Autor Thema: Verstörter Kastrat  (Gelesen 42559 mal)

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Kazaar

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Verstörter Kastrat
« am: 18. Dezember 2014, 16:29 Uhr »
Ich hab seit ca. 1 Woche ein Sorgenkind und würde gerne mal eure Meinungen zu dem Verhalten wissen. Mein Kastrat (5 Jahre alt) ist ein Zahnschweinchen und muss alle paar Monate zur TÄ, um seine Zähne schleifen zu lassen (Brückenbildung). Das letzte Mal, als das gemacht wurde, war am Freitag (12.12.). 2 Tage davor hab ich ein neues Mädel in die Gruppe gesetzt. Die VG verlief völlig normal. Die Rangordnung war schnell geklärt.

Normalerweise frisst er am selben Tag nach der Zahnbehandlung wieder und ist gut drauf, obwohl es jedesmal in Narkose gemacht wird. Diesmal wollte er 2 Tage lang kaum was futtern und sein Durchfall wurde auch nicht besser. Mir ist dann aufgefallen, wenn ich ihn rausnehme und auf den Schoß setze, dann frisst er ganz normal. Aber sobald er bei den anderen ist, versteckt er sich am liebsten in seinen Kuschelsachen. Vor der Neuen hat er richtig Angst, obwohl die nur kuscheln will  :g:. Sie ist überhaupt nicht aggressiv, weder zu ihm noch zu den anderen Weibchen. Mein Kastrat ist aber so verstört, dass er sogar vor den Weibchen Angst hat, die er schon jahrelang kennt  :frage:.

Wenn ich die Kuschelsachen rausnehme, dann setzt er sich neben die Heuraufe und fängt an zu quieken, sobald auch nur eine Sau auf ihn zuläuft. Ich mache mir jetzt Vorwürfe, dass ich ausgerechnet jetzt eine VG gemacht habe, wo er diese Zahnbehandlung hatte  :wall:.

Die Neue kam am Mittwoch und am Freitag war er bei der TÄ. In diesen 2 Tagen war alles völlig normal. Ich hab dann bemerkt, dass er Durchfall hat und das ist bei ihm meistens ein Zeichen, dass mit den Zähnen was nicht stimmt. Außerdem kaute er langsam und machte seltsame Kieferbewegungen.

Was kann ich tun, um ihm die Angst vor der Gruppe zu nehmen? Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber ich vermute, bei ihm ist das ein psychisches Problem. Denn seine Zähne sind okay und er kann wieder alles fressen. Zu seinem Charakter ist zu sagen, dass er sehr sensibel ist und viele Jahre als Zweitkastrat in der Gruppe gelebt hat. Als ich im März den 7jährigen Kastraten einschläfern lassen musste, zeigte er ein ähnliches Verhalten. Er schien mit seiner Rolle als einziger Mann überfordert zu sein. Das ging über viele Wochen so. Irgendwann hat er sich dann aber wieder eingekriegt und alles war okay.

Nun ist das seit dem Tod von dem anderen Kastraten nicht seine erste VG. Wir bekamen im April ein neues Mädel dazu und da gab es keine Probleme. Wahrscheinlich wird es seine Zeit brauchen, bis er sich an die neue Situation gewöhnt hat. Er tut mir nur so schrecklich leid, weil er sich im Gehege gar nicht mehr traut rumzuwuseln  :wein:.

Saubergschweinchen

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 1 am: 18. Dezember 2014, 17:10 Uhr »
Hm das ist eine sehr doofe Situation, aber ich denke schon das es mit dem ungünstigen VG-Zeitpunkt zutun hat. Zumindest wäre das bei meinen ein blöder Zeitpunkt, wenn der Chef nicht auf der Höhe ist aber das kommt ja immer auf die Gruppe an und wie "wichtig" der Kastrat für die Dynamik ist.

Wie wäre denn sein normales Verhalten in und nach einer VG? Ist das einer der die Mädels dann stramm stehen lässt und tagelang einnordet, besteigt und ihnen einen Platz in der Gruppe zuteilt oder doch eher sehr zurückhaltend?

Wenn er aus seiner Angst nicht herausfindet würden mir zwei Sachen einfallen. Erstmal Bachblüten und ggf. zeitnahe eine Situation 0 schaffen, also nochmal neu vergesellschaften wenn er wieder besser drauf ist. Ist eben sehr davon abhänig wie sehr er unter der Situation jetzt leidet, wenn es ganz schlimm ist und er so nicht fressen mag und sich nicht frei bewegt würde ich ihn mal eine Woche abtrennen (kannst du die Gruppe so teilen das er ein Mädel bei sich hat was er mag), ihn behandeln und dann neu vergesellschaten. Das hat mit meiner Bockgruppe schonmal sehr gut geklappt.
Die Alternative ist tatsächlich abwarten, die Frage ist nur ob die Mädels das dann nicht irgendwann ausnutzen und ihn gezielt ärgern.
Blöde Situation  :traurig:

Kazaar

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 2 am: 18. Dezember 2014, 17:30 Uhr »
Wie wäre denn sein normales Verhalten in und nach einer VG? Ist das einer der die Mädels dann stramm stehen lässt und tagelang einnordet, besteigt und ihnen einen Platz in der Gruppe zuteilt oder doch eher sehr zurückhaltend?

Bisher hat er alle Mädels ganz liebevoll empfangen, erst mal beschnuppert und dann freundlich aufgenommen. Besteigen tut er sie nur, wenn sie brünstig sind  :g:. Er ist absolut nicht dominant und von "stramm stehen" der Mädels kann keine Rede sein. Die tanzen ihm eher auf der Nase rum  :traurig:. Im Grunde ist er ein friedlicher Mitläufer, der seine Ruhe haben will.

Eine neue VG... hm, es wäre zwar möglich, ihn abzutrennen. Aber so richtig gefallen tut mir das nicht. Wer weiß, wie die Weiber dann auf ihn reagieren, wenn ich ihn wieder dazu setze  :frage:. Die Bachblüten-Variante gefällt mir da schon besser.


Saubergschweinchen

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 3 am: 18. Dezember 2014, 17:38 Uhr »
Nee wenn er normal auch nicht so der macho ist dann macht es denke ich auch wenig Sinn ihn abzutrennen. Wobei ich ihn nicht allein gesetzt hätte sondern eher mit dem kompatibelsten Mädel eine "Kur" gegönnt.

Bei meinen Böcken war es nach der vergiftung so das Rea (Chef) sich langsamer erholt hat als die anderen, er konnte sich nicht mehr durchsetzen und da machen Böcke ja keine Zimperlein. Er hatte auch Angst vor jedem und wollte nur seine Ruhe.
Ich hab ihn mit Caligula (der nicht weis das er ein Meerschwein ist) sepperiert und als er wieder fit wie ein Turnschuh war ging es zurück. Dann hat er einmal alles aufgemischt und alles war wieder gut.

Das wäre also sinnvoll wenn die Mädels ihn in diesem Zustand nun vermehrt stänkern würden sodass er garnicht mehr aus dem Schema rauskommt. Dann kann ein Päuschen wahre Wunder bewirken. Ich habe nicht die Illusion das sie sich vergessen und sich dann neu kennenlernen müssen (wie es ja gern zu lesen ist) aber die Karten werden dann eben neu gemischt.

Aber wenn es so erträglich ist das man es erstmal mit Bachblüten versuchen kann dann ist das natürlich die nettere und stressärmere Variante.

Kazaar

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 4 am: 18. Dezember 2014, 17:43 Uhr »
Danke erst mal für deine Einschätzung, Steffi. Ich muss jetzt mal zusehen, dass er seinen Durchfall in den Griff bekommt und normal zu fressen beginnt. Heute Morgen saß er noch genau so in der Kuschelrolle, wie ich ihn abends vor dem Zubettgehen zum letzten Mal gesehen habe  :traurig:. Er kam auch nicht raus, als es Frühstück gab. Ich hab es ihm dann direkt vor die Nase gelegt. Aber die Weiber sind ja teilweise so frech und klauen es ihm  :wein:.

Saubergschweinchen

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 5 am: 18. Dezember 2014, 17:49 Uhr »
Oh man, das klingt natürlich garnicht gut. Hast du den Kot mal untersuchen lassen? Nicht das sich auf die Zahngeschichte noch was anderes Unschönes draufgesetzt hat was ihm jetzt zu schaffen macht  :frage:

Kazaar

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 6 am: 18. Dezember 2014, 23:28 Uhr »
Hast du den Kot mal untersuchen lassen?

Nein, noch nicht. Es war ja zwischenzeitlich so, dass nach der Zahnbehandlung wieder Böhnchen erkennbar waren. Zwar sehr weiche, aber immerhin. Seit gestern ist es aber wieder ein Matsch  :traurig:.

Als ich heute Abend von der Arbeit nach Hause kam, das selbe Spiel. Er lag in seinem Kuschelsack, genau so wie ich ihn in der Mittagspause verlassen hatte. Ich hab ihn dann rausgeholt, Popo gewaschen  :peinlich: (war natürlich Kot verschmiert  :I) und dann hat er etwas Chicoree, Gurke und sogar ein bisschen Heu gefressen. Wenn ich ihn wieder ins Gehege setze, dann rührt er sich nicht von der Stelle und schaut mich nur mit großen Augen an.

Saubergschweinchen

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 7 am: 19. Dezember 2014, 07:31 Uhr »
Oje  :traurig:

Hast du was da um die Matsche erstmal sympomatisch zu behandeln? Heilerde, Kohle, Apelpeltin? Ich würde ihm mal ein wenig Honigwassser eingeben so als Engergieschub und mal schauen ob er sich dann schneller erholt.

Murx Pickwick

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 8 am: 19. Dezember 2014, 13:31 Uhr »
Was mich hier vielmehr interessieren würde - was ist die Ursache der Brückenbildung?

Viele Krankheiten machen erst ein Tier zu einem Hypersensibelchen - und das die Backenzähne immer wieder zu lang werden und dadurch erst zur Brückenbildung führen, ist einfach nicht normal, das passiert gewöhnlicherweise nur bei nicht artgemäßer Kost oder wenn generell Kieferzysten, Epulis, ein abgekapselter Fremdkörper oder was auch immer Schmerzen beim Kauen bereitet.
Wie auf diesen chronischen Schmerz reagiert wird, ist dann sehr individuell, die einen werden hochaggressiv, die anderen ziehen sich zurück, die nächsten lassen sich kaum was anmerken.

Vio

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 9 am: 19. Dezember 2014, 15:38 Uhr »

Wie auf diesen chronischen Schmerz reagiert wird, ist dann sehr individuell, die einen werden hochaggressiv, die anderen ziehen sich zurück, die nächsten lassen sich kaum was anmerken.

Hier, Seppo. Der ist total aggressiv seitdem die Zahnprobleme da sind. Allerdings auch nur gegenüber Felina...

Ich hoffe, bei Sarotti findet ihr bald die Ursache!  :fr: (Und ich hoffe, man findet sie bei Seppo auch noch... der erste Versuch war ja nicht so erfolgversprechend...)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Kazaar

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 10 am: 19. Dezember 2014, 22:22 Uhr »
Hast du was da um die Matsche erstmal sympomatisch zu behandeln?


Er hat bisher das Supra-Cell 700 bekommen, aber das schlug nicht so richtig an  :traurig:.

http://www.tierarzt24.de/supra-cell-n-700-durchfall

Was mich hier vielmehr interessieren würde - was ist die Ursache der Brückenbildung?


Meine TÄ, die ihn schon kennt seit er ein Baby war, sagt, er hat eine angeborene Zahnfehlstellung. Komischerweise hat sie ihm als er noch ganz klein war mal die Zähne geschliffen und wir hatten jahrelang keine Zahnbehandlung mehr gebraucht. Vor genau 1 Jahr fing es aber wieder an und wir müssen seitdem regelmäßig zur Kontrolle. Sie meint, das hängt mit dem Alter zusammen, aber eigentlich seh ich da keinen Zusammenhang :frage:. Sein Fressverhalten hat sich über die Jahre ja nicht geändert. Und ich lege immer Zweige und Äste rein, sowie 3 verschiedene Heusorten (von grob bis fein), um den Zahnabrieb zu fördern.

Heute scheint es ihm etwas besser zu gehen. Der Kot ist fester, kein Matsch mehr, allerdings auch noch keine Böhnchen  :I. Er bekommt seit gestern cdvet Darmaktiv (musste ich erst bestellen).

http://www.cdvet.eu/shop_neu/index.php?page=product&info=1637&xaf26a=5d7758c0f7439aa0eca86d935cf20904

Sab hat er die Tage auch bekommen. Das cdvet nimmt er gerne und ich habe das Gefühl, es bekommt ihm gut. Er hat heute freiwillig Heu und Frischfutter gefressen, ohne dass ich ihn dazu animieren musste  :-). Sein Verhalten gegenüber der Weibchen ist allerdings noch sehr zurückhaltend. Sobald sie ihm auf die Pelle rücken, quiekt er herzzerreißend  :roll:

Murx Pickwick

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 11 am: 20. Dezember 2014, 00:44 Uhr »
Heu trägt kaum etwas zum Zahnabrieb bei, dazu wird es nicht lange genug gekaut und die Silikate im Heu liegen frei und werden mit der Spucke rausgespühlt, so daß sie auch nicht zum Zahnabrieb beitragen.
In frischen Gräsern sitzen die Silikate in Vakuolen, flüssigkeitsgefüllten kleinen Bläschen, welche erst zermahlen werden müssen - und damit schleifen die Silikate genau so lange die Zähne noch zusätzlich, wie die Meerschweinchen damit beschäftigt sind, das frische Gras zu zermahlen.

Äste und Zweige hauen zwar Riefen in die Zahnoberflächen, aber auch sie tragen kaum etwas zum Zahnabrieb selber bei ... was tatsächlich reibt, ist einzig das Kauen von Frischfutter und im getrockneten Zustand solche Kräuter, wie beispielsweise Schachtelhalme, da die Silikate bei den Schachtelhalmen in die Zellwände fest eingebaut sind und deshalb nicht durch beim Trocknungsvorgang zerstörten Vakuolen frei werden können.

'Wenn es sich tatsächlich um eine Zahnfehlstellung handelt, dann kann es durchaus sein, daß nun im Alter, wo die Beweglichkeit des Kiefers nachläßt, die Ausgleichsbewegungen zum Abschleifen der Backenzähne nicht mehr richtig funktioniert ... das heißt also, in dem Punkt hat die TÄ recht ... wäre aber blöd.
Besser wäre es, wenn du zuwenig Frischfutter und Schachtelhalm fütterst - denn dann kannst du die Fütterung auf Zahnabrieb optimieren und hast dann in Zukunft keine Probleme mehr mit Kürzen der Zähne.

Vio

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 12 am: 20. Dezember 2014, 01:03 Uhr »
Mega interessant, Murx, danke... ich merke wie so oft in letzter Zeit, dass ich gar nix weiß... zumindest kannte ich noch die These: Heu trägt zum Zahnabrieb bei...

Da ich weiß, dass Kazaar viel Frischfutter und Schachtelhalme auch anbietet, wirds wohl wirklich am Alter liegen  :I
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Murx Pickwick

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 13 am: 20. Dezember 2014, 02:10 Uhr »
Naja ... was den Abrieb der Zähne durch Heu angeht, da hat ja Frau Dr. Drescher ganze Arbeit geleistet mit ihrer "Aufklärungsarbeit".
Leider lernt sie nicht dazu, ich meine, den Myth mit dem Heu hat Andreas Rühle schon anhand der vorhandenen Kaninchenliteratur vor Jahren schon widerlegt - und dennoch wird sich auf der TÄ-Seite geweigert, von diesem Myth abzuweichen ...

... ist genauso wie mit dem Myth mit dem Stopfdarm und das Meerschweinchen immer und ständig fressen müssen. Ich möcht nicht wissen, wievielen Kaninchen und Meerschweinchen dieser Myth die Gesundheit oder sogar das Leben kostet!
 

Vio

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Antwort: Verstörter Kastrat
« Antwort 14 am: 20. Dezember 2014, 03:05 Uhr »
Ich fürchte, vielen...  :traurig:
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Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms: