Autor Thema: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten  (Gelesen 9579 mal)

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Hugomero

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Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« am: 14. August 2017, 13:38 Uhr »
ich wusste nicht genau, wie ich den Titel nennen soll, mich intressieren Eure Meinungen zu dem Thema VG; habe bisher alle erfolgreich hinter uns gebracht, trotzdem laufen sie immer unterschiedlich ab, und das finde ich sehr intressant. Letztes Jahr im Oktober kam Yuki zu uns, die ganz schlimmes erlebt hat (sie war zu dem Zeitpunkt ca 9 mon), es gab kein Jagen, Zwicken , nichts.

Im März kam Reyna (ca 2 Jahre), auch sie wurde weder gezwickt, aber ein wenig gejagt. Bei der letzten VG (das Mädel ist vier), wurde sie nicht nur von Urmel gejagt und etwas gezwickt, sondern besonders von Chillie- (sie ist ca 2 1/2 ), aber vom Charakter her hätte ich sie nie so eingeschätzt.

Daß ein neues Schwein sich erstmal in die Gruppe einfügen muss, Rangordnung geklärt wird (ich hatte heuer 3, letztes Jahr 2 Schweine verloren), aber ich finde es total spannend, warum ein Schwein bei einem Neuzugang so reagiert und nicht anders..

wisst Ihr , was ich meine ?  :frage:
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

ewe78

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Antwort: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« Antwort 1 am: 14. August 2017, 15:37 Uhr »
Toller Thread, das würde mich auch sehr interessieren, da uns ja bald ebenfalls eine ins Haus steht.
Wo sind Deiner Meinung nach, Yuki und Reyna in der Rangordnung angesiedelt?
Wenn ein reifes Tier kommt, dass in der Rangfolge höher war, strahlt es das vielleicht auch aus und die
anderen empfinden das dann als Bedrohung ihrer Position.
Und natürlich hat es auch sicher was mit Sympathie und Antipathi zu tun.
Soweit meine Gedanken dazu : )

Murx Pickwick

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Antwort: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« Antwort 2 am: 14. August 2017, 19:15 Uhr »
Meerschweinchen sind Lebewesen mit sehr sozialem Charakter, wo allerdings viel gelernt werden muß - wenn ein Meerschweinchen, welches in einer sehr harmonischen Gruppe aufwuchs, in eine sehr harmonische Gruppe integriert werden soll, wird meistens niemand so wirklich mitbekommen, wie sich die Rangordnung rausbildet - es paßt einfach, das Schweinchen fügt sich ein, lernt die neuen Regeln und das wars ...

Meerschweinchen, die zu früh von Mama wegkamen und als Ausgewachsene nach jahrelanger Einzelhaltung in eine Gruppe unsozialer Meerschweinchen integriert werden sollen, werden sich weder fügen, noch wird die Gruppe sie liebevoll aufnehmen - im Gegenteil, das wird einige Kämpfe geben, bis sich alles fügt und wieder beruhigt.

Ein Altmeerschweinchen, was in eine altersmäßig ausgeglichene Gruppe mit Alt- und Jungtieren kommt, wird mit deutlich weniger Streß empfangen werden, wie ein Jungbock, der in eine vielköpfige Jungbock-WG kommt ...

Dann gibts enorme individuelle Unterschiede - von Tyrannen beiderlei Geschlechts angefangen bis hin zu liebevollen Glucken, Kerlen, die sofort den Kopf verlieren, wenn sie nen Weib vor der Nase haben und Nichtkastraten, die sich selbst nach Monaten nicht trauen, auch nur ne angedeutete sexuelle Anspielung zu machen ... und selbstverständlich gibts auch andere Charaktere, wie Angstbeißer, souveräne Führungspersönlichkeiten, Duckmäuser und alles, was dazwischen oder anderweitig denkbar ist - je nachdem, wie die Gruppe zusammengesetzt ist und was für ein Charakter dazukommt, reagiert deshalb jede Gruppe auf jeden Neuankömmling sehr individuell.

Fast immer allerdings gehts bei den Meerschweinchen sehr, sehr friedlich zu ... wenn man mal mit anderen Nagern vergleicht. Der überragende Macho, der alles Männliche verbeißt, egal ob Kastrat oder Nichtkastrat, ist bei Meerschweinchen eine Seltenheit (gibt sie aber ... )

Hugomero

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Antwort: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« Antwort 3 am: 15. August 2017, 11:20 Uhr »
Wo sind Deiner Meinung nach, Yuki und Reyna in der Rangordnung angesiedelt?
Wenn ein reifes Tier kommt, dass in der Rangfolge höher war, strahlt es das vielleicht auch aus und die
anderen empfinden das dann als Bedrohung ihrer Position.
Und natürlich hat es auch sicher was mit Sympathie und Antipathi zu tun.
Soweit meine Gedanken dazu : )

keine Ahnung, Yuki lässt sich nichts gefallen, aber keiner hat sie je angezickt; Reyna war auf der Notstation zickig, hier gar nicht. Urmel ist Urmel..und Chillie fiel bisher nie bei VG auf, aber Syni wurde ziemlich attackiert. Urmel hatte ja letztes Jahr vor dem kleinen Knopf Yoshi Angst, ich bin mir grad nicht sicher, wer bei uns welche Position inne hat.

Reyna ist in Yoshi verknallt, Urmel wird wieder die alte, und Syna quieckt seit gestern, wenn Futter raschelt  :lieb:
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Vio

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Antwort: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« Antwort 4 am: 15. August 2017, 11:48 Uhr »
Man weiß ja auch manchmal nicht, was sie erlebt haben. In der Notstation hier gabs ein Meerschweinchen, die sich allen neuen langsam genähert hat, dann zum Sprung ansetzte, absprung und sich im Rücken des anderen verbiss. Konnte über Monate nicht vermittelt werden, bis ein Kastrat gefunden wurde, bei dem sie das plötzlich nicht gemacht hat (nach Kennlernzeit am Trenngitter, hatte aber auch bei den anderen nicht viel geholfen).
Ob dieses Tier vielleicht selbst mal etwas Blödes erlebt hatte oder einfach nur sehr wählerisch in Bezug auf die Partnerwahl war...
Meine Cüli war nach 5 Jahren alleine und davor schlechte Erfahrungen im Tierheim erst immer unter Schock wenn sich andere näherten, dann wurde sie kiebig und hat gehackt - ich denke "bevor du mir, tu ich dir schon mal..." und danach beruhigte sie sich langsam. Mit jedem Tier, was neu kam, wurde es ein wenig besser und zum Schluss hat sie einfach nur Hallo gesagt und das war es schon.
Vielleicht hat Urmel mal was Blödes erlebt mit einem anderen Schwein und ist daher sehr vorsichtig. Ich kann z.B. Menschen sehr schlecht einschätzen und bin dann auch immer anfangs total vorsichtig, kommt aber auf den Menschen an. Bei manchen fühlt man sich sofort wohl und meint, nichts zu befürchten zu haben. Stimmt leider nicht immer, aber dennoch gibt man sich wenn man es so fühlt lockerer als bei anderen.
Bei meinen Lehrern in der Schule war mein Verhalten extrem unterschiedlich, beim einen (sehr streng, oft unfair, komische Ansichten und für mich null einzuschätzen) war ich unsicher und total schüchtern und unterwürfig, mit dem anderen (extrem locker, sehr "cool", entspannt und witzig) hab ich viele Scherze austauschen können, war frecher usw. - kommt immer aufs Gegenüber an, so sicher auch beim Meerschweinchen. Und individuell wird das ja auch immer noch anders wahrgenommen, von uns und auch von den Tieren.

Die Unterschiede bei den VGs in Bezug auf das Verhalten eines einzigen Schweines gibts bestimmt vor allem durch unterschiedliche Rangordnungspositionen. Wenn ein neues Schwein unter einem anderen steht und das von Anfang an für beide Seiten klar ist, muss da ja nicht diskutiert werden. Schwierig ist es immer, wenn es nicht so klar ist, aber wie Murx schreibt, wenn die Tiere gut sozialisiert sind, gesund und genug Platz, Futter etc. haben ist das in der Regel nicht so schlimm.
Oft hab ich aber schon beobachtet, dass bei dem ersten Treffen und in den Tagen danach noch alles ok war, die Zickereien aber dann erst nach ein paar Tagen oder sogar erst nach 1-2 Wochen auftraten. Mit Sicherheit kristallisierte sich vielleicht dann erst was bezüglich der Rangordnungsposition heraus und musste noch geklärt werden. Oder ein Schwein wollte erst abwarten und das andere Schwein kennenlernen oder hat sich nicht eher getraut, das Thema "anzusprechen" ;)

Es dauert in der Regel halt immer - auch wenn erst alles ruhig scheint - mind. ein paar Wochen, bis die Gruppe ein eingespieltes Team ist und alle Fragen bez. der Rangordnung geklärt sind. Aus welchen Gründen auch immer, meine Blüt z.B. hat einfach lange gebraucht, bis sie eingegliedert war, weil sie vor jedem Schwein zurückschreckt und oft ziemlich panisch ist und einfach alles über sich ergehen lässt. Dennoch würde ich sie nicht unten in der Rangordnung ansiedeln, denn sie wehrt sich zwar nicht und kuscht eher, bleibt aber am Ball ;) Wenn sie die Gurke will und sie weggescheucht wird, steht sie 10 sek später wieder da - und irgendwann bekommt sie die Gurke. Ohne Drama, einfach durch Ausharren und versuchen, die Schnute an die Gurke zu bekommen. Wird sie 10 mal weggeschickt, kommt sie 10 mal wieder. Natürlich ist sowas jetzt in meinen Augen dann auch nicht als "unterordnen" einzuschätzen, denn sie missachtet ja das "Hey, das ist meine Gurke!" des andere Schweinchens. Aber ich finde es so viel netter als wilde Kloppe ;) Die anderen tun ihr dann auch nichts, schicken sie durch Maul aufreißen und empört anschauen halt immer wieder weg und irgendwann haben sie genug von der Gurke und überlassen Blüt den Rest - oder sind von Blüt genervt und gehen deshalb was anderes futtern :D
Das war aber anfangs neu und es brauchte, glaube ich, ein wenig, bis Blüt gemerkt hat, dass die anderen ihr nichts tun (warum auch, sie tut ja auch nichts Böses) und auch, dass die anderen gemerkt haben, dass Blüt zwar penetrant und vielleicht nervig ist, sie aber ihr Verhalten nicht steigert und irgendwann doch aggressiver wird. Mimi hatte damit viele Probleme und hat Blüt ab und an mal in den Hintern gehackt, das macht sie ja oft bei neuen Tieren in den ersten Wochen bis Monaten - da hat Blüt das Spiel mitgespielt und Mimi auch mal in den Hintern gehackt  :roll: Naja, nach ein paar Wochen war dann Ruhe und nun verstehen sie sich ganz gut, aber Blüt traut Mimi noch nicht 100%ig (würd ich ihr auch nicht empfehlen  :haha: ).
Mit den Schwestern war das aber gar kein Problem, da haben alle 3 sich Hallo gesagt und erledigt war die Sache. Im Gegensatz zu Mimi sind die beiden aber auch gut sozialisiert und sehr unkompliziert.
So unterschiedlich ist das eben und kommt einfach auf viele Faktoren wie Charakter, Erziehungen, Erahrungen, Rangordnung, Haltung BEIDER Tiere an, weshalb ein Tier, was einem anderen gegenüber super friedlich ist, bei einem anderen sehr abgeht vielleicht.
Ds Kennenlernen und Einschätzen ist einfach sehr wichtig und dauert oft auch eine Weile, wie bei uns Menschen ja auch :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Piggilotta

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Antwort: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« Antwort 5 am: 16. Dezember 2017, 15:54 Uhr »
Wir haben Zuwachs bekommen: Fina und Othello!
Othella müsste sie eigentlich heissen, ist ein Mädel (passend zu "Eber und Hardy", also Hadili und Ewi)
Bilder folgen, aber eher in einem anderen Faden, mal sehen - Stall werd ich auch nochmal umbauen, bald.

Was ich sagen wollte: ich hab ja schon ne Menge über VG gelesen, Po zwicken, nicht trennen, solange kein Blut fliesst u.s.w... Auch viel darüber, das Meerlies ja eigentlich ungemein friedfertige Tiere sind.
Eigentlich hab ich es auch bislang (war ja nicht oft...) so gehalten, dass ich Neulinge ne Nacht neben dem Stall hab stehen lassen. Jetzt hat es sich vorgestern aber so ergeben, dass ich die 2 Neuen direkt ins frisch gereinigte Gehege gesetzt hab. (Bzw. Johnny, der 8jährige Vorbesitzer, der nicht mehr jeden Tag Gras pflücken mag...).
Tja, eigentlich lief alles gut, aber: Bärbel hat sich so was von erschreckt.
Die ist erstmal 2 Stunden nur in einer Ecke sitzen geblieben, dann stundenlang nur Abseits, dann gestern fast nur neben Hadili - jetzt hat es sich normalisiert. Von wegen "gut sozialisiert - dann geht alles".
Sie ist gut sozialisiert im Sinne von: mit Mutter und Vater und Geschwistern aufgewachsen, nie getrennt, nie allein, viel Platz, gutes Futter. ABER halt auch wenig Stress, wenig, also gar keinen, Kontakt zu anderen Tieren (also Meerschweinen). Katzen und Menschen kennt sie, aber, ihr könnt mich jetzt für gaga halten, sie hat reagiert, als habe sie echt gedacht, sie und ihre Truppe seien die einzigen Schweine auf der Welt. Sie kannte ja nur ihre Brüderchen, fremde Mädels hat sie noch nie erlebt. Wahrscheinlich dachte sie, Micha, ich und die Kater seien ganz komische Verwandte, die zum Glück draussen bleiben, meistens jedenfalls. Und auf einmal ZWEI neue, andere Weiber - ohgottogottogott. Ich hab mich auch total erschreckt. (Gestern konnt ich gar nix schreiben, Wechselbad zwischen "Was hab ich getan" und "komm, es geht doch eigentlich" oder  "Kinderzimmerschweine" sind doch viel mehr Stress gewöhnt als meine!).
Tja, ich möchte also an dieser Stelle mal aufschreiben, dass es nicht nur wegen "Rangfolge" zu Aufregung kommen kann.
Ich meine den Teil hab ich ziemlich richtig eingeschätzt, die beiden Neuen passen vom Temperament gut zur Truppe. Heute geht es auch schon prima; sie sitzen recht nah zusammen, scheinen sich zu respektieren. Sascha kümmert sich auch gut um alle. (Fina ist lieb, zurückhaltend und bissl schüchtern, nicht ängstlich aber ruhig; Othello ist ein sehr neugieriges, zutrauliches, witziges Mädel.)
Aber dass ein "gut sozialisiertes" aber halt Neulinge überhaupt nicht gewöhntes Schwein ne Art "Kulturschock" bekommen kann, hab ich noch nie gelesen. (Die nächste VG mach ich wieder mit Riechkontakt vorher, versprochen.)

Was ich ansonsten, da selten gelesen, noch ergänzen möchte: ich hab ne weitere Futterstelle gebaut, da sie mit 6 sonst zu eng aufeinander hocken täten. Statt einer großen zwei kleine Futterplätze ist ja auch kein Problem.

Obwohl, ich gestehe, das war der Anlass und es hat geklappt: es tummelt sich viel mehr; 6 Schweine fühlt sich viel richtiger an, das ist jetzt ne "Herde" und keine "Kleinfamilie" mehr.

Jetzt hoffe ich noch, das keins platzt - sie fressen seit 36 Stunde fast ununterbrochen, auch am Saatenpott bedienen sie sich. Zum Glück waren sie an Kohl schon gewöhnt, aber man merkt auch, dass sie zuwenig Gras bekommen haben. Brombeerblätter oder Malve und Tanne haben sie gleich mitgefuttert, obwohl ich recht sicher bin, dass sie das nicht kannten.

Katharina

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    • Das Meerschweinchen Forum
Antwort: Vergesellschaftung - allgemeines Verhalten
« Antwort 6 am: 17. Dezember 2017, 17:33 Uhr »
Hallo, miteinander! :winke:

Bei uns ist es so, dass ich mir je nach der jeweiligen Situation in meiner Gruppe, dem Charakter meiner Tiere und den vermuteten Schwierigkeiten, die es eventuell mit neuen Tieren geben könnte, für die Vergesellschaftung oft einen feinen Plan ausdenke - und fast jedes Mal machen mir die Süßen einen Strich durch die Rechnung. ;-) Vergesellschaften verlaufen bei uns fast immer etwas anders als ich erwartet oder befürchtet habe.

Beim Verhalten unserer Meerschweinchen und ihren Reaktionen auf eine neue Umgebung, eine neue Gruppe oder einen Neuankömmling ist soviel im Spiel, was wir Menschen m.M.n. oft gar nicht wirklich wahrnehmen und einschätzen, geschweige denn wirklich vorausplanen können. Und das neue Tier, sein Verhalten und Charakter und wie die anderen mit ihm zurecht kommen, lässt sich oft erst dann wirklich erkennen, wenn es in der Gruppe ist.

Manche Vorsichtsmaßnahmen erweisen sich bei uns als überflüssig oder völlig wirkungslos und meine mir bestens bekannten Tiere reagieren eigentlich meist etwas bis völlig anders, als ich es erwartet hätte. Verträglicher oder heftiger und manche ziehen sich auch erst mal eine Weile zurück, dann kommt es erst Stunden oder Tage später zu den eigentlichen Auseinandersetzungen und Verständigungen mit dem Neuankömmling, weil es zuvor noch kaum Kontakte gab. Das Meiste und Heftigste geschieht aber wohl zwischen dominanteren Tieren in den ersten zwei Stunden, dann ist die Energie erstmal verbraucht, nach einer Weile geht es dann zwischen einzelnen Tieren wieder etwas gemäßigter weiter und in den folgenden Tagen werden dann die "Feinheiten" im Miteinander und die Rangordnung ausgekartelt...bzw. die Weibchen werden aktiv, die sich bislang aus der Vergesellschaftung weitgehend herausgehalten hatten - aus ganz unterschiedlichen Gründen und ganz unabhängig von dem Status, den sie bislang in der Gruppe hatten.

Ob ein schrittweises Annähern und ein Hinauszögern der tatsächlichen Vergesellschaftung z.B. bei meiner schüchternen und gut integrierten Lotte etwas gebracht hätte (sie war schlichtweg entsetzt, als sie feststellte, dass da plötzlich eine Lilo im Gehege war) halte ich für zweifelhaft. Lilo wollte ich das Gehege erstmal alleine erkunden lassen. Sie rührte sich aber nicht vom Fleck und starrte mich nur an. Bewegung (und zwar viel!) kam erst nachher in die Geschichte, als ich die anderen zu ihr ins Gehege brachte.

Oder: Als Emilo mit Bella zu uns kam, saß er stundenlang im hintersten Winkel unter einer Rampe verkrochen, rechts und links eng flankiert von Flummi und Zora, die beiden "Chefinnen" der bisherigen Gruppe. Auseinandersetzungen mit Flummi gab es erst einen Tag später, als Emilio mutig genug war, seinen Schlupfwinkel zu verlassen. Bella wurde sofort akzeptiert, es war, als ob sie immer schon dagewesen wäre. Hätte ich Emilio die Sache mit dem dominanten Flummi mit schrittweisem Annähern an die Gruppe einfacher machen können? Ich glaube nicht.

Als Piri zu uns kam, hatte Emilio minutenlang überhaupt nicht registriert, dass Piri neu da war. Es war sie, die sich neugierig von hinten anschlich und ihn beschnupperte, die anderen Weibchen hatten Piri schon längst Nase an Nase begrüßt und erstmal für gut befunden.

Zora stülpte ich damals bei der Vergesellschaftung im Gehege ein 1m- Käfiggitter über. Sie wurde ein oder zwei Stunden lang von allen anderen völlig ignoriert und guckte selber auch fast nur geradeaus, schien die anderen Schweinchen nicht zu beobachten. Als ich das Gitter dann wegnahm, marschierte sie schnurstracks zum Futterplatz und begann da zu fressen. Es gab keinerlei der befürchteten Probleme mit den "Knalltüten", die ich damals hatte, auch nicht mit Heinrich, dem Schrecklichen. Die Gitterhaft hätte ich Zora damals völlig ersparen können.

Wir haben gerade wieder eine Vergellschaftung (fast) hinter uns, die diesmal weitaus heftiger verlief und länger andauerte, als ich dachte. Es gibt einen neuen Kastraten bei uns, er heißt Konrad. Dass die kleine Maja (die zweitjüngste!) recht temperamentvoll und dominant ist, wußte ich schon. Aber dass sie so eine Zornhummel sein kann, hätte ich nicht geglaubt.  ;-) Zeitweise wirkte sie wie eine Katze mit gesträubtem Fell, nicht mehr wie ein Meerschweinchen.

Zum ersten Mal hatte ich während einer Vergesellschaftung die ernsthafte Befürchtung, :grusel: dass es wirklich zu Verletzungen kommen könnte. Es ging alles gut zwischen Maja und Konrad, aber es "ging zur Sache". Mit Bella, der Chefin (?), die Älteste in der Gruppe, ging es etwas besser, aber auch sie war gar nicht begeistert von dem Neuen. Mit Lilo und Piri gab es überhaupt keine Probleme. Ich hatte zuvor große Bedenken wegen Lilo, weil sie im Meerschweinchenverhalten immer noch nicht so ganz sattelfest ist, aber sie hat sich völlig angemessen verhalten und auch nicht rumgezickt. Die Aufregung für alle war sehr groß. Aber dies und die Auseinandersetzungen und kleinen Kämpfe zwischen den dominanteren Tieren wären vermutlich nur hinausgezögert oder sogar verschärft worden, wenn ich da irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen, wie "Gitter- und Schnupperkontakt" oder "Vergesellschaftung auf neutralem Boden" angewendet hätte.

Frisch gereinigtes Gehege mit etwas mehr Platz für "offene Auseinandersetzungen", alles Verletzungsträchtige weg, genügend Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten, aber auch nicht zu viel Weite - und dann das oder die neuen Tiere einfach mit dazu setzen, sofern sie gesund und fit sind. Ich mache das nun schon seit vielen Jahren fast immer so. Es erscheint mir am sinnvollsten.

Waffenstillstand und eine gewisse Harmonie/Akzeptanz tritt bei uns meistens recht schnell ein. Die Meerschweinchen vermeiden wohl auch gerne länger andauernde und heftiger verlaufende Konfrontationen und haben als sehr stressanfällige Tiere ja auch oft sehr schnell zu ihrer neuen Rangordnung gefunden, die das Wesentliche klärt und ständige Reibereien verhindert. Bis die Gruppe dann wirklich zusammengewachsen ist und engere Bindungen und Freundschaften entstehen, dauert es meist weitaus länger, Wochen und Monate...

Mit jedem Tierchen, das uns verlassen hat und mit jedem, das neu hinzukam, entdecke ich neue Wesenszüge an meinen Meerschweinchen und das Gruppengefüge hat sich auch immer sehr verändert. Das ist in kleineren Gruppen wohl immer der Fall. Früher, als ich noch sehr viele Tiere hatte, ist mir das nie so sehr aufgefallen - und es gab auch bei der Vergesellschaftung von "schwierigen" Tieren nie größere Probleme. Bei mehreren Tieren in der Gruppe ist es auch für "Außenseiter" kein Problem, wirklich passende Freunde zu finden. Aber diese Kleingruppen, wie sie wohl die meisten von uns haben, also "nur" ca. 6 Tiere oder noch weniger, machen alles etwas schwieriger.
Liebe Grüße
Katharina :ms2: