Meerschweinchen-Ernährung > Meerschweinchen & Gesundes Futter

Getreide, Haferflocken, Haferkleie, Weizenkleie...

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Vio:
Hallo ihr Lieben :-)

Dass Meerschweinchen kein Getreide wie Weizenkörner usw. haben sollten, ist ja nun schon mehr bekannt als früher, als wir mit der Schweinchenhaltung begonnen haben. Haben leider auch immer das Getreidefutter gefüttert früher  :traurig:

Überall hört man aber trotzdem, dass man dünnen Meerschweinchen Haferflocken oder Kleie anbieten soll, viele päppeln auch damit.
Nun zählt das ja auch zu Getreide und hat die üblichen Eigenschaften, ist das wirklich sinnvoll?

Ich meine, im Notfall (z.B. bei einem stark abgemagerten Notschwein) wäre es mir lieber, dass das Schweinchen erst mal etwas zunimmt und danach kümmere ich mich um die Darmflora und eine gesunde Ernährung.
Und bei Schweinchen, die nicht mehr lange leben werden und sowas gerne nehmen würde ich eine Ausnahme machen... aber ansonsten ist es doch sicher nicht gut, dass z.B. im Winter zuzufüttern, wie oft geraten wird?

Saubergschweinchen:
Also für mich ist Getreide nicht prinzipiell ungeeignet aber für gewisse Tierarten einfach unnötig. Meine Kaninchen bekamen durchaus Getreide, besonders im Winter aber hier habe ich immer darauf geachtet das diese thermisch aufgeschlossen und somit besser verdaulich waren.

Meerschweinchen bekommen schnell Probleme bei der Fütterung von zu viel Stärke, daher finde ich Kulturgetreide aufgrund des riesigen Stärkekörpers sehr ungeeignet. Beim Verfüttern von mehlhaltigen Saaten gingen mir die Tiere aus dem Leim also verschwanden Hirse, Buchweizen und Co. wieder aus der Saatenmischung. Die besteht im Moment aus einer Basis aus aromatischen Ölsaaten und wird hier und da mal durch andere Ölsaaten ergänzt, damit halten meine Tiere ihr Gewicht und sie fressen auch keine riesigen Mengen.
Hab ich nun einen geriatrischen Patienten oder muss aus anderen Gründen Masse an die Tiere füttern erhöhe ich zuerst den Anteil an Wurzelgemüse und wenn das nix bringt dann würde ich wieder auf Mehlsaaten zurückgreifen aber niemals auf Kulturgetreide.

Es gibt viele Züchter und Aussenhalter die im Winter Haferflocken beimischen, das sind aber meist auch Leute die auch getreidehaltige Pellets füttern. Und da bin ich der Meinung ist der Hauptaspekt finanzieller Art. Es ist recht günstig die Tiere im Winter so bei Kondition zu halten und schnell hat sich das der Liebhaber abgeschaut, dazu die Argmentation das Haferflocken thermisch aufgeschlossen sind und darum nicht schaden und schon manifestiert sich das.

Für Meerschweinchen ist das keine gute Lösung, sie sind einfach nicht auf diese Stärkemengen ausgelegt und Getreide hat keine Vorteile die man nicht noch besser mit einer durchdachten ad lib Fütterung erreichen könnte.


--- Zitat ---Ich meine, im Notfall (z.B. bei einem stark abgemagerten Notschwein) wäre es mir lieber, dass das Schweinchen erst mal etwas zunimmt und danach kümmere ich mich um die Darmflora und eine gesunde Ernährung.
--- Ende Zitat ---

Und so denken eben viele, aber das ist gesundheitlich absolut nicht sinnvoll. Ich habe ja im Sommer Caligula aus der leeren Wohnung übernommen, mit knapp 500g völlig verhungert. Die Tiere sind bis dato oft viel zu trocken ernährt, kennen nur Heu und Winzmengen Gemüse und sicher noch ein Kuntibunti. Dann übertrieben gesagt eine "Stärke-Mast" anzuschließen belastet die Leber sehr und kann tüchtig nach hinten los gehen. Der Körper muss sich langsam und über artgemäße Nahrung stabilisieren und wird dann ganz von selbst wieder Substanz aufbauen. Caligula hab ich mit Wiese und Laub wieder hochgefüttert und nun wiegt er ein gutes Kilo ganz ohne die üblichen "tricks"  ;)

Vio:
Danke dir :-)

Das mit dem Getreide im Notfall ist echt so eine Sache... ich meine wirklich, wenn gar nichts anderes geht, zum Aufpäppeln.
2005 kam die ca. 1 1/2 jährige Trixie damals zu mir und wog knapp 550 g. An ihr hingen Fell und Haut nur so runter und die Zähne waren unglaublich verunstaltet. Sie saß bei einem Mädel, was sie konsequent vom Futter wegbiss (Lippen und Ohren zerfleddert, ist aber eig. ne längere Geschichte) und die Halter hatten nichts bemerkt, wohl aber ich, die die Tiere in Urlaubsbetreuung hatte. Sie bekam dann Aufbauspritzen und eine Korrektur der Zähne (vermutlich keine gute, aber naja...).

Das Problem war, dass Trixie die ersten 4 Wochen nur und ausschließlich getrocknete kleine Brotwürfel aß. Nichts sonst, ich bin fast verzweifelt, obwohl ich damals noch dachte, Getreide sei ok, war mir schon klar, dass das so nicht gesund sein kann auf Dauer. Von alleine hat sie 2 Wochen lang auch nicht gefuttert, man musste es ihr hinhalten. Ich bin also auch nachts dauernd aufgestanden und hab ihr diese kleinen Brotwürfel gegeben. Das meinte ich mit, da wäre es mir erst mal lieber, dass das Schwein überhaupt was isst und etwas Substanz bekommt und dann nachher kann man umstellen...

So einen Extremfall habe ich aber nie wieder gehabt, ich weiß nicht, was mit der Kleinen los war... Sie hat sich im Laufe der nächsten Wochen langsam wieder an eine normale Fütterung gewöhnt und lebte bei mir bis 2010 (9 Jahre alt) bis sie (vermutlich) an Schweinchenlähme starb (oder an was anderem, sie war auf jeden Fall innerhalb von einer halben Stunde aufsteigend gelähmt, hatte glänzende Augen, versuchte Gras zu futtern, konnte aber nicht mehr Schlucken und war kurz später tot; als Anzeichen sah man 2 Tage vorher nur eine leicht "ruckige" Atmung).

Noodlz:

--- Zitat von: Steffi am 02. Dezember 2014, 18:22 Uhr ---
Und so denken eben viele, aber das ist gesundheitlich absolut nicht sinnvoll.

--- Ende Zitat ---


Mensch, das ist ganz zufällig die Beobachtung, die ich heute beim Wiegen gemacht und gerade in diesem Thema geschrieben habe:

http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=585.new#new

Murx Pickwick:

--- Zitat ---
Das Problem war, dass Trixie die ersten 4 Wochen nur und ausschließlich getrocknete kleine Brotwürfel aß. Nichts sonst, ich bin fast verzweifelt, obwohl ich damals noch dachte, Getreide sei ok, war mir schon klar, dass das so nicht gesund sein kann auf Dauer. Von alleine hat sie 2 Wochen lang auch nicht gefuttert, man musste es ihr hinhalten. Ich bin also auch nachts dauernd aufgestanden und hab ihr diese kleinen Brotwürfel gegeben. Das meinte ich mit, da wäre es mir erst mal lieber, dass das Schwein überhaupt was isst und etwas Substanz bekommt und dann nachher kann man umstellen...
--- Ende Zitat ---

Trixie scheint so wenig gefressen zu haben, daß der Magen anfing, sich zu leeren - das ist bei einem Tier, was daran angepaßt hat, den Magen immer bis Anschlag gefüllt zu haben, eine einzige Katastrophe, denn es wird genauso viel Magensäure in den Magen abgegeben, als wenn der Magen prall gefüllt ist ... mit dem Ergebnis Sodbrennen!
Vor allem, wenn dann auch noch durch den Energie- und Nährstoffmangel der Schluckmuskel nicht mehr richtig funktioniert, steigt ihr der Mageninhalt bis ins Maul ... die Folge sind Appetitlosigkeit, Halsschmerzen, Brennen im Maul und die Suche nach irgendetwas, was die Magensäure aufsaugt oder neutralisiert. Da gibts nur zwei sehr effektive Möglichkeiten: Brot oder Natriumhydrogencarbonat (Bullrichsalz, Backsoda). Bullrichsalz hat allerdings den Nachteil, daß bei der Reaktion Salzsäure plus Bullrichsalz unter anderem das Gas Kohlendioxid freiwird ... auch, wenn es eigentlich die natürlichere Variante der Magensäureneutralisation wäre.

Trixie hat also über das Brot erstmal den Magen wieder in Ordnung bringen können - danach erst konnte sie sich dem Ausgleich der Nährstoffmängel widmen.


--- Zitat ---So einen Extremfall habe ich aber nie wieder gehabt, ich weiß nicht, was mit der Kleinen los war... Sie hat sich im Laufe der nächsten Wochen langsam wieder an eine normale Fütterung gewöhnt und lebte bei mir bis 2010 (9 Jahre alt) bis sie (vermutlich) an Schweinchenlähme starb (oder an was anderem, sie war auf jeden Fall innerhalb von einer halben Stunde aufsteigend gelähmt, hatte glänzende Augen, versuchte Gras zu futtern, konnte aber nicht mehr Schlucken und war kurz später tot; als Anzeichen sah man 2 Tage vorher nur eine leicht "ruckige" Atmung)
--- Ende Zitat ---
Und auch das war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Meerschweinchenlähme, sondern eine versagende Niere mit folgendem Versagen weiterer Organe einschließlich des Zusammenbruchs des Kreislaufsystems. Man nennt sowas gemeinhin den natürlichen Tod ... und ist bei Trixie wie im Lehrbuch abgelaufen!
Ich hab inzwischen viele Tiere so sterben sehen, einschließlich gesund erscheinender, aber alter Wildtiere. Einige wissen, daß sie nun sterben, die versuchen erst gar nicht mehr zu fressen - andere scheinen das gar nicht mehr mitzubekommen und versuchen normal weiterzuleben, trotzdem das gar nicht mehr geht.

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