Autor Thema: Infos zu Sämereien  (Gelesen 52979 mal)

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Hugomero

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 45 am: 12. Februar 2016, 15:57 Uhr »
der Tee sind quasi die Körner, gibts auch zum Bestellen, aber ich fands praktisch.. und alles zusammen in einen Napf (meine Schweine sind so begeistert, daß sie mir sogar täglich 1-2 Köttel als Geschenk reinlegen  :bravo: )
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Vio

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 46 am: 19. März 2016, 15:18 Uhr »
Ich hab nun verschiedene Mixe hergestellt:
Es gibt einen "Ölsaaten-Mix" in dem alle Ölsaaten enthalten sind.
Dann haben wir noch einen "Feinsaaten-Mix", der die kleinen Ölsaaten enthält, die im allgemeinen Mix unten im Pott verschwinden.
Weiterhin gibts einen "aromatischen Mix", der nochmal speziell die aromatischen Saaten enthält, weil die besonders wichtig sind, gerade bei Krankschweinies.
Und zu guter Letzt den Mehlsaaten-Mix, den wir normal ja nicht zur freien Verfügung im Gehege haben, der aber aktuell wegen der dürren Schweinies angeboten wird.
Tatsächlich haben seitdem auch die Moppels abgenommen?! Ich hatte mal von Murx Beiträge gelesen, dass ihre Schweine bei Mehlsaaten abgenommen haben, hab aber bisher keine Erklärung gefunden... Habt ihr eine Idee?


Meine Mixe setzen sich aktuell zusammen aus:



Aromatischer Mix:
Anis
Fenchel
Koriander
Cumin/Kreuzkümmel
Kümmel
Schwarzkümmel
Senfsamen


Feinsaaten-Mix:
Chia
Leinsamen (hell und dunkel)
Leindotter
Mohn
Mönchspfeffersamen
Perilla
Sesamsamen



Mehlsaaten-Mix:
Buchweizen (geschält und ungeschält)
versch. Hirsesorten
Quinoa
(und ein paar getrocknete Rote Bete-Streifen sind auch drin :) )



Allgemeiner Mix:
alle Ölsaaten +
Bockshornkleesamen
Hagebuttenkerne
Hanfsamen
Mariendistelsamen
Negersaat
Kardisamen
(weiterhin sind enthalten:
- Nelkenblüten
- Heilerde-Kekse
- Kohletabletten
- Aronia-Beeren
- Weidenrinde )

Sonnenblumenkerne streue ich so mal ab und an wo ins Gehege, dann haben sie ein bisschen zu suchen :)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Vio

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 47 am: 19. März 2016, 16:44 Uhr »
meine Saaten-Mixerei mit neu angekommenen Saaten heute wurde übrigens streng kontrolliert ;)
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Mrs.Meerie

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 48 am: 19. März 2016, 18:10 Uhr »
Hihi  :bravo: :lieb:
Das sieht ja toll aus! :-)
Dass mir der Hund das liebste sei, sagst du o Mensch sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.

Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt, aber die Welt verändert sich für das eine Tier!

Felixitas

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 49 am: 19. März 2016, 21:08 Uhr »
Qualitätskontrolle -na, dann kann ja nix mehr schiefgehen  :-)
Eine tolle Auswahl hast du! Meine ist ja noch im Aufbau. Leinsamen sind bisher der Renner.
Deine Schweinies futtern echt Schwarzkümmel? Wenn ich den hier dazu gebe, wird der ganze Pott ignoriert. Mein Plan war, dass sie die Samen essen zur Darmsanierung, jetzt nach den Würmern. Aber davon halten die beiden wohl nichts.  :frage:

Murx Pickwick

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 50 am: 07. April 2016, 16:23 Uhr »
Ich muß mal wieder richtigstellen ...  :pfeif:

Negersaat und Hanf sind Ölsaaten, keine Mehlsaaten. Da werden wertvolle Öle draus gepreßt :D

Bocksdornklee ist eine Eiweißsaat oder auch Leguminosensaat ... gehört also in eine für Meerschweinchen eher problematische Kategorie. Bocksdornklee selbst scheint allerdings sehr gut verträglich zu sein, was man von Linsen, Erbsen und Co nicht unbedingt sagen kann.

Zu den Getreiden gehören ausnahmslos alle von Menschen zum Verzehr genutzten Grassamen, also auch Hirsen, Teff, Mais, Paddyreis, Sorghum (also Dari und Milo).
Zu den Hirsen gehören einige Nichtgetreide, wie beispielsweise die Hühnerhirse. Daneben sind Teff und Sorghum auch Hirsesorten.

Es kam zwischendrin die Frage auf, weshalb Getreideähren liegengelassen werden, die Getreidekörner dagegen gefuttert werden - ist ganz einfach, die Ähren der sehr großen Getreidekörner (Weizen samt Emmer, Einkorn, Hartweizen, Weichweizen, Kamut und Dinkel; Roggen; Triticale (die Mischung aus Weizen und Roggen); Hafer und Gerste) sind auch sehr groß und können deshalb besonders widerstandsfähige, dicke, nährstoffarme und besonders scharfe Spelzen und Grannen aufbauen. Sich durch sowas erstmal durchzubeißen ist sehr energieaufwendig, solange die Meerschweinchen also nicht wissen, was da Schönes drin ist, werden sie es nicht mal probieren ... sonst könnten sie ja gleich wertloses überaltertes Stroh fressen.
Beim Mais liegt der Fall ein wenig anders, die Hüllblätter des Maiskolbens sind tatsächlich immer noch Blätter und zudem auch noch relativ nährstoffreich - das mögen die Schweinchen. Außerdem schaut da oben aus dem Maiskolben noch die Befruchtungshaare raus - süß und lecker! Und haben sich die Schweinchen nun schon durch diese nährstoffreiche und silikatreichen Maisblätter gefressen, stellen sie fest - superstärkereiche, leckere Körner zur Energieversorgung!
Kurzum - Maiskolben werden bis auf den Kolbenstamm vollständig aufgefuttert ...

Anders ist das bei den Hirsen - erstens haben die keine scharfkantigen Grannen, sondern dicke silikatreiche Schalen, die weniger scharfkantig sind und zweitens riecht der Stärkekörper bei den Hirsen durch die Schale durch, deshalb werden in aller Regel Hirserispen durchaus gefuttert. Eine Ausnahme macht nur die lapidar als Hirse angebotene Rispenhirse (ungeschält als Braunhirse verkauft, geschält benamst die sich Goldhirse oder einfach nur Hirse), diese bildet widerlichklebrige Widerhaken in der dichten Rispe aus, die wirklich überall sich einhakt - das mögen Meerschweinchen überhaupt nicht, zumal sie mit diesen Widerhaken auch nicht gut umgehen können. Die Widerhaken sind in der Lage, sich sogar in die Zunge der Meerschweinchen einzuhaken!
Rispenhirse wird deshalb als Rispe gewöhnlicherweise genauso liegengelassen, wie die Ähren der großen Getreiden.

Meine Erfahrungen mit Sämereien war bei der ad lib Fütterung, daß die Meerschweinchen damit eher abnahmen - es handelte sich dabei eh schon um extreme Leichtschweinchen, die zum Winter hin kaum ein Gewicht von 500g erreichten - das meiner Meinung nach Mindestgewicht, damit sie draußen ungefährdet überwintern können. Erst, nachdem ich keine Sämereien mehr extra gefüttert hatte und sie nur noch das zur Verfügung hatten, was halt so im Gemüse und in der Wiese drin ist, erreichten auch meine extremen Leichtschweinchen vernünftige Gewichte von deutlich über 500g - ohne dick zu werden.
Da ich eine Mischung aus Ölsaaten und Mehlsaaten im Napf hatte, kann ich nicht sagen, ob das nun durch die Mehlsaaten oder generell Saaten ausgelöst wurde. Ebenso kann ich nicht sagen, ob sich das eh mit der Zeit reguliert hätte oder nicht. Nach meinem Gefühl allerdings waren es die Sämereien ad lib.
Damals hatte ich noch keine aromatischen Sämereien gefüttert, das kam erst viel später.

Die Erklärung zur Gewichtszunahme und -abnahme durch Sämereien ist die Gleiche, wie bei der Erklärung der Gewichtszunahmen und Gewichtsabnahmen durch Pellets:
- Gewichtszunahmen bis hin zu Adipositas (und einer deutlich erhöhten Erkrankungsgefahr zu Diabetes mellitus) wird durch eine besonders effiziente Zerlegung der Stärke in Einfachzucker verursacht. Im Dünndarm kommen neben den unverdaulichen Amylopektinen gut verdauliche Glucose und Fructose an, die sofort aufgenommen werden. Durch die Glucose steigt der Glucosegehalt im Blut ins Unermeßliche, der Körper schützt sich davor durch extreme Insulinausschüttung, wodurch die Glucose aus dem Blut geschleust, zu Speicherfett verarbeitet in speziellen Speicherzellen gelagert wird. Sind die Speicherzellen voll, werden einfach neue angelegt, die dann auch gefüllt werden.
Sobald alle Körner aufgefuttert sind oder das Meerschweinchen satt ist, kommt keine Glucose mehr nach, das Insulin bewirkt aber eine extreme Unterzuckerung. Nach 20min spätestens haben die kleinen schwarzen Löcher wieder Heißhunger und fressen wie bescheuert die Mehlsaaten - was dann wieder zur Insulinausschüttung etc etc etc führt.
Je mehr Fettspeicherzellen angelegt sind, desto krasser wird dieser Effekt!
Hinzu kommt noch die Auswertung der Amylopektine aus der Stärke durch die Dickdarm- und Blinddarmgesellschaft. Dabei werden Fettsäuren freigesetzt, die im Dickdarm teilweise aufgenommen werden. Ist diese Zerlegung besonders effizient, führt das zusätzlich zu dickeren Schweinchen (allerdings werden durch die Fettsäuren keine neuen Fettspeicherzellen angelegt, das verursacht nur die Insulinausschüttung bei zuviel Glucose im Blut).

- Gewichtsabnahme entsteht, wenn die Saccharose im Magen und Zwölffingerdarm wegen Enzymmangel nicht vollständig in die beiden Einfachzucker Glucose und Fructose zerlegt werden kann ... die Saccharose gelangt dann in den Dick- und Blinddarm, wo sie bestes Schmackofatz für diverse gramnegativen (also schnellwachsenden) Bakterien ist (bei den Pellets ist es die gutverdauliche Staubstruktur, welche zu diesem Phänomeen führt). Diese Vermehren sich wie bescheuert ... und nehmen den erwünschten Celluloseabbauern den erforderlichen Platz weg. Dazu kommt das Freisetzen diverser Gifte, um sich unliebsame Konkurrenz aus dem Wege zu schaffen - diese werden durch die Darmwand aufgenommen und vergiften langsam das Meerschweinchen, so daß dessen Stoffwechselwege langsam und sicher entgleisen.
Wenn nun weniger Energie über den Darm aufgenommen werden kann, wie Energie zur Reparatur des Darmes und zur Entgiftung des Meerschweinchenkörpers gebraucht wird, nimmt das Meerschweinchen ab. Die Folge sind irgendwann in einigen Jahren eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Nierenversagen, Lebervergrößerung, seltener Leberverfettung durch Eiweißmangel oder weitere Schäden durch latente Nährstoffmängel.

Aromatische Sämereien braucht man nicht anzufüttern - das machen die Meerschweinchen ganz von allein.
Es gibt gerade bei sehr großen Meerschweinchen immer wieder das Phänomeen, daß sie im Darm eine übermäßige Vermehrung unliebsamer Mikroorganismen haben. Sie fressen dann in sehr großen Mengen Kümmel und Co ... brauchen sie dann auch, einfach um die Darmgesellschaft wieder in ihre Schranken zu verweisen und da Ordnung zu schaffen.
Ein weiteres Problem, was offenbar sehr große Meerschweinchen immer wieder haben, ist, daß die Körpergröße in keinem Verhältnis zur Darmgröße steht ... die Bewegung durch Laufen und Co wird nicht so gut an den Darm weitergegeben, wie bei kleinen Meerschweinchen. Die Folge ist eine trägere Darmbewegung - und auch das kann über Kümmel und Co ausgeglichen werden, große Meerschweinchen fressen deshalb im Schnitt mehr Kümmel und Co (im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht gesehen), wie kleine Meerschweinchen. Man tut also gut daran, einfach den Medizinnapf mit den aromatischen Sämereien und Pflanzenteilen immer gefüllt zu halten, auch wenn davon erstmal sehr viel gefuttert wird.
Verschätzen tun sich die Meerschweinchen daran nicht aufgrund des starken Geschmackes - der warnt erstmal!

Vio

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 51 am: 07. April 2016, 16:30 Uhr »
dankeschön für die vielen infos, murx :-)
also machen mehlsaaten ad lib. weniger sinn bzw. sind ungesund?
ich hatte sie eigentlich nur für die dürren krankschweine als kurzen energieboost anfangs, bis sie wieder kräftiger sind, deshalb waren sie auch die letzten wochen ad lib im gehege.
ob meine dickeren tiere dadurch abgenommen haben, ist für mich pauschal schwer zu sagen, denn der eine hat erst angenommen, seitdem er mehr über die wiese sprinten kann (und huminsäuren bekommt) und die anderen hat vorher schon abgenommen...
auf jeden fall kann man pauschal nicht sagen: mehlhaltige saaten machen fett.
denn so ist es eben nicht immer, das muss ich eigentlich im text dann verbessern und die infos ergänzen...


negersaat hab ich sogar im saaten-info-text richtig :D muss es nur beim letzten post verbessern, hanf generell :-) dankeschön!
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Saubergschweinchen

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 52 am: 07. April 2016, 17:15 Uhr »
Bei meinen Tieren machen Mehlsaaten fett und zwar bei allen außer Lilly-Fee, die hat dann mal ein anständiges Gewicht. Ich denke das ist auch häufiger der Fall als umgekehrt, darum empfehle ich es ja auch nicht bzw. maximal bei Außenhaltung im Winter.

Murx Pickwick

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 53 am: 07. April 2016, 17:17 Uhr »
Ob nun Mehlsaaten ad lib Sinn machen oder nicht oder sogar schädigend sind, kommt nun auf die Meerschweinchen selbst an und diese individuelle Reaktion auf Mehlsaaten wiederum hat viel mit der Domestikation von Meerschweinchen zu tun.

Meerschweinchen werden nun schon in Peru und den Anden seit über 6000 Generationen als Nutztiere gezüchtet, einige Autoren gehen sogar von 8000 - 10.000 Generationen aus (4000 - 8000 Jahre Nutztiergeschichte). Das hat zu meßbaren Veränderungen am Darmtrakt geführt, während Tschudi-Meerschweinchen und Aparea-Meerschweinchen mehr oder weniger gleichlange Därme und den gleichen Aufbau und die gleiche Größe von Magen und Co haben, unterscheiden sich die Hausmeerschweinchen von ihnen deutlich - und das, trotzdem die Hausmeerschweinchen enger verwandt mit den Tschudis sind, wie mit den Apareas ...

Diese Veränderungen am Verdauungstrakt sind eine Folge der unmöglichen Fütterung seitens der Halter - man hat da keine Tschudis lange beobachtet und geschaut, was die fressen, um die eigenen Meerschweinchen möglichst artgerecht und naturnah zu ernähren. Man hatte auch keine Pflanzenlisten oder so aufgestellt - im Gegenteil, man schnitt dort, wo man am Einfachsten ran kam, ganzjährig das Gras für die Meerschweinchenn (dadurch brauchte man auch kein Heu, das sparte man sich einfach) und ansonsten kam halt alles an Pflanzenmaterial auf den Fußboden, was Mensch nun wirklich nicht mehr nutzen konnte - von Tomatengrün bis Maisstroh war da alles bei.
Was jedoch komplett fehlte, das waren Samen aller Art!
Selbst die Samen von Chili und Co wurden für diverse Pasten und zum Haltbarmachen von Speisen vom Menschen genutzt, die fanden nie ihren Weg zu den Meerschweinchen!
Selbst Grassamen bekamen sie vermutlich in der gesamten Zeit der Domestikation nicht ... einfach weil Mensch nunmal nicht ewig weit zum Grasschneiden wandern wollte, sondern dort schnitt, wo das Gras gerade mal hochgenug zum Schneiden wuchs - kurzum, das Gras, was sie Hausmeerschweinchen bekamen, kam niemals zur Blüte und erst recht nicht zur Samenreife!

Unsere Hausmeerschweinchen haben sich also an eine giftreichere und extrem samenarme Kost angepaßt ... was sich noch nicht angepaßt hat, war das Selektionsverhalten, wenn man mal schaut, wieviel Samen gefressen werden, entspricht das so ziemlich dem Anteil, was eben auch in der durchschnittlichen Spätsommer- und Herbstwiese bei uns drin ist.
Nun stammen die Hausmeerschweinchen von den Tschudis ab, welche in Peru hochgelegene, nährstoffreiche Feuchtwiesen bewohnen - und diese Feuchtwiesen haben dort ganzjährig so gute Bedingungen, daß ganzjährig Samen reifen ...

Wenn wir also Samen extra zufüttern, selektieren unsere Meerschweinchen wie die gemeinsamen Vorfahren von Tschudi und Hausmeerschweinchen - sie stellen jedoch einen Bautyp dar, der ganz ohne Sämereien auskommt und gar nicht mehr an Sämereien angepaßt ist!

Aber das ist nur die halbe Wahrheit - es wird noch viel vertrackter und verzwickter ... denn seit den 60er Jahren (eventuell schon früher) wurden Meerschweinchen in den USA gezüchtet - und weil man es ja gut meinte mit den Meersäuen, hat man sie auch gut gefüttert, nährstoffreich, kohlenhydratreich, teilweise waren da auch Futterkomponenten bei wie Fischmehl und Quark ... was fehlte, war Gras, das gabs höchstens eventuell nicht immer als Heu ... oder auch nicht ... wie auch immer ...
Diese nun wirklich gar nicht mehr passende Kost konnte zwar in der kurzen Zeit noch nicht den Verdauungstrakt der Meerschweinchen ändern, veränderte jedoch ganz extrem die Zusammensetzung der Blinddarm- und Dickdarmgesellschaft ... denn diverse Celluloseabbauer hungerten nicht nur, sie wurden zudem auch noch massiv vergiftet durch Fischmehl und Co und überwuchert mit den schnellwachsenden Mikroorganismen.
Meerschweinchen, die eine derartig entgleiste Darmgesellschaft bekamen, daß sie erkrankten, kamen erst gar nicht mehr in die Zucht ... sondern nur die, welche ihre Darmgesellschaft an diese absolut unmeerschweinchenhafte Kost hatten anpassen können und so überleben konnten. Die braucht nun allerdings, um zu überleben, unbedingt eine hochkalorische Kost, ansonsten geht diese neue Art der Blinddarmgesellschaft nämlich selbst den Bach runter ... und über bleibt ... ?
Nun ja ...

Parallel zu den amerikanischen und später britischen und noch später deutschen Zuchtbemühungen (die größtenteils auf USamerikanische Tiere zurückging) gab es jedoch immer noch die Wald-, Feld-, Wiesenmeerschweinchen, ähnlich wie sich ja auch bei den Wellensittichen bis heute der Hansi-Bubi-Wellensittich erhalten hat. Ab und an kamen da auch Rassetiere zum Einsatz, aber im großen und ganzen waren das größtteils ingezüchtete, auf nix und niemanden selektierte Meerschweinchen, die einfach so aussehen durften, wie sie aussahen - und die wurden bis in die 70er Jahre hinein tatsächlich mit Wiese (und ohne Heu) gefüttert ... die Nachfahren haben vermutlich immer noch die gleiche Zusammensetzung der Mikroorganismen ... oder auch nicht, weil es unter den Wald-, Feld-, Wiesenmeerschweinchen spätestens ab den 80er Jahren verstärkt die berühmt berüchtigte Kuntibuntiernährung gab (in den Städten setzte dieser Trend vermutlich schon Ende der 60er ein).
Erst waren das irgendwelchen wilden Gemische aus Hafer im Spelz, getrockneten Beeren, Heu und ka was noch alles, zunehmend machten sich in diesem Futter die hübschen bunten Extrudate-Kringelchen breit. Nun ... nur eine Meerschweingeneration reicht aus, um die Darmgesellschaft nachhaltig abzuändern!

Durch die veränderte Blinddarm- und Dickdarmgesellschaft ist es nun theoretisch möglich, daß es Meerschweinchenpopulationen gibt, die sogar Mehlsaaten brauchen ... ob es wirklich so ist, weiß ich allerdings nicht. Es scheint jedoch immer wieder Meerschweinchen zu geben, die mit einem ad lib Saatennapf, in welchem auch Mehlsaaten drin sind, sehr gut klarkommen und offenbar nicht erkranken. Das ist für eine Haustierart, die über 6000 Generationen vermutlich ganz ohne Saaten auskommen mußte, nicht zu erwarten - aber bei den Fermentierern, zu denen nunmal auch Meerschweinchen gehören, ist es halt durchaus möglich, je nachdem, was im Darm und Blinddarm so alles rumkreucht und fleucht ...

Bleibt dabei, da sollte jeder seine Schweinzerls beobachten und schauen, was für die eigene Haltung und die eigenen Meerschweinchen am Sinnvollsten ist.
Tendenziell dürften Mehlsaaten für Hausmeerschweinchen eher schlecht sein ... für das einzelne Tier und die einzelne Haltung läßt sich das jedoch erst nach Beobachtung entscheiden.

Es gibt allerdings etwas, was eher gegen die Gabe von Mehlsaaten spricht:
Mehlsaaten verstärken eine ganze Reihe von Darmproblemen in der Umstellung von Kuntibunti auf naturnah (bei allen Fermentierern) ... ebenso wie Pellets. Also eine mehrmonatige Diät ohne Mehlsaaten macht in der Umstellung auf jeden Fall Sinn. Ob man dann irgendwann wieder die ein oder andere Mehlsaat zufüttert oder nicht - wie gesagt, ist von Haltung und Meerschweinchen abhängig.

Ane

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 54 am: 07. April 2016, 18:46 Uhr »
Das Meerschweinchen (immer nur eins), dass viele Kinder damals in der Ecke ihres Kinderzimmers hielten- ich dürfte leider nur Fische haben, deshalb jetzt die 6-er Gruppe  :-) - wurde ausschließlich mit Mehlsaaten und bunten Kringlies gefüttert. Grünzeug gab es äußerst selten.
Beim Kauf in der nächsten Zoohandlung wurde die Durchschnitts-Lebenserwartung mit 8 - 10 Jahren angegeben. Und so war es dann auch!
Heutzutage wird den Schweinchen nur noch eine Lebenserwartung 4 - 6J. zugetraut.

Rückbesinnend darauf habe ich wieder angefangen, mehr Mehlsaaten zu fürttern, denn sie sind richtig verrückt danach! Der teuerste Biofenchel wird links liegen gelassen, wenn Fellbirnchen statt dessen ein Körnchen ergattern können. Aber: sie müssen es sich erarbeiten. Und siehe da, der Snackball ist heiß begehrt. Es ist soooo süß, wie sie ihn hin und her rollen. Manche sind richtig geschickt darin.

Ich hatte dieses Video schon mal gezeigt und hier spielt auch noch ein bißchen die ungeklärte Rangfolgefrage eine Rolle, aber ich finde es trotzdem total niedlich:
https://www.youtube.com/watch?v=q6cdUtc7zM4

Murx Pickwick

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 55 am: 07. April 2016, 19:49 Uhr »
Setz deine Meerschweinchen in engen, reizlosen Käfigen einzeln, dann werden sie auch mit Wiesenernährung ohne Saaten so alt, das hat einfach was damit zu tun, daß diese Meerschweinchen nicht leben, sondern dahinvegetieren. Sobald sie ein abwechslungsreiches Leben bekommen, holen sie ihr Leben nach ... und das dauert bei den meisten Meerschweinchen nur höchstens sechs Jahre.
Wenigstens hat man oft bei übernommenen Meerschweinchen das Phänomeen, daß sich das Leben mit der Vegetationszeit summiert, heißt also, wenn man ein vereinsamtes Schweinchen mit vier Jahren bekommt, kann es durchaus auch das 10. Lebensjahr erreichen ...

Was man zu früher auch nicht vergessen sollte, es starben halt bei der Kringelchenernährung gut ein Drittel der Meerschweinchen an Verdauungsproblemen vielfältiger Art schon mit deutlich unter drei Jahren, dazu kam der "Vitamin C"-Mangel, bei welcher die Meerschweinchen Krämpfe bekamen, Lähmungserscheinungen, Gelenk- und Muskelentzündungen, degenerative Skeletterkrankungen aller Art, Entzündungen der Mundwinkel, Zahnfleischbluten, Zahnfehlstellungen bis hin zu Zahnverlust ... und das trotz extremer Überdosierung von Vitamin C in den Kringelchen.
Klar - hatte ja auch nix mit Vitamin C Mangel zu tun, sondern es war ein wildes Gemisch aus Darmerkrankungen, Nährstoffmängeln und Nährstoffüberdosierung ... die immer häufiger werdenden Blasensteine waren eine Folge der immer höher werdenden Vitamin C-Konzentrationen in den Kringelchen.

Vio

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 56 am: 07. April 2016, 20:10 Uhr »
auf diesen punkt sind wir ja hier über mehlsaaten auch schon mal gekommen und hier steht auch viel dazu :-)
ich denke auch nicht, dass es einfach nur an den mehlsaaten liegt, dass die tiere alt werden...


ob schweinchen mehlsaaten brauchen oder nicht, ist viel komplexer und schwieriger zu entscheiden, als ich annahm (wie immer halt  :haha: ).
da tendiere ich dann doch eher dazu, meinen tieren zugang zu den mehlsaaten zu gewähren und zu beobachten... meine kleine mim geht zum beispiel überhaupt nicht dran, hängt aber gern mal mit der nase tief im ölsaatenpott.
andererseits wiederum gibts nichts in den mehlsaaten, was sie woanders nicht her bekämen. ich würde daher jedem anderen nicht zu mehlsaaten- ad.lib. empfehlen.
aber wenn ich meinen tieren zugestehe, bei allem anderen selbst zu entscheiden, weil sie selbst merken können, ob schlecht oder gut, warum nicht auch hier?
tja, langzeitschäden können sie sicher nicht einschätzen, das machts dann aber wieder schwer...

ist schwierig für mich... aktuell lasse ich sie noch im gehege und beobachte - meine dürren kranken rippchen können sie gut vertragen, die werden wohl eh nicht (mehr) alt und brauchen dennoch was auf den rippen.

danke für die erklärungen :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Ane

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 57 am: 11. April 2016, 18:43 Uhr »
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die die kleinen Birnchen, wenn sie altersbedingt zu Spargelchen werden, auch mit Mehlsaaten nix mehr auf die Rippen bekommen. Ich habe es schon zweimal versucht. Allerdings kann man ihnen damit eine Freude machen, denn sie sie sind echt scharf darauf.
Mein kleines junges Magerschweinchen (Notmeerschweinchen) hat davon ganz klar zugenommen #freu#, denn sie wurde schon gedeckt, als sie wenige Wochen alt war, was ganz schön an ihr gezehrt hat.

Leylin

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 58 am: 29. November 2016, 11:43 Uhr »
Hallo,

ich habe mal eine Frage. Kann man diesen Mix benutzen oder findet ihr den nicht so gut?

Murx Pickwick

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Antwort: Infos zu Sämereien
« Antwort 59 am: 29. November 2016, 14:18 Uhr »
Da sind etliche Mehlsaaten bei:
Buchweizen, Amaranth, Quinoa, Silberhirse, Senegalhirse, Japanhirse, Manahirse und rote Hirse.

Ich selbst hab mit Mehlsaaten eher die Erfahrung gemacht, daß meine Leichtschweinchen nix mehr auf die Rippen bekamen und eher zu leicht wurden, andere machen nun die Erfahrung, daß ihre Schweinchen mit den Mehlsaaten Fett ansetzen. Dann wieder gibts die Meerschweinchenhalter, die solche Mischungen sogar ohne beobachtbare Nachteile füttern können.

Kurzum, mußt du ausprobieren, ob es für deine Meerschweinchen paßt und ob du besser rationiert ein Löffelchen voll gibst oder sogar nen vollen Napf anbieten kannst.
Momentan sind die Beobachtungen noch zu widersprüchlich ...

Prinzipiell kommen Meerschweinchen sehr gut ohne Mehlsaaten aus, also eine Ölsaatenmischung ist einfacher zu handhaben. Wenn du bei deinem Shop bleiben willst, dort entspricht die Kräuter- und Gemüsesaatenmischung dieser Anforderung.
Ansonsten kannst du dir ja dort auch eine eigene Mischung aus den Ölsaaten zusammenstellen. :D