Ich habe gestern schon angefangen, eine Antwort zu tippen und bin in dieser dann voll abgeschwiffen zum Thema Ernährung, daher mache ich jetzt noch einen Extra-Post dazu. Ggf. können wir ihn dann irgendwann teilen
Mir fällt zu dem Thema halt so viel ein, was ich gerne noch diskutieren oder lesen oder genauer erfahren würde.
Es gibt so viele Aspekte, die man da beachten sollte, wenn es um Beurteilung des Fressverhaltens der Tiere geht und wie sie aussehen oder wie viel sie wiegen...
Mein Text ist bestimmt durcheinander, ich war die Tage so lange im Labor und hatte so wenig Schlaf diese Woche, also Entschuldigung
Wie Narnia schrieb, ich empfehle die ad libitum
Wiesenfütterung, hatte das hier beschrieben:
https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1588.msg24189#msg24189Diät ist für mich generell schwieriges Wort für mich bei Schweinchen, was für mich nicht so richtig zu dieser Tierart passt. Würde wohl für mich bedeuten, trockene Dickmachen, die Narnia aufzählte, weg zu lassen. Und diese würde ich in der Regel eh nicht füttern, weil ungesund. Das Gesunde wiederum macht nicht zu dick.
Ich kenne eigentlich kein Schwein, was darunter zu dick wurde, gerade nicht, wenn es gesund ist und genug Bewegung hat. Und wenn zu dick, dann war das häufig nicht durch die Nahrung zu beeinflussen, muss also andere Gründe haben. Aber ich kenne auch fast kein Schwein, was zu dick wäre... Ich kenne natürlich nicht alle Schweine, habe aber doch viele im Laufe der Zeit durch mein Schweinchen-Umfeld nun kennengelernt
Das liegt vielleicht auch an meiner Definition von zu dick:
Unsere Haus-Meerschweinchen darf man schon lange nicht mehr mit den dünnen Wildmeerschweinchen vergleichen. Unsere hier sind ursprünglich ja gezüchtet worden, um mehr Gewicht zu haben, wurden regelrecht gemästet. Diese Anlagen tragen sie nach wie vor in sich: sie sollen und dürfen für mich daher etwas dicker sein.
Auch im Krankheitsfall ist man dann immer dankbar.
Ich kenne einige Kastraten normaler Grösse mit 1800-2000 kg. Die, die ich kenne, sind zum Teil 7 Jahre alt geworden und nie krank gewesen und hatten ihr Leben lang dieses Gewicht.
Wenn man ihnen Futter rationierte, ändert sich da sogar meist oft nicht viel, eine Freundin hat einen Kastraten mit 1800/1900kg und hat da echt alles probiert, inkl. Blutuntersuchungen. Es ist nichts zu finden und das Gewicht lässt sich durch nichts beeinflussen, weder durch nur Gras und null Wurzelgemüse, noch durch kein Gras und nur Blattgemüse.
Und der Schatz hat jede Menge Bewegung, läift durch einen grossen Garten mit seinen Mädels und wohnt in Aussenhaltung das ganze Jahr.
Solange die Tiere gut drauf sind und agil, gescheit atmen und fit sind, sind sie für mich nicht zu dick.
Murx sagte mal hier wo im Forum (und ihre Erfahrung ist ja fast unübertrefflich nach vielen Jahren), dass ein Schwein erst dann zu dick ist, wenn man kein Blatt Papier mehr unterm Bauch durchschieben könnte
Wenn die Schweine durch ad libitum zunehmen, finde ich das nicht unbedingt verkehrt. Manchmal hauen sie dann auch anfangs besonders rein und lassen es nach einer Weile, so dass sich das Gewicht wieder einpendelt.
Nur durch ad libitum haben sie meiner Meinung allerdings nach halt wirklich die Möglichkeit, jederzeit das zu fressen, was sie brauchen, um gesund zu bleiben. Und wenn ein höheres Gewicht dazu gehört, ist das für mich so. Das muss nicht unbedingt schlimm sein - denn, sind sie wirklich zu dick, oder deuten wir das vielleicht fälschicherweise nur so von unseren menschlichen Massstäben her?
Rationiert man, beeinflusst man immer, was das Schweinchen frisst und zu sich nimmt. Das muss nicht heissen, es ist pauschal dann schlecht, aber es kann heissen, dass man das Fressverhalten negativ beeinflusst.
Eine Gewichtsabnahme, aber auch eine Zunahme kann zudem auch eine Folge von Mangelernährung sein.
Wenn ein Schweinchen zu dick ist, kann es zu dick sein, weil es Mängel hat und dadurch umso mehr frisst - dann das Futter zu rationieren wäre auch das ganz falsche...
Es kommt sehr viel auch auf den Stoffwechsel an, viele Schweine nehmen auch mit "Fastfood" nicht zu.
Und nicht zu vergessen, die Epigenetik.
Wenn die Mutter Nährstoffmangel hatte vor der Geburt (und das haben leider viele Schweinchenmütter heutzutage, weil so oft so falsch ernährt wird), dann kann es sein, dass die Gene des Babys auf "Nährstoffe horten!" eingestellt sind.
Das ist natürlich ungünstig, wenn das Schweinchen dann mit genug Nährstoffen versorgt wird und der Körper doch alle hortet...
Dennoch ist auch da nicht klar, ob man diese Prädisposition nicht genau dadurch beeinflussen kann, dass die Genetik bzw. die entsprechenden Transkriptionsfaktoren umprogrammiert werden. (Es gibt soweit ich weiss, Studien dazu, wie wir genetische Programme durch unser Verhalten binnen Minuten verändern können.)
Das Schwein dann auf eine Art Diät zu setzen und Futter zu rationieren, würde dieses Problem nur verstärken: ihm aber dann ad libitum Futter zu bieten, könnte das alles zum positiven wenden...
Da fehlt es an Wissen und Forschung, wie generell bei so vielen Dingen bei den Schweinchen, gerade bei der Ernährung.
Deswegen halte ich es gerne so, dass ich ihnen die Wahl lasse, denn ich kann nicht entscheiden, wie viel wovon gerade richtig und gesund für sie ist.
Es sind also diese Punkte, die ich sehe:
- ab wann ist ein Schwein denn überhaupt zu dick? Liegen wir da überhaupt richtig mit unserer Einschätzung?
- wodurch wird ein Schwein zu dick? Es gibt sooo viele Faktoren neben Bewegung und Ernährung...
- wie können wir einschätzen, was das Schweinchen individuell an Nahrung bzw. Nährstoffen braucht? Meiner Meinung nach können wir das nicht, also lasse ich eben meinen Tieren lieber die Wahl.
Ich halte es ja jetzt schon lange so, sowie wirklich sehr viele Freunde und unseren Erfahrungen nach werden sie nicht "zu dick" unter oder durch eine ad libitum Fütterung. Kommt vielleicht eben auch auf die Definition von "zu dick" an...
In der Regel haben die Tiere aber zwischen 1000-1200g, Kastraten manchmal ein bisschen mehr bis 1400g.
Meine Tiere wiegen aktuell (laut Mama, bin ja nicht im selben Land
) dies:
Peydie (7,5 Jahre, drei Tumore, schwere Kniearthrose, Magenprobleme und Lungenschaden): 935g
Cary (ca. 7 Jahre, hat fiese Eiterprozesse im Kiefer hinter sich, angeschlagene Nieren und war lange unterernährt): 1181g
Quentin (4,5 Jahre, war 4 Jahre lang Diabetiker mit sehr hohem Blutzucker): 1180g
Pheline (kam vor 4 Monaten mit Mangelernährung und vielen Baustellen zu uns): 1050g
All diese Tiere finde ich aktuell eher noch zu dünn, als zu dick und sie schaufeln echt ordentlich was weg jeden Tag, Berge an Essen. Besonders die beiden Rentner. Die haben jetzt seit ein paar Wochen sogar ungesunden Essenskram in ihren Spielzeugen (so trockene Gemüsebällchen) zur Unterhaltung, den essen sie sehr gern und nehmen davon null zu. (kommt bald wieder weg, aber sie waren (oder sind noch) beide totkrank Ende September und da war es dann egal, weil es ihnen so Freude machte.)
Die beiden anderen Zwei halten ihr Gewicht immer gerade so, Schwanken leicht nach unten maximal.
Trotz ad libitum und viel Fressen, ist es bei diesen 4 gerade echt schwer, dass sie am Fleisch bleiben.
Ich hatte sonst die Jahre meist Gewichte von 1100-1400g bei den Schweinchen, obwohl sie gar nicht so viel gegessen haben. Meine Janni hatte damals 1600g und hat sogar recht wenig gegessen.
Was ich sagen will: es liegt ja nicht nur am Essensangebot (und/oder Bewegung) mit dem Gewicht, pauschal kann man da wohl nie was sagen, wie ein Schwein so reagiert und wieso.
Der Stoffwechsel der Schweinchen ist total verschieden und sie reagieren auch auf angebotene Nahrung total verschieden.
Wenn 1000g für ein Schwein gut passt, ein anderes Schwein gleicher Grösse aber 1600g wiegt, dann ist das so.
Solange die Schweine agil sind und gut wirken, würde ich mir keine Gedanken machen.
Die Schweinchen nehmen sich bei mir aus der Nahrung, was sie brauchen, dazu müssen sie aber jederzeit Auswahl haben, sonst nehmen sie das, was da ist, eben weil es JETZT da ist und nicht immer.
Z.B. dieses heisse Fliegen auf Gurke, Tomate, Paprika, Apfel, whatever, ebbt unter ad libitum zum Teil völlig ab.
Und das ist ja richtig so, ich will nicht, dass sie das essen, nur weil es das eben nicht immer gibt und sie Sorge haben, essen sie es jetzt nicht, bekommen sie es gar nicht...
Daher würde ich das immer empfehlen, in jedem Fall, ganz ohne Sorge, dass sie zu dick werden
Ich kenne wirklich viele ausgemergelte alte Schweinchen, die augenscheinlich keine und schon keine schweren Krankheiten haben sonst, mit zum Teil schon 5 oder dann ab 6/7 Jahren nur noch 500-700g wiegen, nicht mehr zunehmen "können" und wo man mit dem Gewicht echt Mühe hat.
Ich habe das - bei gesunden! - älteren Tieren unter ad libitum noch nie erlebt. Bei mir hatte sogar die 12 Jährige mit Nierenversagen noch 1100g, am Ende 900g.
Meine älteren Schweinchen sehen immer sehr gut aus, so dass man ihnen das Alter nicht ansieht.
Bekomme ich schon ältere Schweine mit 7 Jahren mit 700g oder so, die zuvor grundlegend gut, aber rationiert ernährt wurden, dann verändern sie sich unter ad libitum inkl. Gewichtszunahme von 200g meist in eine jüngere Variante ihrer selbst, werden agiler (mehr Energie durch passende Nahrung), erhalten eine andere Körperform (mehr Stützfett), können sich wieder besser und anders bewegen. (Heisst nicht, dass das bei rationierter Nahrung immer so sein muss)
Das gefällt mir dann immer viel besser
Beim TA glaubt man mir meist dann das Alter meiner Tiere nicht, weil "die ja noch so gut aussehen" - ja, für mich sollte das auch so sein, wenn sie nicht körperliche Baustellen haben, die sie ausmergeln. Alles andere ist für mich eine absolute Mangelernährung. Das können sie über eine Zeit vielleicht kompensieren, aber irgendwann nicht mehr.
Und da ich eben - ich weiss, ich wiederhole mich
- nicht weiss, was für sie richtig und wichtig und gesund ist gerade oder welches Gewicht richtig ist, lasse ich ihnen da lieber die Freiheit
Dazu kommen eben die positiven Erfahrungen, dass sie sich so viel besser fühlen und zeigen, auch wenn sie schon krank sind unter ad libitum Wiesen(!)nahrung. Selbst schon schwer kranke Tiere, die zu mir kamen, denen man das deutlich angesehen hat, sahen dann nach ein paar Wochen sehr gesund aus, obwohl die Krankheit weiterhin bestand.
Ich habe so viele Schweinchen mit Krebs gehabt und man hört immer wieder, dass "die Tumore mitessen" - kann ich nicht pauschal bestätigen. Kommt drauf an, wo der Krebs ist und was es für einer ist. Am Ende in den letzten Tagen nehmen sie oft ab, ja. Aber zuvor nicht. Sie können auch mit Krebs und vielen weiteren schlimmen Krankheiten wie das blühende Leben aussehen, wenn sie gescheit ernährt werden.
Bei mir sieht nie ein Tier so aus, wie krank es wirklich ist. Auch meinem Diabetiker ging es immer blendend unter der ad libitum Ernährung bis er die Diabetes (oh, es heisst DER Diabetes, hab ich gestern gelernt
) verlor, daher bin ich einfach überzeugt davon
Vielleicht sollte ich mal Vergleichsfotos der Tiere beim Einzug und dann bei uns einstellen, dass man besser sieht, was ich meine
Rationierte Nahrung macht zudem ja auch Stress in der Gruppe (wer isst was als Erstes? da muss man ja durchaus mal kämpfen!) und stresst die Tiere, auch das sind Faktoren, die ihnen, neben weiteren Nachteilen einer rationierten Fütterung wie eventuellen Mängeln, Schlingen etc., ggf. zusetzen.
Ich möchte, dass meine Tiere diesen Stress nicht haben müssen - oder halt so gering wie möglich. Wer kennt sie nicht, die leckerste Cocktailtomate unter den Cocktailtomaten
Man könnte Stunden über das Thema reden, sorry, dass ich abschweife...
Man könnte auch noch über gesundes Fett und "ungesundes" Fett reden, Fettpolster überm Nacken z.B. sind laut meinen Beobachtungen oft die Folge von sehr ungesunder, Trockenpellettbuntfutter-Ernährung. Diese Polster verlieren sich dann unter ad libitum Wiesennahrung tatsächlich.
Man sieht auch bei mangelernährten Schweinchen grosse Beulen hinten am Bauch, sieht manchmal aus wie Zysten oder tragend (ich meine keine pathologische Aufgasung). Zudem haben sie eine absolute Fehlhaltung dann, durch zu wenig Stützfett, ggf. daher auch diese Beulen hinten? Das weiss ich nicht. Vorne habe sie dann gar keinen Fett und genau das brauchen sie aber, um eine normale Körperhaltung einzunehmen, erst dann normalisiert sich die Körperform. Bei Interesse zeige ich gern Fotos von Line, sie hatte das deutlich.
Auch das sieht man gut unter guter Fütterung besser werden
Es gehört halt schon an manche Stellen des Körpers Fett. Dazu braucht es aber auch ein bestimmtes Gewicht, viele Schweine müssten meiner Meinung nach mehr wiegen, als sie es tun...
Sie wirken dann mit mehr Stützfett oft, als wären sie noch gewachsen.
Und ungesundes Fett kann auch eine Art Panzer sein - noch ein ganz anderes Thema: viszerale Osteopathie, mit der man (oft schon innerhalb von Minuten) die Körperform beeinflussen kann.
Das habe ich in den letzten Jahren nun schon oft genug an den Pferden gesehen und auch an meinen Meerschweinchen – plötzlich wirken sie nicht mehr ungesund, fett und unförmig, sondern eher kompakt, gesund und halt einfach von kräftiger Statur, obwohl sich am Gewicht nichts ändert, einfach, weil der Schock aus dem Körper durch die Behandlung weichen konnte und die Gewebe dadurch so beeinflusst werden, dass sie natürlichere Formen annehmen konnten.
Ja, eine neverendig story irgendwie... Wenn wir da mehr diskutieren wollen, könnte ich einen gesonderten Thread dafür aufmachen
Hoffe, es kommt alles richtig rüber - mag da auch nochmal betonen: es ist nur meine Meinung aufgrund meiner Erfahrungen und des aktuellen Wissens, was ich mir angeeignet habe. Aber ich kann falsch liegen, deswegen schätze ich kritische Diskussionen und den Austausch sehr
Ich möchte das Beste für meine Tiere und nicht auf Teufel komm raus Recht haben, sondern einfach für meine Schweinies die besten Lebensmöglichkeiten schaffen. Dafür denke ich auch gerne um, sollte ich überzeugt werden durch die gut begründete nsicht eines anderen, etwas falsch gedacht zu haben, da bricht mir kein Zacken aus der Krone.
Im Gegenteil, da bin ich ja dankbar für
Gerade beim Thema Ernährung gibt es so viele Theorien und unterschiedliche Meinungen und Dinge, die wir einfach nicht wissen... Ich bin daher immer für den Austausch verschiedener Sichtweisen und Ansichten, um mehr zu erfahren und zu lernen