Autor Thema: Retrogrades Zahnwachstum  (Gelesen 15941 mal)

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Vio

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Retrogrades Zahnwachstum
« am: 19. Mai 2017, 01:44 Uhr »
Irgendwie frustrierend, dass ich hauptsächlich im Board Krankheit schreibe... naja, egal  :roll:

Also: Ursachen von retrogradem Zahnwachstum ist gerade mein Thema, denn ich möchte Lizzie, die ja leider davon betroffen ist auf allen Zähnen, rechts im Kiefer mehr als links, da unbedingt noch helfen. Aktuell ist es noch nicht dramatisch laut der TÄ, aber Liz hatte Schmerzen in den letzten Wochen und es ist nicht klar woher, denn zu dem retrograden Zahnwachstum (eigentlich ja kein Wachstum...) kommt die Zahnlücke, wo sich was reinspießen kann und die natürlich die Gegenspieler nicht richtig abnutzt, die werden dann zu lang und verhindern eine gute Kieferbewegung. Und sie hat noch ggf. einen entzündlichen Prozess an einer Zahnwurzel, war noch nicht klar zu erkennen und die unteren Schneidezähne schienen eine Fraktur aufzuweisen, aber noch tief im Zahnfleisch, abwarten, ob sie brechen. Noch sind sie sehr fest.

Meine Vermutung ist, dass bei Lizzie bezüglich der Zahnprobleme und vor allem wegen des retrograden Zahnwachstums ein paar Dinge zusammen kommen, denn sie ist ja erst 3 Monate hier und Vorgeschichte unbekannt.
Ich könnte mir vorstellen, dass:

- sie zu harte Nahrung bekam, Pellets, grobes Heu, viel Stroh vielleicht hauptsächlich, dass der Druck beim Kauen die Basis der Zähne in die falsche Richtung der Zähne verlagert sozusagen
- gleichzeitig der Calciumstoffwechsel nicht richtig ablaufen konnte (hatte ja im Februar auch den Blasenstein...) wegen schlechter Nahrung und/oder durch  AB-Behandlungen und dann dezimierte "gute" Mikroorganismenkulturen im Darm; dazu sicher auch durch AB-Auswirkungen oder/und schlechte Nahrung Mängel (auch Vitamin D, vielleicht war sie nie draußen in der Sonne) und ihr Kiefer daher zu weich ist
- dass ihr Kiefer zugleich auch schon einiges verpacken musste, immerhin fehlt ihr da ein Zahn, der ggf. einfach so abgefault ist und futsch war; dort evtl auch entzündliche Prozesse ablaufen und die Knochenstruktur schwächen...
- dass sie vergiftet war (sie hatte ja so schlechte Leberwerte als sie kam) und sich das auch auf die Knochenstruktur ausgewirkt hat, denn wer weiß wie lange das Problem bestand

Eventuell beginnen solche das retrograde Zahnwachstum beginnende Ursachen ja auch schon im Mutterleib, wenn die Mutter mangelernährt wird und die Zahnbetten nicht richtig mineralisiert werden. Oder mit Pellets versorgt, die viel Soja enthalten, was den Östrogenspiegel und die Calciumversorgung...
Was ist mit Vitamin C Mangel? Das ist doch zusammen mit Kupfer soweit ich weiß von Bedeutung für die Anordnung von Kollagenfasern und Calcium (so grob hab ich es mal wo gelesen...). Könnte vielleicht auch in der Entwicklung eine Rolle gespielt haben.


Lizzie ist halt ca. 3 Jahre alt, noch kein Alter für ein "altersbedingtes" retrogrades Zahnwachstum...

Im Endeffekt frage ich nur nach den möglichen Ursachen (die ich eh nie raus finden werde...), weil ich wissen will:
was kann ich bei dem Problem nun noch für sie tun?

Entgiftet hab ich nun mit ihr 3,5 Monate lang, aber werde wohl weiterhin Huminsäure anbieten.
Ich möchte zudem mit Schüßlersalzen (tendiere zu Calcium Fluoratum, Calcium Phosphoricum, Silicea) arbeiten und gerade bekommt sie Metacam, weil ja ggf. noch eine Zahnwurzel einen anfänglich entzündlichen Prozess zeigt und sie ja Probleme mit einem bzw. nach einer Woche dann zwei tränenden Augen hatte. Da hoffe ich, dass es von der Zahnlücke kam, wo sich was reingespießt hatte, diese Seite mehr noch geschont wurde und daher nicht richtig abgenutzt und dann natürlich auch die andere Seite falsch belastet... Mal sehen, wie es wird und wann ich das Metacam absetzen möchte. Unsere TÄ hielt es nicht mal für nötig, mein Gefühl sagt anderes, zudem Lizzie ja auch abgenommen hat.

Akupunktieren lassen möchte ich sie bei unserer THP auch nochmal und Vitalpilze geben, aber da muss ich noch klären, welche.
MSM und Natron zum Entsäuern und für die Maulhygiene könnte auch gut sein, bei Hygiene fällt mir auch VCO ein... Kurkuma gegen die Entzündung... Catosal zum Entgiften...
Magnetfeld hab ich ja da, wobei das bei Entzündungen kontraproduktiv sein könnte. Vielleicht lasse ich sie selbst entscheiden, bin mir aber nicht sicher, ob mir das nicht zu heikel ist, weil ich nicht weiß, ob sie sofort merkt, ob es sich auch negativ auswirken kann. Ebenso Rotlicht, wobei sie da die Wirkung ggf. schneller wahrnimmt? Ich kann es ja mal anbieten.

Also Ideen, was noch helfen könnte, hab ich viele, aber ich muss schauen, was meinem Gefühl nach Sinn macht und dass es nicht zu viel wird.

In jedem Fall das Wichtigste: Sie bekommt bei mir gute Nahrung :-) Auch reichlich Schachtelhalm und den nimmt und nutzt sie auch gern. Und natürlich Gras ohne Ende!

Die TÄ möchte beim nächsten Mal zum Schonen der entsprechenden Zähne noch mehr kürzen, aber erst mal hat sie heute noch nicht so viel weggenommen, um zu testen, wie Liz damit klar kommt.

Gedanken mache ich mir auch um die Durchblutung des Zahnfleisches, könnte doch auch eine Ursache sein, wenn da was nicht ok ist, dass solche Prozesse sich entfalten können?
Muss beim nächsten Mal die TÄ drauf ansprechen.

Gibt es hier Erfahrungen mit dem Problem und wenn ja, wie wurde da behandelt und wie lange ging es den Tieren noch gut?
Scheint ja nicht so selten zu sein bei den "Zahnschweinchen" leider...

Ich habe gelesen, dass man angeblich die Wurzelkapseln rausnehmen könnte, die aus dem Kiefer raus kommen sozusagen, sofern sie noch nicht in weitere Bereiche des Schädels vorgedrungen sind. Nun ja... das stelle ich mir aber arg schmerzhaft vor  :frage: Zumal es ja alle Zähne bei Lizzie betrifft, das muss doch die Hölle sein! Und fehlen sie dann nicht auch, bietet sowas nicht Anlass für Infektionen und Entzündungen?!
Da muss ich meinen TA nochmal drauf ansprechen demnächst.

Könnte man (reine!) Kieselerde auch so noch zusätzlich geben, hat da wer Erfahrungen? Ich gebe sie lieber als Schachtelhalm, glaube ich...

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Murx Pickwick

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 1 am: 16. Juni 2017, 13:08 Uhr »
Egal, was die TÄ sagen - retrogrades Zahnwachstum erzeugt Höllenschmerzen!
Nachfühlen kann dem vermutlich nur der Mensch, der schonmal nen querwachsenden Weißheitszahn oder Abszesse im Wurzelraum hatte - wobei das noch im Vergleich zu dem, was die Meerschweinchen da erleiden müssen, noch recht harmlos ist von den Schmerzen her.
Das nur vorweg ...

Nach meiner Erfahrung hilft nur eines bei retrogradem Zahnwachstum: unsortierte, artenreiche Wiese, Wiese, Wiese und als Schmerzmittel sollten ständig Gewürznelken im Angebot sein. Die Meerschweinchen lernen schnell, Gewürznelken anzuwenden, schlucken sie allerdings in der Regel nach dem Kauen runter, was allerdings nichts macht. Ein weiteres Mittel, was ganz gut gegen die Kieferschmerzen wirkt, ist Mädesüß - möglichst frisch gepflückt, wenn das so aber nicht auftreibbar ist, geht auch getrocknet. Mädesüß und Weide wirken zudem ein wenig gegen die Kopfschmerzen.
Was auch noch Sinn machen kann, wäre ein gängiges Schmerzmittel, um die Kopfschmerzen, die Meerschweinchen mit retrogradem Zahnwachstum haben, erträglich zu machen ... das sollte allerdings von Fall zu Fall entschieden werden, Schmerzmittel haben nunmal auch Nebenwirkungen.

Hilfreiche Kräuter sind Schachtelhalm, Nelkenwurz, Brennessel, frische Gräser (Heu hilft dagegen gar nicht, weil die Kieselsäure durch den Trocknungsprozeß frei liegt und nicht mehr in den Vakuolen eingeschlossen ist, wie beim frischen Gras) und alle entzündungshemmenden Pflanzen, soweit sie freiwillig gefressen werden. Alles möglichst frisch und unverarbeitet, halt unsortierte Wiese ...

Alles andere ist schön und gut ... aber nicht hilfreich ... 

Wenn unsortierte Wiese nicht mehr hilft, ist alles zu spät ... leider ...
Man kann dann das Leiden noch weiter verlängern mit Zwangsfüttern, Zahn-OPs und was einem so alles noch so einfällt ... fragt sich nur, ob das dann noch im Sinne des Tieres ist.

Eine Heilung ist nicht möglich ... aber mit viel Glück kann das Meerschweinchen mit Wiesenfütterung trotz retrogradem Zahnwachstum noch recht alt werden, ohne alle vier Wochen zum Schleifen der Zähne zum TA zu müssen. Wenn der Kiefer durch die Wiesenernährung kräftig genug aufgebaut wird, scheinen die Schmerzen tatsächlich abzunehmen, eventuell ist dann sogar ohne Schmerzmittel ein schmerzfreies Leben möglich ... ob das wirklich so ist, kann kein Mensch sagen, wir sind nunmal keine Meerschweinchen. Muß man halt beobachten und nach Bauchgefühl entscheiden, ob Schmerzmittel nötig sind oder nicht.
Ein brauchbarer Hinweis ist das Fressen von Gewürznelken, sehr viel Mädesüß und Weidenblätter. Gewürznelken werden von Meerschweinchen (fast) nur bei Kieferschmerzen gefressen, das lange, "genüßliche" Kauen der Gewürznelken bei leicht hochgestelltem Kopf ist bei fast allen Meerschweinchen mit Kieferschmerzen zu beobachten und deutlich vom normalen Kauen unterscheidbar.
Beim Mädesüß und bei der Weide ist das nicht so eindeutig, da diese auch als Beifutterpflanzen gefuttert werden - die Schmerzen tauchen meist in Schüben auf - und das wiederum kann man am Verbrauch von Mädesüß und weniger gut auch am Verbrauch von Weide (sowohl Blätter, als auch Rinde) ablesen - je größer der Verbrauch, desto größer die Schmerzen ... zumindest in der Theorie.
Die Praxis sieht meist eh anders aus, aber das wissen wir ja alle hier :D

Bleibt das retrograde Wachstum erstmal stehen und die Zähne wachsen wieder in die richtige Richtung, hat man eigentlich schon gewonnen ... allerdings sorgen altersbedingte Abbauprozesse leider dafür, daß der Kiefer trotz Wiesenfütterung im Alter wieder instabiler wird - es ist leider selbst bei Weidemeerschweinchen oft zu beobachten, daß das retrograde Zahnwachstum im Alter wieder einsetzt, trotzdem es vordem jahrelang zum Stillstand kam und keine (für uns Menschen) sichtbaren Probleme mehr machte.

Unsortierte, frische Wiese massiert das Zahnfleisch gut genug, um für eine gute Durchblutung des Zahnfleisches zu sorgen. Wiesenheu dagegen reizt das Zahnfleisch ... schafft man es also, dem betroffenen Meerschweinchen eine so gute Wiese zu besorgen, daß es das Heu nicht mehr braucht und es das Heu (fast vollständig) liegenläßt, tut das dem Zahnfleisch nur gut. Die pflegenden Wirkstoffe vieler in der Wiese vorkommenden Kräuter (Wegeriche, Malven, Kamillenarten, Wiesensalbei und viele mehr) sorgen weiterhin für eine gute Mundhygiene und bringen deutlich mehr, wie Natron und MSM, die zudem auch noch den pH-Wert im Maul ungünstig beeinflussen, so daß Bakterien sich besser an den Zähnen und am Zahnfleisch halten können ... außerdem binden sie sich an einige der pflegenden Wirkstoffe der Wiesenkräuter - und machen diese damit nutzlos für die Zahnpflege.

MSM könnte noch in einer anderen Beziehung kontraproduktiv wirken ... unsortierte Wiese enthält genügend Schwefel, MSM ist ein sehr guter Schwefellieferant - und zuviel Schwefel ist auch nicht gut.
MSM macht also nur bei Arthrose Sinn ... und das deckt sich auch ganz gut mit meinen Beobachtungen, wo objektiv gesehen einfach keine Besserung mit MSM zu erkennen ist - gerade bei Zahnproblemen.
MSM wirkt nach meiner Erfahrung nicht mal annähernd so gut bei Arthrose, wie Ingwer.

Es macht keinen Sinn, Kieselsäure extra zu füttern - zumindest nicht, was das Zahnwachstum angeht. Die Kieselsäure wirkt schleifend auf die Zähne - natürlich nur, wenn es tatsächlich zwischen den Zähnen gehalten werden kann, also an Pflanzenfasern gebunden ist oder aber in schwer zerkaubare Pflanzenstrukturen eingeschlossen ist. Frei bringt Kieselsäure nur etwas als Katalysator im Stoffwechsel - wobei in unsortierter Wiese mehr wie genug Kieselsäure enthalten ist. Wird zuviel Kieselsäure aufgenommen, behindert es die Eiweißzerlegung ... und es kommt zu Eiweißmangel.
Meerschweinchen sind zwar an viel Kieselsäure in ihrer Nahrung angepaßt - aber auch bei ihnen wird es ein Zuviel geben, was leicht mit der zusätzlichen Gabe von Kieselsäure zur eh schon exorbitant kieselsäurereichen Grasnahrung zu erreichen wäre - so meine unerhebliche Überlegung an der ganzen Geschichte. Dazu kommt die schwere Einschätzbarkeit eines Supplements für das Meerschweinchen, was es so frei in der Natur gar nicht gibt.

Vio

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 2 am: 17. Juni 2017, 00:10 Uhr »
Hallo Murx, schön von dir zu lesen  :bravo:

Dankeschön für deine spannenden Gedanken! Dass es schmerzfrei sein soll, konnte ich mir beim besten Willen auch nicht vorstellen...
Unser TA meinte beim letzten Mal, dass es bei meiner Lizzie nun doch kein retrogrades Wachstum sei, es würde ja nur der eine Zahn nach unten durchgedrückt. Äh, für mich ist das retrogrades Wachstum und die andere TÄ schien auch verwirrt über diese Aussage... ich frage beim nächsten Schleifen (wegen der Zahnlücke) nochmal konktet nach.
Es geht auf jeden Fall wohl nur um einen Zahn, aber schlimmer sei es seit März nicht geworden laut TA zu den Röntgenbildern von März + Mai. Wir schätzen auch, dass Liz eher 5 Jahre statt 3 ist.
Aktuell wirkt sie nicht, als ob sie Schmerzen hätte, zwischenzeitlich tränten die Augen (erst eins, dann das andere, dann beide...), da hab ich Metacam gegeben und ich hatte ja kurz auch mal im Verdacht, dass sie Migräne hätte. Das könnte so ein Schub gewesen sein, wie du beschrieben hast. Aber Rätselraterei nun, man weiß es nicht genau, ggf. hat sie ja auch gar kein retrogrades Wachstum...
Leider kann ich die Röntgenbilder nicht gut lesen, seh da einfach nicht viel, wenn man es mir nicht zeigt... ich füge sie an.

Im Endeffekt tue ich dann ja aber schon alles, was geht, "bunte" Wiese gibts hier im Überfluss mit allem drum und dran, was ich greifen kann, hab ein Bild angefügt von heute Abend mit Schilf und Bambus.
Gewürznelken hat sie auch zur Verfügung, nimmt sie leider nicht. Entweder, sie braucht sie nicht oder sie kennt sie nicht, was auch gut sein kann... vielleicht testet sie sie mal :-)

"Leider" mögen sie auch gern das Heu (3 verschiedene Bio-Heu-Sorten, 2. Schnitt deutlich beliebter, find ich auch optisch und vom Geruch her verständlich :D ), ich frage mich immer, ob meine Gräser (viele Sorten, kein Weidelgras) nicht gehaltvoll genug sind oder warum sie dennoch auch Heu nehmen. Ich gebe es rein, weil sie sich gern (zusammen mit etwas Stroh) ein Bettchen drauß machen, es wird aber auch recht viel noch gefuttert. Das wird schon Sinn machen, natürlich füttere ich es auch deshalb, aber lieber wärs mir, sie würden Wiese nehmen.
Ich lege schon immer auch etwas Wiese in die Heuhaufen, damit sie da liegen und Wiese futtern können, manchmal denke ich, sie sind dann einfach zu faul, zum Haufen mit Wiese zu laufen  :roll:

Das mit dem MSM ist interessant! Ich bin immer davon ausgegangen, dass unsere Böden nicht mehr gut sind, die Gräser nicht mehr so gute Inhaltsstoffe haben usw.
Kannst du genauer erklären, warum es denn dann bei Arthrose genau gut ist? :-)

Ja, dann lag ich richtig, Kieselerde durch natürliche Quellen zu bieten. Die Supplementation birgt halt immer auch Risiken wie z.B. die Überdosierung...

Zusammenfassend also wieder was man am besten tun kann: Wiese, Wiese, Wiese anbieten  :-)
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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 3 am: 17. Juni 2017, 13:29 Uhr »
Unsere Böden sind überdüngt - fast alle!
Es gibt kaum gesunde Magerrasen mehr ... gilt für ca. 90% der Weiden- und Wiesenflächen in Deutschland, Schweiz und Österreich sieht das noch deutlich besser aus.
Wo man noch gesunden Magerrasen findet, sind Ruderalzonen, die über Jahre sich selbst überlassen bleiben, aber nicht genügend Nährstoffe halten können, um Baum und Co ein gutes Leben zu bieten. Die sich dort etablierenden Pflanzengesellschaften sind Borstgraswiesen und Kräuterfluren mit sehr hohem Anteil an "Heil"pflanzen.

Überdüngte Böden heißt nun, daß äußerst nährstoffreiche, saftige und sehr zuckerreiche Gräser wachsen ... Knaulgras kann wohl auf der typisch deutschen, aufgedüngten Weide/Wiese den doppelten Zuckergehalt im Schnitt erreichen, wie er auf seit Jahrzehnten ungedüngten Wiesen erreicht. Mit den anderen Grasarten wird das nicht viel anders sein.
Ein paar der in nennenswerter Menge auftretenden Zuckerarten, um die es hier geht, ist Saccharose und Glucose ... was wiederum die Bauchspeicheldrüsen belastet - und an der Stelle kommt dann das vergleichsweise nährstoffarme, weil für Meerschweinchen kaum mehr verdauliche, Heu ins Spiel - es "verdünnt" den Zuckergehalt, zumal die leicht verdaulichen Zucker im Heu eh schon alle beim Gärprozeß beim Trocknungsprozeß von Bakterien abgebaut wurden. Heu ist also deutlich zuckerärmer, wie frische Gräser (hoffentlich lesen das jetzt nicht die Heuspezialisten ... wird garantiert als Punkt für Heu umgemünzt, was es aus anderen Gründen aber gar nicht ist).

Viel wichtiger dürfte allerdings bei deiner Konstellation die Verabreichung von Huminsäure sein - Huminsäuren binden unter anderem Gifte und sie tötet bestimmte Bakterienarten, die wiederum beim Zerfall Giftstoffe freisetzen. Das muß ja alles auch irgendwie wieder raustransportiert werden - und da scheint es für Meerschweinchen nix Besseres zu geben, wie Cellulose - Hauptbestandteil von Heu!
Einige Wirkstoffe in den getrockneten Kräutern, die aufgrund der Trocknung entweder erst entstanden sind oder aber relativ frei liegen und daher besonders wirksam sind, dürften diesen Prozeß noch verstärken. Jedenfalls wird ein artenarmes Heu von Meerschweinchen gewöhnlicherweise liegengelassen und lieber ein wirkstoffreiches artenreiches Bergwiesenheu genommen.
Heißt also, eine Darmsanierung mit Huminsäuren geht vermutlich nur mit Heu ... müßte man nun Versuchsreihen machen, ob das wirklich so hinkommen kann, ist aber erstmal eine brauchbare Arbeitshypothese.

Es gibt inzwischen mehrere Studien, die tatsächlich eine Wirksamkeit bei Arthrose nahelegen - die Tendenz ist eindeutig, egal nach welchem Verfahren errechnet oder welchem bislang benutzten Versuchstier, die Tendenz ist klar ... spricht sehr für eine Wirksamkeit bei Arthrose.
Warum es jedoch bei Arthrose hilft und was es wirklich tut (Symptombekämpfung?), weiß vermutlich noch kein Mensch ... da fehlen noch Studien und vermutlich auch gute Theorien, die man testen kann.
Ich verlink an dieser Stelle einfach mal auf das Zentrum für Gesundheit, da die eine zwar nicht mehr ganz aktuelle, dafür aber relativ vollständige Auflistung der Studien zum Thema als Quellenverweis haben, dann kannst du dir ein eigenes Bild vom jetzigen Forschungsstand machen.
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/msm-organischer-schwefel-gegen-arthrose-ia.html
Wenn du übrigens genau diese Studien alle durcharbeitest, wirst du sehen, daß es keinen eindeutigen Hinweis auf die postulierte entzündungshemmende Wirkung hat ... aber es ist eine brauchbare Arbeitshypothese, die dort auf der Seite beschrieben wird.

Hab versucht, aus den Röntgenbildern schlau zu werden ... und komme zum gleichen Schluß, wie all deine TÄ ...
Auf den frühen Bildern ist eindeutig retrogrades Zahnwachstum eines Zahnes sichtbar, auf den älteren Bildern dagegen nicht ... alle TÄ haben also recht!
Sowas ist leicht erklärbar, wenn man von ausgeht, daß das Schweinchen entweder irgendwann in der Vergangenheit mit voller Wucht aus Panik gegen eine Wand oder gegen ein Stuhlbein gerast ist und sich die Birne eingerammt hat, oder aber das es mal unglücklich auf den Kopf gefallen ist.
In beiden Fällen können Haarrisse entstehen. Sitzt so ein Haarriss genau an der Wachstumszone eines Backenzahnes, wächst dieser in die entgegengesetzte Richtung in diesen Haarriss rein, und zwar solange, bis der Haarriss wieder zugeheilt ist. Danach wird der Zahn wieder samt Wachstumszone in die richtige Position gedrückt.
Die Gefahr dabei besteht immer, daß sich dabei Abszesse in diesem Gebiet, Knochenverdichtungen, Knochenaufreibungen (neuerdings von TÄ als Knochenkrebs bezeichnet) oder ähnliches entstehen, auch bei Weideschweinchen. Ob man in einem solchen Fall noch was machen kann, ka, vermutlich knochengängiges AB oder so ... die Knochenaufreibungen und Knochenverdichtungen können mit der Zeit wieder verschwinden.

Geh ich jetzt vom komplikationslosen Fall aus, also Verletzung, Haarriss, Einwachsen der Zahnwurzel in den Haarriss, Rausdrängen der Zahnwurzel aus dem Haarriss, müßte die Verletzung ca. ein bis eineinhalb Jahre vor der ersten Röntgenaufnahme stattgefunden haben. ... Theoretisch wohlgemerkt, hab bislang nur einen gut dokumentierten Fall eines solchen Verlaufes gesehen und es scheint auch weltweit bislang keine Dokumentation solcher Fälle zu geben - zumindest hab ich nix in der Richtung gefunden.

Daß natürlich keine Schmerzen mehr auftreten, nachdem alle Entzündungen in dem Bereich abgeklungen sind, der Haarriss wieder zugewachsen ist und der Zahn wieder mehr oder weniger da sitzt, wo er hingehört, liegt auf der Hand ... allerdings bleiben an solchen Stellen immer "Sollbruchstellen" zurück, muß also leider im Auge behalten werden.

Sind jetzt wirklich nur meine Gedanken zu dem Thema ...



Vio

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 4 am: 18. Juni 2017, 16:38 Uhr »
Hallo Murx,
ich danke dir sehr für die informative und ausführliche Antwort! In den nächsten Tagen ist hier viel los und ich möchte in Ruhe auf deine Gedanken eingehen und hab auch noch ein paar Fragen, deshalb dauert meine Antwort noch etwas :-) Würde mich sehr freuen, wenn es also bei Lizzie vorerst besser aussehen würde, als angenommen, könnte ich mir auch gut vorstellen (vielleicht aber auch nur Wunschdenken :D:bravo:
Dankeschön für die Mühe  :fr:
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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 5 am: 25. Juni 2017, 17:20 Uhr »
Also... :-)

Ah ok, dann bedeutet der erhöhte Heukonsum trotz Wiese ggf., dass die Wiese, die ich füttere zu zuckerhaltig ist und die Schweine deshalb zur Verdünnung Heu nutzen?
Interessant und klingt natürlich logisch. Ich achte schon drauf, kein Weidelgras zu erwischen, aber andere Grassorten sind natürlich ggf. auch mal recht Zucker-lastig... Merci!
Wobei ich sagen muss, wirklich saftig ist das Gras gerade nicht, entweder es blüht oder ist vertrocknet und selbst nachkommendes junges Gras ist nicht mehr so knackig. Es regnet einfach zu wenig...
Das Gras, was ich aktuell sammle, ist manchmal eher Heu als noch Gras.

Huminsäure hab ich ja immer mal wieder im Einsatz, Lizzie hat es nun wochenlang, mit Pause fast durchgängig seit Anfang Februar bekommen. Ich gebe es allerdings nur, wenn es Probleme gibt oder ein Tier arg scharf drauf ist. Tatsächlich nehmen sie es aber lieber mit Weizengraspulver, was ich irgendwie verstehen kann, denn ich trinke das ab und an auch mal und so Sand zwischen den Zähnen... Dennoch möchte ich es eigentlich pur geben, damit sie die Wirkung einschätzen lernen. Ich weiß allerdings nicht, wie lange das dauert und da du mal hier woanders geschrieben hattest, dass ggf. einfach auch nicht immer die "richtigen" Bakterien durch Huminsäure gefördert werden könnten, bin ich unsicher. Wenn ein Tier nach 2-4 Wochen immer noch die Huminsäure partout nicht will, weiß ich nicht, ob es diese nicht braucht, diese vielleicht sogar kontraproduktiv wäre wegen des eben genannten Punktes oder ob es länger braucht, dass sie sich an diese gewöhnen. Manchmal ziehen sie Heilerde vor, warum auch immer, dann gebe ich diese stattdessen.
Wenn Tiere aber krank sind und Huminsäure nicht kennen und nicht wollen, sie aber mit Weizengraspulver nehmen, bin ich immer ganz froh - aber optimal ist die Lösung ja nicht...

Warum ginge Darmsanierung mit Huminsäure dann ggf. nur mit Heu? Gras hat ja auch Cellulose... Ok, die getrockneten Kräuter gibts darin (noch) nicht, aber davon alleine sollte die Wirkung von Huminsäure ja doch nicht abhängen.

Danke für den Link :-) Das bestätigt auf jeden Fall meine Erfahrung, denn meinen Arthrose-Mädchen ging es mit MSM nach ein paar Wochen (bisschen Zeit brauchte es natürlich schon) deutlich besser - zumindest augenscheinlich hab ich das so bewertet.

Also zu Lizzies Zähnen:
Die "früheren" Bilder sind für dich die, die schon länger zurück liegen, ja?
Also wäre erst ein Zahn sichtbar, der sich nach unten durchschiebt, der aber auf den letzten Bildern nun nicht mehr sichtbar ist, hab ich das richtig verstanden?
Insgesamt würde mir das dann so gut in den Kram passen, denn das könnte heißen, dass Lizzies Kiefer nun zwar natürlich angegriffen bleibt, aber nicht so arg schlimm aussieht, wie ich dachte.
Sie kommt soweit gut klar, ab und an tränt aber nochmal ihr rechtes Auge, auf der Seite hat sie auch ihre Zahnlücke. Leider kaut sie nun nach 2,5 Wochen für mich nicht mehr so zufriedenstellend - zwar gleichmäßig und per Otoskop sieht alles noch top aus, aber ich kann da ja auch - als Laie schon gar nicht - nicht alles sehen und manchmal hakt es im Maul und sie verzieht es kurz und sperrt es auf.
Also werde ich nun doch wieder nächste Woche schon nach 3 Wochen schleifen lassen müssen  :traurig: Hatte gehofft, wir kommen wenigstens mal auf 4 Wochen wieder...
Aber sie hat wieder zugenommen, 70g seit 1,5 Wochen  :freu: Tendenz steigend. Es geht klar wieder bergauf und nun hatte sie plötzlich lichte Haare an ihren Wirbeln auf den Schultern und im Nacken, ggf. doch ein kurzes Problem mit der Schilddrüse... Nun hat sie seit 2-3 Tagen wieder weichere Böhnchen, wie am Anfang, was dann aber nach Akupunktur bei der THP in Hinblick auf ein Problem mit dem Energiefluss beim Lebermeridian super weggegangen ist.
Wie auch immer, ihr Körper hat ja viel mitgemacht, seit sie kam (schlechte Leberwerte, hoher Blutucker aber keine Diabetes, dann noch ein Blasenstein, die Sache mit den Zähnen...) und sie ist ja nun noch keine 5 Monate bei mir.

Ich muss da wohl Geduld haben. Es würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn ihr Kiefer sich bessern würde, denn damit hätte ich nicht gerechnet. Ihr Auge darf - wenn wirklich ein positiver Prozess im Gange ist - dann auch ruhig noch ab und zu mal tränen. Schmerzmittel ändern daran nichts, aber manchmal bin ich unsicher, ob ihr nun gerade etwas weh tut und gebe ihr doch selten mal kurz ein paar Tage Metacam... Gerade auch, weil sie dann bei Probleme ja auch wieder blöd kaut und die Zähne schneller geschliffen werden müssen. Immer auch schwierig zu entscheiden, ob sich nun was in der Zahnlücke verfangen hat oder die Probleme anderer Natur sind.
Naja, es bleibt halt spannend ;) Solange sie gut drauf ist - und das ist sie - ist es ok :-)


Vielen Dank für deine Gedanken und Infos, Murx! :fr:
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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 6 am: 25. Juni 2017, 19:59 Uhr »
Der Unterschied zwischen Gras und Heu derselben Wiese ist, daß Heu mit riesigen Maschinen hergestellt wird und das nicht gerade sehr schonend. Die Folge ist, daß die feinen Blättchen von Gräsern und Kräutern während des Trocknungs- und Verarbeitungsprozesses wegbröckeln und als Dünger auf dem Boden der Wiese landen, im gepflückten oder gesensten Gras jedoch immer noch vorhanden sind, da sie frisch noch gar nicht bröckeln können.

Die Transportkohlenhydrate, wie Fructooligosaccharide (Fructane) verbleiben in den Stengeln der Gräser, die leichtverdaulichen Kohlenhydrate, wie beispielsweise Glucose, finden sich eher in den Blättern, wo sie bei der Energiegewinnung aus Sonnenlicht über die Photosynthese entstehen. Dazu kommt, daß bei der Vergärung von Heu in den Heuballen die leichtverdaulichen Zucker durch Bakterien und Co aufgefressen werden. Es bleibt also nur noch schwerverdauliches und unverdauliches im Heu über ... halt das, was fürn Blinddarm ist.
Beim Gras dagegen sind die zarten Blättchen, auch bei überständigem Gras, durchaus noch alle dort, wo sie hingehören. Da fehlt nix ... und damit sind die Bereiche, wo die Konzentration leichtverdaulicher Zucker am Höchsten sind, im Gras noch drin, im Heu aber nicht mehr, weil, beim Trocknungsprozeß abgebröckelt und im Boden verschwunden ...
Meerschweinchen lassen dir gewöhnlicherweise die Stengel frischen Grases liegen und futtern da nur die leichter verdaulichen Blätter des Grases ... die Stengel von Heu dagegen fressen sie wiederum.
Da muß irgendwo der Knaxus Plexus drin zu finden sein ... vermutlich reagiert die getrocknete Cellulose anders, beispielsweise kann sie leicht aufquellen - also Moleküle in ihre Struktur einlagern.
Nicht so gut wie Heilerde ... aber für einige Moleküle dürfte es reichen - und für die meisten Nährstoffe nicht. Heißt also, anders wie Heilerde bleiben die Nährstoffe verfügbar und dennoch entgiftet die Cellulose ein wenig, wenn auch lange nicht so stark, wie Heilerde.

Die Cellulose im frischen Gras ist schon voll mit Wasser ... da kann nix mehr quellen, wenn du so willst, ist das schon voll aufgequollen :D (Najagut, von Aufgequollen kann man da wohl kaum reden, aber die Zellwände sind halt voll mit Wassermolekülen und anderen Molekülen bestückt, die in der getrockneten Cellulose fehlen)
Die Cellulose von frischem Gras kann also nix mehr aufnehmen ...

Es ist erstmal nur eine Arbeitshypothese, die erst auf Richtigkeit und Plausibilität geprüft werden muß - weiter nix.

Vio

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 7 am: 25. Juni 2017, 20:45 Uhr »
Danke für die Erklärung :-)
Heißt also, Cellulose aus Heu entgiftet eher als Cellulose aus Gras in Bezug auf diese Eigenschaft des Quellens? Ui, das dürfen die "Heu, Heu, Heu"-Menschen nicht lesen  :g: Nein, es geht ja insgesamt nicht nur um diesen Aspekt...

Allerdings bin ich davon ausgegangen, dass Huminsäure Gifte bindet und diese dann mit ihr zusammen ausgeschieden werden über den Kot. Ist es da nicht egal, durch was der Kot sonst "gestaltet" wird, Hauptsache, er kommt raus?
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Murx Pickwick

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 8 am: 25. Juni 2017, 21:33 Uhr »
Njein ... zu kurzsichtig gedacht ...

Erstens: Giftstoffe, Nährstoffe und Wirkstoffe sind erstmal eins ... nämlich chemische Moleküle. Sie werden nur in diese drei Klassen eingeteilt nach ihrer Funktion. Und allein hier wirds wieder schwierig, denn was dem einen sein Uhl, ist dem andern sein Nachtigall ... das gilt insbesondere für dieses besonders intensiv bewohnte Biotop Blinddarm/Enddarm. Was also für die einen Bakterien Schmackofatz ist, kann für andere giftig wirken und für die dritte Gruppe Wirkstoffe darstellen, die beispielsweise ihre Aktivität beeinflussen.
Es ist also schon per definitionem nicht möglich, hier zu unterscheiden ...
Wir haben eine ganze Reihe von Molekülen, die in der Lage sind, andere Moleküle zu binden oder aber in Schichten einzulagern. Nur unterscheiden diese nicht nach Funktion der gebundenen oder eingelagerten Moleküle, die nehmen alles, was paßt ... und da diese "entgiftenden" Moleküle sehr unterschiedliche Molekülgrößen, Typen etc binden können, entgiften sie auch sehr unterschiedlich ... die einen (Tonerden beispielsweise) krallen sich alles, was nicht zu groß ist, auch Mineralstoffe und ähnlich für das Meerschweinchen wichtige Moleküle, andere wiederum bevorzugen bestimmte Stoffklassen, die sie binden und wieder andere können nur unter bestimmten Bedingungen ihre Zielmoleküle halten, lassen sie aber wieder los, wenn sich die Bedingungen ändern.
Das Verhältnis von Nährstoffen : Wirkstoffen : Giftstoffen ist also nicht nur per Definition sehr unterschiedlich, sondern eben auch stark abhängig vom "Entgifter".
Ist natürlich klar - wenn ich da was in den Darm gebe, der den Dick- und Blinddarm steril und leer zurückläßt, ist das sicherlich kontraproduktiv ... es ist aber auch kontraproduktiv, wenn für die Regulierung der Darmperistaltik wichtige Wirkstoffe eliminiert werden, auch wenn dieses durchaus Gifte darstellen können.
Dabei ist jedes Biotop im Dick- und Blinddarm individuell und unterscheidet sich gravierend selbst von den Darmbiotopen der unmittelbaren Geschwister - und damit unterscheidet sich allein schon das Verhältnis von Nährstoffen : Wirkstoffen : Giftstoffen! Sowohl, weil jedes Darmbiotop was anderes an Molekülen produziert, als auch, weil sehr unterschiedliche Moleküle zum Funktionieren und Aufrechterhalten der Darmbiotope gebraucht werden.
Heißt also - für das eine Meerschweinchen kann Heu das Mittel der Wahl als Entgifter sein, für das nächste dann Huminsäuren und das dritte frißt lieber Kohle ...

Zweitens: Als wenn das nicht schon individuell und komplex genug wäre, so kann sich die Darmgesellschaft innerhalb von nur wenigen Stunden radikal verändern (beispielsweise wenn von Pellets auf Wiese umgestellt wird oder umgedreht) - es werden im Wurmfortsatz regelrechte Backupkulturen angelegt, damit die Darmgesellschaft nach Kippen sehr schnell wieder hergestellt werden kann und wenn eine Darmgesellschaft auf das paßt, was Immunsystem und Ernährung über den Futterbrei hergeben, dann kann die Darmgesellschaft wiederum äußerst stabil sein. Auch hier wiederum kann ein jeder Entgifter je nach Situation im Darm schädigend, aber auch fördernd wirken.

Drittens: Damit ist jedoch immer noch nicht genug, denn es mehren sich die Hinweise, daß diverse Organismen im Dick- und Blinddarm Substanzen wie Dopamin oder Serotonin ausscheiden, die durch die Darmwand offenbar ins Nervensystem des Wirtsorganismus geschleust werden. Vermutlich haben wir es hier mit einer sehr fein abgestimmten Kommunikation zwischen Darmbewohnern und dem Immunsystem und Nervensystem des Darmbesitzers zu tun. Diese Kommunikation wird durch Entgifter jeglicher Art gestört und teilweise sogar regelrecht unterbunden.
Mit welcher Wirkung?
Wie soll man das eigentlich wissen, wenn man noch nicht mal weiß, ob, was wie weshalb und wieso da kommuniziert wird?

Der einzige im Spiel, der das eventuell noch spührt, was hilfreich ist und was nicht, das ist das Meerschweinchen selbst ... und niemand sonst.

Es ist also noch nicht einmal so, Giftstoffe raus, alles gut der Fall, da es unter diesen Giftstoffe durchaus Moleküle geben kann, die in einer anderen Darmgesellschaft wiederum wichtige Botenstoffe oder lebenswichtige Wirkstoffe sind. Weder Huminsäuren, noch Cellulose, noch Tonerden berücksichtigen das - aber das Meerschweinchen, das kann es berücksichtigen! Vor allem, wenn tatsächlich die Darmbewohner rege Gespräche mit Nervensystem und Immunsystem abhalten, wie es zunehmend Studienergebnisse nahelegen.

Für mich ist es klar - wenn ich was für den Darm gebe, entscheidet der Darmbesitzer, ob er es schlucken will oder nicht ... und niemand sonst. Einfach nur, weil es niemanden sonst gibt, der das beurteilen kann, ob das, was man da gibt, gut oder schlecht für den Darm ist.
Und das ist für mich klar, trotzdem ich weiß, daß der Darmbesitzer sich durchaus auch irren kann - und es durchaus in einigen Fällen auch tut!
Der einzige Fall, wo ich davon abweiche, sind lebensgefährliche Vergiftungen ... wenn eins meiner Chinchillas Rattengift gefressen hat und ich habs noch rechtzeitig bemerkt, werde ich selbstverfreilich Kohle zwangsapplizieren - nur sind solche krassen Fälle extremst selten und noch seltener erfährt man rechtzeitig von der Vergiftung.

Vio

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 9 am: 28. Juni 2017, 06:18 Uhr »
Danke (auch hier) für die ausführliche Erklärung :-)

Ich tue mich eben manchmal schwer damit, zu erkennen, ob ein Meerschweinchen z.B. Huminsäure (noch) nicht kennt und deswegen nicht nimmt oder ob es das nicht braucht bzw. es sogar vielleicht kontraproduktiv sein könnte. Ich versuche ansonsten immer das Tier entscheiden zu lassen... aber ist halt nicht so leicht, zu erkennen, wann es in der Lage ist, selbst zu entscheiden.

Wenn ich z.B. ein Tier habe, was nach ein paar Tagen aufgedrängter Gabe Huminsäure anfängt, die Huminsäure von selbst zu nehmen, dann gehe ich davon aus, dass es spürt, dass sie ihm gut tut.
Aber wie lange brauchen sie dazu? Wenn Huminsäure vielleicht zu einer Art Erstverschlechterung führt, weil sie Gifte mit raus nimmt (ich hab ja durchaus Tiere dabei gehabt, die dann erst mal matschigere Böhnchen hatten ein paar Tage, hatten wir im Huminsäure-Thread ja schon mal; vielleicht wegen der Entgiftung: Huminsäure bindet Gifte, Darm will die dann aber auch schneller los werden und fördert sie mit mehr Wasser hinaus?), wie soll das Tier dann erkennen, dass es ihm eigentlich gut tut... Oder kann es das trotzdem?
Manche Tiere hier bevorzugen Heilerde. Warum kann ich im Detail nicht sagen, weil ich mich nicht mit der Molekularbiologie dazu befasst habe, aber natürlich wird das irgendwie dann auch anders wirken. Ich habe das Gefühl, dass es bei Problemen mit dem Magen heilender und beruhigender auf diesen wirkt, als z.B. Huminsäure.
Und wenn meine Tiere Huminsäure pur nicht gern nehmen und Weizengraspulver mit Wasser als flüssigen Brei auch nicht – aber beides zusammen extrem gerne nehmen. Heißt es dann, dass so besser entgiftet wird oder die Huminsäure einfach nicht schmeckt alleine? :D
Mag jetzt vielleicht übertrieben an Gedanken sein, aber man möchte ja nichts aufzwingen, was schadet, da ich aber AB aufzwinge, hab ich immer den Gedanken, ich „muss“ auch was zum Entgiften geben. Oder genügt „gesunde“ Ernährung und Haltung dann von alleine?

Kommt jetzt ein bisschen vom Thema ab, ich kann es ja aber nochmal wo rein packen, wo es dann passt :-)

Das mir dem Backup ist ja super interessant! Clever! Und natürlich kann man sich auch gut vorstellen, dass die Mikroorganismen in regem Kontakt mit dem Körper sind, das ist ja ein eingespieltes System.
Es macht das alles halt nicht gerade leichter :D

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Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

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Murx Pickwick

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 10 am: 28. Juni 2017, 08:47 Uhr »
Ich mach mir die Sache an dem Punkt einfach und stell mir ein paar Fragen:

1. Wie dringend ist die Behandlung, kann es auch ohne Behandlung heilen, oder entstehen ohne Behandlung irreversible Schäden am Tier oder das Tier stirbt sogar mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit?
Bei einer Verletzung am Auge, die nicht behandelt wird, riskier ich das Augenlicht des Tieres ... es wird eventuell blind oder das Auge muß später sogar rausoperiert werden. Mit rechtzeitiger Behandlung jedoch heilt das Auge ab, es bleibt nix zurück - ganz klarer Fall, es wird behandelt!
Bei ruiniertem Verdauungstrakt hat das Tier überlebt, bis ich es bekommen hab - alles das, was es nun freiwillig an naturnahem Futter und naturnahen Medikamenten annimmt, wird es über die kritische nächste Zeit drüberretten, das Tier hat also Zeit, Neues kennenzulernen und sich in seinem Tempo zu heilen.
Also, warum soll ich irgendetwas zwangsapplizieren?
Wenn der Heilweg dadurch nicht optimal verläuft, sondern nun etwas länger dauert - was solls?
Wenn ich etwas zwangsappliziere, kann es genauso passieren, daß der Heilweg nicht optimal oder etwas länger dauert, wie ohne - die Gefahr besteht immer, egal wierum ich das nu tu ...

2. Das Tier erleidet unbehandelt Qualen oder aber es passiert gar nix, das Leiden bleibt ohne Behandlung.
Das ist beispielsweise genau das, was ich erlebt habe bei Grabmilben ... ich hab bislang nicht ein einziges Mal erlebt, das Grabmilben von alleine gingen, also geb ich nen Spot on.

3. Es gibt keine mir bekannten Meßsysteme im Tier, welche ihm sagen können, wie eine adäquate Behandlung auszusehen hat. Sowas ist beispielsweise der Fall bei Herzerkrankungen und bei Schilddrüsenerkrankungen. Gerade Herzmedikamente sind oft lebensrettend, aber das Einzige, was das Tier erfährt, ist, daß diese Art der Medikamenten schädigen - es wird sie nicht freiwillig nehmen.
Der Verdauungstrakt gehört definitiv nicht zu diesen Systemen ... es ist das System, was am Zweitbesten mit Sensoren aller Art und Regelkreisen aller Art ausgerüstet ist. Ein noch besser ausgerüstetes System ist nur noch die Haut ...

Es gibt also überhaupt gar keinen Grund, Huminsäuren zwangszuapplizieren ... ich kann warten, bis sie vom Meerschweinchen entdeckt werden - und da wird es die fürs Meerschweinchen natürlicheren Huminsäurequellen bevorzugen, also verrottendes Pflanzenmaterial beispielsweise. Ich biete also bisweilen Kompost an - und wenn Schweinchen drin wühlt, hol ich alles, was in dieser Richtung ist: moderndes Holz, Waldboden samt Oberschicht, Rinde, vermutlich würde ich sogar Huminsäuren besorgen und sie zusätzlich zum Trinkwasser anbieten.
Gerade bei Huminsäuren gibt es enorme Unterschiede in der Wirkung - und ich habe auf die Art und Weise mehrere Huminsäuren ins Angebot gestellt, das Meerschweinchen kann also nach eigenem Gusteau ausprobieren und die Quelle nehmen, die es für sich als die Beste erkennt.
Ob das Meerschweinchen richtig wählt, weiß ich nicht - aber ich weiß auch nicht, ob ich die richtige Wahl getroffen hätte. Also - Status Quo ... wobei das Meerschweinchen die größeren Chancen für die korrekte Wahl hat.

AB geb ich nicht mehr - zumindest nicht gegen den Willen meiner Tiere ... und mache damit ganz erstaunliche Erfahrungen! Während die Zwangsgabe von AB bei meinen Tieren immer dazu führte, daß es ihnen letztendlich schlechter ging, war die Nichtgabe von Erfolg gekrönt, das Tier gesundete schneller ... dagegen hab ich es immer wieder erlebt, auch wenn meine Tiere keine AB kannten, wenn es notwendig war, hatten sie Baytril ohne mit der Wimper zu zucken, ohne Probebiß genommen. Teilweise wußte ich schon gar nicht mehr, wie ich sie vor Überdosierung abhalten sollte ...
Es mag sein, daß das nur ganz wenige Einzelbeobachtungen waren - aber gleiches kenne ich auch aus Erzählungen von anderen Chinchillahaltern und nun auch vom ersten Meerschweinchenhalter.

Was die Erstverschlimmerung, Entgiftung oder ähnliches angeht ... nun, ich bin der felsenfesten Überzeugung, das ist nur die Ausrede eines Heilers, der das falsche Mittel genommen hat ... selbst bei Herzmedikamenten ist der Fakt, daß dem Patient übel wird davon, ein Anzeichen einer Vergiftung, keine Erstverschlimmerung oder ka was ... man nimmt hier die nicht lebensgefährliche Vergiftung in Kauf, um eine lebensgefährliche Ansammlung von Flüssigkeit im Körper abzuwenden.
Eine Entgiftung dagegen fühlt sich erleichternd an ... man denke nur mal dran, wenn man selbst kurz vor Durchfall steht - und wie erleichtert man sich fühlt, wenn das alles raus ist, was da raus muß!
Da gibt es keine Erstverschlimmerung!
Ich gehe von aus, das geht auch mit anderen ABs so, aber da hab ich keine Erfahrung mit.


Vio

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 11 am: 28. Juni 2017, 16:30 Uhr »
Hallo Murx :-)

Wie immer erst mal: Merci für deine Gedanken :-)

Also bezüglich irreversible Schäden: wenn ich ein AB gebe, rechne ich schon mit denen!
Die Bakterienkulturen im Darm können sich ja unter Umständen nie wieder richtig erholen. Daher war ich eigentlich froh, mit Huminsäure arbeiten zu können, um wenigstens die Chance zu haben, Gifte effektiver auszuleiten und „was für den Darm tun zu können“. Denkst du, eine „gesunde“ Ernährung würde es dann auch von alleine wieder regeln, sollte ich ein Tier haben (und das gibt’s ja, haben auch manche hier), welches weder Huminsäure, Heilerde etc. nehmen möchte?

Vielleicht ist man da auch ein bisschen zu hinterher, unbedingt was tun zu müssen ;) Ist wohl oft mehr für sich selbst zur Beruhigung als zur Hilfe für das Tier...
Dein Standpunkt beruhigt mich auf jeden Fall, denn einem Schwein, welches partout keine Huminsäure möchte, möchte ich sie ja eigentlich auch nicht aufzwängen.
Das habe ich nun aus schlechtem Gewissen aber 1-2 Wochen nach einem AB oft mindestens (wobei meine Tiere eigentlich in der Regel die Huminsäure gerne nehmen, zumindest 2-3 Wochen lang, oft auch länger), vielleicht eben auch einfach wirklich nur, um mein Gewissen zu beruhigen.
Geht mir weniger darum, dass ein Tier aus schlechter Haltung kommt, da denke ich, tut die richtige Ernährung dann meistens alleine schon ihr übriges, sondern eben die Sache, dass man  den Tieren oft AB geben „muss“ und sich dann natürlich Gedanken macht, ob man den somit wohl künstlich zugeführten „Schaden“ wieder „gut machen“ kann/muss.

Die Erfahrungen mit dem AB sind sehr interessant!
Dann scheinen sie da schon unterscheiden zu können, ob es Sinn macht, es zu nehmen oder nicht.
Allerdings kann ich mich da (noch?) nicht drauf verlassen oder ich traue mich einfach nicht.

Es gibt nun einige Krankheiten, bei denen ich es ohne orales AB probieren würde, z.B. manche Abszesse, kommt aber dann immer auf den Abszess und die Ursache an.
Gerade aber wenn es eilt, so wie als meine Murmel damals die schlimme Ohrenentzündung hatte, würde ich da nicht zögern oder es dem Tier überlassen. Meiner Einschätzung nach hat sie nur ganz knapp überlebt und wohl auch nur, weil wir zackig mit Baytril reagiert hatten... aber ich kann natürlich nicht wissen, wie es ohne gewesen wäre, es fehlt ja immer das Kontrolltier ;)

Bei mir als Mensch würde ich bei vielen Krankheiten, bei denen ich bei den Tieren AB gebe, (noch) nicht mit AB rangehen. Es ist halt immer schwer, weil man ja durch die TÄ keine Unterstützung bei diesem „Versuch“ erfahren würde. Kostet ein bisschen Mut und das „richtige Bauchgefühl“ dazu, sein Tier dann einfach entscheiden zu lassen. So mutig bin ich vielleicht bisher einfach noch nicht gewesen bzw. zu sehr habe ich mich dann verunsichern lassen und in Zukunft werde ich das auf jeden Fall besser reflektieren und versuchen.


Also im Endeffekt läuft es ja so oder so darauf hinaus, dass wir auf unser Tier hören müssen und können.
Was mir schon Recht ist und ich versuche es ja schon mehr und mehr, sie entscheiden zu lassen. Aber mir ist halt nicht klar, ob sie das immer können...
Sind sie zB. nach einem AB noch in der Lage vom Darm her, alles weiterhin richtig „beurteilen“ zu können? Klar, ich hab dann schon mit Sicherheit (wenn es dem Tier nicht arg dreckig geht) Zeit, dass sie die Huminsäure entdecken, aber können sie das überhaupt noch?

Dass Entgiftung gut tut, kann ich mir schon vorstellen, aber auch, dass es Energie kostet und vielleicht doch mal unangenehm ist...
Bezüglich des matschigen Kots: Klar, es kann auch sein, dass Huminsäure nicht passt und dieser dann daher kommt.
Nicole hier im Forum hatte ja auch Probleme nach der Gabe von Huminsäure bei ihren Tieren (mehr Blähungen, wenn ich mich richtig erinnere). Aber wie erkenne ich dann sofort den Unterschied, ob es nicht passt oder vielleicht doch "Entgiftung" ist?
Ich hatte bereits 2 Meerschweinchen, die eine zeitlang wild auf Huminsäure waren (Oma Cüli und Fillion) und aber matschige Böhnchen dabei hatten, was ihnen nicht unangenehm erschien... Für mich würde der Gedanken auch Sinn machen, dass solche Symptome durch Entgiftung geschehen.

Natürlich könnte dies aber auch durch das unpassende Mittel sein, dann wäre ich aber davon ausgegangen, möchten sie die Huminsäure nicht... Deshalb wäre es wohl wichtig und richtig, das Tier dann entscheiden zu lassen, wenn man die Zeit und Möglichkeit hat (also nicht in den starken Vergiftungsfällen, so wie du schreibst).

Ich gebe oft den Rat, es nochmal mit Huminsäure zu probieren, auch wenn die Tiere es erst nicht mochten oder sich die Situation verschlimmert. Ich bin dann natürlich auch unsicher, wenn es weiterhin nicht so ist, dass die Tiere es nehmen wollen und sage dann, es sollte dann doch lieber weggelassen oder mal stattdessen Heilerde probiert werden.
Oft habe ich aber auch dazu geraten, es den Tieren ein paar Tage aufzuzwingen, weil ich dachte, dass sie es ja dann auch erst einschätzen können – wer weiß, wie lange es gebraucht hätte, bis sie es selbst entdeckt hätten... Da werde ich dann in Zukunft mit dieser Aussage noch vorsichtiger sein.

Vermutlich ist es oft wirklich einfach der Gedanke, etwas tun zu müssen, vor allem, nachdem man das Tier mit AB etc. „vergiftet“ hat und weil man eben auch nicht weiß, ob es sich von alleine wieder einstellt. Ich habe eigentlich gute Erfahrungen mit Huminsäure gemacht, auch bei Zwangsapplikation, allerdings bin ich ja eigentlich gar nicht in der Lage, das  zu bewerten, denn ich weiß ja nicht, ob sich die gesundheitliche Situation des Tieres wegen der Huminsäure oder trotz der Huminsäure oder vielleicht ganz unabhängig von Huminsäure verbessert hat ;)

Ich glaube auch, dass Mensch und Tier (eig. gehört der Mensch für mich auch zu den Tieren...) einiges an Gift verpacken können, bei richtiger „Haltung“.
Aber das ist eben auch so ein Punkt, denn Humus hatte ich halt bis jetzt nicht angegeben und weiß ich, ob meine Tiere alles bekommen, was sie brauchen? Und dementsprechend auch trotz dem dies nicht so ist gut einschätzen können, was sie brauchen?

Für mich ist das ein sehr schwieriges Thema und ich muss da vielleicht einfach noch mehr Vertrauen in meine Tiere haben und sie machen lassen und mich bemühen, noch mehr Vielfalt aus der Natur zu bieten – nur bekommt man es ja immer ganz anders „du musst dies und dies geben“ eingetrichtert und muss sich nach vielen Jahren erst mal bewusst von dieser Haltung/Prägung lösen. Man möchte halt einfach nichts falsch machen oder verstreichen lassen, ganz klar kann weniger aber manchmal auch mehr sein.

Mir ist halt auch aufgefallen, dass sie stärker mit Wasser verdünnte Huminsäure lieber nehmen, als konzenrtiertere, wie ich auch. Das muss ich dann auch bedenken, wenn ich es anbiete...
Welche veschiedenen Huminsäure-Arten hast du ausprobiert? Ich hab bisher nur Sobamin, Activomin und Humocarb hier gehabt, also WH67. Gerne würde ich natürlich mehr Vielfalt bieten! Ich biete auch immer wenn sie sie nicht möchten Heilerde an, Zeolith hätte ich auch noch da und könnte es alternativ probieren... und halt Apfelpektin.

Das mit dem Humus ist wirklich eine tolle Idee, auf die ich auch hätte selbst kommen können! Kompost hab ich leider keinen, aber ich könnte mal humosen Oberboden aus dem Wald holen und in eine Buddel-Toilette legen. Allerdings kann ich natürlich nicht wissen, ob der irgendwie „verseucht“ ist oder gerade die richtigen Inhaltsstoffe enthält...
Ich überlege, Heilerdekekse mit Huminsäure zu machen, also ein Gemisch aus Heilerde und Huminsäure dick anrühren und in dicken Klecksen trocknen lassen. Welche mit Apfelpektin und nur Heilerde habe ich schon, wirkt das Apfelpektin auch in „trockener“ Form? Ich gehe eigentlich davon aus, natürlich zieht es dann eben aber mehr Wasser, denke ich...

Das mit den Grabmilben entspricht meiner Erfahrung (leider)... Das ist eines der wenigen Dinge, bei denen ich auch sofort die Chemiekeule schwinge und selbst damit hat meine Mimi im Frühjahr über 3 Monate gebraucht und 7 mal Spot on (Ivomec und Stronghold) um die Mistdinger wieder los zu werden und keine Anfälle mehr zu haben. Mit Sicherheit lag das aber an ihren „psychischen“ Problemen bzw. den ganzen Verlusten von Familie und Freunden, die sie in ihrem kurzen Leben erlebt hat und was sie ziemlich belastet hat.


Ich verschiebe unsere Beiträge dazu besser mal in den Huminsäure-Thread oder einen Entgiftungs-Thread oder so, denke ich :-)
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Murx Pickwick

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 12 am: 28. Juni 2017, 18:34 Uhr »
Also Huminsäuren, was hab ich da inzwischen schon ins Angebot gegeben - laß mich überlegen ...
Modriges Holz, Torfwasser, diverse Äste mit Rinde, Gartenerde, Waldboden mit der verrottenden Laubschicht obendrauf, Moose und Flechten, sog. Gelbwasser aus einem Aquarium, Komposterde ... und sicher noch viel, viel mehr, wo Huminsäuren drin sind. Ich hab da nie drüber nachgedacht - und es war bestimmt nicht wegen der Huminsäuren darinne, daß ich es ausprobierte, sondern nur, weil ich wissen wollte, wirds angenommen und wann wirds angenommen ... aber es gab huminsäurereiche Dinge, die durchaus aufgeknabbert und gefressen wurden, wie beispielsweise modriges Holz oder bestimmte faserige Teile aus dem Kompost.
Anderes, wie beispielsweise das Aquariumwasser, wurden nicht angerührt.

Wozu willst du überhaupt irgendwas Spezielles nach AB-Gabe geben?
Ganz normaler Apfel und Wiese reicht aus, im Winter dann eben Apfel und blättriges Gemüse, Bambus und so ... dann ist die Darmgesellschaft innerhalb weniger Stunden bis allerspätestens zwei Tage nach AB-Gabe wieder hergestellt, das galt sogar für sehr schwere Fälle aus dem Bekanntenkreis, wo ich beraten hatte!
Immer, wenn irgendwas auch immer zum Darmaufbau extra gegeben wurde an Supplementen, dauerte es länger, bis die Tiere wieder auf dem Damm waren. Und ich kann dir versichern - bei mir wars genauso, ich hatte, als ich AB nehmen mußte, kein Problem damit - Weizen macht da eindeutig sehr viel mehr Probleme bei mir ... und Probiotika auch.

Wenn die Darmbesiedlung wegen Mangel-, Fehl und sonstige unzureichende Ernährung komplett entgleist ist und die Darmwände in einem erbarmungswürdigen Zustand sind, dann macht durchaus die Gabe von Schwarzkümmelöl, oder aber eben auch Huminsäure, oder Beides, Sinn - aber es geht genausogut ganz ohne ...  Vorrausetzung: artgerechte Ernährung und Apfel ...

Dann ... du hast es mit Biologie zu tun, nicht mit Technik ...
Biologische Systeme sind an sehr wandelbare Umgebungen angepaßt, sie funktionieren auch erstaunlich gut, wenn sie nicht alles vorfinden, was sie eigentlich bräuchten, biologische Systeme können improvisieren und das optimal passende mit dem ersetzen, was nicht ganz so passend ist - paßt schon ...
Erst, wenn die Umgebung gar nicht mehr stimmt, entgleisen auch biologische Systeme - aber selbst dann ist die Reparaturfähigkeit eines biologischen Systems enorm!

Ganz anders Technik ... fahr mal nen Golf über nen typischen Ziegenpfad. Du wirst vermutlich nicht lange Freude am Golf haben, dann bleibt er liegen. Er ist angepaßt an glatte, harte Straßen, ohne die fährt er nicht sehr lange.
Oder befüll mal dein Dieselfahrzeug mit bleifreiem Benzin ... die Wahrscheinlichkeit, daß er irreparable Schäden im Motorraum zurückbehält, ist enorm hoch! Und das schon nach einer Befüllung ... so ein Meerschweinchen als Beispiel für ein biologisches System kommt mit der falschen Befüllung a la Pellets durchaus monatelang, wenn nicht sogar jahrelang, klar, ohne daß es irreparable Schäden davonträgt - ok, ich gebs zu, nicht jedes Meerschweinchen, aber dennoch, ein paar Meerschweinchen schaffen das selbst ein Leben lang ...
Während Technik nach Chema F repariert werden kann, geht das mit biologischen Systemen nicht - das sind nämlich selbsterhaltende und selbstorganisierende Systeme, die keine Reparatur von außen brauchen, dafür sind sie nicht gebaut. Es passiert nur sehr selten, daß auch ein biologisches System ne Reparatur von außen braucht, um weiterlaufen zu können ...
Das heißt aber auch, du brauchst deinen Meerschweinchen nicht eine 100% optimale Umgebung zu schaffen, die gibts für biologische Systeme eh nie ... es reicht aus, eine abwechslungsreiche Umgebung zu schaffen, bei der wenigstens 70% der Umgebung optimal ist. Den Rest macht das biologische System Meerschweinchen ganz von allein ...

Noch ne Anmerkung zur Mittelohrentzündung ... eine unbehandelte Mittelohrentzündung kann sich zur Innenohrentzündung ausweiten - und das kann mit irreparablen Verlust des Hörvermögens oder des Gleichgewichtssinnes oder Beidem ausgehen. Hier haben wir es also mal wieder mit so einem Fall zu tun, wie mit den Augen das Beispiel, was ich weiter oben anführte ...
Allerdings war das einzige Tier, was ich mit schwerer Ohrenentzündung hatte, eine Ratte, die mir ausgebrochen ist und den Vorrat an AB für eine Woche auf einmal aufgeschlabbert hatte ... auch danach war sie fast zwei Wochen wie jeck hinter allem her, was AB hieß und ich mußte schwer aufpassen, daß sie sich da nicht umbrachte (hatte zu der Zeit noch ne ziemlich umfangreiche Apotheke mit allem möglichen und unmöglichen Sch*** an Medikamenten, was Tier nie braucht ... )
Nachdem die Ohrenentzündung abgeklungen war, hatte diese Ratte nie wieder Appetit auf AB gezeigt ... also die wußte sehr genau, was sie brauchte, ich hatte diese Beobachtung halt damals noch als Kuriosum abgehakt und nicht erkannt, was ich da wirklich beobachtet hatte. Das wurde mir erst Jahrzehnte später bewußt, als ich ähnliches im Chinchillaboard las. Und selbst da hats noch Jahre gedauert, bis ich mich endlich dazu durchgerungen hab, zunehmend auf meine Tiere zu hören ... ich bin da auch heute noch in einem Lernprozeß.
Aber eines hab ich schon begriffen: 90% sämtlicher Behandlungen, die propagiert und gemacht werden, sind nicht nur unnötig, sondern verlängern die Leidenszeit der betroffenen Tiere ... nur 10% der Behandlungen machen tatsächlich Sinn.
Ich spare enorm viel Geld, wenn ich lerne, nur noch die Therapien beizubehalten, die Sinn machen ... und den Tieren gehts besser.


Vio

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 13 am: 28. Juni 2017, 20:02 Uhr »
Ich werde auch mal sammeln, was mir so begegnet und anbieten :-) Bin gespannt, ob sie was davon nutzen möchten! Humosen Oberboden könnten sie auf meiner Wiese auch haben, ich lasse oft Blätter an einer Stelle einfach liegen etc. - aber ich weiß nicht, ob die Gifte aus meiner Wiese raus sind, die der Hauseigentümer bis vor 6 Jahren immer unbedingt drauf kippen musste... Kann nicht einschätzen, welche Langzeitwirkungen das hat, aber die Möglichkeit haben die Tiere nun mal.

Ja, ich musste auch wegen der Backup-Kulturen etwas nachdenken... ich habe es so kennen gelernt, dass eine einmalige Kur mit AB den Darm bzw. seine normale Mikroorganismen dermaßen ins Ungleichgewicht stürzt, dass es Monate bis Jahre dauert, bis er sich erholt.
Das, was du nun natürlich schreibst, wäre was ganz anderes und dann bräuchte ich natürlich auch nichts, was den Darm schützt und bei der Regeneration hilft, die Entgiftung fördert, die er alleine so vielleicht nicht mehr packt durch die Schäden etc.
Allerdings kommen hier bei mir manchmal Tiere an, die Jahre schon in "schlechter" Haltung verbracht haben und dann schon mehrmals AB bekommen haben. Das sind dann vielleicht eher die Fälle, bei denen ich mir dann noch Gedanken mache, ob ich nicht irgendwie unterstützen muss...

Apfel habe ich immer im Angebot und Wiese natürlich auch. Gemüse (hauptsächlich Bio), Nadelhölzer, Blattbaumzweige, Saaten etc. plus Heilerdekekse, Kohletabletten, Ingwerstück, Kurkumastück, Gewürznelken, Salzkristall, Wasserpott - das steht ihnen hier zur Auswahl und sie können immer wenn sie draußen sind durch meine Kräuterbeete jagen. Sie kommen hier auch an Thuja und Eibe, Efeu, Hahnenfuß und Wurmfarn biete ich auch an (Wurmfarn ist hier irgendwie immer recht beliebt, warum auch immer).
Heu hab ich 3 versch. Sorten und mein selbst gemachtes, im Winter gibts Bambus und Sauergräser, wenn ich sie finde und Gras ebenfalls.
Dennoch hab ich oft die Befürchtung, das würde nicht reichen. Wenn ich nun die kleinen Mädchen hier ansehe, deren Eltern zwar aus schlimmer Haltung sind, die aber schon bei einer Freundin geboren wurden und bei mir aufwuchsen - da mache ich mir dann vielleicht noch weniger Gedanken, müssten sie mal ein AB bekommen. Das sind auch so Fälle, denen ich zutraue, selbst zu entscheiden bzw. es ohne AB zu probieren.
Aber wenn ich halt schon Tiere bekomme, die total mit Chemie zerschossen und auch nicht richtig gehalten wurden... da hab ich dann noch mehr das Bedürfnis, etwas zu geben. Ich weiß dann auch nie, wie viel Zeit das Tier noch hat bzw. ob es genug Zeit hat, wenn ich es nicht unterstütze.

Ginge eigentlich Möhre statt Apfel in Bezug auf den Pektingehalt auch? Ist ja auch Pektin enthalten, soweit ich weiß... Da ich ja aber von jeder Futtersorte immer was im Angebot haben möchte, hab ich Möhre und Apfel sowieso immer zusammen im Gehege.

Gut, nun sehe ich das vielleicht auch etwas entspannter in Zukunft und hab mehr Mut, die Kleinen machen zu lassen :-)
Im Endeffekt habe ich das schon oft, denn ich bringe es einfach nicht übers Herz, ihnen täglich was aufzuzwängen, da hat man dann auch kein gutes Gefühl bei. Bei Huminsäure habe ich es ein paar Tage gemacht, nur bei AB oder so ziehe ich es dann auch durch. Bei Schmerzmittel bin ich mir nicht sicher, letztens war wieder der Fall bei einer Freundin, dass ein Tier elend aussah und dann auch noch verfrüht gezielt zu der Stelle kam, wo es einmal am Tag immer Schmerzmittel bekommt (dauerhaft nach ungünstig gesplittertem Ellenbogenbruch). Meine Freundin gab das Schmerzmittel (Metacam) und das Tier ging "zufrieden" wirkend weg und wirkte natürlich kurz nachher auch besser.
Natürlich die Frage, was sie spüren: die Belastung der Organe oder dass es ihnen Schmerzen nimmt...
Werde ich in Zukunft ein Auge auch noch drauf haben, wenn ich wieder einen Fall habe, in dem ich Schmerzmittel geben muss :-)

Es fragen mich eben auch viele um Hilfe und für mich ist es dann einfach schwer zu sagen, was und wann wie geben und wann ggf. aufzwingen...
Viele Meerschweinchen-Halter halten eben einfach auch nicht optimal... Und viele Halter wollen auch unbedingt was geben, um das eigene Gewissen zu beruhigen, kenne ich ja auch ;)


Bei Murmel war das mit der Ohrenentzündung ganz plötzlich: sie konnte kein Gleichgewicht mehr halten (also Labyrinth betroffen), speichelte stark, ihre Lippen waren blau, sie war völlig unterkühlt und rannte irgendwann schwankend in der Wohnung im Kreis und wahllos durch die Wohnung. Hatte ihr dann eine Ecke eingerichtet, nachdem wir aus der Klinik kamen, es gab Baytril, Metacam und sie wollte Rotlicht (Steffi hatte mich drauf gebracht, dafür war ich sehr dankbar, in solchen Momenten steht man oft auf dem Schlauch) auf dem Rücken haben und ich musste aber ein Fleecestückchen so hängen, dass ihr Kopf nicht im Rotlicht lag. Sie hat dann 16 Std weder gegessen noch getrunken, nach ca. 8 Std hab ich ihr NaCl als Infusion gesetzt und nach 16 Std fing sie wieder an mit dem Futtern und schien wieder besser drauf.
Nach ca. 3 Tagen hatte sie sehr starken Durchfall 1 Tag lang (hab Colosan sowie Heilerde oder Huminsäure und Pektin gegeben, weiß es nicht mehr genau) und danach war auch das wieder in Ordnung. Im Anschluss hab ich ihr Huminsäure gegeben, die sie auch wollte, aber nur so 2-3 Wochen meine ich und sie hatte auch matschigere Böhnchen anfangs dabei.

Das mit der Ratte ist wirklich sehr interessant... generell diese Beobachtungen! Ich versuche, meinen Tieren in Zukunft noch mehr zu Vertrauen und Entscheidungsfreiheit zu lassen. Muss mich aber an den Gedanken nun erst mal wieder gewöhnen, dass sich der Darm unter Umständen bei guter Haltung schneller erholt, als ich immer überall gehört und gelesen habe. Wenn du magst, kannst du noch ein bisschen zu den Backup-Kulturen sagen, wie das System funktioniert?

Da fällt mir mein kleiner Kastrat ein, dem nach der Kastration im Winter so viel Bauchfett abgestorben war und eine dicke Entzündung war auch drin. Er hat sein Baytril (allerdings die Flavour-Variante, vielleicht hat es auch nur geschmeckt? Keine Ahnung, wie Aromen die Beurteilung beeinflussen...) freiwillig genommen und das Cithromax glaube ich sogar auch, weiß ich nicht mehr genau... Letzteres wurde nur aus Unsicherheit vom TA empfohlen und vor Panik von mir gegeben, ich denke, nur Baytril hätte gereicht, aber der TA hatte sowas noch nicht erlebt und ich hatte unglaubliche Angst, die halbe Hand voll Leben, die erst aus schlechter Haltung kam, sofort wieder zu verlieren.

Und denkst du, wenn ich Huminsäure z.B. mit Weizengraspulver mische, können sie immer noch erkennen, ob sie es brauchen oder nicht oder nehmen es nur, weil Weizengraspulver gut schmeckt?
Mir ist schon klar, dass Brei und Pulver etc. nix für den Schweinedarm ist. Bei mir war es eben so, dass ich gerne Huminsäure trinken wollte und auch tat, ich es aber einfach eklig fand, diese dann als Sand zwischen den Zähnen zu haben. Ich hab mir vorstellen können, dass es den Tieren ähnlich geht, bei den Vitalpilzen rümpfen sie oft die Nase und wollen sie aber essen und wirken dann ganz tapfer (wie Kinder, die etwas mit zugehaltener Nase essen ;) ) und trinken sie dennoch.
Daher wollte ich es mit dem Weizengraspulver etwas angenehmer machen, falls sie sie nehmen möchten.
Allgemein soll man ja Huminsäure ins Essen mischen können. Aber da ist dann wohl eben das Problem, dass sie sie nicht klar erkennen können und entscheiden, ob sie sie aufnehmen möchten. Oder würden sie dann das ganze Gemisch ablehnen?
Mein Fillion damals wusste schon genau, was er wollte und was nicht und wenn ich da in seinem Vitalpilzgemisch irgendwas drin hatte, was ihm so gar nicht passte, hat er es komplett abgelehnt, bis ich gewisse Substanz entfernt hatte.

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Antwort: Retrogrades Zahnwachstum
« Antwort 14 am: 28. Juni 2017, 23:47 Uhr »
Ich überlege noch, wohin ich unsere Unterhaltung stelle:

hier würde sie auch ganz gut rein passen: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1168.msg16856#msg16856

oder eben zur Huminsäure: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1020.msg19161#msg19161

Mh, ich denke nochmal drüber nach, wenn ihr da einen Wunsch habt, wo es hin soll, sagt Bescheid!
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