Nun zurück zum Thema
:
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen! Die Meerschweinchen werden zahm und zutraulich, wenn sie Vertrauen bekommen. Das bekommen sie nicht, in dem man sie raus nimmt und zwangskuschelt, denn da lernen sie dann nur, die schreckliche Situation auszuhalten. Aber das schafft Angst und kein Vertrauen.
Vertrauen bekommen sie dann, wenn sie sehen, dass von dir keine Gefahr ausgeht, du sie also zu nichts zwingst, wenn du da bist, ihnen nichts antust, was sie nicht möchten (z.B. Streicheln, denn das gefällt den meisten Schweinen in der Regel nicht und wenn dann nie auf dem Schoß, sondern immer in vertrauter Umgebung im Gehege, dass sie weg können, wenn sie nicht mehr möchten).
Indem sie merken, dass du sie wahr nimmst, ihre Bedürfnisse beachtest und ihre "Sprache" zu dir verstehst, dann werden sie Vertrauen bekommen, weil sie sich dann bei dir sicher fühlen
Also als Beispiel angenommen, dein Schweinchen weicht einen kurzen Schritt zurück, bedeutet das vermutlich: "Uh, unheimlich, ich hab Angst vor dir und mag nicht näher kommen jetzt.".
Wenn du dann nach dem Tier greifst, um es wieder ran zu holen, lernt es nur: "Der Mensch hat mich nicht verstanden und was gemacht, was ich nicht wollte. Es ist nicht sicher bei ihm in der Nähe."
Wenn du aber dann ebenfalls etwas zurück weichst, um dem Tier mehr Raum zu geben und zu zeigen, dass du verstanden hast und dem Tier zu nahe warst, dann erkennt es, dass du weißt, was es sagen wollte und es sich daher bei dir in Sicherheit befindet
Wie bei uns: wenn wir bei Menschen sind, die verstehen, was wir sagen und die da Rücksicht drauf nehmen, können wir uns entspannen und sicher fühlen. Sind wir aber ggf. bei Menschen, die eine ganz andere Sprache sprechen und wir können uns und unsere Bedürfnisse nicht mitteilen, weil sie das nicht verstehen, tun sie vielleicht Dinge, die man gar nicht will, weil sie nicht verstanden haben, dass wir sagten, dass wir das nicht wollten. Da fühlt man sich dann nicht sicher und möchte weg
Also im Grunde ganz einfach: achte auf die Signale deiner Tiere, die ihre Bedürfnisse ausdrücken und mit der Zeit (Zeit braucht es einfach, je nach Tier mal mehr, mal weniger
) werden sie dir vertrauen und auch zutraulicher werden
Meerschweinchen zum Streicheln auf den Schoß zu nehmen, wenngleich auch nur ab und an, geht also gar nicht. Wenn die Tiere einem wirklich am Herzen liegen und man sie liebt, macht man das nicht, denn das ist nichts Schönes, nur Stress und Qual für die Tiere und einfach nur egoistisch.
Gegen Streicheln an sich im Gehege ist nichts einzuwenden unter folgenden Bedingungen:
- das Tier befindet sich wirklich in vertrauter Umgebung mit Artgenossen und kann im Notfall weglaufen
- das Tier wird nicht durch Futter aus der Hand und fehlendem Futter im Gehege "gezwungen", bei einem zu sitzen und sich während des Futterns kraulen zu lassen, denn wenn die Schweine Hunger haben, dann ist das wichtiger, als nicht gestreichelt zu werden
- man muss dennoch auf die Bedürfnisse der Tiere achten: wenn ein Schwein das Streicheln im Gehege duldet, aber Stressanzeichen zeigt wie z.B. Hinlegen oder Gähnen oder "schnurren", dann sollte man es lassen, denn das sind Zeichen, dass das Tier das nicht möchte. Nicht alle Tiere flüchten, ich habe eine Dame dabei, die hält Streicheleinheiten im Gehege einfach aus. Man könnte meinen, sie mag es, weil sie nicht flüchtet, aber sie erstarrt einfach. Und das ist dann eben ein Zeichen, dass es ihr nicht gefällt. Wenn sie entspannt wirken und z.B. dabei noch weiter kauen oder sich selbst mal kratzen, ist das Streicheln im Gehege kein Problem
Ich würde mich, wenn man ein wenig zwanglos Zeit mit ihnen verbringen möchte, ins Gehege setzen oder falls nicht möglich in die Nähe begeben und dann einfach nur sitzen und sie einen entdecken und ansehen lassen und ab und an einen Leckerbissen hinhalten.
Oder einen Auslauf mit vielen Verstecken bauen und auch ein, zwei Futterstellen und wenn sie den Ort dann schon besser kennen für gelegentliche Ausflüge und sich dort wohl fühlen, sich dann da mit reinsetzen
Ich finde es viel schöner, im Gehege zu sitzen und dass die Tiere vertrauensvoll auf mich zukommen, als dass ich sie raus nehme und mit Zwang zwinge, sich von mir berühren zu lassen. Mir ist Vertrauen und glückliche Tiere wichtiger, als der Kontakt zu ihnen
Aber der ergibt sich oft genug, wenn sie einmal merken, dass ich es gut meine und sie zu nichts zwinge (Medikamentengaben natürlich ausgenommen).
Wenn meine Tiere keinen Kontakt mit mir wünschen, ist das aber dennoch auch ok: sie sind ja nicht da, um mich zu bespaßen, sondern ich möchte ihnen ein schönes Leben bieten
Alleine, sie "nur" zu beobachten, wenn sie glücklich sind, ist unglaublich herzerfüllend und das, wonach man streben sollte, wenn man seine Kleinen liebt
--------------------
Da du noch zwei sehr junge Tiere hast, würde ich dir zu mind. einem, besser zwei älteren Schweinchen raten. Meerschweinchen bis zu einem Jahr sollten nie ohne ein Erziehertier (am besten sollte das mindestens 1,5 Jahre alt sein und auch einen Erzieher gehabt haben) leben, denn sie brauchen nun mal Erziehung. Wenn zwei Jungtiere dauerhaft nur unter sich sind, machen sie sich eigene Regeln und lernen nie, wie man mit anderen Schweinchen richtig umgeht. Später, wenn sie mal andere Partner bekommen z.B. wenn eines stirbt, kann es dann unter Umständen Probleme geben, denn sie kennen ja die Regeln nicht.
Man tut Jungtieren wirklich nichts gutes, wenn es kein älteres Schweinchen gibt...
Und ältere Tiere sind ja oft auch schon viel erfahrener, sie bringen den Kleinen auch Sicherheit und somit Mut
Wenn die Jungtiere sehen, dass die älteren Tiere ein Leckerchen aus der Hand des Menschen nehmen, trauen sie sich viel eher, als wenn sie das selbst ausprobieren müssen