Autor Thema: Ad libitum Wiesenfütterung  (Gelesen 13808 mal)

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Vio

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Ad libitum Wiesenfütterung
« am: 28. August 2018, 11:50 Uhr »
Wir haben hier im Forum schon oft eine "ad libitum" Fütterung angesprochen, vor allem in Bezug auf Wiese.
Dennoch existiert kein extra Thread dazu, der das mal genauer erklärt oder zusammenfasst, deswegen wollte ich das mal nachholen. Im Frühjahr hatte ich zu dem Thema schon einen Text auf meiner FB Seite verfasst und füge ihn nun dann einfach mal hier ein.
Kritik ist immer willkommen! Ich lern ja auch ständig um oder dazu :-)


Was heißt „ad libitum“-Fütterung eigentlich? Und warum werden meine Meerschweinchen nach einer "ad libtum" Wiesenfütterung ernährt?

Dieser Text hier schildert unsere Auffassungen zu einer gesunden Meerschweinchen-Ernährung.
Es gibt da viele Meinungen und diese ist unsere, die wir zu dem Thema einmal schildern mögen, da wir oft gefragt werden, wie wir die Meerschweinchen ernähren und was wir für gesund halten.

Wir ernähren unsere Meerschweinchen nach einer „ad libitum“-Fütterung mit vor allem viel Wiese.
Das sieht man auch auf vielen unserer Fotos:
ein Gehege voller Grünzeug aus der Natur und mit Nahrungsmitteln ohne Ende, sowohl im Winter drinnen, als auch im Sommer draussen.

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Warum geben wir so viel Futter und so viel Grün aus der Natur?

„Ad libitum“ ist Latein und bedeutet "nach Belieben", in dem Fall also übertragen „jederzeit zur freien Verfügung“.
Im Grunde sagt dieses Wort erst mal nur, dass etwas also zu jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Man muss dann noch genauer klassifizieren, was genau zur freien Verfügung angeboten werden soll.

Wenn es nun um die Ernährung von Meerschweinchen geht, bezieht sich das auf gesunde und natürliche Nahrungsmittel-Arten.
Von jeder Sorte Futter soll etwas zu jeder Zeit zur Verfügung stehen, also Grünzeug aus der Natur allen voran Gräser und Kräuter, aber auch Zweige, dann Blattgemüse und Wurzelgemüse, Obst und (aromatische Öl-)Saaten und Heu.
„Ad libitum“ bedeutet in Bezug auf die Schweinchen-Ernährung also nicht, dass man ihnen zur freien Verfügung ungesunden Zwieback anbieten soll oder gar nur Möhren.
Es geht vor allem um eine "gesunde Vielfalt".

Aber warum ist die Vielfalt überhaupt wichtig?

Im Internet gibt es viele Angaben, wie viel von einem Lebensmittel für ein Meerschweinchen gesund sein soll. Man soll 2 mal am Tag 20g hiervon und 2 Teelöffel davon füttern – viele solcher Angaben findet man im Netz.
Aber wer bestimmt überhaupt, was für ein Meerschweinchen wichtig ist? Und jedes Tier ist doch verschieden in seinen Bedürfnissen, gerade kranke Tiere haben ja auch besondere Bedürfnisse – woher weiß ich dann, wie viel für dieses Tier individuell am passendsten ist?
Gar nicht – ich als Mensch kann das nicht wissen.
Am besten wissen unsere Tiere selbst, was sie gerade an Nahrung brauchen und manchmal mag das für uns Menschen auch komisch aussehen, weil sie für uns komische Angewohnheiten haben, z.B. nie Möhre essen, aber dafür ganz viel Apfel.
Aber aus Erfahrung können wir sagen: das hat in der Regel Sinn, wenn ein Meerschweinchen ein Nahrungsmittel bevorzugt. Oft kam später die Erkenntnis, warum das so war und dass es ja vielleicht doch Sinn ergab. Wir vertrauen unseren Tieren da mehr als unserem Wissen: Die Meerschweinchen wissen besser als wir, was gut für sie ist.

Natürlich sollte der Hauptaugenmerk bei der Meerschweinchen-Fütterung auf Wiese und Blattgemüse liegen. Aber auch andere Futtermittel-Arten haben ihre Berechtigung: Möhre stellt neben anderen Inhaltsstoffen gute Carotine, Apfel bietet viele Pektine (gut für die Cellulose-abbauenden Bakterien im Meerschweinchen-Darm), Vitamine und aber auch Fruchtzucker. Zu viel Fruchtzucker ist nicht gut, aber durchaus ist auch Fruchtzucker mal wichtig und wenn die Meerschweinchen die Wahl haben, werden sie so viel futtern, wie gerade für sie gut ist und nicht zu viel oder zu wenig.
Damit Meerschweinchen aber auch genau das wählen können, was gerade richtig und wichtig für sie ist, benötigen sie Auswahl.

Wenn ein Meerschweinchen nur Möhre, Salat und Heu zur Verfügung hat, wird es Möhre, Salat und Heu essen aus Hunger. Etwas anderes ist ja nicht da und viel Auswahl ist das nicht. Aber heißt das auch, dass das dann gesund ist?
Ein Meerschweinchen braucht vor allem Wiese, in Heu sind durch die Trocknung nur noch wenig Nährstoffe und keine Flüssigkeit mehr, die aber immens wichtig für die Meerschweinchen ist, die nun mal von Natur aus keine trinkenden Tiere sind, sondern ihre Flüssigkeit „essen“ in Form von frischer Nahrung.
Heu ist aber trocken und bringt keine Flüssigkeit mit in den Körper, die für den Stoffwechsel benötigt wird. Gemüse wie Möhren stellen jetzt auch nicht so viel Flüssigkeit und das bisschen, was Salat stellt, wird verbraucht, um das Heu zu verdauen. Wo bleibt da noch etwas für den Körper? Eine Ernährung von Meerschweinchen nur mit Gemüse und Heu ist auf Dauer nicht gesund.
Viele gesunde Tiere verpacken das dennoch über Jahre gut, bis es dann erste Probleme gibt, aber viele Meerschweinchen haben heute aufgrund Überzüchtung und schlechte Haltung der Eltern schon als Babys keine guten Grundlagen – da prägt sich eine ungünstige Ernährung viel schneller aus.

Wir haben schon einige Tiere aufgenommen, die mit Gemüse und Heu ernährt wurden. Das ist schon besser als eine Ernährung mit Pellets und Getreide, aber dennoch war das noch zu trocken: ein solches Schweinchen hatte als es zu uns kam z.B. die Blase voll bis zum Anschlag mit festem Gries. Es hat bei uns dann 4 Wochen lang fast ausschließlich nur Gras als Nahrung gewählt und der Gries kam dann durch die viele Flüssigkeit zum Glück raus. Viele Meerschweinchen trinken nicht, weil es ihnen nicht so veranlagt ist, schließlich hatten sie als ursprüngliche Nahrung vor allem viele frische Gräser und brauchten so nicht trinken. Zudem kann Gras viel mehr zum Zahnabrieb beitragen als Heu, was wiederum Zahnprobleme vermindern kann. Generell ist für den ganzen Organismus und vor allem auch Darm des Meerschweinchens eine Ernährung mit vielen Grasarten die beste Variante.

Daher ist es so wichtig, im Sommer Wiese „ad libitum“ zu füttern und im Winter wenn möglich Bambus, Sauergräser oder eben ganz viel Blattgemüse, damit unsere Schweinies genug Flüssigkeit essen können.

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Wo wir gerade bei der Blasenthematik sind: viele Schweinchen haben Probleme mit Blasengries oder sogar Steinen. Das liegt aber nicht am „bösen Calcium“ und ist nicht mit einer Calcium-armen Ernährung getan – ganz im Gegenteil! Leider wird häufig immer noch zu einer Calcium-armen Ernährung geraten…
Streicht man Calcium-haltige Frischfuttermittel, müssen die Meerschweinchen z.B. mehr Heu essen, um genug Calcium aufzunehmen. Und sie haben einen hohen Calcium-Bedarf! Schließlich wachsen die Zähne unermüdlich. Und wenn Meerschweinchen mehr Heu futtern, heißt das auch wieder, dass die Ernährung wieder trockener wird und die Blase nicht mehr so gut durchgespült wird, es wieder vermehrt Gries geben kann usw.
Und wenn ein Meerschweinchen nicht genug Calcium bekommen kann, dann nimmt der Körper sich das zum Teil auch aus einem eigenen Speicher dafür: den Knochen… Gesund ist das natürlich nicht, wenn sich Knochen auflösen…
Der Calcium-Stoffwechsel von Meerschweinchen ist ein Thema, was den Rahmen des Textes hier, der ja über die „ad libitum“-Wiesenfütterung sein soll, sprengen würde. Aber diese Fütterung trägt ihren Teil dazu bei, dass Gries und Steine vermindert werden können, z.B. durch Oxalsäure-haltige Nahrungsmittel wie Sauerampfer oder Rote Beete.
Oxalsäure ist in Bezug auf Calcium sehr wichtig, denn sie kann Calcium im Magen-Darm-Trakt binden und somit wird mehr davon über den Kot ausgeschieden und weniger über die Nieren und Blase. Oxalobacter-Bakterien im Darm können zu viel Oxalsäure abbauen, sind diese aber vermindert z.B. nach einer Antibiotika-Gabe, wird wieder mehr Oxalsäure über die Nieren und Blase ausgeschieden und kann dann da wieder zusammen mit Calcium zu Gries führen. Das passiert auch, wenn es zu wenig Calcium gibt, um die Oxalsäure während der Verdauung zu binden. (Der Calcium-Stoffwechsel ist aber noch viel komplexer, als das jetzt hier geschilderte, dies soll nur ein oberflächliches Beispiel zum Thema sein.)

Wie viel Oxalsäure und Calcium ist also individuell für mein Meerschweinchen gerade richtig und wichtig und gesund? Und wie viel ist da in den Nahrungsmitteln davon enthalten, wie viel muss ich dem Tier also nun anbieten?
Das kann ich alles nicht wissen. Aber mein Meerschweinchen weiß das ;) Und daher biete ich alles an und lasse es selbst entscheiden, wie viel von welchem Futtermittel es nehmen mag.
Wir haben bereits Meerschweinchen aufgenommen, die zuvor Probleme mit Blasensteinen hatten. Bei unserer Art der „ad libitum“-Wiesenfütterung gab es keine Probleme mehr. Das ist häufig so, wenn die Ursache nicht genetisch, sondern einfach Fütterungs-bedingt ist. Wichtig ist in jedem Fall immer eine gute Durchspülung der Blase durch viel Flüssigkeits-haltiges Frischfutter – am besten klappt das nun mal durch ein „ad libitum“-Angebot an frischer Wiese.

Zum Calcium-Stoffwechsel gehören noch mehr Komponenten als die geschilderten, z.B. Vitamin D, was vielen Wohnungshaltungs-Schweinchen fehlen kann, da es nur durch direktes Sonnenlicht gebildet wird (eine UV-Lampe bei reiner Wohnungshaltung kann daher empfehlenswert sein: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1288.msg18647#msg18647 ), aber auch andere Dinge spielen noch eine Rolle, wenn es um Blasengries geht.
Einen interessanten Einblick in die Thematik bietet diese Seite hier: http://www.kaninchenwiese.de/ernaehrung/grundlagen/pflanzenstoffe/
Das gilt zwar für Kaninchen, aber ist auf Meerschweinchen ganz gut übertragbar.

Wenn man diesen Text gelesen hat, ist einem noch umso mehr klar, dass die richtige, gesunde Ernährung eines Meerschweinchens sehr komplex ist und man als Mensch gar nicht genau sagen kann, welches Nahrungsmittel jetzt gerade richtig und gesund für das Schweinchen ist.

Daher ist es in unseren Augen am besten, den Tieren die Auswahl zu bieten, allen voran eben auch frisches Grün aus der Natur. So können die Tiere sich zu jeder Zeit aussuchen, was sie gerne futtern möchten. Sie futtern dann Dinge, die sie brauchen, um gesund zu werden und gesund zu sein.
Gibt man Ihnen diese Auswahl nicht, futtern sie einfach das, was eben da ist, um ihren Hunger zu stillen, was aber vielleicht gar nicht gesund ist in den Mengen für sie oder gar nicht die Dinge enthält, die gerade wichtig wären, damit die Schweinchen gesund bleiben können.

(im nächsten Beitrag gehts weiter)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Vio

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Antwort: Ad libitum Wiesenfütterung
« Antwort 1 am: 28. August 2018, 11:50 Uhr »
Wir füttern unsere Tiere „gesund“ heißt bei uns 2 Dinge:

- wir füttern unsere Tiere mit den für sie in unseren Augen gesunden Nahrungsmitteln

- wir füttern unsere Tiere gesund = wir füttern unsere Tiere so, dass sie gesund werden und bleiben können

Pellets und Getreidekörner gehören in unseren Augen nicht zu einer gesunden Ernährung von Meerschweinchen. Auch nicht, wenn die Pellets getreidefrei sein, denn sie sind einfach gemahlenes Futter und Meerschweinchen brauchen lange, schwerverdauliche Rohfasern, nicht Pellets oder Brei aus Pulvern, was dem Schweinchen-Darm schaden kann. Mehr dazu haben wir schon mal hier etwas aufgeschrieben (im FB): https://www.facebook.com/DieSchweinebande/photos/a.930867893627933.1073741855.504177019630358/830729233641800/?type=3&theater

Die „ad libitum“-Wiesenfütterung hat für uns noch einen Vorteil:
Die Schweinchen können entspannt essen.
Wir alle kennen kreischende Bettelschweinchen. Wenn man aber die Bettelrufe hinterfragt, sind die gar nicht mehr so süß, wie erst angenommen: oftmals zeigen die lauten Bettelrufe Schweinchen, die hektisch nach Frischfutter betteln. Sie dursten und haben Panik, nicht genug zu bekommen. Ist das süß? Wir denken nicht… Es ist ein Hilfeschrei!

Natürlich rufen auch unsere Schweinchen mal freudig, wenn wir etwas Neues bringen, auch wenn noch das ganze Gehege voller Grünzeug liegt. Einfach weil sie sich freuen, was es Neues zu futtern gibt :)
Aber das sind noch ganz andere Rufe, als die Schweinchen von sich geben, die nur Heu im Gehege haben und 2 mal am Tag eine winzige Portion Frischfutter bekommen…
Vergleicht da einfach mal selbst z.B. Videos auf Youtube und bleibt kritisch:
was sind panische Bettelrufe und wann wirken die Schweinchen entspannt? Wann haben die Tiere augenscheinlich genug Frischfutter im Gehege und wann nur Heu und wie unterscheidet sich das Betteln dieser Tiere zu denen, die genug Frischfutter zur Verfügung haben? Auch wenn es um Tricks geht: macht das Meerschweinchen die Tricks vielleicht nur mit, weil es dafür Frischfutter gibt und es sonst davon nicht genug bekommt? Lassen sich die Meerschweinchen vielleicht sogar – obwohl sie es gar nicht mögen – streicheln, weil es dafür als Belohnung dringend benötigtes Frischfutter gibt?

