Autor Thema: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?  (Gelesen 12343 mal)

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Vio

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(Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« am: 06. Februar 2019, 18:21 Uhr »
Hallo ihr Lieben :-)

Aktuell hat unser Heu-Anbieter (Herr Merz, Allgäuer Heustadl) leider kein Heu mehr auf Vorrat laut dem Shop.
Nun suche ich nach Alternativen, dies gestaltet sich jedoch schwierig...
Ich habe einige Ansprüche!
Und zwar soll das Heu:

- ungespritzt sein, wenn möglich Bio-zertifiziert, ist aber für mich kein Muss (da ich weiss, dass auch ein Heu, welches kein Bio-Siegel hat, gut und unverseucht sein kann)
- so wenig Weidelgras wie möglich enthalten
- möglichst nicht auf Wiesen entstehen, die direkt neben der Autobahn liegen
- ein Gemisch aus 1. und 2. Schnitt enthalten
- eine möglichst hohe Artenvielfalt an wilden Gräsern und wilden Kräutern aufweisen
- nicht staubig, guter Geruch, noch schöne Farben

und am besten auch nicht mit schädlichen Substanzen gedüngt worden sein, wobei ich mich da leider nicht gut auskenne, was wie okay ist.

Nun habe ich einige Heu-Anbieter durch und - wenn sie denn ungefähr Angaben machen konnten - der Weidelgrasanteil liegt oft bei 10%, zum Teil sogar bei 10-20%. Das ist mir ehrlich gesagt zu viel davon...
Oder bin ich da zu anspruchsvoll? Wie viel wäre da für euch noch okay?
Wenn man die Weidelgras-Thematik bedenkt mit Fructan-Gehalt und Endophyten und dass bei Trocknung sich Inhaltsstoffe ja noch konzentrieren...
Klar, von ein bisschen Weidelgras passiert in der Regel nichts, ich möchte aber nicht, dass meine Tiere auf Dauer davon zu viel bekommen, da ich die Fructane und Endophyten nicht einschätzen kann bzw. nichts vom Gehalt weiss. Da reichen sie mir schon in den anderen Grasarten.
(Zu der Weidelgras-Thematik hatte ich hier schon mal was geschrieben: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1286.msg18698#msg18698 ).

Natürlich kann man nicht immer einsehen, wo da eine Autobahn ist etc. aber manche Anbieter zeigen Luftbildaufnahmen der Wiesen bzw. geben wirklich auch an (wegen der Ausbreitung von Jakobskreuzkraut), dass ihre Wiesen fernab von Autobahnen sind.

Könnt ihr eine Anbieter empfehlen, der zu meinen Kriterien passt?
Wie viel Weidelgras würdet ihr im Heu als tolerabel empfinden?
Könnt ihr mir helfen und etwas Licht ins Dunkel bei der Düngethematik reinbringen: welche Dünger sind okay (irgendwie muss dem Boden ja was zurück gegeben werden und schöner Kompost wirds wohl leider nicht immer sein) und in welchem Abstand sollte dann Heu gemacht werden dürfen?

Muss wohl doch auch wieder selbst Heu machen diesen Sommer...

Dass bitte auch keine Giftpflanzen im Heu sein sollen, ist ja klar, zum Glück habe ich da aber noch nie welche gehabt, egal, wo ich bestellt hatte.
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Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Krümelchen

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 1 am: 06. Februar 2019, 22:56 Uhr »
Hast du hier schon gefragt? ==> https://www.lamers-futtermittelhandlung.de/Bio-Heu-Lueko

Wobei ich gerade etwas irritiert bin: Ich hole Lüko Bio-Heu aus Münster vom Markt für Tiernahrung ==> http://www.josera-partner.de/markt-fuer-tiernahrung und der 5 kg-Preis ist identisch, nur dass in den Tüten aus Münster immer ein Zettel steckt mit der Aufschrift Lüko Bio-Heu und in diesem Online-Shop die Tüte selber bedruckt ist. Ob das wohl wirklich von demselben Anbieter ist?  :frage:
Liebe Grüße von Krümelchen

Vio

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 2 am: 07. Februar 2019, 02:40 Uhr »
Das kannte ich noch nicht, hab mal gefragt :-) Danke!
Bei den Tüten weiss ich leider auch nicht...
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Vio

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 3 am: 07. Februar 2019, 02:50 Uhr »
Das hier klingt toll, finde ich. Hab mal gefragt, wie viel Weidelgras und ob sie auch kleine Mengen versenden. Ich brauche ja keine 100kg :D
http://weidefit.de/html/heu.html
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Murx Pickwick

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 4 am: 07. Februar 2019, 11:31 Uhr »
Was meinst du eigentlich mit Giftpflanzen im Hinblick auf Meerschweinchen?

Die einzige "Gift"pflanze, die sich in mitteleuropäischem Heu befinden könnte, wäre Herbstzeitlose - und die wiederum ist eine wichtige Heilpflanze bei Gicht und sehr spezifischen Tumoren, eventuell auch bei Herzerkrankungen und Leukämie (der einzige Grund, weshalb sie von Kaninchen oder Meerschweinchen ganz, ganz selten mal gefressen wird) ... dazu kommt, das artenreichste und gesündeste Heu hast du ausgerechnet von Herbstzeitlosenwiesen, da es sich hier um naturbelassene Wiesen auf feuchtem, nicht nassen, nährstoffreichem Grund handelt. Es handelt sich dabei um Wiesen mit einer Zusammensetzung ähnlich wie die Wiesen in der Wet Puna, wo vermutlich der gemeinsame Vorfahre von Hausmeerschweinchen und Tschudi-Meerschweinchen graste.
Gesünderes Heu für Meerschweinchen gibt es nicht ...

Und andere Giftpflanzen auf Wiesen?

Jakobskreuzkraut ist eine normale Futterpflanze für die Meerschweinartigen ... die haben alle verschiedene Enzyme, welches die für uns Menschen schädlichen Pyrrolizidin-Alkaloiden eliminiert. Diese Enzyme könnten sie nicht herstellen, wenn sie die nicht für die Entgiftung ihrer Nahrung bräuchten.
Tatsächlich wurde von Chinchilla-Pelzern in den 70er und 80er Jahren Jakobskreuzkraut als Heilfpflanze geziehlt an Chinchillas verfüttert, da sich so die durch die Pellets und mit Schimmelsporen star belasteten anderen Futtermischungen verursachten Darmentzündungen effektiv heilen ließen.

Ansonsten - wo die Chinchillahalter so wahnsinnig drauf schwören, weil es eben von Chinchillas trotz abwechslungsreichen Kräutern als Hauptfutter nennenswert gefressen wird, das ist das Schwarzwaldheu:
https://www.schwarzwaldheu.de/shop/index.php
Es ist äußerst artenreich, aber der Anteil von Gräsern ist naturgemäß auf diesen Wiesen für Meerschweinchen eher zuwenig, da die Bergwiesen recht trocken sind ... das macht allerdings die schonende Behandlung wieder wett, das Heu wird nicht in Ballen gepreßt, sondern locker gewendet und getrocknet und wird erst beim Verpacken an Läden und den Endkunden ein wenig gestopft, so bleiben viele Blätter noch erhalten, die in einem normalen Heu längst abgebröckelt sind.
Der Weidelgrasanteil ist auf diesen Wiesen naturgemäß äußerst gering ... aber aufgrund dessen, daß überall Weidelgräser angebaut werden, selbst auf Golfwiesen, in Gärten (alle Rasenmischungen bestehen zu über 70% aus Weidelgräsern!), Parkanlagen und die Samen über Schuhe von und Menschen weiterverbreitet werden, läßt sich ein Weidelgrasanteil bis zu 20% auf gar keiner Wiese/Weide mehr ausschließen. Es braucht nur mal ne besonders trockene Witterung zu kommen (hatten wir die nicht erst letztens?^^) und schon steigt der Weidelgrasanteil selbst auf gesunden Wiesen und Weiden stark an.
Wer anderes behauptet, redet seine Wiesen und Weiden schön ...
Wer also einen Weidelgrasanteil von 10 - 20% angibt, gibt entweder den Weidelgrasangeil in der Saatmischung an, mit der er seine Wiesen aufhübscht, oder aber er ist schlichtweg ehrlich und weiß, daß inzwischen ein Weidelgrasanteil bis 20% gar nicht mehr ausgeschlossen werden kann.
Ansonsten müßte jede Charge auf Weidelgrasanteil untersucht werden, das wäre sehr teuer!
Dann kann man natürlich weidelgrasfreie Chargen anbieten ...

Was die Düngung angeht - die gesündeste Düngung ist immer noch gesundes Weidevieh ... wobei es hier stark auf das Weidemanagement drauf ankommt, ob die Wiesen dann auch wirklich gesund sind. Mehr Düngung braucht eine Wiese/Weide nunmal nicht. Alles andere an Düngung oder Schädlingsbekämpfung wirkt sich auf Dauer krankmachend auf die Wiese/Weide aus.
Momentan hast du auf den wilden Weiden in Thüringen die artenreichsten und mit Abstand gesündesten Wiesen in Deutschland, hier weiden große Herden Pferde, Wasserbüffel und Rinder. Ich weiß allerdings nicht, ob man von diesen Wiesen Heu beziehen kann, ich vermute einfach mal, nein - weil ja die Wiesen direkt von den Weidetieren abgenagt werden und gar nicht anderweitig genutzt werden.

Solltest du die Gelegenheit erhalten, Heu von Betrieben beziehen zu können, die Mob Grazing praktizieren - das ist ein extrem gutes Heu für Meerschweinchen, da es sehr grasreich und gleichzeitig artenreich ist. Dazu kommt ein sehr hoher Nährstoffgehalt, der höchste, der im Schnitt in Heu gemessen werden kann.
Leider gibt es bislang nur ganz wenige Betriebe, die so etwas in dieser Richtung versuchen ...

Vio

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 5 am: 07. Februar 2019, 11:56 Uhr »
Ich hab mir fast gedacht, dass der Punkt Giftpflanzen aufkommt :D
Tatsächlich hab ich an dei HZL gedacht. Damit kenne ich mich einfach nicht genug aus. Ich hatte bisher keine im Heu, suche aber auch nicht, weil ich aus Erfahrung weiss, dass all meine Tiere hier wunderbar selektieren.
Aber ob es andere kritische Pflanzen gibt war mir nicht bewusst, daher hab ich mal den Plural genommen.
Das JKK nicht so schlimm ist, war mir bewusst :-) Ich füttere es nicht gezielt, aber bekomme keinen Herzinfarkt, wenn mal was mit gesammelt wurde.
Wir hatten jahrelang eine JKK Pflanze auf der Terrasse, die mir die Schweine begeistert klein gehalten hatten, so dass sie erst nach Jahren blühte und mir bewusst wurde, was da eigentlich wächst.
Ich kannte mich nicht gut aus und hab es für Kohl gehalten...
Ebenso hat meine Marzipan immer begeistert Eibe gepflückt und hatte mehr Probleme mit der Lunge, seitdem ich ihr das verboten hatte. Ich habe sie irgendwann wieder gelassen, weil sie aggressiv die Nase durch den Zaun zu den Eiben der Nachbarn streckte und zumindest mit der Lunge ging es ihr dann besser. Ob das Zufall war, weiss ich natürlich nicht, hab ja auch noch andere Dinge versucht. Sie ist zum Schluss wegen Zahn- und Herz-Problemen und wegen nicht kompetenter TÄ erlöst worden...
Insofern bin ich eh nicht ganz so ängstlich, was das angeht.
Sehr interessant, was du so schreibst :-)

Danke auch für die restlichen Tipps! Wird ja immer schwieriger, DAS Heu zu finden...  :g:
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Murx Pickwick

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 6 am: 07. Februar 2019, 12:17 Uhr »
Ich seh das mit dem Heu eher pragmatisch ... ok, ich hab gut reden, hab ja nur noch Chinchillas, die sind nicht so sehr auf Gräser angewiesen, wie Meerschweinchen. Aber auch mit den Meerschweinchen früher hatte ich eigentlich immer in der Umgebung geschaut. So hatte ich gerne das Heu von einem Förster genommen, der sich die Arbeit machte, eine kleine Rotkleewiese jährlich abzusensen und auf dem Reuter zu trocknen.
Seine Zwergkaninchen mochten das Heu nicht, meine großen Kaninchen dagegen liebten dieses Heu - und meine Meerschweinchen auch, trotzdem es unansehnlich braun aussah ...
Ich selbst hatte bei dem Heu immer ein recht flaues Gefühl in der Magengegend ... es war sehr Jakobskreuzkrautreich - mir war die Vorstellung, die Pyrrolizidinalkaloide mit dem Kaninchenfleisch zu futtern, nicht gerade angenehm.  :pfeif:

Dann hab ich halt viel selbst gesammelt und getrocknet, so wußte ich, was ich da im Winter verfütter.

Daß Eibe auch bei Lungenproblemen helfen könnte (zumindest Meerschwein und Kanin und Co, Menschen wohl eher weniger *hüstel*), ist mir neu ... kann natürlich sein, unsere Tiere haben da fast immer recht.

Vio

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 7 am: 07. Februar 2019, 14:22 Uhr »
Am liebsten mache ich auch Heu selbst, aber wenn man sich die Woche über in zwei Ländern aufhält, ist das gar nicht so einfach ;)
Zudem kam mein Heu von vor zwei Jahren dann im folgenden Winter irgendwie gar nicht so gut an  :frage
Vielleicht mache ich schweizer Heu in der Schweiz nächstes Jahr für meine germanischen Wutzen  :g:

Bei der Geschichte mit der Eibe kann ich natürlich nicht sagen, ob das wirklich für die Besserung der Atmungssituation verantwortlich war. Aber sie war das einzige Meerschweinchen, dem die Eibe wirklich sehr wichtig war.
Hab auch noch ein Beweisfoto  :g:
(Andere Halter, die das jetzt lesen, halten mich vermutlich für bescheuert und ein Fall fürs Vetamt... lässt die Tiere "giftige Pflanzen" futtern...  :g: Der Busch, den man auf dem Bild sieht, wurde extra abgeholzt, nachdem ich gelesen hatte, dass Eibe giftig ist, so dass Marzi nicht mehr dran konnte - aber sie hat dann eben akribisch und sehr selbstsicher die Nase durch den Zaun lang gemacht zur Nachbar-Eibe und irgendwann hab ich sie dann eben einfach wieder gelassen... )
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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 8 am: 07. Februar 2019, 18:05 Uhr »
Also ich hab seit Jahren nur noch das Heumanderl-heu. http://www.heumanderl.at
Es hat ne super Qualität, drum glaub ich das auch was sie auf ihrer Website angeben. Die heuwiesen für die eigenen Tiere werden vom Bauern ja auch nur mit der eigenen Kuhjauche gedüngt warum sollen die extra einen teuren Dünger auf die Wiesen tun? Und Kuhmist ist ja immer genug da 🙂 also in Ö zumindest  ;-)

Murx Pickwick

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 9 am: 07. Februar 2019, 19:47 Uhr »
Das Problem mit der Kuhjauche ist, sie wirkt anders, wie frischgekotete Kuhfladen ...
Oft stammt Kuhjauche von Rindern, die im Stall gehalten werden - sie bekommen zuwenig Sonne ab und leiden dadurch unter latentem Vitamin D Mangel. Bekommen sie dann auch noch Silage, oder gar Fertigfutter, verändert sich die Pansengesellschaft und in der Folge auch die Zusammensetzung der Eiweiße im Muskelfleisch. Weiterhin enthält das Fett weniger Omega3-Fettsäuren, wie das Fett von ganzjährig auf der Weide gehaltenen Rindern.

Wenn sich so viel an meßbaren Werten in den Rindern selbst ändert, nur alleine durch Stallhaltung, kann man von ausgehen, daß das, was da hinten rauskommt, auch nicht mehr so wirklich gesund ist ... auch nicht für die Wiese ...

