Autor Thema: Fördert Ad libitum-Fütterung inkl. Saaten eventuell ungesunde Fettleibigkeit  (Gelesen 11529 mal)

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ewe78

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Ich habe dieses Thema auch bereits in einer facebook-Gruppe über die natürliche Ernährung von Meerschweinchen diskutiert.

Mich würden eure Meinungen und Ratschläge zu folgendem Thema aber natürlich auch interessieren: Kann ad libitum- und Saaten-Fütterung Fettleibigkeit beim Meerschweinchen fördern und was tut ihr, wenn ihr in einer Gruppe "zu dicke" Tiere und schlanke Tiere habt, die dicken aber etwas abspecken sollen?

Bei mir wurde ein Gedankenkarussel angeschmissen, nach einem Telefonat mit der privaten Notstation, von der ich Tabby Ende August geholt hab. Da war sie 1000g schwer und damit schon eines der schwereren Tiere dort. Seit sie bei mir ist, hat sie sich auf 1335g gesteigert und ist wirklich füllig geworden, ein dickes weiches Bäuchlein hat sie bekommen und sieht schon auch insgesamt propper aus. Sie bewegt sich auch immer weniger...

Nun ist es so, daß ich insgesamt sehr große kräftige Tiere habe. Mein Kastrat hat 1500g, ich finde er hat einen wunderbaren, birnenförmigen, kompakten Körper mit seitlichen Bauchbeulen halt : ) April hatte letztes Jahr auch schon mal 1500g, vor ihrer Zahngeschichte noch knapp 1400g. Philomena ist etwas kleiner und hat 1200g. meine verstorbene Mathilda, die Schwester von Alfredo hatte jedoch nur immer zwischen 1000 und 1100g. Es werden ja alle gleich ernährt, jeder kann sich nehmen, was er braucht. Und offensichtlich spielt auch die Veranlagung eine Rolle, wenn sich unterschiedliche Gewichte trotz gleicher Fütterung ausbilden. Was auffällt: alle fressen viele Saaten (keine Mehlsaaten, nur aromatische plus Leinsamen und Mariendistelsamen), jedoch keine Nadelzweige. Also ich meine wiiirklich viele Saaten. Jedes Tier ist mehrmals am Tag an einem der Saatennäpfe. Schwarzkümmel, Leinsamen und Mariendistel gehen dabei am meisten weg. Als ich letztes Jahr mit der Saaten- und ab libitum-Fütterung begonnen habe, haben alle nochmal 100g draufgelegt auf ihr damaliges Gewicht.

Ich bin ein Verfechter der ad libitum- und Saatenfütterung, bei uns gibt es auch Wurzelgemüse (eine Karotte hält manchmal aber auch vier Tage, rote Beete eine in der Woche, Knollensellerie eine Knolle in zwei Wochen) und Fruchtgemüse, selbst wenn ich im Sommer Wiese füttere. Einfach damit sie es haben, wenn sie es brauchen und es wird auch davon gefressen.

Die Notstation füttert im Sommer nur Wiese, wenn die aufgefressen ist, gibt es nur noch Heu. Im Winter Gemüse, auch wenn das weg ist, nur noch Heu. Die Tiere dort sind alle wie gesagt sehr schlank. Und v.a. ständig in Bewegung...

Meine Tiere ruhen sehr viel und bewegen sich nur zum Erkunden nach Umstellen (mind. einmal die Woche) oder zur Futtersuche. Obwohl sie 8qm über zwei Zimmer zur Verfügung haben.

 Nun wurde ich eben angesprochen, daß zu dicke Tiere ja eine kürzere Lebenserwartung hätten und dadurch auch Krankheiten wie Diabetes etc. gefördert würden und dass es meinen besonders schweren Tieren vielleicht gut täte, 100g abzuspecken. Dass sie bei mir wie am "flying buffet" leben würden und quasi nur den Mund aufmachen müssten, um was Essbares zu haben. Dass die Saaten vielleicht zu viel des Guten seien und eben auch die ad libitum Fütterung. Dass Schweinchen in der freien Natur ja auch nicht immer zu Fressen hätten, bei mir aber schon.
Es war aber ein freundlicher Austausch und nur eine Anregung der Notstation, keine Kritik an meiner Haltung an sich.

Fressen Tiere aus Langeweile? Weil ihr Leben auf den 8qm in der immergleichen Umgebung vielleicht doch frustrierend und öde ist? Warum bewegen sich meine nicht mehr? Liegt es an der Gruppengröße von nur vier Tieren im Gegensatz zur Großgruppe wo immer Action ist? Unsere heutigen Meerschweinchen sind von der Anatomie her ja ganz anders als die Wildmeerschweinchen, sind sie vielleicht gar nicht dafür bestimmt, sich ständig zu bewegen und wenn, ist dann ständige Bewegung nicht vielleicht eher ein Zeichen von Unruhe und erfolgloser Nahrungssuche?

Wie kann ich bestimmen, ich lasse jetzt das Wurzelgemüse oder die Saaten weg, damit Tabby abnimmt, aber April braucht es, um zu gesunden und wieder Gewicht zuzulegen? Das wäre doch nicht fair. Soll ich einfach alles belassen wie es ist, muss mir dann wenn Tabby mal krank wird aber vielleicht die Schuld geben, ich hätte sie krank gefüttert?

Die Notstation meinte auch, wenn ich es über die Fütterung nicht regulieren kann und will, müssten sich die Tiere vielleicht einfach nur mehr bewegen. Aber wie ich sie dazu kriegen soll, weiß ich wirklicht nicht. Mache ich das Gehege auf und will sie in die angrenzenden Zimmer laufen lassen, wo ich alles schön mit Futter und Unterständen aufgebaut hab, dann trauen sie sich höchsten kurz dahin, gehen dann aber wieder in ihr gewohntes "Habitat".

Wie ist das bei euch?

Was mir schon lange auffällt ist, daß meine Tiere die Saaten einfach in zu großen Massen fressen. Warum tun sie das? Wiiirklich viel davon!!! Und das ist doch dann wirklich nicht mehr natürlich. Würden sie Nadelgehölze und Kräuter mit ätherischen Ölen anrühren, wenn es keine Saaten gäbe? Denn das wäre für sie als Pflanzenfresser doch sicher gesünder und nicht so hochkalorisch!

Fakt ist, manche Tiere neigen von Natur aus (und aufgrund ihrer Abstammung von Mastschweinchen) einfach dazu, mehr anzusetzen als andere und wenn ein ungesundes Ausmaß erreicht ist, muss ich das als Halter einfach erkennen, wann dieses Maß erreicht ist und wie ich diesem einen Tier dann helfen kann, etwas abzunehmen. Zumindest vielleicht versuchen, ihm dabei zu helfen. Was ist für euch eine gesunde Körperform? Keine Birne, leichte Birne, ausgeprägte Birne?

Bin gespannt, wann für euch das Maß erreicht ist und was ihr so macht bei euren ausgeprägten Birnen...also falls ihr was macht.

Danke schonmal!




niki+

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ich habe hier auch ein weibchen, idefix, das zwischen 1390 und 1490g schwankt seit sie 1 1/2 ist. sie ist eine extreme birne, dass ich sie manchmal im häuschen abtaste ob der bauch hart ist. ist aber nicht so, da hat sie eben mal wieder sehr zugelangt.  :pfeif: daneben tina, deren höchstgewicht nur 1074g war. als wir unseren frühkastraten aus der notstation holten, hatte er mit 10 monaten 595g! nach 5 monaten ad libitum + saaten hatte er bereits 1150! seit 2017 hat er sich auf 1250g eingependelt, obwohl mir die notstation prophezeit hatte, dass er wahrscheinlich nie über 1000g haben wird. unsere blümchen die hier geboren ist, hatte mit 10 monaten knappe 1000g.
ich habe mir auch eine zeit lang sorgen wegen dem 1400g-weibchen gemacht. bis eine tierärtzin meinte: die figur ist halt hin nach der geburt, aber sie ist gesund und kräftig. von diät keine rede.
du kannst ja mal probieren die leinsamen wegzulassen und schauen ob sie dann immer noch so viel saaten fressen. die können auch ohne leinsamen zurechtkommen, ölsaaten sind ja kein muss.
und ich würd mich bloß nicht auf irgendwelche fb-diskussionen einlassen  :g: die find ich nie befriedigend...


und übrigens meine tiere essen leinsamen UND nadelzweige, wenn von beidem viel da ist beides viel und dann sonnst einfach, was halt da ist...

Hugomero

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ich glaub, daß solche Diskussionen nur verunsichern, meine fressen auch viel Saaten (wie gesagt, Syna saugt auch mal 50 Gramm Schwarzkümmel auf einmal ein), Bäuchlein und Kinn haben alle bekommen- bis auf Urmel, die hält ihre 1030 Gramm. Und ich bin dankbar, daß fast alle ein Polster haben, wenn mal was wäre. Klar, früher hatte ich keine Saaten, aber irgendwie oft keine so hübschen Köttel. Nadelgehölze lieben alle trotzdem.

Da lass ich mich auch nicht verunsichern, weil ich weiß, daß es ihnen schmeckt und auch gut tut. Es ist auch nicht so, daß alle stetig zunehmen, manchmal wieg ich nur alle drei Wochen und einige halten das Gewicht fast auf das Gramm genau

Mach Dir keinen Kopf, alles gut bei Deiner Fütterung
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Meeriemama

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Ich füttere zwar momentan keine Saaten, aber "dicke" Schweine hab ich trotzdem. Sie leiden halt keinen Mangel und können fressen, soviel sie wollen und da ich Außenhaltung habe, finde ich eine kleine Speckschicht auch durchaus sinnvoll im Winter.
Dass die Schweine in den Notstationen immer sehr wenig wiegen, ist mir schon mehrfach aufgefallen. Ich glaube, die kann man nicht als Maßstab nehmen; da muss aus Kostengründen vermutlich doch rationiert gefüttert werden und die Schweine bekommen grade mal Erhaltungsfutter.
Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast (A. de Saint-Exupery)

Murx Pickwick

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In den Notstationen habt ihr noch ein ganz anderes Haltungsproblem - negativer Streß durch häufigen Neubesatz und Umstrukturierung der Gruppen! Schon alleine das führt dazu, daß die Meerschweinchen 100 - 500g weniger auf die Rippen bekommen, einfach weil zuviel Adrenalin freigesetzt wird, was zu einer Wahnsinnskaskade an diversen Hormonen, Transmittern etc führt, die erstmal auch alle hergestellt werden müssen.
Da bleibt nicht mehr viel an Nährstoffen zum Aufbau eines Normalgewichtes ... alleine bei gleicher Fütterung wie bei euch würden Notstationschweinchen deutlich leichter sein.

Also - wenn ihr Schweinchen habt, die abnehmen sollen, belaßt ihnen wie gehabt das Futter, aber sorgt dafür, daß sie alle naselang in ne andere Gruppenzusammenstellung kommen ...  :pfeif:
ok - ich hoffe, den letzten Satz nimmt jetzt niemand ernst ...

Ich hab das das erste Mal bei einem meiner Chinchillas direkt beobachten können ... Dumbo war immer zu leicht, er hatte sich allerdings auch sehr eng an mich angeschlossen und bekam dadurch meinen ganzen Streß ungefiltert ab und ich hatte Probleme mit meinen Chinchillas, ihn so zu vergesellschaften, daß es für ihn ok war.
Für ihn ergab sich bei mir der gleiche Streß, wie er in Notstationen herrscht ... irgendwann zog ich um, er kam in Außenhaltung, weniger Platz, besseres und mehr Futter - aber er nahm ab, weil er mit dem für ihn negativen Streß vor dem Käfig nicht klarkam.
Ich hatte ihn dann vermittelt bekommen - Idealhaltung, idealer ging gar nicht mehr!
Gleiches Futter, genauso viel Auslauf - und der Kerl nahm zu! Ich war froh, wenn er bei mir um die 500g wog - dort wog er nachher über 700g!
Was war anders? - Er hatte nen wirklich tollen Partner, er hatte Ruhe, es gab nix, was ihn dort hätte aufregen können - er hat sein Leben dort genossen!
Nach Tod seines Partners kam er wieder zu mir - und bei mir nahm er wieder ab, weil er negativen Streß durch Unice hatte ... ich vermittelte ihn wieder in eine solch tolle Haltung und auch dort nahm er wieder zu (ok, da wäre als nächste Erklärung immerhin, daß er dort mit Mandeln sehr verwöhnt wurde :D ... aber das war es nicht, es war wirklich, daß er da seine Ruhe hatte).

Da kommt in den Notstationen die rationierte Fütterung nur hinzu ...

Übrigens sind auch Krankheiten in Notstationen deutlich häufiger, wie in vergleichbaren Privathaltungen - der Grund ist der Gleiche ... instabile, zusammengewürfelte Gruppen, die nach Belieben zusammengebabberlt und wieder auseinandergerissen werden, ständig Neuzugänge, ständig Abgänge ... wenn sich Freundschaften bilden, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auseinandergerissen.
Das ist negativer Streß pur für so ein Meerschweinchen.

Grundsätzlich ... Meerschweinchen sind nunmal wandelnde Rollen auf Gehwarzen und sie sind nunmal sehr gemütliche Gesellen. Man wird sie nie so flott durch die Gegend hüpfen sehen, wie beispielsweise Kaninchen, vor allem, wenn sie schon ein gesetzteres Alter von über vier Jahren haben.
Man kann dennoch das mit den Saaten ein wenig zum Muskelaufbau und zum Abspecken nutzen, vor allem Leinsaat und Mariendistelsaat eignen sich dazu. Ihr stellt den Ölsaatennapf einfach auf für Meerschweinchen schwer erreichbare Futterplätze, beispielsweise einen Turm, oder ein nur durch Sprung erreichbares Häuschen oder ihr baut extra dafür ne Hochetage, vollkommen egal ... der negative Streß beim Bewältigen solcher extremen Höhen und das Erklettern/Erspringen setzt so viel Energie frei, das können die Meerschweinchen über die Energie der Ölsaaten kaum mehr kompensieren, kurzum, wenn sie Ölsaaten haben wollen, müssen sie Schwerstarbeit verrichten, Bewegung und Energiezufuhr bleiben im Gleichgewicht.

Wenn ihr das Gefühl habt, eure Meerschweinchen sind zu dick, dann schaut mal untern Bauch durch, wenn es steht ... kann man da noch durchgucken?
Wenn ja - alles im grünen Bereich, Meerschweinchen ist nicht zu dick.
Wenn nein - ist das Meerschweinchen langhaarig?
Wenn ja - versucht vorsichtig die Hand zwischen Boden und Bauch durchzuschieben. Das funktioniert ganz knapp - Meerschweinchen ist nicht zu dick.
Wenn nein - wie dick ist eure Hand? Könnt ihr noch nen schmales Brett durchschieben, ohne den Bauch anzuheben, wenn dieses nicht ganz nen halben Zentimeter dick ist?
Wenn ja - Meerschweinchen ist nicht zu dick.
Wenn nein - Meerschweinchen ist zu dick.
Ganz einfach ...

Diabetes mellitus ist äußerst selten bei Meerschweinchen und tritt hauptsächlich bei Zufütterung oder hauptsächlicher Fütterung mit Pellets, Extrudaten oder ähnlichem auf. Mit Frischfutter und Ölsaaten/aromatischen Saaten hat das bislang noch keiner geschafft (wenn ihr dieses bei Facebook anbringt, dann allerdings garantiere ich euch, daß das schon etlichen Leuten passiert ist - insbesondere denen, die seit Jahrzehnten eine rationierte Fütterung von Meerschweinchen verteidigen ... hmmm ...
Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Tatsächlich fressen die meisten Säugetiere und auch viele Vögel aus Langeweile - das macht man sich seit der Römerzeit in der Rinder- und Schweinemast zunutze. Man sperrt die Masttiere auf wenig Platz ein, stellt denen nen immer gefüllten Trog mit Dickmachern und einen Trog mit Wasser hin und wartet, bis sie schlachtreif sind.
Klappt wunderbar ... aber nur, wenn da wirklich nur der leere, höchstens noch mit Streu befüllter Stall mit den zwei Trögen drin ist ... bei regelmäßigem Zugang zu einer kleinen Koppel nach Draußen klappt das schon nicht mehr.
Bei Meerschweinchen kann man das auch sehr gut beobachten - hier gibts die extremsten Mastschweinchen bei den Züchtern ... energiereiches Industriefutter ad libitum, enge Käfige ... voila, ein Teil der Mastmeerschweinchen erreichen ihr Schlachtgewicht in Rekordzeit ...
Geht mal zu einem durchschnittlichen Züchter mit kleinen Zuchtkäfigen und Pelletfütterung und faßt da mal bei den Tieren ins Fell und vergleicht dann mit euren Schweinchen. Wenn ihr dann immer noch der Meinung seid, eure Meerschweinchen sind zu dick - ok, dann eventuell könnte es sein, daß sie tatsächlich zu dick sind ... aber nur eventuell!

Ach ja ... und dann gibts noch ein Problem, was in dieser Form meines Wissens noch gar nicht wirklich diskutiert wurde ... zumindest nicht in der Tierhaltung.
Das ist das Problem der Epigenetik ... man kann nämlich Säugetiere fettfüttern, indem man ihre Eltern hungern läßt! Beim Menschen ist das inzwischen allgemeiner Konsens ...
Wenn Säugetiere hungern müssen oder in bestimmter Weise eine Mangelernährung erfahren, werden bestimmte Gene an- und andere wieder dauerhaft abgeschaltet, um mit dieser Mangelernährung irgendwie klarzukommen. Beispielsweise werden hier einige Gene abgeschaltet, welche die Aufnahme von Glucose regeln - diese Tiere fressen also geziehlt auf Glucose hin. Weiterhin sind das auch etliche Gene, welche für den Insulinhaushalt zuständig sind, Glucose, die frei ist, wird viel schneller in Fettzellen eingelagert und wenn diese voll sind, werden deutlich schneller neue Fettzellen angelegt.
Kurzum, mit dieser genetischen Schalterstellung verfetten die Tiere deutlich schneller, wie bei Defaulteinstellung ... und genau diese Sparfunktionseinstellung wird fatalerweise genauso vererbt, wie die Gene selbst!
Kurzum ... in vielen Notstationen wird den Meerschweinchen samt eventuell noch kommender Nachfahren die Fettsucht angefüttert, indem sie rationiert gefüttert werden! Diese Tiere und deren Nachkommen werden alleine nur deshalb bei naturnaher Fütterung ein paar 100g mehr auf den Rippen haben, weil eben diese epigenetische Hungerschalterstellung aufgrund der rationierten Fütterung gesetzt wurde, aber nicht mehr so schnell rückgängig gemacht wird.
Rückgängig gemacht wird diese Schalterstellung meist erst in dritter oder vierter Generation bei naturnaher Fütterung ohne Hunger und Mangel!
Mit der Hungerschalterstellung ist übrigens auch ein höheres Risiko zu Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus etc verbunden, kommen also diese rationiert gefütterten Notfallmeerschweinchen zu einem Halter, der zucker- und getreidefreie Pellets, Erbsenflocken und "gesundes" getrocknetes Gemüse verfüttert, dann haben diese Meerschweinchen tatsächlich die Chance, an Diabetes mellitus zu erkranken. Beengte Haltung führt bei diesen Meerschweinchen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Adipositas (Fettsucht).
Diese erhöhten Krankheitsrisiken beim Nachfolgehalter zeigen gewöhnlicherweise nicht die Meerschweinchen von Züchtern, die Pellets verfüttern und auch nicht die Meerschweinchen aus katastrophaler Kinderzimmerhaltung mit Kuntibuntifütterung ...

Vio

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Oh Murx! Gerade der letzte Absatz in deinem Beitrag mit den hungernden Eltern war für mich noch neu und mega interessant sowie logisch und "vieles erklärend", dankeschön! Sowas kann ich mir wirklich gut vorstellen... Gerade weil Gemüse+Heu als reine Fütterung für mich schon eine Art der "Mangelernährung" darstellt.

Ich hatte mir ewe78 auch über das Thema gesprochen, hier ein paar meiner Gedanken dazu:

- ich finde es negativ, wenn die Tiere den ganzen Tag auf Achse sein müssen, weil sie panisch Futter suchen - das ist meiner Einschätzung nach auch nicht natürlich, denn sie finden nichts, solange nicht gefüttert wird und in der Natur finden sie aber immer mal wieder was. Und wenn sie dann inmitten einer tollen gefundenen Wiese sitzen - wie oft und weit wird da noch gelaufen? Und da sie sich den Weg merken, finden sie also auch gut dorthin...

- wenn man sich mal unsere Hausschweine mit den wilden Verwandten anschaut - himmelweiter Unterschied beim Körperbau! So leichte, athletische Schweine sind unsere Haussäulis nicht mehr und ein gesunder, runder Grasbauch gehört für mich dazu.

- wenn die Tiere genug Raum zur Bewegung haben, denke ich, dass sie sich auch bewegen, wenn ihnen danach ist. Wir z.B. haben ja auch einen Kühlschrank, dennoch manchmal den Drang, einen Spaziergang zu machen, auch wenn wir das nicht zur Futtersuche nötig haben - wenn ihr versteht ;)
Hier fegen die Jungschweine ja auch manchmal nachts durchs Wohnzimmer und da gibts nix zu futtern, sie brauchen es dann einfach.

- wenn ein Schwein also so gesund ernährt wird und vernünftig die Möglichkeit hat, sich zu bewegen und vielleicht öfter mal ein bisschen variiert wird, wo und wie Futter angeboten wird, um es interessant zu gestalten, sollte es nicht zu dick sein - wenn der Stoffwechsel rund läuft, das Tier nicht krank ist, die Eltern nicht schon Grundlagen mitgegeben haben aufgrund schlechter Haltung, dass es zu dick ist usw. -> da gibts auch zwischen Geschwistern Unterschiede: meine zarte Neyla hat immer um die 900-1000g und ihr Schwester Janam ist etwas größer und hat immer 1400-1500 g rum. Ich hab das arg eng gesehen oft, weil sie immer mehr zu nahm und dachte, es liegt am Fettstoffwechsel, weil sie auch sehr auf Öle steht etc.; natürlich könnte man das auch mit Murx Erklärung zu den Eltern erklären... Dennoch: Neyla hat das nicht und beide haben das gleiche Futter und sehr viel Bewegung, daran sollte es zumindest nicht liegen.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Murx Pickwick

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Epigenetik erklärt erstaunlich viel ... wenn Neyla die Schalterstellung ihres Vaters geerbt hat und Janam die Schalterstellung der Mutter, oder aber, was auch möglich ist, Neyla die Schalterstellung der Großmutter und Janam die Schalterstellung der Mutter, hat das enorme Auswirkungen auf den Energiehaushalt der beiden Schweinchen ... die Kombinationsmöglichkeiten sind bei der Epigenetik deutlich vielseitiger, wie bei der Genetik selbst, wo man ja nur pro Gen vier Kombinationsmöglichkeiten hat.

Aber Epigenetik und Genetik ist ja nicht alles ... da kommt so viel zusammen, einschließlich die Zusammensetzung der Muttermilch, die wiederum extrem unterschiedlich sein kann, je nachdem welche Zitze an der Mutter benutzt wird.
Irgendwann ist das System halt schlichtweg chaotisch, weil es so viele Möglichkeiten gibt, was den Körpertyp beeinflußt.

In der Geschichte der Meerschweinchen sind Hungerzeiten eine sehr morderne Erfindung ...
Wildmeerschweinchen laufen von ihren Schlafplätzen unter Gesträuch und ähnlichem Sichtschutz nach oben zu ihren Weiden - und unsere Meerschweinchen stammen vom gemeinsamen Vorfahren mit den Tschudimeerschweinchen ab, die wiederum im Meerschweinchenparadies wohnten.
Ewig frisches Grün und immer Jungpflanzen, weil der Boden relativ warm und feucht war, über das gesamte Jahr Samenstände an Kräutern und Gräsern, nur wenig Gestrüpp, was die Weiden überwucherte aufgrund der Höhenlage und so gut wie nie Überschwemmungen oder gar Trockenzeiten ... das Futter wuchs den wilden Vorfahren in beliebiger Menge ins Mäulchen.

Die Domestikation war ähnlich, Fressi war jeden Tag frisch gepflückt in solchen Massen verfügbar, das konnte bis zum nächsten Tag gar nicht aufgefuttert werden - einzigstes Problem war, daß der Artenreichtum des Futters doch sehr zu wünschen übrigblieb und so gut wie nie Sämereien mit im Futter war, dafür aber solche Reste wie Kartoffelkraut und Co., eher ungeeignet als Futter, was eben auf der Wiese nicht zu finden war.
Auch hier schwammen die Meerschweinchen förmlich im Futter!
Rationierte Frischkost gabs für Hausmeerschweinchen und ihre Vorfahren nie ... das ist unnatürlich, das gibts erst seit einem Jahrhundert ca.

ewe78

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Vielen Dank für eure zahlreichen Beiträge zu dem Thema, ich seh schon, es ist komplex. Gerade solche Sachen wie mit der Epigenetik und der richtigen Muttermilch und Zitze, Wahnsinn, wer weiß sowas schon als Laie und dann wundert man sich eben...

Ich hab auch immer gedacht, wie gut, daß meine ein Polster haben, wenn sie mal krank sind. Dann kommt aber sofort das Thema Leberlipidose auf den Plan, hatte bei April ja nun auch Angst davor, bei 180g Gewichtsverlust in wenigen Tagen, wie schafft das die Leber mit dem Abbau und wann wird es eben kritisch? Und was ist mit schlanken Tieren? Würden die dann mit gleicher Erkrankung weniger Gewicht in der gleichen Zeit verlieren? Weil einfach weniger Polster da ist? Oder gleichzeitig auch schon Muskelmasse und nicht nur Fett? Die wären sonst ja gleich am lebenskritischen Punkt...

Ja ich höre das eigentlich auch nur so, daß die Nottiere im neuen Zuhause erstmal massiv zulegen und vorher wohl einfach nicht "ihr" Gewicht hatten. Egal wie sehr sich eine Notstation bemüht, sie können es gar nicht so hinrkiegen, wie wir Liebhaberhalter. Tabby hat übrigens trotz Saaten und drei Monaten guter Fütterung bei mir immernoch unförmige Köttel, bin mal gespannt, wie lange das dauert, bis sich da vielleicht mal was ändert, mit oder ohne Saaten, oder wie auch immer.
Das mit dem Neubesatz in Notstationen find ich auch einen ganz wichtigen Punkt. Da wo Tabby herkommt, leben einfach alle in einer Großgruppe, neue Tiere werden zack dazu gesetzt, funktioniert dort auch gut und ich hab eine Seele von Schwein, die super sozialisiert ist, bekommen. Aber ich hab die Notstation auch direkt gefragt, ja was machen Deine Schweine denn dann den ganzen Tag, wenn sie 20 Stunden lang rumrennen? Beschäftigen die sich miteinander? Suchen sie nach Futter? Spielen, toben, streiten sie? Sie konnte darauf gar keine richtige Antwort geben, ich denke also, viele bewegen sich so viel, weil sie anderen womöglich auch aus dem Weg gehen wollen, oder überhaupt weil sie sich insgesamt am liebsten zurück ziehen würden (die gemütlichen "Rollen auf Gehwarzen" : ). Das ist es, was Tabby hier bei mir auch tut, sie liegt meistens alleine irgendwo, um ihre Ruhe zu haben, eventuell hat ihr die lange gefehlt. Kann ich aber nur mutmaßen.

Die facebook-Gruppe war übrigens eine ganz kleine, harmonische, die sich mit wirklich guten Themen beschäftigt, den Austausch dort, schätze ich auch sehr! Nicht zu vergleichen mit anderen Gruppen, die man so kennt! Und sie haben mich zum Nachdenken angeregt, dafür bin ich dankbar, die Lösung ist sicher für die meisten von uns, dass wir einfach ausprobieren müssen, was den Tieren, die wir gerade in unserem Bestand haben gut tut und ihnen dann das zu geben, was sie wirklich brauchen.

Leinsamen fand ich immer wegen den Schleimstoffen für den Darm so gut. Hab mir jetzt überlegt, zumindest mal  für zwei Wochen die Saaten nicht aufzufüllen, wenn sie leer sind. Als Test. Mittlerweile denk ich eigentlich, die Gewichte werden dadurch dann nicht fallen, aber somit weiß ich es wenigstens. Und dann weiß ich auch, daß sie das Gewicht haben, welches sie haben, weil sie andere Dinge fressen (zu hochkalorisch, zu viel oder einfach auch ok und gut).
Da ich feige Nicht-Spring-Schweine hab, wird es bei uns mit dem erhöhten Stellen von Saaten wahrscheinlich nix, also dass sie damit zu körperlichen Leistungen animiert werden, aber versuchen kann ich es ja mal : )
Den Bauch-Hand-Test mach ich am Sonntag beim TÜV mal, durch ihre Rosetten und minimal längeres Fell, kann ich es beim Laufen so nicht sehen, wie weit der Bauch wirklich hängt.

Trotzdem nochmal diese Fragen an euch, weil ich es einfach nicht weiß:
Wieviel Saaten sind viel bzw. zu viel (sagen wir mal in EL pro Schwein und Woche oder so)? In der Natur stehen sie ja nicht ganzjährig zur Verfügung, bei uns schon.

Gibt es einen Grund, aus dem ein Schweinchen zuviel von Saaten essen würde? Gibt es überhaupt ein "ZUVIEL" (denn sie haben ja höchstwahrscheinlich das Bedürfnis, aber welches und warum)? Und dann würden sie auch definitiv dick machen?

Also ich spreche nun nur von aromatischen Saaten und sagen wir mal Leinsaat? Würde sich ein Schwein daran echt überfressen? Sie müssen ja auch nicht viel kauen bei den Saaten, werden aber ggf. schneller satt und mahlen weniger andere Futtermittel, kann sowas dann auch zu zu wenig Zahnabrieb und Problemen führen? Weil sie zu viele Saaten essen? Dieser letzte Gedanke lässt mich nicht los, weil wir ja auch noch nicht wissen, woher Aprils Zahnprobleme kamen...

Danke euch!





Murx Pickwick

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Meine Beobachtung:
Wenn dünne Meerschweinchen krank werden, gibts deutlich mehr Probleme, die schneller lebensgefährlich werden, wie wenn sie ein paar Pölsterchen auf den Rippen haben.
Dünne Meerschweinchen haben im Schnitt mehr Probleme im Winter und frieren schneller, wie Meerschweinchen mit Pölsterchen auf den Rippen.
Das ändert sich erst, wenn der Bauch anfängt auf dem Boden zu schleifen ... dann nehmen irgendwann adipositasbedingte Erkrankungen zu, allerdings sind sie selbst bei deutlichem Übergewicht ähnlich wie beim Hausschwein deutlich seltener, wie bei anderen Säugetieren.
Unsere schwarzen Löcher scheinen also an Mastbedingungen schon gut angepaßt zu sein ... (soll jetzt natürlich kein Aufruf dazu sein, zu versuchen, Meerschweinchen nen bodenschleifenden Bauch anzufüttern)

Das Problem mit der Leberverfettung ist hauptsächlich ein Eiweißproblem ... kann nicht mehr genügend Cholesterin gebildet werden oder aber nicht mehr genügend Eiweiße und Hormone, die für den Fettstoffwechsel notwendig sind, bleiben Fettsäuren unverarbeitet in der Leber ... und da nunmal Hormone etc gebraucht werden, werden sie angefordert, also weiterhin hergestellt, können aber nicht mehr abtransportiert und dorthin gebracht werden, wo sie gebraucht werden.
Die Fettleber entsteht ... es ist also ein Hungerproblem, kein Problem zuvieler Saaten und tritt deshalb deutlich häufiger bei Heu-bissi-Gemüse-Meerschweinchen auf, wie bei Meerschweinchen, die beliebig viel Frischfutter und Saaten zur Verfügung haben.

Wenn zuviel Energie gefuttert wird, was durchaus passieren kann, wenn viele Futtermittel mit hohem Energiegehalt, aber niedrigem Gehalt an Mineralstoffen, Spurenelementen, Eiweißen und Vitaminen gefüttert werden, dann findet eine andere Art von Verfettung statt - zuerst wird Nierenfett aufgebaut, danach kommt der Bauchraum und das Unterhautfettgewebe dran, was mit Fett gefüllt ist und irgendwann verfettet dann auch die Leber und ist nicht nur in Fett eingebettet - wir haben es also mit einem gänzlich anderen Phänomeen zu tun.
Besonders krass kann man bei Meerschweinchen eine solche Art Verfettung bei der Verfütterung extrem denaturierter Nahrung, wie Pellets (auch getreidefreien Pellets), Extrudaten, Mehlsaaten, Erbsen- und Haferflocken (oder andere Flocken) etc beobachten.

Aromatische Saaten zeichnen sich durch einen extrem hohen Gehalt an geschmacksintensiven Wirkstoffen aus, welche die Meerschweinchen davor bewahren, zuviel davon zu futtern ... ein zuviel an aromatischen Saaten gibts also tatsächlich bei Meerschweinchen nicht. Ein Zuwenig dagegen schon ...
Dabei werden aromatische Saaten sehr unterschiedlich gefressen, bei Darmproblemen und auch bei darmbedingten Immunproblemen werden beispielsweise teilweise extrem viele Schwarzkümmelsamen gefuttert. Dies scheint sich noch zu erhöhen, wenn Huminsäure ins Spiel kommt, diese scheint die für den Darm wichtigen heilenden Wirkstoffe aus den aromatischen Sämereien zu binden, also müssen für die gleiche Wirkung mehr gefressen werden.
Der bislang mir bekannte Rekord lag bei drei Teelöffeln Schwarzkümmelsamen täglich bei einem 820g schweren Meerschweinchen ... das ging fast eineinhalb Jahre lang so, danach wurde Schwarzkümmel kaum mehr angerührt. Als ich die Halterin das letzte Mal traf, sagte sie, der Samennapf würde gar nicht mehr angerührt (sie hat zwei Schweinchen) ...

Es ist denkbar, daß aufgrund des hohen Energiegehaltes von fetten Fetten Ölsaaten zu einem Problem werden könnten, zumal ja Ölsaaten auch eine optimale Nährstoffversorgung mit Mineralstoffen und Eiweißen bereitstellen ... es könnte also sein, daß sich Meerschweinchen das mühevolle Fressen von Blättern und Co sparen. Es gibt jedoch noch zuwenig Beobachtungen zu dem Thema, das könnte auch sein, daß Meerschweinchen sehr gut mit zurechtkommen und nie rationiert werden braucht.
Kurzum, wir wissen es nicht.
Das einzige, was wir wissen, es geht auch ohne Ölsaaten, zumal vor allem Schwarzkümmelsamen, die einen genügend hohen Wirkstoffgehalt haben und deshalb nicht als Ölsaat, sondern als aromatische Saat gefressen werden, ihrerseits alle essentiellen Fettsäuren liefern, die für Meerschweinchen notwendig sind.
Ölsaaten sind beispielsweise Leinsaat, Leindotter, Mariendistel (ist eigentlich auf der ernährungsphysiologischen Grenze von aromatischer Saat und Ölsaat), Sonnenblumenkerne, Mohn etc.

Noch weniger wissen wir über die Wirkung von Nüssen auf Meerschweinchen.

Mehlsaaten können bei entsprechender Veranlagung oder Vorschädigung durchaus zu einer Sucht führen ... es werden mehr gefressen, wie gebraucht werden und das kann zur Verfettung führen. Das liegt an der Verarbeitung von Stärke zu Zucker und dem damit verbundenen Anstieg des Glucosespiegels im Blut. Insulin ist nur dafür da, möglichst schnell einen zu hohen Glucosespiegel auszugleichen, indem Glucose zu Fettsäure umgewandelt und als Unterhautfett und Nierenfett eingespeichert wird.
Leberverfettung durch Mehlsaaten tritt erst dann auf, wenn der gesamte Bauchraum zur Einlagerung von Fett benutzt wird ... jeder TA "freut" sich, ein solches Tier zu operieren, weil er vor lauter Fett die Organe nur noch schwer findet. Selbst die Geschlechtsorgane sind dann total zugefettet.

Schmerzmittel fast aller Art können zur Sucht führen ... dazu gehören auch Salicin aus der Weidenrinde, diverse Wirkstoffe im Hanf oder diverse Alkaloide im Schlafmohn. Einzige Ausnahme sind Scharfstoffe ...
Bislang sind solche Süchte bei Meerschweinchen nicht beschrieben worden, die scheinen damit sehr gut umgehen zu können. Ich glaub nicht, daß wir das bei Meerschweinchen berücksichtigen müßten.

Ich verlaß mich jetzt einfach drauf, daß ihr nachfragt oder verbessert, wenn da jetzt Fehler im Text sind, oder Widersprüche oder ähnliches, hab nicht viel Zeit und hab deshalb weder gegengelesen, noch strittiges geprüft ... sondern nur aus dem Kopf hingeschrieben, was mir auf die Schnelle einfiel.

ewe78

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Danke Murx! Sehr interessant mal wieder.

Der Handtest bei Tabby fiel folgendermaßen aus: viel fehlt nicht mehr zwischen Bauch und Boden : ) Und wieder 20g zugenommen!

Da alle eh fast nur Schwarzkümmel essen, werd ich den beibehalten, ich glaub auch langsam, mir kommt es nur so vor, daß es zuviel ist, 3 TL am Tag bei dem 820g Schweinchen, Wahnsinn, soviel essen meine vier in 1-1,5 Wochen. Mariendistel schau ich mal, wie ich mit umgehe und Leinsamen kann ich ja mal ne Zeit lang weglassen testweise.

Nüsse hab ich noch nie gegeben, eine Freundin meinte aber mal, ihre stehen total auf Mandeln.

Hugomero

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Syna hat bei mir neulich die 50 Gramm Schwarzkümmel nahezu alleine aufgesaugt  :nein:

gestern ist in einer FB Gruppe eine ursprünglich einfach gestellte Frage von einer ganz lieben Meeri Halterin bezüglich Saaten und Trockengemüse ziemlich ausgeartet; sie hat ein wenig Kummer mit ihren Schweinchen, normalerweise ein gutes Bauchgefühl , aber lässt sich leider auch manchmal verunsichern...

jedenfalls ging es am Schluss darum, daß Saaten "schädlich" sind, dafür sind Pellets beliebt (die neuen quellen ja im Test mit Wasser gar nicht mehr so stark auf wie früher ) war auch von den Schreibern nicht ironisch gemeint, dann gibt es einige die Trockenfutter geben, weil durch Vitamin C die Tiere gut versorgt sind

ja, ich hab mir dann die Kommentare verkniffen, ob sie es "brauchen" oder nicht...ich merke, es tut meinen gut, daher biete ich es auch an (wobei auch am meinsten Schwarzkümmel gefressen wird, aber auch Fenchel und Anis) und je länger die Tiere hier sind, umso weniger gierig sind sie
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Vio

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Ich möchte mich auch für den interessanten Text bei Murx bedanken. Hatte bisher aber noch nicht viel Zeit, ihn richtig zu durchdenken, aber da das Thema recht neu für mich ist, könnte ich jetzt eh keine Fehler entdecken, denke ich  :g:

@Hugomero: Dein Bericht von dem Vorfall in der FB Gruppe schockiert mich jetzt schon etwas  :traurig: Schade, in welche Richtung das gerade wieder läuft... Pellets sind super, zu kleine Käfige /Gehege auch kein Problem... u.a. aus Frust diesbezüglich hab ich sämtliche FB Gruppen verlassen. Ich verstehe nicht, warum die ganzen Dinge, die in den letzten Jahren optimiert wurden, nämlich artgerechtere Ernährung und genug Platz, nun vielen plötzlich gar nichts mehr wert sind. Da kann ich mich nur fragen: was ist mit den Menschen los, dass sie so denken? Geht's denen überhaupt um die Tiere? Natürlich darf jeder seine Meinung haben, aber ich denke doch, dass clevere, hinterfragende und sich um seine Tiere bemühende Menschen einsehen müssen, dass Pellets nicht das Gelbe vom Ei sind und nicht besser als Saaten... Vermutlich wird da dann auch wieder viel einfach hinterhergeplappert und so entstehen wieder neue, sich gut haltende Mythen, die vielen Tieren die Gesundheit kosten können... Ich bin auf jeden Fall dankbar, den Anstoß zum "Aufwachen" erhalten zu haben hier im Forum und hinterfrage auch in Zukunft alles kritisch, zurück zu den Pellets schließt sich für mich daher absolut aus...
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Hugomero

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@ Vio, hab gestern an Dich gedacht...das Lesen hätte Dich wieder Nerven gekostet... (Ich hab es auf den Vollmond und Vorweihnachtsstress geschoben :wall:)

ich bin auch dankbar, daß in inzwischen vieles hinterfrage, ich finde jeder kann dazulernen, aber wenn ich dauernd Pellets, Bene Bac und Co lese...

und zum ursprünglichen Thema zu kommen: Urmel würden einige Gramm mehr gut tun, sie hat ja nur 1030 ...aber der Großteil der Schweins bei mir hält das Gewicht beim Tüv fast auf das Gramm genau, finde ich faszinierend
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Vio

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 :D ich glaubs... ich hätte mich bestimmt aufgeregt  :haha:

Also hier nehmen die Tiere, die augenscheinlich die meisten Ölsaaten futtern, eigentlich gar nicht zu, das sind zur Zeit z.B. Quenni (ca. 1100g) und Blüt (auch ca. 1100g). Wenn Ölsaaten richtig flott dick machen würden, müssten die beiden eine dicke Pocke haben  :g: Ok, kommt natürlich auch auf den Stoffwechsel an, aber beide sind keine schwarzen Löcher, bei denen nix auf die Rippen geht...
Quenni saugt Leinsamen auch gern auf, er braucht sie wohl :-)


Zu der Frage und Unterhaltung, warum Erbsenflocken zeitweilig Schweine "süchtig" machen können, gehts hier :-)
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Piggilotta

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Ob oder warum Saaten manche Schweine dick machen kann ich nicht beurteilen -
ich find in dem Zusammenhang das Wort "Saaten" auch bissl arg allgemein gehalten.
Also dass meine Wutzen, wenn ich 3 Esslöffel Hafer füttere nach 3 Tagen ALLE 2 Löffel Fett mehr auf den Rippen haben ist mir auch schon aufgefallen - das fand ich aber so komisch, dass ich es eher für ne allgemeinere Stoffwechselgeschichte halte.
Ich mache es jetzt so: ab August/September fütter ich was "fetter", damit sie Winterspeck sammeln können, ich heize das Zimmer ja nicht, da geht es auch mal bis 0 Grad runter, (im Februar).
In der Natur futtern die Tiere sich ja auch zur Erntezeit voll und nicht erst wenn´s friert.
Also ab Herbst gibt es Mais, als ganzen Kolben, mit Hülle, der erste hält 3 Tage, danach die über ne Woche.
Auch was mehr Wurzeln (keine Möhren mehr; Pastinaken, rote Beete, Sellerie) (und viel Kohl, meist Spitzkohl, viel Kohlrabiblätter; bissl Paprika und Chicoree). Erwähne ich deshalb, weil es das von Frühling an wieder deutlich weniger gibt.
Und ich hab den Sommer über kaum Saaten aufgefüllt, hab aber immer noch die Dillstängel im Angebot - das scheint ihnen Wirkstoffmässig zu reichen. (An Trockenkräutern auch noch Zinnkraut, Eibisch und Malve/Hibiskusblüten).
Ich finde die Versorgung mit essentiellen Fettsäuren schon wichtig - das hat aber ja nix mit "erhöhter Kalorienzufuhr" zu tun.
Da hab ich das Gefühl, es liegt am "Sammelbegriff Saaten".
Da es mir auf die Wirkstoffe ankommt bleib ich lieber beim "Sammelbegriff Gewürze", sozusagen.
Ewi, mein einziges Schreischwein, läuft auch zum Dillpott hin, wenn der zur Neige geht und quiekt von da....
(Und vielleicht fressen sie nur deshalb jetzt wieder mehr Saaten aus dem Saatenpott, WEIL es mehr "ungesundes" fettes/stärkehaltiges (Winter)Futter gibt?)