Autor Thema: Mehltau  (Gelesen 9728 mal)

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Meeriemama

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Mehltau
« am: 20. Oktober 2018, 17:54 Uhr »
Ich wusste nicht so recht, wo die Frage am besten hinpasst  :frage:
Also... ich versuche ja immer noch, möglichst viel Wiese und Wegrand zu finden; leider ist der Löwenzahn zu großen Teilen stark von Mehltau befallen. Natürlich versuche ich, diese Blätter möglichst nicht mitzupflücken, aber wie gefährlich bzw ungesund ist es für die Schweinchen, wenn doch das eine oder andere im Sammelgut landet? Würden sie diese Blätter überhaupt fressen und wenn wenn ja, was könnte schlimmstenfalls passieren?
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Vio

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Antwort: Mehltau
« Antwort 1 am: 20. Oktober 2018, 20:57 Uhr »
Hallo Meeriemama :-)
Mehltau ist ja ein Pilz, der die Pflanzen befällt und ich glaube, er kann sich von Pflanze zu Pflanze etwas unterscheiden.
Es kommt sicher auf Art und gefutterte Menge an, ob er schadet, ich denke aber, die Tiere werden die Blätter im Zweifel nicht mehr anrühren. Schließlich verändert der Pilz auch die Inhaltsstoffe der Blätter.
Ich halte es so, dass ich mit Mehltau befallene Pflanzen zwar nicht mehr gezielt sammle, aber wenn mal ein Blatt mit Mehltau dabei ist, finde ich es jetzt auch nicht tragisch. Nicht immer, kann man ja alles im Kleinsten aussortieren.

Vielleicht kann dir wer anderes noch mehr dazu sagen :-)

Eine Freundin hatte nun meinen Tipp verfolgt, eine Ebay Kleinanzeige zu schalten, dass sie Schilf und Bambus sucht und hatte viel Erfolg. Vielleicht wäre das auch was für dich? :-) Toll, dass du weiterhin tapfer sammelst, das war ja für uns Sammler nun kein wirklich einfaches Jahr... Und für die Natur natürlich erst recht nicht  :traurig:
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Meeriemama

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Antwort: Mehltau
« Antwort 2 am: 20. Oktober 2018, 21:52 Uhr »
 :dank: für deine Antwort, das beruhigt mich schon mal ziemlich. Man kann es ja wirklich nicht zu hundert Prozent verhindern, dass doch mal ein befallenes Blättchen im Futter landet. Aber ich hoffe, meine Schweine sind clever genug, das liegen zu lassen. Ich stelle eigentlich schon fest, dass sie wählerisch sind, obwohl es ja nun nicht grade im Überfluss Wiese gibt. Zum Glück sind die Gemüsepreise ja wieder humaner geworden, sodass sie trotzdem keinen Hunger leiden müssen  :karottte: ;-)
Über die Kleinanzeigen nach einer Quelle für Bambus zu suchen, probiere ich auch mal aus, das ist eine gute Idee. Grade erst hat in einem Hundeforum eine Userin ihr Leid geklagt, dass sie nicht Herr wird über die Bambusplage in ihrem Garten. Ich würde ihr so gerne helfen, aber sie lebt in Bremen...
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Murx Pickwick

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Antwort: Mehltau
« Antwort 3 am: 21. Oktober 2018, 00:20 Uhr »
Mehltau ist nicht giftig ... aber er futtert die guten Nährstoffe der Pflanzen weg.
Deshalb können Meerschweinchen mehltaubefallene Pflanzen futtern - aber vom Nährwert her reicht es genauso wenig, wie Heu, dazu kommt einfach der Mehltaugeschmack, den scheinen Meerschweinchen als unangenehm zu empfinden.
Kurzum, wenn Meerschweinchen die Möglichkeit haben, werden sie auf besser schmeckende und nährstoffreichere Pflanzen ausweichen und die bemehltauten Pflanzen liegenlassen. Im Gegensatz zu Kaninchen können allerdings Meerschweinchen zur Not auch von bemehltauten Pflanzen leben - die vom Mehltau angelöste Cellulose kann im Blinddarm von den Celluloseabbauern zu Zucker und Fettsäuren abgebaut werden.
Kaninchen dagegen können bemehltaute Pflanzen schon gar nicht mehr nutzen, sie müssen auf nährstoffreichere Pflanzen und ihrem Blinddarmkot ausweichen, sie haben gar keine andere Chance. Dafür können diese in Mehltaujahren immerhin auch auf Aas ausweichen, zumindest eine gewisse Zeit lang - das ist sehr ungewöhnlich für einen reinen Pflanzenfresser, wie es Kaninchen nunmal sind.
Meerschweinchen würden von Aas erkranken - ist für sie viel zu leicht verdaulich, das gibt nur Faulgase im Darm, die schnell tödlich enden können.
(Daß Kaninchen auf Aas ausweichen, ist wirklich nur in absoluten Notsituationen und im Ausnahmefall wegen Eiweißmangel zu beobachten - und solcherart Notsituationen sollte man in der Tierhaltung gar nicht erst entstehen lassen ... nicht daß nachher noch wer, der hier mitliest, auf die blödsinnige Idee kommt, seine Kaninchen im Winter statt mit blättrigem Gemüse mit Fleischabfällen durchfüttern zu wollen ... )

Meerschweinchen werden also nicht gleich krank, wenn sie eine gewisse Zeitlang bemehltaute Wiese bekommen - aber es ist für sie deutlich gesünder, wenn sie blättriges Gemüse und andere Pflanzen ohne Mehltau zum Ausweichen bekommen - sie werden es dankbar nutzen. Selbst Wiesenheu wird von Meerschweinchen oft lieber gefressen, wie bemehltaute Wiese.



Meeriemama

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Antwort: Mehltau
« Antwort 4 am: 21. Oktober 2018, 09:38 Uhr »
 :danke: Murx! Dein Fachwissen ist immer wieder überwältigend und hat mir  und damit den Meerschweinchen schon  soviel gebracht.
Meine Schweine lassen tatsächlich einiges an Löwenzahn liegen, obwohl er für mich okay aussieht. Vielleicht ist es im Verhältnis einfach zuviel, weil er im Vergleich zum Gras z.Zt noch einigermaßen gut und reichlich wächst.
Sie werden den Grund schon wissen...
Jedenfalls bin ich nun beruhigt, dass es nicht tragisch ist, wenn ich etwas Mehltau erwische beim Pflücken.
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Malu

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Antwort: Mehltau
« Antwort 5 am: 27. Oktober 2018, 22:46 Uhr »
 :winke:

Es wird allerdings unterschieden zwischen dem echten und unechten Mehltau .

Der echte Mehltau sitzt auf der Blatt Oberseite welcher nicht in das Blattgewebe eindringt und der Pflanze die Nährstoffen so arg entzieht wie im Gegensatz zu dem Unechten Mehltau ,der auf der Blattunterseite sitzt und tief im Blattgewebe eindringt und der Pflanze die Nährstoffe entzieht.

Bei dem echten Mehltau lässt dieser sich ganz leicht auf der Blattoberseite abwischen und somit genießbarer zum verfüttern. Was wiederum bei dem unechten Mehltau nicht geht.
Verbale Inkontinenz ,ich sage was ich denke!

Murx Pickwick

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Antwort: Mehltau
« Antwort 6 am: 28. Oktober 2018, 18:19 Uhr »
Damit spricht du etwas an, was mir gar nicht so bewußt war ... zumal für mich Mehltau bislang Mehltau war - kurzum, alles, was weiß auf und unter Pflanzen rumpudert und nicht wegrennt.

Was vielleicht auch noch interessant ist in dem Zusammenhang, der echte Mehltau ist ein Pilz, der falsche Mehltau ist eher mit Algen verwandt, wie mit Pilzen und gehört in die Gruppe der Eipilze, die auch Scheinpilze genannt werden.

Vermutlich hat das auch Auswirkungen auf die Verdauung der Meerschweinchen. Aber da müßte ich mich erstmal einlesen und Theorien aufstellen. Fragt sich nur, wer die dann überprüfen will ... glaub nicht, daß es dazu Untersuchungen gibt.

Malu

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Antwort: Mehltau
« Antwort 7 am: 28. Oktober 2018, 19:57 Uhr »
 :winke:

ich finde das Thema super interessant, zumal der echte Mehltau ein schön Wetter Pilz ist ,er braucht ein warmes und trockenes Klima. Hingegen der falsche Mehltau ein typisches Pilzklima braucht , feucht nasses Klima.