Dieser Punkt ist immer ein heißes Eisen, weil sich gleich viele Halter kritisiert fühlen und viele Menschen das doch auch so süß finden, wenn die Tiere bettelnd an Plexiglas-Scheiben empor kriechen oder an Gittern hängen. Aber nicht immer ist das so süß, nämlich nicht, wenn es sich um ein panisches Tier handelt, was großen Bedarf an Frischfutter hat.
Bleibt da unbedingt (selbst)kritisch und hinterfragt – aus Liebe zum Meerschweinchen!
Wir haben auch noch von früher solche Bettelfotos vor den 3 täglichen Frischfutter-Fütterungen und heute tut es mir unendlich Leid für die Tiere damals, denen ich das angetan habe… Aber ich wusste es nicht besser.

Unsere Schweinchen kennen zwar unsere Futter-Rhythmen, aber können sie sich sicher sein, dass es wirklich immer genug gibt und rechtzeitig und dauerhaft? Das schafft Stress!

Wenn das Futter limitiert wird haben die Tiere auf verschiedene Weise Stress:
- gibt es Frischfutter, so wie jeden Tag? Ist es ausreichend, um meinen Hunger und Bedarf zu stillen?
- gibt es genug für mich von diesem einen bestimmten Nahrungsmittel, was ich gerade brauche?

Denn nicht zu vergessen: es fressen ja auch noch andere Schweinchen mit. Und das macht noch mehr Stress, denn: das Futter ist begrenzt! Wer etwas haben möchte, muss schnell sein!
Somit wird alles Futter was es gibt dann einfach reingeschlungen, ungeachtet der Tatsache, was gerade vielleicht gut wäre für ein bestimmtes Schwein oder dass das Futtern so geschlungen nicht gesund ist.
Das ist auch das häufige Problem beim Gras-Anfüttern: das Gras wird meist nicht mit Heu gemischt, sondern als Haufen reingelegt und da es nur wenig gibt anfangs, schlingen die Meerschweinchen es sich schnell rein, bevor ein anderes Schwein kommt. Und das kann Bauchweh geben. Wenn man aber im Gegensatz dazu größere Mengen Gras mit Heu mischt, dann müssen die Meerschweinchen sich die Hälmchen im Heu einzeln raussuchen und futtern es viel langsamer und entspannter; vielleicht auch nicht alles sofort, sondern erst später noch mehr… – und unserer Erfahrung nach ist diese Methode viel besser, als kleine Mengen zu geben, die geschlungen werden und dann Probleme machen.
(Auch das Grasanfüttern ist eine ganz eigene, längere Thematik, wir sammeln z.B. zu bestimmten Tageszeitpunkten wegen des Fruktangehalts und füttern Gras auch – wie grob beschrieben - aus guten Gründen ganz anders an, als in der Regel empfohlen wird, aber das würde hier wieder den Rahmen des Textes sprengen.)

Wenn ich also zu jeder Zeit genug und vielfältige Nahrung anbiete, dann können die Schweinchen ganz entspannt futtern: es gibt ja genug (für alle) und ist auch später noch etwas da. Warum hetzen? Lieber entspannt futtern und sich gezielt das raussuchen, was gerade für sie gesund ist :)
Stress ist ungesund und begünstigt wiederum Krankheiten und ist auch nicht schön für die Psyche eines Tieres, daher ist es natürlich schön, ihn vermeiden zu können, wenn möglich.

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Wir Halter haben oft – neben gesünderen Schweinchen ;) – auch noch was anderes von der „ad libitum“-Wiesenfütterung:
Es kann eine Futter-Ersparnis beim Einkauf geben.

„Wie?!“ denken nun sicher Einige. Wie soll da bitte Futterersparnis sein, wenn man doch immer viel verschiedenes Futter und große Mengen anbieten soll?
Ja – das ist ein Vorurteil der „ad libitum“-Fütterung, dass das viel teurer wäre, weil man viel mehr Gemüse kaufen muss.

Aber denken wir das mal durch:
Wenn es 2-3 mal am Tag nur Futter gibt und auch nur beschränkt, mampfen die Tiere das sofort alles auf, denn wer weiß, wann es wieder etwas gibt. Nehmen wir die heißbegehrte Gurke: wir verteilen Scheibchen und sofort sind alle Tiere mit ihrer Scheibe verschwunden.
Wenn wir aber Gurke immer anbieten, verschwindet der Stress, sie sofort essen zu müssen. Natürlich ist Gurke von je her sehr begehrt (und stellt ja auch schön viel Flüssigkeit), aber man spart sich einiges an Gurke, wenn man sie immer anbietet.

Wir legen z.B. im Sommer morgens eine ganze Gurke ins Gehege. Ein Stückchen lag aber auch noch im Gehege. Abends ist die Gurke zur Hälfte bis 3/4 verschwunden bei 6 Tieren. Der Rest reicht noch bis morgens. 1 Gurke am Tag für 6 Meerschweinchen empfinde ich nicht als viel bei hohen Temperaturen oder im Winter bei wenig Gras (Gurke stellt zusätzliche Flüssigkeit), im Frühling und Herbst ist hier sogar nur ca. eine halbe Gurke bei 6 Tieren am Tag weg. Das finde ich nicht viel, denn als ich damals noch eingeschränkt fütterte, habe ich Gurkenscheiben verteilt und 3x tgl bin ich 6 schön dicke Gurkenscheiben losgeworden. Und wenn ich 4-5 mal Gurke gegeben habe, wurden die Scheiben auch abgeholt und gefuttert – man weiß ja nicht, wann es die Gurke dann wieder gibt! So wurde ich dann natürlich viel mehr Gurke als eine halbe Gurke los. Und nach dem Schema gilt das ja auch für andere Nahrungsmittel. Natürlich muss das nicht so sein, unseren Erfahrungen nach, merkt man aber diesen Unterschied beim Nahrungsmittel-Verbrauch.

Wir bieten gerne auch dann einfach z.B. eine ganze Gurke an. So kann keiner sie gut mitnehmen, dass andere Schweinchen die nicht mehr finden und kleinere Stückchen werden auch schneller dreckig und man wirft dann mehr weg. Das Futter im Ganzen anzubieten spart dann so auch noch gekaufte Nahrungsmittel für die Meerschweinchen.
Zu dieser Thematik kommt natürlich noch eine Schonung des Geldbeutels, wenn man Grün in der Natur sammelt, was ja auch wichtig für die Gesundheit der Schweinchen ist.

In den ersten Tagen nachdem man auf eine „ad libitum“-Fütterung umgestellt hat, kann es allerdings sein, dass die Meerschweinchen sich noch nicht an das System gewöhnt haben und noch „zu viel“ futtern. Da stellen sie ein, wenn sie merken, dass es jederzeit für alle genug Futter gibt. Und dann merkt man das in der Regel auch am Verbrauch :)

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Nun gibt’s aber doch noch so viele Regeln: nicht zu viel Gurke, nicht zu viel Tomate, nicht zu viel Apfel…
Wie ist das denn damit?

Unserer Erfahrung und Meinung nach gibt es kein zu viel, wenn man die Auswahl bietet und die Tiere selbst entscheiden lässt. Auch gibt es dann unserer Erfahrung nach keine zu dicken oder zu dünnen Meerschweinchen – wenn sie gesund sind. Meerschweinchen, die zu dick oder zu dünn sind, obwohl Auslauf und Fütterung passen, haben oftmals ein Problem mit dem Stoffwechsel oder eine Krankheit. Häufig liegt eine Verminderung bei der Aufnahme von Nährstoffen vor.
Das kann auch ein Problem mit dem Darm sein, wenn dort die Darmflora nicht stimmt und die Schleimhäute angegriffen sind, werden sie durchlässig für Substanzen, das kann nicht nur Allergien hervorrufen, sondern es kann auch die Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung einschränken.
Solche Meerschweinchen müssen also häufig mehr futtern, als andere, um genug der benötigten Stoffe aufnehmen zu können, werden aber natürlich durch das ganze Futter dicker. Auch zu dünne Tiere haben oft Mängel.

Oftmals werden zu dicke Tiere auf eine Art Diät gesetzt – aber ist das sinnvoll, wenn sie ja eh schon Mängel haben, ihnen dann noch weniger Nahrung zur Verfügung zu stellen?
Und zu dünne Tiere bekommen sogenannte Dickmacher (Päppelbrei, Erbsenflocken, Getreidekörner, Pellets, Mehlsaaten), die viel Energie stellen, aber ungesund für den Darm sind, auch dies ist dann - unserer Meinung nach - keine Lösung, weil es das Problem eben noch verschlimmer kann.
Wenn die Tiere dann zunehmen, heißt das nicht, dass sie gesünder werden und „gesund zunehmen“.
Man würde ja einem dünnen Kind auch eher gesunde Nahrung zum Zunehmen anbieten und es nicht mit Burgern von McDonalds mästen... oder?
Auf lange Sicht gibt es so nur mehr Krankheiten und eine nicht enden wollende Odyssee.

Wir gehen das lieber an, in dem wir die Organe entgiften und in ihrer Funktion unterstützen, allen voran den Darm.
Man kann da mit einer naturheilkundlichen Behandlung und mit natürlichen Dingen wie Präbiotika (z.B. Apfelpektin) oder Huminsäure ( http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1452.msg21313#msg21313 ), Heilerde, Colosan etc. arbeiten (Probiotika stehen wir zum aktuellen Kenntnisstand skeptisch gegenüber und verwenden sie nicht), aber die beste Grundlage ist einfach auch da eine gesunde Ernährung, vor allem eben viel Wiese.

Wir haben viele Meerschweinchen in den letzten Jahren aufgenommen, die recht dünn waren oder zu dick und durch die „ad libitum“- Ernährung mit viel Wiese haben all diese Tiere ein gutes Gewicht erreicht.
Dabei darf man allerdings nicht das Wildmeerschweinchen-Körperbau-Modell vor Augen haben: unsere Meerschweinchen stammen schon nicht mehr direkt von diesen ab, die nächsten Verwandten sind viel eher die „Fleischproduzenten“ in Peru, die mit Gräsern und Kräutern aus der Natur und Küchenabfällen (Kartoffelschalen z.B. – zum Mästen) gefüttert werden. Und an diesen Schweinchen sollte ja mehr Fleisch dran sein, damit sich eine Schlachtung lohnt. Daher sehen unsere Hausmeerschweinchen hier auch oftmals eher Birnen-förmig als wie so ein "Leichtbaumodell-Wildmeerschwein" aus und das ist auch völlig okay. Es ist schwierig pauschal zu sagen, ab wann ein Schweinchen zu dick ist, aber zwischen Bauch und dem Boden sollte noch Platz sein, das Tier sollte noch agil sein können und die Rippen sollten spürbar und nicht verfettet sein.
So ein normales Birnen-Bäuchlein aber ist absolut im Rahmen unserer Meinung nach und ein paar Reserven für Krankheiten sind ja auch gar nicht schlecht.

Es gibt zu diesem Thema auch noch Theorien aus der Epigenetik:
wenn die tragende Meerschweinchen-Mutter eine Mangelernährung erleiden muss (zu wenig Frischfutter/ Wiese kann dies schon sein, denn Heu alleine reicht nun mal nicht), dann kann es sein, dass manche Gene bei ihren Babys später besonders aktiv sind, um Nährstoffe besser aufnehmen zu können. Es kann sich ja aber die Ernährung ändern und die Babys haben nicht mehr wie die Mutter eine Mangelernährung und benötigen keine gezielt verbesserte Aufnahme von Nährstoffen, dennoch sind die Gene so aktiv geschaltet, dass dies weiterhin geschieht und die Tiere als Folge dessen dicker als andere sind.
Zur Aktivität von Genen gibt’s im Internet viele interessante Artikel und das ist ein sicher oft vernachlässigtes, aber hochspannendes Thema :)

Und zum Obst und Gemüse:
Leider sind Obst und Wurzelgemüse in Verruf geraten, wegen des Zuckergehalts und der Kohlenhydrate bzw. Kalorien ungesund zu sein.
Aber stimmt das überhaupt...?
Wusstet ihr, dass frische Äpfel genauso viel Zucker enthalten, wie Heu?
Oder dass Wurzelgemüse weniger Kalorien enthält, als Wiese?
Mehr zu den sogenannten "Futter-Mythen" ist hier ganz nett beschrieben: https://meerschweinchenwiese.de/ernaehrung/futterregeln/futter-mythen

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Zurück zur „ad libitum“-Wiesenernährung:
Auch geht es bei Ernährungskonzepten oft um Darmparasiten. Dies ist ein weiteres großes Thema und würde hier wieder den Rahmen des Textes sprengen. Wir ändern aus vielen Gründen bei keinen Parasiten groß die Ernährung, da wir sie ja generell für gesund halten und nicht denken, dass sie Parasiten fördert.
Wir erhöhen aber bei Bedarf bei Parasiten dann noch entsprechende Kräuter, die z.B. entwurmend wirken (wie z.B. Hahnenfuß – in großen Mengen auf Dauer sicher ungesund, aber im Gemisch okay und sehr gut gegen Würmer; die Meerschweinchen langen dann kurzzeitig bei einem Befall auch mehr zu und wir haben Hahnenfuß auch immer ein bisschen im Gemisch, damit die Tiere sich prophylaktisch daran bedienen können).

Bei generell Durchfall wird leider immer noch oft eine Heu-Diät empfohlen. Diese führt vielleicht dazu, dass der Durchfall aufhört, das liegt aber daran, dass das Meerschweinchen austrocknet, weil es keine Flüssigkeit mehr bekommt, aber nicht, weil die Ursache des Durchfalls behoben wurde. Gesund ist das nicht, im Gegenteil, es kann so wirklich gefährlich werden für das Meerschweinchen. Durchfall kann verschiedene Ursachen haben, diese müssen gefunden und behandelt werden und wichtig ist dabei aber immer, dass das Meerschweinchen viel Flüssigkeit durch die Nahrung bekommt, weil es durch den Durchfall ja viel verliert (zur Not muss man manchmal auch noch Infusionen setzen).
Mehr zu diesem Thema gibt’s auch noch hier (Link zum FB): https://www.facebook.com/DieSchweinebande/photos/a.930867893627933.1073741855.504177019630358/1008938899154165/?type=3&theater

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Ein weiterer Punkt sind natürlich Giftpflanzen aus der Natur. Tatsächlich sind weniger Nahrungsmittel für Meerschweinchen giftig, als bekannt ist. Das kommt aber natürlich auch immer auf die Menge an: in zu großen Mengen ist jeder Stoff giftig. Wenn man aber genügend Auswahl an Nahrungsmitteln bietet, müssen sich nichts aus Hunger essen und wenn sie sich mit den Nahrungsmitteln auskennen und deren Wirkungen einschätzen können, fressen sie nur so viel, wie sie brauchen und nicht so viel, wie ihnen schaden würde. Natürlich ist die Voraussetzung, dass die Tiere die Wirkung der Pflanzen einschätzen können, sie also kennen.
Meistens sind Meerschweinchen eh sehr vorsichtig und nehmen erst nur Probebissen und warten die Wirkung ab.
Es gibt dazu auch richtige Vorkoster-Schweinchen – nicht alle probieren die neuen Dinge, manche warten erst, bis einige spezielle Schweinchen ihr Okay gegeben haben, dass das Nahrungsmittel okay ist.
Dennoch kann es ratsam sein, die ersten Tage ein bisschen weniger von einem neuen Nahrungsmittel anzubieten, denn manche Meerschweinchen futtern – vielleicht weil es noch keine „ad libitum“-Fütterung gibt und sie die allgegenwärtige Auswahl nicht kennen – begeistert alles rein, was gut scheint und wiederum gibt’s Schweinchen, deren Darmflora sich aus verschiedenen Gründen langsam auf die neue Nahrung umstellen muss, damit es keine Probleme gibt.
Wenn ein Meerschweinchen krank ist, nicht gut riechen kann oder Medikamente bekommt, die Geruchs- und Geschmackssinn einschränken, dann muss man natürlich auch noch ein besonderes Auge auf dieses Tier haben, weil es durch die eingeschränkten Sinneswahrnehmungen ggf. nicht gut einschätzen kann, welche Nahrungsmittel in welchen Mengen gut sind.

Die Top10 der Giftpflanzen für Meerschweinchen findet ihr hier: https://meerschweinchenwiese.de/ernaehrung/bestimmungshilfen/top-10-giftpflanzen

Hier gehts zu einer FB-Gruppe, in der sich alles um das Sammeln in der Natur für die Fellnasen dreht: https://www.facebook.com/groups/pflanzenbestimmung.kleintiere/?fb_dtsg_ag=AdzgxlBd8xHRXvsxMP-ZWfL6c81G_sNP-QZnbmgimR_nnw%3AAdxqvj4vaiB2I7iWKXLghwtl8oD-K3edDj-VrAbY-6QvjQ

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Wir denken, dass Pflanzen aus der Natur die wichtigste Komponente des Meerschweinchen-Futters darstellt. Vor allem Gräser, aber auch Kräuter und Zweige stellen wichtige Komponenten, die gesund für Meerschweinchen sind.
Aus diesem Grund können wir jedem Meerschweinchen-Halter nur wärmstens empfehlen, Dinge aus der Natur für die Schweinies zu sammeln.

Wer sich noch nicht gut auskennt, der kann z.B. in der oben genannten Facebook-Gruppe Pflanzenfotos einstellen (fotografieren, bestimmen lassen und bitte dann erst pflücken, falls Futterpflanze) und die Gruppenmitglieder bestimmen dann, welche Pflanze das ist und ob sie fressbar für die entsprechende Tierart ist.
Es finden sich (dort und in anderen Gruppen im FB oder Foren) auch oft Meerschweinchen-Halter in der Umgebung, um zusammen sammeln zu gehen. Es lohnt sich, da einmal herum zu fragen und vielleicht auch an Wildkräuter-Kursen teilzunehmen! Auch wir Menschen können sehr viele Wildkräuter aus der Natur essen oder auch anders nutzen (Tinkturen oder Salben herstellen z.B.) und gesund ist das auch (schmeckt oft auch besser, als viele erwarten ;) ).

Erwähnen möchte ich hier in dem Zusammenhang auch nochmal die Weidelgras-Thematik: Weidelgras ist eine häufig sehr hochgezüchtete Grasart und kann sehr viel Zucker (Fruktane) und eventuell auch Pflanzenpilze enthalten, die giftige Substanzen produzieren können. Auf Kuhwiesen und Pferdewiesen findet man sehr oft das glänzende Weidelgras. Es ist weder für Kühe, noch für Pferde in diesen hohen Mengen gesund und auch nicht für unsere Meerschweinchen. Ein paar Halme machen sicher nichts, aber wir verzichten darauf, es gezielt zu sammeln und in größeren Mengen anzubieten. Mehr zu dem Thema hier: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1286.msg18698#msg18698

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Einen kleinen aber feinen Punkt der Ernährung von Meerschweinchen stellen unserer Meinung dann auch noch Saaten dar:
Ölsaaten, gerade aromatische Saaten, stellen viele ätherische Öle, die heilsam auf den Darm und gegen Entzündungen wirken können, wiederum andere Saaten stellen weitere Inhaltsstoffe, die sich positiv auf den Körper auswirken können. So ist z.B. in Mariendistelsamen der Leber-schützenden Stoff Silymarin enthalten oder in Schwarzkümmelsamen antiinflammatorisch wirkendes Thymoquinon. Daher haben wir auch immer eine ausgewählte Saatenmischung im Angebot, mehr zum Thema gibt es hier: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=904.0

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Im Grunde ist die Ernährung von Meerschweinchen also immens kompliziert, aber auch total einfach:
Eine Vielfalt gesunder Nahrungsmittel am Beispiel einer naturnahen Ernährung anbieten und die Meerschweinchen selbst entscheiden lassen, natürlich unter der Voraussetzung, dass sie die angebotenen Nahrungsmittel bereits kennen.

Wir füttern nun seit vielen Jahren so und haben mit der „ad libitum"-Fütterung mit allen voran viel Wiese (=Gras+Kräuter), verschiedenen Gemüsearten (Blatt- und Wurzelgemüse), etwas Obst (hier bevorzugt Apfel), (vor allem aromatischen) Ölsaaten, Zweigen (von Laub- und Nadelbäumen) und Heu (Bio-Heu verschieden Schnitts) sehr gute Erfahrungen gemacht.
Viele Schweinchen die kamen, waren krank und haben sich oft fast allein durch die Ernährung hier sehr positiv entwickelt und die kranken Tiere wurden von den Tierärzten auch immer ungläubig begutachtet, weil sie überhaupt nicht so krank aussahen. Schwer kranke Tiere wirkten oftmals bis zum Ende ihres Lebens fast gar nicht krank.
Durch Nahrung gesund füttern – das ist nicht nur ein netter Satz, sondern oftmals möglich.
Meine Mama sagt gern „Guck, das Meerschweinchen isst sich nun gesund!“ und in diesem Satz steckt viel Wahrheit.

Es ist unser Ziel, den Tieren ein so lange wie möglich schönes Leben zu bieten und durch die „ad libitum“-Fütterung mit viel Wiese gelingt das unserer Erfahrung nach am besten :)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Murx Pickwick

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Antwort: Ad libitum Wiesenfütterung
« Antwort 2 am: 28. August 2018, 13:51 Uhr »
ad libitum heißt nicht zur freien Verfügung, sondern nach Belieben, nach Gutdünken. Eine ad libitum Fütterung ist also eine nach Belieben Fütterung oder - noch schlimmer im Deutschen, eine nach Gutdünken Fütterung.
Genau aus diesem Grunde mag ich das ad libitum nicht ... Wiese nach Belieben, Pellets nach Belieben oder Heu nach Belieben macht Sinn - eine nach Belieben Fütterung dagegen irgendwie nicht so ganz, nicht mal im Deutschen. Warum also sollte eine ad libitum Ernährung vom Namen her Sinn machen?

Was wir hier praktizieren, ist eine Wiesenfütterung mit blättrigem Gemüse als Ergänzung, oder auch naturnahe Ernährung, auch das paßt, weil wir das anbieten, was die Meerschweinchenvorfahren in den letzten 10.000 Jahren zu futtern bekamen. Es kann nur naturnah sein, weil wir nunmal weder das Gleiche füttern, wie die andine Bevölkerung, noch ganzjährig artenreiche Feuchtwiese bieten können. Es nähert sich der natürlichen Kost an - läßt aber für individuelle Abänderungen noch genügend Platz von der Namensgebung her.

Ansonsten ist der Text zwar sehr lang, aber gut, steht alles Wichtige drin.

Vio

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Antwort: Ad libitum Wiesenfütterung
« Antwort 3 am: 28. August 2018, 14:32 Uhr »
Danke dir für die Anmerkungen :-)

Ich meinte auch nicht in direkter Übersetzung aus dem Lateinischen, dass es so heisst, sondern für uns eben "übertragen" zur freien Verfügung und dementsprechend halt nach Belieben. Ist vielleicht missverständlich... ich formulier das nochmal besser :-)

Aus dem Grund, dass man ja alles, auch Schokolade "ad libitum" geben möchte, hab ich noch dahinter die Wiesenfütterung dahinter gesetzt und eben anfangs erklärt, um welche Nahrungsmittel es geht. Den Begriff wollte ich schon drin haben, auch wenn ich genau deine Kritik an dem Begriff auch sehe, weil mich viele danach gefragt haben. Ich glaub, viele setzen "ad libitum" eh mit der Wiesenfütterung gleich, aber man kann ja eben auch sonst was "ad libitum" füttern.
Damit die Verknüpfung aber da ist, fand ich die Verbindung der Begriffe jetzt nicht so schlecht :-) Ich kann ja bei den "ad libitum" Erwähnungen durchweg im Text noch Wiesenfütterung dahinter setzen, damit es deutlich bleibt :-) Hatte ich tasächlich nicht, war mir aber gar nicht aufgefallen. Merci!
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms: