Autor Thema: Kastration - Diskussion und Methoden  (Gelesen 19057 mal)

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Saubergschweinchen

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Kastration - Diskussion und Methoden
« am: 07. Mai 2014, 17:32 Uhr »
Da ich gerade einen Kastratermin für mein Notschwein "Caligula" gemacht habe dachte ich so ein Thema fehlt hier noch  :g:

Also ich bin natürlich grundsätzlich für die Kastration von Liebhaberböcken, das erstmal vorweg.

Ich handhabe es so das Babyböcke bei denen (aufgrund von Farbe oder Fehlern oder weil ein anderes Böckchen "besser" ist) schon kurz nach der Geburt feststeht das sie nicht in die Zucht gehen frühkastriert werden.
Zuchtböcke werden bis sie drei Jahre alt sind kastriert, ist ein Tier länger im "Einsatz" bleibt es als Bock in meiner Bockgruppe. Ich habe die Erfahrung gemacht das ältere Böcke das schlechter wegstecken und da langjährige Zuchttiere sowieso als Rentner bei mir bleiben können sie auch ganze Kerle bleiben.
Also gibt es bei mir Frühkastra, Kastra bis 3 Jahre oder keine Kastra.

Frühkastration

Eine Frühkastration ist definiert durch das Entfernen der Hoden vor Eintritt der Geschlechtsreife, hierzu müssen die Hoden noch nicht abgewandert sein. Es gibt OP-Techniken bei denen die Hoden aus der Leiste vorgelagert werden um diese entfernen zu können auch wenn sie noch nicht endgültig in den Hodenack abgesunken sind.

Die Techniken sind hier beschrieben (Achtung! OP Bilder!)

http://www.tierzahnarzt.ch/images/stories/pdf/interessantes/morgenegg_fruehkastration.pdf

http://www.tierklinik-achim.de/Fruehkastration_eines_Meerschweinchenboeckchens.pdf

Ich verfahre mit meinen Frühkastraten so das ich einen Termin mache sobald sie 200g schwer sind, sie werden dann in der laufenden Woche kastriert. Nach der OP sind die Kleinen schnell wieder fit und kommen zurück zur Gruppe, mein TA klebt die kleinen Löchlein mit Hautkleber. Sie kommen umgehend zu Gruppe auf Streu und flitzen gleich bei Mama trinken. Wundheilungsstörungen hatte ich bei den Babys noch nicht.

Sie bleiben dann min. 8 Wochen in der Gruppe. Jungböcke die unter Beobachtung für die zucht stehen ziehen ab 250g in die Bockgruppe (bei mir gibt es keine Jungbockgruppen ohne Erzieher). Den genauen Zeitpunkt bestimme ich individuell....manchmal gibts ja echte "Macker" die dann eben eher umziehen und die "Mamakinder" bleiben eben einen Tag länger, ganz so steif sehe ich diese Regel als nicht aber ich kenne auch genug Fälle in denen sich dann eben doch mal ein 249g Böckli im Gehege ausgetobt hat und das kann ich mit den Rentnern in der Gruppe nicht riskieren.


(Spät-) Kastration

Die Kasstration eines adulten Bockes ist eine vergleichsweise große Operation. An den Hoden von Meerschweinchen schließt ein recht großer Fettkörper an. Je älter das Tier ist umso größer kann dieser mit unter sein.
Entfernt man also Hoden und Fettkörper verliert das Tier recht viel Körpermasse im Verhältnis zu seinem Gewicht. Dieser Fettkörper birgt auch das Risiko das sich dort wo Gefäße und eben Fettgewebe abgebunden werden sog. Fettgewebsnekrosen bilden. Diese Nekrosen könnne ihrerseits zu Komplikationen bishin zum Kastrationsabszess führen.
Es gibt zwei gänige OP-Techniken, die bedeckte und die unbedeckte Kastration.
Schaut man sich die Anatomie ganau an wird man feststellen das die Hoden (rein anatomisch) im Bauchraum liegen. Denn sie liegen in einer Aussackung des Bauchfells die den Hodensack innen auskleidet, dem Processus vaginalis. Eröffnet man diesen befindet man sich (strenggenommen) im Bauchraum mit allen damit verbundenen Risiken.
Bei der bedeckten Kastration wird nur der Hodensack eröffnet, der Processus vaginalis bleibt unberührt und wird mit samit Hoden vorgelagert, bei dieser Methode muss man gut fühlen wo der eigentliche Hoden endet und das Fettgewebe beginnt. Ein Stück weit im Fettgewebe wird dann abgebunden. Anschließend wird der Processus mitsamt Hoden und einem Stück Fettkörper abgesetzt. Nun gilt es zu kontrollieren ob man auch wirklich den ganzen Hoden erwischt hat, anderenfalls kann es zu unangenehmen Folgen für den Hormonhaushalt kommen.
Dieses "Problem" hat man beider unbedeckten Kastration nicht, trotzdem ist sie nur bedingt ratsam. Hierbei wird der Processus vaginalis (und somit die Bauchhöhle) eröffnet. Der Hoden wird vorgelagert und mit Abstand im Fettgewebe abgesetzt. Dann werden erst der Processus und dann die Haut vernäht.

Ich selbst lasse aldulte Tiere nur bedeckt kastrieren, es ist zwar ein wenig schwieriger weil man aufpassen muss wo man absetzt aber die Infektionsgefahr ist deutlich geringer als bei geöffneter Bauchhöhle.

Bei adulten Tieren sollte aufgrund der vergleichsweise großen Wunden immer vernäht oder zumindest geklammert werden.


So, soviel von mir. Was sind eure Meinungen und gedanken zur Kastration. Seid ihr für oder gegen Frühkastration? Lasst ihr alte Böcke noch kastrieren? Was meint ihr zur Kastration bei reinen Bockgruppen? Habt ihr schlechte Erfahrungen mit Kastrationen sammeln müssen? Gibt es vlt. sogar jemanden der Kastras strickt ablehnt? usw.

Wird bestimmt ein spannender Austausch, ich freu mich!  :bravo:

Tiefseetaucher

  • Dino
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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 1 am: 07. Mai 2014, 22:33 Uhr »
Ersteinmal danke für die Informationen! Als Liebhaber kommt man mit dem Thema ja nicht so häufig oder intensiv in Berührung.

Generell finde ich Kastrationen bei Tieren, die sich schnell und viel vermehren können sehr sinnvoll. Gerade als Liebhaber brauche ich keinen Bock daheim bzw die Haremshaltung ist vorwiegend (schätze ich mal) und da erübrigt sich die Frage.
Allerdings bin ich, trotz der offensichtlichen Vorteile, bei den Frühkastrationen etwas unentschlossen. Es ist ja doch ein Eingriff während der Entwicklung des Tieres und ob das wirklich so gut ist, weiß ich nicht.
"Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag."

[Anton Pawlovic Cechov]

Katharina

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 2 am: 07. Mai 2014, 23:53 Uhr »
 :-) Danke für das interessante Thema und die Links, Steffi...

Ich unternehme jetzt schon den dritten Versuch hier etwas sinnvolles zu antworten... :roll: aber ich komme immer wieder vom eigentlichen Thema ab und fange in voller Breite an "schlimme Geschichten von früher" :traurig: zu erzählen. Für das ist dieses Thema hier nicht der richtige Ort...

Auf diese alten Geschichten hat mich ein Hinweis unter dem ersten Link gebracht. Ich kann das voll bestätigen, dass Weibchen schon in sehr zartem Alter gedeckt werden können und dass Böckchen ebenfalls schon sehr bald so weit sein können. Ich bekam mal ein recht junges, trächtiges Weibchen in meine Gruppe, mitsamt gleichfalls trächtiger Tochter, kaum älter als ein richtiges Baby - vom eigenen Bruder oder Vater gedeckt - und ich hatte eine Meerschweinchenmutter, die möglicherweise vom eigenen Sohn gedeckt wurde....mit allen Komplikationen, die sich meiner Meinung nach auch daraus ergaben.  :wein: Das geht mir immer noch sehr an die Nieren, obwohl es schon so lange her ist...

Zum eigentlichen Thema kann ich nur wenig beitragen....

Als ich als Erwachsene wieder anfing Meerschweinchen zu halten, gab es kaum Kastraten. Die wenigsten Tierärzte haben damals Kastrationen an so kleinen Tieren wie Meerschweinchen überhaupt durchgeführt - geschweige denn Frühkastrationen. Als Gründe für die Weigerung, Kastrationen durchzuführen, wurde das Risiko durch die Narkose und mögliche Entzündungen genannt.