Auf die Theorie im Ansatz auf die Verdauung der Meerschweinchen wäre ich gespannt.  LG

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Meeriemama

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Antwort: Mehltau
« Antwort 8 am: 28. Oktober 2018, 22:07 Uhr »
Dann handelt es sich bei uns um den echten Mehltau, wir hatten hier ja monatelang extreme Dürre. Mittlerweile findet sich kaum noch Löwenzahn, der nicht befallen ist. Die Schweinerei boykottiert ihn auch zusehends. Aber das Gras, was ich im Schweiße meines Angesichts zusammensuche, fressen sie, als wenn es kein Morgen gäbe. Das scheint also von der Qualität noch ganz ordentlich zu sein.
Wird Gras eigentlich auch von Mehltau befallen? Habe ich noch nie gesehen, muss ich sagen...
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Vio

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Antwort: Mehltau
« Antwort 9 am: 28. Oktober 2018, 23:32 Uhr »
Echter und falscher Mehltau war mir auch noch neu, danke :-)
Bei uns auf verschiedenen Kräutern (Löwenzahn, Blutampfer, Mangold etc. ) wird es wohl auch der Echte gewesen sein, bei diesem schönen Wetter! Hab mich noch gewundert, weil ich Mehltau (dann wohl den Falschen :D ) eigentlich bei feuchtem, kühlen Wetter kenne...
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Malu

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Antwort: Mehltau
« Antwort 10 am: 04. November 2018, 10:39 Uhr »
Das Thema Schädlinge, muss eine Floristin rauf und runter beten können in der Ausbildung, zumal es einer meiner lieblings Thematiken ist. Das ist ein Gebiet in dem ich mich gut auskenne .  ;)
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Murx Pickwick

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Antwort: Mehltau
« Antwort 11 am: 04. November 2018, 19:26 Uhr »
Für mich sind das Unworte: Schädlinge, Unkräuter, Ungräser ...
Es ist wie mit unseren Meerschweinchen, wenn es ihnen nicht gut geht, werden sie krank. Krankheiten sind also immer Anzeiger, daß irgendetwas nicht mehr stimmt.

Es ist schon auffällig, dieses Jahr war besonders trocken - oft waren es Gärten oder sogar Felder, die nach den Regeln regenerativer Lanwirtschaft, nach Permakultur oder geziehltem Einsatz von Nutz- und Heimtieren bewirtschaftet wurden, wo man keinen einen einzigen Flecken von Mehltau fand - schon wenige Meter weiter, weiter dagegen, wo nicht mehr so bewirtschaftet wurde, waren viele Kräuter weiß bestäubt.

Also wenn man von Un- reden kann im Zusammenhang mit Mehltau und Co, dann ist es die Unbewirtschaftung, die erst zu geschwächten Pflanzen führt.

Insofern ist auch die vegane Bewegung eine einzige Katastrophe - denn die gesündesten Lebensgemeinschaften finden sich nur dort, wo auch bestimmte Weidetiere in großen Massen, aber eben nicht zuviel, das Land beweiden - und das auch nur für bestimmte Zeiten.
Es gehört nunmal zur natürlichen Ordnung, die über Milliarden von Jahren entstanden ist, dazu, daß bestimmte Weidegänger die Pflanzen abweiden, dann abwandern oder gefressen werden, damit sich die betroffenen Pflanzen erholen können.
Man kann es noch an etwas anderem Beobachten, selbst Tierbestände, wie beispielsweise Kaninchen, die nicht durch Beutegreifer immer wieder stark dezimiert werden, wird krank ... für Kaninchen typisch sind da beispielsweise Kokzidiose und Myxomatose, die dafür sorgen, daß die Kaninchen wieder eine gesunde Populationsdichte erreichen.

Es gibt nur sehr, sehr wenige Tierarten, die aus diesem Fressen und Gefressen werden ausgenommen sind ... ein Beispiel dafür ist der Wolf, er hat diverse Regeln entwickelt, um seine optimale, gesunde Populationsdichte zu erreichen und zu halten. Ihn braucht tatsächlich niemand zu fressen ... er regelt das von allein.

Vio

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Antwort: Mehltau
« Antwort 12 am: 04. November 2018, 20:10 Uhr »
Mh - da verstehe ich nicht, wie du das meinst?
Ich sehe das Problem bei den Weidetieren eher bei den Fleischessern und der so oft gern für billiges Fleisch in Kauf genommenen Mast im Stall, aber bestimmt nicht in der veganen Bewegung - da freuen sich doch eher alle, wenn die Tiere ihr Leben auf der Wiese genießen können und setzen sich dafür ein  :frag:
Die Höfe, wo Tiere auf die Wiese dürfen, sind oft gerade auch die Lebenshöfe von Veganern.
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Piggilotta

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Antwort: Mehltau
« Antwort 13 am: 05. November 2018, 10:47 Uhr »
Ist zwar völlig o.t., aber halt wirklich interessant:
unsere Umwelt kippt vor allem durch die Ausbreitung der Wüsten. Und dass sich Wüsten vermehren, hat halt hauptsächlich damit zu tun, dass die Steppen (die sich dann in Wüsten verwandeln) nicht mehr ordentlich beweidet werden. Stichwort "Humusaufbau". Was mich völig erschüttert hat, war die Feststellung, dass "nicht mehr richtig gestorben wird" (Drama hoch drei, aber ich finde die Formulierung passend...) - das Gras verdorrt nicht einfach, es "verbrennt" in der Sonne, bzw. wird brandgerodet; während die großen Herden von früher, auch durch den Druck durch Raubtiere, das Gras nicht nur gefressen, sondern auch niedergetrampelt haben. Und dabei entsteht in ganz anderm Maße Humus als dadurch, das Gras bis zur Wurzel abzuknabbern.
Auch hierzulande würde es Erosion stoppen können, Methan wird auf Wiesen (durch den Tau) anders umgebaut als in Ställen undundund.
In ganz ausführlich steht es hier: Ganzheitliche Weidewirtschaft Es geht ja nicht drum, dass Veganer wieder Fleisch essen sollen. Aber das "glückliche Kühe" die Welt retten könnten, hat doch was.

Murx Pickwick

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Antwort: Mehltau
« Antwort 14 am: 05. November 2018, 13:24 Uhr »
Wobei es nicht die Beutegreifer sein können, welche die großen Wanderungen auslösen ... ich bin mir ziemlich sicher, es ist der Regen und der Boden selbst, der das steuert. Ein weiterer Steuermechanismus sind mit Sicherheit diverse blutsaugende Krabbelviecher, Belastung des Bodens mit Parasiten etc.

Was für mich die Sache mit den Beutegreifern so unwahrscheinlich macht, ist die Tatsache, daß fast alle Beutegreifer Territorien bilden, die sie ihr Leben lang nicht mehr verlassen - heißt also, um den Beutegreifern auszuweichen, müßten die wandernden Herden sich überall dort aufhalten, wo die Territorien unterbesetzt oder gar nicht besetzt sind. Genau das passiert jedoch nicht - im Gegenteil, die großen wandernden Herden nehmen keine Rücksicht darauf, wie stark besetzt ein Territorium ist und wie hoch dadurch der Feinddruck auf die Herden sind ... bestes Beispiel sind momentan die Tschirus in Tibet.
Die Tschirus benutzen nur einen kleinen Teil ihres Lebensraumes zum Abkalben ... nur in den beiden Provinzen Xinjiang und Quingha kalben sie - und dort sind sie nur zu finden, wenn sie ihre Jungen bekommen, ansonsten wandern sie ziemlich weiträumig in Tibet durch die Gegend.
Nun ist es so, daß seit einigen Jahrzehnten sich dort hochgerüstete Jäger zur Abkalbezeit breitmachen und die Tschirus aufgrund ihres feinen Haares, das sie am Leibe tragen, in Massen zur Abkalbezeit abballern. Dabei benutzen sie Motorräder und Schnellfeuergewehre ... dennoch wandern die Tschirus immer nur zu ihren Abkalbeplätzen zum Abkalben - sie weichen nicht auf andere Gebiete aus - und es ist immer zur gleichen Zeit, immer im Juni und Juli.
Würden sie vor Beutegreifern fliehen, würden sie dort nicht mehr ihre Jungen zur Welt bringen - die Überlebenschance dort ist extrem gering geworden, es ist also etwas gänzlich anderes, was sie in diese Gebiete ziehen läßt.

Diese Region hat für die Tschirus den Vorteil, daß es sich um Hochländer handelt, die recht wenig Steigungen aufweisen. Dazu kommt, es gibt dort kaum Gewässer - heißt also, wenn der warme Sommer kommt, bleiben die Mücken aus.
Nicht nur das, mit dem Sommer kommt auch der Regen - das Gras sprießt, junge, frische, eiweißreiche Gräser sind nun in Hülle und Fülle vorhanden und wachsen schneller nach, wie die Tschirus sie abfressen können. Was an Gras älter wird, wird von den Tschirus regelrecht in den Boden gestampft - einfach aufgrund der Masse dieser Antilopen. So wächst das Gras ständig frisch und eiweißreich nach - das geht genau solange gut, bis die Reserven der Gräser und des Bodens aufgebraucht sind.
Erst, wenn die Jungen alt genug sind und mit den Eltern mithalten können, können die Gräser aufatmen, denn die Riesenherden der Tschirus wandern weiter und lassen das Land für das nächste Jahr in Ruh ... die Gräser können nun sich erholen, Kraft für die nächste Antilopenmassenansammlung sammeln und ausreifen und sich vermehren. Dieses System ist wie ein Organismus perfekt aufeinander abgestimmt, so gut, daß die Tschirus tatsächlich nach 6 Wochen bis 8 Wochen weiterwandern - also genau die Zeit, wo die Gräser aufgrund des extremen Verbisses und Vertrittes so massiv ihre Nährstoffvorräte und die des Bodens aufbrauchen - kaum ist alles aufgebraucht, ziehen die Tschirus pünktlich weg.

Durch den immensen Jagddruck, der seit einigen Jahrzehnten durch die motorisierten (und illegalen!) Jäger existiert, klappt das nicht mehr, die Tschirubestände brechen nun nach und nach zusammen - und die einstmals äußerst fruchtbare Steppe dort im Abkalbegebiet versteppt. Es wird weniger Wasser verdunstet - dadurch ändert sich das Kleinklima, Regen im Sommer wird weniger und seltener ... momentan wird diese ehemals äußerst fruchtbare Steppe zur Wüste, weil zuwenig Tschirus dort im Sommer weiden und zuwenig Tschirus die Gräser platt-trampeln.
Es wird momentan viel dafür getan, daß die illegale Jagd auf Tschirus ein Ende nimmt, man versucht beispielsweise den Markt für das Fell der Tschirus lahmzulegen, indem man die auf Tschiruwolle spezialisierten Spinner und Weber umschult, Schaf- und Ziegenwolle zu spinnen.

Nochmals, würden die Tschirus vor den Beutegreifern fliehen, würden sie sich zum Abkalben nicht mehr auf die traditionellen Abkalbeplätze trauen, sondern im Gegenteil sich im Hochland Tibets verteilen. Dadurch wäre es selbst mit Motorrädern und Schnellfeuerwaffen nicht mehr möglich, so viele Tschirus zu töten ... aber das tun sie nicht ...

Fakt ist allerdings - die großen, wandernden Herden beweiden immer nur für relativ kurze Zeit (4 - 8 Wochen) die Steppe und ziehen dann weiter. Sie bilden immens große und dichte Herden, noch heute zieht die größte Massenansammlung von schweren Tieren durch Afrikas Serengeti - immer hinter dem Regen her, angeführt von den großen Gnuherden, danach kommen die Zebras und die Büffel.

Ich habe mir bislang etliche Gnadenhöfe angesehen, darunter auch einige von Veganern - immer bot sich mir das gleiche Bild: Sobald wandernde Tierarten gehalten wurden, blieben diese zulange auf den viel zu kleinen Weiden. Die Fruchtbarkeit geht runter, der Boden wird verdichtet, das Vieh hungert oder wird falsch ernährt und sieht entsprechend krank aus. Auch der Boden ist krank. Oft wird die maximale Weidekapazität (Eine Großvieheinheit
Anders die veganen Höfe und Gnadenhöfe, die sich um reviertreue, kleine Arten kümmerten, wie Kaninchen, Hühner, Gänse etc ... die Weiden sind gesünder, wie die benachbarten Weiden der konventionell wirtschaftenden Landwirte, aber schaut man dort genau hin, finden sich auch hier viel Mehltau und Co in schlechten Jahren, was ein deutliches Zeichen für kranken Boden und kranke Weide ist. Eine gesunde Weide und eine gesunde Wiese dulden Mehltau nicht ... Mehltau ist auf gesunden Weiden, Wiesen und Steppen äußerst selten zu finden und immer nur an einzelnen Pflanzen, niemals flächendeckend.
Auch andere Parameter, wie Regenwurmdichte, Wurzeltiefe etc sprechen hier eine eindeutige Sprache ... gesünder wie beim konventionellen Landwirt, aber nicht wirklich gesund.

Die gesündesten Weiden finden sich in der regenerativen Landwirtschaft mit Portionswiesen oder Mobgrazing-ähnlichen Weidesystemen und in Permakulturen mit hohem gemischten Weidetieranteil. Und in beiden Systemen hat man ein Problem - denn nicht nur der Boden und die Wiesengemeinschaft ist rundum gesund, sondern auch das Vieh, was sie beweidet - und das vermehrt sich sprichwörtlich wie die Kanickel!
Entweder müßte man nun dahergehen, das Vieh kastrieren - was dann wieder zu unerwarteten Nebenwirkungen führt und zudem auch noch unfair gegenüber dem Vieh ist, weil es geht im Leben nunmal um die Reproduktion und nicht um das Leben selbst geht. Oder aber man sorgt dafür, daß die Tiere, die zuviel geboren werden, irgendwie aus der Weidegemeinschaft ausscheiden, so daß immer ein Optimum an Herdenstärke das Land begrast (oder man läßt die Tiere einfach im Winter verhungern, oder wie bei Kaninchen, durch diverse Krankheiten dahinraffen, bis der Tierbestand wieder für die Weide erträglich ist oder aber man überläßt das Vieh dem Wolf, damit er es futtern kann. Aber sterben muß ein Teil der dazugeborenen Weidetiere, sie haben keine Mechanismen, ihren Bestand stabil zu halten, wie es beispielsweise der Wolf tut).

Tja - und hier kommen eben die Menschen ins Spiel, die Fleisch essen ... denn sie können die Tiere, die zuviel sind für das Land, aufessen - und futtern dadurch weniger Pflanzen, was dann wiederum gut für Veganer ist, denn sie müssen gewichtsmäßig deutlich mehr futtern, wie ein Fleischesser, um satt zu werden.

Übrigens - auch Ackerland profitiert enorm von Mobgrazing ... denn werden die Felder nach der Ernte stark mit unterschiedlichen Arten beweidet, braucht es keine Pestizide und keine Dünger mehr, da jede Tierart ihren Dünger dazutut und dafür sorgt, daß Insektenlarven und Samen recht sauber weggefressen werden. Dennoch sind die Erträge so hoch (oft sogar höher), wie mit intensiven Einsatz von Dünger und Pestiziden.
Für die beweidenden Arten wiederum bedeutet es, daß sie keine Parasitenmittel brauchen, da sie ja immer nur kurz über die Weide getrieben werden und somit die Parasiten ziemlich verteilt ausgeschissen werden und sehr, sehr lange warten müssen, bis mal wieder Viehzeugs daherkommt. Sie bekommen genügend abwechslungsreiche Nahrung - auf einer Standwiese dagegen wachsen irgendwann nur noch die Pflanzen, die eh ungesund fürs Vieh ist. Das Vieh kann sich selbst medikamentieren, denn durch den ständigen Umtrieb mal auf Weiden, dann in Agroforstsysteme, dann Wald, Acker, Sumpflandschaft etc (je nach Tierarten) treffen sie immer auf die unterschiedlichsten Heilkräuter.
Selbst die Insektenwelt erholt sich auf solch beweidetem Land recht schnell wieder - sie werden nicht mehr mit Substanzen, die es erst seit wenigen Jahrzehnten gibt, totgespritzt, sie bekommen den Lebensraum wieder, den sie zur Vermehrung brauchen und, da immerhin über zwei Drittel der Krabbelviecher sich zudem auch noch an den Kot unserer Weidetiere angepaßt hat, bekommen Tausende von Tieren überhaupt wieder genügend Nahrung, um zu leben.

Der Acker, der durch ein derartiges ganzheitliches Weidemanagement eingespart wird, kann nun wiederum so extensiv beweidet werden, daß selbst die seltensten Tier- und Pflanzenarten wieder eine neue Heimat bekommen und sich vermehren.

Die Massentierhaltung dagegen wird momentan durch unsere Steuergelder finanziert - jeder, der Steuern an Deutschland zahlt, unterstützt die Massentierhaltung. Würden diese Transfergelder an die großen Betriebe gestrichen werden, würden die alle innerhalb eines Jahres Konkurs anmelden müssen, da ihre Art, das Vieh mit gekauftem Futter, gutem Trinkwasser (Weidevieh trinkt Oberflächenwasser, wie Wasser aus Bächen, Regenwasser etc und pinkelt es ortsnah wieder aus, so daß die Weide mit gedüngt und gewässert wird), Strom, Medikamenten etc hochzupäppeln sehr kostenaufwendig ist und niemals mit dem Verkauf des Fleisches zu Dumpingpreisen gedeckt werden kann.
Ganzjährige Weidehaltung dagegen kommt ganz ohne Transfergelder vom Staat aus, das Fleisch würde nicht teurer werden brauchen, da jetzt schon die meisten Weidenutztierhalter keine Transfergelder vom Staat bekommen und somit würde die deutlich bessere Fleischqualität schnell weniger kosten, wie das hochgepäppelte Fleisch aus den Ställen von gequälten Tieren.
Der Fleischesser ist es schon lange nicht mehr, welcher die Massentierhaltung fördert ... im Gegenteil, man kann sogar beobachten, daß bei gleichbleibenden Fleischverzehr in Deutschland die produzierte Fleischmenge proportional ansteigt! Selbst, wenn der Fleischverzehr in Deutschland auf Null gehen würde, dann würde immer noch die Fleischproduktion vervielfacht werden - und halt der globale Markt mit geschwemmt werden, so wie es momentan ja auch schon gemacht wird. Die Staaten, die dabei am meisten Transfergelder in die großen Landwirte investieren, bekommen dadurch die meisten Devisen, weil sie die niedrigsten Dumpingpreise erzeugen können - das ist der wahre Schlüssel zur Massentierhaltung und der nicht weniger katastrophalen intensiven Landwirtschaft.

Momentan kommt noch die nicht minder katastrophale Art der Erzeugung regenerativer Energien dazu, die auch von unseren Steuergeldern finanziert wird: Maisanbau (und Weizen, bestimmte artenarme Wiesen, Raps etc) und Biogasanlagen ... diese nicht mehr der Nahrung dienende Bewirtschaftungsweise hat uns inzwischen schätzungsweise 80% der Insektenwelt gekostet! Übrig bleiben nur wenige Arten, wie beispielsweise Kartoffelkäfer, Maiszünsler, diverse Mückenarten, Zecken ... ach ja, und wir haben nun inzwischen eine weitere extreme Fleischproduktion auf die Art und Weise am Laufen: die Vermehrung der Wildschweine!
Durch die inzwischen riesigen Maismonokulturen hat diese Art der Schweinerei zwei Würfe im Jahr mit jeweils 6 - 10 Ferkelchen (in einem gesunden System können Wildschweine nur einen Wurf mit 4 - 6 Ferkelchen durchfüttern, den sie im Frühjahr bekommen). Die mästen sich bis spät in den Herbst hinein mit Mais und kommen alle durch. Dann kommt der Winter - da gibts keinen Mais mehr, dafür aber Mülltonnen, Komposthaufen und Gärten in den Dörfern und Vororten der Städte - und genau dorthin zieht es die Wildsäue im Winter. Und wenn sie denn mal so schon an die Dörfer und Vororte angepaßt sind, lassen sie sich auch im Sommer nicht mehr so wirklich vertreiben - und werden gefährlich.

Es ist nicht der einzelne Veganer mit seiner Lebensweise, welche ein weiterer treibender Punkt zur Umweltzerstörung darstellt, sondern es ist die vegane Bewegung an sich, da sie nicht wahrhaben will, daß der Tod nunmal bei uns auf der Erde zum Leben dazugehört und wir Menschen auch nur ein Faunenelement sind, genau wie Bäume, Sträucher, Katzen, Wildschweine, Zecken, Gelbbauchunken, Riesenboviste und was es so alles gibt an Lebewesen. Solange der Mensch sich nicht wieder in die Lebensgemeinschaften, wie sie seit Jahrmilliarden entstanden sind, einpaßt, wird er zerstören - egal ob vegan oder carnivor ... wir müssen wieder lernen, das Faunenelement zu werden, was wir über Millionen von Jahren mal waren.
Ach ja - und wo sie denn mal eben so das