Autor Thema: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen  (Gelesen 7635 mal)

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Tiny

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Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« am: 29. November 2014, 10:28 Uhr »
Hallo,

ich wollte mal fragen, welche Erfahrungen ihr gemacht habt.

Bei mir liegen die Würfe eigentlich immer so, dass zwischen den einzelnen lange Pausen sind. Kaum einmal habe ich zwei Würfe zusammen oder kurz hintereinander.
2x bisher. Und die meisten sagen ja, besser mehrere Mütter in einer Gruppe, die dann zusammen werfen und sich gemeinsam um die Babys kümmern.
Beim ersten Mal haben die beiden Mütter (Halbschwestern) im Abstand von einem Tag geworfen. Die Babys haben sich ,vom Gewicht her, schlecht entwickelt. Viel abgenommen, wenig bis gar nicht zugenommen, dann wieder abgenommen. Ich habe auch beobachtet, dass die Mütter die jeweils anderen Jungtiere rüde behandelt haben. Auch die Mütter waren sich plötzlich nicht mehr so grün wie vorher. Ich habe sie dann, gegen Anraten, getrennt, und vom ersten Tag an gingen die Gewichte stetig hoch, in großen Schritten. Und die, nun zwei, Gruppen waren in sich sehr harmonisch.
Jetzt hatte ich bewusst zwei Mädels, die sich gut verstehen, beim Bock.
Die erste hat geworfen, die andere ließ noch zwei Wochen auf sich warten. Als die Babys da waren, wurden sie von der trächtigen Sau auch sehr rüde behandelt. Dann kam der zweite Wurf, und die ältere Mama hat dann den neuen Wurf ebenso rüde behandelt. Zudem fingen die Mütter an sich zu mobben. Die Gewichte der Babys waren so niedrig und sie nahmen nicht richtig zu, dann wieder ab. Ein Bub hatte eine Woche nach Geburt noch nicht mal sein Geburtsgewicht wieder. Der ältere Wurf hatte nach drei Wochen um die 170g.
Auch die Babys untereinander waren zänkisch, die großen gegen die kleinen.
Vor ein paar Tagen habe ich sie dann getrennt, und auch da, der kleine Sorgenmann nahm in zwei Tagen 24g zu. Auch alle anderen nehmen gut zu.

Hat jemand auch schon solch eine Erfahrung gemacht? Oder hat eine Ahnung, woran das liegen kann? 
Die Mütter kannten sich alle, haben sich auch gut verstanden. Platz ist ausreichend vorhanden, Futter ebenso.

Ich würde nun lieber, nach den Erfahrungen, keine zwei Mütter zusammen ihre Kinder bekommen und großziehen lassen. Auch wenn die Meinung dahin geht, dass das doch besser wäre für alle.


Takenya

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 1 am: 29. November 2014, 12:05 Uhr »
Hallo Tiny,

ich weiß leider nicht, was die Ursache für die von dir beschriebene Problematik sein könnte. War es denn der erste Wurf der beiden oder gab es irgendwas anderes was sie extrem unter Stress gesetzt haben könnte? Das Verhalten der Mütter, aber zumindest das Entwicklungsproblem der Kleinen klingt für mich irgendwie nach Stress als Ursache.

Ich seber züchte nicht und habe deshalb keine Vergleichswerte. Allerdings hatte auch ich dieses Frühjahr zwei Würfe, da ich zwei trächtige Notschweinchen aufgenommen hatte. Beide kannten sich schon lange. Für eine der beiden war es bereits die zweite Trächtigkeit während das andere Mädel erstmals trächtig war. Die Würfe kamen im Abstand von einer Woche und es gab weder Probleme zwischen den Müttern noch gegenüber den Babys. Im Gegenteil, alle Babys wurden von beiden Müttern versorgt. Die haben da schon bald keinen Unterschied mehr zwischen eigenem und fremden Kind gemacht. Und auch die Babys untereinander verhielten sich wie ein großer Wurf.

lg Takenya

Katharina

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 2 am: 29. November 2014, 12:34 Uhr »
Meine Erfahrungen mit Notschweinchen sind ähnlich wie sie Takenya beschreibt. Wenn da gleichzeitig oder fast gleichzeitig Babies kamen, dann wurden sie gemeinsam betreut, war eine Mutter gerade unterwegs, dann scharte sich alles um die andere....war wirklich fast wie "Kindergarten", wo man die Kleinen in Obhut geben kann, wenn man andererweitig beschäftigt ist. ;-)

Auch andere Weibchen kümmerten sich um die Kleinen. Konflike zwischen den Müttern gab es praktisch keine, zwischen den Babies auch nicht.

An eine Situation kann ich mich aber noch erinnern: Da wollte eine der Schweine-Mamas die "fremden" Babies nicht mehr rausrücken, das waren plötzlich alles ihre. Sie sind dann aber nach ein paar Minuten ausgebüxt und von selber zu eigenen Mutter gelaufen. Also richtig Zank gab es da auch nicht.

Wie sind denn die Platzverhältnisse und die Gehege bei dir gestaltet? :frage: Vielleicht gibt es da mögliche Ursachen für das Verhalten deiner Tiere? Wie sind die Rückzugsmöglichkeiten? Bei mir waren damals alle Tiere beieinander, tragende und nicht tragende Weibchen und die Mütter mit den Babies. Es war relativ eng... :roll: Ich hatte damals einen ca. 12 Quadratmeter großen Raum für etwa 10 bis 20 Tiere (inklusive Babies gerechnet) Darin standen etliche eingestreute Käfigunterschalen verteilt, in der Mitte vom Raum waren Teppiche. Die Schalen und der Mittelraum waren mit Brücken und Rampen verbunden.

Die Babies - sofern sie gesund und bei der Geburt nicht zu klein waren - entwickelten sich gut. Ich hatte da auch Problemgeburten und behinderte Babies dabei, da war die Sache anders. :traurig:

Aber im Normalfall lief alles gut...

Liebe Grüße
Katharina :ms2:

Saubergschweinchen

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 3 am: 29. November 2014, 17:07 Uhr »
Du hast nur die Mütter zusammen? Keine anderen/älteren Weibchen? Keinen Kastraten? Also keine schöne Gruppe in der sich die Mütter sicher und wohl fühlen können?

Meerschweinchen sind hoch soziale Tiere und entgegen vieler Züchter bin ich der Meinung das es eben nicht egal ist mit wem die Tiere zusammensitzen. Ich verädnere keine Gruppenstruktur für Verpaarungs oder Geburtszwecke. Die Weibchen bleiben wo sie sind, in ihrer Gruppe, bei ihrem Kastraten. Der eben auch dazwischen geht wenn die Mädels zu zicken anfangen. Wo auch Tanten und ältere Weibchen Babysitten wenn es den Erstmüttern zu viel wird. Wo weder andere Jungtiere noch andere Sauen gemobbt werden einfach weil ich darauf achte das sie naturnahe im Harem bzw. in in der Mischgruppe geboren werden, aufwachsen können und nur zur Brunstverpaarung zum Bock gehen. Positiver Stress für ein paar Stunden und dann die ganze Trächtigkeit lang Entspannung in gewohnter Umgebung.
Krabbelgruppen oder gar das Weibchen mit seinen Jungen zu separieren kommt für mich nicht in Frage. Für mich ist das das Einmaleins der Meerschweinchenhaltung bei dem man sich auch als Züchter keine Sonderrechte rausnehmen sollte.

Jungtiere die sich unter den vom Züchter geschaffenen Bedingungen nicht gut entwickeln sind ein Alarmsignal bei dem unbedingt die Ursache gefunden werden muss. Das fängt bei den passenden Verpaarungen an (lässt sich ein Weibchen von einem Bock länger als zwei Zyklen nicht decken passt es vlt. einfach genetisch nicht und man sollte es lassen). Dann braucht eine Erstgebärende ein älteres, erfahrenes Weibchen bei dem sie sich den Umgang mit Jungtieren abschauen kann. Gruppen in denen Jungtiere aufwachsen müssen harmonisch und von gestaffelten Alter sein. Nur Jungspunde können keine soziale Gruppe ergeben und sind keine gute Basis zur Aufzucht.

Ich meine auch das hatten wir zwei alles schonmal, aber naja das ist für hier ja auch sehr nützlich. Stelle dir harmonische Gruppen zusammen und dort lässt du die Weibchen. Ich weis ich schwimme gegen den Strom aber ich finde es weder für den Bock noch für das Weibchen tiergerecht wenn sie zur Verpaarung vergesellschaftet und dann nach 2 Monaten wieder auseinander gerissen werden. So funktionieren auch keine Bockgruppen und wenn man nicht ständig Jungtiere hat hock der Bock sicher allein wenn er gerade kein Weibchen hat.
Das ist nicht mein Weg.

Ich fände es sehr schade für die Tiere wenn du nun deiner "Erfahrung" folgst und die Weibchen mit den Jungtieren seperierst. So verwehrst du den Tieren sämtliche Sozialisation und junge Weibchen sind noch viel schneller überfordert.

Tiny

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 4 am: 29. November 2014, 18:12 Uhr »
Sie laufen zusammen in einer Gruppe mit einem Kastraten, und die Mädels waren vor der VP auch zusammen. Platz haben sie genügend. ca. 5qm nur Grundfläche, dann noch verschiedene Ebenen, dazu noch ein Podest von ca. 3qm, das alles für zwei Muttertiere, einen Kastraten und nun 6 Babys.

Da ich keine große Zucht habe, und nur wenige Verpaarungen (max. 5 VP pro Jahr), habe ich leider nicht die Möglichkeiten wie du Steffi. Und da in jeder Gruppe erfahrenen Mütter in Rente laufen, sowie kompetente Kastrate, mache ich mir für die kommenden Würfe keine große Sorgen, denn die einzelnen Würfe waren absolut unproblematisch. Auch wenn es, wie jetzt, die ersten waren.

In beiden Fällen liefen allerdings wenig erfahrene Kastraten, in der jetzigen Gruppe sogar ein evtl auch überforderter Kastrat. Dieser trampelte erst ständig auf und über die Jungtiere. Und auch schlichtet er keine Streitigkeiten. Zudem ist er sehr unruhig.

Ich habe nur drei Mädelsgruppen mit Kastrat. Wie geschrieben, meine Zucht ist nur sehr klein, wenige Zuchtsauen und noch weniger Zuchtböcke.

Und ich möchte auch NICHT vergrößern. Der nächste Wurf, der erwartet wird, fällt in einer Gruppe mit einem tollen Kastraten und einer super guten Mutter in Rente. Und der nächste geplante ebenso.

Tiny

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 5 am: 29. November 2014, 18:16 Uhr »
Ach, ich seh grad, ich habe vergessen zu schreiben, dass die Mütter zwar nicht mehr zusammen sind, aber noch Gesellschaft haben. Sie laufen jetzt nicht traurig und alleine irgendwo mit den Jungen rum.

Sorry, hab ich gerade erst gelesen. Hätte ich dazu schreiben sollen.

Saubergschweinchen

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 6 am: 29. November 2014, 18:37 Uhr »
Zitat
Da ich keine große Zucht habe, und nur wenige Verpaarungen (max. 5 VP pro Jahr), habe ich leider nicht die Möglichkeiten wie du Steffi.

Was habe ich denn für Möglichkeiten? Meine Mädels leben momentan alle in einer Gruppe mit einem erfahrenen und einem Frühkastraten. Die Böcke in zwei anderen Gruppen. Ich hatte dieses Jahr einen einzigen Wurf  :pfeif: Und habe bei weitem nicht deine Platzverhältnisse aber ich interessiere mich für das Sozialleben meiner Tiere und würde ich merken das da was nicht glatt läuft oder gar ein Kastrat überfordert ist würde ich an der Gruppe etwas verändern.
Du wirst sicher auch anderswo zu lesen bekommen das die gemeinsame Aufzucht mehrerer Würfe in der Großgruppe problemlos möglich ist und auch die natürlichste Form der Aufzucht. Wenn das nicht funktioniert stimmt was anderes nicht.
Wie sind die Weibchen aufgewachsen? Wie lange waren sie bei der Mutter? In welcher Gruppenstruktur? Hatten sie ältere Tiere an denen sie sich orientieren konnten oder nur jugendliche Gesellschaft?
Auch Weibchen rappeln mit ca. einem Jahr, fällt das mit dem ersten Wurf zusammen und sie haben keine stabile Gruppe kann es durchaus haarig werden.
Aber das sind Grundlagen, Verädnerungen...das Umsperren von Weibchen mit Jungtieren...das ist alles Stress und dementsprechend kontraproduktiv für die Entwicklung der Jungtiere und auch der Weibchen, denn die sind noch jung.
Ich habe mir vor Zuchtstart extra noch ältere Weibchen dazugeholt und auch ganz absichtlich alle Tiere in eine Gruppe gepackt. Nur so erlernen die Tiere volle soziale Kompetenz.
Ohne Alttiere - keine Sozialisation und daraus resultierender Stress.

Tiny

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 7 am: 30. November 2014, 09:52 Uhr »
Bevor ich dir, Steffi, das Feld hier überlasse, noch ein Komentar.

Wenn du nur einen Wurf hattest, kannst du ja nun nicht von eigenen Erfahrungen sprechen. Oder sehe ich das falsch?

Und wenn die Tiere lange Stress hatten in der Situation, in der sie waren, dann ist Umsperren eine kurze Stresssituation.
Und ich beobachte meine Tiere auch sehr genau, und täglich. Wenn ich jetzt sehe, wie alle, Mütter wie Jungtiere, aufblühen, zusammen toben, oingen, popcornen, rennen, super gut fressen, toll zunehmen, und vorher das alles nicht so war, dann war das eine gute Entscheidung, und der Stress ist nun beendet. Das steht doch wohl vor dem, was allgemein als besser gesehen ist, in diesem Fall aber nicht funktioniert hat.

Sicherlich hätte ich auch gerne den optimalen Fall, und sicher werde ich, falls ich zwei zu erwartende Würfe gleichzeiteig habe, den Familienverband wählen. Gar keine Frage, aber wenn es nicht funktioniert, wähle ich eine andere Form, um den Stress zu beenden.  Oder sollte ich sie in der Situation lassen, um des Familienverbandes Willen?
Man muss einfach von Fall zu Fall entscheiden.

Wie meine Sauen aufgewachsen sind, muss ich die Züchterin fragen. Die anderen Sauen in Aufzucht leben in schönen, harmonischen Gruppen. Der nächste Wurf wird auch in einer solchen Gruppe fallen.

Und ob ein Kastrat z.B. mit Jungtieren überfordert ist, kann ich vorher nicht wissen. Er hat aber die Chance bekommen, das zu zeigen. Nun lebt er zusammen mit einer jungen Sau, die einen tollen Charakter hat, und ihn ein wenig lenkt. Er wird in dieser 2er Gruppe bleiben. Das passt halt besser.


Saubergschweinchen

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Antwort: Entwicklungsprobleme bei Müttergruppen
« Antwort 8 am: 30. November 2014, 11:08 Uhr »
Richtigstellung:

Zitat
Wenn du nur einen Wurf hattest, kannst du ja nun nicht von eigenen Erfahrungen sprechen. Oder sehe ich das falsch?

Ja, das siehst du falsch. Ich sprach von einem Wurf in diesem Jahr und wollte damit nur betonen das auch ich eine kleine Zucht habe.
Es ist nicht mein erster Wurf und ich hatte auch schon einige Würfe zur selben Zeit, nur nicht bei den Rassemeerschweinchen sondern bei Nottieren bzw. beschlagnahmten Tieren.