Man konnte damals auch durchaus lesen, es wäre für die Psyche der Tiere sehr wichtig sich fortzupflanzen, man sollte die Tiere im richtigen Alter zusammensetzen, das Weibchen einmal Nachwuchs bekommen lassen und danach den Bock kastrieren lassen. Nicht erwähnt wurde, was mit dem Nachwuchs geschehen soll. :roll:

Ich hielt früher fast ausschließlich Weibchen in größeren und kleineren Gruppen, kurzzeitig hatte ich auch öfter mal zwei unkastrierte Böckchen zusammen in Pflege, die sich prima miteinander vertrugen.  Als es mir dann endlich gelang, ein bereits kastriertes Böckchen für meine eigene Mädel-Gruppe aufzutreiben, war ich überglücklich....meine Mädels auch. ;-)

Jonathan war schon etwas älter, als er in meine Gruppe kam; in welchem Alter er kastriert wurde, weiß ich nicht. Von Schrubber und von Heinrich weiß ich auch nicht, wann sie kastriert wurden. Ich nehme aber bei allen an, dass es sich nicht um eine Frühkastration handelte. Alle drei waren schon vier oder fünf Jahre alt, als sie zu mir kamen.

Von meinen vier Kastraten, die ich bislang hatte, weiß ich nur von Fridolin den genauen Geburtstag und das Datum der Kastration. Er wurde im Alter von 9 Monaten kastriert. Der Tierarzt hier vor Ort führt - soweit ich weiß - keine Frühkastrationen durch. Der Vorbesitzer von Fridolin hält auch nichts von Frühkastrationen, ich habe ihn mal darauf angesprochen.

Obwohl ich selbst mit dem Thema Kastration bislang kaum etwas zu tun hatte, bin ich sehr für Frühkastrationen - es scheint mir in vielerlei Hinsicht das allerbeste für die Tiere zu sein.

Ich muß allerdings ehrlich zugeben, dass ich das Thema auch etwas scheue... :grusel: ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich selbst ein Böckchen zum Kastrieren brächte und es würde dann etwas schieflaufen.

Es ist auch das erste Mal, dass ich einen so jungen Kastraten wie Fridolin in meiner Gruppe habe. Fast alle meine Tiere waren weitaus älter, wenn sie zu mir kamen. Frido war erst ein gutes Jahr alt. Ich hab für meine "alten Damen" immer nach Kastraten geschaut, die etwa im gleichen, schon etwas gesetzteren Alter waren.

Da ich aber - in weiter Zukunft - schon etwas mit einer Bockgruppe liebäugle, werde ich wohl um das Thema nicht weiter drumrumkommen. ;-)
Liebe Grüße
Katharina :ms2:

Saubergschweinchen

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 3 am: 08. Mai 2014, 14:27 Uhr »
Ich muß allerdings ehrlich zugeben, dass ich das Thema auch etwas scheue... :grusel: ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich selbst ein Böckchen zum Kastrieren brächte und es würde dann etwas schieflaufen.

Damit triffst du bei mir heut voll ins schwarze. Was meinst du wie ich auf Kohlen sitze weil Caligula heut kastriert wird, ich komme mir immer vor als würde ich die Schweine zur Schlachtbank tragen, eben weil ich auch weis wie schnell unter der Narkose ein Tier versterben kann ohne das man was tun kann....oder schlimmer noch, ohne das was getan wird. Ich habe ja in einigen Praxen gearbeitet und es ist hart aber Reanimation Heimtier macht kaum einer. Nur in einer Praxis wurden auch Kaninchen, Frettchen und Meeris notfalls beatmet.

Ich bin sowieso immer unruhig wenn ichs nicht selber mache, vielerorts ist die Kastra männlicher Tiere "Helferinnenarbeit" war so auch in meiner Ausbildungspraxis, ich kann es also und würde es auch liebend gern immer selbst machen. Nur da ich nicht mehr fest angestellt bin geht das nicht und ich kann froh sein das ich dabei sein darf.
Aus der Hand gebe ich keines meiner Tiere, ich würde mich ewig fragen was schief gelaufen ist wenn ein Tier stirbt und ich nicht anwesend war. Das ist aber denke ich eine Sichtweise die sich auf den "normalen" Meerschweinhalter nicht übertragen lässt.
Besonders schiss habe ich immer bei so Tieren wie Caligula, wo ich keine Vorgeschichte kenne. Man weis nicht ob das Tier vlt. chronisch krank ist aber ein volles Labor vorher ist auch übertrieben. Er ist jung und fit und das wird schon werden.
Passieren kann immer was, aber das nicht nur bei der Kastration.
Ich versuche das Risiko zu verringern indem ich mich vor allem nach den Jahreszeiten richte, im Hochsommer oder im tiefsten Winter ist hier keine Sau tragend und so fallen die Termine der Frühkastra in der Regel auch in Herbst und Frühjahr. Bei den Spätkastras bin ich flexibel und dann bleiben sie eben Bock bis es die Temperaturen erlauben zu operieren.

