Autor Thema: Schlaganfall - Erste Hilfe und Therapie  (Gelesen 12565 mal)

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Vio

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Schlaganfall - Erste Hilfe und Therapie
« am: 24. September 2016, 00:41 Uhr »
Hallo ihr Lieben :-)

Keine Sorge, keines meiner Tiere hat einen Schlaganfall!
Seitdem Murmel damals wegen der Ohrenentzündung auf die Seite kippte und ich erst dachte, es wäre ein Schlaganfall, denke ich aber ab und an darüber nach, dass mir in so einem Fall komplett die Erfahrungen fehlen und ich keine erste Hilfe oder sowas leisten könnte. Und dass ich auch sonst von der Behandlung keine Ahnung habe.

Klar, man muss einen Tierarzt aufsuchen, aber was kann man sonst erst mal sofort für sein Tier tun, wenn Zeichen eines Schlaganfalls auftreten? Man kann ja nicht sicher sein, ob es wirklich sowas ist, bei Murmel war es dann ja auch die Ohrenentzündung, also wird man vermutlich am besten das Schwein einpacken mit einem Begleitschwein und einfach erst mal nur den TA aufsuchen.

Sowas ist ja meistens dann auch noch an Wochenenden oder Feiertagen und am besten noch nachts und der Notdienst-habende Tierarzt könnte nicht kompetent sein oder kaum Erfahrungen und Wissen in Bezug auf Kleintiere wie unsere Meerschweinchen haben.

Ich meine, beim Schlaganfall zählt jetzt nicht jede Minute, wenn ich richtig informiert bin, aber zeitnah möchte und sollte man sein Tier ja schon bei dem Verdacht einem Tierarzt vorstellen, also würde ich nicht noch 1-2 Tage warten, bis der TA des Vertrauens erreichbar ist.

Was genau sollte der Tierarzt dann also tun, welche Mittel gibt er / sollte er geben? Gibt es da auch wieder falsche Entscheidungen, die man treffen könnte beim Tierarzt bzw. ist beim Meerschweinchen noch auf was Besonderes zu achten oder gibt es "gängige" Fehler, die manche Tierärzte wieder mal aus Unwissenheit begehen könnten bei der Behandlung?
Wie genau wird die Diagnose gestellt, kann man eine Innenohrentzündung immer klar unterscheiden (gibt in manchen Foren Tiere, bei denen das wohl nicht so einfach zu sagen war, ob Schlaganfall oder was am Ohr ) und müsste nicht auch immer zur Sicherheit der Titer zum Ausschluss von E. cuniculi bestimmt werden?

Und nach der tierärztlichen Diagnostik und Behandlung, wie kann ich mein Meerschweinchen dann am besten bei der Regeneration unterstützen? Vitamin B-Komplex, um die Regeneration der Nerven zu fördern? Und welche Pflanzen oder naturheilkundlichen Mittel gibt es sonst noch, die da helfen könnten?

Ich hoffe nicht, dass einem meiner Schweine sowas mal passiert, aber wenn möchte ich wenigstens nicht ganz hilflos beim Not-TA stehen und nicht wissen, ob er weiß, was er tut oder meinem Tier eher schadet ;)
Wäre also dankbar, falls jemand hier ein wenig zu meinem Wissen beitragen mag :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Piggilotta

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Antwort: Schlaganfall - Erste Hilfe und Therapie
« Antwort 1 am: 24. September 2016, 13:17 Uhr »
Ich hatte mal nen Kater mit Schlaganfall, auch am Wochenende, und ich könnte mich heute noch in den Hintern beissen, dass ich dem Nottierarzt geglaubt habe, der den Schlag nicht feststellte. Da früher mit ASS rein um den Pfropf in der Hüfte aufzulösen hätte ihm einige Wochen humpeln erspart.
Nun ja, ich möchte jetzt nicht dazu raten, auf Verdacht mit Aspirin da reinzugehen, aber das war jedenfalls das Mittel der Wahl, welches ich ihm dann auch, ich glaube 2 Wochen lang, verabreicht habe. (Meine "normale" Tierärztin hat die Menge ausgerechnet).

Neben Ursachen Abklärung, die ich den Fachleuten überlasse, kommt dann:
Stimulation.
Jede Menge Input für die betroffenen Glieder, in dem Fall die Hinterbeine.
Das war damals am ersten Advent, der Winter war zum Glück warm, so dass er dennoch viel raus ist, humpelnd.
Nach 6 Wochen konnte er halbwegs wieder laufen, hat aber noch Monatelang die Pfoten nicht angehoben, die waren auf der Oberseite ganz wundgelaufen (hab ich billigend in Kauf genommen, saubergehalten, sonst nix.)
Da war auch ne sehr, sehr holprige Stelle im Hof, da ist er gerne dann lang gelaufen, er holte sich selber Input, denn auf unebenem Gelände gibt es davon mehr als auf geradem.

Um das auf Meerlies umzubrechen:
Massieren, ziehen, drücken, streicheln, reiben,
vorsichtig; aber alles was dir einfällt, so lange das Schwein nicht protestiert.
Des weiteren Gelände mit viel Input, also niedrige Hindernisse; bei Gleichgewichtsbeteiligung (also mangelnder) auch wackelndes, schiefes. (Hängematten!)
Aber bitte nur zusätzlich, Fressen und soziale Kontakte sollten auch so möglich sein. (Na ja, mit Abstrichen, ganz faule Wutzen muss man vielleicht etwas mehr zwingen.)
Die Nerven, die da kompensieren sollen, müssen lernen, was ihre Aufgabe ist.
Im übrigen hängt es dann halt davon ab, wo der Insult war, wie lange etc..
Der Kater hatte sich bis zum nächsten Oktober recht gut erholt und ist dann an was anderem gestorben.

Normal sagt man: Vom Groben zum Feinen, also:
erst Stand aufbauen, dann Gang, dann Kurven, dann Gleichgewicht
(ist natürlich alles Gleichgewicht, aber balancieren (beim Kater: schmales Brett) käme halt zuletzt.)

Und, @Vio, danke für den ersten Satz, ich hatte echt schon nen Schreck...)

P.S.: z. B. Stand aufbauen:
Vorsichtig hinstellen, schauen, das Schwein die Beine grade hält,
dann Input auf die Hüften  oder/und Schulter, (streicheln, tätscheln)
evtl. von unten stützen. Knie grade halten (mit Finger unterstützen);
immer schön "Achsengerecht" also in grader Linie zum Körper.
Paar Minuten lang, dann Pause, später nochmal.

Nicht betroffene "Seite" immer mitbeachten, wenn da was passiert, muss ja vom Rest des Körpers gehalten werden.
Also am Anfang nur schauen, dass z.B. so ein Beinchen gestreckt werden kann, dann Muskelaufbau des "Streckers", dann erst Bewegung.
(Oder dass gebeugte Strukturen erst gestreckt werden, ihr wisst schon...)

Vio

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Antwort: Schlaganfall - Erste Hilfe und Therapie
« Antwort 2 am: 24. September 2016, 18:51 Uhr »
Das sind interessante Gedanken, Piggilotta, danke :-)

Also ASS würde ich auch nicht auf Verdacht geben, aber könnte man ja dann mit dem TA absprechen.

Ansonsten denke ich, sind das gute Tipps für die Reha nachher, wenn die Tiere Probleme mit der Bewegung, Koordination und dem Gleichgewicht haben sollten.
Muss man natürlich schauen, inwieweit die Tiere das mögen, ich kann mir vorstellen, dass die ganzen Berührungen auch sehr viel Stress sein könnten... Ist wohl dann einfach individuell auszuprobieren, inwieweit man das bei dem entsprechenden Schwein umsetzen kann :-)

Schön, dass dein Kater sich gut erholt hatte soweit! :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Piggilotta

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Antwort: Schlaganfall - Erste Hilfe und Therapie
« Antwort 3 am: 25. September 2016, 09:23 Uhr »
Hallo, nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe noch folgende Ergänzungen:
Erfahrungen hatte ich mit einem Kater, für Hunde mag es auch noch angehen, aber, wie du, Vio, schon gesagt hast, Meerschweins haben eine andere Berührungsempfindlichkeit.

Streicheln/streichen von oben würd ich ganz sein lassen.

Dafür kann man aber besser "von unten", also in einer Kuschelrolle/Handtuch/Bauchtasche.
Besonders Gleichgewichtsgeschichten, also behutsames schaukeln.
Muskelaufbau im Stand geht dann so:
von einer Seite gegen-halten, die andere leicht "tappen", also leicht und kurz klopfen.
Also auf eine Seite Input geben, die andere stützen.
Und immer schön Achsengerecht.
Holt euch ein Anatomiebuch oder fragt ne richtige Physio- oder Ergotherapeutin oder lasst die Finger davon, bitte.

Dann noch bissl für drumrum:
Ingwer müsste das Blut auch gut verdünnen können, @Murx, weist du was da drüber?
Also für die Erstversorgung;

in den ersten Tagen, so die Prognose gut ist, kann auch eine Unterstützung des Darms wichtig sein, leichtes massieren damit der Speisebrei seinen Weg nach draussen findet.

Input hat so ein armes Tier in den ersten Tagen genug, da darf man Schutz und Trost anbieten, wenns die erste Woche überlebt, kann man dann "trainieren".

Meine Wutzen sind alle weit von Handzahm, da müsste ich mir schon was anderes überlegen, und ich hab auch was gefunden: Birkenzweige.
Hab ich ja schon als Hütte, ich würd mir einen längeren, innen sehr "wobbeligen" Tunnel bauen.
Ganz viele kleine Ringlein, in etwas unterschiedlichem Durchmesser, hintereinander gebunden.
So dass das Schwein knapp durchpasst und sich viel spürt beim durchlaufen.
Und auch für jeden Schritt neu "kalibrieren" muss.

Weil: wenn es ohne Hindernisse gradeaus geht, übt so ein Patient das Humpeln, nicht das richtig Laufen, also z.B. Füsschen anheben.

Fürs Gleichgewicht dasselbe in grün, bzw. flach: Birkenäste flach geflochten, nebeneinander, so dass eine etwa 50mal70 große, etwa 10cm hohe Schicht entsteht, wo es dann drüber soll.
Wieder: jeder Schritt muss einzeln gemacht werden, es geht in alle "Raumrichtungen", also öfter mal schräg, nicht nur vorwärts, auch seitlich muss ausgeglichen werden.

Wenn so ein "Insult" schnell bemerkt und behandelt wird, hat man gute Chancen.
Im ersten halben Jahr bilden sich etwa 2/3 der Symptome zurück, im zweiten Halbjahr dann noch ein Drittel, sagt man. Wenn es die erste Woche überlebt, also Schlucken und Verdauen noch gehen, kann man da noch was rausholen, aber überdenkt bitte die Lebensqualität.
So ein Fluchttier ist nicht wirklich froh mit so nem Handicap, ich weis auch nicht, ob ich es in einer größeren Gruppe liesse.
Ich weis ne Menge Sachen da nicht.
Technisch ist da einiges drin; aber seid so lieb und schliesst aus euren eigenen Beobachtungen, ob es wirklich was fürs Schwein bringt!