Tatsächlich hat eine mit Rinderjauche gedüngte Wiese eine andere Pflanzenzusammensetzung, wie eine beweidete Wiese ... selbst der Rhytmus und die Anzahl der Rinder auf der Wiese beeinflussen die Zusammensetzung der Wiese.
Mob Grazing beispielsweise heißt, daß eine Riesenherde an Rindviechern auf die Weide getrieben wird, bevor diese voll ausgewachsen ist. Diese Megaherde trampelt alles nieder und sucht sich nur die besonderes nährstoffreichen Pflanzen aus der Wiese, die sie schnell abgrast. Dabei wird dann ordentlich gedüngt ... und diese Mischung von frischem, niedergetrampelten Gras und Kuhfladen ist es dann, welche das Bodenleben regelrecht explodieren läßt.
Die Herde bleibt nicht lange auf der Weide, dann wird sie auf die nächste Weide getrieben - je nachdem, wie schnell das Gras dann nachwächst, kommt die Herde erst wieder nach 6 Wochen bis drei Monaten auf die erste Weide, vorher nicht. Wiesen werden nur einmalig so abgefräst ... und dann wieder ein bis zwei Jahre in Ruh gelassen und nur zur Maht benutzt.

Bei der extensiven Weidehaltung dagegen sind es hauptsächlich die Kotabbauer im Tierreich, die sich wie die Irren auf die Kuhfladen stürzen und den Kot tief in den Boden der Wiese/Weide einarbeiten. Wenn nur so viele Weidetiere auf sehr großen Wiesen/Weiden rumlaufen, daß sie das Gestrüpp kurz halten, düngen sie mit ihrem noch lebenden Kot den Boden auf und sorgen für ein artenreiches Insektenleben, welche wiederum für die Verbreitung von seltenen Pflanzen sorgen.
Im Grunde genommen sind frische Kuhfladen von gesunden Rindern schon gleichwertig mit frischem Kompost - nur daß sie aufgrund des regen Lebens im Fladen noch zusätzlich für Wärme sorgen, ein fertiger Kompost tut das nicht mehr.

Kuhjauche, selbst wenn sie von Rindern stammt, die nur nachts im Stall standen, und dann gesammelt mit dem Harn der Rinder auf die Wiese/Weide gebracht werden, haben diese Effekte nicht. Bei echten Stallrindern (also die ganztätig über viele Monate im Stall stehen, wie es aufgrund des Klimas nunmal in Österreich nicht anders geht) kann man sogar beobachten, daß die Artenzahl nach Düngung mit der Rinderjauche sogar zurückgeht ... die Zusammensetzung der Organismen im Kot ist auch in Rinderjauche eine gänzlich andere, wie im frischen Kuhfladen. Gerade bei Stallrindern sind viele kurzlebige Krankheitserreger überrepräsentiert - und die schaden nicht nur dem Darm der Rinder, sondern auch den Wiesen und Gemüsekulturen, wo sie draufgeschmissen werden - und letztlich auch uns Menschen, wenn wir güllegedüngtes Gemüse futtern.

Was eigentlich die großen Herden vor 100.000 - 10.000 Jahren mit ihrem Kot geleistet haben, erkennt man erst jetzt ... beispielsweise kamen noch bis vor 4.000 Jahren auf der Wrangelinsel Mammuts vor. Man hat deren Mageninhalt untersucht - und erstaunt festgestellt, die Wrangelinsel war bei gleichem Klima wie jetzt eine üppige, artenreiche Steppe mit vielen Graspflanzen und noch mehr Kräuterarten!
Heute, wo es die Mammuts seit Jahrtausenden dort nicht mehr gibt, wachsen dort nur noch Flechten und mit dem Mageninhalt der Mammuts verglichen sehr wenige Blütenpflanzen. Im Vergleich zu anderen Tundren, wo die Mammuts viel früher von uns Menschen ausgerottet wurden, sind es jedoch immer noch viele Blütenpflanzen.
https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/eiszeit-als-deutschland-loewen-lebten

Wie stark wir in Wirklichkeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz von einem gesunden Boden weg sind, das wird erst jetzt von wenigen Menschen überhaupt begriffen ... dabei ist der Boden in Österreich im Schnitt immer noch viel, viel gesünder, wie in Deutschland. Die Wiesen sind dort auch im Schnitt deutlich artenreicher, wie in Deutschland.
Die artenreichsten Wiesen sind in der Schweiz zu finden (wobei die Thüringer wilden Weiden inzwischen die artenreichsten Wiesen in der Schweiz überholen mit der Artenanzahl an Tieren und Pflanzen) - aber auch hier ist viel im Argen.

Murx Pickwick

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 10 am: 07. Februar 2019, 20:01 Uhr »
OT: Darf ich diesen Artikel verlinken, kreuzverlinken und das Bild verbreiten?

Zumindest in der Degupedia würd ich gern auf das eibenfressende Schweinchen aufmerksam machen.

Vio

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 11 am: 07. Februar 2019, 22:18 Uhr »
Ja. Kannst du gern :-)

Danke euch für die interessante Diskussion zum Heu und Tipps etc.!
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Vio

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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 12 am: 11. Februar 2019, 00:37 Uhr »
Hab nun hier bestellt, nachdem viele angeschrieben Unternehmen (noch) nicht geantwortet haben bzw. keine Angaben zum Weidelgras machen konnten: https://heu-heinrich.de/agrarbetrieb
Die Antwort hier von den Betrieb kam auch am Wochenende prompt und ausführlich: es sei ihres Wissens nach laut den Sichtungen der letzten Bonituren im Heu kein Weidelgras enthalten. Auch auf ihren Wiesen nicht.
Ihr Heu bestehe aus "Borstgras, Fuchsschwanz, Gold- und Glatthafer, Honiggras, Knaulgras oder Schwingelgras".

Ich hatte schon mal vor 2 Jahren Bio-Heu und auch Bio-Stroh von denen und habe bisher nie wieder so schönes, weiches und bei den Tieren beliebtes Stroh gefunden... Beim Heu weiss ich nicht mehr, aber ich hab es mir nicht negativ vermerkt.

Niki, bei deinem Anbieter hab ich es wegen der Länder-Grenze erst mal nicht probiert :-) Aber danke  :fr:

Bunny Naturschutzheu habe ich (2 g zu 15 Euro, würg...) aus Interesse bei einem Futterhaus in der Nähe gekauft, weil es hier in einem Raiffaisen Markt seit Jahren so angepriesen wird. Das Heu riecht null, ist farblos, viel braune Halme, die Tiere haben es keines Blickes gewürdigt. Und dafür so viel Geld! Das will ich echt reklamieren, geht wirklich gar nicht von der Qualität her, Preis-Leistungs-Verhältnis ganz schlecht... Gut, dass ich das ausprobiert und nicht gleich Kisten bestellt hab ;)
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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 13 am: 21. Februar 2019, 04:06 Uhr »
Bin mit dem Heu übrigens überhaupt nicht zufrieden. Es ist staubig, sehr braun und kurze Fasern, man kann nicht mal einen schönen Haufen machen🙄 die Wutzen finden es so la la...
Kein Vergleich zu damals... Da merkt man, dass es nicht überall ein tolles Heu Jahr war, 2018.
Hab nun noch weiteres Heu bestellt woanders, an das Heu vom Allgäuer Heustadl kommt bisher nichts ran...
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Antwort: (Bio-) Heu - welches ist zu empfehlen?
« Antwort 14 am: 26. Februar 2019, 20:30 Uhr »
Der Anbieter hat mir die Lieferung ersetzen lassen, weil es schon eine Reklamation gab vom Heu.
Das Ersatz-Heu jetzt ist leider nicht komplett besser, (1 von 3 Kisten ist nicht so gut) aber zum grössten Teil deutlich besser, grüne und längere Halme, nicht nur kurze braune Halme :-)

Beim Allgäuer Heustadl hatte ich Glück und konnte doch noch 2. Schnitt ergattern  :lieb: :bravo:
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