Unsere Meerschweinchen ~ Verhalten, Gesundheit & Pflege > Gemischtgruppen

Projekt Mischgruppe

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Saubergschweinchen:
Ich habe mich entschieden meine Gruppenstruktur ein wenig zu verändern bzw. zu überdenken.

Wir hatten ja schon festgestellt das man unsere Hausmeerschweinchen vlt. doch eher mit den seit Jahrhunderten domestizierten Tieren der Andenölker vergleichen sollte als mit den freilebenden Urahnen über die vergleichsweise wenig bekannt ist.

Betrachtet man also die Haltungsbedingungen unter denen Hausmeerschweinchen seit sehr langer Zeit gehalten werden kann man sich hinreißen lassen die Haltung in Mischgruppen für ebenso tiergerecht wie die Haremshaltung zu befinden.

Die Tiere haben sich im Laufe der Domestikation an die Mischgruppenhaltung angepasst, Sachser forschte lange an großen Mischgruppen. In der Labortierhaltung sind Mischgruppen ohnehin die verbreiteste Haltungsform eben weil Meerschweinchen so verträglich sind.
Unter den Böcken bildet sich bei diesen Haltungen eine lineare Rangordnung aus und bei größeren Gruppen spalten dominate Böcke kleine Untergruppen an Weibchen ab. Es entstehen viele Harems in einer großen Gruppe. Rangniedere Böcke schützen sich in dem sie pseudoweibliches Verhalten an den Tag legen. Ernsten Kämpfen sind in solchen "gewachsenen" Gruppen nicht beschrieben.

Das alles funktioniert natürlich nur reibungslos mit Gruppen die natürlich als durch Fortpflanzung wachsen. Das Argument das geschlechtsreife Böcke immer umgehend vertrieben werden wird oft angebracht, aber dies ist nichteinmal bei den Wildmeerschweinchen so der Fall. Dort leben Jungbockgruppen am Rande einer Gruppe bis sie entweder gemeinsam abwandern oder sich ein paar Weibchen für den eigenen Harem abspalten. So zumindest die Beobachtungen zu Cavia aparea. Dieser Prozess wurde auch bei Hausmeerschweinchen beobachtet, hier gibt es sogar Zeitangaben. Jungböcke werden demnach erst mit ca. 1 Jahr zum eigenständigen Haremsführer, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
Diese Beobachtung passt auch zu vielen Erfahrungen der Bockgruppenhalter die von einer "Rappelphase" mit 10-14 Monaten berichten. Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen und ein Tier zeigt seine wahre Bockgruppentauglichkeit.

Worauf will ich hinaus? Ich denke das gerade Züchter mit großzügiger Bodenhaltung viel öfter Mischgruppen halten sollten. Frühkastration ist auf dem Vormarsch und jeder schwört darauf wie toll es ist das die Jungböcke dann bei der Mutter bleiben können. Aber wirklich lange lassen nur wenige die Tiere dabei. Besonders wenn ein Altkastrat dabei ist werden sie in der Regel nach 6-8 Wochen in Bockgruppen abgetrennt oder noch früher mit einem Zuchtbock vergesellschaftet.

Ich habe ja leider die Frühkastra bei Amarula ein bisschen verpasst. Das Kerlchen wurde zu einem frühen Kastraten...also theoretisch schon zeugungsfähig.
Das ist nun vier Wochen her und ich habe ihn gestern in mein Bodengehege re-integriert, Liviu-Merlin ist nun nicht mehr so fit und 7 Mädels sind schon anstrengend.
Er hat noch nie mit einem anderen Bock gelebt und ich war gespannt wie er reagiert. Amarula ist nun 8,5 Wochen alt und hat sich tierisch gefreut wieder bei den Mädels zu sein. Er brommselt wie ein Großer ist aber nicht aufdringlich.
Liviu-Merlin hat ihn beschnuppert und sich dann wieder dem Futter zugewendet. Es ist fast als er ihn wieder erkannt...er war ja auch nur 5 Wochen weg.

Prompt heute morgen war die erste Sau brünstig und man glaubt es kaum. Beide Kastraten sind hinter ihr her und haben sie abwechselnd bestiegen. Liviu-Merlin macht keine Anstalten die Konkurenz zu vertreiben. Im Gegenteil, er bleibt sogar mal länger liegen und lässt den Kleinen machen.

Ich habe nun also einen "Kastraten in Ausbildung", 8 Wochen ist natürlich kein Kunststück für eine VG in eine Haremsgruppe aber wenn dieser Prototyp funktioniert dann kann ich ganz stressfrei die Frühkastraten und frühen Kastraten im Bodengehege belassen und so eine optimale Sozialisation gewährleisten.
Der Theorie nach auf jeden Fall bis sie ca. 1 Jahr alt sind...und dann können sie ja immernoch friedlichen Untergruppen bilden. Wir werden sehen.

Außerdem schone ich so die Harmonie in der Zuchtbockgruppe wenn auch wirklich nur die Tiere dort integriert werden die dort auch dauerhaft leben sollen.

Ich werde euch weiter berichten wie es läuft aber ich denke das diese Gruppe nun stetig weiter wachsen wird.

Vio:
das klingt ja spannend!!  :freu: schön, dass es bisher so gut geklappt hat :)

Tiefseetaucher:
Ich finde den Ansatz mit der Begründung auch sehr schlüssig. Weder in der Natur, noch in der größeren Hausmeerschweinchenhaltung wandern geschlechtsreife Böcke sofort ab. Zumindest kann ich mir das nicht vorstellen. Da bietet es sich als Züchter doch wahrlich an, solche Mischgruppen zu halten, eine bessere Sozialisierung gibt es wohl nicht.

Saubergschweinchen:
So, ich habe nun 3 Stunden im Stall mit Beobachten verbracht. Ich finde es klasse!  :bravo:

Sie sind fantastisch zusammen. Liviu duldet alles Mögliche und maßregelt alles Nötige. Der kleine ist nur am popcornen und flitzen. Hier und da wird mal gebrommselt oder die Schwester geärgert. Die großen Mädels nehmen ihn nicht für voll und die jüngeren veralbern ihn.
Einzig Olivia zetert wie verrückt wenn er in die Nähe kommt aber die hat sich sowieso als sehr lautes Schwein herausgestellt.

Ich hatte ja die größte Sorge darum das er Liviu-Merlin vorführt weil der einfach nicht mehr sooo schnell unterwegs ist. Aber bisher keine Spur, das wird aber natürlich scharf beobachtet denn noch ist er ja klein.
Liviu scheint ihn aber im Laufe des Tages schonmal klar gemacht zu haben wie der Hase läuft denn wenn der Kleine die Mädels gengelt braucht Liviu nur kurz zu tuckern und er lässt ab.
Das wirkt schon quer durchs Gehege, Liviu braucht nichtmal aufzustehen...aber das habe ich auch so von ihm erwartet. Er hat schon immer alle (inkl. mich) im Griff.   ;)

Vio:
ich stell mir das bildlich vor  :g: soooo süß und genial! ich liebe diese intelligenten schweinefüße  :lieb:

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