Autor Thema: 2 Böckchen oder mehr möglich?  (Gelesen 28591 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Narnia

  • Gast
2 Böckchen oder mehr möglich?
« am: 23. Oktober 2019, 22:30 Uhr »
Hallo,

beim Lesen von vielen verschiedenen Beiträgen und Beobachten von Videos denke ich immer wieder, dass für unsere beiden Böckchen weitere Artgenossen eine echte Bereicherung sein könnten. Natürlich hätte ich gerne selbst auch noch weitere Schweinchen, da ich ersten schon immer sehr tierlieb war und zweitens Meerschweinchen, seit ich sie zu zweit sehe, sehr begeisternd finde. Daher möchte ich Euch hier unsere Jungs und vor allem ihren Werdegang und ihr Verhalten beschreiben und meine Gedanken bezüglich weiterer Schweinchen zur Diskussion stellen. Es wird leider recht lang werden, da Ihr nur dann eine Chance habt, einen individuellen Rat zu geben. Allgemeine Empfehlungen kenne ich ja schon.

Es sind zwei unkastrierte Böckchen, die wir vor 8 Monaten von Privatleuten aus nicht glücklicher Haltung im Alter von 10 Monaten übernommen haben. Sie sollen Wurfgeschwister sein und nach der Trennung von der Mutter nur zu zweit in einem 120x60-Käfig mit einem einzigen Haus gelebt haben. Unter anderem deswegen waren sie extrem ängstlich und schreckhaft.

Nachdem wir uns viel mit ihnen beschäftigten und immer wieder Futter aus der Hand anboten, wurden sie nach und nach zutraulich. Jetzt kommen sie gerannt, wenn sie uns hören, weil sie Futter wollen, aber sie zeigen auch Interesse an uns, schnuppern, stellen sich auf unseren Fuß u.ä. Schreckhaft sind sie immer noch, aber das ist zum Teil wohl einfach nur arttypisch.

Es gab mehrmals Tage, an denen einer den anderen versucht hat zu decken. Es war nicht Imponierverhalten, sondern allem Anschein nach ein Überschießen der Hormone. Das hat sich der andere eine zeitlang mehr oder minder gefallen lassen und dann Widerstand geleistet. Das waren dann wohl die vielzitierten Rappelphasen. Davon abgesehen wird bei Annäherung von beiden Seiten meistens gebrommselt und mit dem Po gewackelt, selten einmal zusätzlich "diskutiert", aber sie haben sich nie gebissen oder auch nur dabei gejagt. Meistens halten sie sich in der Nähe des anderen auf, auch wenn sie nie direkt aneinander liegen (außer natürlich bei großer Angst kurzzeitig). Keiner ist der Überlegene. Fast immer fressen sie dicht Seite an Seite. Wenn einer aber mal den anderen vertreiben will von einem Platz, dann weicht derjenige. Es scheint sich immer der durchzusetzen, dem es gerade wichtiger ist.

Der erste ist der Zierlichere, der anfangs etwas mutiger weil ausgeglichener war. So hat anfangs er zuerst den Kopf aus dem Häuschen gestreckt, einen Leckerbissen (Gemüse) in Empfang genommen. Sein Bruder, im Haus verborgen, nahm es ihm ab und er hat sich von uns noch ein Stück geholt. Das hatte er schnell verstanden, dass es nicht schlimm ist, das Stück zu verlieren, da er ja dann noch eines bekommt. Heute ziehen sie mal am gleichen großen Löwenzahnblatt oder langen Grashalm, aber Streit um Futter gibt es nie. Systematisch abnehmen lassen, gibt es auch nicht mehr.

Phasenweise scharrt der erste oft beim Gehen (Imponiergehabe). Das scheint den anderen in keiner Weise zu beeindrucken oder zu interessieren. Dagegen ist der erste aber auch manchmal aus für uns nicht erkennbarem Grund ängstlich und warnt dann. Das bewirkt dann auch bei dem Bruder Flucht oder zumindest Erstarren. Ansonsten ist er der Emotionalere, der mehr redet und auch mal "um Hilfe schreit", wenn man ihn hochhebt.

Alles in allem sieht man in Videos immer wieder Gruppen, die gelassener bei Begegnungen sind. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sie sich Stress machen und unwohl fühlen in der Nähe des anderen. Vielleicht ist es auch noch ein Überbleibsel der erzwungenen Nähe in den ersten 10 Monaten. Dazu würde passen, dass sie sich in den letzten Wochen öfter mal am Kopf berühren (nicht im Streit) und das habe ich früher nicht gesehen. Vielleicht hilft ihnen der Platz auch mehr und mehr auf das Imponiergehabe verzichten zu können.

Sie leben nachts in einem Eigenbau mit 2x1 Meter Fläche, auf einer Ebene. Tagsüber teilen sie in der kalten Jahreszeit mit mir ein Zimmer - komplett ausgelegt und mit vielen Versteck- und Schlafmöglichkeiten versehen. In der warmen Jahreszeit haben sie tagsüber ein sicheres Gehege mit rund 14 qm zur Verfügung. Ursprünglich wollte ich sie evtl. komplett draußen halten, aber das wäre für sie zu langweilig und einsam geworden. Ich weiß, Schweinchen sind keine Schoßtiere, aber zu zweit wäre das für "Herdentiere", die noch dazu unsicher sind, sicherlich nicht optimal gewesen. So haben sie zwei - wenn auch sonderbare - "Schweinchen" mehr in ihrer Herde. Da ich von zu Hause arbeite, bin ich sehr viel mit ihnen zusammen und auch mein Freund beschäftigt sich viel mit ihnen.

Trotzdem würde ich wie schon gesagt, gerne mindestens zwei weitere - echte ;-) - Schweinchen dazunehmen. Folgendes habe ich mir dazu bisher überlegt:

  • Den Eigenbau für die Nacht könnten wir um eine 2. Etage mit 60x200 cm auf 3,2 qm erweitern. Ein Anbau auf der gleichen Ebene wäre vom Platz her ungünstig. Die Schweinchen auch nachts im Zimmer laufen zu lassen, würde das Sauberhalten deutlich aufwendiger machen. Irgendwo komme ich dann zeitlich an meine Grenzen.
  • Wenn wir weitere Böckchen nehmen würden, sollen die beiden und ggf. auch die Neuen unkastriert bleiben. (Ich kenne die Argumente für eine Kastration, halte sie persönlich aber nicht für eine ausreichende Rechtfertigung oder gar Notwendigkeit. Das ist hier aber auch nicht das Thema.) Eine Kastration wäre für mich nur gerechtfertigt, wenn sie dadurch "sofort", nicht erst nach dem Tod des anderen, mit Weibchen zusammenleben könnten.
  • Eine Gruppe aus 2 Kastraten und 4 Weibchen stelle ich mir - wenn sie harmonisch ist - für uns ideal vor. Größer soll die Gruppe auf absehbare Zeit nicht werden. Das relativ großzügige Platzangebot würde dem ganzen vielleicht eine Chance geben. Die fehlende Sozialisation und die Beschränkung auf 4 Weibchen wären vermutlich die größten Nachteile.
  • Bei Weibchen wäre wahrscheinlich das Alter nicht so wichtig, solange sie nicht deutlich älter als unsere beiden wären. Wichtig wäre aber, dass unsere eher unsicheren Tiere nicht untergebuttert würden.
  • Alternativ denke ich aber eher an zwei weitere Böckchen (oder Kastraten).
  • Bei Männchen wäre es mit ganz jungen Tieren am Anfang sicherlich einfach. Man könnte aber über Monate hinweg nicht wissen, ob sie wirklich zusammenpassen. Sollte es dann nach 4 oder 8 Monaten oder so zu einer unversöhnlichen Situation kommen, könnten wir die neuen Tiere kaum mehr abgeben. Zwei oder mehr getrennte Gruppen möchten wir jedoch auf jeden Fall vermeiden. Wenn wir es dageben mit Tieren zwischen 1 und 3 Jahren versuchen würden, wüsste man vermutlich schon nach ein paar Tagen, ob sie sich verstehen oder nicht. Sollte es leider nicht der Fall sein, hätten die beiden Neuen zumindest eine Chance auf einen guten Platz gehabt.
  • Selbstverständlich würden wir nur Tiere nehmen, die von Privat abgeben werden sollen oder schon bei einer Notstation o.ä. gelandet sind. Die Zusammenführung auf Probe würden wir natürlich auch nur nach offener Absprache mit dem aktuellen Halter machen.
  • Deutlich ältere Männchen, also z.B. im Alter von 6 Jahren, halte ich hier für weniger sinnvoll, da dann schnell wieder ein Wechsel und damit neue Unsicherheit und Unruhe anstehen könnte. Außerdem wären sie wahrscheinlich auch viel ruhiger als unsere noch jungen Schweinchen mit 1,5 Jahren.
  • Sollte eine Vergesellschaftung endgültig scheitern, kam es bei anderen Haltern anscheinend schon dazu, dass auch die bisher harmonisch zusammenlebenden Tiere sich nicht mehr verstanden. Ich hoffe, dass das bei uns aufgrund des überdurchschnittlichen Platzangebotes und der intensiven Beziehung zwischen uns und den Schweinchen nicht passieren könnte. Ich gehe davon aus, dass wir als Menschen durchaus eine schlichtende und stabilisierende Rollen einnehmen können. Bei Gelegenheit würde mich ein Austausch hierzu sehr interessieren, im Sinne von: Wie weit können Menschen Teil des Meerschweinchenrudels werden? Aber das wäre dann ein eigenständiges Thema. Wie dem auch immer sei: Natürlich würden wir notfalls dann doch zwei Gruppen mit Weibchen dabei machen. Die Jungs abzugeben käme für uns nicht in Frage.
Habe ich etwas vergessen, was hier wichtig wäre?

Was meint Ihr zu der Situation und den Überlegungen, die Gruppe zu erweitern? (Natürlich kann kein Mensch im voraus sicher sagen, wie es laufen wird ...)

Danke für das Mitdenken!

Hugomero

  • Aktives Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 1209
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 1 am: 25. Oktober 2019, 14:03 Uhr »
Hallo, ich finde es gut, daß Du ein neues Thema aufmachst, fände auch das Kastra Thema echt spannend zum diskutieren; wenn Du aufstocken willst, wird soweit ich weiß keine verantwortungsvolle Notstation oder Tierheim unkastrierete Kerle abgeben, wie es bei Züchtern ist keine Ahnung- nicht falsch verstehen- aber wie sollen die "sicherstellen", daß es keine wilde Verpaarung wird ?

Ich denke, Bockgruppen können auch spannend sein, und habe öfters gelesen, daß die unkastriert oft in die Rappelphase kommen bzw es auch richtig heftig hergehen kann

Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 2 am: 25. Oktober 2019, 20:51 Uhr »
Ich freue mich über die erste Antwort zu diesem Thema!  :freu:

Ja, weil ich wegen der Probleme mit heranwachsenden Tieren Bedenken habe, ist ja meine Überlegung, bei der Erweiterung um 2 Böckchen, Tiere über 1,5 Jahre zu nehmen.

Wenn ich zwei passende Tiere angeboten bekäme, die kastriert wären, wäre das für mich kein Problem, da es außerhalb meiner Entscheidung läge. Ich möchte vor allem selbst nicht Kastrationen veranlassen, wenn es nicht dem Zweck dient, die Böckchen mit Weibchen zusammensetzen zu können.

Grundsätzlich habe ich übrigens auch schon mehrfach gelesen, dass es mit Kastraten und sogar Frühkastraten sowie mitunter sogar mit Weibchen beim Heranwachsen heftige Probleme gab. Es gibt ja die einen Seite, die meint, die Kastration würde gar nichts am Verhalten ändern und die andere, die sagt, es würde die Böckchen schon etwas verträglicher machen. Vielleicht ist es auch mal so und mal so. Beispielsweise könnte es bei einem vom Wesen her dominanten Tier keinen bemerkenswerten Unterschied machen, bei einem Tier, dass aber hauptsächlich durch den Hormonstand getrieben wird, zu einer Abmilderung führen. Das ist natürlich nur eine Idee - nichts Bewiesenes.

Interessant ist ja auch, dass es anscheinend vor allem unter den Frühkastraten solche gibt, die sich kaum wie Männchen verhalten - auch ihren Weibchen gegenüber. Andere Halter berichten von Frühkastraten, die sich um die Weibchen kümmern, wie man es von potenten Böckchen erwarten würde. Es scheint also auch in dieser Hinsicht Unterschiede bei der Wirkung der Kastration zu geben. Es sei den, es gäbe auch häufig zeugungsfähige Männchen, die sich nicht um ihre Weibchen kümmern. Nur wo gibt es in unseren Haltungen - selbst bei Züchtern - ein dauerhaftes Zusammenleben dieser Art, bei dem man solche Beobachtungen anstellen könnte?

... aber wie sollen die "sicherstellen", daß es keine wilde Verpaarung wird ?

Wenn ich ein Tier weitergebe, kann ich nie sicher sein, dass es so gehalten wird, wie ich es für richtig halte. Ich kann einige Vorkehrungen treffen, wie Schutzvertrag, Kaufpreis, Käufer vorab besuchen u.a. Aber letztlich gebe ich die Verantwortung für das Tier ab. Welchen Preis darf ich die Böckchen zahlen lassen für meine Beruhigung, dass der nächste Halter keinen Schaden anrichten kann?

Doch zurück zu unserer Situation, in der es ja nicht in erster Linie um Kastration oder nicht geht. Ich hoffe auf weitere Ideen, Anregungen Meinungen.  :winke:

 :ms08:  :ms09:
oder
 :ms08:  :ms09:  :ms02:  :ms01:

 :frage:

Piggilotta

  • Aktives Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 314
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 3 am: 26. Oktober 2019, 08:54 Uhr »
Zitat
Es sei den, es gäbe auch häufig zeugungsfähige Männchen, die sich nicht um ihre Weibchen kümmern.
Es gibt wohl nix, was es nicht gibt...
Ich hatte neulich "Besuch" - hab über ein langes Wochehende ne Notfall-Urlaubsvertretung gemacht, ein Böckchen und seine 3 Weiber. Das war ziemlich "spontan", die Besitzerin hätte die mir in einem "Standart 1,2 x 0,5 Käfig" dagelasen, ich hab dann einfach bei meinen die Hälfte abgetrennt, da hatten sie dann 1,5 x 2 Meter.
Der Bock war total auf eins von seinen Weibern fixiert, der hat den andern beiden überhaupt nicht beigestanden. (Ein ganz junges Mädel von nem halben Jahr und ne Dame von etwa 3). Seine "Süße" war auch etwa 3 und halt der eigentliche Chef, er selber eher feige. Wie der sozialisiert wurde weis ich nicht genau, so wie ich es verstanden habe sind die beiden schon ewig zusammen und die anderen Mädels kamen später dazu. Er kann seine "ehelichen Pflichten" erfüllen, aber nicht seine "sozialen".
Mein eigenes Böckchen, auch eher sub-optimal sozialisiert, (Papa zu früh weg), bekommt es, fürchte ich, immer noch nicht gebacken, die Mädels "richtig zu decken" (er steigt auch mal von der Seite auf, oder wird einfach abgehängt), kümmert sich aber um ALLE. Also beruhigt, "redet" mit ihnen, schaut rüber, wenn eine aufgeregt ist, liegt mit allen mal zusammen. Hält die Truppe zusammen und versteckt sich nicht hinter einem von seinen Mädels.

Auf die "Zeugungsfähigkeit" kommt es weniger an, als auf die Sozialisation als solche.

Was ich bei dir nicht raushöre, ist, ob du klar hast, dass du ne Böckchengruppe möchtest - oder ne gemischte.
Bei ner gemischten Gruppe sind 4 Mädels - wenig. (Und 6 Wutzen sind ja schon viel...)
Und bei ner Böckchengruppe würd ich nach mindestens einem ältern Kerl schauen, der "gut sozialisiert" ist.
(Und das ist dann der Punkt, wo es schwer wird: woher nehmen?)
Aber woher sollen die Jungs sonst ihre "Erfahrungen" nehmen?

Ich höre raus dass du dir Gedanken machst, aber je nachdem, ob du Plan A oder B nimmst, brauchst du halt was ganz anderes, sozusagen.

Und noch eins: Etagen sind sub-optimal, tut mir leid, aber das ist eher ne Notlösung.
Meerlies sind keine Kletterer, ausser wenn sie noch klein sind.


Narnia

  • Gast
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 4 am: 26. Oktober 2019, 18:08 Uhr »
Du hast Recht, Piggilotta, ich bin mir nicht klar, ob es für unsere beiden Jungs besser wäre - wenn überhaupt - weitere Böckchen oder insgesamt 4 Weibchen hinzuzunehmen. Das kommt daher, dass es natürlich Sinn macht, Bockgruppen zu halten, weil sonst Böckchen übrigbleiben. Andererseits scheint es schon ein schöneres Leben zu sein, wenn ein Böckchen mit Weibchen zusammen sein kann. Das ist der Grund warum ich zögere.

Mehr als sechs Schweinchen wäre zuviel hier, aber 2:4 scheint ja keine ideale Verteilung der Geschlechter zu sein. Deshalb hoffe ich auf Einschätzungen und Erfahrungsberichte, die die Entscheidung erleichtern können.

Das Thema Etagen ist mir bewusst. Der Eigenbau wird hier ja wirklich nur nachts genutzt und da wäre die Etage eben eine Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen, wenn das Bedürfnis entsteht.

Hat jemand schon konkret die Erfahrung gemacht, dass ein nicht gut sozialisiertes Böckchen - oder wie hier sogar 2 - noch mit 1,5-2 Jahren nachholen kann, wenn ein gut sozialisiertes Böckchen dazukommt?

Oder würde es eher zu Missverständnissen und daraus entstehendem Streit kommen, wenn unsere beiden "falsch" kommunizieren?

Piggilotta

  • Aktives Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 314
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 5 am: 27. Oktober 2019, 09:55 Uhr »
Definiere "gut sozialisiert" - für ne Böckchengruppe.
Da könnte ich ja glatt anfangen zu philosophieren; "gut" ist die Sozialisierung ja auch dafür, dass sie mit den Weibern klar kommen, das brauchst du in dem Sinne ja gar nicht.

Was ich beobachten konnte (und mir ziemlich leid getan hat): ich hab zu meinen 4 (realtiv) gut sozialisierten Wutzen 2 "Kinderzimmersozialisierte" getan - und die haben denen ziemlich die Butter vom Brot genommen. Die waren zwar nicht so gut erzogen, aber "Stressfester" und da Meerlies ja sehr friedlich sind, hatten sie damit Vorfahrt.
Es gab keinen Streit und die "Missverständnisse" waren eher, dass "die Alten" (waren alle etwa gleich alt) nicht mehr so viel Gelegenheit zum chillen hatten.

Hast du denn ne Notstation in der Nähe, die dir einen "Böckchengruppenerfahrenen Bock", der sich (wahrscheinlich) gut gegen deine 2 "Jungmänner" durchsetzen könnte, abgeben könnten?
Und, wenn es nicht klappt, den zurück nimmt?

Den Gedanken, direkt 2 Ältere zu nehmen, hätte ich nicht, da für mein Gefühl "Sozialisation" was ist, was auf alle Fälle passiert, egal, ob "gut" oder "schlecht", deine 2 sind halt "nur aufeinander geprägt" (wie der Besuchsbock, der nur auf seine Süße gepolt war).
Ich hätte eher den Gedanken, einen Alten und ein Jungtier zu nehmen, damit die beiden "Mittleren" (also deine Beiden), durchs zuschauen "besser sozialisiert" werden  können.

Im Endeffekt kommt es aber darauf an, was für nen Charakter die Wutzen haben, die ihren Weg zu dir finden - ich hab auch schon von relativ kleinen gemischten Gruppen gehört, die funktioniert haben - da haben die Tiere einfach gepasst.

Und weil sich alle Tips damit auf "ausprobieren" reduzieren lassen, nochmal: kastrieren!, denn dann hast du (bzw. die Wutzen), mehr Spielraum.

("ausserhalb meiner Entscheidung" - du setzt Weichen mit jeglicher Entscheidung, egal, ob unmittelbar, oder nicht.
 Nur, weil man die Kastra "sieht", ist sie nicht "willkürlicher", als die Entscheidung zu einer, ebenfalls nicht wirklich natürlichen, Böckchenhaltung.
Das ist nicht meine Meinung zu Kastrationen, das ist meine Meinung zu Entscheidungen, bzw. Verantwortung, wenn du verstehst, was ich meine....)


Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5987
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 6 am: 28. Oktober 2019, 17:17 Uhr »
Konnte aus Zeitgründen leider nicht alles lesen, entschuldigung! Ich bin so übel im Stress im Moment.
Hab bis jetzt den Eingangspost geschafft und Rest nur grob überflogen und wollte ein paar Dinge beitragen :-)

Das mit der Kastra kann ich nachvollziehen bis zu einem gewissen Punkt, nur das mit dem "sofort" zu Weibchen verstehe ich nicht. Wenn du jetzt kastrieren lassen würdest, wenn sie sich verstehen, dann könnten sie ja sofort zu Weibchen, wenn sie sich irgendwann nicht mehr verstehen würden oder ein Tierchen sterben sollte und der andere andere Jungs dann blöd findet. Aus diesen Grunden kastriert man ja auch in Bockgruppen, wir bekommen ständig Jungs in die Notstation, die dann alt und krank sind und alle anderen Jungs blöde finden, obwohl sie immer mit Jungs gelebt haben. Es ist wirklich sehr schwierig, denn es gibt nur wenige kastrierte Weibchen und die werden ja in der Regel nicht abgegeben. Und dass so ein alter Junge alleine sitzen muss dann ist auch schade.
Zum Glück findet meine Freundin von der Notstation immer eine Lösung und soweit fit werden diese Jungs dann auch kastriert im Alter noch, aber schön ist das nicht und dann müssen sie auch alleine sitzen.
Die Frist ist leider nötig.
Verstehe daher nicht genau, was du mir sofort meinst, also du würdest deine Jungs kastrieren lassen, wenn sie sofort zu Weibchen könnten dann - aber das ist doch eh gar nicht nötig, also sofort zu Weibchen können, wenn sie sich jetzt gut verstehen?
Vielleicht verstehe ich das falsch und du meinst, wenn sie sich nicht mehr verstehen würden - aber dann wäre das Einzige ja eh auch eine Kastra und zu Weibchen nach der Frist?
Zum Verhalten kann ich nichts sagen, weil ich hier bisher nur Kastraten hatte, da ich ja eine Haremshaltung hatte. Wir hatten vor über 20 Jahren kurzzeitig unkastrierte Männchen, aber ich erinnere mich nur, dass die sehr freudlich waren, sowohl zu den Mädels als auch - logischerweise - den ankommenden Babys damals. Ich war noch zu klein um auf mehr zu achten, wir wollten halt 2 Mädels vom Hobbyzüchter im Ort und bekamen ein Pärchen, angeblich hat er sich verschaut, wers glaubt ;)
Von den Pferden weiss ich, dass genug Wallache hengstig sind zum Verdruss der Besitzer, also scheint es nicht unbedingt eine Garantie zu geben... Wenn ein, wie du schon auch schreibst, heftiges Verhalten durch die Hormone bedingt scheint, würde ich wohl eine Kastra probieren, ansonsten muss man an der Gruppe was ändern, dass das Schweinchen zufrieden wäre.

Was die Mädels angeht - ich würde gerade auch wenn dann ältere Mädchen wählen, die Lebenserfahrung mitbringen. Kastrate und Mädchen konkurrieren meiner Einschätzung und Erfahrung nach überhaupt nicht in Rangordnungspositionen, sie müssen nur eine gemeinsame Basis finden, deshalb gibts etwas Stress anfangs manchmal.
Aber sie haben ganz andere Aufgaben in einer Gruppe, die Kerle schauen meistens nach Sicherheit, erkunden Gebiete und brommseln mal besänftigend um die Mädels, halten sich aber sonst raus. Wichtiger für eine Gruppe halte ich eine gute Chefin. Das scheint mir alles sehr ähnlich zu Pferdeherden, wo die Hengste für Sicherheit sorgen, die wichtigen Entscheidungen aber von der Leitstute getroffen werden.
Meine Chefinnen haben meine Gruppe immer super geführt, der Kastrat hätte diese Aufgabe niemals leisten können.
Gerade wenn die Jungs noch jünger sind und unerfahren sollte in einer Gruppe eine erfahrene Chefin sein und nicht da auch noch nur jüngere, unerfahrene Tiere. Ich habe schon Mädchen erlebt, die völlig überfordert waren, weil es keine Chefin gab, sie aber auch nicht oder noch nicht für die Position geeignet waren.
Meiner Erfahrung nach lassen sich die Jungs auch durchaus von einer Leitdame was sagen und sich noch wie erziehen, auch wenn sie schon älter sind :-)
Ich würde jetzt natürlich auch nicht eine schon betagte 7-Jährige nehmen, aber so 3-4 Jahre könnte ich mir schon gut vorstellen :-) Kommt auch da halt einfach auf Erfahrungen der Tiere und Charakter an.

Was 2 Kastrate angeht: der Platz ist nicht alles. Ich habe es oft erlebt und selbst probiert, 2 zuvor verträgliche Kastrate zusammen zu Mädels zu bringen. in 95% der Fälle oder so geht es total schief, entdweder kommt es sehr schnell oder in den folgenden Wochen zu massiven Meinungsverschiedenheiten der Jungs oder auf lange Sicht leidet ein Junge - manchmal relativ versteckt erst - unter dem anderen.
Der Platz scheint nicht wirklich so eine grosse Rolle zu spielen, vielmehr der Charakter und auch die Anzahl der Mädchen. So hat eine Freundin auf 6qm drei Kastraten und drei Mädels gehabt, musste nach 1 Jahr einen Kastraten rausnehmen, weil er einfach nur unglücklich war, wobei die anderen beiden sich lieben.
Anders wiederum hat eine anderen Freundin auf 20qm 2 Kastraten und 8 Mädels gehabt oder versucht und die haben sich einfach nur geprügel.
Mein Kastrat lebte im Alter von 6 Monaten sehr friedlich zuvor mit einem älteren Kastraten und sie sind zusammen in meine Gruppe (5 Mädchen, 7qm Gehege plus Wohnung) gekommen und die ersten 4 Wochen lief es super, danach fing der ältere den jüngeren an aufs Übelste zu jagen und am Ende auch zu beissen (der Kleine reagierte so auch zurück), was für mich dann das Ende war und ich habe sie getrennt und jeder hat seine eigene Gruppe bekommen (der ältere Junge bei einer guten Freundin). Zuvor waren die beiden sehr friedlich miteinander.
Man muss es wohl ausprobieren, anders weiss man es nicht. Wollte nur "vorwarnen", dass Platzangebot oder Anzahl der Mädels keine Garantie geben - leider.

Was die Jungs angeht, wir bekommen oft sehr verträgliche ältere Typen rein, echte Schätzchen einfach. Die könnte ich mir durchaus auch gut in so einer Gruppe vorstellen. Meine auch hier nicht wie du schon sagst 6 Jahre alte Opas, sondern einfach so 2-4 Jahre alt :-)

Ob es mit Weibchen ein schöneres Leben ist, kann ich nicht beurteilen, mein Kastrat schaut auch manchmal wie "Alter, diese Zicken immer... geht mir vom Leib!" :D aber lieb hat er sie schon :-)
Wohingegen bei der Freundin die Jungs immer zusammenglucken hauptsächlich - kommt wohl da auch auf alle möglichen Faktoren an.
Ich würde da einfach auf dein Bauchgefühl hören, das ist meist der beste Ratgeber!

In jedem Fall finde ich es so schön, welche Gedanken du dir machst und wie liebevoll du schreibst und versuchst, ihr Leben schön zu gestalten. Tut gut, das zu lesen :-)
Du wirst bestimmt die richtigen Entscheidungen treffen, sie hatten ja schon ultra Glück, jetzt bei euch sein zu dürfen :-)

Ich würde mich tatsächlich nicht so sehr auf die Sozialisierung fixieren - auch wenn ich immer die Jenige bin, die darauf pocht, dass es in einer Gruppe Erzieher geben sollte und keine Jungtiere ganz alleine bei Erwachsenen und so weiter.
Ganz einfach sehe ich das so, weil es mit mind. einem weiteren ähnlichen Jungtier als Spielpartner und mind. einem guten Erzieher meiner Meinung nach die besten Grundlagen in den Start eines schönen Meerschweinchenlebens gibt. Aber ich kenne auch genug scheinbar sehr gut sozialisierte Meerschweinchen, deren Erzieher völlige "Versager" (nicht böse gemeint :D ) waren oder nicht mal vorhanden.
Das ist oft eine Sache des Charakters, ein von je her ausgeglichenes und freundliches Schweinchen ist auch ohne Erziehung vielleicht sozialer wie ein echter Borstel, der generell erst mal mit der Panzerfaust agiert, warum auch immer (hat ja immer einen Grund, kein Tier ist böse und so ist es auch nicht gemeint, einfach eine andere Feinfühligkeit bei den Kastraten im Umgang).

Weiss nicht, ob dir meine Erfahrungen da jetzt gross weiterhelfen... wollte es aber kurz schreiben :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 7 am: 28. Oktober 2019, 19:08 Uhr »
@ Piggilotta: Das ist eine für mich neue Idee, ein erfahrenes Tier und ein Baby zu nehmen. Das werde ich im Hinterkopf behalten.

@Vio: Ich finde es ganz erstaunlich, wie fleißig Du in diesem Forum schreibst - und einige andere auch. Vielen Dank, dass Du Dir trotz Stress hier in diesem Thema auch noch Zeit genommen hast!  :bravo: Ich hoffe, es wird bald wieder ruhiger für Dich!

Ich will meine missverständliche Aussage bzgl. "gleich zu Mädchen" erklären: Wenn sie kastriert werden sollten, wäre es mit dem Ziel, zeitnah in einer gemischten Gruppe zu leben. Selbstverständlich müssten sie die sechs Wochen warten. Aber sie müssten nicht jetzt eine Kastration über sich ergehen lassen, weil in ein paar Jahren einer alleine sein könnte und dann evtl. schwer mit einem Böckchen zusammenfinden würde.

Ich vermute, dass ich in Deutschland - in englischen Beiträgen hatte ich auch andere Ansichten gelesen - mit dieser Einstellung wenig Unterstützung in Foren finde. In meiner Jugend haben wir einen Kater kastrieren lassen, der in der Wohnung lebte und auch noch eine Kätzin dazubekommen sollte. Das war also ohne Kastration nicht möglich. Bei einem Kater scheint es ein viel kleinerer Eingriff zu sein, als bei einem Böckchen, trotzdem ist es mir schwergefallen. Man zerstört damit eine grundlegende Körperfunktion eines gesunden Tieres und fügt ihm Schmerzen zu, bringt es in Gefahr und verändert wahrscheinlich auch noch sein Empfinden für sein weiteres Leben.

Bitte versteht (an alle Leser) mich nicht falsch: Ich will niemanden angreifen oder gar verurteilen, der die Kastration bei seinen Tieren für das kleinere Übel hält. Aber es ist ein Übel und das will ich möglichst vermeiden. Es gibt ja auch immer wieder Berichte von unkastrierten Böckchen, die friedlich zusammenleben. Und wenn wir noch zwei Böckchen dazunehmen würden, wäre nach dem Tod eines Tieres auch keiner alleine.

Was Du, Vio, von den gemischten Gruppen schreibst  :traurig:, lässt die Waage wieder stark in Richtung weitere Böckchen ausschlagen.

Überrascht war ich von Deiner Beschreibung der Rollen. Ich hatte es bisher bei anderen Beiträgen immer so verstanden, dass Weibchen oft überfordert sind, wenn sie die Führung übernehmen müssen und dass u.a. deswegen ein Kastrat in der Gruppe wichtig ist. Du siehst das anscheinend anders, oder habe ich Dich falsch verstanden?  :frage:

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5987
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 8 am: 29. Oktober 2019, 15:05 Uhr »
Ja, ich sollte eigentlich lieber mehr arbeiten  :peinlich: :g: Hier wird nichts ruhiger befürchte ich, Leben und Arbeiten in 2 versch. Ländern mit 5 von 6 Schweinchen chronisch krank/anfällig und kranker Oma, um die sich kein Arzt bemüht so dass man ganz alleine da steht immer und dazu zig Nachrichten wegen kranker Meerschweinchen aus allen Richtungen und so, das kann nie ruhig sein :D
Aber lieben Dank :-) Wünschen würde ich mir das und vielleicht bin ich ja selbst schuld, dass es nicht klappt ;)
Genug davon :-) Früher war ich hier viel aktiver, würde gerne mal wieder Fotos von meinen Tieren zeigen und so, aber das geht halt im Moment nicht wegen der mangelnden Zeit.

Ah okay, dann verstehe ich, wie du das meintest mit der Kastra und den Mädels :-)

Ich finde es eigentlich gut, dass du dir über so einen Eingriff Gedanken machst. Es wird zu schnell zu viel geschnibbelt oft und so zack zack nebenher...
Aber eigentlich ist das kein besonders grosser oder schrecklicher Eingriff, bei meinem TA hat man die Tiere nach 20 min zurück und er macht das so in der Sprechstd (Schmerzmittel vorher gegeben, Gasnarkose). Schiefgehen tut in der Regel auch sehr selten was, dennoch bleibt natürlich auch da ein kleines Risiko. Bei meinem Kastraten gab es leider Komplikationen, die aber dem TA zuvor noch nie untergekommen sind und auch nicht die Regel sind, da scheint mein Junge ein Spezialfall zu sein aus verschiedenen Gründen, was man auch an den Brüdern sehen kann - anderes Thema :-)
Ich habe mich auch mit Kastrationstrauma befasst dieses Jahr, geht um eine energetische Ebene/Betrachtungsweise des Vorgangs und ist mit Sicherheit nicht für jeden etwas, ich bin einfach offen für solche Dinge und sehe, was auf diesen Ebenen möglich ist, wenn man sich drauf einlassen kann :-)
Aber auch da wird das Thema nochmal anders beleuchtet und ich finde es einfach toll, wenn du nicht einfach "mainstream gehst" ohne einen Gedanken daran, was so ein Eingriff ist und bedeutet etc..
Was die Notstationen angeht: unkastrierte Tiere rauszugeben endet manchmal einfach damit, dass es Nachwuchs geben könnte und das soll ja nicht sein, von daher verstehe ich, dass kein Tier die Notstation unkastriert verlässt, sofern die Kastra möglich ist.
Ansonsten sehe ich es eigentlich auch so, dass es in Bockgruppen nicht unbedingt nötig scheint, wenn die Tiere gut klar kommen. Solltest du sehen, dass in oder nach der letzten Rappelphase ein Kerlchen scheinbar doch nicht so glücklich ist, kannst du den Eingriff dann ja immer noch vornehmen lassen, wenn du dir nicht sicher bist, ob er auf Dauer bei Jungs glücklich wird/bleibt.
auch das ist wohl eine Sache, bei der man ein bisschen mit Bauchgefühl vorgehen und da auf sich hören muss :-)

Ich habe in Bezug auf Pferde mal das Buch "Vertrauen statt Dominanz" von Marlitt Wendt gelesen und fand die Herden-Situation dort sehr gut beschrieben und ähnlich wie beim Meerschweinchen.
Da wäre ein Erfahrungsaustausch vielleicht mal was für einen Extra-Thread :-)
Es kommt auch da sicher auf den Charakter an, aber meiner Erfahrung nach haben Kastrat und Leitsau nicht die gleichen Aufgaben und können sich, wenn sie sich miteinander arrangieren können, sehr gut ergänzen. Wenn keine Leitsau da ist übernimmt der Kastrat ggf. beide Aufgaben. Hatte auch schon Kastrate, die hatten so gar keine Ahnung von ihrer Aufgabe in der Gruppe, die ich ihnen zugedacht hatte :D Oder ich hab es nur nicht so gesehen... Z.B. greifen manche Kastrate nicht ein, wenn Mädels streiten. Und das kann ja auch Sinn machen - die Mädels müssen das für sich klären, da ist es vielleicht unklug, wenn einer von Aussen eingreift und am Ende ist er der Blöde...
Ich weiss es nicht :-)
Bei mir war der Kastrat jedenfalls bisher nie der Chef, nicht im Ansatz war seine Position/Aufgabe vergleichbar mit der der Leitsau. Meine Leitsauen hatten immer alle sowas von unter Kontrolle, da musste nur schief geschaut werden und alle waren brav - ohne, dass Gewalt nötig gewesen wäre. Es waren einfach richtige Führungspersönlichkeiten, die hatten sowas nicht nötig, natürliche Kompetenz und so :-)
Hatte ich so ein Mädchen nicht, lief es dennoch gut in der Gruppe, schien aber allgemein etwas mehr Unsicherheiten zu geben, was wer darf oder nicht, kann sein, dass die Leitsau das für alle ein bisschen mitbestimmt hat. Wobei es ja nicht nur so ist, dass die Rangfolge linear ist. SIe kann auch zirkulär sein, also Tier A dominiert über Tier B und Tier B über Tier C, Tier C aber über Tier A - nicht aber eben über Tier B, auch wenn Tier A über Tier B dominiert. Marlitt Wendt beschreibt genau das auch sehr schön in dem Buch :-)

Einen Kastraten halte ich davon ab dennoch für sehr wichtig als männlichen Pol, der Ruhe und Sicherheit vermitteln und ggf. ja auch wichtig für den Hormonhaushalt ist. Ich habe 2 Mädels, die 3,5 und 5 Jahre in der selben reinen Mädelsgruppe verbracht haben und ein Mädchen hält sich nach wie vor für den Kastraten und brommselt oft.
Mein Kastrat nimmts gelassen und lässt sie. Ob das nun wirklich diese Ursache hat, weiss ich nicht, scheint aber allgemein öfter zu beobachten zu sein, dass in reinen Mädelsgruppen ein Mädchen sich ein bisschen männlicher verhält (ist aber wohl nicht in allen Mädchengruppen so).
Ob wir das alles richtig deuten ist natürlich immer so eine Sache... :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 9 am: 01. November 2019, 19:04 Uhr »
Das Buch hört sich interessant an, auch wenn ich nur am Rande mit Pferden zu tun hatte. Vielleicht bestelle ich es mir gebraucht!

Ich wünschte, ich könnte mal Meerschweinchengruppen beobachten, kommentiert von einem erfahrenen Halter, statt nur Videos zu sehen. Das würde sicherlich helfen, das Verhalten bei unseren Jungs sicherer einzuschätzen. Es passt in mancher Hinsicht nicht zu dem, was viele andere schreiben. Ich hatte es ja im ersten Beitrag versucht zu beschreiben.

Beispielsweise frage ich mich, ob sie so friedlich sind, dass keiner die Oberhand gewinnt oder beide zu dominant sind, um nachzugeben. Das wäre ja wichtig für die Auswahl von zwei weiteren Böckchen.

