Autor Thema: Milan hat Durchfall!  (Gelesen 15508 mal)

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Murx Pickwick

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 15 am: 17. Mai 2018, 11:12 Uhr »
Momentan schießt das Gras, es ist recht eiweißreich und nährstoffreich. Theoretisch müßte die Schweinerei nun ca. 60% von dem fressen, was sie im Herbst gefressen hatten ... naja, die Praxis sieht anders aus, ich hab das so krass bei meiner Schweinerei nie beobachten können, aber sie hatten im Frühjahr und Sommer doch merklich weniger gefressen wie im Herbst (es sei denn, ich hatte im Herbst viel Möhren oder Kohl gehabt, dann war der Effekt gar nicht bemerkbar).
Allerdings muß ich dazu anmerken, daß ich ja immer nur Pi mal Daumen abschätzen konnte, weil ich ja die Grashalme nie ausgemessen hab, wieviel sie da von der Weide fraßen ... da kann man sich auch stark täuschen.

Schweinchenmama

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 16 am: 17. Mai 2018, 15:33 Uhr »
Diese Infos finde ich auch sehr interessant.
Da ich in Nikis Futterliste Sauerklee und Sauerampfer gelesen habe und Murx Mangold und Spinat als Eiweißpflanzen erwähnt, würde mich mal interessieren, was es zur Oxalsäure in diesen Pflanzen zu sagen gibt. Die soll ja nicht so gesund sein und unter anderem auch Steinbildung begünstigen. Aber ich weiß nicht so Genaues darüber, schon gar nicht, wie es sich bei Meerschweinchen auswirkt. :frage:

Heute habe ich auf der neu gefundenen Futterwiese auch Sauerampfer entdeckt und ein wenig davon mit gepflückt... meine Schweinchen machen gerade ein ausgiebiges Nachmittagsschläfchen, daher weiß ich noch nicht, ob ihnen das schmeckt... und ich weiß halt auch nicht, wie viel sie davon fressen dürfen....

Daher hoffe ich hier auf Murx...  :-) Oder wer weiß darüber etwas?

Schweinchenmama

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 17 am: 17. Mai 2018, 16:15 Uhr »
Gerade habe ich gesehen, dass Murx hier im Forum schon einiges dazu geschrieben hatte...
http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=703.msg8274#msg8274
http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=251.msg18167#msg18167
http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=251.msg13848#msg13848
...die Frage tauchte offenbar immer wieder mal auf, nicht nur bei Neulingen wie mir  :peinlich:

Falls noch jemand, wie ich, auf der Suche ist: ich habe vorhin noch etwas erklärende Information hier gefunden: http://www.oxalsaeure.net/oxalat-nahrung/

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht daraus hervor, dass immer genug Kalzium gleichzeitig in der Nahrung vorliegen soll, damit das Oxalat sich schon im Magen/Darm ans Kalzium bindet und über den Darm, statt über die Nieren ausgeschieden wird. Insofern..
- schützt die Oxalsäure einerseits vor zu viel Kalzium
- kann bei wenig Kalzium dessen Aufnahme verhindern und einen Mangel begünstigen
- und wird selbst zum Problem, wenn zu wenig Kalzium da ist....
Es kommt also auf das Verhältnis der verschiedenen Stoffe an... wie eigentlich immer, was das Ganze so schwierig macht, wenn man ein Problem hat und ein Gleichgewicht herstellen will und so viele Faktoren mitspielen.... :frag: :traurig:

Offenbar gibt es Menschen, die eine Oxalsäure-Resorptionsstörung haben und dann zu viel Oxalat im Urin ansammeln, was Kalziumoxalat-Steine bildet... vielleicht gibt es das auch bei einzelnen Meerschweinchen, die dann auf die Oxalsäure in der Nahrung empfindlich reagieren, obwohl Meerschweinchen damit sonst gut zurechtkommen? Ich denke da jetzt an Blümchen und andere Schweinchen, die trotz Oxalat-Angebot Blasenprobleme haben  :frage:
Da müsste die chemische Untersuchung der Steine dann aufschlussreich sein.... allerdings würde mir dazu das Fachwissen und vermutlich die entsprechende Ausrüstung fehlen....

Ohne so eine eventuelle individuelle Empfindlichkeit kann ja, so wie ich Murx verstehe, offenbar alles Oxalathaltige bedenkenlos verfüttert werden.... daher hab ich das gleich mal probiert:
Der erste Sauerampfer wurde von meinem Schweinchen, das immer alles Neue kostet, gerade zufrieden aufgegessen und der zweite Stiel wird gerade schon von einem anderen Schweinchen gekostet: Scheint zu schmecken  :g: Nachschub wird gerade bestellt...  :bravo:
Womit ich das Nahrungsangebot wieder erweitern kann  :freu:

Murx Pickwick

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 18 am: 17. Mai 2018, 18:18 Uhr »
Meerschweinchen sind Pflanzenfresser, ihnen ist angeboren, auf das richtige Verhältnis von Oxalsäure/Oxalaten und Calcium im Futter zu achten - erst wenn der Mensch glaubt, da eingreifen zu müssen, und beispielsweise auf eine calciumarme Ernährung bei seinen Schweinzerls zu achten, geht es schief - denn dann können die Meerschweinchen irgendwann nicht mehr das richtige Verhältnis fressen, weil entweder das Eine oder aber das Andere oder, am Schlimmsten, Beides fehlt ...

Meerschweinchen sind Nagetiere mit ständig nachwachsenden Backenzähnen, sie brauchen deutlich mehr Calcium, wie wir Menschen - und deutlich mehr Oxalsäure/Oxalate (und als Grasfresser deutlich mehr Silicate). Wenn man Wiese satt füttert, ist genügend von Beidem enthalten - spätestens dann, wenn man nur Wiesenheu und das aus der Wiese verfüttert, was man kennt, stimmt das Verhältnis nicht mehr, meist fehlt dann Calcium, weil die meisten Pflanzen, die der Halter so gemeinhin kennt (Löwenzahn beispielsweise oder Gräser) eben zuwenig Calcium enthalten. Deshalb ist es ja so wichtig, Wiese zu füttern - und keinesfalls einzelne ausgesuchte Gräser und Kräuter aus der Wiese!
Die beste Mischung bekommt man, wenn man auf mehreren artenreichen Wiesen mit verbunden Augen pflückt, ohne Angst vor Giftpflanzen ... die Pflanzenbestimmung ist nur eine Sache des Interesses, es ist nicht nötig, um herauszufinden, ob ein Meerschweinchen das, was man vorlegt, auch "fressen darf".
Wird genügend Wiese verfüttert, ist es nahezu ausgeschlossen, daß die Meerschweinchen sich an Pflanzen vergiften - werden jedoch nur einzelne Pflanzen aus der Wiese ausgesucht und diese verfüttert, steigt die Wahrscheinlichkeit von ernährungsbedingten Krankheiten enorm an. Wird nur Löwenzahn und ein paar Gräser verfüttert, kann man sich sicher sein, daß die Meerschweinchen erkranken, das ist zu einseitig für einen generalistischen Pflanzenfresser, wie es nunmal unsere Meerschweinchen darstellen. Die brauchen ordentlich "Gift" in ihrer Nahrung (also hohe Mengen an Calcium, Oxalsäure, Silicate, Alkaloide unterschiedlichster Art, cyanogene Glycoside usw usf).
Wir Menschen sind zwar auch Generalisten - aber erstens sind wir nicht, wie die Meerschweinchen, Standortweider, sondern eine stark wandernde Tierart (Homo sapiens sapiens hat innerhalb von nur wenigen zehntausend Jahren die gesamte Erde bevölkert!) und zweitens sind wir von Natur aus Gemischtköstler, das heißt, wir verdünnen auch noch unsere pflanzliche Ernährung mit tierischer Kost (normalerweise zumindest; ca. 1% - 2% der Menschheit macht das seit einigen Jahrzehnten nicht mehr und lebt nur noch von Pflanzen, was nur deshalb geht, weil wir unser Gemüse nahezu wirkungsstofflos gezüchtet haben - da braucht nix mehr verdünnt zu werden). Für uns wäre eine Kost, wie sie die Meerschweinchen zur Gesunderhaltung dringend brauchen, krankmachend.

Eine Oxalsäure-Resorptionsstörung verursacht Nierengries und Nierensteine - kein Blasengries und keine Blasensteine! Sie ist bei Meerschweinchen äußerst selten, da Meerschweinchen mit einer solchen Resorptionsstörung als Pflanzenfresser meist nicht mal lange genug leben, um für Nachkommenschaft zu sorgen. Wir Menschen als Gemischtköstler überleben eine solche Oxalsäure-Resorptionsstörung deutlich länger, zumal wir mit der tierischen Kost durchaus etwas haben, womit wir auch unseren Stoffwechsel mit einer solchen Resorptionsstörung günstig beeinflussen können - es gibt also eine enorm hohe Chance, daß wir eine solche Resorptionsstörung an unsere Kiddies weitergeben.
Man kann allerdings bei Meerschweinchen etwas ähnliches erzeugen, was sowohl zu Nieren- als auch zu Blasensteinen führt: Das Supplementieren mit hohen Gaben an Vitamin C ohne die für die Verarbeitung notwendigen Carotionoide in der Ernährung (Meerschweinchenpellets beispielsweise oder mit Vitamin C angereichertes Trinkwasser). Auch hohe Vitamin-D-Werte in der Ernährung können zu Nierengries (nicht aber Blasengries) führen.

Für Meerschweinchen kann allerdings noch etwas anderes fatal wirken:
Sie haben sich zwar an ein Leben bei wasserreicher Kost und ohne Trinken angepaßt, was sie aber nicht können, ist durch Trinken einen zu niedrigen Wassergehalt in der Nahrung auszugleichen ... wenn also Meerschweinchen dazu gezwungen werden, viel Wiesenheu zu futtern oder aber viele getrocknete Kräuter bekommen, ohne daß sie die Möglichkeit haben, genügend Wasser über Wiese und/oder blättriges Gemüse und Bambus aufzunehmen, werden sie zwangsweise vermehrt Blasengries ausscheiden ... oft führt eine solche trockene Ernährung trotz genügend Trinkwassers zu gefährlichen Blasensteinen, die schnell wachsen - und an der Stelle kommen dann unsere TÄ und raten auch noch zu einer calciumarmen Ernährung, was das ganze Problem noch mehr verschärft!

Daumenregel:
Je mehr Wirkstoffe, Zucker und/oder Stärke Pflanzen enthalten, desto ungesünder sind sie im getrockneten Zustand, auch dann, wenn sie im frischen Zustand bei vollem Wassergehalt notwendig zur Gesunderhaltung der Meerschweinchen sind. Die meisten Kräuter in der Wiese kann man also gar nicht durch zugekaufte getrocknete Kräuter ersetzen ...
Dabei sind allerdings unsere Meerschweinchen nicht ganz so empfindlich, wie die Kaninchen.
Ist genügend Wiese und/oder blättriges Gemüse, Bambus im Angebot, sollten auch getrocknete Kräuter nicht schaden. Sie fressen dann genügend Frisches und ergänzen nur bei der Trockenkost.

Schweinchenmama

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 19 am: 17. Mai 2018, 20:49 Uhr »
Sehr interessant, danke für die Erklärungen, Murx
Meine Schweinchen naschen nur an den getrockneten Kräutern, die nutzen sie offenbar instinktiv nur selten, weil es immer möglichst viel Frisches gibt.

"Wiese" betrachte ich jetzt wieder mit anderen Augen, allerdings bin ich vermutlich doch zu ängstlich, um mit verbundenen Augen auch Giftpflanzen mitzupflücken... :traurig:
Eigentlich habe ich schon instinktiv immer versucht, möglichst alles, was auf der Wiese wächst, mitzupflücken und möglichst auf mehreren Wiesen auf diese Weise Futter zu holen. Jetzt werde ich noch mehr darauf achten.
Bei uns haben die Gräser jetzt angefangen zu blühen und ich will jetzt aus Interesse mal bestimmen, welche Gräser auf meinen Wiesen wachsen. Immerhin konnte ich in den letzten Tagen schon sehen, dass es ziemlich viele verschiedene gibt mit einer bunten Mischung an Wildkräutern dazwischen.

Piggilotta

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 20 am: 18. Mai 2018, 15:02 Uhr »
Zitat
Daumenregel:
Je mehr Wirkstoffe, Zucker und/oder Stärke Pflanzen enthalten, desto ungesünder sind sie im getrockneten Zustand, auch dann, wenn sie im frischen Zustand bei vollem Wassergehalt notwendig zur Gesunderhaltung der Meerschweinchen sind.
Murx, könnte man das eventuell auch umgekehrt sehen? "Der Pflanzenteil, der weniger Inhaltstoffe enthält, ist im getrockneten Zustand für die Wutzen super attraktiv"? Ich such ja immer noch ne Erklärung dafür, warum sie so auf die getrockneten DillSTÄNGEL abfahren. Da sind die "normalen Geschmacksträger" ja gar nicht dabei (ich nehme an, es ist ein "Abfallprodukt" der zu verkaufenden Dillspitzen). Ich hab neulich nochmal frischen Dill daneben angeboten - schauen sie mit dem Po nicht an, ist vergammelt.


Und, ich kann es mir nicht verkneifen: bei meiner "Wiese" zieht das mit dem "Blindsammeln" nicht, dann erwisch ich nur Weidelgras und Klee. Die "Unkräuter" siedeln sich eher in den Ecken an, da hab ich dann auch Taubnesseln und Lattich und Co. Was ich mache, ist beim "Unkrautrupfen" alles zusammen zu lassen, da bekommen sie alles, was nicht ins Blumenbeet gehört, ohne dass ich nochmal trenne.

Aber ich weis schon, was du meinst, ne "richtige Wiese" halt, nicht einen Rasen, der mal von nem altmodischen Kaninchenhalter mit Klee und Weidelgras eingesät wurde.
Aber "abmagern" fang ich auf Bördeboden nicht an, das wäre ein Sakrileg, in meinen Augen.
Da schneid ich lieber fleissig die anderen Grassorten ab und lass das Weidelgras überstehen, bzw. sortier die Stellen damit beim Heumachen aus, in der Hoffnung, dass es so mit wenig Aufwand von selber zurückgeht.

Murx Pickwick

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Antwort: Vielfältiges Angebot und trotzdem Probleme
« Antwort 21 am: 18. Mai 2018, 16:10 Uhr »
Dill hat in den Blattspitzen hauptsächlich leichtverdauliche Zucker, er kommt da durchaus auf 50 - 60%!
Tja ... und das ist halt für die Meerschweinchen eigentlich nicht ganz so gesund ...

Dillstengel enthalten vergleichsweise wenig Zucker, dafür aber den höchsten Anteil an Monoterpenen in der Pflanze - und da dürften deine Meerschweinchen eigentlich hinterher sein.
Die Monoterpene reichern sich beim Trocknungsprozeß an ... die Terpene im Dill sind nicht so wirklich stabil und zerfallen in Monoterpene. Damit ist die Konzentration auf die Trockenmasse gerechnet im getrockneten Dillstengel deutlich höher, wie im frischen Dillstengel. Dazu kommt, daß diverse Carotinoide beim Trocknen aus den Blattspitzen in die Stengel gezogen werden - daß wir mit getrockneten Dillblattspitzen würzen, ist also gar nicht so gesund, gesünder wären die getrockneten Stengel ... die sind auch aromatischer, aber man beißt eben auch draufrum, die verteilen sich einfach nicht so gut im Salat, wie die hauchfeinen Dillspitzen.

Dill gehört mit seinem hohen Wirkstoffgehalt (ebenso wie Brennessel und Schachtelhalm übrigens) zu den wenigen Kräutern, für die die obige Daumenregel nicht gilt ... er ist auch getrocknet gesund für Meerschweinchen, zumal er ja nur als Gewürz, also nur in kleinen Mengen getrocknet gefressen wird.

Wenn du Dill im Garten oder Blumentopf kultivierst, wirst du vermutlich noch ein Phänomeen beobachten können ... die meisten Meerschweinchen fressen liebendgerne den Dill im Garten oder aus dem Blumentopf - schneidet man den gleichen Dill jedoch ab und legt ihn den Meerschweinchen vor, wird er oftmals gar nicht mehr angerührt ...
Ich vermute, daß durch die haarfeinen Blattspitzen des Dills dieser gar nicht gut gegen Fäulnis und Co geschützt ist und sich deshalb relativ schnell Fäulnisbakterien, Schimmelpilze und was man sonst an Mikroorganismen eigentlich gar nicht im Essen haben will, sich ansammelt - und ihn ungesund werden läßt (das Gleiche passiert mit Gartensalaten, allen voran dem Kopfsalat aufgrund der desolaten Cellulosestruktur).
Tatsächlich schmeckt Dill schon nach kurzer Zeit "alt" und "gammelig", gar nicht mehr so wie Dill, wenn man ihn abschneidet und liegenläßt ... tja, in den Geschäften gibts den Dill allerdings nur selten im Blumentopf.

Ich kann es leider in Ermangelung eines eigenen Gartens nicht mehr ausprobieren, aber eigentlich müßte man das Mob Grazing imitieren können ... du rupfst das Gras möglichst dicht über der Grasnarbe ab, aber schnellgerupft, nicht saubergerupft ... dann düngst du die ganze Chause mit Meerschweinchenkötteln, schmeißt das aberupfte Weidelgras drüber (Klee kannst du verfüttern) und stampfst das Ganze ordentlich fest, als wenn da ganze Heerscharen an Rindviechern, Bergzebras und Gnus drübergelatscht wären.
Nun läßt du das Gras in Ruhe wieder wachsen, so mehrere Wochen lang, damit es sich vom Streß erholen kann.
Auf die Art und Weise müßtest du theoretisch auch dem Weidelgras beikommen können, einfach weil es an solches Mob Grazing gar nicht mehr so wirklich angepaßt ist, es ist ja ein Wirtschaftsgras. Die anderen Grasarten dagegen dürften nun anfangen zu wachsen wie blöd - bevor die nächsten Herden an wandernden Weidegänger drüberlatschen und sie kurz und klein rupfen.
Fehlt nun nur noch der Eintrag an unverdautem Saatgut ... kannst du unterwegs sammeln, alles was Samen trägt, egal ob Gräser oder Kräuter, nimmst du einfach mit und beim nächsten Ernten und Drübertrampeln trampelst du genau diese Samenstände vollständig ordentlich mit den Meerschweinchenkot und den Gräsern fest.

Der Effekt ist, daß das Bodenleben extrem angeregt wird - und das Wurzelwachstum der Gräser auch. Nur das Wirtschaftsgras ist halt ein wenig extrem gestreßt, es kann zwar das Betrampelt werden und das Abgefräst werden sehr gut ab, aber was es gar nicht mag, ist es, wenn die übrigen Gräser anfangen, schneller zu wachsen, wie das Weidelgras selbst. Hier dürften übrigens Quecken sehr gute Dienste tun. Die werden auch gern von Meerschweinchen gefressen.
Du mußt nur drauf achten, daß das Weidelgras möglichst wenig Samen bilden kann ... sonst paßt es sich schneller an solcherart Gegebenheiten an wie Knaulgras und Co.

Wenn du dagegen die Weidelgras-Kleegemeinschaft so läßt, wie sie ist, wird sich nix ändern, Weidelgras ist genau dafür gezüchtet worden. Notfalls tut es sich einfach nur mit Mikroorganismen zusammen, die Mutterkornalkaloide herstellen - und wird nun extragiftig für Meerschweinchen.

Hier mal ein sehr guter deutscher Artikel zum Thema Mob Grazing, damit man sich darunter überhaupt irgendwas vorstellen kann:
https://www.freizahn.de/2016/08/ganzheitliches-weidemanagement/
Die Erklärung mit den großen Beutegreifern ist allerdings falsch ... es ist vielmehr so, daß die großen Herden innerhalb kürzester Zeit das Gras wegfressen und niedertrampeln und alleine deshalb schon weiterwandern müssen. Gerade in Afrika wandern die Gnus dem Regen hinterher, weil sie angewiesen sind auf schönes, eiweißreiches, junges Gras - die übrigen großen Weidegänger tapern den Gnus hinterher und innerhalb nur weniger Tage ist so wenig da, daß die gesamte Weidegemeinschaft weiterwandern muß, ob sie will oder nicht, weil es einfach für große Herden dann nix mehr zu beißen gibt.
Man sieht das sehr schön auch noch in Asien, daß es keine Beutegreifer braucht ... die Tschirus wandern auch heute noch zwischen den Weidegründen, wo sie ihre Kinder zur Welt bringen, und elendig vielen Kilometern entfernten Weidegründen hin und her. Das waren mal derartig riesige Herden, daß denen früher keine andere Wahl blieb, wie hin und her zu wandern, einfach weil diese riesigen Herden innerhalb weniger Tage alles wegfraßen, was auch nur halbwegs verträglich für sie war. Die haben den Wanderrhytmus nun derartig drin, daß sie den auch beibehalten, trotzdem es nur noch einen Bruchteil der Tschirus gibt.
Würden sie Beutegreifern versuchen, davonzulaufen, würden sie die Weidegründe, wo sie ihre Jungen zur Welt bringen, meiden - denn da sammelt sich mordernerart und Weise der gefährlichste Beutegreifer: Motorisierte Menschen mit Schießprügeln!

In Deutschland mit den wilden Weiden klappt das nicht ... die Herden sind niemals an einem Ort so konzentriert, daß sie die gesamte Wiese innerhalb von Tagen abfressen, sondern sie verteilen sich gleichmäßig übers Land ... damit bleibt jedoch der Mob Grazing Effekt aus. Daß die Wiesen dennoch immer artenreicher werden, sind andere Effekte, die da greifen (beispielsweise die gleichmäßige Düngung per Kot) - allerdings verdrängen jetzt schon in Thüringen auf den wilden Weiden vielerorts Kräuter die Gräser ... und auch der Humusaufbau ist nicht so krass, wie in Steppen mit riesigen wandernden Großviehherden.

Piggilotta

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« Antwort 22 am: 18. Mai 2018, 18:35 Uhr »
Danke, Murx, auch für den link - und: grade rechtzeitig, ich wollte über Pfingsten Heu machen. Letztes Jahr hab ich auch schon mal überlegt, mir Schuhe so umzubauen ("Kufen") dass ich damit Hufe imitieren kann (als leichtgewichtige Barfussläuferin wird das nix...), da meditier ich jetzt nochmal drüber.

niki+

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« Antwort 23 am: 23. Mai 2018, 11:56 Uhr »
Die Böhnchen sind nun etwas besser, ich glaube, der Schilf oder die seggen  haben geholfen...
Wegen stachellattich: ich glaube ich habe ihn kürzlich auf dem vogelschutzstreifen gesehen wo auch viel -nun langes- knäulgras wächst. Aber wie weiß ich dass es kein giftlattich ist? Ich habe eine Pflanze angeschnitten und aus der Schnittstelle kam weiße Milch, die sehr bitter roch. Irgendwie war die Pflanze nicht einladend....nun ich bin ja kein Meerschweinchen...(aber wenn die Gräser aus dem Korb duften wünsche ich mir oft eine Kuh zu sein...)
Was absolut neu ist: ich habe frühkraut gekauft (in D früher Weißkohl genannt?) - die äußeren Blätter waren noch grün- und die meeris lieben es!! Es ist das erste mal dass sie wirklich zulangen beim Kohl! Interessant...

Murx Pickwick

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« Antwort 24 am: 23. Mai 2018, 12:38 Uhr »
Ich mußte erstmal nachschauen, was überhaupt Frühkraut ist ... den Ausdruck kannte ich noch nicht ...

Die Besonderheit von Frühkraut ist wohl, daß es ein Weißkohl ist, der zwischen April und Juni geerntet wird ... das hat dann zur Folge, daß das Frühkraut insgesamt weniger Senfölglycoside enthält, dafür aber mehr Chlorophyll und Carotinoide (zumindest tendenziell, wird bestimmt immer die Ausreißer geben, wo es genau andersherum ist, ist ja letztendlich die gleiche Art wie Weißkohl). Dadurch hat das Frühkraut auch für uns Menschen einen angenehmeren Geschmack.

Der Giftlattich unterscheidet sich hauptsächlich durch die Blätter vom Stachel-Lattich. Während der Stachel-Lattich stark eingebuchtete und mehr oder weniger zerfranst wirkende Blätter hat, sind die vom Giftlattich nur gezähnt und ungeteilt, nur wenige Blätter des Giftlattichs haben sowas wie Ausbuchtungen oder Spitzen. Die Blätter vom Stachel-Lattich wachsen oft mit senkrechter Blattspreite, also mit der Blattspitze dem Himmel zugewandt, der Giftlattich dagegen hat immer waagerechte Blätter, die niemals senkrecht stehen.
Wenn die Pusteblume sich ausgebildet hat, hast du ein weiteres Unterscheidungsmerkmal - die Samen des Stachel-Lattichs sind bräunlich, gräulichbräunlich oder hellgräulich, die des Giftlattichs dagegen sind schwarzbraun bis tiefschwarz.
Der Giftlattich ist deutlich seltenerer wie der Stachellattich - wäre dann aber für dich und deine Schweinerei ein echter Glücksfall, denn die Wirkstoffe des Giftlattichs sind die gleichen, wie beim Stachellattich (halt Lactucopikrine), aber in einer deutlich höheren Dosierung - schlecht für uns Menschen, gut für Meerschweinchen, weil dann von den Lactopikrinen trotz des effizienten Aufschlusses von Nahrung im Meerschweinmagen immer noch was im Darm ankommt ... und damit mithilft, die Darmgesellschaft zu regulieren. Außerdem helfen Lactucopikrine gut, um Chlamydien in Schach zu halten. Weiterhin wird ihm ein schmerzstillender Effekt nachgesagt, was bei zuviel Luft im Darm oder bei Schmerzen beim Pullern wichtig sein kann.
Der Stachellattich hat definitiv keine schmerzstillende Eigenschaft bei Meerschweinchen - der Giftlattich hat eventuell genug Wirkstoff, um tatsächlich eine leicht schmerzstillende Wirkung zu haben.

Für uns Menschen ist der Giftlattich ungenießbar, schon der Geschmack ist furchtbarlich und hindert ziemlich zuverlässig, daß sich Menschen das Zeug ins Gemüse schnippeln - wer sich als Mensch das Zeug in größeren Mengen dennoch reinwürgt, dürfte ziemlich Matsche bekommen ...
Früher hatte man den Milchsaft des Giftlattichs eingetrocknet und als Opiumersatz benutzt - was durchaus für eine schmerzstillende Wirkung spricht.

niki+

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« Antwort 25 am: 24. Mai 2018, 16:32 Uhr »
Es ist also eh Stachellattisch, die Blätter wachsen alle senkrecht. Habe heute ganz viele geerntet, auch junge zarte Exemplare und Blümchen hat sie nach erstem Misstrauen gemampft. Auch Tina hat dann zugeschlagen. Milan ist noch in Angststarre, da ich die Wiese in den Auslauf getan habe und er nach der auslauf-Winterpause noch ziemlich verkrampft ist im Auslauf.
Danke für den super Tipp, auf dieser Wiese wächst das zeug nämlich en masse!

Den japanischen Staudenknöterich habe ich noch nicht entdeckt, werde aber meine Augen offen halten. :-)