch, nur als Feststellung.

Von meiner Seite aus können wir diese Diskussion gerne ruhen lassen, da wir wahrscheinlich auf der Sachebene nicht mehr weiterkommen werden. Auf die persönlichen Vorwürfe werde ich hier auf jeden Fall nicht weiter eingehen. Das hat mit den Tieren, die uns allen am Herzen liegen und die hier im Mittelpunkt stehen sollten, nichts zu tun.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Vio am 14. Mai 2021, 13:11 Uhr
In meinen Augen bist du die Einzige, die nicht sachlich geblieben ist, Narnia.
Wir haben lediglich geäussert, wie deine Beiträge auf uns wirken und dass wir uns von dir angegriffen fühlen.
Ich kann dir empfehlen, deine Beiträge nochmal kritisch durchzulesen und dir vorzustellen dabei, du wärst das Gegenüber, dem sie gelten und wie deine Beiträge dann wirken.

Gerne nutze ich dieses Beispiel hier, um zu erklären, was ich meine.
Bitte beantwortet mir die Frage, wie bei 1 Männchen auf 3 Weibchen alle Männchen einen Platz finden können!
Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!
Es sind nicht einzelne Männchen, die etwas länger übrig bleiben, sondern die Mehrzahl, wenn die Haremsgruppen als Standardlösung empfohlen werden.

Wir hatten ausführliche Beiträge zuvor geschrieben, welche Sichtweisen wir vertreten.
Darauf bist du nicht eingegangen, hast dich an diesem Zahlenbeispiel aufgehangen und uns mit Ausrufezeichen "befohlen", dir da eine Antwort zu geben.

Man hätte sich weniger angegriffen oder vor den Kopf gestossen gefühlt, wenn du deine Aussage nicht so "wütend wirkend" oder befehlstonartig, sondern neutral und sachlich formuliert hättest, wie z.B.:
"Es müssen aber doch Jungs im Überschuss da sein, wenn man nur Haremsgruppen empfiehlt?
Die Rechnung geht ja doch nicht auf bei 1 Jungen auf 3 Mädchen."

Das "Beantwortet mir die Frage...!" ist völlig unnötig, denn auf eine Frage wären wir doch eh eingegangen, wenn gestellt.
"Das ist doch nicht schwierig zu rechnen!" - spätestens da war ich etwas beleidigt.
Was unterstellst du uns da eigentlich? Dämlich zu sein? Noch nie drüber nachgedacht zu haben?
So zumindest kommt es für mich rüber. Und das nicht nur da, sondern häufiger in deinen Beiträgen.

Du sollst und musst hier gar nichts als "richtig" oder "wahr" kritiklos hinnehmen, was wir schreiben. Ein höfliches Hinterfragen der genannten Punkte hätte niemanden von uns gestört, im Gegenteil, ich schätze so etwas sehr.
Man kann alles sachlich fragen - oder aber man kann die Leute, wie aus meiner Sicht in deinen Beiträgen immer mal wieder geschehen, "anblaffen", angreifen und beleidigen.

Wenn mehrere Menschen dies so empfinden, würde ich persönlich, wäre ich an deiner Stelle, kritisch hinterfragen, warum meine Beiträge so verstanden werden und etwas an meiner Kommunikationsweise ändern, wenn dies also ja nötig scheint.

Ich glaube, dass dies von dir nicht so beabsichtigt war, so wie ich dich kennengelernt habe. Nichtsdestotrotz fühlt man sich aber leider sehr häufig von dir angegriffen und vor den Kopf gestossen und hat dann natürlich auch kein Interesse mehr daran, mit dir zu schreiben oder Zeit und Mühe in Texte mit unseren Gedanken und Fragen zu investieren, wenn dies am Ende der Dank ist.
Über eine sachliches Hinterfragen hätte ich mich im Gegensatz sehr gefreut, weil ich auch für mich in manchen Punkten noch keine klare Linie gefunden habe und generell auch andere Ansichten als erweiterten Blickwinkel sehr willkommen heisse.
Es wäre schön, wir könnten zu einer sachlichen Diskussion zurück finden.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Schnubbel13 am 14. Mai 2021, 14:54 Uhr
Wir könnten schon sachlich weiter diskutieren, aber dazu würde auch gehören,dass du unsere Fragen nicht ignorierst, sondern beantwortest. Du forderst Antworten und wenn sie dir nicht gefallen(z.B. zu wenig Zahlen) , bohrst du weiter Ich hatte dich mehrmals gebeten, mir zu erklären,wie Beratung ungewollte Vermehrung verhindert nund du hast mich schlicht ignoriert. Es würde mich wirklich interessieren,nob so etwas möglich ist.
Du schreibst, am Beispiel päppeln, auf wen du hören sollst, auf die Gegner oder die Befürworter. Manchmal muss man sich aus verschiedenen Meinungen die Punkte raussuchen, mit denen man selber am besten klar kommt. Da braucht es Fingerspitzengefühl. Ich bin, um beim Beispiel zu bleiben,,auch eher pro päppeln, habe aber durch die vielen Berichte hier angefangen das Thema kritischer zu sehen und entscheide mittlerweile für jedes Tier individuell und päppel nicht mehr einfach drauf los.
Vielleicht siehst du irgendwann das Thema Kastrationen etwas anders wenn du unsere Antworten einfach nochmal objektiv betrachtest.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Vio am 15. Mai 2021, 10:17 Uhr
Hallo an alle  :winke:
Ich habe mir jetzt einen Tag Abstand gegönnt, um das Thema nochmal etwas neutraler anschauen zu können.
Erst mal möchte ich mich entschuldigen für den Vorwurf, lediglich Narnia hätte unsachlich reagiert, denn ich denke, spätestens am Ende waren wir alle emotional beteiligt.
(Eigentlich ist das ja auch irgendwie ein gutes Zeichen - schön, dass wir alle so viel Leidenschaft für diese Meerschweinchen aufbringen können, dass uns solche Themen nicht egal sind, wie vielen anderen Menschen.)

Ebenfalls möchte ich mich entschuldigen, noch mehr Öl ins Feuer gegossen zu haben anstatt zu vermitteln, was eigentlich mein persönlicher Anspruch und auch eine meiner Aufgaben als Team-Mitglied in diesem Forum gewesen wäre. Ich bin auch nicht perfekt, schön wär's...  :peinlich:

Ich denke, dass das Problem in diesem Thread war, dass hier zum einen User sind, die schon mehrere Jahre in der Praxis Erfahrung im Meerschweinchen-Tierschutz haben.
Diese haben sich auch bemüht, Alternativen zur Kastration zu finden, diese nicht leichtfertig oder alternativlos hingenommen, mussten aber merken, dass es keine Alternative zu geben scheint (da kann ich auch gerne noch mehr drauf eingehen und auch die für mich sehr schambehaftete Story erzählen, in der ich selbst vor ca zehn Jahren einen potenten Bock wider besseren Wissens zu meinen Mädels gesetzt habe...).
Man handhabt dies mit den Kastrationen ja nicht so, ohne die Thematik nicht bereits kritisch betrachtet oder andere Konzepte versucht zu haben.

Wenn dann jemand, der Alternativen in der Theorie durchgespielt hat, weil dieses Thema noch neu für ihn ist, dieses Vorgehen pauschal harsch kritisiert und die theoretischen Lösungen als funktionierend annimmt, die man in der Praxis verwerfen musste, trifft einen das natürlich. Schließlich nimmt man, zumindest wir, so einen Eingriff bei den Tieren nicht leichtfertig hin und die Aussage, es gäbe doch einfache Alternativen wie zb Beratung, impliziert dies aber.
Dadurch kam es sicher dazu, dass wir uns hier zum Teil vor den Kopf gestoßen und angegriffen gefühlt haben, obwohl es kein persönlicher Angriff sein sollte.
Theorie und Praxis sind leider zwei sehr unterschiedliche Dinge, es wäre schön, es wäre immer so einfach, wie man es sich in der Theorie vorstellt.

Am Ende finde ich die Diskussion nach wie vor sehr spannend und auch nötig.
Dass die Kastration von Meerschweinchen-Jungs nicht pauschal als Kleinigkeit angesehen wird und die körperlichen bzw psychischen Folgen auch erwähnt oder erforscht werden sollten, ist mit Sicherheit extrem wichtig.
Ich würde mich freuen, wenn wir "unsere Wunden zur Heilung lecken" und dann da vielleicht doch wieder zu einer sachlichen und konstruktiven Diskussion zurück kehren könnten, im Hinterkopf, dass hier eigentlich keiner angegriffen werden sollte und wir alle auf der gleichen Seite stehen und das Beste für die Tiere erreichen wollen.
Es wäre Klasse, wir könnten die "emotionale Energie" in die Ausarbeitung dieses Themas investieren und anderen Menschen, die sich ähnliche Fragen stellen, eine Art Übersicht über das Thema erarbeiten.
Vor allem könnte man so den Fokus darauf legen, was eine Kastration nach sich zieht - dieses Verständnis würde den kastrierten Jungs mit Sicherheit auch schon viel helfen und die Entscheidung pro oder contra Kastra ggf. in manchen Fällen erleichtern.

Ich zb. würde mich daher auch noch mehr dafür interessieren, was der Eingriff für psychische und physische Folgen mit sich bringen könnte. Ich hatte mich ja in den letzten Jahren in Theorie und auch Praxis mit dem Thema "Kastrationstrauma" aus der viszeralen Osteopathie befasst, wo genau dies beleuchtet wird: welche Muskeln und Nerven werden bei der Kastra eines männlichen Tieres durchtrennt, welche für das Gewebe traumatischen Eingriffe geschehen dabei?
Welche körperlichen Folgen zieht dies nach sich, wie beeinflusst dies dann ggf. auch die Psyche?
Wie beinflussen das"Drumherum" (Ort, Chirurg, Handling etc.) die Auswirkungen auf das Tier?
Leider kann ich das nicht so im Detail ausführen, wie die Pferdeosteopathin es kann, bei der ich zu Workshops war, aber ein bisschen was habe ich behalten.

Solche Themen fände ich aber noch sehr spannend, auch Gedanken zu Alternativen bezüglich der Kastration in Theorie und Praxis (was müsste in der Beratung und auch an Rechtsgrundlagen verändert werden, dass dies irgendwann eventuell die Notwendigkeit einer Kastration ersetzen könnte?), wann eine Kastration an- und wann abgeraten ist, zudem vielleicht eine generelle Pro und Kontra Liste.

Wie sieht es bei euch anderen aus, denkt ihr, ihr könnt hier nochmal "neu beginnen"?
Titel: Antwort: Unser Umgang miteinander
Beitrag von: Narnia am 18. Mai 2021, 15:01 Uhr
Wenn ich dich verletzt habe tut es mir leid, ich wollte aber schon,dass dir bei der ganzen Diskussion auch mal klar wird,was es für den Tierschutz bedeutet wenn jeder fröhlich vermehren kann, weil unkastrierte Buben verkauft werden. Das sind Bilder und Schicksale, die einem so schnell nicht aus dem Kopf gehen. Das macht traurig, verzweifelt und auch wütend, da kann ich nicht wirklich objektiv sein, wenn jemand gegen Kastrationen ist. Ich lasse mir auch von niemandem ein schlechtes Gewissen einreden wegen etwaiger psychischer Schäden. Mir ist nämlich wirklich noch nie ein Kastrat begegnet mit einem seelischen Kastrationstrauma. Und wenn es wirklich eine realistische Alternative gäbe, wäre ich bestimmt offen dafür,aber so....

Schnubbel13, Du hast recht, dass eine Antwort auf Deine Frage wie Beratung das Problem lösen soll aussteht. Ich hatte sie nicht vergessen, sondern wollte erst das Zwischenmenschliche klären. Außerdem weiß ich nicht, wo die Antwort hingehört, weil es zu "Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit" nicht wirklich dazugehört. Ich werde, um Dich nicht weiter warten zu lassen, einfach hier antworten:

Wir sind uns völlig einig, dass man das Leiden durch planlose und "grenzenlose" Vermehrung von Meerschweinchen möglichst verhindern sollte. Und ich kenne die seelische Belastung, die Gewissenskonflikte und Sorgen um die Tiere durch eigene Tierschutzarbeit, sowohl zusammen mit dem regionalen öffentlichen Tierheim als auch mit privaten Tierschutzeinrichtungen. Ich habe selbst in dem verzweifelten Versuch zwei Tiere vor weiterer Quälerei zu schützen etwas getan, das mir heute noch sehr leid tut. Ich habe das Elend gesehen, wollte unbedingt helfen und habe dazu einen falschen Weg eingeschlagen. Ich habe auch Situationen von privaten Tierschützern gesehen, wo die Tiere, die sie schützen wollten sehr, sehr grenzwertig gehalten wurden, weil die Leute immer wieder versucht haben zu helfen und schon keine Kapazität mehr hatten.

Wir Menschen, die nicht wegsehen wollen, müssen m.E. abwägen, was wir steuern können und was nicht oder wo der Preis zu hoch wäre. Am Beispiel der Kastration bedeutet das für mich bisher:

Wenn ich von den neuen Haltern glaube, dass sie die Tiere lieben werden und gut informiert sind, dann würde ich es riskieren, auch ein unkastriertes Tier zu anderen Böckchen abzugeben. Ich kann sie beraten und durch Fragen meistens erkennen, ob die Gefahr einer Vermehrung bestehen würde. Selbstverständlich kann ich mich irren und letztlich deckt das Tier doch ein oder mehrere Weibchen. Ich kann mich aber auch irren und sie misshandeln das Tier massiv und es führt ein schreckliches Leben. Die Vorstellung ist entsetzlich, aber ich kann nicht alles Elend verhindern; ich kann nur bestmögliche Vorsorge treffen.

Du kannst jetzt natürlich sagen, "bestmögliche Vorsorge" bedeutet jedes Männchen kastrieren zu lassen. Ja, das kann man so sehen. Man kann es aber auch so sehen, dass der Preis für das Tier zu hoch ist, wenn es nur deshalb die OP, die Schmerzen, die Angst, ggf. die Schädigung des Darms durch AB, ggf. Leiden durch Komplikationen und ggf. Auswirkungen körperlicher oder seelischer Natur aushalten muss. Es sterben auch immer wieder Tiere in Folge der Kastration. Meistens liegt das vermutlich am Tierarzt, aber anscheinend nicht immer, wenn z.B. bei Saubergschweinchen zu einem oder zwei Todesfällen kam.

Weil das Tier den Preis bezahlen muss, muss es sich aus meiner Sicht für das betreffende Tier oder seine Gruppe lohnen, nicht um eine mögliche aber nicht sehr wahrscheinliche Gefährdung anderer Tiere auszuschließen. Denn wenn jemand züchten oder vermehren will, findet er ohnehin Tiere. Dazu muss ich nicht bei einer Notstation z.B. 50 Euro bezahlen. Für 5 oder 10 Euro werden überall Tiere von Privatleuten angeboten. Natürlich ist es dann nicht "mein" Tier, das die Jungen zeugt. Aber ist meine Betroffenheit eine Rechtfertigung für das, was das Böckchen bezahlen muss?

Ich verurteile keinen Tierschützer, der alle Böckchen kastrieren lässt. Allerdings finde ich bisher, dass umgekehrt nicht verlangt werden sollte, dass man als tierliebender oder verantwortungsvoller Mensch nur kastrierte Böckchen hält und sie nur so abgibt. Es sind eben gegensätzliche Tierschutzanliegen: die Vermeidung ungewollten Nachwuchses und die Vermeidung von Leiden und Gefahren für das Böckchen. Ich muss eines der beiden Anliegen höher bewerten und da finde ich es aus o.g. Gründen verständlich und nicht verwerflich sich für das Böckchen zu entscheiden.
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Fenella am 18. Mai 2021, 16:28 Uhr
Hallo zusammen,
ich gehöre auch zur Riege der aktiven Tierschützer und bin ganz klar ohne wenn und aber für die Kastration und zwar aller möglichen Tiere.
Ich habe kastrierte Shetties, 3 kastrierte  Meerschweinchen und einen kastrierten Rüden aus dem Auslandstierschutz.
Ich bin der selben Meinung wie Schnubbel: Wer Tierleid aufgrund von Überpopulation erlebt hat, kann sich nur für das Kastrieren aussprechen.
Niemals würde ich mich darauf verlassen, was die Leute mir zusichern in Bezug auf die Vermehrung des adoptierten Tieres.
Es bleibt einem nichts anderes übrig, als unfruchtbare Pfleglinge abzugeben. Zumindest die Tiere, die von uns vermittelt werden, sollen sich ganz bestimmt nicht fortpflanzen.
Ich muss auch ganz offen sagen, dass ich nicht glaube, dass die Tiere, die  ich als frische Kastraten erlebt habe, traumatisiert waren. Von Ponys über Hunde, Katzen, Meerschweinchen und sogar die ganz Kleinen, 3 Mäuseböckchen, gingen alle in null komma nix zur Tagesordnung über.
Schmerzen kann man mit entsprechenden Mitteln gut in Schach halten und ich glaube, Tiere sind sowieso nicht solche Jammerfritzen wie wir Menschen.
Lässt man ein Tier kastrieren, kann man das Leid von unzähligen möglichen Nachkommen vermeiden, im Tierschutz eine goldene Regel.
Mir ist das wichtiger als der Gedanke daran, daß der Neukastrat jetzt womöglich ein paar Tage Schmerzen hat, so hart das auch klingen mag. Ich habe zu viele schreckliche Sachen gesehen, besonders im Ausland. Dort wird gekämpft für großangelegte Kastrationsmaßnahmen, um das Leid der Tiere zu lindern.
Aber auch bei unseren Schweinchen habe ich schon viel Schlimmes erlebt.
Ganz klar pro Kastration  :winke:
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Schnubbel13 am 18. Mai 2021, 19:15 Uhr
Fenella, du sprichst mir aus der Seele :dank:
Titel: Antwort: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit
Beitrag von: Vio am 19. Mai 2021, 21:58 Uhr
Super auf den Punkt gebracht, Fenella  :-)
Das unterschreibe ich so - die Tage schreibe ich bestimmt nochmal mehr dazu, aktuell hab ich leider nicht genug Zeit.