Autor Thema: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen  (Gelesen 50383 mal)

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Vika

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 75 am: 27. Juli 2017, 17:44 Uhr »
Hallo :)

Den Meerschweinchen geht es soweit ganz gut *aufholzklopf*. Ab und zu zwickt es mal im Bauch aber nach einem Tag ist alles wieder gut. Ich füttere jetzt auch (zusätzlich zur Wiese usw.) Gemüse. :)
Was mich aber wundert ist, dass sie immer noch viele Samen essen. Auch wenn sie keine Blähungen haben (jedenfalls ist es für mich nicht sichtbar/tastbar) essen sie immer viel davon. Meine kleinste hat nun sogar schon ein Fettauge bekommen. :denk:
Was die Zickereien von Trixi und Maja angeht, ist es schon viel besser bzw. ganz fast ganz weg. Ab und zu zicken die sich mal an wenn die sich zu sehr in die Quere kommen, aber das nur für 5 Minuten und dann ist wieder gut.
Danke der Nachfrage :)

Vio

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 76 am: 27. Juli 2017, 20:33 Uhr »
Hallo  :winke:

Das klingt ja gut! Freut mich, wenn sie soweit fit sind und du dich wieder an eine "normale" gute Fütterung rantasten konntest :-)

Fettauge kommt nicht von "zu dick" oder "isst zu viel Fett" sondern ist in der Regel genetisch bedingt ;) Aromatische Saaten machen nicht dick, dann müssten sie die ja kiloweise am Tag futtern. Oder hattest du noch Mehlsaaten und viele Sonnenblumenkerne oder so dabei?
Bekommen sie Nadelhölzer? Es scheint so zu sein, dass viele Schweine sich die ätherischen Öle über die Ölsaaten holen, wenn sie keine Nadelhölzer bekommen. Meine gehen z.B. fast gar nicht an die Saaten, stehen aber total auf Kiefer, Tanne und Lärche :D
Ansonsten dauert es ja aber auch unter Umständen, bis der Darm wirklich wieder in Ordnung ist und es ist nicht schlecht, wenn sie merken, wie gut die Saaten tun und da ruhig zugreifen :-) Muss nichts mit Blähungen etc. zu tun haben.
Ich gebe meiner dicksten Dame sogar Schwarzkümmelöl für ihren Stoffwechsel, sie trinkt es auch sehr gern :-)


Jaja, die Mädels :D Bisschen zicken halte ich für vollkommen im Rahmen und auch normal :-) Ist ja bei uns Menschen nicht anders  :g:

Dann hoffe ich, dass es weiterhin so gut bleibt  :freu: :fr:

*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Murx Pickwick

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 77 am: 28. Juli 2017, 09:03 Uhr »
Die aromatischen Sämereien werden auch gefressen, um Entzündungsherde im Darm abheilen zu lassen ... und das hat nix mit Blähungen zu tun. Bis sich so ein entzündeter Darm erholt, braucht es seine Zeit, im günstigsten Fall braucht es zwei bis drei Wochen, in chronisch gewordenen Fällen kann es jedoch bis zu zwei Jahren dauern, bis alles im Darm, was repariert werden kann, aucht tatsächlich wieder repariert ist.

Einen geringen Teil an aromatischen Sämereien (oder Nadelgehölz, bzw Gewürzkräuter) fressen übrigens auch gesunde Meerschweinchen. Die ätherischen Öle in den Pflanzen beeinflussen die Darmperistaltik. Solche Standortweider, wie die Meerschweinchen, sind darauf angewiesen, die Feinjustierung ihrer Darmperistaltik mit dem Futter zu praktizieren. Die ätherischen Öle halten also den Darm gesund und müssen daher nach Bedarf in geringern Mengen ständig aufgenommen werden.
Machen das die Meerschweinchen nicht, kommt es deutlich schneller zu Darmerkrankungen und die Darmerkrankungen zeigen oft eine so starke Symptomatik, daß selbst wir Menschen mitbekommen, daß die Meerschweinchen krank sind.
Wenn genügend ätherische Öle im Futter sind, bekommen wir Menschen meist nix von mit, wenn da mal was im Darm schief läuft - das ist so schnell wieder ausgebessert, da quiekt kein Schwein nach.

Hugomero

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 78 am: 03. August 2017, 11:09 Uhr »
Die aromatischen Sämereien werden auch gefressen, um Entzündungsherde im Darm abheilen zu lassen ... und das hat nix mit Blähungen zu tun. Bis sich so ein entzündeter Darm erholt, braucht es seine Zeit, im günstigsten Fall braucht es zwei bis drei Wochen, in chronisch gewordenen Fällen kann es jedoch bis zu zwei Jahren dauern, bis alles im Darm, was repariert werden kann, aucht tatsächlich wieder repariert ist.


daher leuchtet mir auch ein, daß meine Neuzugänge immer ganz wild auf Saaten sind, je länger sie da sind, umso weniger fressen sie...Chillie hatte am WE etwas Bauchweh und leichte Aufgasung, haben wir wieder ganz gut im Griff...aber ich sehe sie öfters am Saatentopf als sonst
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Vika

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 79 am: 08. August 2017, 22:42 Uhr »
Gut zu wissen, dann weiß ich nun dass es normal bzw. sogar gut ist, dass sie so viel davon essen.
Leider muss ich euch mitteilen, dass die Blähungen wieder da sind. :(
Ich habe beim letzten Post aus Zeitnot vergessen zu schreiben, dass sie nur Gemüse essen was nicht blähend ist.
Vor 3 Tagen hatte ich den Mut jedem ein kleines Röschen Blumenkohl am Abend bzw. um 22 Uhr zu geben. Am nächsten Morgen hatten sie wieder Blähungen und die sind immer noch da....
Ich habe so ein schlechtes Gewissen, dabei wollte ich doch nur, dass sie sich langsam an Blähendes gewöhnen für den Winter.
Ich gebe ihnen auch Colosan, aber irgendwie wird das schon seit 3 Tagen nicht besser!
Und ich mache mir Gedanken, ob sie überhaupt irgendwann Blähendes essen können ohne Probleme zu haben und was soll ich im Winter füttern?

Murx Pickwick

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 80 am: 09. August 2017, 02:46 Uhr »
Wenn du mit Kohl anfangen willst, dann laß solch blähende Sachen wie Mohrrüben, Pastinaken und anderes Wurzelgemüse, Paprika, Gurken und ähnliches Fruchtgemüse weg und fange mit Chinakohl und Pak Choi an ... der Kohl an sich ist eigentlich nicht blähend, aber Wurzelgemüse und Fruchtgemüse im Übermaß machen den Darm futsch - und dann kann eben Kohl zu Blähungen führen.

Was sehr gut gerade auch im Winter ist, das sind Ziergräser und Bambus ... sie entsprechen der natürlichen Nahrung von Meerschweinchen noch am ehesten, sind also äußerst gesund. Momentan gibts noch viel Wiese - einfach unsortiert pflücken und anbieten, vor allem von artenreichen, bunten Wiesen. Die Turbowiesen zur Grünfuttergewinnung dagegen sind ungesund, auch wenn sie so lecker dunkelgrün mit weißem Klee drin aussehen ...

Das meiste Gemüse ist für Meerschweinchen eher ungesund ... und wenn man nur Mangoldblätter, Chicoree, Endivie, Feldsalat, Fenchelknolle und Rucola füttert, ist es schlichtweg eine unzureichende, zu einseitige Ernährung, die zu Mangelerscheinungen führt, was dann wiederum den Darm nicht heilen läßt, was dann letztendlich auch wieder zu Blähungen führen kann ...

Porree dagegen ist, wenn die Meerschweinchen dran gewöhnt sind, sehr gutes Futter, was den Darm auch ein wenig auf Kohl vorbereitet - allerdings nicht so gut, wie Bambus. Sind die Meerschweinchen erstmal Kohl gewöhnt, ists kein Problem mehr mit der Winterfütterung, Kohl enthält viel Eiweiß, Senfölglycoside fürs Immunsystem und genügend Mineralstoffe. Dazu immer mal nen Apfel als Futter für die Blinddarmgesellschaft und man kommt gut über den Winter.

Vika

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 81 am: 09. August 2017, 03:24 Uhr »
Genau deswegen habe ich ihnen ja Blumenkohl gegeben, um sie daran zu gewöhnen für den Winter. Zurzeit bekommen sie ad libitum Wiesenfütterung mit verschiedenen Wildkräutern. Wurzel und Fruchtgemüse gebe ich ihnen zurzeit einmal täglich eine Handvoll für mehr Auswahl, aber dann lass ich das lieber weg.
Ich bezweifle dass ich mich traue jemals wieder blähende Sachen anzubieten. :(

Wie lange ist Colosan eigentlich haltbar? Auf der Packung steht bis 2018 und sonst steht da nichts von wegen "geöffnet innerhalb... aufbrauchen". Deshalb bin ich davon ausgegangen, dass es noch gut sei. Vielleicht ist es aber abgelaufen und ich mache damit die Blähungen noch schlimmer. Das Colosan ist schon seit mehreren Monaten geöffnet.

Murx Pickwick

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 82 am: 09. August 2017, 12:16 Uhr »
Es handelt sich bei Colosan um eine Mischung aus ätherischen und fetten Ölen ... heißt also, dunkel und kühl lagern (beispielsweise im Kühlschrank), dann sind sie durchaus mehrere Monate und mit ein wenig Glück sogar bis zu einem Jahr haltbar. In der Sonne und warm dagegen werden die Fette recht schnell ranzig bzw zerfallen, dann ist Colosan nur wenige Wochen in Ordnung.
Ein häufiges Öffnen oder gar offen Rumstehenlassen der Flasche führt zusätzlich zum schnellen Ranzigwerden.

Es kommt also auf die Lagerunsbedingungen an, wielange, wie warm und ob Sonnenlicht ausgesetzt oder nicht das Öl so rumsteht.


Vika

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 83 am: 09. August 2017, 14:30 Uhr »
Es stand die letzten Monate verschlossen im Karton in meinem Regal. Also sollte ich es wohl lieber nicht benutzen oder?

Murx Pickwick

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 84 am: 09. August 2017, 17:56 Uhr »
Eigentlich müßtest du es riechen und schmecken können, denn ranziges Öl schmeckt furchtbar.
Wenn du dir nicht sicher bist, besorg dir lieber neu ...

Das Problem ist, daß wenn du nicht zusiehst, die Meerschweinchen wenigstens an Kohl ranzubekommen, daß sie dann im Winter immer empfindlicher werden - und wenn du Pech hast, reicht die sommerliche Wiesenfütterung nicht mehr aus, um sie über den Winter zu bringen, einfach weil der Darmtrakt bald nix mehr verträgt.
Was willst du dann füttern, wenn immer mehr zu Blähungen führt?

Was fütterst du an Zweigen?
Fütterst du ein paar wenige Kräuter, die du kennst, aus den Wiesen oder wirklich unsortiert?

Vika

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 85 am: 09. August 2017, 23:37 Uhr »
Riechen tut es normal und schmecken traue ich mich bei dem Geruch gar nicht erst. :D
Habe heute aber schon neues Colosan bestellt. Gerade scheint es ihnen etwas besser zu gehen, ich glaube das liegt an der Apfelpektin-und Huminsäure, die ich ihnen heute gegeben habe.

Warum denn "wenigstens" Kohl?
Nicht durch den Winter zu bringen? Sie vertragen alles an Gemüse was nicht blähend ist, ist ja nicht so, dass ich ihnen im Winter nichts geben kann. Ich weiß schon, dass Kohl im Winter die bestmögliche Ernährung ist (abgesehen von Bambus), aber dass sie ohne Kohl nicht durch den Winter kommen ist schon ein bisschen hart...
Oder habe ich deine Aussage falsch verstanden/interpretiert?
Ich möchte sie sehr gerne wieder an Kohl gewöhnen, aber es ist schon das zweite Mal, dass ich es versuche und beide Male haben sie wieder Blähungen bekommen, und ich habe Angst sie zu verlieren.

Zweige füttere ich meistens Apfel, Eiche, Hasel oder Birke. Dazu gibts noch immer Tanne.
Ja ich füttere abgesehen von verschiedenen Grassorten nur ausgewählte Kräuter, das wären: Sauerampfer, Vogelmiere, Schafgarbe, Melde, Giersch, Löwenzahn, Beifuß, Wicke, Knöterich und Wegerich.

Smoky

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 86 am: 10. August 2017, 10:11 Uhr »
Blumenkohl geb ich maximal den Kaninchen

Gut vertragen wurde hier bisher Kohlrabiblätter und Wirsing
Liebe Grüße
Tina

Böckchenliebhaberin

Murx Pickwick

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 87 am: 10. August 2017, 10:14 Uhr »
Bei den Pflanzenfressern ist es so, daß der Darm viele Regenerationsprozesse erst dann in Gang bringt, wenn die passenden Wirkstoffe auf die Darmwand einwirken. Das heißt jedoch auch, daß ein vielfältiges Angebot an Wirkstoffen da sein muß. Bei einer so eingeschränkten Kräuterauswahl, wie du schreibst, ist dies jedoch gar nicht der Fall, es fehlen diverse Wirkstoffklassen, die für die Darmheilung wichtig sind.

Im Winter spitzt sich das Problem zu, in unserem mordernen Gemüse sind selbst für uns Menschen, an die das Gemüse angepaßt wurde, viel zu wenig Wirkstoffe, einige Menschen wie ich schaffen es deshalb schon gar nicht mehr, mit unserem Gemüse gesund zu bleiben - nun sind wir Menschen Allesfresser, die lange nicht so stark angewiesen sind auf Pflanzenwirkstoffe, wie ein Pflanzenfresser!
Das heißt, für ein im Darm erkranktes Meerschweinchen ist die Winterfütterung mit Gemüse noch katastrophaler wie für mich als Mensch!

Kohl enthält eine sehr wichtige Wirkstoffklasse, die für das Immunsystem extrem wichtig ist.
Ich versuch es in ganz einfachen Worten zu erklären, ich hoffe, daß so die Grundzüge besser verständlich werden, auch wenn es so nicht mal im Ansatz die volle Komplexität erfassen kann und dadurch zu einfach und damit irgendwie falsch ist.
Die Darmwand und das Immunsystem arbeiten gewöhnlicherweise sehr eng zusammen - müssen sie auch, denn was im Darm ist, ist ein gefährlicher Brei aus guten Nährstoffen und diversen, potentiell krankmachenden Mikroorganismen. Gerade das Meerschweinchen ist nun darauf angewiesen, diese Mikroorganismen zu zähmen und für sich nutzbar zu machen - so eine Art Haustierhaltung sozusagen, die Meerschweinchen zähmen sich ihre Bakterien und bringen ihnen bei, was diese zu tun und zu lassen haben, so wie wir ja auch Hunde aus Wölfen domestiziert haben und ihnen beibringen, was sie zu tun und zu lassen haben.
Das Immunsystem ist eines der wichtigsten Ausbildungsmittel dazu - wer sich nicht benimmt, wird vom Immunsystem erfaßt und gestraft ... der Darm steuert, wie stark das Immunsystem in die Mikrobenvielfalt einzugreifen hat.

Wenn nun jedoch aufgrund der Krankheit des Darmes die Kommunikation zwischen Immunsystem und Darmwand nicht mehr stattfindet, passiert da nix mehr - es vermehren sich die ungehorsamen Mikroorganismen und bauen nur noch Scheiße im Darm ... Senfölglycoside, wie sie im Kohl vorliegen, wirken auf die Darmwand und sorgen dafür, daß die Darmwand, trotzdem sie krank ist, wieder Kontakt mit dem Immunsystem aufnimmt, so daß das Immunsystem wieder im Darm seine Aufgabe übernehmen kann.

Es gibt kein Gemüse, welches diese Aufgabe übernehmen kann - selbst Bambus kann das nicht ... nur Kohl.

Die ganzen Schäden im Darm, die durch die Darmkrankheit entstehen, wirken sich ohne diese Hilfsstoffe aus - und verursachen Folgeschäden. Je mehr Folgeschäden entstehen, desto schwieriger wird es, den Darm wieder zu heilen.

Kohl bietet noch eine Besonderheit - er ist im Vergleich zu anderen Gemüsen sehr eiweißreich und mineralstoffreich ... und Eiweiße werden als Baustoffe zur Reparatur des Darmes gebraucht, Mineralien müssen ständig ersetzt werden - in genügender Menge. Ohne diese Nährstoffe kann der Darm sich nicht heilen, selbst wenn die passenden Wirkstoffe da sind.

Aus der Wiese fehlen bei der von dir aufgelisteten Auswahl die wichtigsten Stoffe zur Darmheilung:
Phenylglycoside: Vermutlich sind Zerfallsprodukte der Phenylglycoside für eine schmerzstillende und leicht entzündungshemmende Wirkung zuständig. Phenylglycoside finden sich beispielsweise im Mädesüß.
Flavonoide: Sie haben unterschiedlichste Wirkungen im Körper, die meisten Flavonoide sind in ihrer Wirkung noch gar nicht verstanden, man weiß aber, daß sie extrem wichtig sind für die Gesunderhaltung. Jede einzelne Pflanzenart hat ihr eigenes Flavonoidpotpourri, je mehr unterschiedliche Flavonoide dem Körper zugeführt werden, desto gesünder wird das Tier. Bei Sauerampfer, Vogelmiere, Schafgarbe, Melde, Giersch, Löwenzahn, Wicke, Knöterich und Wegerich sind sich die Flavonoidarten recht ähnlich - es fehlen also die meisten Flavonoide, die eine Wiese zu bieten hat.
Furocumarine: Diese regen den Stoffwechsel und die Durchblutung im Darm an, was wiederum bewirkt, daß einzelne Komponenten des Immunsystems schneller an den Einsatzort kommen (weiße Blutkörperchen beispielsweise profitieren von einer angeregten Durchblutung der Darmwand). Furocumarine finden sich insbesondere in Bärenklauarten. Furocumarine sind weder im Gemüse, noch in den von dir aufgelisteten Pflanzen.
Protoanemonin: Wirkt giftig auf viele Säuger und Vögel ... aber Meerschweinchen scheinen Protoanemonin zur Heilung ihres Darmes zu nutzen. Vermutlich sorgt das Protoanemonin dazu, daß schnellwachsende (und Blähungen verursachende) Mikroorganismen sich dran vergiften und so besser aus dem Darm befördert werden können. In einigen Fällen wird davon sogar recht viel gefuttert. Protoanemonin ist vor allem in Hahnenfußarten enthalten. Dabei hat das Protoanemonin so gut wie keine Nebenwirkungen bei Meerschweinchen.
Saponine: Sie sind eine der wichtigsten Stoffklassen, welche für die Darmheilung gebraucht werden, denn sie sind in der Lage, regulierend auf die Mikroorganismengemeinschaft einzuwirken. Außerdem wirken sie sehr stark stimmulierend aufs Immunsystem und es gibt die ersten Hinweise, daß sie bei Bleivergiftungen helfen können, Karies zurückdrängen können und Darmkrebs verhindern. Die Meerschweinchen selbst haben sich mit Sonderanpassungen in der Darmwand davor geschützt, Saponine aufzunehmen und können sich somit nicht an Saponinen vergiften (bei uns Menschen ist das anders). Saponine werden sogar geziehlt dazu eingesetzt, um Durchfall zu erzeugen, damit die Mikroorganismen, welche Blähungen erzeugen, standepede samt der überflüssigen Gase aus dem Darm befördert werden können. Saponine finden sich vor allem in Efeu, Seifenkraut, in den meisten Hülsen der Hülsenfrüchte und vielen Wiesenpflanzen. Saponine sind in den von dir aufgeführten Pflanzenarten zuwenig drin.

Es ist nur eine winzige Auswahl der Stoffklassen, die in Wiesenpflanzen enthalten sind - und in deiner Auswahl schlichtweg zuwenig enthalten sind. Somit bekommt der Darm vielleicht genug, um den Status Quo zu erhalten - aber nicht genügend Wirkstoffe, um sich zu heilen ...
Das muß nicht gefährlich sein, aber es kann gefährlich werden - vor allem halt im Winter. Einfach, weil niemand vorhersagen kann, welche Folgeschäden die Schäden im Darm noch erzeugen ...

Es ist also nicht so, daß sie ohne Kohl nicht über den Winter kommen - aber es ist so, daß sich ihr Zustand ohne Kohl mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter verschlechtert ... und sie noch weniger vertragen, wie vorher.
Allerdings wird auch der Kohl es nicht schaffen, genügend Wirkstoffe zur Heilung des Darmes zu liefern - das schafft nur unsortierte, artenreicher Wiese - also Wiese mit vielen unterschiedlichen Pflanzenarten drauf, die du mit allen Pflanzen, die darauf wachsen, pflückst ... nix aussortieren, nix vorsortieren - das ist wichtig, wenn du willst, daß der Darm heilt und deine Meerschweinchen wieder robuster werden.
Es gibt kein Medikament der Welt, kein Supplement, keine Therapie, die das schafft, was unsortierte Wiese vermag ... einfach, weil nunmal unsortierte Wiese dem am nächsten kommt, was Meerschweinchen schon seit es Meerschweinchen gibt, gefressen haben und woran sie angepaßt sind.

Es gibt nur eine einzige Pflanze auf der Wiese, die du stehenläßt: Blühende Herbstzeitlosen ... einfach, weil die nicht zur Gesunderhaltung gebraucht werden, jedoch sehr schädlich sind. Du erkennst sie ganz einfach - die sehen aus wie Krokusse, blühen jedoch im Herbst. Krokusse dagegen blühen nur im Frühjahr und Sommer, niemals im Herbst. Wenn du also Krokusse im Herbst siehst, laß sie stehen, es sind Herbstzeitlosen!
(Ok, wenn dir deine Fingerchen wertvoll und lieb sind, gibts noch eine Pflanzengruppe, die du besser stehen läßt: Disteln ... mit der bloßen Hand gepflückt bohren sich die Stacheln tief in die Haut von uns Menschen und können bei empfindlichen Menschen sogar Entzündungen verursachen. Der Ersatz für die Disteln wären dann Distelwurzeln, Mariendistelsamen und Gänsedisteln, Lattiche, Wegwarten, Habichtskräuter, Pippau, Rainkohl, Ferkelkräuter, Bocksbärte ... sie decken ziemlich gut das Wirkstoffmuster der Disteln ab und Meerschweinchen sind nicht direkt auf Disteln als Futterpflanzen angewiesen)

Vika

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 88 am: 06. September 2017, 08:55 Uhr »
Puh... ich habe deinen Beitrag schon lange gelesen, komme aber jetzt erst zum Antworten. :peinlich:
Erstmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort und für die Zeit die du dir dafür nimmst. :dank: (Daran sollte ich mir ein Beispiel nehmen)

So wie ich das verstanden habe ist Kohl wichtig um dem Darm zu heilen und ich sollte ihnen Kohl geben, auch wenn sie dadurch (erstmal) Blähungen bekommen? Also natürlich mit langsamen anfüttern!

Ich habe versucht mehr Pflanzen zu sammeln und anzubieten und schaue beim Sammeln mittlerweile nicht jedes Pflänzchen an (so geht das sammeln ja viel schneller :o) aber leider schaffe ich immer noch nicht so eine große Auswahl anzubieten. Entweder suche ich an den falschen Stellen oder bei uns im Dorf wachsen immer nur die gleichen Pflanzenarten. :/
Phenolglykoside: Mädesüß finde ich einfach nicht, aber im Internet steht, dass es auch in Weide vorkommt. Stimmt das?
Flavonoide: Welche Pflanzen haben denn zum Beispiel ganz unterschiedliche Flavonoide? Aus dem Internet wurde ich nicht schlauer  :zuviel:
Furocumarine: Ich habe eine Stelle gefunden wo Wiesenbärenklau wächst und immer angeboten. Leider ist die Stelle vor einer Woche gemäht worden (wie alle meine üblichen Pflückstellen). Warum müssen sie immer alles gleichzeitig mähen.. :(
Protoanemonin: Ich habe um dem Hahnenfuß immer schönen Abstand beim Pflücken gehalten. Nachdem ich deine Antwort gelesen habe war ich sofort welchen Pflücken. :D Jeder hat ein Blättchen bekommen, also 5 sind im Gehege gelandet. Zuerst haben alle es schön ignoriert, aber nach einer Weile haben es 4 von 5 Meeris gegessen.
Saponine: Efeu bekommen sie immer wieder mal mit angeboten, wird aber meistens kaum angerührt.  :denk:

Langsam läut die Zeit ab bis ich keine Wiese mehr pflücken kann und der Winter naht. Ich kriege jetzt schon Angst und mache mir Gedanken was ich im Winter füttern soll.
Die Blähungen sind wieder besser geworden aber man merkt, dass ihr Darm noch lange nicht geheilt ist. Sie haben immer noch weiche Matschköttel, mal sind die Köttel besser und mal schlechter. Am Samentopf kleben auch immer am Rand Köttel. Soll ich denn jetzt mit Kohl anfangen und wenn ja mit welchen und wie viel?

Liebe Grüße :)

Murx Pickwick

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Antwort: Alle Meerschweinchen seit 4 Monaten Blähungen
« Antwort 89 am: 06. September 2017, 11:12 Uhr »
Probier es am besten mit Chinakohl und Pak Choi - oder, wenn du findest, Senfblätter ... der wird meist am besten vertragen und wenn sie den ohne Probleme verträgt, kann man weitergehen mit Kohlrabiblättern, Schnittkohl und eventuell auch Grünkohl und Wirsing.

Senf kannst du gut in Blumentöpfen für den Winter ansäen ... Senfblätter sind ein brauchbarer Ersatz für Kohl, auch Senfblätter enthalten Senfölglycoside - allerdings schmecken die Blätter recht scharf und das mögen nicht alle Meerschweinchen, muß man einfach ausprobieren und immer wieder anbieten.

Mädesüß findest du vor allem an sonnigen Bächen, denn Mädesüß mag nassen Bodengrund. Auf trockenen Weiden wirst du kein Mädesüß finden und selbst wenn Mädesüß auf Weiden wächst, dann fast immer von einem Bach aus ... und nur, wenn auf der Weide der Bodengrund schön naß ist.
Ähnlich ist das mit Wiesen ... auch hier, je nasser die Wiese, desto höher die Wahrscheinlichkeit für Mädesüß ...

Was du noch auf nassen Weiden und an Bächen an gesunden Kräutern findest, das sind Nelkenwurz, diverse Ampferarten, dazu Binsen, Simsen und sowas alles ... Binsen und Simsen sind echte Gesundheitsgräser für Meerschweinchen, sie fressen nicht viel davon, aber wenn sie es fressen, können sie damit ihren Darm heilen.

Flavonoide stecken in allen Pflanzen, ganz blöde Daumenregel: Je dunkler das Grün, desto mehr Flavonoide (stimmt nicht wirklich, aber die Tendenz ist schon da, Ausnahme sind die angesäten und auf Ertrag gezüchteten Weidegräser, wie beispielsweise Weidelgras und der Löwenzahn). Dabei bietet jede Pflanzenfamilie ihre eigenen Favonoide, mit ein Grund, weshalb möglichst viel unterschiedliche Arten im Pflückgut sein sollten und nicht nur die üblichen fünf Verdächtigen. Viele Kräuter bieten sogar gleich ein ganzes Potpourri an Flavonoiden, weshalb du selten genaue Angaben findest, welche nun genau wodrin stecken. Da müßte man alleine für den Giersch schon dreißig oder vierzig Stoffe auflisten ...

Das Mähen (und meist gleichzeitge Ernten) ist ein Phänomeen, was es erst seit den letzten fünfzig Jahren gibt ... und macht auch vielen Wildtieren echte Probleme, denn sie verlieren nicht nur ihre Nahrungsquellen, sondern auch ihre Deckung. Viele Jungtiere von Steppentieren werden bei der Maht großflächig verstümmelt oder getötet, bei anderen werden Puppen und Eier mitgeerntet und beim Trocknen vernichtet.
Das war früher anders, als noch nicht riesige Wiesen, Weiden und Felder angelegt wurden, sondern Wiesen, Weiden, Felder, Knicks und Baumgrüppchen ein vielseitiges Mosaik an unterschiedlichen Lebensräumen bot - man hatte noch keine riesigen Maschinen zum Mähen, man mähte größtteils mit der Sense oder aber mit den damals aufkommenden kleinen Dampfmähern. Gerade das Sensen gibt den Tieren auf der Wiese die Möglichkeit, rechtzeitig auf sich aufmerksam zu machen und zu fliehen, oder, wenn man genügend hoch senst, bleiben viele Tiere, wie Hasenjungen und Feldlerchenjunge verschont.

Außerdem konnte von Hand gar nicht alle Wiesen auf einmal abgesenst werden ... man konzentrierte sich auf die wertvollen Wiesen mit hohem Futterwert, die für Insekten deutlich wichtigeren krautreichen "Gesundheitswiesen" wurden erst nach den Futterwiesen gesenst und blieben solange als Deckung und Nahrung den Wildtieren erhalten, bis die Futterwiesen wieder nachgewachsen waren. Solche krautreichen Wiesen gibts in Deutschland nur noch an wenigen Orten (Westerwald beispielsweise oder im Harz gibts auch noch viele solcher Wiesen). Dennoch ist die Artenanzahl auf solchen Wiesen wiederum extrem zurückgegangen aufgrund unserer mordernen Bewirtschaftung - es fehlen die Weidetiere, die alle paar Jahre über solche Wiesen für einige Tage drübergejagt wurden und erst zu einer solch Artenfülle auf der Wiese beigetragen hatten.
Auch der Pilzartenrückgang hat sehr stark mit der intensiven Agrarwirtschaft zu tun - es ist in Deutschland nahezu unmöglich, eine Genehmigung für ne Schweinewaldweide zu bekommen ... dabei ist es gerade die herbstliche Eichelmast in unseren Wäldern, welche Steinpilze und eine ganze Reihe anderer Pilze fördert.
Schafe fördern Egerlinge und Parasol, wo keine Schafe mehr weiden, sterben diese Pilze über die Jahrzehnte irgendwann aus. Rinder und Pferde wiederum fördern das Ansiedeln vom Riesenbovist.

Stattdessen werden sowohl Felder, als auch Wiesen und Weiden mit diversen Mittelchen, die es erst seit wenigen Jahrzehnten auf der Welt gibt, behandelt, so daß alles "Un"kraut und "Un"gras nicht mehr wächst und nebenbei eine ganze Reihe von Tierarten vergiftet und mit der Zeit ausgerottet werden.

Ich müßte mit dir mitgehen, um dir zeigen zu können, wo in deiner Gegend du die wertvollsten Gesundheitspflanzen für deine Meerschweinchen findet, oft wachsen typische Wiesenpflanzen nur noch am Weges- und Waldesrand. Es gibt tatsächlich Gegenden in Deutschland, wo es recht schwer ist, artenreich zu sammeln - wer hat schon Wiesensalbei auf den Wiesen, oder wo wächst beispielsweise der Dhost oder Thymian noch auf der Wiese? Dhost finde ich fast nur noch am Waldrand an sonnigen Stellen, Wiesensalbei findet sich noch auf sonnigen Privatwiesen, die nur unregelmäßig mal gemäht werden.
Auf den üblichen Wirtschaftswiesen, auch wenn sie bio sind, wirst du diese Pflanzen vermutlich nicht mehr finden ...

Wenn du die Möglichkeit hast, in die Stadt zu kommen - dann sammel da ... in den Städten sind deutlich mehr Pflanzenarten zu finden, auf städtischen Brachflächen findest du Stachellattich, weißen Gänsefuß, Trespen, Mäusehirse, Königskerzen, Nachtkerzen, Gänsedisteln, Melden, Vogelmiere, Wicken, Winden und vieles mehr ... auf den Parkwiesen finden sich Malven, Wegeriche, Ampferarten, manchmal Amaranth, Schafgarbe, Vogelmieren, Fingerkräuter, am Rand von Büschen auch Knoblauchrauke und Nelkenwurz und vieles mehr.
In Nebenstraßen wächst oft Wegwarte.
Die Parkwiesen und Stadtbrachen sind inzwischen deutlich artenreicher, wie die Wiesen und Weiden auf dem Land ... so traurig das auch klingen mag.
Für uns Tierhalter lohnt es sich, in die Städte sammeln zu gehen. Muß ja nicht täglich sein ... ist eh besser, die Pflückgebiete immer wieder zu wechseln, um nicht zuviele Schadstoffe einer Art zu verfüttern und eben eine höhere Artenvielfalt ins Pflückgut zu bekommen.