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Suche Rat - Einer stänkert - wie bekommen wir sie wieder zusammen?

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herzchen:
Hallo zusammen,

wir brauchen dringend euren Rat.

Situation ist folgende:

Vor einem Jahr ist einer unserer zwei (kastrierten) Männchen verstorben. Da wir keine Einzelhaltung wollten war klar das Gesellschaft einziehen musste. Wir haben mit Weibchen geliebäugelt (Klassisch 1 Kastrat mit mehreren Weibchen dachten wir) und waren bei uns in der Nähe bei einer Züchterin die auch gleichzeitig Notschweinchen aufnimmt. Dort haben wir uns auch gut aufgehoben gefühlt, wir sollten unseren verbliebenen mitbringen um auch gleich auszutesten ob es „klickt“. Dort angekommen hat sie uns erklärt das sie keine Weibchen zu ihm setzen würde, da das für ihn mit seinen 5,5 Jahren zu viel werden könnte. Sie riet zu Männchen. Hörte sich alles logisch an für uns. Und unser Doctor verstand sich auch gleich auf Anhieb mit einigen infrage kommenden Herren. Letztendlich haben wir uns für ein 2-jähriges Notschweinchen entschieden und ein 10 Wochen altes Zuckerstück aus ihrer Zucht.Zuhause angekommen hat auch alles super geklappt. Die drei waren von der ersten Minute an ein Dreamteam.

Vor ca. 8 Wochen mussten wir dann Ianto (das Notschweinchen) einzeln setzen. Er hatte sich Grabmilben eingefangen, wir waren mit allen beim Tierarzt, Behandlung erfolgte etc. aber Ianto hatte es arg erwischt, sein Popo war komplett Fell frei und verschorft und er hat immer mehr Gewicht verloren. Deshalb vor 8 Wochen der Schritt ihn einzeln zu setzen, da er total ruhig wurde und die schorfigen Stellen auch teilweise aufgegangen sind. Wir haben also den Urlaubskäfig fertig gemacht und direkt an das Gehege gestellt, damit die Herren sich wenigstens noch unterhalten und riechen konnten. Laut TA sollte es innerhalb einer Woche soweit getan sein. Das war es aber nicht. Er hat nur sehr langsam wieder zugenommen und die Schorfstellen waren hartnäckig. Teilweise hat er sich auch selber aufgebissen, wohl weil es weh getan hat. Wir waren jede Woche beim TA, immer hieß es „noch eine Woche einzeln lassen“ – Das ging dann insgesamt 4 Wochen so. Dann war er wieder auf seinem Normalgewicht, der Schorf war fast weg, Fell fing wieder an zu wachsen und es gab keine blutigen Stellen mehr. Weswegen wir ihn wieder zu den anderen beiden gesetzt haben. Während der 4 Wochen waren sie täglich zusammen spielen (trotz der großen Gehege haben unsere Jungs jeden Tag 2-3 Stunden Auslauf im Flur) – sie haben sich die ganze Zeit über „unterhalten“.

Aber als wir ihn wieder dazu gesetzt haben ging es für genau 10 Minuten gut. Es war alles „wie immer“ und dann ging es ab. Fliegende Streu, rennende / jagende / gejagte Schweine. Captain „der Kleine“ ging auf volle Konfrontation. Wir haben sie dennoch erstmal gelassen in der Hoffnung das es mal kurz knallt und sie sich dann zusammenraufen. Immerhin wurde nicht gebissen. Aber man wollte natürlich den Anderen „unterwerfen“ oder wie auch immer man das nennt und somit hat Captain versucht Ianto zu besteigen (?) und aufgrund der Tatsache das der Popo ja noch fast nackt war, die Haut noch „frisch“ ging das nicht lange gut. Wieder aufgeplatzte Haut und Blut. TA angerufen, wieder raus nehmen, heilen lassen.

Ianto machte auch den Eindruck als ob er alleine im Käfig viel glücklicher war als bei den anderen, das hat uns total irritiert. Die Stellen sind nach 3 Tagen wieder zu gewesen, aber mit Captain hat es gar nicht mehr geklappt, auch beim Spielen ging es sofort zur Sache, weswegen wir Ianto dann nur mit Doctor zum spielen geschickt haben. Die beiden haben sich nach wie vor vertragen.

Deshalb haben wir jetzt Ianto und Doctor in den großen Käfig gesetzt und den kleinen Captain einzeln gesetzt. In der Hoffnung das es so rum besser klappt wenn wir sie dann wieder zusammen setzen.

Tut es nicht. Sie streiten sofort wieder, wäre das Problem mit Iantos Popo nicht der sofort wieder blutig wird wenn die rummoppern würden sie sich vielleicht zusammen raufen. Denn es ist nicht wirklich garstig oder bösartig – oder jedenfalls kommt es uns nicht so vor. Nur dadurch das Ianto sofort wieder blutig wird gehen wir dann wieder dazwischen.

Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Ist das so richtig? Sind wir zu übervorsichtig?

Wie bekommen wir die drei Jungs wieder zusammen?

Wir können keine zweite Gruppe aufmachen, d.h. wenn die drei sich nicht zusammenraufen muss einer ausziehen. Das wollen wir natürlich nicht, aber am Schluss müssen wir gucken das alle 3 gut versorgt sind und nicht einer unter der Situation leidet.

Zum Platzangebot:
2,5 Meter breit und 1,5 Meter tief als Grundfläche 24/7.
Das gilt für Nachts oder wenn keiner zuhause ist.

Sobald jemand zuhause ist vergrößert sich das ganze auf 2,5 x 2,5 (so eine Art Gitteranbau auf den Boden raus) und wie gesagt Abends rennen und spielen im Gang.

Wir haben ein Heuhaus, 2 Häuschen mit 2 Ausgängen, Unterstände mit und ohne Hängematte, Heurollen/ Kuschelrollen , mehrere Wasser- und Futterstellen, Heupool...

Am Platz oder der Ausstattung sollte es also nicht liegen oder?

Habt ihr Rat für uns?

Murx Pickwick:
Die Züchterin hat dir falsch geraten ... Meerschweinchen leben in Haremsgruppen, heißt also, ein Kerl und sein Harem. Die einzelnen Haremsgruppen bilden Reviere, die sich teilweise mit den benachbarten Haremsgruppen überlappen können.

Nun sind unsere Hausmeerschweinchen über Generationen beengt als Haustiere gehalten worden - sie mußten sich auf nur 50qm - 100qm mit vielen Haremsgruppen arrangieren. Das heißt, daß die Herren der Schöpfung zwar immer noch unter diesen beengten Verhältnissen versuchen, ihre Weiber gegen die anderen Herren der Schöpfung zu beschützen, aber das machen sie nicht, wie die Wilden, mit heftigen Beißereien, sondern das machen sie mit politischen und unblutigen Auseinandersetzungen.
Im Grunde genommen bilden sie also auch in Gefangenschaftsverhältnissen ihre Haremsgruppen, wer kein Weib abbgekommt, fristet sein Leben am Rande der Gesellschaft, wird depressiv und läßt sich viel schneller für den Kochtopf einfangen, wie die Herren der Schöpfung, welche sich nen Harem ergattern konnten.
Die Kerle mit ihren Harems bilden unter solch beengten Verhältnissen von nur 50 - 100qm eine klare Rangordnung aus.
Das Zusammenleben in der Gruppe muß erlernt werden - Politik ist Kopfsache, nicht Herzenssache. Das ist bei den Indios kein Problem, weil dort die Jungmeerschweinchen innerhalb der Haremsgruppen aufwachsen, sie lernen die Politik, das friedliche Miteinander und die bestehenden Regeln der Gruppe von der Pike auf - und schauen sich das komplizierte Leben in der Gruppe von den ausgewachsenen Meerschweinchen ab.

Viele Züchter beachten das nicht ... sie trennen die Jungen frühzeitig von ihren Eltern, damit es keinen unerwünschten Nachwuchs gibt und statt die Jungtiere dann von ausgewachsenen, gut sozialisierten Meerschweinchen aufziehen zu lassen, machen sie leider oft genug Jungengruppen auf - nun, genau wie bei uns Menschen werden Kinder, die nur unter Kindern aufwachsen, asozial - sie können nicht die komplexe Politik einer gesunden Gruppe erlernen, weil keiner von ihnen diese komplizierten Regeln je lernen konnte. Es sind ja alles noch Kinder!

Wenn also ein alter Kastrat überbleibt, wäre es das für ihn am wenigsten stressigste, wenn die kleinstmögliche, natürliche Gruppe gebildet werden würde, eine kleine Haremsgruppe: ein Herr, ein bis zwei Weiber ... klappt tatsächlich fast immer.

Nun sind aufgrund des enormen Vermögens, Politik zu betreiben und von der Gruppe zu lernen, bei Meerschweinchen auch reine Männerclubs möglich ... sie arrangieren sich.
Insofern hatte die Züchterin nicht ganz unrecht ... aber natürlich sind solche Männerclubs nicht, das gabs nicht mal in den Hütten und Bodengehegen der Indios. Es wird also viel verlangt von den Herren der Schöpfung.

Nun ist es so, daß Hausmeerschweinchen an mind. 50qm Platz angepaßt sind - dabei ist es im Grunde genommen vollkommen egal, wie groß die Gruppe ist.
Nun sind Meerschweinchen sehr anpassungsfähig, sie arrangieren sich auch mit weniger Platz ... geht aber auf Kosten von Gesundheit und - ja, auch auf die Politik. Meerschwein ist auf weniger Platz nicht mehr so politisch handlungsfähig, wie auf 50qm und mehr, die sie noch bei den Indios hatten.
Bei einer natürlichen Haremsgruppe ist das zu verkraften - Meerschweinchen arrangieren sich auch auf 3qm, kein Problem, klappt. Aber ein reiner Männerclub braucht einfach deutlich mehr Platz zum Ausweichen und für ihre politischen Absprachen, ansonsten wird immer das schwächste (und meist kleinste) Tier zum Gemobbten, der gar keine Ruhe mehr findet. Auch, wenn keine offensichtlichen Streitereien für uns Menschen sichtbar sind, kann dies zu soviel Streß führen, daß das rangniedrigste Tier nicht nur vor die Hunde geht, sondern sich Grabmilben anlacht. Oft sind das sehr starke Befälle ... daß sich Grabmilben auf einem Meerschweinchen ausbreiten können, ist Streßsache.
Problem ist nur, alleine werden sie diese Grabmilben nicht mehr los ... da muß dann behandelt werden. Das macht man jedoch meist innerhalb der Gruppe und trennt das befallene Tier nicht ab, einfach, damit das politische Arrangement und die Absprachen der Meerschweinchen nicht durcheinanderkommen.
(Gibt auch andere Streßauslöser, die Grabmilben möglich machen, wie beispielsweise Umzüge oder ähnliches, es ist also nicht nur die Gruppenstruktur.)
Um die Grabmilben wieder loszuwerden, muß sowohl das befallene Meerschweinchen behandelt werden, als auch die Ursache beseitigt werden - handelt es sich also um ein gemobbtes Meerschweinchen, muß es raus aus der Gruppe und anderweitig vergesellschaftet werden - denn alleine bleiben kann es nicht. Handelt es sich um einen Kastraten, ist da das Einfachste, ein hübsches Weibchen hinzuzunehmen.

In deinem Fall dürfte es für deine drei Herren zuwenig Platz gewesen sein, dazu kommt, daß scheinbar eine Dreier-Männergruppe so ziemlich die ungünstigste Zusammenstellung zu sein scheint, zwei Herren tun sich da gerne mal zusammen und mobben den Dritten.
Du darfst dabei nicht vergessen: Du hast ja 24/7 nur 3,75qm Platz - das reicht nicht mal, daß sich der Gemobbte zurückziehen kann von den anderen beiden Herren!
Tagsüber vergrößert sich das Angebot auf 6,25qm ... nun stimmen die Absprachen für die Nacht nicht mehr, jeden Morgen wird also zusätzlich noch ausdiskutiert, wie der neu hinzugekommene Platz aufgeteilt wird - und sollte dein gemobbtes Schweinchen in den Außenbereich geschoben worden sein, muß es jedesmal beim Wegsperren wieder gegen die Abmachungen agieren und wird in den Bereich der beiden herrschenden Schweinchenherren geschoben - und bekommt natürlich Prügel deswegen!
Klar - irgendwie muß ja sichergestellt werden, daß politische Absprachen eingehalten werden ...

Kurzum, bei sowenig Platz kann die Dreiergruppe nicht funktionieren, wenn Herrenclub, passen nur zwei Herren auf das bischen Platz (sind ja nicht mal 4qm Bodenfläche im 24/7-Bereich) - und das auch nicht immer, weil es sehr, sehr stark auf die Sozialisation jeden einzelnen Meerschweinchens in der Gruppe ankommt, je schlechter die Sozialisierung, desto schlimmer die Grabenkämpfe.
Nur bei idealer Sozialisierung aller drei Herren wäre eine solche Kombi auf so wenig Platz möglich.

Es bleibt dabei ... wenn du keine zweite Gruppe aufmachen kannst, wirst du wohl oder übel dich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dein gemobbtes Schwein abzugeben, zum Wohle aller deiner Meerschweinchen.

herzchen:
Hallo Murx,

ich hatte fast soetwas in der Art befürchtet. Ich geb nicht gerne einen weg, aber vorrangig ist das es allen gut geht.

Die Frage ist nun in der Tat wer weg muss. Denn der kastrierete verträgt sich mit beiden gut.

Von daher nun die Überlegung: Wer findet sich woanders besser ein? Der Starke oder der Schwache? Wohl ehr der Starke oder?

Und: Wohin gebe ich ab? Suche ich privat jemanden? Gebe ich an die Züchterin zurück? Was ist sinnvoll?

Viele Grüße und Danke für deinen Rat!

herzchen:
Eben nochmal mit meinem Mann gesprochen: Er würde wirklich sehr sehr ungern einen hergeben.

Er würde dann doch lieber eine zweite Gruppe aufmachen mit Weibchen.

Wobei sich hier die Frage ergibt: Mit wem macht man die zweite Gruppe auf? Mit dem 1-jährigen "stänkerer" oder mit dem 3-jährigen "gemobbten"? Kastriert müssen beide erst werden und dann erst noch ihre Zeit absitzen.

Was ist also die sinnvollste Variante?

1. Den 1-jährigen stänkerer abgeben
2. Den 3-jährigen gemobbten abgeben
3. Eine zweite Gruppe aufmachen mit 1 Mädel
4. Eine zweite Gruppe aufmachen mit 2 Mädels

???

Grundfläche für die 2. Gruppe wäre dann in etwa die gleiche.

Hugomero:
Ok, ich schreibe mal direkt ...Darf ich einfach mal fragen, ob ihr die Tiere aus Langwasser habt ? Wenn Du komplett irritiert bist, wie ich drauf komme ...ich komme aus der Umgebung und kenne ziemlich alle Tierheime, Tierärzte , Notststionen und auch " Züchter" und hab seit längerem immer wieder von Fällen gehört / gelesen, wo immer wieder solche Aussgen getätigt wurden und Jungs unkastriert abgibt ..ich persönlich würde beide unkastrierte Jungs zurückgeben und ein Mädel ( oder besser zwei ) aus dem Tierheim holen

Wenn ihr die Jungs kastrieren lasst, habt Ihr noch die TA Kosten, 6 Wochen Wartezeit bevor er zu Mädels kommt ( dort wird übrigens auch nur drei Wochen empfohlen ) , es kann zu Komplikationen kommen

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