Autor Thema: Kann ich meine Meeris irgendwie zähmen?  (Gelesen 6297 mal)

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Murx Pickwick

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Kann ich meine Meeris irgendwie zähmen?
« am: 08. Januar 2017, 12:30 Uhr »
Halihallo Halöffel! :keinerda:
Ich bin die stolze Meeri- Halterin von denn Rosetten Meerschweinchen "Professor" und dem Glatthaar Weibchen "Chefin"!
Die beiden sind 7 Monate alt und sind leider sehr scheu. Könnte irgendwer mir Tipps geben wie ich sie für mich begeistern kann?
(Ich weiß Meeris sind keine Schmusetiere aber ab und zu darf man sie doch streicheln..oder? :ms1:)


Tipp von meiner Seite:
Wenn du akzeptierst, daß du sie vermutlich nie streicheln kannst und dich sehr viel mit ihnen beschäftigst, bei ihnen im Auslauf sitzt, sie aus der Hand fütterst, sie ansprichst, sie beobachtest, es zuläßt, daß sie dich untersuchen, ohne einen Versuch zu unternehmen, sie zu streicheln, kannst du vielleicht das Glück haben, daß sie sich irgendwann tatsächlich streicheln lassen ... mit einem Finger, unter dem Kinn, wenn du Glück hast auch auf dem Kopf oder der Kopfseite - ganz vorsichtig ...

Du mußt die Meerschweinchen einfach so akzeptieren, wie sie sind und ihnen zeigen, daß du nicht gefährlich bist.
Meerschweinchen sind keine Affen, sie zeigen ihre Zuneigung durch Nebeneinanderliegen (mit Höflichkeitsabstand!), Gegenüberliegen, Hintereinanderlaufen, Alles zusammen machen etc - aber sie Beknabbern und Bekuscheln sich nicht so, wie wir Affen das tun.
Für Meerschweinchen ist Streicheln nix Schönes, sondern wird fast immer als unhöfliches Begrabschen empfunden ... es gibt nur ganz, ganz wenige Meerschweinchen, die lernen, daß für uns Streicheln etwa so ist, wie für sie gemeinsames Fressen - und nur diese Meerschweinchen lassen sich dann auch irgendwann gerne streicheln.

Käthe

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Antwort: Kann ich meine Meeris irgendwie zähmen?
« Antwort 1 am: 08. Januar 2017, 19:44 Uhr »
Hallöchen,

jaja, wir Menschen meinen immer süße Tiere streicheln zu wollen. Nicht böse gemeint, ich gehöre ja auch zu der Gattung  ;-) und mußte das lernen.
Das ist bei allen Tieren so und ich sehe das ganze auf die Weise, daß auch wir nicht ständig von allen Menschen, auch wenn wir sie kennen, angetatscht und gestreichelt werden wollen. Tiere sind irgendwo auch nur Menschen :-)
Wenn ich früher ein krankes Schweinchen hatte, was öfter mal Medikamente brauchte, hat es lange gedauert, bis das Schweinchen richtig Vertrauen hatte und sich einfach rausnehmen gelassen hat.
Mein letzter Junge Flocke war zahnkrank. Wir haben ihm alles möglich so klein geschnitten, wie möglich und ihn halt auch zugefüttert. Mich kann man hier echt für verrückt halten, aber ich weiß daß es die Wahrheit ist. Irgendwann hat er mir auf seine Weise mitgeteilt, daß er mit der ganzen Prozedur einverstanden ist. Er hat alles mitgemacht und hat sich auch vorne an hingesetzt, wenn wir ihn wieder rausgeholt haben. Das war so süß. Sogar die Tierarzthelferin hatte zu mir gesagt, daß man richtig spürt, daß er geholfen haben möchte. Sein Kumpel Wolle war auch später wirklich zahm. Wenn er im Heu lag und geschlafen hat, konnte ich vorsichtig hin und ihn vorsichtig streicheln. Dann hob er den Kopf, wenn er mich erkannt hatte, legte er den Kopf wieder ab und schlief weiter.
Ich denke, daß die Jungs zutraulicher sind als die Mädels. Flörchen hab ich mal überrascht und sie kurz an der Seite mit einem Finger gestreichelt. Sie sprang rum und schaute mich so giftig an. Der Blick sagte: "Was fällt dir denn da ein". Ich schwöre, ich habs nie wieder gemacht.
Auch lassen sie die Damen nur seeehr widerwillig rausnehmen, wenn ich saubermache. Besonders jetzt, wo sie Colosan brauchen... Meeris sind sehr, sehr mißtrauisch und es braucht sehr viel Zeit.
Wenn man wirklich wahre Zuneigung von den Tieren haben möchte, muß man sie das Tempo bestimmen lassen. Und wenn sie nicht wollen, dann dürfen wir das so annehmen. Abgesehen muß man sie auch nicht ständig knuddeln, es ist so toll, sie zu beobachten. Wenn man mit ihnen spricht reagieren sie ja auch und trotz des Abstands gehören sie genauso zur Familie wie alle andern auch. Ist halt nur ne andere Spezies, die andere Bedürfnisse hat. Trotzdem macht es einen riesen Spaß mit den Ladies.
Dir und Deinen Wutzen alles Gute
Käthe

Vio

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Antwort: Kann ich meine Meeris irgendwie zähmen?
« Antwort 2 am: 08. Januar 2017, 21:50 Uhr »
@Marieunddiewusels:
Herzlich Willkommen hier :-)
Ich verschiebe dieses Thema in die Rubrik "Verhalten", denn in den Vorstellungsbereich gehören eigentlich nur die Vorstellungen und konkrete Themen sollten dann in Extra-Threads besprochen werden, so gehen sie dann auch nicht unter :)
Bitte stelle dich im Vorstellungsbereich noch mal extra als Vorstellung vor! Konnte deinen ersten Beitrag nämlich leider nicht in zwei Teile teilen, sonst hätte ich den ersten Part im Vorstellungsbereich stehen lassen.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Vio

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Antwort: Kann ich meine Meeris irgendwie zähmen?
« Antwort 3 am: 08. Januar 2017, 22:16 Uhr »
Nun zurück zum Thema :-) :

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen! Die Meerschweinchen werden zahm und zutraulich, wenn sie Vertrauen bekommen. Das bekommen sie nicht, in dem man sie raus nimmt und zwangskuschelt, denn da lernen sie dann nur, die schreckliche Situation auszuhalten. Aber das schafft Angst und kein Vertrauen.
Vertrauen bekommen sie dann, wenn sie sehen, dass von dir keine Gefahr ausgeht, du sie also zu nichts zwingst, wenn du da bist, ihnen nichts antust, was sie nicht möchten (z.B. Streicheln, denn das gefällt den meisten Schweinen in der Regel nicht und wenn dann nie auf dem Schoß, sondern immer in vertrauter Umgebung im Gehege, dass sie weg können, wenn sie nicht mehr möchten).

Indem sie merken, dass du sie wahr nimmst, ihre Bedürfnisse beachtest und ihre "Sprache" zu dir verstehst, dann werden sie Vertrauen bekommen, weil sie sich dann bei dir sicher fühlen :-)
Also als Beispiel angenommen, dein Schweinchen weicht einen kurzen Schritt zurück, bedeutet das vermutlich: "Uh, unheimlich, ich hab Angst vor dir und mag nicht näher kommen jetzt.".
Wenn du dann nach dem Tier greifst, um es wieder ran zu holen, lernt es nur: "Der Mensch hat mich nicht verstanden und was gemacht, was ich nicht wollte. Es ist nicht sicher bei ihm in der Nähe."
Wenn du aber dann ebenfalls etwas zurück weichst, um dem Tier mehr Raum zu geben und zu zeigen, dass du verstanden hast und dem Tier zu nahe warst, dann erkennt es, dass du weißt, was es sagen wollte und es sich daher bei dir in Sicherheit befindet :-)

Wie bei uns: wenn wir bei Menschen sind, die verstehen, was wir sagen und die da Rücksicht drauf nehmen, können wir uns entspannen und sicher fühlen. Sind wir aber ggf. bei Menschen, die eine ganz andere Sprache sprechen und wir können uns und unsere Bedürfnisse nicht mitteilen, weil sie das nicht verstehen, tun sie vielleicht Dinge, die man gar nicht will, weil sie nicht verstanden haben, dass wir sagten, dass wir das nicht wollten. Da fühlt man sich dann nicht sicher und möchte weg ;)

Also im Grunde ganz einfach: achte auf die Signale deiner Tiere, die ihre Bedürfnisse ausdrücken und mit der Zeit (Zeit braucht es einfach, je nach Tier mal mehr, mal weniger ;) ) werden sie dir vertrauen und auch zutraulicher werden :-)


Meerschweinchen zum Streicheln auf den Schoß zu nehmen, wenngleich auch nur ab und an, geht also gar nicht. Wenn die Tiere einem wirklich am Herzen liegen und man sie liebt, macht man das nicht, denn das ist nichts Schönes, nur Stress und Qual für die Tiere und einfach nur egoistisch.

Gegen Streicheln an sich im Gehege ist nichts einzuwenden unter folgenden Bedingungen:
- das Tier befindet sich wirklich in vertrauter Umgebung mit Artgenossen und kann im Notfall weglaufen
- das Tier wird nicht durch Futter aus der Hand und fehlendem Futter im Gehege "gezwungen", bei einem zu sitzen und sich während des Futterns kraulen zu lassen, denn wenn die Schweine Hunger haben, dann ist das wichtiger, als nicht gestreichelt zu werden
- man muss dennoch auf die Bedürfnisse der Tiere achten: wenn ein Schwein das Streicheln im Gehege duldet, aber Stressanzeichen zeigt wie z.B. Hinlegen oder Gähnen oder "schnurren", dann sollte man es lassen, denn das sind Zeichen, dass das Tier das nicht möchte. Nicht alle Tiere flüchten, ich habe eine Dame dabei, die hält Streicheleinheiten im Gehege einfach aus. Man könnte meinen, sie mag es, weil sie nicht flüchtet, aber sie erstarrt einfach. Und das ist dann eben ein Zeichen, dass es ihr nicht gefällt. Wenn sie entspannt wirken und z.B. dabei noch weiter kauen oder sich selbst mal kratzen, ist das Streicheln im Gehege kein Problem :)


Ich würde mich, wenn man ein wenig zwanglos Zeit mit ihnen verbringen möchte, ins Gehege setzen oder falls nicht möglich in die Nähe begeben und dann einfach nur sitzen und sie einen entdecken und ansehen lassen und ab und an einen Leckerbissen hinhalten.
Oder einen Auslauf mit vielen Verstecken bauen und auch ein, zwei Futterstellen und wenn sie den Ort dann schon besser kennen für gelegentliche Ausflüge und sich dort wohl fühlen, sich dann da mit reinsetzen :-)

Ich finde es viel schöner, im Gehege zu sitzen und dass die Tiere vertrauensvoll auf mich zukommen, als dass ich sie raus nehme und mit Zwang zwinge, sich von mir berühren zu lassen. Mir ist Vertrauen und glückliche Tiere wichtiger, als der Kontakt zu ihnen :-) Aber der ergibt sich oft genug, wenn sie einmal merken, dass ich es gut meine und sie zu nichts zwinge (Medikamentengaben natürlich ausgenommen).
Wenn meine Tiere keinen Kontakt mit mir wünschen, ist das aber dennoch auch ok: sie sind ja nicht da, um mich zu bespaßen, sondern ich möchte ihnen ein schönes Leben bieten :-)
Alleine, sie "nur" zu beobachten, wenn sie glücklich sind, ist unglaublich herzerfüllend und das, wonach man streben sollte, wenn man seine Kleinen liebt  :lieb:

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Da du noch zwei sehr junge Tiere hast, würde ich dir zu mind. einem, besser zwei älteren Schweinchen raten. Meerschweinchen bis zu einem Jahr sollten nie ohne ein Erziehertier (am besten sollte das mindestens 1,5 Jahre alt sein und auch einen Erzieher gehabt haben) leben, denn sie brauchen nun mal Erziehung. Wenn zwei Jungtiere dauerhaft nur unter sich sind, machen sie sich eigene Regeln und lernen nie, wie man mit anderen Schweinchen richtig umgeht. Später, wenn sie mal andere Partner bekommen z.B. wenn eines stirbt, kann es dann unter Umständen Probleme geben, denn sie kennen ja die Regeln nicht.
Man tut Jungtieren wirklich nichts gutes, wenn es kein älteres Schweinchen gibt...
Und ältere Tiere sind ja oft auch schon viel erfahrener, sie bringen den Kleinen auch Sicherheit und somit Mut :-) Wenn die Jungtiere sehen, dass die älteren Tiere ein Leckerchen aus der Hand des Menschen nehmen, trauen sie sich viel eher, als wenn sie das selbst ausprobieren müssen ;)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Tiefseetaucher

  • Dino
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Antwort: Kann ich meine Meeris irgendwie zähmen?
« Antwort 4 am: 15. Januar 2017, 12:43 Uhr »
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: es ist ein ganz anderes Verhältnis und Gefühl, wenn das Ferkel erstarrt auf dem Schoß sitzt und den Körperkontakt erduldet, als wenn man sich zu ihnen setzt und sie von allein neugierig ankommen, schnuffeln, gucken, was man so macht. Das ist ein Riesenunterschied in der Beziehung zueinander und ein viel vertrauterer Umgang. Fröhliche, entspannte Schweine sind auch viel lustiger, weil sie frei von der Leber weg sein können, wie sie sind und machen, was ihnen gerade einfällt, auch wenn man da ist.

Ich nehme sie beispielsweise zum Reinigen des Geheges gar nicht mehr raus, sie sind die ganze Zeit dabei. Aufgrund der Aufteilung geht das natürlich gut bei uns. Wenn sie wollen, gucken sie zu, kommen vorbei oder halten sich entspannt im anderen Teil auf. Da ist keine Unruhe mehr wie früher. Da kann jeder mit seinen Schweinen und den Haltungsbedingungen eine Weg finden.
"Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag."

[Anton Pawlovic Cechov]