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Unsere Meerschweinchen ~ Verhalten, Gesundheit & Pflege => Meerschweinchen-Krankheiten => Lippengrind & Zahnprobleme => Thema gestartet von: Vio am 14. März 2016, 00:12 Uhr

Titel: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 14. März 2016, 00:12 Uhr
Für meine Fb-Seite habe ich vor ein paar Wochen einen Text verfasst, weil immer wieder Meerschweinchenzähne falsch gekürzt werden, was nicht selten Probleme nach sich zieht und zudem schmerzhaft für die Tiere ist.
Ich stelle den Text daher auch hier ein, denke, man kann das Thema nicht oft genug ansprechen ;)
Schreibt mir doch auch gerne noch Kritik, wenn euch am Text etwas auffällt :-)

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Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen

Dieses Foto zeigt Meerschweinchendame Pari, wie sie unter Gasnarkose in einem Zahnbehandlungsstand die Zähne mit Schleifinstrumenten korrigiert bekommt. Das soll und muss so sein!

In letzter Zeit habe ich leider wieder öfters mitbekommen, dass ein Meerschweinchen eine Zahnbehandlung ohne Narkose erhalten hat, wobei auch oft die Zähne einfach nur abgeknipst wurden.
Da das leider nicht nur schmerzhaft, sondern auch schädlich für die Zähne der Meerschweinchen ist, habe ich hier mal ein paar meiner Gedanken und auch Infos zu Zahnproblemen und Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen zusammengetragen:

Zahnkorrekturen beim Meerschweinchen

Ist eine Zahnbehandlung bei einem Meerschweinchen notwendig, ist oft guter Rat teuer: nur wenige Tierärzte kennen sich wirklich gut mit Nagerzähnen aus.
Häufig erlebt man es in Tierarztpraxen nämlich leider immer noch, dass ein Meerschweinchen mit Zahnproblemen mal eben flott den Maulspreitzer im Maul hat und schon knipst der Tierarzt an den Zähnen herum.
Nicht nur, dass diese Prozedur gefährlich für den gesamten Körper des Tieres ist, weil es durchaus heftige Abwehrreaktionen zeigen kann, sie ist auch extrem schmerzhaft und stressig.
Vor allem, wenn die Zähne nicht ganz gesund sind.
Weiterhin ist das Abknipsen auch sehr schädlich für die Zähne selbst, sie können dann splittern, Splitter können danach abstehen und dem Meerschweinchen beim Kauen Schmerzen bereiten. Ebenfalls ist so dann keine glatte, geschlossene Zahnoberfläche mehr gegeben und deshalb ist danach auch die Gefahr groß, dass Keime in den Zahn eindringen können, was eine Reihe an Zahnerkrankungen begünstigt.
Ein Meerschweinchen, dessen Zähne abgeknipst werden, hat gute Chancen, zu einem dauerhaften Zahn-Patienten beim Tierarzt zu werden…

Ungleiche Schneidezähne sollten zudem nie einfach korrigiert werden, ohne die Backenzähne zu kontrollieren: denn Schneidezähne nutzen sich in der Regel nur dann schief ab, ein Problem im Backenzahnbereich besteht.
Manche Tierärzte kürzen die Schneidezähne der Nager leider auch viel zu sehr, sodass die Tiere tagelang gar nicht mehr richtig abbeißen und Nahrung aufnehmen können. Das ist bei einem durch die Zahnprobleme schon geschwächten oder gar kranken Tier natürlich alles andere als optimal.

Leider ist vielen Haltern nicht bewusst, was ihrem Meerschweinchen durch derartig stümperhafte Zahnbehandlungen angetan wird. Nicht zwingend muss es Probleme geben, aber dennoch ist es eine sehr schmerzhafte und stressige Erfahrung für das Tier, die verhindert werden kann und sollte.

Eine gute Zahnkorrektur wird durch Schleifinstrumente bewerkstelligt, wodurch die Zähne schonend und gleichmäßig gekürzt werden können. Da der Einsatz von Schleifinstrumenten im engen Nagermaul nicht ganz einfach und ungefährlich ist, sollten Meerschweinchen dazu immer in Narkose gelegt werden. Das erspart auch dem Tier erheblichen Stress und der Tierarzt kann sorgfältig in Ruhe nachsehen, welches Zahnproblem überhaupt besteht. Denn nicht immer kann er per Otoskop zuvor im Nagermaul gleich alles überblicken - oft ist allein zur Ursachenfindung die Narkose notwendig.
Die Veterinärmedizinische Uni Leipzig gibt in einem Artikel an, dass mit Otoskop 50% der Probleme im Nagermaul übersehen werden, unter Narkose sind es immer noch 25% (Quelle: http://www.vetmed.uni-leipzig.de/blaue-hefte/archiv/0001_LTK4/free-online/Heimtiere-ECAMS.pdf (http://www.vetmed.uni-leipzig.de/blaue-hefte/archiv/0001_LTK4/free-online/Heimtiere-ECAMS.pdf)).
Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, lässt man den Kiefer auch noch röntgen, erst dann kann man sicher sein, dass alle Probleme überhaupt gesehen werden konnten; dies kommt natürlich auch auf Geschick und Erfahrung des Tierarztes an.
Wenn aber Probleme im Nagermaul bestehen könnten, empfiehlt es sich immer, die Zähne unter Gasnarkose überprüfen zu lassen. Ein Einblick mit dem Otoskop genügt nicht und andere Methoden wie "mal eben" mit dem Maulspreizer einen Blick reingeworfen haben, sagen so gut wie gar nichts über den Zustand der Zähne aus. An einem solchen Vorgehen erkennt man auch gleich, ob ein Tierarzt sich mit Nagerzähnen und deren Behandlung auskennt oder sich überhaupt mit dem Thema befasst hat.

Um einen geeigneten Tierarzt zu finden, erkundigt euch am besten vor der Behandlung nach dem Vorgehen, ob geschliffen wird und welche Narkose angewendet wird.
Gasnarkose bzw. Inhalationsnarkose ist für uns die beste Möglichkeit, ein Tier risikoarm und schnell zu narkotisieren und auch besonders von Vorteil, wenn die Zähne in recht kurzen Abständen korrigiert werden müssen oder die Tiere schon gesundheitlich angeschlagen sind.

Um ein Meerschweinchen in Narkose zu legen, gibt es verschiedene Arten der Narkotisierung. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Gasnarkose mit dem Gas Isofluran gemacht. Im Unterschied zur Injektionsnarkose benötigt man nachher kein zusätzliches Mittel, um das Tier wieder aufzuwecken und das Gas kann auch sehr gut reguliert werden. Kurz vor der Narkotisierung bekommen die Tiere bei manchen Tierärzten dennoch eine Spritze, die erhöhten Speichelfluss verhindern soll. Da die Gasnarkose (oder auch Inhalationsnarkose) Schmerzen nicht ausschaltet, sollten falls nötig zuvor Schmerzmittel gegeben werden, wenn ein solches Problem bekannt ist. Manchmal ist es aber auch wichtig, unter Narkose den "betroffenen" Zahn aufgrund der Empfindlichkeit desselben genauer ausfindig machen zu können.

Da die Gasnarkose so gut zu regulieren ist, können so auch die Zähne von geschwächten oder kranken Tieren korrigiert werden. So habe ich bei unseren Tierärzten schon schwer herzkranke Tiere in Gasnarkose legen lassen, die die Zahnbehandlung auch ohne Schwierigkeiten überstanden haben (bei gleichzeitiger, permanenter Kreislaufkontrolle, die durch unsere Tierärztin während der Narkose jederzeit gewährleistet ist).
Unser Tierarzt besitzt zudem einen Zahn-Behandlungsstand, in dem sich die Tiere während der Zahnbehandlung in einer sicheren und geeigneten Position befinden.
Das Foto hier zeigt eine mit Gas narkotisierte Pari genau in dieser Situation ;)
(Selten gibt es Tiere, die bei der Gasnarkose mit viel Schleimbildung auf Isofluran reagieren - in einem solchen Fall hilft es, dass der Tierarzt Atropin spritzt.)

Wenn die Zahnbehandlung richtig geschehen ist und keine großen Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen, dann kann das Meerschweinchen unmittelbar nach der Zahnbehandlung sofort wieder flott und gut futtern. Bei unseren Tierärzten dauert so eine Zahnbehandlung nicht mehr als ein paar Minuten, das Meerschweinchen ist wieder wach und futtert, bevor es richtig begriffen hat, was geschehen ist ;)
Nach 2-4 Wochen sollte nochmal kontrolliert werden, ob ggf. noch eine weitere Zahnbehandlung notwendig ist.

Sofern Wunden im Maul vorliegen und das Tier Schmerzen haben könnte, sollten nach einer Zahnbehandlung Schmerzmittel gegeben werden. Zudem gibt es viele natürliche und naturheilkundliche Möglichkeiten, die Wundheilung zu fördern und Wunden im Maul zu desinfizieren.
Bei Zahnproblemen kann es vor der Zahn-Behandlung außerdem sinnvoll sein, dass sich der Tierarzt mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder CT einen genauen Überblick über Zähne und den Kiefer des Patienten verschafft.

Da es eben leider wenige Tierärzte gibt, die eine Zahnkorrektur beim Meerschweinchen (und anderen Nagern und Kaninchen) richtig und schonend durchführen, fahren wir gern auch lieber ein bisschen länger zum Tierarzt und wissen dann aber unser Tier in den besten Händen :-)

Weiteres zum Thema Zahnprobleme beim Meerschweinchen:

Wie entstehen Zahnprobleme?

Als Nager mit schnell nachwachsenden Zähnen sind Meerschweinchen auf Nahrung angewiesen, die dem Zahnabrieb dient. So sind nicht nur die für die Verdauung so wichtigen Rohfasern (z.B. Cellulose und Lignin), sondern auch Kieselsäure in der Nahrung für das richtige Abnutzen der Zähne wichtig. Vor allem Gräser Wildkräuter, Blattlaub und Heu (Gras aber deutlich besser als Heu!) eignen sich besonders, dass die Backenzähne des Meerschweinchens abgeschliffen werden. Die Schneidezähne dienen hauptsächlich nur zum Abbeißen und Zerkleinern der Nahrung.

Früher wurde leider oft die Fütterung von getrocknetem Brot empfohlen und als Grund dafür wurde immer der Zahnabrieb genannt. Tatsächlich hilft trockenes Brot dabei gar nicht. Meerschweinchen beißen kleine Stücke mit den Schneidezähnen vom trockenen Brot ab oder schaben sogar nur winzige Krümel ab und das braucht dann nur noch minimal mit den Backenzähnen zerkaut werden. So wird gar keinen Abrieb gefördert, Brotkrümel sind sogar im Backenzahnbereich oft schon zu einer weichen Pampe geworden und müssen nicht mehr gekaut werden. Neben den schädlichen Bestandteilen von Brot ist auch die Konsistenz, eben diese klebrige Pampe, die dann im Magen landet, sehr ungesund für Meerschweinchen. Sie brauchen kein getrocknetes Brot und dürfen auch keines, wenn sie gesund bleiben sollen.

Ebenso sind auch reine Getreidekörner nicht gesund und zudem sind sie recht weich, flott durch die Zähne zerdrückt und herunter geschluckt… und haben dabei gar nichts zum Zahnabrieb beigetragen. Neben vielen weiteren Krankheiten und Fettleibigkeit fördert die Fütterung von Getreidekörnern so auch die Entstehung von Zahnproblemen. Getreidekörner führen zu einer schnellen Sättigung des Meerschweinchens und es werden dann weniger Nahrungsmittel aufgenommen, die den Zahnabrieb fördern können.

Das gilt jedoch generell für schnell sättigende Nahrungsmittel, wie beispielsweise auch für mehlhaltige Saaten, herkömmlich zu kaufende "Instant"-Päppelbreie und Pellets (die sowieso, auch getreidefrei, nicht gesund sind) und auch Gemüse (vor allem Wurzelgemüse).
Deshalb sollten Meerschweinchen immer viele rohfaserreiche Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, denn davon benötigen sie sowohl in Hinblick auf Artenvielfalt und angebotene Menge mehr als von anderen Nahrungsmittelarten.
Zahnprobleme können jedoch auch durch die Physiologie des Kiefers bedingt sein - hat ein Meerschweinchen beispielsweise einen schiefen Kiefer, so nutzen sich auch die Zähne oft schief ab, was zu Zahnspitzen führen kann. Eine unverantwortliche Vermehrung von Meerschweinchen sowie schlechte Haltung der Elterntiere oder während der Jugend kann schon Grundsteine für spätere Zahnprobleme legen.

Auch ein Problem mit dem Calciumstoffwechsel kann Zahnprobleme begünstigen. Manche Meerschweinchen werden aufgrund von Gries Calcium-arm ernährt, was in unseren Augen nicht nur kontraproduktiv in Bezug auf die Griesentstehung sein kann, sondern auch gefährlich, da der Meerschweinchenkörper viel Calcium für die nachwachsenden Zähne benötigt. Der Calciumstoffwechsel (inkl. Oxalsäure) ist ein kompliziertes Thema.
Interessant finden wir diesen Info-Link dazu (übertragbar auf Meerschweinchen): https://www.kaninchenwiese.de/ernaehrung/grundlagen/pflanzenstoffe/ (https://www.kaninchenwiese.de/ernaehrung/grundlagen/pflanzenstoffe/)

Wir bieten den Meerschweinchen vor allem ad libitum Wiese und Zweige aus der Natur, aber auch Gemüse, etwas Obst und aromatische Saaten, damit sie sich alles nehmen können, was sie benötigen und somit keine Mängel entstehen können. Mehr zur "ad libitum" Wiesenernährung steht hier: https://www.facebook.com/DieSchweinebande/photos/a.930867893627933.1073741855.504177019630358/1606711592710223/?type=3&theater (https://www.facebook.com/DieSchweinebande/photos/a.930867893627933.1073741855.504177019630358/1606711592710223/?type=3&theater)

Meerschweinchen in Innenhaltung können unter Umständen - wenn eben kein direktes Sonnenlicht auf sie scheinen kann - einen Vitamin D- Mangel bekommen, der sich auf den Calciumstoffwechsel, die Zahnsubstanz sowie viele weitere Krankheiten negativ auswirken kann. Wir empfehlen bei reinen Innenhaltungsschweinchen daher eine UV-Lampe. Mehr zum Thema hier: https://www.facebook.com/DieSchweinebande/photos/a.930867893627933.1073741855.504177019630358/1085112038203517/?type=3&theater (https://www.facebook.com/DieSchweinebande/photos/a.930867893627933.1073741855.504177019630358/1085112038203517/?type=3&theater)


Welche Zahnprobleme gibt es hauptsächlich?

Wenn den Meerschweinchen folglich keine geeignete Nahrung für den Zahnabrieb zur Verfügung gestellt wird, kann es schnell zu Zahnproblemen kommen. Recht häufig und bekannt ist die Brückenbildung, bei der die Backenzähne so lang werden, dass sie sich mittig im Mundraum begegnen und keinen Platz mehr für die Zunge und Kieferbewegungen lassen und zudem auch nicht mehr zum Zerkauen der Nahrung dienen können.


Zudem können sich Zahnspitzen bilden, in dem Zähne ungleich abgenutzt werden oder abbrechen. Solche Spitzen können Schleimhäute und Zunge verletzen und zu schmerzhaften Wunden führen. Meist schonen Meerschweinchen die betroffene Maulseite dann und kauen nur auf der anderen, weshalb sich dann weitere Probleme auf der schonenden Seite ergeben, da die Backenzähne dort nun gar nicht mehr richtig abgeschliffen werden.
Durch Verletzungen im Maul, z.B. durch Heuhalme, entsteht oft die gleiche Problematik.
Weiterhin kann es zur Entstehung von Abszessen im Kieferbereich kommen, die ein richtiges Kauen verhindern, so eine ungleiche Zahnabnutzung verursachen und sich meistens auch ursächlich durch einen erkrankten Zahn oder Verletzungen im Maul bilden. Abszesse müssen IMMER vernünftigt operiert werden, niemals einfach nur schnell mit einem Schnitt gespalten und ausgequetscht werden, denn dann kommen sie oft zurück. Abszesse lässt man meistens offen, damit man sie täglich spülen kann, sie sollen von innen nach außen zuheilen - heilen sie nämlich außen zuerst zu, wird sich innen wieder ein neuer Abszess bilden. Manchmal funktioniert es auch, dass man eine antibiotische Substanz hinein gibt und außen zunäht. Das ist immer individuell unterschiedlich, auch je nach Ursache und kann der behandelnde Tierarzt am besten je nach Tier und Erkrankung entscheiden. Zudem muss meistens der für den Abszess verantwortliche Zahn entfernt werden, sonst gibt es oft keine Ruhe.

Bei einer angeborenen Zahnfehlstellung oder einem schiefen Kiefer kommt es auch häufig zu Zahnproblemen, da die Zähne sich nicht geeignet einander überstehen, um sich gegenseitig gleichmäßig abzunutzen.

Auch nach Krankheiten, bei denen ein Meerschweinchen vielleicht wenig oder selektiert gefressen hat oder gepäppelt wurde, können sich Probleme mit den Zähnen ergeben. Musste ein Meerschweinchen beispielsweise gepäppelt werden, hat der wässrige Päppelbrei so gut wie nicht zum Zahnabrieb beigetragen und es kann sich zudem die Kaumuskulatur dabei zurückgebildet haben, da ein Kauen ja kaum nötig war, nur Schlucken des Breis. Dem Meerschweinchen fällt es in diesem Fall dann anfangs schwer, wieder richtig zu kauen. Um ihm dann zu helfen, die Kaumuskulatur wieder zu stärken, gibt es kleinere Tricks und Kau-Übungen.

Weiterhin können bei einer schlechten Zahnstruktur Zähne abbrechen, sie können auch zeitweise aus verschiedenen Gründen wackelig sein und nicht mehr richtig genutzt werden und es gibt viele weitere Ursachen für Zahnprobleme.

Daher ist es wichtig, regelmäßig die Zähne der Meerschweinchen bei einem diesbezüglich erfahrenen Tierarzt überprüfen zu lassen, auch wenn so erst mal keine sichtbaren Probleme vorliegen.

Wie erkenne ich, dass mein Meerschweinchen Probleme mit den Zähnen hat?

Zahnprobleme erkennt man an einigen Merkmalen, die nicht immer alle zutreffen müssen und bei jedem Tier verschieden sind.
Oft fallen zuerst ungleich abgenutzte Schneidezähne oder eine Gewichtsabnahme auf. Unnatürliche Kaubewegungen (zu schnell, zu langsam, stockend, einseitig, ruckelnd usw.), ein beim Kauen kurzzeitig weit aufgesperrtes Maul und Probleme, Nahrung aufzunehmen, sind ebenfalls Zeichen, dass mit den Zähnen etwas nicht in Ordnung ist.
Außerdem kann „Leerkauen“, also Kauen des Meerschweinchens im Ruhezustand ohne Nahrung im Maul, ebenfalls auf Zahnprobleme hinweisen, jedoch wird „Leerkauen“ auch genutzt, um die Zähne ein wenig gegeneinander abzuschleifen und kann daher auch bei gesunden Meerschweinchen beobachtet werden.

Da Zahnerkrankungen dazu führen können, dass nicht gut gekaute oder aufgrund großen Hungers zu hastig hinuntergeschlungene Nahrung Probleme bei der Verdauung verursacht, sind auch Blähungen und andere Verdauungsprobleme unter Umständen ein Hinweis auf eine notwendige Zahnkorrektur.
Tritt ein allgemeines Unwohlsein des Meerschweinchens auf, sollten immer auch die Zähne überprüft werden. Wenn Nahrung nicht gut gekaut oder sogar nur bedingt aufgenommen wird, kann es auch zu Nährstoffmängeln kommen, die weitere Krankheiten bedingen können.
Manche Tiere zeigen unter Umständen sogar gar keine (typischen) Anzeichen, obwohl es Zahnprobleme gibt.

Meerschweinchen verstecken Schmerzen und Krankheiten oft sehr gut und gerade deshalb ist es wichtig, routinemäßige Untersuchungen beim Tierarzt durchführen zu lassen.

Weitere informative Links zu dem Thema gibt es hier:

Tolle Beschreibung des Vorgehens einer vernünftigen Behandlung (Gasnarkose - Röntgen - Ausrechnen - Schleifen); http://www.kleintierzentrum-walluf.de/leistungen/heimtiere/zahnheilkunde/ (http://www.kleintierzentrum-walluf.de/leistungen/heimtiere/zahnheilkunde/)

Empfehlung der „Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde“ (DGT) in Bezug auf die Narkose bei Zahnbehandlungen: http://www.kleintierpraxis-markdorf.de/downloads/fachpraxisnr.53dgtempfehlung.pdf (http://www.kleintierpraxis-markdorf.de/downloads/fachpraxisnr.53dgtempfehlung.pdf)

http://www.tierarztpraxis-online.de/zahnbehandlung.html (http://www.tierarztpraxis-online.de/zahnbehandlung.html) (Tierärzte Schweigart)

http://www.vet-dent-lazarz.de/ (http://www.vet-dent-lazarz.de/) (Tierarzt Dr. Lazarz)

Interessante Bilder von Brückenbildung und Spitzen beim Meerschweinchen
http://www.tierzentrum.de/pfotenland/shop/meerschweinchenkrankheiten/193-brueckebeimmeerscheinchen.html (http://www.tierzentrum.de/pfotenland/shop/meerschweinchenkrankheiten/193-brueckebeimmeerscheinchen.html)

(Das Foto hier ist im Jahre 2015 mit freundlicher Genehmigung der Tierärzte Schweigart in Holzwickede entstanden.)
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Hugomero am 14. März 2016, 06:04 Uhr
Ja, aus gegebenem Anlass leider immer wieder aktuell...ich kannte ja den Artikel, trotzdem konnte ich bei Fini gar nicht so schnell schauen, wie das Schwein genommen wurde und der Maulspreitzer  drin war und geknipst wurde...furchtbar...

Habt ihr noch Tipps für eine Art Fragenkataloge, die man vorher mit einer Praxis klären sollte...( in der Hoffnung, eine gute zu finden ). Wie gefährlich ist der Spreitzer in Narkose , kann es auch zu Verletzungen kommen ?

In unserer Tierklinik gibt es zb einen ausgewiesenen Zahnspezialisten - der hatte vor ca drei Jahren bei meinem sorgen Zahnschwein Paula die Zähne korrigiert - alles ohne Narkose, knipsen und schleifen 😒 ( 1 x monatlich, dann alles zwei Wochen, und als es dann wöchentlich sein sollte..haben wir sie erlösen lassen soviel zum Thema Experte
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 14. März 2016, 18:00 Uhr
frag mich mal, ich hab ja immer noch das "krefeld-trauma" und damals wusste ich eig. auch, dass es so nicht laufen soll und es waren angebliche tierzahnspezialisten...

ich würde fragen, ob in narkose (am besten gas/inhalations-narkose) korrigiert wird und ob schleifinstrumente verwendet werden oder ob geknipst wird.
das wäre mir am wichtigsten.

in narkose denke ich, ist der nicht schlimm, sie arbeiten nicht so aktiv dagegen und spüren es auch nicht so deutlich. dadurch, dass sie sich kaum wehren (ein bisschen geht u.U. immer noch ;) ), sollte das verletzungen vermeiden.
meine tiere haben den immer in narkose drin, weil das maul ja offen bleiben muss und können auch sofort nach dem wieder erwachen eifrig losfuttern. unsere TÄ wartet meist auch noch ein bisschen, um sich zu vergewissern, dass das tier problemlos nach der behandlung futtern kann, bevor man wieder geht.
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 27. März 2017, 20:33 Uhr
Im Laufe des letzten Jahres sind mir echt sooo viele TÄ noch begegnet, die herkömmlich korrigieren und auch meinen, das ist nicht schlimm... schade  :traurig:

Umso mehr hab ich mich gerade gefreut, als ich zur Terrasse durch Omas Wohnzimmer gelaufen bin und sie gerade WW Millionär an hatte im TV und da eine Frau erzählte, ihr altes Kaninchen müsse immer unter Gas (wäre am Schonensten) die Zähne geschliffen bekommen  :bravo: Toll, ich hoffe, es wird immer mehr Bewusstsein auch über dieses Thema in die Welt getragen :-)
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Hugomero am 27. März 2017, 20:42 Uhr
Ohja, ich weis wielange ich gesucht habe...

Aber wie ist es bei kleinen Korrekturen ?  Reyna hat zB nicht so tolle Zähne vorne und einer ist vielleicht 1 mm länger als der andere...ich lass im Moment nichts machen, das wird schon werden, aber wegen sowas Narkose wäre auch nicht sinnvoll oder ?
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 27. März 2017, 21:58 Uhr
In der Regel sind die Schneidezähne ja schief, weil die Backenzähne nicht ok sind, einmal in Narkose schauen lassen würde ich im Zweifel, sollte sie sonst noch Probleme haben.
Ansonsten macht das nichts, unser TA korrigiert sowas häufig nicht mal bei einer Behandlung mit. In dem Sinne wohl: wenn die Backenzähne wieder ok sind, korrigiert sich das von alleine und wenn ich die Schneidezähne korrigiere, könnten sie auch zu kurz werden und das eben nicht so gut sein.

Wenn dauerhaft ein Problem nur bei den Schneidezähnen liegt, kann man die meiner Kenntnis nach durchaus ohne Narkose schleifen (sofern einmal mindestens in Gasnarkose die Backenzähne angesehen wurden, damit man sicher sein kann, dass da alles ok ist; ist das dauerhaft so, würde ich wohl sogar einmal röntgen lassen).
Hinten bei den Backenzähnen geht es nur nicht ohne Narkose, weil sie das Maul ja nicht so einfach so weit offen halten (Spreizer ja halt einfach no go) und dort hinten auch viele Gefäße in der Wange verlaufen, das kann lebensgefährlich sein.

Aber ich glaub, du meinst, einer ist einfach etwas länger als der andere und nicht durchgehend eine Schiefe oder? Das reguliert sich bestimmt von alleine mit der Zeit :-)
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Ephedra am 27. März 2017, 23:43 Uhr
Hach, ich darf gar nicht daran denken, was ich bei meinen Tieren alles mit ansehen musste. Eine Bekannte von mir ist Tierarzthelferin. In dieser Praxis nehmen sie die Nager in ein anderes Zimmer und man muss im Behandlungsraum warten. Da weiß man gar nicht, was oder wie die dann die Zähne behandeln!

Ich gehe so ungern zum Tierarzt! Wenn man sich nicht auskennt, ist man gezwungen, dem Tierarzt zu vertrauen. Nun, die wissen es auch nicht besser, klar. Genauso, wenn man als Halter es nicht besser weiß und die Tiere falsch füttert. Im Nachhinein erfährt man dann so viele Sachen, die man falsch gemacht hat! Selbst, wenn man Tiere erlösen will, muss man einen Tierarzt finden, der nicht dieses blöde T61 benutzt, wo die Tiere einen jämmerlichen Todeskampf erleiden. Und das benutzen ja fast alle Tierärzte!
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 27. März 2017, 23:57 Uhr
Ich weiß genau, was du meinst, man ist den TÄ völlig ausgeliefert... und die meisten haben ja leider keinen Plan von Schweinchen  :traurig:
Was nicht heißt, dass TÄ nicht auch helfen können und Dinge richtig machen, meiner ist z.B. ein toller Chirurg.
Aber allgemein ist man ja oft mehr verlassen beim TA und wenn man nicht genau weiß, was richtig und falsch ist (und zur Beratung sucht man ja eigentlich den TA auf...), kann es unter  Umständen übel enden. Aber über das Thema kann man auch ewig schreiben  :roll:

Das T61 allerdings benutzen bestimmt nicht "fast alle" TA mehr, zumindest nicht mehr bei den Kleintieren (bei den Großtieren sieht es leider glaub ich noch anders aus?). Es ist mittlerweile zum Glück recht bekannt, was das für ein Teufelszeug ist. Bezweifle aber nicht, dass es leider von manchen TÄ noch verwendet wird  :traurig:
Hier allerdings nutzt es kein TA mehr, bei dem ich war. Ich habe jeden immer gefragt, auch wenn ich für was anderes da war und war mittlerweile bei echt fast allen in der Umgebung einschl. Tierkliniken und einem sehr weiten Radius (über 50km).
Hier wird überall Phenobarbital (Überdosis) für die Eutha verwendet. Ob Beruhigungsmittel vorher oder nicht, ist ein Streitpunkt, das hält jeder anders, ist aber ein anderes Thema.
Für mich war grundlegend immer wichtig, dass kein T61 genutzt wird :-)
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Ephedra am 28. März 2017, 00:22 Uhr
Ach, sag bloß!

Über das T61 hatte mich meine Freundin aufgeklärt. Okay, sie hat Hunde und als sie ihre französische Bulldogge einschläfern lassen musste, erzählte sie mir, dass sie überall suchen musste, bis sie endlich einen Tierarzt hier in Leipzig gefunden hatte, der nicht dieses T61 gebraucht....und sie kennt etliche Tierärzte.

Na gut zu wissen, dass man jetzt schon eher die Chance hat, nach einer leidvollen Zeit seinen Liebling wenigstens friedvoll auf die andere Seite zu schicken.
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 28. März 2017, 00:26 Uhr
Bei Hunden kenne ich mich nicht aus... schade, dass das so ist  :traurig:
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Hugomero am 28. März 2017, 10:59 Uhr
in der Wange verlaufen, das kann lebensgefährlich sein.

Aber ich glaub, du meinst, einer ist einfach etwas länger als der andere und nicht durchgehend eine Schiefe oder? Das reguliert sich bestimmt von alleine mit der Zeit :-)

genau, ich meine quasi "schief nach unten" - sie nimmt auch nicht ab, ich denke auch das ist noch von den Vorbesitzern und wird sich regulieren  :lieb:
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Krümelchen am 29. März 2017, 19:44 Uhr
Hach, ich darf gar nicht daran denken, was ich bei meinen Tieren alles mit ansehen musste. Eine Bekannte von mir ist Tierarzthelferin. In dieser Praxis nehmen sie die Nager in ein anderes Zimmer und man muss im Behandlungsraum warten. Da weiß man gar nicht, was oder wie die dann die Zähne behandeln! ...

Sowas habe ich in einer Praxis (ist eigentlich eine Tierklinik) auch erlebt!! Die TÄ wollte die Zähne meines Meeris kontrollieren und hat mir, als ich ihr ganz selbstverständlich folgen wollte, ausdrücklich verboten, mitzukommen. Ich war so verdattert, dass mir die Worte gefehlt haben. Sowas hatte ich noch nie zuvor erlebt. Da werde ich nur noch im äußersten Notfall hingehen. Und für Zahnsachen nur noch zum Meerschweinchenzahnarzt!
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 29. März 2017, 21:51 Uhr
@Susi: sowas braucht aber eigentlich nicht so lange... eine Woche reicht da normal schon aus  :frag: Wenn es sich nicht bessert, würde ich doch mal reinsehen lassen, ggf. nicht nur mit dem Otoskop sondern auch unter Gas. Man sieht nicht immer, das was nicht passt. Auch wenn sie normal kauen, Gewicht halten, zunehmen etc. und sogar schöne Schneidezähne haben, kann hinten was nicht passen und auf Dauer Probleme machen, hab ich leider oft genug erlebt  :traurig: Hatte zuvor angenommen, es gibt immer Hinweise, wie schlecht kauen etc...

@Krümelchen: Frag mich mal... es gibt hier irgendwo im Forum eine Drama-Geschichte, wo meine ZahnTÄ nicht da waren, ich extra auch in ein nicht nahegelegenes Zentrum für Tierzahnheilkunde gefahren sind, ich durfte bei der Behandlung auch nicht dabei sein. Hatte vorher extra einige Dinge "verboten", wollte aber auch nicht unverrichteter Dinge wieder fahren, war kurz vor Weihnachten und 2 Schweine hatten Probleme beim Kauen (eig. waren es nur Spitzen...).
Tja, man brachte mir die Tiere wieder, da waren: die Zähne abgeknipst, Antibiotika (ein Penicillin! gilt als unter Umständen tödlich für Meerschweinchen...) als 3 Tages Depot gespritzt mit einer falschen und mehr als fadenscheinigen Begründung, mein Mädchen ist vermutlich sogar vom Tisch gefallen, hatte sie schreien hören, sie hatte danach eine blutige Zunge, ihr brachen oben und unten die Schneidezähne ab udn sie konnte sich 3 Tage keinen mm bewegen und hat beim Anfassen nur geschrien. Futtern konnten beide Tiere gar nicht mehr.
Ich hab dann auf Teufel komm raus gegen das AB Heilerde, Apfelpektin etc. gegeben, geschwitzt ohne Ende, dass sie das überhaupt packen, bin eine Woche später zu meiner ZahnTÄ, die alles korrigiert hat (und völlig schockiert war) und mir für eine Beschwerde bei der TÄ-Kammer eine Art Gegenbericht geschrieben hat: nämlich dass die Tiere nicht irgendwie eine Zahnwurzelentzündung und Längsfraktur des Zahnes hatten, sondern nur Spitzen usw.
Die Beschwerde bei der TÄ Kammer führte dazu, dass dieses Zentrum sich rechtfertigen musste. Das Schreiben war ein einziger Witz, hätten kein anderes AB in der (riesigen Kleintier-) Praxis gehabt als dieses Penicillin, was eig. nur noch an Schweinen (den großen!) eingesetzt weren darf etc.... (mir wurde von denen vorher einen Tag nach der Behandlung am Telefon sogar vorgeworfen, ich hätte mein Meerschweinchen fallen lassen, aber während der Behandlung wäre das nicht passiert, ist klar...)
Ich hätte 250 Euro zahlen müssen für eine Schlichtung. Die eh nichts gebracht hätte...
Beide Tiere haben es gepackt, hatten danach ständig was anderes, Grabmilben, Würmer etc., der Kastrat lag ein 3/4 Jahr später tot im Gehege und das Mädchen wurde 3 Wochen später mit akutem (vermutlich) Leber- und Nierenversagen eingeschläfert.

Ich hab mir die Geschichte nie verziehen und das werde ich auch nicht mehr in diesem Leben. Ich wollte helfen, hab den falschen TÄ die Möglichkeit gegeben, meinen Tieren zu schaden und mir sicher, diese unmögliche, nur zum Geldmachen gemachte, (bewusst!) falsche Behandlung hat beiden Lebenszeit gestohlen...
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Krümelchen am 10. Juni 2018, 12:28 Uhr
@Vio:
Wer ist denn deine ZahnTÄ? Magst du mir das mal (evtl. per PN) schreiben? Bei mir in der Nähe sind "nur" Männer: Dr. Lazarz/Duisburg, Dr. Schweigart/Holzwickede, Dr. Sabel/Essen und Dr. Gabriel/Meschede.
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 10. Juni 2018, 13:47 Uhr
Hallo :-) ich bin seit zwei Jahren bei Dr. Lazarz und was Zahngeschichten oder komplizierte OPs angeht dort sehr zufrieden. Dr. Gabriel kenne ich persönlich nicht und die anderen Adressen kann ich leider wirklich nicht (mehr) empfehlen für Zähne. In Wesel soll auch noch eine Tä sein, die unter Gas schleift etc., aber da fehlen mir auch die Erfahrungen :-)

Das bedeutet, du bist aus unserer Nähe und auch aus NRW? Cool :-) vielleicht wusste ich das schon, hab es aber vergessen, wenn ja tut es mir leid!
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Krümelchen am 11. Juni 2018, 22:21 Uhr
Ich wohne im Kreis Recklinghausen.

Zu Dr. Lazarz wollte ich letztens mit meinem Kastraten, das ging aber nicht, da ich mir von der Arbeit nicht frei nehmen konnte und die Praxis keine Tiere über Nacht stationär aufnimmt. Ich hatte gefragt, ob ich ihn abends gegen 18:00 Uhr einfach nur bringen könnte, eben das Wichtigste besprechen, Schweini über Nacht stationär bleibt und die Untersuchung/Behandlung am nächsten Vormittag stattfinden könnte. Nein, hieß es, ich müsse "deutlich vor 18:00 Uhr" erstmal in die Sprechstunde kommen und dann würde der Termin für die Zahnbehandlung vereinbart.

Warum machen die das eigentlich in 2 Terminen, auch wenn schon Zahnprobleme bei einem Tier bekannt sind?
Das war nämlich bei meinem Kastraten so; und ich war mit der Art und Weise der Zahnbehandlung bei meinem TA nicht so ganz zufrieden (Backenzahnspitzen abknipsen und mit Handfeile glätten, war zwar in Narkose, aber ...) und wollte eigentlich wechseln, nachdem mein Kastrat drei Tage nach der Behandlung immer noch nicht selbstständig fraß.
Ich hatte es von der Homepage von Dr. Lazarz so verstanden, dass planbare Aktionen für 9:00, 12:00 bzw. 18:00 vorgesehen sind. Also auch eben Meerschweinchenzähne untersuchen und in derselben Narkose behandeln, wenn erforderlich.  :frag: Ist es immer so, dass man

Dr. Gabriel habe ich über einen Link hier aus dem Forum ausfindig gemacht. Es war in irgendeinem Thread ein Link auf einen Buchauszug gesetzt worden, in dem es um Zahnbehandlungen bei Meerschweinchen ging. Dem bin ich nachgegangen und habe folgendes Buch gefunden:
"Praxisbuch Zahnmedizin beim Heimtier" von Stefan Gabriel.
Ich habe mir das Buch gekauft, es ist sehr ausführlich und informativ.
Diese Praxis ist aber am weitesten von meiner Heimatstadt entfernt.
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 11. Juni 2018, 23:28 Uhr
Ich komme auch aus RE :-)
Dr. Gabriel kenne ich ja selbst nicht, soweit ich weiß, macht er die Triple für Nagerzähne? Wäre für mich nach einigen schlechten Erfahrungen keine Option, nichts außer Gas für Zähne. Da kann ein Arzt noch so toll schleifen und Ahnung haben - wenn ich die Wahl habe, und die haben wir Dank Dr. Lazarz, würde ich immer die Gasnarkose wählen. Ich muss kein weiteres Tier an der Triple verlieren... aber vielleicht macht er ja auch Gas, wie gesagt, ich weiß es nicht. Ich hab halt nur gehört, dass er die Triple nutzen soll, die ich meinen Erfahrungen nach nicht so toll finde, wie sie immer angepriesen wird...

Dr. Lazarz nimmt glaube ich keine Tiere stationär auf, so viele Leute sind da nicht in der Praxis.
Du kannst normal ohne Termin zwischen 10-12 Uhr und 16-18 Uhr vorbei kommen. Die Mädels sind manchmal bisschen unflexibel, das was da gesagt wird, 2 Termine, ist never ever nötig... Normal gehst du in die Sprechstd und er macht die Zähne, fertig.
Es ist bei ihm mit Gasnarkose, röntgen, schleifen eine Sache von 15-20 Minuten. Ich würde eh nie - und vor allem nicht für so eine kurze Behandlung - ein Tier stationär aufnehmen lassen.
Vielleicht kannst du von der Arbeit mal etwas früher gehen?
Bei anderen TÄ ist das viel schwieriger mit Terminen. Er kastriert Böckchen sogar ohne Termin und in der Sprechstunde und er hat Notfälle von mir auch spontan operiert. Nur für größere Geschichten müsste man einen Termin machen. Also wenn z.B. voll die komplexe ZahnOP draus werden würde, dann würde er - denke ich zumindest - erst mal nur röntgen, gucken, schleifen und dir dann für die OP einen weiteren Termin geben.
Außerhalb der Sprechzeiten ist nur ein Termin möglich, operieren geht bei ihm nur vor den Sprechstunden.
Wenn die Mädels am Tele zu unflexibel wirken, schreib ihm vielleicht eine Mail, es kann aber mal ein paar Tage dauern mit einer Antwort unter Umständen.

Von den anderen von dir genannten Adressen (Gabriel kenn ich wie gesagt nicht) kann ich dir nur abraten, ich hab das ausprobiert, die Berichte dazu und meine Odysee hin zu Dr. Lazarz findest du im internen Mitgliederbereich, das kann man nur ab gewissen Beiträgen sehen...
Auch hab ich extrem viele TÄ, die angeblich toll sein sollen, hier im Umkreis durch. Ich kann nur noch Dr. Lazarz empfehlen, auch wenn er etwas brummelig ist. Gerade wenn es um Zahngeschichten geht, ist er mit Abstand der Beste :-)
Wenn du magst, schick mir gern eine PN mit deiner Telefonnummer und wir telefonieren mal dazu :-)
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Krümelchen am 12. Juni 2018, 20:24 Uhr
Danke für die Infos über die Lazarz-Praxis! Das hilft mir (v. a. auch emotional) schon viel weiter.
Ja, unflexible Mädels am Telefon kenne ich auch von einer früheren Hausarztpraxis...

Dr. Gabriel beschreibt in seinem Buch beide Narkosearten: Isofluran (mit Atropin vorher) und eben diese Triple-Narkose sowie eine "modifizierte Triple-Narkose" ohne Fentanyl und damit ohne das Antidot Naloxon (Praxisbuch Zahnmedizin beim Heimtier, S. 119, Kapitel 17.2.2). Eine reine Isofluran-Sauerstoffnarkose sollte bei Meerschweinchen nicht über 30 Minuten dauern, da es sonst böse Atemprobleme gibt bis hin zu Schnappatmung (S. 118, Kapitel 17.6.2). Ich denke, er wird nur bei längeren Operationen diese Triple-Narkose nehmen, bevor er riskiert, das bei einer zu langen Gasnarkose Probleme auftreten (und dabei müssen ja sowieso zusätzlich Schmerzmittel gegeben werden). Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er bei kurzen Zahnschleifsachen was anderes als Isofluran nimmt.

Meinem Kastraten geht es zum Glück wieder gut. Ursache für sein Problem war, dass er sich ein Stückchen Stängel von einer Trockenkräutermischung eingespießt hatte, das gab eine Entzündung mit Abszess unter der Zunge. Also hat er weniger gefressen, wohl "schief" gekaut und dadurch die Backenzahnspitzen bekommen. Im ersten Eingriff sind die Zähne korrigiert worden und fünf Tage später - als er immer noch nicht wieder richtig fraß und Schmerzen hatte - nochmal reingeschaut und dabei wurde dann der Abszess entdeckt und behandelt. Einige Tage musste das gespült werden, Baytril gabs auch. Jetzt ist wieder alles okay und der Kleine futtert wieder, was das Zeug hält. Das verlorene Gewicht hat er auch wieder aufgeholt.  :freu:
Er verteidigt jetzt sogar sein Futter, was er früher nicht gemacht hat. Wenn ihm seine Mädels beim gemeinsamen Fressen an der Baguetteschale zu nahe kommen oder das Chicoree-Stück anpeilen, das er gerade nehmen will, gibt es einen Nasenstüber für die Gemüseräuberinnen.
Titel: Antwort: Zahnbehandlungen beim Meerschweinchen
Beitrag von: Vio am 13. Juni 2018, 00:41 Uhr
Klingt gut mit Isofluran :-) Danke für die Infos! Das Buch klingt sehr interessant :-) Wenn ich mal wieder Geld übrig hab... :D

Ich hatte mir die Studie zum Vergleich der drei Narkosearten (Isofluran, Triple, Ketamin+Xylazin) durchgelesen und über 30 min nichts von Schnappatmung oder so gelesen, aber ich muss nochmal nachsehen. Die Vitalitätsparameter waren bei der Triple etwas besser nach 40 Min.
D.h., dass das Tier z.B. etwas wärmer war - naja... da hätte man ja aber auch das Tier wärmen können und damit dann kein Problem.
Unser TA operiert alles ausschließlich unter Gasnarkose und entweder ist er sehr flott, was ich auch denke, da eine Narkose so oder so niemals länger als 30 Minuten dauern sollte und ich auch nicht wüsste, was da so lange dauern sollte... oder eben er geht doch über die Zeit und es gibt keine Probleme.
Soweit ich weiß nutzt er kein Atropin präventiv, nur wenn es Probleme gibt. Das halten viele TÄ so, manche injizieren es präventiv vorher, im akuten Fall reicht es spontan injiziert dann wohl auch noch oder wenn man eben weiß, dass das Schwein mit Isofluran Probleme hat, dann halt vorher.

Ich hab wirklich über 100 Tiere unter Gas erlebt und es kam bei 2-3 Tieren zu leichten Komplikationen wie Atemprobleme oder noch "beduselt" danach eine Weile und das waren aber auch kranke Tiere.
Dagegen hab ich in 2016 und 2017 unter 20 Tiere in meinem Umfeld erlebt, die mit der Triple narkotisiert wurden. Ich weiß nicht mehr, ob ich das richtig im Kopf habe mit den Zahlen... bei 7 Tieren kam es zu Komplikationen, 5 Tiere sind im Nachhinein gestorben oder mussten in den 1-2 Tagen oder 2-3 Wochen danach euthanasiert werden, wobei sie vorher vielleicht krank, aber stabil waren. U.a. war meine Delilah dabei, die über Monate Gas gut vertragen hatte und nach der Triple mit einer schon nicht mehr guten Leber akutes Leberversagen bekommen hat.
Und das ist meine Kritik an der Triple: was nützt mir ein Schwein, was während der Narkose vielleicht einen Ticken wärmer ist (was ich ja aber auch durch externe Wärme unterstützen kann...) und danach an den Folgen der Triple stirbt... Es muss halt auch noch abgebaut werden und einem Zahnschweinchen, was alle 2 oder 4 Wochen die Zähne geschliffen bekommen muss, würde ich das nicht zumuten.
Vielleicht hatten wir da einfach Pech. Aber das waren halt meine Beobachtungen. Und dazu kommt natürlich noch, dass die Triple sehr teuer ist (die TÄ verdienen nicht dran, das ist mir schon klar. Aber die Pharmaindustrie vermutlich...). Ist halt nur so eine Theorie... Vor einigen Jahren wurde Gas als Narkose irgendwie modern und total gehyped und nun ist die bei vielen TÄ irgendwie "unten durch" und auf einmal total schädlich und Triple ganz toll. Unser TA hat - laut Gespräch mit ihm, als ich gezielt nach Erfahrungen zur Triple im Vergleich zu Gas fragte - gesagt, er hat das mit einer TÄ, die die schon länger anwendete, eine Weile ausprobiert und die Meerschweinchen haben das zu oft nicht gut vertragen. Er narkotisiert zig Tiere am Tag mit Isofluran von Hamster bis Hund seit vielen Jahren und die Komplikationen seien unglaublich gering, vor allem im Vergleich zu einer anderen Narkose wie der Triple.
Daher wendet er nur Inhalationsnarkose an.

Wir haben bei ihm mit Gas durch:
- Zahnkorrekturen  (zum Teil über 6 Wochen jede Woche bei einem Schwein)
- Zahnkorrekturen bei unbehandeltem Herzproblem über Monate (halbes Jahr, danach mit Herzmedis)
- Kastration Bock
- Kastration Weibchen
- Abszess OP (Hühner-Ei groß im Bauch, mit dem Magen verwachsen)
- TumorOPs Weibchen
- Milzentfernung und gleichzeitige Kastration bei bereits schwer kranken Weibchen (Hämangiosarkom - bösartige Krebsart, die das Herz und die Gefäße schon schwer geschädigt hatte - sie starb einen Tag nach der OP an vermutlich einem Herzinfarkt)
- 5-6 (weiß nicht mehr genau) Blasensteinentfernungen aus der Harnröhre

Ich hab alle Tiere lebend zurück bekommen, dass das eine Schwein einen Tag später verstarb - dafür konnte niemand etwas, nur der Krebs. Die Organe wurden eben erst nach der OP untersucht und da kam es raus.
Eine Bekannte ist seit über 10 Jahren bei unserem TA und hatte schon viele OPs und hat bisher alle Tiere lebend zurück bekommen und ich weiß, dass die zum Teil wirklich schwer krank waren.
Daher bin ich generell absoluter Gasfan. Natürlich kann es auch bei Isofluran zu Problemen kommen, aber im Vergleich zu den Injektionsnarkosen empfinde ich sie als viel weniger riskant und belastend.
Ich bin mir sehr sicher, dass ich einen Teil meiner Schweinchen mit Injektionsnarkose nicht mehr lebend zurück bekommen hätte - aber da ich keine Vergleichsschweine hab, weiß ich das natürlich nicht ;)

Schmerzmittel sind auch bei Gas eigentlich nicht das Problem mit z.B. Morphasol. Das geben auch andere TÄ postoperativ als OP-Nachsorge, von daher sollte das kein Ablehnungsgrund gegen Gas darstellen und ich denke, wenn die Tiere auf dem Tisch vor Schmerzen zucken (und ich hab schon bei unseren vorherigen TÄ ein Schwein vor Schmerzen aus dem Behandlungststand springen sehen bei einer Zahnbehandlung unter Gas - man merkt, wenn da was weh tut!), dann können die TÄ nicht mehr operieren. Also nicht, dass die Schweine da leise und still während einer Gasnarkosen-OP leiden.
Witzigerweise wird bei vielen als Kontraargument gegen Isofluran bei Zähnen gesagt, das ginge ja nicht über das Maul bei einer Zahnbehandlung. Ist aber überhaupt kein Problem, es über die Nase zu nutzen, man setzt einfach den Schlauch drauf oder bastelt sich da einen Aufsatz...
Verstehe viele TÄ da manchmal wirklich nicht und wundere mich sehr oft über solche "Ausreden" (das ist es für mich wirklich - denn bei anderen TÄ ist sowas ja irgendwie kein Problem, ich war selbst oft genug live dabei damals bei Schweigarts...).

Freut mich, dass es gut geheilt ist bei deinem Schatz :-) Magst du mir per PN vielleicht deinen TA sagen, wenn ich mal in der Nähe einen suche?
Ich hab viele, aber nicht alle durch. Ich hätte schon gern einen in der Nähe, wo meine Mama mal in der Woche schnell hin könnte, wenn was ist, wenn ich in der Schweiz bin.
Aber bisher haben mich alle hier ausprobierten TÄ nur bitter enttäuscht. Die einen haben nicht mal Fäden gezogen, sondern nur abgeschnitten, die nächste hat meine Liz mit hechelnder Atmung da null Lungenvolumen mehr aufgrund Herzversagen als "völlig top fit, gefällt mir sehr gut!" bezeichnet. Hab Lizzie dann später woanders erlösen lassen, da hat man schon fast keine Atemgeräusche mehr gehört...
Daher fahre ich, wenn möglich, meistens zu Dr. Lazarz. Aber 45 Minuten sind halt nicht so einfach für meine Mama, sie fährt den Weg nicht gern alleine und sie muss auch viel arbeiten... Naja, ich hoffe, nach dem letzten Horrorwinter haben wir nun erst mal eine ruhige Phase und wenn dann nicht mehr so dramatische Notfälle, bei denen man sofort notoperieren muss (nicht, dass mein Bauchgefühl nicht immer schon lange vorher Alarm geschlagen hätte, aber man will ja auch nicht immer so paranoid sein - seufz... ).
Unser TA freut sich auch sicher, etwas Ruhe vor mir zu haben  :g:

Hast du eigentlich ein gutes Sammelgebiet, wenn du aus RE kommst? :-) Ich sammel immer an der Hürfeldhalde in Altendorf/Dorsten. Wir wohnen nicht so weit davon weg (7 Minuten mit dem Auto ca.), ist aber sicher von anderen Teilen in RE weiter weg. Da gibts ganz viel Schilf und auch Bambus, es wird nichts gespritzt, gedüngt etc., ist schön ruhig und mega idyllisch, keine Gifte im Boden denke ich, denn die Pferde auf den Wiesen da werden locker oft über 30 Jahre alt und zudem haben wir da die Erlaubnis zum Sammeln. Und es gibt tolle Streuobstwiesen :-)
Leider kenne ich das Gebiet erst 1,5 Jahre, seufz... wenn ich davon nur früher gewusst hätte, hätte ich nicht immer 20 Minuten nach GE zum Sammeln auf die eine Wiese da fahren müssen...
Bei uns im Dorf sind die Wiesen entweder gespritzt, neben einem Feld oder Weidelgras... echt schwer, da gutes Gras zu finden  :traurig: