Grundsätzlich, vermutlich gibts keine heimische Pflanze, die unsere kleinen Giftfresser umbringen oder auch nur schädigen können - aber, es gibt einige Pflanzen, bei denen wir das noch nicht sicher wissen, ob es wirklich so ist!
Es ist einfach eine Vorsichtsmaßnahme, die Top 10 der Giftigkeit eben nicht geziehlt zu verfüttern und ein wenig drauf zu achten, daß diese Pflanzen nicht im Futter auftauchen ... ganz verhindern kann man es jedoch nicht immer, so taucht die Herbstzeitlose auf artenreichen Wiesen häufig auf - und damit auch im Wiesenheu mit sehr hoher Qualität.
Solch ein Heu zu meiden, ist sicherlich der falsche Weg ... der Nutzen liegt weitaus höher, wie die eventuelle Schädigung der Herbstzeitlose.
Zu den Top 10 der Giftigkeit gehören:
Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale)
Herbstzeitlosen benutzen ein Giftprinzip, an die sich selbst Kaninchen nicht richtig anpassen können ... und das will was heißen!
Das Colchicin greift direkt in die Zellteilung ein und verhindert die korrekte Verteilung der Chromosomen - mit fataler Auswirkung, denn es finden ständig Zellteilungen im Körper statt.
Einige Tierarten scheinen dennoch mehr Herbstzeitlose zu vertragen, wie andere. Als Herbstzeitlosenresistent gelten Ziegen, Schafe, einige Rinderrassen - und damit sind auch unsere Meerschweinchen, Chinchilla und Kaninchen vermutlich in dieser Gruppe zu finden.
Der höchste Colchicingehalt enthält ausnahmsweise mal die Blüte - also bitte keine "Krokusse" im Herbst pflücken, das sind tödlich giftige Herbstzeitlosen!
bittersüßer und schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum und Solanum dulcamara)
Einige Lokalvarianten des Nachtschattens haben zusätzlich zum Solanin als Giftprinzip noch unbekannte, herzwirksame Wirkstoffe ... diese können selbst bei Kaninchen zu Herzrasen führen. Nun werden solaninhaltige Pflanzen von Kanin und Meerschwein eingesetzt, um Spulwürmer zu bekämpfen - bei Spulwurmbefall ist deshalb das Überschätzen mit diesen beide Pflanzen sehr wahrscheinlich.
Vermutlich ist das Herzrasen nicht schlimm - aber bei herzkranken Tieren kann es im Worst Case zum Tode führen.
Gerade bittersüßer und schwarzer Nachtschatten wachsen manchmal gemeinsam mit Winden, denen sie sich auch noch recht ähnlich sehen - hier ist einfach Vorsicht geboten. Man erkennt die beiden Nachtschattenarten gut an der etwas anderen Blattform.
Fingerhüte (Digitalis)
Fingerhüte enthalten größere Mengen herzwirksamer Glycoside ... dies kann den Kreislauf durcheinanderbringen, zu Herzrasen führen oder bei herzkranken Tieren sogar im Worst Case zum Tode führen. Bislang kennt niemand die Bedingungen, unter denen Fingerhüte von Kanin, Meerschwein und Co gefressen werden und ab wann die Fingerhüte tatsächlich schädigend wirken.
Eisenhüte, insbesondere der blaue Eisenhut (Aconitum, insbesondere Aconitum napellus)
Der blaue Eisenhut gilt als die giftigste heimische Pflanze. Auf der anderen Seite fressen wildlebende Kaninchen die Blätter und Blüten der Eisenhutarten, ohne daß es ihnen schadet.
Allerdings kennen wir bei derzeitigem Wissenstand nicht die tatsächliche Gefahr einer Überschätzung bei gefangenen Tieren ... und die Symptome einer Vergiftung sind: Lähmungen, Herzrhytmusstörungen, Krämpfe, Kreislaufstörungen bis hin zu Kreislaufversagen. Alleine aufgrund dieser schnell tödlich verlaufenden Symptomatik ist es besser, keine Aconitum-Arten geziehlt zu verfüttern und drauf zu achten, daß die im Pflückgut nicht bei sind ... allerdings wird man in unserer aufgeräumten Agrarwüste vermutlich nur im Garten auf Aconitum-Arten treffen.
gefleckter Schierling und Wasserschierling (Conium maculatum) und (Cicuta verosa)
Zumindest der gefleckte Schierling wird im Frühjahr von Kaninchen als Frühjahrskur gefressen und schadet ihnen nicht. Auch zu Meerschweinchen gibt es vereinzelte Beobachtungen, daß sie den gefleckten Schierling als Darmreinigung im Garten nutzen. Allerdings läßt sich bislang nicht mal im Ansatz abschätzen, ob die abgerupften Pflanzen selbst genauso sicher genutzt werden können - und welche Bedingungen dazu notwendig wären, daß sie ungeschadet genutzt werden können.
Da beide Arten bei Überschätzung zu Lähmungen, Krämpfen bis hin zu Atemlähmung und Herzstillstand führen können, wirds vermutlich so schnell auch niemanden geben, der das an seinen Meerschweinchen oder Kaninchen ausprobieren will ... die Gefahr ist einfach zu groß, daß irreversible Schäden passieren oder die Tiere dann doch dran sterben.
Eibe (Taxus baccatus)
Ähnlich ist es mit der Eibe ... die jungen Triebe der Eibe werden im Frühjahr von Kaninchen als Frühjahrskur genutzt - aber niemand weiß, wie gut unsere gefangenen Tiere es lernen, schnell genug mit der Eibe klarzukommen. Das Problem bei Überschätzung ist allerdings eine ziemlich nachhaltige, irreversible Schädigung des gesamten Magen-Darm-Traktes!
Vielleicht nicht tödlich - aber gefährlich genug, als daß es besser ist, Eibe nicht geziehlt zu verfüttern ... zumindest bei momentanen Wissensstand. Eiben in artenreichen Gärten sind übrigens kein Problem, damit können unsere Kaninchen und Meerschweinchen gut umgehen - aber in Volieren, die meist zu klein für eine artenreiche Flora sind, stellen sie die gleiche nicht abschätzbare Gefahr da, wie im Wohnzimmer.
Es gibt noch eine Reihe von Pflanzen, die lange nicht so gefährlich sind und vor allem nicht tödlich sind, die jedoch aufgrund der unangenehmen Nebenwirkungen bei Überschätzung besser nicht geziehlt verfüttert werden, zumal sie in der Natur eh selten sind und dort auch viel schöner aussehen, wie in einer Futtermischung
Es handelt sich um: gefleckter Aaronstab (Arum maculatum), Bilsenkraut (Hyoscyamus), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Germer-Arten (Veratrum)
Das müßten sie theoretisch sein ...