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 10 am: 01. Dezember 2019, 19:13 Uhr »
Hallo liebe Schweinchenexperten,  :winke:

jetzt brauche ich dringend Rat von Euch  :frag::

Wir haben vor 2 Tagen zwei junge Böckchen (5 Wochen) aus einem Notfall geholt. Unsere beiden großen Böckchen (1,5 Jahre) waren von den Kleinen völlig begeistert. Es gab natürlich am Anfang einiges Geschnüffel und auch Verfolgung, aber das wirkte alles harmlos und normal. Doch dann fing es an zu eskalieren. Aus meiner Sicht gab es folgende Probleme, die besonders gewichtig waren:

  • Die Kleinen wurden vor allem vom einem der Großen sehr oft (zig mal an einem Nachmittag) am Hinterteil geleckt, offensichtlich mit dem Ziel, sie zum Pippimachen zu bringen. Wenn das erfolgreich war, wurde die Flüssigkeit soweit möglich von der Stoffunterlage aufgeleckt - voller Begeisterung.
  • Wenn ein Großer hinter einem Schweinchen her war, hat der andere teils versucht dazwischen zu gehen. Ich vermute, dass es eine Mischung aus Besitzanspruch und das Kleine schützen wollen war.
  • Die beiden Großen fingen an, richtig aggressiv gegeneinander zu werden. Sie scheinen sich noch nicht gebissen zu haben, aber es war anscheinend kurz davor. Mehrfach sind sie gegeneinander gesprungen und haben häufig mit den Zähnen geklappert und gedroht.
  • Der Große, der besonders heftig an den Kleinen leckte, war so aufgeheizt, dass er seinen Bruder zigmal am Nachmittag und Abend "gedeckt" hat. Es war aus meiner Sicht eindeutig ein sexuell motiviertes Verhalten, nicht nur eine Dominanzgeste. Früher kam das phasenweise ein paar Mal am Tag vor. Dann hat der andere sich das zunächst widerwillig gefallen lassen und irgendwann sich gewehrt (ohne Beißen...).
  • Vielleicht nicht so tragisch: Die Kleinen haben den Körperkontakt zu den Großen gesucht, was diesen einfach zuviel Nähe war. Sie haben sie nicht weggebissen, aber mit Drohungen auf etwas Distanz gebracht.

Da es nicht besser sondern schlimmer wurde, haben wir gestern am frühen Abend (also nach gut 24 Stunden ingesamt) die Kleinen herausgenommen und gesondert gesetzt. :traurig: Die Großen haben sie überall gesucht.

Dann schlug mein Freund den Versuch vor, die Kleinen in einem Käfig so zu setzen, so dass die Vier einander sehen und beschnubbern aber nicht so bedrängen können. Beide Große sind sofort völlig aufgeregt um den Käfig gerannt. Der Eine ist gleich zur Tat geschritten und hat versucht, die Stäbe durchzubeißen, um die Kleinen zu befreien. Diese hatten sich innen hochgestellt und wollten ihrerseits zu den Großen. Da das - wie ich schon befürchtet hatte - auch keine Beruhigung und langsame Eingewöhnung ermöglichte, sind die Kleinen in ein anderes Zimmer umgezogen.

Durch diesen Versuch wurde deutlich, was sich auch schon an anderen Dingen zeigt: Die Vier wollen zueinander und die Großen zieht es zu den Kleinen, nur eben auf die falsche Art.

Meine Frage ist nun gerade an Leute, die Baby-Böckchen zu erwachsenen Böckchen setzen:

  • Kommt dieses Verhalten öfters vor?
  • Würde die Kastration der beiden Großen das Problem zuverlässig beheben?
  • Würde dieses sexuelle Aufheizen ausbleiben, wenn die Kleinen geschlechtsreif wären und nach Böckchen riechen würden (sie wiegen noch unter 250g und die Hoden sind noch nicht zu sehen)?
  • Falls wir die Großen kastrieren lassen würden, wie lange würde es dauern, bis wir einen neuen Versuch mit möglichst geringem Risiko des "Heißmachens" wagen könnten? (Die Hormone sind ja nach der Kastration nicht gleich weg...)

Einige Ergänzungen für die, die bisher gelesen haben:

  • Wir würden die Kleinen gerne behalten!
  • Natürlich will ich sie nicht zuzweit als Babys aufwachsen lassen.
  • Zwei Gruppe auf Dauer möchte ich nach wie vor vermeiden, da ich den Schweinchen viel Zeit und Platz widme, aber bei zwei Gruppe keinem mehr so gerecht werden könnte.
  • Die Kleinen saßen, als wir sie holten, mit weiteren männlichen Geschwistern bei ihrem Vater. Das scheint sehr harmonisch gewesen zu sein.
  • Ein Zurückgeben wäre dennoch aus menschlichen Gründen wohl nicht gut, weil es sich echt um einen Notfall gehandelt hat.
  • Ich habe die Unterlagen, auf die die Kleinen gepieselt hatten, gewaschen und bei den restlichen kritischen Gegenständen mit Orangenöl aus dem Zerstäuber (natürlich und stark verdünnt) dem Duft der Kleinen etwas entgegengewirkt. Das scheint etwas zur Beruhigung beigetragen zu haben.
  • Alle vier waren ziemlich geschafft.
  • Die Kleinen sind jetzt recht zurückgezogen, tauen aber schon etwas auf.
  • Seit die Kleinen aus dem Zimmer entfernt sind, sind die Aggressionen zwischen den Großen stark zurückgegangen. Auch das Aufreiten ist seither weniger geworden. Wobei es bis Mitternacht gestern noch zigmal passierte.
  • Die Großen sind zwar noch nicht wieder zu entspannt wir vorher, aber sie suchen eher sogar verstärkt die Nähe des anderen - mit dem üblichen "Sicherheitsabstand".
  • Ich weiß, dass viele empfehlen, Böckchen in jedem Falle kastrieren zu lassen, aber erstens hatten mich die Pro-Argumente gegenüber den Kontras bisher nicht überzeugt und zweitens hatte ich soweit ich mich erinnere nie von derart starkem Triebverhalten gegenüber kleinen Babys und ausgelöst durch diese gelesen.
  • Ich wäre, um den Vieren eine Chance zu geben, bereit, die Großen und später die Kleinen kastrieren zu lassen. Aber mein Freund, der die Schweinchen auch liebt und betreut, ist nach wie vor dagegen.
  • Nach dieser Erfahrung, dass nicht geschlechtsreife Böckchen diese Wirkung auf unserer Tiere haben, halte ich eine Frühkastration der Kleinen für einen großen Nachteil.

Für schnellen Rat aus Eurer eigenen Erfahrung wäre ich sehr dankbar. Die Kleinen werden ja schnell groß und da will ich keine Zeit verlieren, eine gute Lösung zu suchen und hoffentlich auch zu finden.

Krümelchen

  • Aktives Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 80
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 11 am: 01. Dezember 2019, 22:37 Uhr »
Oje, da hast du ja jetzt wirklich eine schwierige Situation! Mit Böckchenhaltung kenne ich mich leider nicht aus und kann dir vergesellschaftungstechnisch leider nicht weiterhelfen.

Aaaaber - Thema Kastration:
Die Kastration eines Böckchens ist seine "Altersvorsorge"!
Was machst du, wenn in ein paar Jahren eine Vergesellschaftung, egal warum, nicht mehr funktioniert, der letzte übriggebliebene Bock zu alt und/oder zu krank für eine Kastration ist und du kein Jungtier dazusetzen kannst? Kastrierte Weibchen, die dafür ja in Frage kämen, sind rar ...

Den alten Bock nimmt dann nämlich auch keine Notstation mehr ... Hab ich vor ein paar Wochen bei einer jungen Bekannten mitbekommen, die hat versucht, den letzten überlebenden Bock einer ursprünglichen Vierergruppe (6,5 Jahre alt und krank) in eine Notstation zu geben. Das hat nicht geklappt: Nr. 1 motzte die junge Frau an, Nr. 2 hatte (angeblich) keinen Platz, Nr. 3 (die einige Zeit vorher schon kontaktiert worden war und zugesagt hatte, den jüngeren der beiden letzten zu nehmen, wenn der ältere stirbt - dummerweise war dann aber der "verkehrte", nämlich der jüngere, jetzt zuerst gestorben) war nicht erreichbar und rief auch am nächsten und übernächsten Tag nicht zurück und Nr. 4 sagte "Bei mir sitzt der dann ja auch alleine!". Wobei - Nr. 4 hätte ihn vielleicht doch genommen, aber meine Bekannte war so frustriert, dass sie gar nicht mehr genauer die Situation erklärt hat und das Gespräch beendet hat.

Guck mal hier:
https://www.meerschweinchen-nanny.de/privacy210ec0ea

Daher: lass lieber alle Böckchen kastrieren, du weißt nicht, was später noch kommt. Ein alter Kastrat hat viel bessere Vergesellschaftungschancen als ein alter unkastrierter Bock.
Vio hat zur Kastration ja auch schon was geschrieben.

Alles Gute!  :winke:
Liebe Grüße von Krümelchen

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5987
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 12 am: 02. Dezember 2019, 03:22 Uhr »
Ich bin leider echt kein Experte, was Boygroups anbelangt, würde es aber nun so versuchen, dass die die beiden Gruppen so lange am Trenngitter zusammen leben lassen würde, bis sich beide Seiten ruhig verhalten.
Dann würde ich sie zu viert zusammen in ein Gehege geben, in welchem noch keine der Jungs bzw Gruppen saß, das kann das normale Gehege sein aber gut umgestaltet. Viele Höhlen, viel Futter, Heu Haufen, Abwechslung etc.
Ich glaube, durch die neuen Gerüche (vielleicht riechen sie auch noch nach der Mama? So alt sind sie ja noch nicht, wenn sie noch unter 250g haben und Hoden noch nicht unten, sollten sie normal noch nicht so lang von der Mama weg sein) sind die Hormone mit den älteren Jungs durchgegangen? Klingt auch danach, als ob da wirklich dann nochmal ausgetestet wurde, wer der Chef ist - ggf spielt da dann auch die Sozialisierung eine Rolle.
So könnte man es in Stufen versuchen, dass sie nicht so überschäumen sozusagen. Ob eine Kastra daran etwas ändern würde, ich weiß es nicht, könnte es mir aber vorstellen.
Aber erst mal wäre das mein Herangehen. Wenn sie sich am Gitter schon nicht gut bzw unauffällig verhalten dann, würde ich es wohl nicht mehr versuchen, aber hört da auf euer Bauchgefühl!

Tut mir leid, bin da vielleicht der falsche Ansprechpartner, es wäre jetzt einfach mein Ansatz. Vielleicht hat sonst noch jemand einen besseren Rat! Ich würde euch wünschen, dass es klappt😊
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 13 am: 02. Dezember 2019, 13:03 Uhr »
Danke für die ersten beiden Antworten!

@Vio: Am Gitter haben sie ja keine Aggressionen gezeigt, sondern wollten von beiden Seiten unbedingt zueinander. Was sich bessern könnte und müsste, damit es funktioniert, dass die Kleinen auf die Großen - und da vorallem bei einen - nicht mehr so aufheizend wirken.

Die Kleinen können nicht mehr zur Mutter zurück. Die sind beide (es sind Halbgeschwister) schon vermittelt. Sie saßen beim Vater.

Ich glaube nicht, dass es zwischen den Großen Dominanzverhalten war. Der eine hat sich nur nicht mehr beherrschen können. Seit gestern wehrt sich der erste wieder und der zweite wirkt recht geknickt. Es kommt mir so vor, als hätte er als Deeskalationsmaßnahme sich zunächst vieles gefallen lassen. Nachdem sein Bruder wieder etwas abgekühlt war, machte er ihm klar, dass er das nicht will und sauer ist. Der zweite seinerseits wirkt wie ein Ehepartner, der einen Streit ausgelöst hat und dem das jetzt leid tut. Vermutlich werden einige diese Beschreibung für eine falsche Vermenschlichung halten, aber das ist mein Eindruck, nachdem ich die beiden gut kenne und beobachte.

Kann mir bitte noch jemand mit Böckchen- oder zumindest Kastratengruppen-Erfahrung seine Einschätzung und Empfehlung schreiben?

Noch etwas macht mich nachdenklich: Die beiden Kleinen sitzen meistens getrennt und klappern sich auch mal mit den Zähnchen an. Dabei will einer eher den Kontakt und der andere, der scheuer ist, hält ihn auf Abstand.
Andererseits schreien sie, bzw. gerade der Scheue, wenn der andere zu weit weg ist.

Ist diese Distanziertheit normal bei so kleinen Kerlen oder ein Zeichen, dass sie später erst recht nicht gut miteinander auskommen werden?

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5987
Antwort: 2 Böckchen oder mehr möglich?
« Antwort 14 am: 02. Dezember 2019, 20:35 Uhr »
Nee, zurück zur Mutter meinte ich in keinem Fall, nur dass sie ggf noch nach ihr rochen, so lange sollten sie ja nicht weg sein von ihr.
Am Gitter würde ich es so lange lassen, bis sie alle ruhig sind und nebeneinander am Gitter liegen und dann nochmal versuchen. Wenn das bisher ganz gut klappt, ist das ein guter Anfang!

Wir sind nur ein sehr kleines Forum, soweit ich weiß, gibt's hier kaum Leute mit Boygroups...
Versuch doch mal, Murx per PN zu erreichen, ansonsten kann ich leider nur raten, mal in einem größeren Forum zu fragen 😕
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms: