Autor Thema: Sonnenwendwolfsmilch  (Gelesen 6997 mal)

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Jassy

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Sonnenwendwolfsmilch
« am: 24. Juni 2018, 19:49 Uhr »
Hallo zusammen,

Kennt sich jemand mit wolfsmilch gewächsen aus? Diese werden als giftig eingestuft.  Ist es schlimm wenn ein Meerschweinchen so etwas einmal frisst? Ich meine den hahnenfuß sollte man ja auch nicht geben und da höre ich das einige dennoch geben damit sie Tiere lernen zu unterscheiden.

Meine Frage beruht darauf, dass ich vorhin scheinbar sowas gepflückt habe. Ich finde es aber weder in der tüte noch im stall. Meine Vermutung entweder gefressen oder doch nicht gepflückt....:/
Freundliche Meerschweinchen Grüße
Jasmin

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Vio

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Antwort: Sonnenwendwolfsmilch
« Antwort 1 am: 24. Juni 2018, 21:35 Uhr »
Hallo Jassy :-)

Ich bin leider keine Expertin, was Wolfsmilchgewächse angeht. Soweit ich weiß, führt ein bisschen Wolfsmilch aber nicht zum Tode bei Meerschweinchen bzw. höchstens wenn es zu viel war zu Symptomen wie Durchfall, Übelkeit etc.
Wenn sie es überhaupt gefuttert haben.

Bei Hahnenfuß kenne ich mich schon etwas besser aus - das ist meines Wissens nach was, was man ruhig immer ein bisschen mit im Gemisch haben kann. Sie futtern davon in der Regel wenn es dazu keinen Grund gibt nicht besonders viel, können es aber gut gegen Parasiten einsetzen :-) Wenn Schweinchen davon sehr viel über einen längeren Zeitraum essen, kann das Nieren und Leber belasten - aber welches Schwein tut das, wenn es genug anderes Futter gibt?! Daher gilt auch da eben wieder: im Gemisch anbieten und Auswahl stellen. Die Dosis machts eben, das Gift oder die Heilpflanze.
Ich denke auch nicht, dass sie sich an Wolfsmilch vergiften, wenn sie bei dir genug Futter haben und auch vorsichtig rangehen und neue Pflanzen erst testen. Solange du also keinen Busch dabei hattest (und das hättest du ja gemerkt), würde ich beobachten, aber mir keine Sorgen machen. Vielleicht können sie Wolfsmilch in kleinen Mengen sogar irgendwie als Heilpflanze nutzen - würde mich gar nicht wundern, nachdem, was ich in den letzten Jahren so alles gelernt hab :-)

Vielleicht kann Murx noch mehr dazu sagen :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Jassy

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Antwort: Sonnenwendwolfsmilch
« Antwort 2 am: 24. Juni 2018, 21:53 Uhr »
Das beruhigt mich sehr... ich dachte es wäre ne Art Klee... es sah irgendwie so aus... habe es hinterher aber checken lassen.... und dann kam ^giftig^... bin sonst sehr vorsichtig weil ich mich ja nicht sooooooo mega auskenne.

Das mit dem hahnenfuß ist gut zu wissen... dann gebe ich mal eine Kleinigkeit dazu. Es wächst hier sehr viel und manchmal sehr mühsählig alles rauszufischen    :I

Hier ist es allg. Echt schlimm... die Bauern sind nur am mähen ...es wird immer schwerer was zu finden was den Herrschaften zusagt :( gut das die nicht auch noch die Bäume stutzen :D ich bin froh das dir kleinen nach unzähligen versuchen endlich mal eine brennnessel futtern... auch wiesenbärenklau kennen sie jetzt:)
Freundliche Meerschweinchen Grüße
Jasmin

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Murx Pickwick

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Antwort: Sonnenwendwolfsmilch
« Antwort 3 am: 25. Juni 2018, 10:22 Uhr »
Das, was die Wolfsmilchgewächse teilweise regelrecht gefährlich werden läßt, ist der Milchsaft - der reizt die Schleimhäute und kann zu vorrübergehender Blindheit führen, wenn davon was ins Auge gerät.

Nun sind die heimischen Wolfsmilchgewächse sehr harmlos, speziell die Sonnenwendwolfsmilch hat nur sehr wenig Milchsaft, der zudem auch noch recht harmlos ist. Er sollte nicht in die Augen kommen, auch nicht ins Meerschweinchenauge, da das genauso wehtut, als wenn man sich da Chilipulver ins Auge reibt, das ist alles.

Für Meerschweinchen ist die Sonnenwendwolfsmilch harmlos, wenn sie ihn futtern - es passiert nicht mal was, wenn sie den in größeren Mengen futtern. Bei einem Chinchilla hatte ich den ersten Hinweis, daß die Sonnenwendwolfsmilch ihm half, gesund zu bleiben ... er war immer zu leicht und hatte eine furchtbare Unverträglichkeit auf rohe Hülsenfruchtsamen (also Kleesamen, rohe Erdnüsse, Erbsen und sowas alles, wir Beide mußten da sehr aufpassen). Sonnenwendwolfsmilch fraß er teilweise in größeren Mengen, dann wieder lange Zeit gar nicht mehr - und immer, nachdem er Sonnenwendwolfsmilch fraß, nahm er ein wenig zu und war deutlich aktiver wie sonst.
Für Kaninchen, die ja genauso Wiesenfresser sind, wie Meerschweinchen, ist die Sonnenwendwolfsmilch sogar gutes Beifutter - sie sind insgesamt munterer und bekommen mehr Junge (wenn man sie läßt), wenn sie Sonnenwendwolfsmilch finden und fressen. Auch die wilden Kaninchen fressen viel Sonnenwendwolfsmilch, wenn diese in ihrem Revier wächst. Allerdings hab ich bei ihnen nix gefunden, was darauf hindeutet, daß Sonnenwendwolfsmilch ein Heilkraut für sie sein könnte.
Bislang konnte ich nix zur eventuellen Heilwirkung von Sonnenwendwolfsmilch finden. Wir Menschen wenden sie als Heilkraut offenbar gar nicht an.

Nur wir Menschen reagieren sehr empfindlich auf die Sonnenwendwolfsmilch, einmal warnt der Geschmack, er ist unangenehm schärflich, also nicht die reizvolle Schärfe von Chili, sondern weniger Schärfe mit mehr unangenehmen Beigeschmack. Schon beim Kauen fängt der gesamte Mundraum an zu brennen, wird die Sonnenwendwolfsmilch als Salat gegessen, fängt der Mundraum und der Rachen recht bald an zuzuschwellen ... kurzum, wenn wir Menschen so viel Sonnenwendwolfsmilch verspeisen würden, wie Kaninchen, Chinchillas und Meerschweinchen ohne Probleme im Futter vertragen, würden wir vermutlich daran ersticken, weil der gesamte Rachenraum zuschwillt und wir deshalb keine Luft mehr bekommen.
Das passiert bei Kaninchen, Meerschweinchen und Chinchillas mit Sonnenwendwolfsmilch nicht.

Die gefährlichste Wolfsmilch in Deutschland dürfte die kreuzblättrige Wolfsmilch sein, die wird gewöhnlicherweise nicht mal mehr von Kaninchen angeknabbert. Ich hatte davon mehrere Pflanzen auf der Kaninchen- und Meerschweinchenweide rumstehen. Diese Pflanzen waren immer unversehrt.
Den Kaninchen kann der Milchsaft der kreuzblättrigen Wolfsmilch nicht mal was anhaben, wenn irgendwelche sadistischen Wissenschaftler Kaninchen den Milchsaft in die Augen reiben - bei Meerschweinchen ist das anders, diese bekommen ne Hornhautentzündung vom Milchsaft, das Auge tut weh und es tränt. Hier macht es also Sinn, vor allem die älteren Pflanzen nicht mitzupflücken, aber aufgrund der Größe und Auffälligkeit ist die kreuzblättrige Wolfsmilch sehr gut zu erkennen. Junge Pflanzen tun noch nix, die haben noch nicht genügend Milchsaft. Sollte sie dann doch noch im Pflückgut landen, ists auch für Meerschweinchen nicht schlimm, vor allem dann nicht, wenn der Milchsaft eh schon eingetrocknet ist. Also in Panik ausbrechen muß man da nun wirklich nicht ...
Vermutlich ist das Pflücken der kreuzblättrigen Wolfsmilch für uns Menschen deutlich gefährlicher, wie für Meerschweinchen - hab die schon gepflückt und weil ich nicht wußte, was es ist, mir erstmal den Milchsaft über die Hände verteilt und dann ins Auge gerieben - war weit weniger schlimm, wie Chili zu ernten, zu schnippeln und sich dann die Augen zu reiben (ist übrigens für Meerschweinchen genauso - wobei sie die scharfen Chilisamen auch noch futtern ... selbst dann, wenn sie für mich als Mensch deutlich zu scharf waren! Und ich liebe normalerweise scharfe Speisen.)

Es gibt auch für Meerschweinchen gefährliche Wolfsmilchgewächse, die wachsen jedoch nicht in Deutschland, sondern werden als Zierpflanzen eingeführt ... gerade südafrikanische Wolfsmilchgewächse sehen zwar sehr hübsch aus, aber kleinste Mengen des Milchsaftes einiger Arten reichen aus, um beispielsweise einen Menschen für mehrere Stunden oder sogar tagelang erblinden zu lassen, nur weil er sich mal eben die Augen gerieben hat und da noch Reste des Milchsaftes von der Gartenarbeit dran war. Dazu kommt, daß dieser Milchsaft auf allen Schleimhäuten, in den Augen, am After und den Geschlechtsteilen ganz extrem brennt und wehtut ... das ist ein Schmerz, den man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht - also, wer ausländische Wolfsmilchgewächse sammelt und pflegt, sollte sich kundig machen, wie aggressiv diese Pflänzchen sind - und sie getrennt halten von den Säulis ...
Und noch etwas ist zu beachten, wer ausländische Wolfsmilchgewächse pflegt ... es gibt wohl Arten, wie beispielsweise Euphorbia cooperi, wo es für einige Menschen offenbar schon ausreicht, wenn sie in einem Gewächshaus sind, wo an dieser Euphorbie gearbeitet wird - Teile des Milchsaftes verdampfen und reizen extrem Nase und Augen - also wirklich winzigste Konzentrationen!
Daß die nicht ins Zimmer gehören, wo Meerschweinchen gehalten werden, versteht sich von selbst, denke ich ...

Fazit:
Sonnenwendwolfsmilch ist eine normale Wiesenpflanze und gehört ins Futter von Meerschweinchen, genau wie Hahnenfuß auch. Die Meerschweinchen sind bestens angepaßt, sich die für sie passenden Pflanzen herauszusuchen und zu futtern. Sortiert man vor, riskiert man immer, daß die Meerschweinchen die für sie passenden Pflanzen nicht im Futter vorfinden - wird unsortiert vorgelegt, ist immer alles bei, was die Schweinzerls brauchen, damit sind sie insgesamt gesünder, wie wenn Wiese vorsortiert wird.

Kreuzblättrige Wolfsmilch ist zwar auch eine Wiesen- und Wiesenrandpflanze, kann aber stehengelassen werden, sie wird nicht von Meerschweinchen genutzt. Gerät doch mal ne kreuzblättrige Wolfsmilch ins Pflückgut, braucht man nicht in Panik ausbrechen, die Meerschweinchen wissen um der Wolfsmilchgefahr, der Geschmack beim Probebiß warnt sie.

Bei Wolfsmilchgewächsen aus dem Ausland sollte man immer wissen, was für eine Art mit welcher Gefahrenstufe man sich da ins Haus geholt hat - es gibt einige wirklich gefährliche Wolfsmilchgewächse, die nur unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen (Gummihandschuhe, Brille, gute Lüftung) sicher gepflegt werden können!
Daß diese nicht auf die Fensterbank bei der Schweinerei gehören, sollte irgendwie klar sein ...

Falls jemand Katzen hat ... Katzen fressen manchmal mit den Meerschweinchen das Pflückgut - für Katzen sind jedoch etliche Wiesenpflanzen gefährlich (darunter auch die Sonnenwendwolfsmilch). Hier gehört einfach gute Beobachtung dazu, um herauszufinden, wie gefährdet die eigene Katz ist, gibt ja unter den Katzen sehr vernünftige Exemplare (meistens die Freigänger) und äußerst unvernünftige Exemplare (meiner Meinung nach besonders häufig unter den Wohnungsrassekatzen zu finden).

Vio

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Antwort: Sonnenwendwolfsmilch
« Antwort 4 am: 25. Juni 2018, 10:42 Uhr »
Vielen Dank, Murx  :-)
Hab ich mir doch gedacht, dass du da was zu in deinem Erfahrungsschatz hast  :bravo:
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Jassy

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Antwort: Sonnenwendwolfsmilch
« Antwort 5 am: 25. Juni 2018, 19:46 Uhr »
Sehr verständlich.  Danke:)
Freundliche Meerschweinchen Grüße
Jasmin

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