Autor Thema: Zichoriensamen  (Gelesen 6849 mal)

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ewe78

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Zichoriensamen
« am: 12. Februar 2019, 15:33 Uhr »
Hi Murx,

Vio und ich hatten gerade ein Gespräch über verschiedene Saaten und die Vorlieben unserer Schweinchen.
Vor einiger Zeit hatte ich mal Zichoriensamen angeboten. Sie sind zwar wohl nicht aromatisch, enthalten laut Hansemanns aber vorwiegend Vitamin A, C und Lysin.

Meine Tiere haben das dermaßen inhaliert und eigentlich ungewöhnlich, aber dadurch tatsächlich zugenommen, weniger anderes gefressen (und sich oft verschluckt, weil die Dinger so winzig sind). Habe deshalb nach drei Monaten nichts mehr gegeben, da sich das auch nicht gelegt hatte, obwohl ja alles immer ad libitum da ist.
Nun fragen wir uns, ob Du weißt, warum sie so drauf abgefahren sind. Was ist drin, was sie so dringend brauchen?

Danke und LG
Elke und Vio : )


Vio

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 1 am: 12. Februar 2019, 20:18 Uhr »
Danke dir :-) Vielleicht hat ja sonst ausser Murx auch noch wer eine Idee :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Murx Pickwick

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 2 am: 13. Februar 2019, 12:35 Uhr »
Das ist wirklich ungewöhnlich, normalerweise kann man die Zichoriensamen getrost ad lib verfüttern, sie werden nicht derartig inhaliert ... aber was ist schon normal in der Natur.

Hauptwirkstoff der Zichoriensamen sind Cumarine. Diese wirken Thrombosen entgegen und senken das Risiko für Schlaganfall. Gegenspieler der Cumarine ist das Vitamin K.

Es gibt jedoch noch mehr Wirkungen der Samen, die mit den Cumarinen nicht erklärbar sind, beispielsweise haben Zichoriensamen einen leberschützenden Effekt (Cumarine haben eigentlich den gegenteiligen Effekt) und sie reguliert Stoffwechselstörungen verschiedenster Art. Die Wirkung ist meines Wissens eher gering einzustufen.
Wegwartensamen unterstützen die Wirkung anderer Pflanzen, insbesondere leberschützende Pflanzenteile, wie Löwenzahnwurzeln, Distelwurzeln etc.

Was auch noch sein kann, Zichoriensamen fördern die Aufnahme von Kalium und soll zudem sehr kaliumreich sein (müßte man nachschauen, wieviel Kalium da wirklich drin ist, weil kaliumreich ist nicht definiert und manch eine Pflanze, die nur vergleichsweise wenig Kalium enthält, wird einfach mit Pflanzen verglichen, die noch weniger enthalten, und schon sind sie kaliumreich.)

In einigen Büchern und auch im Internet tauchen immer wieder Lactucopikrin (Intybin) und Inulin als Inhaltsstoffe auf ... dabei wird aber gern vergessen, daß Lactucopikrin nur in Blättern und Stengeln enthalten ist, das Inulin dagegen ein Wirkstoff der Wurzel ist. Diese beiden Wirkstoffe sind also keine Erklärung für Wirkungen der Samen.

Probier mal, ob Petersilie viel gefressen wird - das wäre ein weiterer Hinweis zu Kaliummangel.

ewe78

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 3 am: 23. Februar 2019, 19:32 Uhr »
Danke Murx! Ja Petersilie wird hier auch liebend gern und täglich gefressen, kauf ich aber nur außerhalb der Wiesensaison. Kalium also...Banane mag hier komischerweise niemand

Murx Pickwick

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 4 am: 24. Februar 2019, 07:24 Uhr »
Ist für Meerschweinchen auch vernünftig, daß sie keine Banane mögen.
1. Es sind keine Fruchtfresser, Banane ist eine Frucht.
2. Banane ist sehr stärke- oder zuckerreich, je nach Reifegrad, das vertragen Meerschweinchen nicht so gut.
3. Banane enthält gerade mal um die 400mg/100gFG Kalium ... Petersilie kommt auf 1000mg/100gFG und Zichoriensamen sind ein natürliches Nahrungsmittelkonzentrat mit wenig Wasser - das Kalium ist in Folge davon sehr konzentriert und für Meerschweinchen leicht herauszulösen.

Die meisten Kräuter (gerade Wiesenkräuter) enthalten in der frischen Pflanze deutlich höhere Konzentrationen an Kalium, wie ausgerechnet Banane. Also auch hier kann die Banane nicht punkten ... sie enthält einfach zuwenig vom gesuchten Nährstoff.
Das zum Thema kaliumreiche Banane ...

Es deutet also viel auf einen latenten Kaliummangel hin.

Da diese Feinsämereien, wie Zichoriensamen, nur in geringen Mengen wirklich bekömmlich sind, versuch mal, ob dein Zichorienschweinchen sich auf Nüsse umstellen läßt. Vor allem Pistazien sind hier einen Versuch wert (auch gesalzene Pistazien sind geeignet, besser sind ungeröstete Pistazien ohne Salz).
Auch einen Versuch wert sind Hanfsamen, geschälte Sonnenblumenkerne und Leinsaat.
Wenn du es schaffst, dein Schweinchen von größeren Ölsaaten zu überzeugen, so daß es die Zichoriensamen nicht mehr in den Mengen futtert, hast du es geschafft und einen weiteren Hinweis, daß es sich tatsächlich um einen latenten Kaliummangel handelt.

Ephedra

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 5 am: 25. Februar 2019, 00:05 Uhr »
Die Frage, die sich da aber aufdrängt ist, wo dieser Kaliummangel herkommt. Ewe wird ja ihre Meerschweinchen nicht so abwechslungsarm füttern, dass sie über lange Zeit kein Kalium zu sich genommen haben :frage:

Murx Pickwick

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 6 am: 25. Februar 2019, 17:47 Uhr »
Wird Kalium, aus welchen Gründen auch immer, langsamer aufgenommen, wie beim Durchschnittsschweinchen, kann es genauso zum latenten Kaliummangel kommen, wie wenn mehr Kalium verbraucht wird, wie normalerweise, auch bei abwechslungsreicher Wiesenernährung. Die Möglichkeiten sind vielfältig und umfassen von Genetik über zuwenig Milch als Jungtier bis hin zu Stoffwechselstörungen oder einem ungewöhnlichen Darmbiom.

Kurzum, wir haben hier eine Fern-Verdachtsdiagnose aufgrund eines Futterverhaltens und keine weiteren Symptome, welche die Möglichkeiten einschränken. Das ist weniger, wie ein Tierarzt hat, wenn ihm ein Meerschweinchen zur Untersuchung gebracht wird.
Man kann nun ausprobieren, ob durch ein leicht verändertes Futterangebot die Gier auf Zichoriensamen sich mindern läßt und so die Nebenwirkungen der Zichoriensamen (Verschlucken) sich minimieren läßt.
Man kann allerdings auch die Zichoriensamen gänzlich sperren - mit dem Risiko, daß die Tiere sich eigentlich selbst medikamentiert haben, es nun allerdings nicht mehr können ... (inwiefern das Risiko sonderlich hoch ist, ist eine gänzlich andere Geschichte)

Gerade im Winter kommt es übrigens auch bei sehr abwechslungsreicher und artgerechter Frische-Ernährung bei Meerschweinchen schnell zu Kaliummangel, da Gemüse in der Regel im Schnitt weniger Kalium enthalten, wie Wiesenpflanzen ... das scheint allerdings nicht das große Problem zu sein, im Sommer mit Wiese als Hauptnahrung gleicht sich das offenbar wieder aus.
So richtig auswirken tut sich ein latenter Kaliummangel hauptsächlich bei Geburten, weshalb der Rat, Schwangerschweinchen keine Petersilie zu geben, ein schlechter Rat ist - die Geburten sind deutlich schwerer, wie mit Petersilie. Der Grund ist der Kaliumgehalt in der Petersilie, der sogar weit über dem Kaliumgehalt der meisten Wiesenpflanzen liegt.

Hoffe, die Gedanken hier sind jetzt nicht zu konfus, weil - hab dieses Jahr ne besonders aggressive Grippe aufgeschnappt und mein Hirn funktioniert noch nicht wirklich gut. Ich kann mich kaum konzentrieren.

Ephedra

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 7 am: 25. Februar 2019, 23:02 Uhr »
Das war sehr verständlich. Wieder was gelernt....juhuuu  :freu:


Gute Besserung, Murx. Übrigens habe ich vor ein paar Wochen einen Grippevirus von meiner Freundin eingefangen. Sie hatte 3 Wochen damit zu tun und ich einen Tag. Ich habe es mit Oregano- u. Teebaumöl innerlich, sowie Einläufen, Ingwertee und Ganzabreibung nach F.E. Bilz innerhalb von 26 Stunden eindämmen können. Dabei lag ich mit Fieber und starken Gliederschmerzen flach.

Murx Pickwick

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 8 am: 26. Februar 2019, 08:47 Uhr »
Tja - was so ein paar Hausmittelchen bewirken können ... :D

Momentan siehts in Freiburg und Umgebung so aus, daß die Krankenhäuser der Umgebung teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, selbst die Intensivstationen sind vollgestopft bis oben hin mit Grippefällen ...
Ich hatte einen Tag lang so schlimm Fieber, daß ich auf dem Weg zum Klo zusammengebrochen bin und meinem Mann damit nen Riesenschrecken eingejagt hatte, danach lag mein Mann einen Tag lang fiebernd im Bett, das wars mit der Grippe ... jetzt haben wir nur noch mit den üblichen Erkältungssymptomen danach, wie kratziger Hals und Co, zu tun ... nun, wir haben uns ganz normal mit Ingwer- und Thymiantees und nem warmen Schal geheilt.
Mehr brauchts nunmal nicht.
Andere Leidensgenossen liegen wochenlang im Krankenhaus ... weiß nicht, keine so tolle Aussicht.

Nun könnte man sagen, wir haben ein besonders starkes Immunsystem oder so - nun, ich eher nicht. Als Kind und Jugendliche war ich ständig krank. Das hatte eigentlich erst aufgehört, als ich mich weigerte, zum Arzt zu gehen - so nen heftigen Grippeanfall hab ich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gehabt.
Es ist tatsächlich die medizinische Überversorgung und Fertigfutter (aber auch negativer Streß, wie Angst um Arbeit oder so), die solch vergleichsweise harmlosen Erkrankungen erst gefährlich machen. Da bin ich mir sicher.
Ist halt wie mit unseren Meerschweinchen.

Nur mein Hirn - das ist ein sehr empfindliches Organ. Irgendwie scheint es sich auf Notversorgung runtergefahren zu haben und weigert sich wieder, zur vollen Leistungsfähigkeit hochzufahren. Dabei liegt der Anfang der Grippe doch nun wirklich schon fünf Tage zurück!
Najagut - braucht vielleicht auch mal ne Pause ...

Vio

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Antwort: Zichoriensamen
« Antwort 9 am: 26. Februar 2019, 12:22 Uhr »
Ach du Sch...
Gute Besserung weiterhin allen  :fr:

Na gut, dass ich mich gestern so fies am Fuss verletzt hab (und da darf mir auch kein Arzt ran, da hab ich lieber meine , dass das mit Laufen angeblich 2-3 Wochen nix wird und ich nicht durch Freiburg durch in die Schweiz fahren kann :D (wo bei uns im Ort auch viele flach liegen).
Als meine Mutter sich vor 1 Jahr das Handgelenk gebrochen hatte und ich ja parallel gerade in der Schweiz angefangen bin, Neyla die NotOP hatte an meinem ersten Tag dort (aber eben hier in DE) und ich gleichzeitig auch noch Ennie und Bina geholt hab, da war da im Krankenhaus auch Quarantäne wegen der Grippe.
Wegen der ganzen Schocks und Aufregung und Sorgen hab ich mir die gleich mal eingefangen, ich war echt sehr schnell sehr übel zurecht.
Bei mir hilft da Aconit-Tinktur. Also ich nehme von meiner selbst hergestellten und nicht arg konzentrierten Tinktur einen Tropfen auf ein Glas-Wasser, was ich dann in 3 Etappen trinke.
Mir ist klar, dass Aconit giftig werden kann, so passt es aber ganz gut und ich war nach 2-3 Tagen fast schon wieder komplett fit (hatte am ersten Tag fürchterliche Gliederschmerzen, konnte nicht mal stehen und war fiebrig - konnte Mama nach der OP nicht mal besuchen, war blöd...), der Husten hielt sich dann aber noch länger, so 2-3 Wochen.
Jeder hat da bestimmt so seine Mittelchen, gut ist eben, wenn man die kennt :-)

Danke für die Infos zum Kalium  :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms: