Gundermann aka Ich vergifte meine Meerschweinchen

[Denise]

Hehehe 

Was da für Geschrei durch die Reihen geht wenn man auf Facebook postet, dass man Gundermann verfüttert 
Die eine Hälfte glaubt mir, dass ich weiß was ich tue und der Rest meint, dass ich sie versuche zu vergiften.

Hier zusammen mit Taubnessel:






Daher durfte ich noch das hier posten, zum glück nicht ganz alleine ^^
Murx hat mir dabei geholfen und auch Suntrek war hilfreich, danke nochmal dafür

Die Fütterung von Gundermann, mit der ich ja scheinbar gut Aufmerksamkeit auf mich gezogen habe, ist ein umstrittenes Thema.
Er gilt als unverträglich bis hochgiftig für Pferde (rund 30% der Tagesportion sind mindestens notwendig um überhaupt eine Chance für eine Vergiftung zu haben, laut gefundenen Quellen, wobei hier nicht einmal sicher ist dass es tatsächlich daran liegt).
Die "Giftigkeit" für Meerschweinchen ist nicht nachgewiesen, es ist ja nicht einmal sicher welcher Wirkstoff daran giftig sein soll. Zum Teil, sofern überhaupt mal eine Begründung genannt wird, wird es dem Bitterstoff "Glechomin" zugeschrieben, der bislang unerforscht ist. Jedoch gilt Dieser als Verdauungsanregend und wirkt sich positiv auf Herz und Leber aus, sofern man es nicht übertreibt wie bei vielen anderen Dingen.
Gundermann stellt keine normale Futterpflanze wie beispielsweise Giersch dar, kann jedoch in vergleichweise geringen Mengen (zum Gras, Meerschweinchen sind Grasfresser) im Gemisch angeboten werden. Ob sie ihn fressen oder nicht kann den Tieren überlassen werden.
Ich halte es noch für erwähnenswert zu sagen, dass er scheußlich schmeckt und stinkt, sodass er meistens gemieden wird.

Also keine Angst, verfüttere nichts woran sich meine Meerschweinchen vergiften können, zumal sie gelernt haben zu selektieren

"Volksmedizinisch bei Magen- und Darmkatarrhen, Blasenleiden, Leberbeschwerden und grippalen Infekten. Dem Gundermann werden ferner ausgleichende Wirkungen auf den Stoffwechsel nachgesagt. Vorzugsweise sollte die frische Pflanze genutzt werden.[...]"

Es stehen keine Warnhinweise bei
Quelle:Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R. (2013): Eßbare Wildpflanzen. AT Verlag, 14. Aufl., S. 124

"Schwer zu beurteilen sind Angaben über eine mögliche Toxizität für Tiere von Glechoma hederacea, der Gundelrebe: In älteren Veröffentlichungen ist über Vergiftungen von Pferden berichtet worden [31-32]; ob im Kraut nachgewiesene Sesquiterpene [33] toxische Wirkungen haben, ist nicht untersucht. Neuere Arbeiten liegen nicht vor."

Quelle: Frohne, D. und Pfänder, H. J. (2004): Giftpflanzen, Ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen. wiss. Verl.ges. Stuttgart, 5. Aufl., S. 240
Quellenverweise innerhalb des Zitats:
[31] v. Haszlinsky, B.(1935): Üeber Vergiftung bei Pferden durch Glechoma. Dtsch. Tierärztl. Wschr. 43, Ss. 708 - 709
[32] Nicolau, A., Barza, H., Duca, H., Creteanu, C., May, H., Popoviciu, A. (1956): Vergiftungen durch die Pflanze Glechoma hederacea beim Pferde. Mh. Vet. med. 11, Ss. 534 - 538
[33] Stahl, E., Datta, S. N. (1972): Neue sesquiterpenoide Inhaltsstoffe der Gundelrebe (Glechoma hederacea L.). Liebigs Ann. Chem. 757, Ss. 23 - 32
Die Autoren dieser drei Veröffentlichungen hatten alle in der Pharmaindustrie gearbeitet. Kann man sich also ausrechnen, wie neutral sie geschrieben hatten.

"In der ersten Mainacht geschnitten und mit Salz und Hafer vermischt, wird Gundlrebe dem Vieh ins Futter untergemischt gegen verhexen der Milch. Nach alten Aberglauben kann man die Hexen erkennen, wenn man an Walpurgi mit einem Kranz von Gundermann auf dem Kopfe in die Kirche geht. Wer an Neujahr einen Strauß Gundermann mit in die Kirche nimmt, erhält die Gabe, zu sehen, wer aus der Gemeinde stirbt. Albertus Magnus schreibt: „Wenn einer Kuh das Eiter behext ist, so soll man drei Kränzlein von Gundelreben winden und einen jeden Strich dreimal hinten durch die Füße melken, danach der Kuh die drei Kränzlein zu essen geben und gewisse Worte dazu sprechen“.

http://www.heilpraktikerausbildung.de/naturheilpraxis/heilpflanzen-a-j/gundermann/index.php

http://www.chefkoch.de/magazin/artikel/959,0/Chefkoch/Gundermann.html
http://www.wiesenfelden.de/ogv-zinzenzell/dateien/Gundermann.pdf
http://www.wildkrautgarten.de/2013/06/01/pflanze-des-monats-gundermann-die-wuerze-von-der-wiese/

Danke an Christina fürs Raussuchen der Quellen&Lesen des Statements, außerdem auch Danke an Jasmin. Beide sind in dem Bereich sehr bewandert und haben die Ernährung meiner Meerschweinchen deutlich verbessert. Ich merke den Tieren deutlich an, dass sie von der naturnahen Ernährung profitieren.

Und zum Schluss noch ein Zitat von Christina:
"So ... Gretchenfrage ...
Wie kann etwas so harmloses, wie der Gundermann, der vom Menschen ohne Reue gefuttert werden kann und von dem keine Nebenwirkungen bekannt sind, für ein Meerschweinchen giftig sein, welches ein Standortweider ist, und deshalb deutlich robuster auf alle Pflanzengifte reagiert, wie der Mensch?
Meerschweinchen vertragen sogar das für Menschen stark giftige Jakobs-Greißkraut (da gibts Studien, die nachweisen, daß Meerschweinchen im Gegensatz zum Menschen Enzyme herstellen, welche die giftigen Alkaloide des Greißkrauts neutralisieren, bevor sie schaden ... findet sich im Tierplaneten beispielsweise)"

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Da hat scheinbar noch nicht allen ausgereicht, weil es keine 100%igen Beweise gibt dass es vollkommen ungiftig ist usw. Die genannten Quellen wären zu Menschen- und Pferdelastig ect. Sodass ich nochmal eine Umfrage gestartet habe.

Die einen Schweinchen hassen Gundermann, die Anderen lieben ihn und alle leben noch


Dachte dass interessiert hier vielleicht jemanden 

[Vio]

Hey, ich erkenn dich von Fb wieder
Hab deine Zusammenfassung da auch schon gelobt 
Danke (euch) nochmal für die Infos!

[Saubergschweinchen]

Wirklich top!

Besser kann man es nicht schreiben! Schade das Gerüchte und Halbwahrheiten immernoch schwerer wiegen als die trockenen Fakten 

Ich füttere auch Gundermann und flitzen sowohl tragende, als auch Babys und chronisch kranke Tiere...jeder hier entscheidet selbst ob heute "Giftpflanzen" gefressen werden oder eben nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht das die Akzeptanz sehr standortabhänig ist...also darauf ankommt wo ich ihn gepflückt habe. Die wissen schon genau was sie brauchen und selektieren sehr gründlich.

[Murx Pickwick]

oha ... Standortabhängigkeit der Akzeptanz bei Gundermann - meine Ohren sind gespitzt 

Von welchen Pflückstellen wird Gundermann am liebsten genommen, wo gar nicht?
Gundermann ist für mich DAS Heilkraut für kuntibuntibedingte Matschköttelprobleme geworden ... nun fressen es allerdings nur wenige Meerschweinchen, um nicht zu sagen, fast keines. Wenn ich da wenigstens an Stellen für die Leute pflücken könnte, wo die Wahrscheinlichkeit der Akzeptanz höher ist, könnte das Ergebnis vielleicht verbessert werden ... und ganz nebenbei vielleicht sogar ein Grund dafür gefunden werden, manchmal hat man ja das Glück zur rechten Zeit die richtige Abhandlung zu finden ...

[Saubergschweinchen]

Ich habe eine Sammelstelle, es handelt sich um den Geräuschwall um einen Spielplatz...dahinter ist ein kleiner Bach und an diesem Hand wachsen sehr üppig viele "Unkräuter", es ist ein relativ "fetter" Boden und alle Pflanzen sind auch recht groß. Das ist eigentlich nicht so das was ich normal suche weil die Inhaltsstoffe in solchen geschossenen Pflanzen eher dürftig sind. Gundermann von dort wird sehr gern gefressen.

Je, ärmer der Boden und je kleiner die Pflanzen umso schlechter die Akzeptanz, das ist bei Pflanzen wie Spitzwegerich und Löwenzahn genau andersherum.
Meine (recht unprofessionelle) Theorie dazu ist das Gundermann doch irgendwas enthällt was die Tiere in hoher Konzentration meiden aber in geringerer gern nutzen.
Oder anders formuliert...sie haben wahrscheinlich nur einen geringen Bedarf an dem was enthalten ist und fressen von dem "konzentrieten" Gundermann einfach keine sichtbaren Mengen während der geschossene in größeren Mengen gefressen werden muss damit sie diesen Bedarf decken.

Soweit die Theorie... was denkst du Murx?
Ich müsste nun den Versuch starten und mal schauen ob der unbeliebte Gundermann garnicht oder vlt. tatsächlich in Kleinstmengen gefressen wird...das habe ich noch nicht sooo drauf geachtet. Ich schaue eher von welcher Pflanze ich größere Mengen wegräumen muss und von welcher nichts übrig bleibt.

[Meeriemama]

da der Gundermann in meinem Garten so gut gedeiht, hab ich heute auch mal ein paar Pflanzen im Gemisch gefüttert.
Die waren heute Abend wohl weg...
hab dann noch mal ein wenig nachgelegt, mal sehen, ob sie das auch noch wegputzen

[Murx Pickwick]

Soweit die Theorie... was denkst du Murx?

Bei mir handelte es sich um eine ehemals gut gedüngter, aber durch jahrelange Nichtbenutzung langsam verarmender Trittrasen. Der Gundermann war zwar noch an einigen Stellen recht viel vertreten, aber er war im Rückgang begriffen, weil der Stickstoff nicht mehr für ihn ausreichte - dadurch war er auch immer sehr mickrig.
Ich hab nie ein Tier an ihm fressen sehen - und diesen Gundermann hab ich probiert ... und kann nur eines sagen, einzig Johannis-Greißkraut und Rucola (also die Senfrauke) schmecken noch scheußlicher!

Gut, ich kenn hier ja einige Stellen, wo Gundermann schön groß und geil wächst - dann werd ich halt trotz des kulinarischen Mißerfolgs meines Magertrittrasengundermannes dem Gundermann noch ne Chance geben ... und finde so vielleicht sogar raus, was die Hessen an dem Gundermann gefressen haben, daß die sich den traditionell in den Salat packen und behaupten, das Zeug würde schmecken ...

An deiner Theorie ist nix auszusetzen ...
Es ist auch möglich, daß sich die Magervariante mit einem furchtbar schmeckenden Stoff, der nix mit dem heilenden Wirkstoff zu tun hat, schützt ... aber letztendlich wäre das auch nur ne Erweiterung deiner Theorie, könnte jedoch erklären, weshalb Gundermann von magereren Standorten gar nicht gefressen wird, während der überdüngte Gundermann gern gefressen wird.
Es gibt noch eine Möglichkeit ... eventuell handelt es sich um mehrere Unterarten, von der nur der kahle Efeu-Gundermann (Glechoma hederacea var. hederacea) so schlecht schmeckt, während die anderen Varianten gut schmecken ... an dem von dir beschriebenen Hang müßte theoretisch der behaarte Gundermann (Glechoma hederacea var. hirsuta) vorkommen - würde auch mit der von dir beschriebenen Größe hinhauen.
Schau mal, ob dein bevorzugter Gundermann Haare hat ... der kahle Efeu-Gundermann hat jedenfalls keine Haare am Stengel und auf den Blättern.

@Meerimama: Wie sieht bei dir der Standort aus, an dem dein Gundermann wächst?
Hat er Haare am Stengel oder nicht?
Ist er eher groß und mit hellgrünen Blättern oder eher klein mit dunkelgrünen, fast rötlichen Blättern?

Ich find das irgendwie total spannend ...

[Saubergschweinchen]

Ich glaube da muss ich dich leider enttäuschen, ich erstelle auch gerade ein Herbarium mit meiner kleinen Cousine für die Schule. Und der Gundermann vom Hang ist nicht behaart. Behaarten habe ich auf der Wiese am Haus....also ich habe quasi die Erfahrung anders rum gemacht. Der Glatte wird gefressen und der behaarte eher gemieden...ich werde aber noch intensiver darauf achten auch von anderen Standorten behaarten und unbehaarten mitzubringen...das hat mich nun auch ein bisschen angefixt   

[Murx Pickwick]

Wieso enttäuscht ... das ist klasse, denn es ist das Aus der Unterarten-Theorie ..
Unbehaart ist nämlich nur der kahle Efeu-Gundermann ...

Bleiben also nur noch zwei Theorien über, die aber mehr oder weniger fast gleich sind ... bei deiner Theorie müßten deine Schweinchen wenigstens kleine Happen Gundermann von mageren Standorten fressen, bei Theorie 2 wäre eher zu erwarten, daß von den magereren Standorten der Gundermann gar nicht gefressen wird.

[Meeriemama]

So hab jetzt "meinen" Gundermann mal etwas genauer unter die Lupe genommen. Haare konnte ich keine entdecken, die durchschnittliche Größe liegt schätzungsweise bei etwa 20 cm bis zu 30  cm, gerade habe ich noch ein Prachtexemplar von ca 35 cm verfüttert.
Der Gundermann wächst bei mir hauptsächlich in meinen verwilderten Beeten. Vor etwa 10 Jahren wollte ich mal zwei schöne Staudenbeete anlegen, leider ist fast alles nach wenigen Jahren nicht wieder gekommen.
Was da massenhaft wächst ist z.Zt. Vergissmeinnicht, Kronenlichtnelke, Storchenschnabel, Ziergräser und zwei Pfingstrosen.
Ein wunderschöner Japanischer Zierahorn, der eigentlich bis zu drei Metern hoch werden soll, hat bestimmt schon die 5 Meter-Marke geknackt. Außerdem stehen da noch ein großer Kirschlorbeer, ein Rhododendron, noch ein großer Zierstrauch und eine Edelrose. Gedüngt wird eigentlich nur mit Kaffeesatz, einmal im Jahr ein bißchen Staudendünger. Ich denke mal, der Boden ist eher sauer.

[Saubergschweinchen]

Aha...und den fressen sie?

Würde ja zu meinen Beobachtungen passen...wirklich spannend.

[Meeriemama]

Sie stürzen sich nicht gerade drauf, aber nach ein paar Stunden ist er weg.
Bei meinen Schweinchen habe ich es aber oft, dass sie Pflanzen anfangs fressen, und nach einer Weile bleiben sie liegen. Das ist mittlerweile beim Giersch und bei den Taubnesseln schon wieder so, momentan fressen sie Knoblauchrauke und Wegeriche  noch, aber das wird wohl auch bald vorbei sein.
Schmecken die Pflanzen dann einfach nicht mehr oder ist der Bedarf an den Inhaltsstoffen dann gedeckt?
Mal sehen, wie lange sie den Gundermann fressen

[Saubergschweinchen]

Schmecken die Pflanzen dann einfach nicht mehr oder ist der Bedarf an den Inhaltsstoffen dann gedeckt?

Interessante Frage, der Geschmacksinn passt sich dem Bedarf an. Das heisst wenn der Bedarf an einem Stoff übersättigt ist dann schmeckt die Pflanze auch nicht mehr. Das kennen wir auch von uns selber wenn man plötzlich einen intensiven Apetit nach einem bestimmten Obst hat zum Beispiel. Da wird sich der Körper schon was bei denken

[Saubergschweinchen]

Soooo...ich habe ein Experiment gestartet.

Komme so eben von meiner Sammelrunde deren Schwerpunkt heute auf Gundermann und seinen Standorten lag. Ich habe vier "Sorten" mitgebracht, großer behaarter von reichem Boden, kleiner behaarter von armem Boden, großer unbehaarter vom besagten Hang und kleiner unbehaarter aus der Nähe des Hanges aber an ungünstigerer Stelle.

Nun habe ich neben dem großen Grashaufen vier Häufchen mit jeweils genau 10 Pflanzen von ca. 10cm länge trapiert. Mal sehen von welchem Haufen morgen das meiste weg ist

[Meeriemama]

Versuchsmeerschweinchen 

Be meiner Truppe war´s wohl ein Satz mit X  Grade beim Saubermachen hab ich den Gundermann wieder gefunden, sie haben ihn doch verschmäht.
Aber immerhin kann ich jetzt die Ängstlichen im Ratgeberforum beruhigen, die immer befürchten, ihre Schweinchen vergiften sich am Gundermann