Autor Thema: E. Coli Bakterien  (Gelesen 7501 mal)

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Lalli99

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E. Coli Bakterien
« am: 08. Dezember 2019, 19:55 Uhr »
Hallo  :winke:
Ich bin ja noch recht neu und weiß nicht, ob das hier richtig ist mit der Nachricht.
Ich wollte mal allgemein fragen, ob jemand Erfahrungen mit E. Coli bei den Schweinchen hat? Ich habe mich in eine Schweine Dame aus dem Tierschutz verguckt. Sie kam auf die Pflegestelle, weil die Besitzer die Bakterien nicht in den Griff bekommen haben. Alle ihrer Gruppe sind daran gestorben und sie hat die Bakterien im Kot, aber gar keine Symptome. Jetzt wird noch abgewartet, ob das Antibiotikum anschlägt und ob sie dann eventuell zu mir vermittelt werden kann. Ich möchte natürlich auf keinen Fall meine jetzigen Schweine in Gefahr bringen mit dem Neuzugang! Wisst ihr, ob es auch sowas wie „Trägerschweine“ bei E. Coli geben kann?
Ich bin mir sicher, sie würde nicht vermittelt werden, wenn es noch irgendeine Gefahr geben könnte. Ich wollte nur mal hören, ob ihr denkt, dass es besser wäre ich lasse es, auch wenn sie nach dem AB negativ getestet würde? Sie sitzt jetzt natürlich alleine und müsste sonst ein einsames Leben fristen... das ist ja auch furchtbar.
Danke schonmal im Voraus für eure Erfahrungen!

Liebe Grüße!  :-)

Hugomero

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Antwort: E. Coli Bakterien
« Antwort 1 am: 08. Dezember 2019, 21:25 Uhr »
Puh, sehr schwierig....wer weiß was die Gruppe hatte ...ich weiß nicht was ich machen würde, mein erstes Böckchen hatte laut kotuntersuchung u.a ecoli, aber ich weiß gar nicht mehr wie das behandelt wurde, wahrscheinlich mit Baytril
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Murx Pickwick

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Antwort: E. Coli Bakterien
« Antwort 2 am: 08. Dezember 2019, 22:18 Uhr »
Ausnahmslos alle Schweinchen, die ich zu mir nahm, hatten in der ersten Kotprobe extrem viele Escherichia coli drin - ich hab gar nix getan, sondern ihnen ein artgerechtes Leben gegeben - und genau das hat das "Problem" dann auch gefixt.

Eine übermäßige Vermehrung von Escherichia coli ist ein Zeichen für unzumutbare Haltungs- und/oder Fütterungsbedingungen. Ein paar der Escherichia coli haben ausnahmslos alle Meerschweinchen, aber meist knapp unterhalb der Nachweisgrenze.

Wenn Meerschweinchen massenweise sterben und den Befund Escherichia coli haben, sind entweder die Kotproben/der Darminhalt zulange liegengeblieben, bevor getestet wurde, oder aber die Meerschweinchen wurden mit Pellets als Hauptfutter gefüttert, oder sie hatten hauptsächlich Heu und Wurzelgemüse bekommen oder aber sind insgesamt zu eng gehalten worden.
Bei Wiesenernährung im Sommer und viel Blättrigem im Winter gehen die Escherichia coli von alleine zurück, weil sie sich gegenüber der Konkurrenz der "guten" Organismen nicht durchsetzen können. Der Hintergrund ist, Escherichia coli futtert hauptsächlich Zweifachzucker und sehr einfach abbaubare Kohlenhydrate - und genau das kommt bei artgemäßer Wiesenernährung oder blättrigem Gemüse im Darm nicht an, sondern nur schwer abbaubare Kohlenhydrate.

AB wirken gegen alle Darmbakterien und viele der anderen Darmorganismen - und Escherichia coli vermehren sich viel schneller, wie alle anderen Darmorganismen. AB hilft also den Escherichia coli ... und zerstört insgesamt die Darmgesellschaft noch mehr, wie sie eh schon vorher gestört war.

Lalli99

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Antwort: E. Coli Bakterien
« Antwort 3 am: 08. Dezember 2019, 22:46 Uhr »
Danke für die ausführliche Antwort! (:
Die Haltungsbedingungen und auch die Ernährung soll sehr schlecht gewesen sein... da haben die ausgewachsenen Schweinis nur 500-700 Gramm gewogen und generell sind sie alle recht klein geraten. Dann kann man also davon ausgehen, dass es an den Haltungsbedingungen lag und sie vielleicht ein besseres Immunsystem hatte und die Bakterien einfach besser „wegstecken“ konnte?

Kann ich die kleine dann ruhigen Gewissens bei mir aufnehmen? Ich gehe davon aus, dass es ihr bei der Pflegestelle besser geht und die Ernährung auch wesentlich abwechslungsreicher sein wird. Bei mir dann ja auch ;-)

Vio

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Antwort: E. Coli Bakterien
« Antwort 4 am: 10. Dezember 2019, 03:39 Uhr »
Murx, das, was du schilderst, kann ich meinen Erfahrungen nach überhaupt nicht bestätigen, ich kenne wirklich genug Halter mit richtig guter Haltung und Wiesen Fütterung etc., die einen e coli Ausbruch in der Gruppe hatten und dann in kurzer Zeit zum Teil 1/3 der Gruppe daran verloren haben. Deswegen würde ich niemals mehr so urteilen, dass eine sehr schlecht Haltung vorliegen muss, das war definitiv nicht der Fall.
Die anderen Meerschweinchen haben dann nur überlebt, weil ein Antibiotikum gegeben wurde und in einem solchen Fall davon abzuraten würde ich mich nicht trauen, zumal meiner Erfahrung nach ja nicht dann auch immer zwingend nach einem AB irgendwas unerwünschtes hochkocht. Sonst müssten die Meerschweinchen immer nach einem Antibiotikum Probleme mit einer Fehlbesiedlung haben, denke ich?
Ich hab hier auch ein Schwein, was seit 9 Monaten mit kurzen Pausen Antibiotika bekommen muss, zum Teil zwei auf einmal, im Laufe der Zeit fünf verschiedene Antibiotika. Leider kann sie nur so überleben, ich wünschte, es wäre anders. Es geht aber ihr sehr gut vom Darm her, von Parasiten oder sowas oder Darmproblemen war da noch nie eine Spur. Sie kommt aus sehr schlechter Haltung und hatte die Hölle hinter sich...
Ich glaube, es gibt viele Komponenten mehr als nur Haltung und Fütterung.
Vielleicht ist es auch manchmal einfach Pech und was super aggressives, mutiertes an Parasiten, ich weiß es nicht.

Wenn es dem Tier gut geht und es nicht so dramatisch ist; dann würde ich natürlich auch mit guter Haltung, Ernährung und Naturheilkunde ansetzen :-) aber wenn es dem Tier schon elend geht, dann geht mein Rat in jedem Fall immer zu Antibiotika. Gerade nach dem letzten Jahr, wo ich mich viel mit Fehlbesiedlungen im Darm befasst habe, rate ich dazu, denn nicht immer regelt es sich alleine mit einer guten Ernährung etc. - leider.
Das habe ich an einem meiner Meerschweinchen selbst erlebt und nach 5 Monaten hat baytril - wegen etwas anderem gegeben - dann wohl zur "Normalisierung" der Darmflora geführt - also alles platt gemacht und die guten Mikroorganismen konnten sich dann wieder ausbreiten, denn die Probleme mit der Verdauung gab es dann nicht mehr. Ich bin der Meinung, ich füttere gut und biete viel Gutes für den Darm an, aber das hat alles nichts gebracht. Auch bei anderen Tieren in guter Haltung, bei denen sich einzelne Mikroorganismen Arten im Darm vermehrt hatten, waren am Ende Antibiotika die Rettung (da gab es dann schon Darmbluten, Geschwüre im Darm etc zuvor - es war also nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen).
Deswegen empfinde ich es als zu schwarz weiß gesehen, wenn man da pauschal sagt, dass Antibiotika Kontraproduktiv sind.
Ich kann - und ich wünschte es wäre anders - nur sagen, dass sie in meinem Meerschweinchen-Umfeld, und das ist groß, sich auch in solchen Fällen als extrem hilfreich und mehr als lebensrettend erwiesen haben.

In diesem Fall hier jetzt würde ich aber natürlich zustimmen, hier scheint es an der Lebenssituation zu liegen und in guter Haltung mit naturnaher Ernährung kann ich mir vorstellen, dass sich das bald von selbst erledigt hat, so wie Murx schreibt.
Ich würde, wenn ich es jetzt wäre, das Schweinchen wohl dennoch aufnehmen, hab auch schon Meerschweinchen mit Hefen zb aufgenommen - gerade durch schlechte Haltung zuvor und dem Umzugsstress kocht dann ja auch schon flott mal was hoch. Das muss nicht schlimm sein, oft merkt man das gar nicht.
Die oben genannten Fälle sind definitiv eine andere Hausnummer, aber ich wollte es einfach erwähnen, da ich es nach meinen Erfahrungen nicht pauschal so stehen lassen kann, dass eine schlechte Haltung immer die Ursache ist und Antibiotika in solchen Fällen eher schaden, als nützen.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms: