Autor Thema: Ist Fipsi zu schwer?  (Gelesen 8164 mal)

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Fipsi und Flecki

  • Grünschnabel
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Ist Fipsi zu schwer?
« am: 03. März 2020, 21:52 Uhr »
Wir waren heute beim Tierarzt zum Krallen schneiden,  vorher hat die Tierärztin die beiden gewogen.

Fipsi wiegt 1540 g und Flecki 1204 g.

Die Ärztin meinte Fipsi ist zu schwer.

Die beiden beiden sind 4 Jahre alt und haben tag und Nacht freien Auslauf im Wohnzimmer.

Zu fressen bekommen die beiden nur Frischfutter und Heu.

Beide rennen gerne.

Ich sehe auch nicht das Fipsi dick aussieht,  er ist ein recht großer.
Passt durch die schmalsten Lücken.


Muss ich mir Sorgen machen?

Murx Pickwick

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 1 am: 03. März 2020, 22:17 Uhr »
Stell Fipsi einfach mal auf einen Tisch und versuch, unter dem Bauch durchzugucken ... geht das ohne Probleme, ist Fipsi nicht zu dick. Wenn du nicht zwischen Tischplatte und Bauch durchgucken kannst, ist Fipsi entweder langhaarig - oder du solltest dir Sorgen machen.

Normalerweise werden jedoch Meerschweinchen nur dann zu dick, wenn sie mit Getreide, zu vielen Erbsenflocken, Haferflocken, Pellets oder sonstigem Meerschweinchenfertigfutter oder ähnlichem zugefüttert werden (oder ein solches Futter sogar als Hauptspeise bekommen).

Ansonsten gilt genau wie für Menschen ... es gibt große Meerschweinchen, die eben mehr Gewicht auf die Waage bringen, und es gibt kleine Meerschweinchen, die weniger Gewicht auf die Waage bringen. Wenn du ein entsprechend kräftig gebautes, großes Meerschweinchen mit 1540g hast und das runterhungerst, bis die Tierärztin zufrieden ist, dann hast du schnell ne krankheitsanfällige Hungerharke mit Mangelerscheinungen ... das kann es ja nu auch nicht sein. Meerschweinchen brauchen ein wenig auf den Rippen, um im Krankheitsfalle ein paar Reserven zu haben.
Dazu kommt, Muskeln wiegen mehr, wie das gleiche Volumen Fett ... wenn also dein Fipsi nachts fleißig Sport in der Wohnung macht, hat Fipsi viele Muskeln und ist deshalb deutlich schwerer, wie Meerschweinchen, die keinen Intensivsport machen, aber die gleiche Größe haben. Man merkt das in der Regel, ob man es mit Muskeln zu tun hat, oder mit Fettpölsterchen. Ein Meerschweinchen mit Fettpölsterchen ist auf dem Rücken weicher und fühlt sich beim Hochnehmen "schwammiger" an, wie ein Bodybuilder-Meerschweinchen.

Ephedra

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 2 am: 03. März 2020, 23:21 Uhr »
Mein Neuzugang von vor einem halben Jahr, Bobby, ist auch zu dick. Er fühlt sich schwammig an und man kann auf der Tischplatte auf keinen Fall unter seinem Bauch durchgucken. Ich füttere keine Erbsenflocken, Getreide usw. Sie bekommen mehr Blättriges als Frucht- und Wurzelgemüse und zusätzlich Wiese. Eine mögliche Erklärung habe ich vor kurzem in einem Buch gelesen, wo es ums Abnehmen (beim Menschen) ging. Da wurde geschrieben, dass z.B. Kühe, die saisonal auf die Weide gelassen werden, vom Gras und den Kräutern Fett ansetzen, was wohl daran liegt, dass  sie nicht das ganze Jahr über auf der Weide sind (wie die argentinischen Rinder, die eher Muskeln haben und kein Fett) und somit einen Mangel erleiden. Die Angst vorm Mangel (also nicht die ganze Zeit Gras und Kräuter fressen zu können), lässt den Körper Fett ansetzen.

Bei meinem Bobby wäre das die Erklärung, warum er jetzt ein Dicki geworden ist. Ich habe ihn recht schmal aus einer schlechten Haltung bekommen. Er wog unter 1000 g damals und ich habe auch erfahren, dass auch manchmal vergessen wurde, ihn zu füttern. Bei mir haben meine Schweine immer Frischfutter und/oder Wiese im Gehege. Ich finde, er frisst nicht übermäßig mehr als die anderen und trotzdem wiegt er um die 1400g.
Ich weiß nicht, ob das die richtige Erklärung ist, aber sie wäre für mich einleuchtend.

Murx Pickwick

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 3 am: 04. März 2020, 00:28 Uhr »
Für das Rinderphänomeen gibt es einen anderen Grund ...

Die meisten deutschen Rinder mit im Winter Stallgang stehen im Sommer auf artenarmen Turbograswiesen, die zu 80% aus Weidelgräsern bestehen. Diese auf Zuckerproduktion und Eiweißproduktion gezüchtete Nutzgräser enthalten überproportional viel (für Rinder) leicht verdauliche Energie, aber eine sonst geringe Nährstoffdichte, diese Gräser sind also für Kühe leere Kalorien, ähnlich wie für uns Brötchen aus Weißmehl.
Und das macht fett ...
Stehen Rinder ganzjährig auf solchen Weiden, sind sie auch zu fett. Allerdings ist diese Kombination eher selten, wer Turboweiden pflegt, der hat seine Rinder normalerweise im Winter im Stall.

Die meisten deutschen Rinder, die ganzjährig auf der Weide stehen dürfen, stehen auf artenreichen Wiesen - der Energiegehalt dieser Gräser ist sehr viel geringer, die Nährstoffdichte paßt zum Energiegehalt. Dementsprechend verfetten die Rinder nicht.

Hier im Schwarzwald werden die Rinder seit Generationen im Winter im Stall gehalten - aber im Sommer kommen sie auf artenreiche Gebirgswiesen ... sie bleiben auch im Sommer schlank und muskulös.
Nur die Milch enthält beim Wechsel von Heu auf frisches Wiesengrün mehr Fett, was ja auch in Ordnung wäre, würden die Kälber bei ihren Müttern bleiben dürfen - denn Weidegang verbraucht viel Energie, die muß den Kälbchen auch zur Verfügung gestellt werden. Also ist die Milch halt fettreicher.

Bei deinem Bobby könnte deine Erklärung dennoch richtig sein - wenn Meerschweinchen in ihrem Leben hungern mußten, dann werden sie erstmal schlingen, bis sie gelernt haben, nicht zuviel zu futtern.
Allerdings sollte dann Bobby in den nächsten Monaten Muskeln aufbauen und Fett abbauen und irgendwann wieder normalgewichtig werden (ohne tatsächlich Gewicht abzunehmen, Muskeln wiegen nunmal mehr, wie Fett).
Sollte das nicht der Fall sein, könnte es sich bei Bobby auch um eine Schilddrüsenunterfunktion handeln. Das müßte dann irgendwann abgeklärt werden, wenn er selbst nach nem halben Jahr noch nen bodenschleifenden Bauch hat.

zoe

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 4 am: 05. März 2020, 11:34 Uhr »
hallo fipsi und flecki :winke:,

zwei meiner meeris waren wahre prachtkerle. viel bewegungsfreiraum und gesunde ernährung genau wie bei dir.
die natur hat sich gedacht „heute erschaffe ich mal ein weiteres grosses goldstückchen :-)!“ und ich habe mir ein loch in den bauch gefreut, weil sie wunderschön und toll waren :freu:.
genauso hatte ich auch schon sehr kleine schweinis - wie bei menschen..grosse, kleine, breite, schmale.
nur so als weiteren erfahrungswert unter den vorangegangenen erwähnt.

(im absoluten zweifel lieber ein paar gramm mehr als zu dünn. die ernährung scheint ja zu stimmen. nicht zu viel süsse obstige schleckereien ist auch ganz gut)

solltest du dir unsicher sein, dann geh nochmal zu einem anderen arzt, der viel mit schweinchen zutun hat und von dem du gutes gehört hast.
mögliche diagnose: du bist stolzer besitzer eines gesunden, von natur aus gut gebauten familienmitglieds  :bravo:


ganz liebe grüsse,

zoe :)

zoe

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 5 am: 05. März 2020, 11:47 Uhr »
...interessant wäre auch mal, ob das die TÄ ist, zu der du sonst auch gegangen bist, und die die schweinchen schon länger kennt. weil warum sollte fipsi plötzlich dicker sein, wenn alle bedingungen und sein verhalten wie immer sind und es schon lange oder bereits immer bei dir ist.
irgendwie vermute ich, dass fipsi halt ein ganz besonders prächtiger ist.

Vio

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 6 am: 05. März 2020, 14:09 Uhr »
Meiner Erfahrung nach schätzen die meisten TÄ sehr viele Meerschweinchen, die eine ganz normale Körperstatur haben, zu schwer ein. Mir ist auch noch keiner begegnet, der wirklich eine Ahnung von gesunder Meerschweinchen-Ernährung gehabt hätte, aus meiner Sicht zumindest...

Ich gehe bei der Beurteilung, ob ein Tierchen zu schwer ist, sehr nach Verhalten.
Z.B. hatte ich jetzt 2 Mädels mit 1600g, die beide aber sehr kompakt und sehr agil waren. Das war dann für mich okay, man hat ihnen das Gewicht auch nicht angesehen.
Auch hatte ich in den letzten Jahren ein sehr grosses Mädchen, was mit 1400g von einer TÄ, der ich auch vertraut habe, als schon fast zu dünn eingestuft wurde, was ich ebenso sah. Sie war einfach sehr gross.
Die Böcke können durchaus schon mal 1600-1800g haben, ohne zu dick zu sein, aber das kommt natürlich auch immer auf das jeweilige Tier an.
Ich kenne auch Schweinchen mit 1200g, die damit nicht zu dick sind und wo der Bauch aber hängt, weil es ggf. ein Bindegewebe Problem gibt oder die Wirbelsäule nach unten nach gibt. Auch wenn man dann nicht durchschauen kann unterm Bauch, ist das Schwein dann ja nicht übergewichtig.

Wenn ein Schweinchen zu dick gibt es meiner Meinung nach sehr viele Faktoren, die dafür verantwortlich sein können. Zu Viel blättriges Frischfutter oder Gras zählt für mich nicht dazu, auch nicht, wenn man in einem guten Gemisch Apfel oder Wurzelgemüse anbietet oder aromatische Saaten.
Wenn die Tiere genug Möglichkeiten zum Auslauf haben und Anreize dazu, dann sehe ich auch nicht in Bewegungsmangel eine Ursache.
Läge es pauschal an der Haltung müsste es auch mehr Tiere treffen normal, das ist ja meist nicht der Fall.
Klar, es kann etwas organisches sein, dass Nährstoffe nicht richtig verwertet werden oder eine Erkrankung vorliegt, beispielsweise ein krankes Darmmilieu, so dass die Nährstoffaufnahme nicht gut funktioniert oder eben ein Problem mit der Schilddrüse, wobei ich kein Schwein mit SDU kenne, nur welche mit SDÜ, aber ich kann mir das schon vorstellen.Ich hatte auch Zahnschweinchen, die mit den Zahnproblemen zugenommen hatten, weil sie dann das Futter so schlangen.
Auch gibt es beim Futterschlingen manchmal ein Magenproblem, der Magen tut ggf. einfach weniger weh, wenn mehr Nahrung drin ist, wenn z.B. ein Magengeschwür darin ist und dann schlingen sie.
Wenn ein Herz- oder Nierenproblem vorliegt oder sich im Bauch ein Abszess bildet oder eine Blasenentzündung dazu führt, dass sie Urin einhalten, dann nehmen sie akut auch mal was zu wegen Ödemen, aber das sind ja alles Probleme, die man dann meist auch als solche erkennt.
Traumatisierungen, z.B. eben dass die Tiere zu wenig Futter hatten und dann deswegen viel futtern, kann ich mir auch gut vorstellen, das sitzt dann einfach drin und der Körper hortet dann gerne auch. Zudem sieht z.B. die viszerale Osteopathie Fett auch als Schutz nach aussen - wenn also ein Trauma/Schock den Körper belastet, so dass er nicht natürlich reagieren kann und angreifbarer ist, könnte er sich auch einen Fettpanzer zulegen...
Aber auch ähnlich bei der Epigenetik, wenn die Mutter gehungert hat, dann ist der Körper des Nachwuchses vielleicht auch auf Horten von Nährstoffen eingestellt.
Und wenn wir ehrlich sind, ist es wahrscheinlich, dass die Mütter über Generationen schon mangelernährt waren, denn die wenigsten Halter, kaum Züchter und Notstationen stellen den Tieren ausreichend verwertbare Nahrung im Übermass in Form von Frischfutter...

Dazu sehe ich auch noch den Punkt, dass unsere Hausmeerschweinchen ursprünglich ja zur Fleischgewinnung genutzt wurden. Ich weiss nicht, wie es um das Verhältnis Körperfett-nutzbares Fleisch steht, aber diese Tiere wurden ja auch irgendwie gemästet und mit Küchenabfällen gefüttert. Dürre, schlanke Schweine waren das sicher nicht.
Viele Halter denken, man müsste schlanke, sportliche Hausmeerschweine haben, die vergleichbar sind mit den Wildmeerschweinchen - das sind für mich wegen der getrennten Entwicklung fast schon zwei unterschiedliche Tierarten, die man auch nicht so vergleichen sollte. Ich versuche ja auch nicht, ein Nilpferd zu dem Körperbau eines Zebras zu bekommen...

Es gibt in Bezug auf zu dicke Schweinchen für mich einfach viele Faktoren, die nicht einzuschätzen sind und die man auch nicht gross beinflussen kann.
Daher würde ich es so halten bei einem wirklich zu dicken Tier (was ich ehrlich noch nicht hatte meiner Meinung nach), dass ich viel Platz zur Bewegung biete, nach Krankheiten auf allen Ebenen schaue zur Sicherheit, so gut wie möglich füttere (und ich vertrete nach wie vor diese Fütterungsart hier: https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=1588.msg24189#msg24189 ) und ansonsten schaue, dass ich einfach das Tier so unterstützen kann (z.B. durch eine osteopathische Trauma-Behandlung, Naturheilkunde, Darmaufbau etc.), dass es dennoch ein schönes Leben hat.
Eine Diät etc. ist für mich da eigentlich nie die Lösung, da man so eher noch Mängel fördert und es ja einen Grund gibt, warum mein Tier dann zu dick ist, den ich dann nicht in der Fütterung sehe. Ich kenne einige proppere Schweinchen und egal, was die Halter da änderten an der Nahrung, viel gebracht hat es nie...
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Fipsi und Flecki

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 7 am: 06. März 2020, 13:41 Uhr »
Danke für die vielen Antworten.

Wenn Fipsi steht/läuft kann man sehr gut unter dem Bauch durch gucken,da ist sehr vie Luft.

Er war schon immer größer als Flecki   und dank eurer Antworten bin ich jetzt auch beruhigt.

Das war auch nicht unsere Tierärztin, die sonst da ist, es war eine Vertretung.


zoe

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Antwort: Ist Fipsi zu schwer?
« Antwort 8 am: 06. März 2020, 21:10 Uhr »
das klingt doch prima  :freu:
ein fröhliches leben mit prachtkerlchenmassen wünsche ich  :-)

 :winke: