Meerschweinchen-Haltung > Meerschweinchen in Innenhaltung

Haltungsempfehlung bezüglich Gehegegrösse (Innenhaltung)

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Vio:
Hallo ihr Lieben  :winke:

Im Rahmen der Beratung für die Notstation einer Freundin muss ich oft darauf hinweisen, dass die uns präsentierten Käfige zu klein sind.
Dann muss ich natürlich auch einen Rat abgeben, welche Gehegegrösse/Grundfläche bei Innenhaltung gut ist.
(Bei Aussenhaltung haben wir da keine Probleme, in der Regel gibt es da genug Fläche.)

Das ist für mich ein Dilemma: einerseits weiss ich, dass man den Meerschweinchen eher zu wenig, als zu viel, Platz anbieten kann und 1-2qm pro Meerschweinchen nicht ausreichen.
Andererseits muss es ja auch realisierbar bleiben. Nicht alle Menschen können ein Gehege von 7-9 qm für 5-7 Tiere anbieten mit freiem Auslauf in der Wohnung noch dazu, wie wir.
Aktuell empfiehlt die Notstation eine Grundfläche von 1,5qm für 2 Tiere. Pro jedem weiteren Tier 0,5 qm dazu.
Ich selbst schreibe immer 2qm und pro weiterem Tier am besten auch einen weiteren qm mehr. Und dass man, wenn möglich, einen Freilauf oder gar Zugang zur Wohnnung bietet :-)

Bei 2 Tieren sind 2 qm aber auch wenig. Diese Tiere bräuchten genauso mehr, z.B. 6 qm, Platz, wie vielleicht 4-6 Tiere.
Nur weil es weniger Tiere sind, heisst das ja nicht, dass diese weniger laufen - wenn ihr wisst, wie ich meine?

Wenn ich sehe, wie meine Schweinchen Gas geben und in kürze eine Strecke von 6-8m flitzen... Wie aktiv sie sind, wie viel sie entdecken wollen und springen und popcornen können, Abenteuer erleben dürften, wenn man sie lässt...
Mein Herz wird immer schwer, wenn ich daran denke, dass manche Schweinchen das nicht können, weil sie nur ein paar Schritte auf und ab laufen können mangels Platz.
Ich weiss auch nicht, wo man das ganze Futter (das viele Grün aus der Natur, was mir wichtig ist, zudem Gemüseteller, Saatennapf) und Einrichtungsgegenstände (Tunnel, Höhlen, Kuschelsachen, Häuschen, Hängematten etc.), die es so gibt, auf so kleiner Fläche alle unterbringen könnte...
Mir reicht dafür ja kaum unser Platz und dann können sie da in diesen Bereichen nicht mehr Gas geben beim Laufen.
Zudem möchte man ihnen doch auch Abwechslung bieten, dafür braucht es halt auch ausreichend Platz.
Die Bewegung ist wichtig für sie und auch Langeweile ist auch eine Form von Stress und nicht schön...

Dennoch heisst das ja nicht, dass es ihnen schlecht geht, wenn sie nicht so viel Platz haben.
Wir vermitteln z.B. auch lieber zu Haltern, die sich bemühen, viel Frischfutter füttern, die Gehege liebevoll einrichten und auch bereitwillig zum TA fahren, als zu welchen, die vielleicht viel Platz bieten, aber kaum Einrichtung im Gehege haben, nur Heu und wenig Wurzelgemüse füttern und die Tiere eher sterben lassen, als mal zum TA zu fahren (gibt es leider - und erfährt man meist erst nach der Vermittlung natürlich).

Gehegegrösse ist nicht alles - dennoch ist Bewegungsfreiheit natürich so wichtig...
Also, ich hab keinen guten Weg für mich mit diesem Thema gefunden bisher...  :traurig:
Für mich ist der Kompromiss, eine Angabe zu machen zu den qm, aber gleichzeitig dafür zu plädieren, dass man noch mehr Platz schafft, als die Vorgabe ist, wenn möglich. (Gerade bei Jungsgruppen rate ich auch eh zu mehr Platz.)

Oft entsteht sonst der Eindruck "diese Grösse reicht". Aber so ist dies ja nicht gemeint: die Grundfläche (also Grösse einer Ebene, Etagen zählen natürlich nicht) soll ja nur eine Angabe machen, damit man die Tiere nicht auf dramatisch zu wenig Platz sitzen lässt und nicht zu viele Tiere auf zu kleiner Fläche.

Was denkt ihr, ist eine gute Grösse, die umsetzbar und noch als Kompromiss im Sinne der Tiere machbar wäre?
Wir möchten (schon lange... einfach keine Zeit :roll:) die Vermittlungsbedingungen überarbeiten.
Weitere Gedanken zum Thema würden mir da helfen :-)

tupe:
Hallo,

ich bin ebenso der Meinung, dass die empfohlenen Gehegegrößen für viele Schweinchen zu klein sind.

Bei meiner Sechsergruppe habe ich erst, seit dem sie auf 7qm (+ Auslauf) leben, ein gutes Gefühl. Gar nicht so lange her, hatte ich noch 3-5 Schweine auf 4qm (+ vieeele Stunden Auslauf), das war ok, aber Endorphine habe ich da jetzt beim Anblick nicht in Massen ausgeschüttet.
Aktuell habe ich ja zu meinem Harem noch zwei Böcke und die beiden leben auf 3qm. Da muss ich sagen: mir reicht es definitiv nicht. Da habe ich den Eindruck, dass da noch einiges fehlt (ob nun Platz, bessere Struktur oder mehr Schweine).
Anderseits hatte ich in dem 7qm-Gehege auch schon eine Dreiergruppe und die hat eigentlich nur die Hälfte des Geheges genutzt (ok, die andere Hälfte war auch ziemlich langweilig eingerichtet). Im Wohnzimmer spazieren wollten die Schweine aber trotzdem. Wenn ich das Gehege da nicht schnell genug geöffnet hatte, hatte ich immer ungeduldige Meerschweinchen an der Gehegetür.  :g:
(Ich möchte nur kurz betonen, dass das nur mein ganz persönlicher Eindruck bei meinen Schweinen ist und ich nicht damit pauschal behaupten möchte, dass alle Schweine bei allen Haltern auf den genannten Gehegegrößen unzufrieden wären oder auch meine Schweine tatsächlich unzufrieden sind.)

Ich denke, man könnte ja auch einfach die Formulierung ändern. In vielen Foren/ Ratgebern/ Notstationen wird gesagt „0,5qm pro Schwein" (oder auch „2qm für Duo/Trio und dann 0,5qm für jedes weitere“) und dann bauen die Leute ihre Gehege penibel auf diese Größe, obwohl man dann auf den Gehegefotos sieht, dass da eigentlich noch mehr Platz gewesen wäre.
Vielleicht könnte man eine Formulierung in die Richtung "ab Größe xyz ist toll, ab Größe abc ist es akzeptabel" verwenden.

Aber wie du schon sagst, kommt es auch sehr auf die Gehegestruktur an, aber auch sehr auf die Schweine, die drin leben und auch um noch viele weitere Haltungspunkte. Daher wüsste ich persönlich auch nicht, wo man denn pauschal das Mindestmaß für die absolute Gehegegröße  ansetzen sollte und ob man es überhaupt pauschal sagen kann.
Ich vermittle keine Tiere, aber mir persönlich wäre es auch wichtig, dass die Tiere selbst z.B. nicht jeden Tag zum „Spielen“ und Durchkneten aus dem Gehege gefischt werden, aber so etwas lässt sich im Vorfeld natürlich schwer überprüfen und ist hier jetzt ja auch nicht Thema.

Was aber beruhigt: Meerschweinchen fühlen sich auf ihrem Mindestmaß sehr viel wohler, als z.B. ein Hamster, der auf seinem Mindestmaß lebt. Also das finde ich zumindest.

Fenella:
Guten Morgen  :winke:,
Ich glaube, dass jedem von uns klar ist, daß der Grundsatz gilt, je grösser desto besser.
Aber es ist auch logisch, viele haben nicht die Möglichkeit, Riesengehege oder Schweinezimmer zu realisieren.
Für mich sind 1qm pro Schwein wirklich in Ordnung für eine Vermittlung von den süßen Quiekern. Du machst das schon ganz richtig, wenn du darauf hinweist, dass es immer besser ist noch viel mehr Platz anzubieten.
Man muss allerdings realistisch sein. Die meisten Menschen haben dafür oft nicht den Raum. Und auch da stimme ich mit dir überein, lieber ein Halter, dem seine Tiere wichtig sind und der auf sie achtet mit etwas weniger Platz, als jemand, der ganz viel Fläche bietet und sich nicht kümmert.
Menschen sind leider oft so, daß sie einfach mal Lust auf irgendein Lebewesen haben und es sich dann schnell mal kaufen. Kleintiere sind viel zu billig, Ramschware und wenn man keine Lust mehr hat, weg damit und die Verluste halten sich in Grenzen. XXL Käfige sind 1,20 lang und 60 breit. Da leben dann oft 2 Stück drin :traurig:
Ich bin oft bei ebay unterwegs, ich habe schon viele liebevoll eingerichtete Gehege gesehen und würde dort sofort ein Schweinchen hingeben, obwohl die Fläche nicht so gross ist. Ich sehe aber auch diese XXL Dinger, wo die Tiere abgegeben werden sollen. Mit einem Häuschen, Trockenfutter und sonst fast nix.
Die Vielfältigkeit von Lebewesen erlebt man erst, wenn man ihnen den nötigen Raum zu Verfügung stellt. Tut man das nicht, wird die Sache langweilig und die Leute wollen ihre Mitbewohner nicht mehr. Ein Meerschweinchen, das lediglich von einer Ecke in die andere läuft, ein Vogel, der nur auf seiner Stange hockt, ein Hamster oder eine Maus, die nur im Laufrad rennen, weil es sonst nix zu tun gibt, einfach nur traurig und eben langweilig für die Besitzer.
Lange Rede kurzer Sinn, ich glaube, viel verändern an euren Abgabebedingungen, das wird nicht funktionieren, weil den meisten der Platz fehlt.

Schnubbel13:
Hallo zusammen,
Wir haben in unseren Vermittlungskriterien auch 1,5qm für zwei Tiere und 0,5qm pro weiteren Tier, wünschenswert wäre regelmäßiger Auslauf. Wir sagen aber auch je größer umso artgerechter. Wir achten aber auch darauf, dass das neue Zuhause zu den individuellen Bedürfnissen der Tiere passt d.h. z.B. Jungtiere, die noch sehr viel toben würden wir nie ins Mindestmaß vermitteln, da müsste schon deutlich mehr Platz sein. Auf der anderen Seite, wenn wir ein Tier aus einem 1mx0,5m Käfig aufgenommen haben, dann ist 1,5qm fast paradisisch. Worauf wir auch achten ist,dass sich die Tiere platzmäßig nicht verschlechtern. Wir haben auch öfter Tiere, die aus traumhaften Haltungen mit sehr viel Platz kommen, die vermitteln wir dann auch nur an großzügige Plätze.
Uns ist aber auch die Versorgung der Tiere wichtig, abwechslungsreiche Ernährung, regelmäßiger Check und bei Bedarf natürlich der Gang zum Tierarzt. Wenn ein Adoptant das bietet,aber 20cm zu wenig Platz hat, dann ist das für uns auch ok.
Es wäre natürlich toll, wenn jedes Tier 2qm Platz hätte, aber wie Fenella schon sagt, man muss realistisch bleiben.
Die Größenangaben sind im Grunde nur Anhaltspunkte, damit potentielle Adoptanten gleich sehen, dass ein 1,20er Käfig nicht ausreicht. Wir beraten aber jeden individuell.

Katharina:
Hallo, miteinander! :winke:

Vio, diese Vermittlungsbedingungen...in welchem "Format" sind sie? Ist das ein (kurzer) Online-Text oder ein Flyer oder geht es eher um eine persönliche, schriftliche oder mündliche Beratung?

Ich finde, irgendwelche in Zahlen formulierten "Mindestmaßangaben" zur Empfehlung für die Gehegegröße als "Minimalvoraussetzungen", die jemand erfüllen muß um Tierchen vermittelt zu bekommen, machen nur wenig Sinn. Mit Zahlen fangen die Leute zu rechnen an und solche Rechnungen gehen dann eben oft nicht auf.

Haltungsbedingungen können sehr unterschiedlich sein und ich finde, man muss immer das "Gesamtkonzept" einer Haltung betrachten um zu sehen, ob sie für die Tiere gut wäre. Es ist eben nicht nur die Gehegegröße von Bedeutung und wieviele Tiere darin gehalten werden sollen, sondern auch, ob die Tiere darin den größten Teil ihrer Zeit verbringen oder nicht... und wie das Gehege gestaltet und eingerichtet ist.

Ich könnte mir also z.B. vorstellen, hauptsächlich mit beispielhaften Bildern zu arbeiten und Zahlen (Abmaßungen und die Anzahl der Tiere) nur immer zusätzlich zu erwähnen - zur Ergänzung. Die meisten von uns sind "Augenmenschen". Mit Bildern oder Videos erkennen wir oft viel besser was Sache ist als mit Texten oder Gesprächen.

Also könnte z.B. ein handelsüblicher "großer" Käfig gezeigt werden, der als Negativbeispiel durchgestrichen ist. Und daneben der gleiche Käfig in Kombination mit einem schlichten Klappgehege für einen nett gestalteten Dauerfreilauf. Dazu jeweils ein paar erklärende Worte und Zahlen zur genaueren Beschreibung. Als nächstes dann vielleicht eines dieser optisch attraktiven, fertig kaufbaren Gehege, die oft zu klein oder zu kurz sind...voll eingerichtet, damit man sieht, wie eng das wird.... mit einem Hinweis darauf, dass Meerschweinchen Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten, sowie längere Rennstrecken brauchen, u.s.w. Dann könnten beispielhafte Bilder von ganz unterschiedlichen Gehegetypen, Gehegemodulen (wie z.B. diese Songmics-Platten), Maßanfertigungen, Umbauten aus Möbeln, Eigenbauten und Tipps dafür folgen. Jeweils mit Maßangaben, Belegungsstärke und mit ein oder zwei Sätzen dazu, was die Vor- oder Nachteile für diese oder jene Lösung wären. Dann vielleicht ein paar Beispiele für Meerschweinchenzimmer und für "Freigänger", für die ein Gehege nur noch der Rückzugsort ist.

Ich würde mich also an beispielhaften Bildern emporhangeln um zu zeigen, welche Möglichkeiten welche Haltungsform/Gehegeart für die Meerschweinchen bietet und was sich auch bei begrenztem Raumangebot noch für die Tiere verwirklichen ließe. Dabei könnten immer ein paar Worte zur artgerechten Haltung einfließen.

Zusätzlich würde ich so ein paar Grundbedingungen für mögliche Standorte festhalten. (Licht- und Temperaturverhältnisse, Geräuschkulisse, geeignete und ungeeignete Wohnbereiche, Gefahrenquellen beim Freilauf, etc.) Wenn die Meerschweinchen in einen Haushalt mit Kindern kommen und es auch andere Tiere im Haushalt geben sollte, ist ebenfalls einiges zu beachten.

Eine Basisgröße/Mindestvoraussetzung zur Vermittlung/Beratung wäre für mich: Niemals unter 2 Metern Länge und 3 Quadratmetern, auch für nur 2 Tiere nicht. Für jedes weitere Tier dann 1 qm mehr. Dazu Freilauf, so oft wie nur möglich. Wer das nicht bieten kann, sollte m.M.n. besser keine Meerschweinchen halten. In eine "ausschließliche Käfighaltung" oder in so ein handelsübliches Mini-Gehege würde ich keine Tiere abgeben. Ich würde auch immer zu mehr Tieren raten, Paarhaltung finde ich suboptimal. Meerschweinchen sind Gruppentiere.


--- Zitat ---Wenn ich sehe, wie meine Schweinchen Gas geben und in kürze eine Strecke von 6-8m flitzen... Wie aktiv sie sind, wie viel sie entdecken wollen und springen und popcornen können, Abenteuer erleben dürften, wenn man sie lässt...
--- Ende Zitat ---

Genau....derartiges würde ich als Video zeigen. Dann bekommen die Leute eine Vorstellung dafür, wie kurz z.B. 2 Meter als Minimum sind und dass es auch bei einem großzügigen Gehege/Meerschweinchenzimmer Freilaufmöglichkeiten (draußen) geben sollte. Ab und zu mal frische Luft finden auch Wohnungsschweinchen ganz toll.

Ganz ehrlich? Ich habe online schon Aufnahmen von Notstationen gesehen, da würde ich mich nicht trauen nach Tierchen zu fragen. Die Tiere haben es da oft so sehr viel besser mit großzügigen Außengehegen und großen Gruppen. Das könnte ich ihnen hier nicht bieten. Wenn ich dann aber an diese Ministälle denke, aus denen ich meine Tiere teilweise befreit habe, dann denke ich mir, so schlecht ist meine Haltung nun auch wieder nicht. ;-)

Ich bin aber wirklich der Meinung, dass es besser ist, Tierchen gar nicht zu vermitteln als in eine unzureichende Haltung.

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