Da ich aber - in weiter Zukunft - schon etwas mit einer Bockgruppe liebäugle, werde ich wohl um das Thema nicht weiter drumrumkommen. ;-)

Wieso kommst du nicht drumm herum, Bockgruppe sagt doch schon der Name...warum zwangsläufig kastrieren?
Das ist ein Punkt den ich sehr zwiegespalten sehe, einerseits verstehe ich natürlcih die Intension dahinter das der letzte dann sofort zu Mädels kann und nicht im hohen Alter kastriert werden muss aber das ist doch nicht die einzige Option.

Bockgruppen gestaffelten Alters funktionieren i.d.R gut, am Sozialverhalten ändert auch eine Kastra nichts, schlechte Sozialisierung und daraus resultierende Unverträglichkeit ist nichts was man amputieren kann....denn der Kopf bleibt dran auch wenn die Hoden gehen.
Und möchte man irgendwann keine große Bockgruppe mehr bleibt immernoch die Option dem letzten verbliebenen einen Jungkastraten/Frühkastraten zuzusetzen und diesen dann nach Ableben des Alttieres zu Mädels zu vergessellschaften.
Darum bin ich nicht der unumstößlichen Meinung das alle Böcke in Bockgruppen kastriert sein müssen. Nun hat man ja aber die große Variable-Mensch....und was der daraus macht ist wichtig. Und weil man oft nicht dumm genug denken kann gehen bei mir auch keine unkastrierten Tiere raus, auch nicht in Bockgruppen.

Wirklich heikles Thema denn wenn ich die Chance habe die Tiere unversehrt zu lassen würde ich das natürlich gern tun gerade wenn man eher einen ganzheitlichen Ansatz vertritt...aber so kann ich eben nur mit den Tieren umgehen von denen ich sicher weis das sie für immer hier bleiben.

Katharina

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 4 am: 08. Mai 2014, 15:08 Uhr »
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass mit Caligula alles gut geht, Steffi.... :-)

Meine Überlegungen bezüglich "vielleicht doch mal eine Bockgruppe" sind noch nicht sehr ausgereift. Ich weiß da auch noch viel zu wenig Bescheid...

Ich habe hier derzeit gut Platz für vier oder fünf Tiere, die in einer einzigen Gruppe leben. Ein Gruppenteilen wäre schon alleine aus Platzgründen sehr ungünstig bis unmöglich, außerdem fände ich es für die Tiere nicht schön, wenn sie dann teilweise nur zu zweit wären.

Wenn ich beispielsweise eine "Startergruppe" von drei Böckchen/Kastraten bekäme, die bereits gut miteinander auskommen, könnte ich sie später nur mit "unkastrierten Böckchen mit Rückgaberecht" weiter aufstocken oder eben mit Kastraten, die dann - falls sich die Tiere als unverträglich erweisen würden - auch relativ unproblematisch wieder abgegeben werden könnten.

Da ich eine Bockgruppe auch deshalb gerne machen würde, weil die Böckchen immer "übrig bleiben", läge dann also künftig die Entscheidung, die Tiere unkastriert zu übernehmen und sie dann - gleich oder ggf. später - kastrieren zu lassen ganz alleine bei mir. Davor schrecke ich etwas zurück.

Der Knackpunkt ist für mich gegenwärtig aber nicht die (Früh-)Kastration, sondern mein etwas begrenztes Platzangebot. Plan B gibt es nicht, ich könnte hier derzeit auch nicht zwei größere Haremsgruppen halten. Deshalb gehe ich so ein Wagnis mit Bockgruppenhaltung vorläufig auch nicht ein. Ich möchte da einen Plan B haben, der für die Tiere wirklich gut ist....

Tiere wieder ggf. abgeben zu müssen ist so überhaupt nicht mein Ding. :nein2:

Zitat
...am Sozialverhalten ändert auch eine Kastra nichts, schlechte Sozialisierung und daraus resultierende Unverträglichkeit ist nichts was man amputieren kann....denn der Kopf bleibt dran auch wenn die Hoden gehen.

Ich meine gelesen zu haben, dass sich Frühkastraten i.d.R. besser in Bockgruppen integrieren lassen - eben weil die Chancen für Frühkastraten besser sind, dass sie gut sozialisiert werden. Unkastrierte Böckchen oder erst später kastrierte Böckchen aus fragwürdigen Haltungen und aus zweiter oder dritter Hand haben da viel schlechtere Chancen.

Heinrich war kastriert...aber bei ihm muß da mal was komplett schiefgelaufen sein. Er hatte eine Favoritin, war aber ansonsten sehr ruppig zu all seinen anderen Mädels und zeigte oft ein auffallend aggressives Verhalten, wirklich extrem. Ich kannte das so noch von keinem anderen meiner Böckchen. Die waren immer lieb zu ihren Mädels. Aber vielleicht hatte ich da früher auch immer Glück gehabt.
Liebe Grüße
Katharina :ms2:

Saubergschweinchen

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 5 am: 08. Mai 2014, 18:20 Uhr »
Caligula hats gut überstanden, er kriecht schon langsam von der Wärmflasche  :lieb:

Ich werd nachher noch was zum Topic beitragen, hab Fotos wie eine gute OP-Wunde aussehen muss  ;-)

Saubergschweinchen

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 6 am: 08. Mai 2014, 20:50 Uhr »
So, dann ergänze ich mal etwas zur OP vor und Nachsorge.

Je, nach TA ist das Vorgehen natürlich unterschiedlich, ich kann hier nur beschreiben womit ich die besten Erfahrungen gemacht habe.
Das Meerschweinchen vor einer OP (im Gegensatz zu Hund und Katze) nicht nüchtern sein dürfen ist ja weithin bekannt. Es ist jedoch sinnvoll nicht alles vor der Narkose zu füttern, Kraftfutter und potenziell blähende Sachen sollten gemieden werden da es durch Lagerung und Narkose leichter zu Aufgasung kommen kann.
Manche gehen sogar soweit das 24h vorher nur Heu und Wasser gefüttert werden sollen, das halte ich, besonders bei naturnahe gefütterten Tieren wie meinen für keinen guten Weg. Denn das bedeutet eine recht radikale Futterumstellung und damit auch eine Belastung für den Stoffwechsel. Ich handhabe es so das ich meinen Tieren vor der Narkose nur Gräser füttere, damit habe ich gute Erfahrungen.

Die Aufwachphase sollte immer gut überwacht werden, am besten ist es wenn das Tier unter tierärztlicher Aufsicht verbleibt bis es wieder völlig wach ist. Es gibt aber (leider) immernoch Tieräzte die schlafende Patienten mit nach Hause geben. Im Ernstfall ist der Tierhalter mit der Situation natürlich völlig überfordert bzw. hat vlt. nicht den richtigen Blick dafür wenn es zu Komplikationen kommt.
Besonders unter Injektionsnarkose kann die Aufwachphase 2-3h dauern.

Das wichtigeste ist die Lagerung des schlafenden Patienten, das Tier sollte in Seitenlage auf einem wärmenden Untergrund gebettet werden (Achtung! immer wieder Temperatur kontrollieren!), dauert die Nachschlafphase länger sollten die Tiere alle 30min gewendet werden.
Ist man sich mit der Temperatur unsicher hilft ein Fiebertermometer bei der Kontrolle, auch wenn das Tier schon wieder aktiver wird sollte eine Wärmequelle zur Verfügung stehen die sie bei Bedarf aufsuchen können.

Hier ein Bilder von der Lagerung nach der OP. Er ist gebettet auf eine Wärmflasche und mit einem leichten Handtuch zugedeckt.
Außerdem die frische Kastrationswunde. Man sieht deutlich den leeren Hodensack, dieser schrumpft mit der Zeit etwas zusammen.

Vio

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 7 am: 08. Mai 2014, 23:39 Uhr »
Interessante Infos!

Meine Freundin ist THP und sagte mal, dass Frühkastrationen nicht unbedingt gut sind, da die Harnröhre zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig entwickelt ist und es dann später zu Problemen komme könne. (Oder so, hab den genauen Wortlaut grad nicht parat, kann mich auch jetzt vertun...)

Gibts da Erfahrungen?
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Smoky

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 8 am: 09. Mai 2014, 09:35 Uhr »
Erfahrungen habe ich da einige...keine Ahnung, wie viele Jungs ich zur Kastra gebracht habe, 70 bestimmt, eher aber viel mehr...

Nach ca 1/3 bin ich nur noch zu einem TA, der Gasnarkose macht, finde ich besser.

Es gab bei mir nur einmal Probleme, das war ein älterer Bock, ca 3 Jahre, der war 2 Tage wie besoffen durch die Narkose.
Da hatte ich meine Ausbildung noch nicht, drum hab ich mit dem TA telefoniert und abgewartet, war dann alles ok.

Ältere scheinen manchmal etwas eher Probleme zu haben, aber wenn es ein guter TA ist (davon kenne ich in München zum Glück einige) hat auch schon ein 6jähriger die OP gut überstanden.
Wenn sie "gut bestückt" sind, kann schon mal der Hodensack etwas größer sein und eine Weile brauchen, bis er sich zurückgebildet hat, da kann sich dann in den Hautfalten auch mal ordentlich Dreck ansammeln.

Frühkastra: mehrfach dabei gewesen, war für die TÄ kein Problem, eine TÄ machte das sogar lieber, verheilte super, sie wuselten meist schon kurz drauf wieder rum, als wär nix gewesen.
Harnröhrenprobleme? kann ich nichts berichten, noch nie was von gehört, da würde ich mal im großen Forum nachfragen ;)

Ich war oft bei der Kastra persönlich dabei, und mir war es immer lieber, die Tiere noch schlafend wieder mit nach Hause zu nehmen, damit sie in gewohnter Umgebung aufwachen.
der TA kann auch nix ändern, wenns Komplikationen gibt (die ich auch lieber selber behandle ;))
und: ich kann ja dann wieder hin fahren ;)

Übrigens habe ich niemals ein kastriertes Tier auf Handtücher gesetzt, ich finde das sowas von unhygienisch, saubere Streu ist mir da lieber.
Entzündet hat sich nie ernsthaft was...nun ja, mal ein Abszess, aber der schreckt mich nicht, das Tier muß halt irgendeinen Dreck los werden und nutzt die Gelegenheit gleich ;)
Sogar ein kastriertes MS-Mädel war dabei.

Ein Kaninchen-Mädel hatte ich auch mal kastrieren müssen, die war dann schon auf Tüchern, der Schnitt ist ja um einiges größer, aber die gehen ja aufs Klo.
Wobei das noch vor meiner Homöopathie-Zeit war...jetzt würde ich sie nicht mehr kastrieren lassen, weil unnötig...und bestimmt wäre so jemand jetzt auch auf Stroh/Streu ;)

Frühkastra wird ja oft als Garantie für Bockverträglichkeit angepriesen...nein, kann ich absolut nicht bestätigen!
Auch das Wachstum scheint nicht beeinträchtigt zu werden, ich kenne riesige Frühkastraten und super Haremswächter, und absolut Unverträgliche unter Jungs, Burschen, die schon gedeckt haben und verträglich sind, alles Charaktersache.

Wobei ich nicht ausschließen will, dass es Jungs gibt, die nicht Kastrierte ablehnen...ob sie merken, die sind noch "ganz" und mir fehlt da was? Keine Ahnung, könnte aber sein.

Wenn jemand absolut mit Kastra Probleme hat, warum nicht unkastriert versuchen?
Manche reden da auch dagegen...nun, ich habe so oft auch ältere zusammengesetzt und immer Partner gefunden, es muß nicht immer ein Babybub sein.
Dabei spielt - wie so oft - viel die Angst eine Rolle.
Je entspannter man die Jungs zusammen setzt, desto eher klappt es.
Es sei nur auf die Namen geachtet...mit einem Rambo oder Napoleon wirds schwierig, Whiskey oder Baccardi geht eher ;)

Von Bekannten, die Nottiere aufnehmen, weiß ich allerdings, dass es schon mal dazu kam, dass die Naht aufging und die Eingeweide raus rutschten, was leider zum Tod geführt hat...wenn ein TA das aber kann, passiert das normalerweise nicht und ist sehr selten.

Manchmal gibt es Unverträglichkeit des Fadens, der sich normalerweise auflösen soll (einer innen und einer außen)
Aber da gibts dann auch einen Abszess und der - nun, wie schon gesagt ;)

Penisvorfall habe ich auch beobachtet, aber von anderen TÄ kastriert, ich weiß nicht, was da passiert ist...hat sich manchmal zurückentwickelt, manchmal nicht, waren ältere Jungs (über 3 Jahre) und vor meiner Ausbildung.
Durch immer wieder eincremen und zurückschieben soll das besser werden...
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

Saubergschweinchen

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 9 am: 09. Mai 2014, 10:33 Uhr »
Interessante Infos!

Meine Freundin ist THP und sagte mal, dass Frühkastrationen nicht unbedingt gut sind, da die Harnröhre zu dem Zeitpunkt noch nicht richtig entwickelt ist und es dann später zu Problemen komme könne. (Oder so, hab den genauen Wortlaut grad nicht parat, kann mich auch jetzt vertun...)

Gibts da Erfahrungen?

Ich habe davon schon gehört, diese Bedenken sind aus dem Vergleich mit Katzen entstanden. Es gibt Theorien die besagen das frühkastrierte Kater später öfter Probleme mit Harnsteinen haben, weil die Engstellen (welche die Harnröhre natürlicherweise hat) angeblich nicht genügend mitwachsen würden. Ich halte das für eine Fehleinschätzung denn kein anderes Tier wird in der Heimtierhaltung so fehlernährt wie die Katze und daraus entsteht die große Harnsteinproblematik. Selbst wenn es also stimmen sollte hätte ein artgemäß ernährtes Tier trotzdem keine Probleme damit.
Untersuchungen dazu fehlen leider aber ich habe noch nicht gehört das es beim Meerschweinchen wirklich Probleme aufgetreten sind die nicht auch z.B. durch Fehlernährung erklärt werden könnten.


Nach ca 1/3 bin ich nur noch zu einem TA, der Gasnarkose macht, finde ich besser.

Ich finde Gasnarkose prinzipiell auch besser und bei Tieren die öfter in Narkose müssen (z.B. Zahnpatienten) oder bei großeren, längeren OPs (Kastra Weibchen o.ä.) lasse ich auch nichts anderes machen.
Aber bei Kastras bin ich mittlerweile sehr entspannt und kann auch mit einer Ketamin/Xylazin Injektionsnarkose gut leben.
Die große Angst vor der Injektionsnarkose als potenziell tödliche Angelegenheit ist in den Köpfen fest verankert, dabei sind die heutigen Kombinarkosen auch beim Nager recht sicher. Man sollte niemals nie sagen aber ich habe in meinen 7 Jahren im OP unter beiden Narkosen Komplikationen erlebt.


]Ich war oft bei der Kastra persönlich dabei, und mir war es immer lieber, die Tiere noch schlafend wieder mit nach Hause zu nehmen, damit sie in gewohnter Umgebung aufwachen.
der TA kann auch nix ändern, wenns Komplikationen gibt (die ich auch lieber selber behandle ;))
und: ich kann ja dann wieder hin fahren ;)

Kann ich verstehen, mache ich auch lieber so. Aber bei nem Atemstillstand hat man beim TA andere Möglichkeiten (Notfall-Medis und Sauerstoff) als zu Hause, und ob man dann noch Zeit hat wieder hin zu fahren  :frage:
Ich verstehe dich aber völlig und machs ja auch selber so aber dem "normalen" Halter würde ich eben doch empfehlen nur wache Tiere mit heim zu nehmen.


Übrigens habe ich niemals ein kastriertes Tier auf Handtücher gesetzt, ich finde das sowas von unhygienisch, saubere Streu ist mir da lieber.

Handtücher verwende ich auch nicht (außer beim Aufwachen in der TB). Es kommt immer ein bisschen auf mein Gefühl an. Bei manchen ists mir lieber wenn sie die ersten 3 Tage auf Inkontinenzunterlagen sitzen, andere (die Frühkastraten zum Beispiel) kommen gleich wieder in die Gruppe. Warum ich das so mache kann ich nicht erklären, ist einfach manchmal ein Gefühl und meistens sind das dann auch die die gern mal an der Naht rummachen und wenns dann nässt hät ich da ungern Einstreu dran kleben. Ich verwende aber auch Ecoflax das ist ziemlich fein und wird dann wirklich zu Problem.

Weibchen werden nur bei massiven Problemen kastriert (Sowohl Nins als auch Meeris) und bekommen dann einen Sockenbody an, das funktioniert super und dann müssen sie auch nicht auf Tücher und man braucht keine Angst haben das sie dran gehen.


Die Frühkastra selbst ist natürlich kein Garant für Bockverträglichkeit aber die Chance ist sehr viel höher weil sie in der Regel schon in Mischgruppen aufwachsen und den Umgang mit Kastraten oder auch Böcken früh lernen.


Es sei nur auf die Namen geachtet...mit einem Rambo oder Napoleon wirds schwierig, Whiskey oder Baccardi geht eher ;)

Das ist ja spannend, das wäre eine Erklärung dafür warum mein Wotan sich nicht unterordnen will  :g:


Smoky

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 10 am: 09. Mai 2014, 17:17 Uhr »
Dass ich lieber Gasnarkose machen lasse, hat wohl auch den Grund, dass ich sehr "allergisch" auf Gift in irgendeiner Form verabreichen bin, und inhalieren kann ich da eher akzeptieren.
Mal sehen, ob sich das mal ändert, wenn ich mal nicht mehr rauche  :g:

Das mit dem zitieren krieg ich nicht so gut hin...

Normalen Haltern würde ich auch Überwachung beim TA empfehlen, aber es ging ja um eigene Erfahrungen.
Aber werde mich gleich mal etwas damit beschäftigen, was die Homöopathie zu Atemstillstand zu sagen hat...nachdem dran riechen die stärkste Gabe ist, muß es nur auch ein Mittel dafür geben, auch nur ein Symptom, wobei natürlich nach einem eigentlich nicht von der Natur geplanten Eingrif...hm, mal wieder was zum Nachdenken...

Bockverträglichkeit:
irgendwie scheint es auch mit den Züchtern zusammenzuhängen... ich kenne Zuchten, da klappt es meist, aber auch welche, wo es mit den Jungs ständig schief ging.

Bei Tieren aus großen Vermehrungen: die leben auch zusammen und müßten es gelernt haben, haben sie aber nicht unbedingt gehabt.
Und dann hatte ich mal ein paar Jungs, 3 Jahre Einzelhaft, danach aber super verträglich bei meinen Jungs.

Ich glaube also immer noch mehr an Charaktersache als an Erziehung (die bestimmt hilft, aber nicht des Rätzels Lösung zu sein scheint)

Zum Thema Fäden ziehen:
mein MS-Mädel hat sich nach der Kastra die Fäden der Bauchnaht selbst entfernt, es war offen, eiterte (was mich nicht wundert nach 2 Jahren tote Babys im Bauch, der Dreck muß ja raus, war unkontrollierte Schimmelzucht), Wundränder dick geschwollen, sah nicht schön aus...
Beim ersten Mal hab ich nochmal zunähen lassen, war scheußlich, nochmal angerauht, brrrr....dann nicht mehr...es verheilte ohne irgendetwas zurückzulassen, aber natürlich mit Behandlung meinerseits ;)
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

Saubergschweinchen

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 11 am: 09. Juli 2014, 20:03 Uhr »
So hier nochmal ein brand-aktuelles Foto von einer frühen Kastration (Gewicht: 330g). Hier kann man die Wundränder schön sehen, kein störendes Aluspray.

Meeriemama

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Antwort: Kastration - Diskussion und Methoden
« Antwort 12 am: 12. August 2017, 13:01 Uhr »
Ich grabe dieses ältere Thema mal aus, weil ich mich grade damit auseinandersetzen muss.
Meine Nachbarin hat drei Meerschweinchenbabies aus schlechter Haltung geholt. Ich hab spontan gesagt, wenn ein Böckchen dabei ist, nehm ich ihn und lass ihn frühkastrieren. Ich habe ja noch meinen Pan, hoffe aber, der kommt mit einem frühkastrierten Böckchen zurecht.
Das Dumme ist nur, dass wir z.Zt noch in Urlaub sind und dem Böckchen geht es gesundheitlich momentan auch nicht gut genug, dass er kastriert werden könnte.
Meine Tierärztin würde auch eher ungern frühkastrieren. Und da der Kleine wohl schon etwa vier Wochen alt ist, ist der Zeitpunkt so oder so verpasst.
Meine Urlaubspflegestelle meinte nun, sie lässt ihre Böckchen immer mit fünf Wochen kastrieren, setzt sie sofort wieder in die Gruppe und hätte noch nie unerwünschten Nachwuchs dadurch gehabt.
Ich frage mich nun, ob ich das so riskieren kann? Der kleine Kerl kann schließlich nicht sechs Wochen alleine sitzen, ich müsste ihn sonst zu meiner Bekannten für die Zeit  in die Bockgruppe geben, und da geht es manchmal etwas ruppig zu...
Bin etwas ratlos derzeit
Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast (A. de Saint-Exupery)