Meiner Erfahrung nach schätzen die meisten TÄ sehr viele Meerschweinchen, die eine ganz normale Körperstatur haben, zu schwer ein. Mir ist auch noch keiner begegnet, der wirklich eine Ahnung von gesunder Meerschweinchen-Ernährung gehabt hätte, aus meiner Sicht zumindest...
Ich gehe bei der Beurteilung, ob ein Tierchen zu schwer ist, sehr nach Verhalten.
Z.B. hatte ich jetzt 2 Mädels mit 1600g, die beide aber sehr kompakt und sehr agil waren. Das war dann für mich okay, man hat ihnen das Gewicht auch nicht angesehen.
Auch hatte ich in den letzten Jahren ein sehr grosses Mädchen, was mit 1400g von einer TÄ, der ich auch vertraut habe, als schon fast zu dünn eingestuft wurde, was ich ebenso sah. Sie war einfach sehr gross.
Die Böcke können durchaus schon mal 1600-1800g haben, ohne zu dick zu sein, aber das kommt natürlich auch immer auf das jeweilige Tier an.
Ich kenne auch Schweinchen mit 1200g, die damit nicht zu dick sind und wo der Bauch aber hängt, weil es ggf. ein Bindegewebe Problem gibt oder die Wirbelsäule nach unten nach gibt. Auch wenn man dann nicht durchschauen kann unterm Bauch, ist das Schwein dann ja nicht übergewichtig.
Wenn ein Schweinchen zu dick gibt es meiner Meinung nach sehr viele Faktoren, die dafür verantwortlich sein können. Zu Viel blättriges Frischfutter oder Gras zählt für mich nicht dazu, auch nicht, wenn man in einem guten Gemisch Apfel oder Wurzelgemüse anbietet oder aromatische Saaten.
Wenn die Tiere genug Möglichkeiten zum Auslauf haben und Anreize dazu, dann sehe ich auch nicht in Bewegungsmangel eine Ursache.
Läge es pauschal an der Haltung müsste es auch mehr Tiere treffen normal, das ist ja meist nicht der Fall.
Klar, es kann etwas organisches sein, dass Nährstoffe nicht richtig verwertet werden oder eine Erkrankung vorliegt, beispielsweise ein krankes Darmmilieu, so dass die Nährstoffaufnahme nicht gut funktioniert oder eben ein Problem mit der Schilddrüse, wobei ich kein Schwein mit SDU kenne, nur welche mit SDÜ, aber ich kann mir das schon vorstellen.Ich hatte auch Zahnschweinchen, die mit den Zahnproblemen zugenommen hatten, weil sie dann das Futter so schlangen.
Auch gibt es beim Futterschlingen manchmal ein Magenproblem, der Magen tut ggf. einfach weniger weh, wenn mehr Nahrung drin ist, wenn z.B. ein Magengeschwür darin ist und dann schlingen sie.
Wenn ein Herz- oder Nierenproblem vorliegt oder sich im Bauch ein Abszess bildet oder eine Blasenentzündung dazu führt, dass sie Urin einhalten, dann nehmen sie akut auch mal was zu wegen Ödemen, aber das sind ja alles Probleme, die man dann meist auch als solche erkennt.
Traumatisierungen, z.B. eben dass die Tiere zu wenig Futter hatten und dann deswegen viel futtern, kann ich mir auch gut vorstellen, das sitzt dann einfach drin und der Körper hortet dann gerne auch. Zudem sieht z.B. die viszerale Osteopathie Fett auch als Schutz nach aussen - wenn also ein Trauma/Schock den Körper belastet, so dass er nicht natürlich reagieren kann und angreifbarer ist, könnte er sich auch einen Fettpanzer zulegen...
Aber auch ähnlich bei der Epigenetik, wenn die Mutter gehungert hat, dann ist der Körper des Nachwuchses vielleicht auch auf Horten von Nährstoffen eingestellt.
Und wenn wir ehrlich sind, ist es wahrscheinlich, dass die Mütter über Generationen schon mangelernährt waren, denn die wenigsten Halter, kaum Züchter und Notstationen stellen den Tieren ausreichend verwertbare Nahrung im Übermass in Form von Frischfutter...
Dazu sehe ich auch noch den Punkt, dass unsere Hausmeerschweinchen ursprünglich ja zur Fleischgewinnung genutzt wurden. Ich weiss nicht, wie es um das Verhältnis Körperfett-nutzbares Fleisch steht, aber diese Tiere wurden ja auch irgendwie gemästet und mit Küchenabfällen gefüttert. Dürre, schlanke Schweine waren das sicher nicht.
Viele Halter denken, man müsste schlanke, sportliche Hausmeerschweine haben, die vergleichbar sind mit den Wildmeerschweinchen - das sind für mich wegen der getrennten Entwicklung fast schon zwei unterschiedliche Tierarten, die man auch nicht so vergleichen sollte. Ich versuche ja auch nicht, ein Nilpferd zu dem Körperbau eines Zebras zu bekommen...
Es gibt in Bezug auf zu dicke Schweinchen für mich einfach viele Faktoren, die nicht einzuschätzen sind und die man auch nicht gross beinflussen kann.
Daher würde ich es so halten bei einem wirklich zu dicken Tier (was ich ehrlich noch nicht hatte meiner Meinung nach), dass ich viel Platz zur Bewegung biete, nach Krankheiten auf allen Ebenen schaue zur Sicherheit, so gut wie möglich füttere (und ich vertrete nach wie vor diese Fütterungsart hier:
https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1588.msg24189#msg24189 ) und ansonsten schaue, dass ich einfach das Tier so unterstützen kann (z.B. durch eine osteopathische Trauma-Behandlung, Naturheilkunde, Darmaufbau etc.), dass es dennoch ein schönes Leben hat.
Eine Diät etc. ist für mich da eigentlich nie die Lösung, da man so eher noch Mängel fördert und es ja einen Grund gibt, warum mein Tier dann zu dick ist, den ich dann nicht in der Fütterung sehe. Ich kenne einige proppere Schweinchen und egal, was die Halter da änderten an der Nahrung, viel gebracht hat es nie...