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Wenn ich sehe, wie meine Schweinchen Gas geben und in kürze eine Strecke von 6-8m flitzen... Wie aktiv sie sind, wie viel sie entdecken wollen und springen und popcornen können, Abenteuer erleben dürften, wenn man sie lässt...
Präambel: Dieses Merkblatt gilt für Hausmeerschweinchen mit einem Gewicht bis etwa 1,5 kg, die als Heimtiere gehalten werden. Die Haltung schwererer Tiere (Cuy-Meerschweinchen) erfordert einen deutlich höheren Platzbedarf und ist daher nicht Gegenstand dieses Merkblatts. In dieses Merkblatt flossen die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Bedürfnisse von Meerschweinchen ein (z. B. Harrup, AJ., Rooney, N., 2020; Kaiser S., Krüger C., Sachser N. 2010). Insbesondere das Sozialverhalten und das Bewegungsbedürfnis, aber auch die Aktivitätsphasen der Tiere wurden lange Jahre unterschätzt und zu wenig berücksichtigt. Deshalb können die bislang in den Merkblättern geltenden Grundlagen nicht mehr die Anforderungen an eine tiergerechte Unterbringung erfüllen und waren zu ändern. Tierhaltern, welche am Wohl ihrer Tiere interessiert sind, sollen diese neuen Vorgaben als Richtschnur für eine Anpassung der Haltung und auch insbesondere bei Neuanschaffungen zur Überlegung dienen, inwieweit die Bedürfnisse erfüllt werden können. Wir möchten darauf hinweisen, dass es in der Zuständigkeit der jeweiligen Behörde steht, hier angemessene Übergangsfristen etc. zu gewähren. Dieses Merkblatt ist eine Abhandlung eines Sachverständigengremiums zur Darstellung der Bedürfnisse dieses Heimtieres vor dem Hintergrund der Anforderungen des § 2 TierSchG. Unter anderem aufgrund des großen Bewegungsbedarfs und des komplexen Sozialverhaltens ist die Haltung von Meerschweinchen aufwendig und erfordert umfassendes Wissen. Die bisher häufig übliche reine Käfighaltung ist aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht tiergerecht. Ein Umdenken ist dringend erforderlich. Meerschweinchen können sowohl in Innen- als auch in Außenhaltung gehalten werden, wobei die Erfüllung ihrer Bedürfnisse stets an erster Stelle stehen muss. Meerschweinchen sind keine Schmusetiere, sie sollten nur dann gestreichelt werden, wenn sie freiwillig den Kontakt zum Menschen suchen und jederzeit die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen.
Ernährung: Meerschweinchen sind sogenannte Dauerfresser und müssen sehr viele kleine Portionen über den ganzen Tag verteilt fressen. Grundfutter muss somit immer zur Verfügung stehen. Als reine Pflanzenfresser haben Meerschweinchen einen auf die Verwertung von Rohfaser ausgerichteten Darmtrakt. Fütterungsfehler können zum Tod führen. Futterumstellungen (z.B. von Heu auf Gras, Gewöhnung an Kohl, etc.) müssen langsam erfolgen, damit sich die Darmflora anpassen kann. Grundfutter für Meerschweinchen sind frische oder getrocknete Pflanzenteile: frischer Wiesenschnitt bzw. hochwertiges Heu. Bei reiner Heufütterung muss täglich eine ausgewogene Mischung an Frischfutter gegeben werden. Empfohlen werden ca. 200 g Frischfutter pro kg Körpergewicht: davon 70% Grünfutter (z.B. Gräser, Kräuter, Bittersalate), 20% Gemüse (z.B. Fenchel, Paprika, nur wenig Wurzelgemüse) und max. 10 % Obst. Viele Pellet-, Getreide- und Luzernemischungen sowie Leckerlis und Salz- bzw. Lecksteine sind ungeeignet (zu zucker- und energiereich, zu hoher Calcium- bzw. Natriumgehalt etc.). Wasser in guter Qualität muss immer (auch bei reiner Fütterung von Frischfutter) verfügbar sein, idealerweise in einer Schale. Die Abnutzung der lebenslang wachsenden Zähne erfolgt primär über das Kauen des rohfaserhaltigen Grundfutters. Zur Beschäftigung sollten zusätzlich Äste z.B. von ungespritzten Obstbäumen, Weide, Haselnuss angeboten werden. Kotfressen ist keine Verhaltensstörung, sondern dient der Aufnahme der im Darm von Bakterien produzierten Vitamine und Eiweiße. Meerschweinchen können Vitamin C nicht selbst herstellen und leiden daher häufig an Skorbut. Die ausreichende Versorgung mit Vitamin C ist vorzugsweise über die Nahrung (Frischfutter) sicherzustellen.
UnterbringungFür eine Dauerhaltung von zwei bis vier Meerschweinchen sollte eine Grundfläche von mindestens 2 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier muss die Fläche um mindestens 0,5 m² vergrößert werden. Dafür kommen mehrere Haltungssysteme in Frage: z.B. Zimmergehege und ganzjährige Außenhaltung. Ein Käfig, dieser muss mindestens 120 x 60 x 50 cm (LxBxH) groß sein, kann in das Gehege integriert sein. Der Käfig darf nur als Rückzugsmöglichkeit verwendet werden, dazu muss er ständig offen stehen (Türchen abbauen, bzw. nur die Unterschale verwenden) und es ist darauf zu achten, dass die Käfigwanne bspw. durch Brücken für die Tiere überwindbar ist. Um die Fläche des Geheges noch weiter zu vergrößern, lassen sich mit etwas Geschick verschiedene durch flache, gesicherte Rampen oder Stufen erreichbare Ebenen einbauen. Das Haltungssystem muss mit einer ausreichenden Anzahl an Rückzugsmöglichkeiten, z. B. Schlafhöhlen (pro Tier mind. eine Höhle, mit mindestens 2 Ausgängen) und dazu noch Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten (z.B. Korkröhren) ausgestattet sein. Auch Hängematten werden gerne angenommen. Laufstrecken sollten zumindest teilweise überdacht sein. Wird eine Heuraufe verwendet, so sollte sie entweder von außen angebracht oder abgedeckt sein. Meerschweinchen nutzen sie sonst gerne als Schlafplatz und können sich durch Hängenbleiben verletzen. Die Raufe muss so angebracht sein, dass die Tiere in normaler Körperhaltung fressen können.AußenhaltungEine ganzjährige Außenhaltung von Meerschweinchen ist möglich, dafür eignen sich vorrangig kurzhaarige Rassen. Allerdings müssen die Tiere an das Außenklima gewöhnt werden (der Umzug nach draußen sollte frühestens im Mai und spätestens Anfang September erfolgen). Die Tiere sind langsam an die Aufnahme von Gras zu gewöhnen – falls sie es nicht von der täglichen Frischfuttergabe gewohnt sind. Die Grünfläche darf nicht frisch gedüngt oder mit Unkrautvernichtungsmitteln behandelt sein, sonst treten Vergiftungserscheinungen auf. Erforderlich für die tiergerechte Außenhaltung ist ein strukturierter Auslauf (mindestens 2 m² für zwei bis vier Meerschweinchen, für jedes weitere Tier muss die Fläche um mindestens 0,5 m² vergrößert werden) mit einem entsprechend groß dimensionierten, witterungsgeschützten Bereich (Schutz vor Niederschlag und direkter Sonneneinstrahlung). Meerschweinchen benötigen zwingend ein frostfreies, gut isoliertes Schutzhaus/Stall mit Häuschen als Rückzugsmöglichkeit. Kondenswasserbildung ist auf jeden Fall zu vermeiden (Schimmelbildung!). Im Winter muss das Schutzhaus u.U. mit Hilfe einer Wärmequelle (z.B. Rotlichtlampe) temperiert werden. Das Gehege muss gegen Entweichen gesichert sein und Schutz vor Fressfeinden (z.B. Fuchs, Marder, Greifvögel, Katzen) bieten. Auch im Freilauf benötigen die Tiere viele Unterschlupfmöglichkeiten. Meerschweinchen sind hitzeempfindlich, deshalb muss die Hälfte (mind. 1 m²) der Fläche mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten ständig im Schatten liegen (Sonnenverlauf beachten!); bei Tieren mit unpigmentierter Iris (roten Augen) die gesamte Fläche. Trinkwasser muss ständig zur Verfügung stehen. Bei der Haltung auf Balkonen/Terrassen aber auch im Garten können kurzfristig Temperaturen auftreten, die den Tieren nicht zuträglich sind. Hier muss frühzeitig mit geeigneten Maßnahmen (z.B. Beschattung, isoliertes Schutzhaus, zusätzliche Trinkwasserversorgung) entgegengewirkt werden, ggf. müssen sie an einen geeigneteren Standort verbracht werden, da bei Temperaturen über 28 °C tödlich verlaufende Hitzschläge auftreten können.InnenhaltungEmpfohlen wird die Haltung in einem meerschweinchensicheren Zimmer oder einem entsprechend großen und strukturierten Gehege. Der Untergrund muss rutschfest und die Haltungseinrichtung ausreichend strukturiert sein. Idealerweise sind unterschiedliche weiche Untergründe zu verwenden. Als Einstreu, falls erforderlich, können Materialien wie z. B. Hobelspäne oder Hanf dienen. Holzpellets und Hackschnitzel sind nur als Unterstreu geeignet, Katzenstreu ist ungeeignet. Mit Decken und Tüchern kann der Boden rutschfest gestaltet werden.PflegeKot und Urin sind täglich zu entfernen. Wasserbehälter sind täglich gründlich zu reinigen (z.B. mit einer Bürste). Nicht gefressenes Frischfutter und auch Heu sind täglich auszutauschen. Die Tiere sind täglich in Augenschein zu nehmen (z.B. während der Fütterung). Viele Krankheiten entwickeln sich schleichend und relativ unbemerkt. Die sicherste Methode um Krankheiten rechtzeitig zu erkennen ist eine Kontrolle des Gewichts, der Schneidezähne, der Krallen, aller Körperöffnungen und des Fells. Die Kontrolle sollte regelmäßig erfolgen. Dabei sind auffällige Tiere unverzüglich einem Tierarzt vorzustellen. Futterverweigerung stellt immer einen Notfall dar! Verletzte und erkrankte Tiere müssen in den Sommermonaten sowohl in Innen- als auch Außenhaltung vor einem Fliegenmadenbefall mit entsprechenden Schutznetzen geschützt werden. Meerschweinchen leiden häufig unter pilz-und/oder milbenbedingten Hautveränderungen (z.B. kahle Stellen, schuppige Beläge). Hier ist umgehend der Tierarzt hinzuzuziehen. Hautpilzerkrankungen können auch auf den Menschen übertragen werden. Um Stress für die Tiere zu vermeiden, sind sie vorsichtig und schrittweise durch Training an das Handling zu gewöhnen. Wenn untrainierte Meerschweinchen festgehalten werden müssen, ist das grundsätzlich mit Stress verbunden. Das Stillhalten der Tiere ist kein Zeichen von Wohlbefinden, sondern von Angst (Schreckstarre). Bei unsachgemäßem Handling kann es aufgrund der geringen Knochendichte zu Knochenbrüchen kommen. Meerschweinchen sollten immer körpernah fixiert werden. Zum Hochheben der Tiere fixiert eine Hand den Brustkorb, die andere Hand unterstützt das Becken, möglichst, ohne sich über das Tier zu beugen (Greifvogeleffekt). Das Hochheben mit Nackengriff oder nur mit einer Hand ist abzulehnen. Meerschweinchen sind zumindest anfangs nicht zahm und sehr scheu. Es erfordert viel Geduld und Behutsamkeit, damit die Tiere zutraulich werden. Kinder müssen daher im Umgang mit Meerschweinchen angeleitet werden. Langhaarmeerschweinchen benötigen Fellpflege.Weitere TierschutzaspekteMeerschweinchen sind sozial lebende Tiere, daher ist eine Einzelhaltung grundsätzlich abzulehnen. Als gesellige Tiere müssen Meerschweinchen mindestens zu zweit, besser noch als Gruppe gehalten werden. Empfehlenswert ist die Haltung eines sozial kompetenten sterilisierten oder kastrierten Männchens mit einem oder mehreren Weibchen oder reiner Weibchengruppen. Dauerhafte Unverträglichkeiten beruhen häufig auf einem zu geringen Platzangebot und mangelnden Rückzugsmöglichkeiten für jedes einzelne Tier. Werden erwachsene Tiere vergesellschaftet, so sollte dies behutsam und unter stetiger Überwachung auf neutralem Boden durchgeführt werden. Eine Vergesellschaftung von Meerschweinchen mit anderen Kleinsäugern (z.B. Kaninchen) ist aufgrund des unterschiedlichen Verhaltens grundsätzlich nicht tiergerecht. Auch können für Meerscheinchen potentiell tödlich verlaufende Atemwegsinfektionen von Kaninchen übertragen werden. Laufleinen und Geschirre sind für Meerschweinchen grundsätzlich ungeeignet und kein Ersatz für Freilauf. Meerschweinchen nagen nicht nur Holzteile an, sondern beispielsweise auch ungesicherte Stromkabel (Gefahr für Tier und Mensch). Einige Zuchtformen sind als Qualzucht anzusehen. Dazu zählen unserer Meinung nach Skinny- und Baldwinmeerschweinchen, extreme Langhaarformen, Rex- und Alpakameerschweinchen mit gekräuselten Tasthaaren. Bei bestimmten Satinmeerschweinchen und Mischlingen mit Satinanteil tritt häufiger als bei anderen Rassen eine schmerzhafte und zum Teil tödlich verlaufende Skeletterkrankung, die sogenannte Osteodystrophie auf, welche eine Euthanasie unumgänglich macht.
Für eine Dauerhaltung von zwei bis vier Meerschweinchen sollte eine Grundfläche von mindestens 2 m² zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier muss die Fläche um mindestens 0,5 m² vergrößert werden. Dafür kommen mehrere Haltungssysteme in Frage: z.B. Zimmergehege und ganzjährige Außenhaltung. Ein Käfig, dieser muss mindestens 120 x 60 x 50 cm (LxBxH) groß sein, kann in das Gehege integriert sein. Der Käfig darf nur als Rückzugsmöglichkeit verwendet werden, dazu muss er ständig offen stehen (Türchen abbauen, bzw. nur die Unterschale verwenden) und es ist darauf zu achten, dass die Käfigwanne bspw. durch Brücken für die Tiere überwindbar ist. Um die Fläche des Geheges noch weiter zu vergrößern, lassen sich mit etwas Geschick verschiedene durch flache, gesicherte Rampen oder Stufen erreichbare Ebenen einbauen. Das Haltungssystem muss mit einer ausreichenden Anzahl an Rückzugsmöglichkeiten, z. B. Schlafhöhlen (pro Tier mind. eine Höhle, mit mindestens 2 Ausgängen) und dazu noch Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten (z.B. Korkröhren) ausgestattet sein. Auch Hängematten werden gerne angenommen. Laufstrecken sollten zumindest teilweise überdacht sein.
Ich weiß nicht, ob man tatsächlich zu Auslauf "verpflichten" sollte.
Und ja die Tiere sollen sich nicht verschlechtern ( bei der Abgabe aus notstationen, Tierheimen ect ) aber wenn dort viele Tiere aufgenommen werden müssen oder wie immer wieder phasenweise massenhaft abgegeben werden, und aufgrund Platzmangel auch oft in Käfigen untergebracht werden ( wie teils in einem Tierheim hier ) dann finde ich einen 2 qm EB mit Verbesserungspotential vielleicht eine Überlegung wert...
Um die Fläche des Geheges noch weiter zu vergrößern, lassen sich mit etwas Geschick verschiedene durch flache, gesicherte Rampen oder Stufen erreichbare Ebenen einbauen.