Autor Thema: Paprikakerne - Was könnte ähnlich schmecken?  (Gelesen 27450 mal)

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Saubergschweinchen

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 15 am: 03. Januar 2015, 10:53 Uhr »
Zitat
Sie hat gesundheitliche Probleme, aber das war nicht meine Frage, was sie haben könnte, Steffi.

Das ist mir schon klar. Ich weis ja wie du arbeitest aber wenn hier mal jemand nachliest mit einem Tier das ähnlich selektiert ist dem vlt. schon damit geholfen das er weis in welche Richtung es geht.  ;)

Smoky

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 16 am: 03. Januar 2015, 11:20 Uhr »
Der Romana, den ich hier habe, ist furchtbar bitter, ist nicht der runde, sondern die langen Blätter, vielleicht heißt der ja auch anders, rot-fast lila eben...in manchen Läden gibts ja auch manchmal Löwenzahn, werde den heute mal suchen gehen, erst Donnerstag am Markt sicher zu bekommen...

Ja, ich weiß, wie andere denken, und nett, dass du auch anderen helfen willst, Steffi  :winke:
Liebe Grüße
Tina

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Murx Pickwick

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 17 am: 03. Januar 2015, 11:49 Uhr »
Wenn nur die Paprikakerne gefressen werden - immer sofort Chili anbieten, vielleicht jetzt nicht gerade die superscharfen Havaneros oder Bhut-Jolokia, sondern eher die weniger heftigen Varianten - aber so aufgeschnitten, daß die Kerne gefressen werden können. Es geht bei Paprikakernen, wenn diese fast ausschließlich und mit wachsender Begeisterung gefressen werden, um den Scharfstoff Capsaicin und damit dieser bei Kanin und Meerschwein überhaupt eine Wirkung entfaltet, brauchen diese beiden Tierarten davon jede Menge ... so viel ist in Paprikakernen gar nicht drin.

Capsaicin hat ein sehr umfangreiches Wirksprektrum, Kaninchen und Meerschweinchen futtern solche Scharfstoffe, wenn sie Tumore haben, wenn die Gallenblase oder Galleproduktion in der Leber nicht so funktioniert wie sie soll, (die wird durch Scharfstoffe angeregt), bei Kreislaufproblemen - und bei Schmerzen durch Entzündungen, insbesondere Gelenksentzündungen und anderen degenerativen Skeletterkrankungen. Gerade Meerschweinchen nutzen Paprikakerne auch, wenn sie Diabetes mellitus haben, rühren dann allerdings zuverlässig nur die wenig scharfen Kerne an und gehen nicht an schärfere Kerne. Außerdem fressen sie dann meist dauerhaft und gerne bestimmte, relativ süß schmeckende und vor allem rote Paprikaschoten.

Man kann nun verschiedene andere scharfstoffhaltige Dinge bzw auch Kaffee, Bitterschokolade und Süßholz (Lakritz) anbieten:
Ingwer: Ingwerrhizome gehören leider nicht zur normalen Nahrung von Meerschwein und Kanin, das Erlernen der Wirkung scheint recht schwer zu sein, deshalb kann man nix draus ableiten, wenn Ingwer nicht gefressen wird - aber wenn Ingwer zusammen mit Paprikakernen in ungewöhnlich großen Mengen gefressen wird, deutet es auf Schmerzen durch degenerative Skelettveränderungen oder Entzündungen der Gelenke hin, wobei nach zwei Tagen spätestens meist die Kerne liegengelassen werden und nur noch Ingwer gefuttert wird. Nach zwei Tagen hat Ingwer seine volle schmerzstillende Wirkung entfaltet.
Genutzt wird hier hauptsächlich die entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung der Scharfstoffe ... wobei von Ingwer schon relativ viel gefuttert werden muß, denn wird nur wenig Ingwer gefuttert, hat es die gegenteilige Wirkung, also pushen des Immunsystems und damit auch eine entzündungsfördernde Wirkung.

Pfeffer: Werden besonders scharfe Chilikerne und Pfefferkörner bevorzugt, deutet es mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Tumor oder ein Gallenproblem. Je nachdem, was es für Tumoren sind, werden entsprechend Capsaicin aus den Chilikernen und Piperin aus den Pfefferkörnern kombiniert, sie helfen nämlich sehr unterschiedlich, je nachdem, wo der Tumor sitzt und um was es sich handelt.
In dem Falle wären vielleicht auch das Anbieten der tumorunterdrückenden Heilpilze was ... aber da hab ich gar keine Infos und Erfahrungen zu, das ist nur so eine Idee aufgrund der Erfahrungen von Steffi.

Kaffee(bohnen), Bitterschokolade/Kakao(-frucht und -bohnen), Lakritz (Harz des Süßholzes), selten auch kleine Mengen Ingwer: Deutet sehr stark auf ein Kreislauf- oder Herzproblem hin. Weitere hilfreiche Pflanzen, die dann allerdings nicht immer angerührt werden, sind Efeublätter und junge Efeutriebe, Mistelblätter und alle Teile von Weißdorn.
Dabei gilt:
- Kreislaufanregend: Kaffee (Coffein), Kakao (Bromin), Süßholz (Glycyrrhizin und dessen Säure)
- Kreislaufregulierend bzw stabilisierend: Weißdorn, Mistel
- aufs Herz wirkend: Weißdorn, Mistel

Bei Darmerkrankungen und Darmparasiten können sowohl Meerschweinchen, als auch Kaninchen, deutlich besser wirksame Pflanzenteile nutzen, wie beispielsweise Rinden etc, die andere Tierarten, wie wir beispielsweise, aus verschiedensten Gründen gar nicht nutzen können. Damit werden Paprikakerne in solchen Fällen nur dann gefressen, wenn nix anderes da ist. Hab ich bislang nicht mal bei Kuntibuntimeerschweinchen erlebt ...

Romana ist eine Zuchtform des Gartensalats. Dieser stammt vom Stachellattich ab. Meist sind die Gartensalate derartig auf Ertrag und Wasser hin gezüchtet worden, daß die nur noch schaden, und nicht nutzen.
Wenn jedoch so ein Salat tatsächlich noch bitter schmeckt, ist der Hauptwirkstoff sind Lactucin und verwandte Stoffe. Es scheint sich hier um eine sehr leicht beruhigende Wirkung zu handeln.
Der Romana dürfte deshalb eher als Futterpflanze, denn als Heilpflanze gefressen worden sein ... auch Fenchelkraut gehört eher zu den Futterpflanzen, kann aber auch sekundär gefressen werden, wenn wenig gefuttert wird, um Blähungen vorzubeugen. Auch Kümmel deutet daraufhin ... sie behandeln also in diesem Fall eher die Folgen der Diät, nicht die Ursache der Störung.

Smoky

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 18 am: 03. Januar 2015, 12:43 Uhr »
"die andere Tierarten, wie wir beispielsweise, aus verschiedensten Gründen gar nicht nutzen können. "
Das ist ja mal wirklich sehr nett ausgedrückt, was für eine Tierart sind wir denn? Sorry, aber das ich echt klasse geschrieben :haha:

Herzlichen Dank für deine ausführliche Erklärung, Murx!

Schon sehr interessant, dass ich feststellen kann, welche Vorlieben manche Tiere (oder auch Menschen, die andere Tierart  :g:) mit bestimmten körperlichen Problemen haben, und die dann tatsächlich auf die Art nachvollzogen werden können und  auch so in den Arzneimittelbildern erwähnt werden.

Allerdings finden sich da nie Bambusblätter  :roll:

Werd mal sehen, was ich alles so bekommen kann...
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

Murx Pickwick

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 19 am: 03. Januar 2015, 14:49 Uhr »
Zitat
Das ist ja mal wirklich sehr nett ausgedrückt, was für eine Tierart sind wir denn?
Wir sind Menschen, Unterart moderner Mensch (Homo sapiens sapiens), eine bodenlebende Affenart.

Die Arzneimittelbilder sind ja erst Zusammenfassungen von Beobachtungen, die einige Menschen über das Futterselektionsverhalten gemacht haben - und diese Beobachtungen wurden an Artgenossen vorgenommen, also Menschen - und wir sind im Gegensatz zu Meerschweinchen nunmal Allesfresser, welche die Blätter von Gräsern nicht als Futterpflanzen nutzen.
Dazu kommt, daß die Vorstellung der Arzneimittelbilder im deutschsprachigen europäischen Raum entstanden ist und somit nur die dort genutzten Futter- und Medicinalpflanzen (und Minerale etc, ich weiß, es sind nicht nur Pflanzen) berücksichtigt wurden.
Bambus wird in Gesamteuropa erst seit ein paar Jahrzehnten vereinzelt als Nahrungspflanze von Menschen genutzt ...

Ganz anders ist das in der TCM ... diese kommt aus dem asiatischen Raum und wird schon seit urdenklichen Zeiten weiterentwickelt - im Grunde genommen ist das nur eine Zusammenfassung sehr vieler sehr unterschiedlicher lokaler Heilkundearten, die sich größtteils unabhängig voneinander entwickelt haben (und allesamt auf die Beobachtung von Futterselektion beruhen, interessanterweise nicht nur bei Artgenossen, sondern auch bei diversen anderen Tierarten). Und da nunmal der Mensch im asiatischen Raum, insbesondere dem Kerngebiet der TCM, dem ostasiatischen Raum, Bambus als Nahrungsmittel durchaus nutzt, hat man in der TCM auch den Bambus als Heilpflanze aufgelistet - samt sämtlicher Beobachtungen dazu, wann wie wo warum aus welchem Grund.
Wenn du also ein Arzneimittelbild mit Bambus haben willst, mußt du in der TCM nachschauen ... ganz einfach :D

Smoky

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 20 am: 03. Januar 2015, 16:20 Uhr »
Ich meinte damit speziell die Arzneimittelbilder homöopathischer Mittel, die durch Verabreichung an Gesunde und der gesammelten aufgetretenen Symptome entstanden sind.

Ich wüßte jetzt nicht, wie ich TCM für die homöopathische Behandlung umsetzen sollte  :frage:
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

Murx Pickwick

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 21 am: 03. Januar 2015, 18:29 Uhr »
Es gibt nur die Arzneimittelbilder in der Homöopathie, nirgendwo sonst gibt es die ... und die Homöopathie mag zwar vielleicht lange nicht so komplex und umfangreich sein, wie die TCM (kann sie logischerweise nach nicht mal drei Jahrhunderten ja auch gar nicht), aber die zugrundeliegenden Mechanismen, wie sie entstanden ist, gleicht der Entstehung der TCM oder der mittelalterlichen Kräuterheilkunde, wie sie mündlich überliefert wurde usw usf ... sie alle basieren darauf, das gesunde Menschen an sich selbst, an gesunden Anderen und sogar bei anderen Tierarten, deren Individuen gesund sein müssen, ausprobieren, was passiert wenn ...
Und wenn du noch genauer hinschaust - es ist nix weiter, wie das, was jedes Säugetier macht, wenn es neue Pflanzen ausprobiert! Die Arzneimittelprüfung in der Homöopathie ist nix weiter wie eine besondere Form des Probebisses!

Beispiel am wildlebenden Kaninchen ... junge Kaninchen probieren sich regelrecht durch die Botanik, sie machen es deshalb, wenn sie jung sind, weil sie da noch gesund sind. Dabei probieren sie auch beispielsweise gefleckten Schierling - und stellen fest, der macht müde und matt, der macht Bauchweh, der macht grollende Bewegungen im Bauch, der macht nen trockenen Mund ... und wenn diese jungen Kaninchen nun den deutschen Winter überlebt haben, stellen sie fest - sie sind krank, sie sind müde, matt, haben Bauchweh, haben grollende Bewegungen im Bauch und nen trockenen Mund ... und was tun sie?
Sie fressen nun den gefleckten Schierling in großen Mengen und nicht mehr nur als Probebiß!
Sie haben also durch das Ähnlichkeitsprinzip genau das gefunden, was sie von den Kokzidien und was sich sonst noch so im Winter im Darm zu stark vermehrt hat, befreit ... genau das ist der Ursprung der Kräuterheilkunde, genau das ist der Ursprung von TCM, genau so ist es auch überliefert, wie Hahnemann die Arzneimittelprüfung durchführt!
Der einzige Unterschied - die Homöopathie arbeitet mit Reizen - und ist somit extrem sicher, das Kaninchen arbeitet mit Wirkstoffen, was wiederum nicht so sicher ist. Wenn sich ein Homöopath irrt, passiert meist nix und wenn, ist das Ganze immer rückgängig zu machen - ganz anders beim Kaninchen, wenn sich ein Kaninchen irrt, kann es im Extremfall sterben!
Es gibt jedoch auch etliche Pflanzen, die aufgrund ihrer Reize eingesetzt werden - dazu gehören für Meerschweinchen die aromatischen Sämereien beispielsweise. Die werden nicht in riesigen Mengen gefressen, im Gegenteil, oft wird nur von so einem winzigen Samen die Spitze abgebissen - und hier haben wir im Grunde genommen die natürliche Form der Homöopathie.

Es gibt nur einen Unterschied zwischen dem, was wir Menschen da machen und was andere Säugetiere machen - wir Menschen dokumentieren das Ergebnis und stellen es so zur Verfügung, daß andere Menschen selbst nach Jahrtausenden diese Ergebnisse nochmal nachlesen können - die meisten anderen Säuger dagegen geben dieses Wissen nur an ihre eigenen Kinder, wenn überhaupt, weiter. Sie dokumentieren nix.

Wenn du das einmal für dich akzeptieren kannst und die Homöopathie nicht mehr als das alleinige und einzig Wahre in der Welt, was Heilkunst angeht, akzeptierst, dann kannst du logischerweise auch die Überlieferungen in der TCM nutzen ... also schauen, wie wirkt Bambus auf gesunde Menschen, was an Zuständen hielten die ollen Chinesen, Japaner, Koreaner etc für besonders Ähnlich ... und auch dort gibt es sowohl Werke, die wie die Arzneimittellehren in der Homöopathie aufgebaut sind und Werke, welche den homöopathischen Repertoirien gleichen.
Wobei - es gibt gerade zwischen Homöopathie und TCM einen Riesenunterschied - die weitaus ältere TCM beispielsweise berücksichtigt eine Vielzahl an Gemütszuständen, die Veränderung des Geschmackes bestimmter Substanzen bei Krankheit (beispielsweise schmeckt Kaliumsalz eher salzig, oder eher süß, oder eher brennend?), Hautfarbe und Hautbeschaffenheit, Masse, Gesichtstyp, Gewicht und deren Veränderungen und so weiter und so fort, selbst der Ort, wo jemand lebt, wird genauso berücksichtigt, wie die Pflanzen, die an seinem Wohnort wachsen und es wird teilweise, ähnlich wie in den ayurvedischen Lehren, die Wohnungseinrichtung, Raumaufteilung und der Winkel zur Sonne, in welcher man schläft, mitberücksichtigt ... und diese ganzen Erkenntnisse über den Kranken werden zudem auch noch abgeglichen mit den Mineralien oder Pflanzen, wo sie zu welcher Zeit gesammelt werden müssen und wie sie zubereitet werden müssen.
Es ist also deutlich komplexer wie die Homöopathie ... selbst, wenn man nur die reizenden Teile der TCM nimmt, ist sie deutlich umfangreicher und komplexer, wie es die Homöopathie nach nicht mal drei Jahrhunderten überhaupt sein kann.

Vergleicht man nun die unterschiedlichsten auf Essen im weitesten Sinne basierenden Heilmethoden miteinander, also TCM, Homöopathie, Ayurvedische Lehren, mittelalterliche und arabische Säftelehre etc, wird man ganz erstaunt feststellen, sobald man die Erkenntnisse wie homöopathische Arzneimittelbilder sortiert, gibt es bei den Pflanzen, Mineralien und Giften, welche behandelt werden, kaum Unterschiede!
Nur die Genauigkeit ist halt absolut unterschiedlich - am Genauesten können nunmal nur die ganz alten Lehren sein ... je jünger die Heilkunst, desto weniger ist berücksichtigt, weil einfach noch gar nicht so viel zusammengetragen werden konnte.

Es geht sogar noch weiter ... hat man sich einmal den Aufwand gemacht und hat diese ganzen Heillehren miteinander verglichen, schaut sich die Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen an und geht nun an die evidenzbasierte Medizin ran, kann man sogar in der evidenzbasierten Medizin benutzten Heilmittel in echte Heilmittel und in Symptombekämpfungsmitteln einteilen!
Man bekommt sogar eine Erklärung, die dir sonst kein einziger Mediziner geben kann, weshalb eine evidenzbasierte Medizin dem einen Menschen hilft, beim nächsten nur die Symptome bekämpft und beim dritten sogar schadet!
Der Fehler der evidenzbasierten Medizin ist nämlich nicht, daß diese nur Symptome bekämpft, sondern vielmehr, daß sie zuwenig Symptome berücksichtigt und ausnahmslos alles an Einzelsymptomen, was von der Norm abweicht, als Krankheit deklariert (in England sind sogar schwangere Frauen krank, weil sie schwanger sind!)

Beispiel (vor kurzem erst einer Freundin mit ihrem Chinchilla passiert, aber ganz typisch dafür):
Ein Chinchilla hat eine verkrustete Nase.

In der evidenzbasierten Medizin wird nur die verkrustete Nase gesehen - ganz eindeutig, das Chin hat Schnupfen, es braucht AB. Weshalb das AB nicht hilft, was anderen verschnupften Chins durchaus hilft, kann der TA jedoch nicht erklären.
Die Nebenwirkungen vom AB sind horrende!

In der Homöopathie wird erstmal geschaut, welchen Charakter hat das Chinchilla, was frißt es, wann und wieviel trinkt es, welche besonderen Verhaltensmerkmale hat es usw usf - ein Homöopath kommt so sehr schnell drauf, daß das Chin nur deshalb eine verkrustete Nase hat, weil es vor dem Baden in Badesand regelmäßig trinkt und die Krusten an der Nase nix weiter sind, wie die klebengebliebenen Badesandkrümel ... er kann jedoch nicht erklären, weshalb dieses Chin eine verkrustete Nase hat, andere Chins, die auch vorm Baden trinken, jedoch nicht.
Der Homöopath wird nix tun, denn das Chin ist im homöopathischen Sinn ja gesund.
Ein Schaden kann nicht entstehen.

In der TCM wird zusätzlich zu dem, was alles ein Homöopath fragt, noch weitere Fragen haben: zu welcher Tageszeit ist das Chin munter, gibt es Tage im Monat, wo es munterer ist wie sonst, mit wievielen Tieren lebt das Chin zusammen, wen mag es oder auch nicht, woher kommt das Wasser und wie wirds in den Napf gefüllt, woher kommt der Badesand, in welcher Richtung schlafen die Chins, wie ist der Käfig eingerichtet etc ... und kommt so sehr schnell drauf, daß der Badesand nur deshalb nach dem Trinken an der Nase klebt, so daß die Nase verkrustet aussieht, weil feingemahlener Ghassoul als Badesand und nicht wie üblich, grobes Attapulgit genommen wurde ... er wird lächelnd das Chin zurückgeben mit der Empfehlung, einen gröberen, weniger staubigen Badesand zu benutzen ... auch hier kann kein Schaden entstehen.

Daß in der Homöopathie nur mit Reizen (oder, wie die Homöopathen sagen, Informationen) gearbeitet wird, hat einfach den Hintergrund, daß Hahnemann eine möglichst nichtschädliche Heilkunst entwickeln wollte - die TCM arbeitet teilweise mit höchstgefährlichen, teils tödlichen, Wirkstoffen in hohen Dosierungen, was durchaus, wenn sich der Heiler irrt, auch tödlich für den Patienten ausgehen kann. Dennoch ist die TCM, wenn alles beachtet wird, sehr sicher ... eben, weil sie so viel abfragt und weil es eine gewisse Reihenfolge der Heilmittel gibt, was die Gefährlichkeit angeht (zuerst die reizenden Heilmittel, dann nach Gefährlichkeit sortiert, es gibt in der TCM immer eine ganze Reihe passender Mittel, die zudem auch noch kombiniert werden können).
Die evidenzbasierte Medizin dagegen fragt einfach zuwenig ab, weil sie von der irrigen Annahme ausgeht, daß wenige Symptome zur Charakterisierung einer Krankheit ausreichen und die Kenntnis über wenige Wirkstoffe ausreichen, diese Krankheit zu heilen - nun, selbst bei sowas absolut harmlosen, wie einer durch Badesubstrat verkrusteten Nase beim Chin, kann dies schwere Krankheit oder sogar Tod des Chins nach sich ziehen, da der Heiler sich sehr, sehr oft irrt!
Symptombehandlungen sind nur deshalb so Gang und Gäbe in der konventionellen Medizin, weil wenige Symptome eben nicht die Krankheit korrekt eingrenzen können.

Es gibt eine moderne Form der Kräuterheilkunde, die Phytotherapie - sie reduziert jedoch die Kräuterheilkunde auf die "relevanten" Symptome und Wirkstoffe ... zur Erklärung der Wirkungsweise von Heilmitteln sicherlich sehr gut und brauchbar, aber zur Heilung von was auch immer ist das genauso gefährlich, wie die konventionelle Medizin - auch hier wird einfach viel zu wenig abgefragt! Sie ist deshalb genauso gefährlich, wie die konventionelle Medizin, da der Heiler nunmal bei so wenig Infos nur allzuschnell irrt.

Tiefseetaucher

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 22 am: 03. Januar 2015, 20:47 Uhr »
Wieder großartige Erläuterungen, Murx. Danke!!!
"Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag."

[Anton Pawlovic Cechov]

Vio

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 23 am: 03. Januar 2015, 20:54 Uhr »
Finde ich auch sehr interessant, dankeschön :-)

Ist jetzt ein bisschen OT...
Nochmal zum Verständnis, wieso genau futtert das Kaninchen bei den gleichen Beschwerden den Schierling in geringerer Dosis? Ich hätte erwartet, dass es "denkt": Äh, wie beim Schierling... na, den ess ich jetzt bestimmt nicht auch noch, geht mir dann ja noch schlechter...
Wie genau "verstehen" sie, dass der Schierling ihnen in diesem Fall helfen kann? Rational werden sie wohl nicht hinter das Prinzip "Gleiches mit Gleichem heilen", wie Hahnemann es sich so dachte, kommen...


Was macht denn dein Schweinchen heute, Smoky? Futtert es nun noch andere Dinge?
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Murx Pickwick

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 24 am: 03. Januar 2015, 22:21 Uhr »
Zitat
Wie genau "verstehen" sie, dass der Schierling ihnen in diesem Fall helfen kann? Rational werden sie wohl nicht hinter das Prinzip "Gleiches mit Gleichem heilen", wie Hahnemann es sich so dachte, kommen...
Eigentlich dürfte es gar nicht möglich sein, anhand eines Probebisses, also anhand einer homöopathischen Menge einer Pflanze, herauszufinden, wie sie im Krankheitsfall wirkt ... dennoch ist es eines der Grundprinzipien der Futterselektion, denn im Krankheitsfall ist vieles, was bei einem Gesunden giftig wirkt, hilfreich und heilsam.

Was tatsächlich abläuft, ist also eine möglichst genaue Analyse der Wirkstoffe innerhalb dieser winzigen Pflanzenmenge innerhalb des Probebisses. Diese können detektiert werden aufgrund der Wechselwirkung von körpereigenen Substanzen und der winzigen Mengen innerhalb der Pflanze, verschiedenen Rezeptoren an der Darmwand etc.
Wenn sich jedoch ein Säugetier dieses bewußtmachen könnte, wäre das Hirn aufgrund der anfallenden Datenmenge innerhalb kürzester Zeit überflutet! Immerhin sind das in einer einzigen Pflanze schon einige Tausend unterschiedliche Moleküle, die geprüft werden müssen.
Es wird also gar nicht das Analyseergebnis weitergegeben, sondern es werden nur die vermuteten Krankheitssymptome, die zu den Krankheiten gehören, die mit den Wirkstoffen geheilt werden können an die bewußte Auswertung der Geschmacksauswertung weitergegeben. Was also der Homöopath bei der Medikamentenprüfung an sich selbst an Symptomen beobachten kann, ist nicht die tatsächliche Giftwirkung, sondern vielmehr schon die fertige Auswertung, auf welche Krankheiten das getestete Medikament passen könnte - und nur deshalb paßt das auch so gut mit dem Ähnlichen mit Ähnlichem heilen.
Würden Homöopathen so viel von dem zu prüfenden Medikament nehmen, daß eine tatsächliche Giftwirkung einsetzt, würde das System nicht mehr funktionieren ... die tatsächliche Giftwirkung ist nämlich nur selten ähnlich dem, was es heilt.

Beispiel:
Wer als Mensch einen Probebiß vom roten Fingerhut kaut (oder die Urtinktur draus zu sich nimmt, was deutlich weniger Risiko beinhaltet, sich damit zu vergiften), bekommt Herzrasen, leichtes Kopfdrücken bis hin zu Kopfschmerz, man fühlt sich schwach, durch das Herzrasen entsteht zusätzlich Kurzatmigkeit. Dementsprechend wird Digitalis bei Herzgeschichten und Migräne eingesetzt - aber nur dann, wenn auch Kurzatmigkeit und Schwäche mit im Spiel ist!
Die Giftwirkung ist gänzlich anders ... das erste Vergiftungsanzeichen ist Erbrechen und keinesfalls was mit dem Herzen! Danach kommt dann schon die Verlangsamung des Herzens und Lähmungen bis Tod. Es gibt keine Kopfschmerzen und kein Schwächegefühl ... dafür aber klares Taubheitsgefühl in Mund, an den Händen etc

Es gibt dennoch bisweilen Fehler in dieser Auswertung - je weniger Erfahrung man damit hat, desto häufiger passieren Fehler. Heißt also, wer als Fastfoodjunkie so eine Medikamentenprüfung macht, wird alles bei sich feststellen - nur nicht das, wogegen das Medikament helfen könnte. Genauso ist es auch bei Pellet-Meerschweinchen, auch die werden bei den ersten erlaubten Probebissen von unbekannten Pflanzen erstmal alles herausbekommen - nur eines nicht, wie diese Pflanze wirklich wirkt.
Für solche Fälle gibt es so eine Art "Rettungsprogramm", Unbekanntes, was nicht zugeordnet werden kann, weil einfach die Erfahrung mit dem Probebiß fehlt, schmeckt einfach nur unangenehm, meist bitter ... sowohl Fastfood-Menschen, als auch Pellet-Meerschweinchen, werden erstmal beim Schmecken von Wildpflanzen die Schnauzen verziehen, das bittere Zeugs ausspucken und sich weigern, davon auch nur nen winzigen zweiten Probebiß zu nehmen. Das kommt dann erst, wenn die ersten leckeren Pflanzen (also leicht erkennbaren Futterpflanzen ohne viel Wirkstoff drin) gefuttert werden und es dem Fastfood-Junkie daraufhin deutlich besser geht wie vorher.

Der Mensch als Allesfresser hat es dennoch deutlich schwerer, vom Fastfood wegzukommen - denn als Allesfresser ist ihm nicht genau angeboren, wie gutes Futter auszusehen hat (und er hat ja gelernt, das Fastfood gutes Futter ist). Das ist, damit eben der Allesfresser sich ein möglichst breites Spektrum an Futter erschließen kann - die Meerschweinchen haben es da deutlich einfacher, die wissen wenigstens, wie Gras, ihre Hauptnahrung, zu schmecken hat und müssen nicht erst lernen, daß da Silikate und Oxalsäure reingehört und wie das schmeckt.
Noch schwerer wie Allesfresser haben es die Fleischfresser ... die wissen zwar, wie Fleisch auf gar keinen Fall schmecken darf, aber sie wissen nicht, wie gutes Fleisch schmecken muß - und lernen deshalb sehr schnell, daß die Mansche aus der Dose das gute Fleisch ist, weil sie das ja auch als Kitten oder Welpe gefuttert haben. Selbst harte Getreidefutterbrocken mit Umamigeschmack werden dann gesundem, frischen Fleisch vorgezogen - denn das gabs ja schon als Kitten. Kätzische Fertigfutterjunkies von ihrem Junkfood wegzubringen ist deshalb oftmals fast unmöglich ...

Tiefseetaucher

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« Antwort 25 am: 03. Januar 2015, 23:12 Uhr »
Haben wir denn schon einen Thread für die Selektionsfähigkeit bzw das Erkennen guter und schlechter Nahrung? Ich denke, da gäbe es noch einiges zu sagen. *geht mal suchen*
"Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu schaffen macht, ist der Alltag."

[Anton Pawlovic Cechov]

Smoky

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Antwort: Hilfe, was könnte ähnlich schmecken?
« Antwort 26 am: 04. Januar 2015, 11:14 Uhr »
Finde ich auch sehr interessant, dankeschön :-)

Was macht denn dein Schweinchen heute, Smoky? Futtert es nun noch andere Dinge?

Diese Denkweisen finde ich auch interessant...
Richtig angewendete Akupunktur beruht auf dem gleichen Prinzip wie die Auswahl des zu verabreichenden Mittels in der Homöopathie, es werden dann nur eben bestimmte Punkte ausgewählt und dann punktiert, die man erst einmal, besonders bei so kleinen Leuten, treffen muß...daher wählte ich die einfachere Methode ;)

Was du z.T. bei der Homöopathie ansprichst...da kann ich nicht bei allem so zustimmen...ich muß mich da aber erst durcharbeiten und mit dem Zitieren klappt das nicht so bei mir  :peinlich:


Das Schweinchen knabbert mittlerweile auch mal an anderen Dingen, und zum Glück habe ich den Bambus, der geht gut  :bravo:
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

Murx Pickwick

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« Antwort 27 am: 04. Januar 2015, 13:13 Uhr »
Akkupunktur und Homöopathie sind alleine von der Denkungsweise sehr unterschiedlich ... mit Akkupunktur hat man auch mit einem mechanistischem Weltbild erstaunliche Erfolge, wenn du Menschen mit Akkupunkturnadeln sedieren willst, sind die Akkupunkturpunkte für jeden Menschen gleich - es funktioniert einfach.
Wenn man bei der Homöopathie bei der Anamnese schludert, hat man im besten Falle kein Ergebnis, im schlimmsten Falle gehts dem Patienten deutlich schlechter wie vorher ... und es gibt in der gesamten Homöopathie nicht eine einzige Behandlung, die bei jedem Menschen gleich wirkt! Das ist sehr individuell, was da abläuft!
Meine Mutter hatte Beides im Bereich Gynäkologie über fast zwei Jahrzehnte praktiziert - auch sie sagt, Akkupunktur und Homöopathie sind nicht miteinander vergleichbar. Ihr fiel die Homöopathie deutlich schwerer, einfach weil sie ganz normal Hebamme lernte und damit eben mit einem mechanistischen Weltbild aufwuchs.

Irgendwie sind wir jetzt wirklich extrem OT ... vielleicht sollten wir einfach nen neuen Thread aufmachen.
Schließlich kann es mir nur guttun, mich deinen Ansichten zu stellen, was Homöopathie angeht :D
Ich meine, ich bin ja auch nicht Gott, der alles weiß ... ich lerne ja auch nur dazu. Nur hat das alles langsam nix mehr mit dem ursprünglichen Thema zu tun.

Smoky

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« Antwort 28 am: 04. Januar 2015, 21:07 Uhr »
Akkupunktur und Homöopathie sind alleine von der Denkungsweise sehr unterschiedlich ... mit Akkupunktur hat man auch mit einem mechanistischem Weltbild erstaunliche Erfolge, wenn du Menschen mit Akkupunkturnadeln sedieren willst, sind die Akkupunkturpunkte für jeden Menschen gleich - es funktioniert einfach.

Da muß ich widersprechen...wenn man "ächte" Homöopathie und die echte TCM-Akupunktur vergleicht, geht man gleich vor: Symptomsammlung ganzheitlich mit Körpersymptomen, Gemüt/Vorlieben/Abneigung etc, dann danach Auswahl Mittel oder Punkte, die zu stechen sind.
So wurde mir das zumindest in der THP-Schule erklärt ;)

Die Punkte muß man aber erst wirklich treffen, da liegt eine für mich erhebliche Fehlerquelle, grade was Kleintiere betrifft.

Du spricht noch von Sedieren - das kann ond will ich mit H. nicht, ich will immer nur Lebenskraft freisetzen ;)

H.wirkt bei jedem, der nicht schon zu sehr blockiert ist durch unterdrückende Vorbehandlung.

Die Frage ist, wie deine Mutter die hom.Mittel anwendet...wird dabei alles so berücksichtigt, wie ich es schon mal erklärt und geschrieben habe? Einamlgaben von ausschließlich C30 und LM30 nach Charakterverschreibung?
Sind Begriffe wie logische Arzneimittelfolge und Freisetzung von Lebensenergie und damit Symptomen die Haupt-Kriterien der Behandlung?

Tut mir leid, wenn ich das stark anzweifeln muß, dass das dem von mir Geschilderten entspricht...ich weiß, wie üblicherweise meist die Mittelgabe und Potenzwahl erfolgt, und dann passiert evtl nix oder eben Verschlechterung des Zustandes oder andere für manch anderen nicht erklärbare Zustände - für mich aber schon.

Ok, OT und wäre wirklich mal eine - persönliche - Diskussion wert!

Im Großen und Ganzen bist du - wie auch die meisten hier im Forum und viele andere auch - auf dem Stand, auf dem ich vor ca 5 Jahren war, nachdem ich mich ca 13 Jahre mit Homöopathie beschäftigt habe ;)
Dann habe ich lange dazugelernt und beobachtet und weiß, warum es so wie früher angewandt nicht wirklich zu Besserung der Lebensqualität führen konnte, bzw. die Lebenskraft eher blockiert als freigesetzt wurde.

Ich schreib nochmal was dazu bei der "ächten" Homöopathie...hier ist das zu viel :braue:
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

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« Antwort 29 am: 04. Januar 2015, 23:52 Uhr »
Ich weiß nicht, ob ich es erwähnt hab ... aber meine Mutter war Hebamme!
Spätestens dann, wenn die Frau aus Sicherheitsgründen zur Geburt ins Krankenhaus mußte, unterstand meine Mutter der Ärzteschaft - kannst du dir vorstellen, was das heißt im Falle, wenn der Arzt sagt, da muß betäubt werden?
Da ist immer noch besser, Nadeln zu setzen - oder könntest du mal eben schnell ner schreienden Schwangeren mit über 35 Jahren ihren Gemütszustand bestimmen und nach den Regeln von Hahnemann mal schnell das richtige Mittel der Frau einwerfen, damit der zu große Kopf durch das inzwischen mit dem Alter zu unflexible Becken paßt, so daß die Frau nicht mehr Höllenschmerzen erleidet?
Wieviel weißt du von den Arbeitsbedingungen, denen freiberuflich tätige Hebammen ausgesetzt sind?

Ansonsten ... meine Mutter ist inzwischen seit Jahren zu alt, weiter als Hebamme zu arbeiten ... sie hat noch zu einer Zeit Akkupunktur und Homöopathie gelernt, wo es lange nicht so viele Richtungen gab und das Thema Komplexmittel in der Homöopathie ein ganz, ganz böser, verabscheuungswürdiger Gedankengang war. Gelernt hat sie nach Hahnemanns Abschriften und ersten deutschen Bücher über die Originalschriften des Hahnemann! Gegeben wurde, als sie anfing Homöopathie zu lernen, fast ausschließlich C30 (übrigens genau so, wie es Hahnemann tat! Allerdings gabs da das erste Mal auch so eine Art Familienpack mit einer Anzahl "harmloser" Homöopathika, darunter ein paar Q-Potenzen) - einmal! Und auch erst nach genauer Anamnese, wo alles mögliche abgefragt wurde, einschließlich des Gemütszustandes des Patienten ... das war damals noch normal, die Hochpotenzen, Heelomatik und was es sonst noch so alles für Wirrungen in der Homöopathie heutzutage gibt, gab es noch nicht, das hat sich erst über einige Heilpraktikerschulen verbreitet! Und das, worum es ihr in der Homöopathie ging (nicht in der Akkupunktur übrigens, die hat sie eher dann eingesetzt, wenn es schnell gehen mußte), war eben, daß die Frauen wieder Lebensmut faßten, nicht in den typischen Depressionen, die Gebärende durchmachen, hängenbleiben, die Gebärmutter weich wurde, die Frauen nicht so verkrampften, die Kinder sich leichter drehten etc - also ich würd da schon sagen, daß es ihr genau wie dir um die Freisetzung der Lebensenergien ging - oder meinst du nicht?

Ich muß dir ganz ehrlich sagen, ich empfinde es als Unterstellung, wie du dich in diesem Punkt ausgedrückt hast ... du kennst mich nicht, du weißt nicht, welche Erfahrungen ich gemacht hab, du kennst meine Mutter nicht - und auch nicht ihre Erfahrungen!
Vielleicht kennst du dich in Gynäkologie aus und weißt, unter welchem Druck freiberufliche Hebammen stehen und welchen Schwierigkeiten sie ausgesetzt sind - wenn du es weißt jedoch, ignorierst du das komplett und blendest es aus - so kommt das rüber, was du schreibst.
Ansonsten würdest du bestimmt akzeptieren, daß es durchaus in manchen Fällen unpraktikabel ist, bei Geburten ohne Sedation zu arbeiten - spätestens, wenn etwas gründlich schief läuft, aus welchen Gründen auch immer, und eine Not-OP gemacht werden muß, ist sogar ne tiefe Narkose nötig (die dann natürlich vom Chirurgen geleitet wurde, eine Hebamme hat damit dann nix mehr zu tun!) ... zumindest bezweifel ich, daß man mit Homöopathie plötzliche Blutungen stillen kann oder nen zu enges Becken genügend erweitern kann, so daß das Kind doch noch durchpaßt oder daß man mal schnell ne Nabelschnurumschlingung mit Homöopathie lösen kann ... oder nen hysterischen Arzt in die Schranken verweisen kann, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen ...

Aber ich weiß, daß meine Mutter eben schon zu einer Zeit Homöopathie lernte, wo die meisten Heilpraktikerschulen noch nicht mal existent waren und sie deshalb aus den Originalschriften des Hahnemann (bzw genauer gesagt den Abschriften) und den ersten aufkommenden Deutschübersetzungen und deutschen Interpretationen, was Akkupunktur angeht, lernen mußte, es gab ja noch nicht mal ne Berufsordnung für Heilpraktiker ... da war noch vieles anders, wie heute, es gab keine Heelomatik, keine Hochpotenzen, keine verkappte Phytotherapie mit kleinen weißen Kügelchen und was es sonst noch so alles inzwischen gibt!