Autor Thema: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln  (Gelesen 30888 mal)

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Vio

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Hallo Leute :-)

Ich sammle die Beiträge in unserem Forum zum Päppeln. Hab bestimmt noch nicht alle erwischt, falls euch noch welche unter die Augen kommen, helft mir bitte, geht auf "Zitieren", dann öffnet sich ein Antwort-Feld, ihr kopiert den Text und fügt ihn hier unter dem Thread als Antwort wieder ein. Nicht relevante Passagen (abgesehen von den "Codes" fürs Zitieren natürlich ;) ) könnt ihr dann auch rausnehmen, wichtig ist, dass man noch sieht, wer es geschrieben hat.
Wenn ihr auch direkt noch Dinge ergänzen wollt zum Päppeln, gern her mit euren Gedanken :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

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Vio

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 1 am: 09. Mai 2016, 02:02 Uhr »
Thread: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=883.msg10806#msg10806

Päppeln mit den gänigen Futtermehlen zum anrühren ist für die Verdauung von Meerschweinchen ähnlich schädlich wie Pellets, Bird Bene Bac (BBB), Omniflora und wie es sonst noch heisst.
Du wirst uns sicher erstmal für verrückt halten weil wir hier so ziemlich das Gegenteil von allem schreiben was Tierärzte und andere Foren so verbreiten. Kurz zu mir (vlt. hilft das ein wenig der Glaubwürdigkeit), ich bin gelernte Tiermedizinische Fachangestellte mit Fortbildungsschwerpunkt auf kleinen Heimtieren. Ich kenne die verbreiteten Ratschläge und Therapien genau und weis das vieles davon den Zustand der Tiere verschlechtert und den Organismus nachhaltig schädigt. Ich habe so viel gesehen das ich mich mittlerweile sehr von den gänigen Therapien abgewendet habe...eben weil es auch geht ohne die Pharmaindustrie zu sponsern. Zumindest viele kleine Sachen wie z. B. Kokzidien oder Hefen.
Diese beiden Darmerscheinungen gehören zum Meerschweinchen. Sie sind immer vorhanden nur bei gesundem Immunsystem nicht nachweisbar.

Der Verdauungstrakt deines Tieres ist schwer geschädigt und braucht Zeit und artgemäßes Futter um sich zu erholen. Zahnprobleme, AB, Päppeln, BBB und Omniflora wollen erstmal verkraftet werden und dafür sollte man so wenig wie möglich manipulieren.

Bei Matschkot kannst du mikrofeine bzw. magenfeine Heilerde mit dem Apfelpektin mischen und so verabreichen. Die Heilerde macht es den Kokis sehr ungemütlich und das Apfelpektin schützt den Darm und füttert dabei noch die guten Darmbakterien damit diese sich wieder ausbreiten und die schlechten Sachen vertreiben können.
Außerdem werden so Gifte gepuffert die die Kokzidien ausscheiden.

Wichtig ist artgemäßes Futter und damit meine ich kein Heu. Heu ist eine Konserve, Beibrot, Notfutter nicht mehr. Meerschweinchen brauchen frisches, strukturiertes Grün. Am besten Wiesenfutter, das ist aber nun ja nur noch schwer zu bekommen. Also Küchenkräuter und Gemüsegrün anbieten und das mehr als das Ferkel fressen kann. Auch wenn der Kot dann erstmal matschiger werden sollte, die Flüssigkeit ist wichtig und das frische Grün noch mehr. Knollen, Wurzeln, Früchte (Gurken) sind kein Hauptfutter und haben für die Meerschweinchenverdauung viel zu wenig Struktur.
Zur wirklich artgemäßen Fütterung kannst du im entsprechenden Unterforum viel nachlesen, das passt unmöglich alles in einen Kokzidienthread ist aber absolut essentiell für die Genesung.

Aromatische Saaten wie Fenchel, Anis, Kümmel und Schwarzkümmel helfen bei Verdauungsstörungen, die kannst du durchweg anbieten. Für den Notfall besorg dir Colosan (bei Blähungen etc.)...bitte nicht mit Sab Simplex oder anderem sythetischen Kram drangehen.



Thread: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=620.msg14462#msg14462


Beim Zwangsfüttern kommt es immer wieder dazu, daß der Futterbrei statt in die Speiseröhre in die Luftröhre kommt - und dort hat Futter nunmal nix verloren. Gerät das Futter nun in die Lunge, gibts eine Lungenentzündung, welches das Meerschweinchen normalerweise nicht überlebt - würde es das überleben, gäbs enorme Lungenschäden, die sich im Röntgenbild durch schwarze Schatten bemerkbar machen würden - oder einer gänzlich überschatteten Lunge.
Was einmal an der Lunge futsch ist, das heilt erst über die Jahrzehnte ... selbst ein Menschenleben reicht nicht aus, um eine schwer geschädigte Lunge vollständig zu heilen.

Ein weiteres Problem ist die Handhabung beim Zwangsfüttern - kannst mal bei Youtube Päppeln Meerschweinchen eingeben und wenn du dir das ansehen kannst, einfach mal studieren, wie Leute, die Meerschweinchen päppeln, ihre Tiere halten ... Schäden am Hals bis hin zu Kehlkopfschäden sind da keine Seltenheit! Vor allem, wenn das Meerschweinchen in Rückenlage gepreßt wird.

Durch die Zwangsfütterung wird Speisebrei teilweise in einen vollen Magen versucht reinzustopfen - wenn der bis zum Platzen voll ist und das Meerschweinchen nicht den Magenpförtner öffnet (um den Darm zu retten), wird da reingestopft, bis das Futter im Halse steht - im wahrsten Sinne des Wortes! Dort kann es nicht mehr richtig eingesäurt werden und fängt an zu gammeln - das tut weder dem Oesophagussphinkter (dem Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen) noch der Speiseröhre gut ... normalerweise überleben das Meerschweinchen nicht lange.
Wenn aber so etwas überlebt wird, dann ist zu erwarten, daß die Speiseröhre unbotmäßig gedehnt wird, dadurch die Schluckmuskeln nicht mehr zuverlässig den Nahrungsbrei in den Magen drücken können, der Oesophagussphinkter leiert aus, so daß jederzeit Mageninhalt in die Speiseröhre gelangen kann ... wir hätten also ein Meerschweinchen, welches plötzlich "Rülpsen" kann und bei diesen "Rülpsern" jede Menge Speisebrei aus dem Magen in den Mund transportiert - etwas, was normalerweise nur beim Tod beim Meerschweinchen möglich ist!
(Beim sterbenden Meerschweinchen geht oft der Oesophagussphincter auf, die Schluckmuskulatur erschlafft und der unter Druck stehende Mageninhalt wird in das Mäulchen gedrückt)

Das Zwangspäppeln führt zunehmend dazu, daß auf natürlichem Wege schon gar keine Nahrung mehr aufgenommen werden kann - und das, was man über Zwangsernährung in ein Meerschweinchen hineingestopft bekommt, reicht vom Energiegehalt nicht mal aus, um die Kosten der Verdauung auszugleichen, das heißt, das Meerschweinchen hungert zunehmend ... dieser Hunger wird auch ohne Kaninchen dazu führen, daß das Meerschweinchen irgendwann wirklich alles, was auch nur halbwegs noch freßbar ist, einschließlich Brei, Lippenstifte und ka, was noch alles, in sich hineinsaugt ... so gut es eben geht. Es versucht einfach irgendwann nur noch, das immer größer werdende Energiedefizit irgendwie auszugleichen - alles andere tritt dabei irgendwann in den Hintergrund. Futterselektion, so sie denn überhaupt noch funktioniert, geht nur noch über Energiegehalt - nix anderes mehr.
Würde ein Meerschweinchen in solchem Zustand plötzlich artgerechte Wiese bekommen, oder auch nur irgendetwas halbwegs natürliches, was meerschweinchengeeignet ist, würde es versuchen, dieses Futter möglichst schnell in sich hineinzubekommen - egal wie - Hauptsache Energie!
Die Folge ist, daß in den eh schon ramponierten Magen zu wenig zerkautes Material gelangt, mit diesem Material auch noch jede Menge Luft, die in der Gier mit hinuntergeschlungen wird. Das führt dazu, daß der Nahrungsbrei nicht mehr korrekt eingesäuert werden kann, da die Luftblasen im Nahrungsbrei und die kaum zerkauten Stückchen nunmal im Magen nix verloren haben und die Durchmischung mit der Magensäure behindern. Dadurch kann zum Mageneingang hin das Futter wunderbar gären - was weitere Gase im Magen verursacht. Zum Magenpförtner hin dagegen wird die Magensäurekonzentration selbst für ein Meerschweinchen zu groß, um die Magenschleimhaut dort zu retten, gibt die Magenwand zum Selbstschutz Natriumhydrogencarbonat ab ... es entstehen Salze - und Gase!
Nun ist ja inzwischen der Schließmuskel zur Speiseröhre ausgeleiert - das heißt, daß das Meerschweinchen nun durch Anspannen der Bauchmuskeln etwas ähnliches zur Erleichterung tun kann, was wir Menschen durch Rülpsen und Schluckauf machen: Es befördert die Gase samt Nahrungsbrei einfach durch den kaputten Schließmuskel in die Speiseröhre, wo es dann ins Mäulchen gedrückt wird. Die Schluckmuskulatur, die das bei einem Meerschweinchen normalerweise selbst äußerst wirkungsvoll unterbindet, funktioniert aufgrund der zu stark gedehnten Speiseröhre nicht nicht mehr richtig und kann diese Art des "Rülpsens" nicht mehr verhindern. Dadurch wird der Druck im Magen nicht übermächtig ... so kann sehr wirkungsvoll das Völlegefühl unter Kontrolle gebracht werden.

Ein weiteres Problem entsteht bei langanhaltenden Zwangsfütterungen und damit meist einhergehenden Zahnuntersuchungen durch den TA ohne Narkose: Der gesamte Kieferapparat wird immer wieder überdehnt, die Kaumuskeln verkrampfen sich auf Dauer, es gibt Muskelrisse, entzündete Sehnen und Bänder, Abnutzungserscheinungen an den Kieferknochen - bei besonders brutaler Zwangsfütterei oder besonders starken Abwehrbewegungen während der Zahnuntersuchungen kann sogar der Kiefer regelrecht ausgerengt werden. Spätestens das führt zuverlässig zum Tode des Meerschweinchens, die ständige Überbeanspruchung der Muskeln etc führt zu einer Kaumuskelschwäche und schließlich zum Kaumuskelschwund, das Meerschweinchen kann irgendwann nicht mehr eigenständig Nahrung zu sich nehmen und verhungert ...
Nehmen wir an, auch das wird in seiner übelsten Form überlebt ... dann hätten wir ein Meerschweinchen, was Probleme beim Kauen hat, da der gesamte Kaumuskelapparat überdehnt ist und die Muskelzellen aufs Übelste beschädigt sind ... ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis Muskeln wieder so zusammenwachsen, daß sie wieder voll funktionstüchtig sind - normalerweise ist dazu auch die Schonung der Muskeln notwendig - nur, wenn ein Meerschweinchen aufs Kauen angewiesen ist, um genügend Nahrung aufzunehmen, wie bitteschön soll es da die Kaumuskeln schonen?
Was auch zu erwarten wäre, ist, daß der Kiefer irgendwie schief wird ... die verkrampften Kaumuskeln schieben den Unterkiefer und Oberkiefer in eine Art gegeneinander, daß nix mehr wirklich aufeinanderpaßt. Je nachdem, wie stabil die Kieferknochen dann noch sind, würde es nur zu einer Verschiebung kommen, daß eben Schneidezähne sich nicht mehr richtig gegeneinander abnutzen können oder im Worst Case, Ober- und Unterkiefer werden so gegeneinandergeschoben, daß selbst die Backenzähne nicht mehr aufeinanderpassen und sich Zahnspitzen und Zahnbrücken bilden, die dann auch noch die Zunge stark in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem wäre das ja wieder ein Grund, das arme Schwein weiterhin ohne Narkose beim TA beschleifen und zahnpflegen zu lassen ... was das Ganze natürlich nicht gerade besser macht.

Speziell diese Klammer, mit welcher das Maul offengehalten wird, arbeitet gegen einen sehr stark ausgeprägten Muskelapparat - gemeinsam ist das wie ein Hebel, der langsam und sicher mit jeder Untersuchung und Zahnbehandlung den Kiefer weiter korrumpiert. Winzige Risse entstehen in den Kieferknochen, die Dehnung und Verdrehung der Zähne in den Zahnfächern führt dazu, daß selbst der Bereich, wo die Zähne neu aufgebaut werden, nach und nach geschädigt wird - das gilt insbesondere für die Nagezähne.
Ein Herumwirtschaften im Nagermaul (oder Kaninchenmaul) ohne Betäubung ist deshalb in meinen Augen pure Tierquälerei und durch nix zu rechtfertigen, weil die Schäden, die da auf jeden Fall angerichtet werden, irreversibel sind und tierisch weh tun ... eine leichte Sedation wird relativ gut weggesteckt und macht deutlich weniger Schäden am Tier! Außerdem wirkt die leichte Sedation dem Anspannen der Kaumuskulatur entgegen, es gibt keine Gegenwehr, so daß die Klammer zum Aufhalten des Maules so eingesetzt werden kann, daß eben nix an Muskeln und im Kiefer passiert.
Selbst wenn keine leichte Sedation mehr möglich ist, muß es doch wenigstens möglich sein, den Kieferapparat selbst zu narkotisieren, wie es beispielsweise bei uns Menschen gemacht wird ...

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 2 am: 09. Mai 2016, 02:02 Uhr »
Thread: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=620.msg14467#msg14467

Um zu verstehen, wie Meerschweinchen schlucken, muß man verstehen, wo die Besonderheiten im Aufbau des Mundes und der Speiseröhre sind und wozu diese Sonderbildungen da sind.

Meerschweinchen sind Nager und wie alle Nager haben sie sehr lange, tief in den Kiefer reichende, wurzeloffene Nagezähne, die ständig nachwachsen und gegeneinander geschärft werden. Nagetiere brauchen also kein Nagematerial, um ihre immer nachwachsenden Nagezähne scharf und kurz zu halten, sie schärfen ihre eingebauten Meißel, indem sie sie gegeneinander reiben (Man hört das bei Meerschweinchen eigentlich sehr gut - wenn sie sich entspannen, hört man oft ganz leise ein Knirschen und Knarzen ... da schleifen sie ihre Nagezähne und machen aus diesen superscharfe Meißel, die selbst Holz kleinbekommen.)

Um beim Benagen oder Graben mit den Zähnen nicht irgendwelchen Unrat ins eigentliche Maul zu bekommen, haben alle Nagetiere eine mehr oder weniger ausgeprägte Muskelbildung hinter den Nagezähnen, mit denen sie den Mundraum hinter den Nagezähnen verschließen können. Vor den Nagezähnen existiert eine deutlich ausgeprägte Lippenspalte, die sehr weit auseinandergeschoben werden kann, damit die Nagezähne besser ans Nagegut kommen und die Lippen beim Nagen nicht eingeklemmt oder gar durch die Nagezähne gelocht werden - die Lippenspalte kann jedoch nicht aktiv zusammengehalten werden. Meerschweinchen sind also nicht in der Lage, mit ihren eigentlichen Lippen den Mundraum dicht zu verschließen, das können sie nur mit der Muskelbildung hinter den Zähnen - und die wiederum ist lange nicht so dicht zu bekommen, wie bei den ausgesprochenen Gräbern unter den Nagern, welche mit den Zähnen ganze Gänge graben und deshalb den Mundraum beim Nagen so gut abdichten müssen, damit nicht mal das kleinste Sandkorn beim Wegnagen des Sandes in den Mundraum gelangt.
Das ist auch gar nicht nötig, da die Mahlzähne sehr weit hinten im Mundraum sitzen und das Futter fest ist, nicht breiig und nicht flüssig ... somit wird hauptsächlich über die Kaubewegung die Spucke in den hinteren Mundraum transportiert, wo das Futter zu Futterbrei zermahlen wird, sobald der Futterbrei breiig genug ist, fließt er zum Rachen, wo er durch eine besonders stark ausgeprägte Schluckmuskulatur in den Magen befördert wird ... wenn da vorne weder Lippen noch Muskeln hinter den Nagezähnen richtig dicht schließen, ist das also kein Problem, weil dort normalerweise sehr, sehr wenig Brei und Flüssigkeit überhaupt nur hinkommt beim Fressen. Deshalb ist immer dann, wenn Brei gefüttert wird, die Lippenspalte das erste, was durch den Brei verdreckt ... und wenn Magenbrei hochbefördert wird, kann das Meerschweinchen diesen Brei genauso wenig im Maul halten, auch dieser läuft regelrecht durch diese Lippenspalte.
Wir Menschen haben dagegen eine verdammt kurze Schnauze, welche nichtmal die Stirn überragt ... wir sind also die Pekinesen unter den Affen. Als besondere Anpassung an diese superkurze Schnauze ist unsere Zahnreihe geschlossen, die Affenlücke fehlt, wir haben wie alle Affen keine Lippenspalte. Aber wir haben als typische Affen äußerst bewegliche, sehr sensible Lippen, mit denen wir uns groomen (küssen ;) ) können, mit denen wir Nahrung untersuchen und festhalten können, die wir so um hohle Gegenstände legen können, daß wir durch diese hohlen Gegenstände Flüssigkeiten aufsaugen können (wird gemeinhin als mit Strohhalm trinken bezeichnet :D ) und mit denen wir unseren Mundraum samt sämtlicher Zähne sehr, sehr dicht verschließen können. Die Kiefer sind gegeneinander äußerst beweglich, wir können genauso gut Seitwärtsbewegungen mit unserem Unterkiefer ausführen, wie wir Auf-Ab-Bewegungen ausführen können oder Vor-Rück-Bewegungen.
In punkto Seitwärtsbewegungen sind wir fast so gut wie Kamele :D

Der Vorteil ist, daß wir unser Maul ziemlich weit aufreißen können - bei uns kann man bei geöffnetem Maul sogar das Zäpfchen beobachten oder bei günstig einfallendem Licht die Farbe der Mandeln begutachten - beim Meerschweinchen geht das definitiv nicht, durch die "zweite Lippe" hinter den Nagezähnen können wir nicht mal die vorderen Backenzähne sehen ... Meerschweinchen können ihren Mund auch lange nicht so weit aufreißen, wie wir Menschen.

Meerschweinchen haben genau wie alle Stachelschweinverwandten eine besondere Ausprägung des Kieferapparates, man spricht hier von einem Schlittengelenk. Meerschweinchen können deshalb zwar ihren Kiefer seitwärts bewegen, dies ist jedoch recht anstrengend und sie können ihren Unterkiefer nicht mal annähernd so weit seitlich verschieben, wie wir Menschen. Viel leichter sind Vor-Zurück-Bewegungen. Damit erst wird die notwendige Stabilität aufgebaut, die so ein Grasfresser für sein Grashalmeinzugssystem braucht. Außerdem wird so erst ermöglicht, daß die Spucke nach hinten fließt und nicht während der Kaubewegungen seitwärts aus den mehr oder weniger undichten Lippen herausgedrückt wird.

Das Grashalmeinzugssystem kann man sich so ähnlich vorstellen, wie den Einzug bei einem Drucker ... die unteren Nagezähne haken sich in den Grashalm und ziehen ihn so zwischen die Nagezähne. Dann wird abgesetzt, die unteren Nagezähne nach hinten unten bewegt, so daß der Grashalm erstmal an Ort und Stelle bleibt. Weiter unterhalb des Grashalmes setzen die unteren Nagezähne wieder an und ziehen den Grashalm noch weiter in den Mundraum - bis der Grashalm zwischen die sehr, sehr weit hinten liegenden Mahlzähne gerät. Jedesmal beim Absetzen und neu Ansetzen lösen sich die Backenzähne voneinander, die unteren Backenzähne werden nach vorne geschoben, mit dem Nachsetzen der unteren Schneidezähne schließen sich nun auch die Backenzähne wieder und zerreiben den Grashalm von vorne nach hinten. Die Lamellen auf den Zahnflächen unterstützen das Ganze noch. Die Zähne sind extrem breit und es sind nur noch wenige Backenzähne vom Urgebiß übergeblieben, um eine möglichst breite Mahlfläche zu schaffen.
Durch dieses ständige Einziehen der Grashalme brauchen Meerschweinchen beim Kauen nicht absetzen, sie können Grashalme nachschieben, kauen und schlucken in einem (Kaninchen müssen zum Neu Abbeißen und zum Schlucken aufhören mit Kauen, wir Menschen auch) - denn sie können von vorne nach hinten kauen, durch die spezielle Schräge der Backenzähne nach innen fließt der Zerkaute Nahrungsbrei nach innen Richtung Rachen, während ständig neues Futter nachgeschoben werden kann.

Um zu gewährleisten, daß der Nahrungsbrei auch wirklich im Magen landet und sich nicht verschluckt wird, ist die Speiseröhre bei Nagern mit besonders starken Schluckmuskeln ausgestattet. Unsere Schluckmuskeln sind nicht so stark ausgeprägt, denn wir sind Allesfresser, die auch Fleisch, Bindegewebe etc futtern - da kann es schonmal passieren, daß etwas Zähes, langes in die Speiseröhre gelangt, was eigentlich zu lang ist zum Abschlucken. Durch die wenig ausgeprägten Schluckmuskeln sind wir in der Lage, uns zu entscheiden, ob wir versuchen wollen, das dennoch runterzuschlucken, oder lieber wieder hochwürgen, bevor wir ersticken - Meerschweinchen können das nicht!
Was einmal im Rachen steckt, wird runtergeschluckt, es kann nicht mehr nach oben gewürgt werden - braucht ja auch nicht, Pflanzenmaterial kann vollständig zu Brei zerrieben werden und alles, was nicht zu Brei zerrieben werden kann, bleibt zwischen den Lamellen der Mahlzähne hängen, bis es zerrieben ist, gelangt also gar nicht erst in den Rachen.

Die kräftige Schluckmuskulatur soll bei den Nagern dafür sorgen, daß die Speiseröhre immer sauber bleibt ... so kann im Hals nix gammeln. Ein äußerst kräftiger und wohlausgeprägter Schließmuskel, der wie ein Rückschlagventil wirkt (Nahrungsbrei kann nur von Speiseröhre in den Magen, aber nie von Magen in die Speiseröhre) zwischen Speiseröhre und Magen komplettiert das System und sorgt dafür, daß niemals Nahrungsbrei, der einmal in den Magen gelangt ist, wieder raus kann. Das wäre auch fatal, denn im Magen wird ein gewisser Druck aufgebaut, der, sobald das Rückschlagventil futsch ist, den Nahrungsbrei in den Mundraum drücken würde ... im Mund nutzt dem Meerschweinchen der angesäuerte Nahrungsbrei so herzlich wenig und es gibt eigentlich auch gar keinen Grund, weshalb Meerschweinchen ihre in Schwerstarbeit zu Brei zermahlenen Grashalme und Kräuter wieder in den Mundraum befördern sollten. Das ist Futter, was im Magen bleiben soll und unter Einwirkung von Salzsäure nach und nach aufgearbeitet werden soll, damit es im Blinddarm besser von den Mikroorganismen zerlegt und gefressen werden kann.
Bei uns Menschen ist dieser Muskel so ausgebildet, daß er jederzeit wieder geöffnet werden kann - dabei kann sogar der Schluckreflex regelrecht ausgeschaltet werden, deshalb können wir Kotzen - Meerschweinchen nicht ... bei ihnen kann nur dann etwas vom Magen in den Mund geraten, wenn das System kaputt ist, beispielsweise, wenn sie sterben und sowohl die Schluckmuskulatur, als auch das Rückschlagventil zum Magen aussetzt und nicht mehr funktioniert. Und das passiert normalerweise nicht beim lebenden Schwein ... dazu sind diese ganzen Muskeln zu stark ausgeprägt.


Ebenso sind die leichtverdaulichen Päppelbreie ein Garant für lebensgefährliche Blähungen ... einfach weil sie viel zu leicht verdaulich sind! Die haben keine Pflanzenfaserstruktur mehr - die bestehen aus in Wasser eingeweichtem staubfeinem Pulver! Angepaßt sind Meerschweinchen jedoch an giftige Pflanzenwirkstoffe und ellenlangen Pflanzenfasern.
Noch schlimmer ists mit Pellets ... auch Topinamburpellets! Selbst die Paprikafrucht ist noch gesünder für Meerschweinchen, wie Pellets, egal ob getreidefrei oder nicht ...
Bei den meisten Haltern kommt noch ein Problem dazu (in der Anfangszeit auch bei mir ... ), die Wenigsten haben den für die Meerschweinchen notwendigen Platz! Nun verdauen jedoch Meerschweinchen sozusagen im Laufen ... und das können sie nunmal nicht in 1,5m langen Kaufkäfigen! Wo sollen sie denn da auch laufen?
Man braucht da schon sowas, wie du für deine Meerschweinchen hast - da können Meerschweinchen tatsächlich laufen ...

Was Rodicare angeht - es gibt ein Öl, das nennt sich Rodicare akut ... das ist das einzige gesunde Rodicare. Die Pellets und das Pulver sind viel zu fein vermahlen und verursachen nur Fehlgärungen, weil die von den sich schnell vermehrenden Hefepilzen und E. coli gefressen werden - und die vermehren sich und scheiden Gase aus. Der Nahrungsbrei kann nicht richtig weitertransportiert werden, aufgrund der viel zu feinen Struktur - kommt nun Frischfutter nach, was in Normalgeschwindigkeit durch den Darm geschoben wird, drückt es dieses Gas-Pelletbreigemisch zusammen und die Meerschweinchen gasen sichtlich auf - das ist aber nur die Luft, die vorher schon im Darm war, die da nur zusammengeschoben wird!
Nicht das Frischfutter macht die Aufgasungen, sondern das Futtermehl (auch Pellets sind Futtermehle - halt nur zusammengepreßte Futtermehle, damit es nicht so auffällt, was man da wirklich verfüttert), das Frischfutter macht die Aufgasungen nur sichtbar ...

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Saubergschweinchen

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 3 am: 10. Mai 2016, 16:16 Uhr »
Huhu...finde die Idee prima allerdings hätte ich gern Verlinkungen zu den Threads aus denen das jeweilige Zitat stammt. Finde ich wichtig für diejenigen die auch den Zusammenhang lesen wollen.

Vio

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 4 am: 10. Mai 2016, 18:22 Uhr »
mache ich die tage :-) gute idee!
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Hugomero

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 5 am: 11. Mai 2016, 15:58 Uhr »
ich weis, es ist ein heißdiskutiertes Thema, (ich bin ja immer noch happy , dass ich Fini´s letzte Tage nicht mit Zwangspäppeln verbracht habe)- was mir noch wichtig wäre: wird unterschieden zwischen: Schwein frisst gar nicht selbst, z.b nach Baytril Gabe (hatte ich schonmal) oder nach OP´s , oder kann es evtl. nach Zahnkorrektur keine feste Nahrung aufnehmen..

beziehungsweise: an was können sich Besitzer orientieren, damit wir nicht das Gefühl haben, Schwein frisst nicht, ich seh tatenlos zu, wie es immer weniger wird und verhungert ..

wisst Ihr, wie ich meine ? bzw. mir ging es am Anfang so, daß wenn die Panik um das kranke Schwein da ist, war ich letztes Jahr überfordert, die ausführlichen (und tollen ) Berichte zu lesen, das hab ich erst gepackt, als ich grad kein Sorgenkind daheim hatte  :I
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Elvira B.

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 6 am: 11. Mai 2016, 16:17 Uhr »
Ich hatte wohl bis jetzt immer Glück, selbst nach der Gabe von Baytril haben meine Schweinchen gefuttert und Susi, mein  erstes Zahnschweinchen hat in all den Jahren nur einmal das Futter nach ner Zahnkorrektur verweigert.

Bei Willi bin ich ja erst aufs zufüttern gekommen, weil er so viel Nahrungsbrei gekaut und nicht abgeschluckt hat, er hat viel von seinem Futter, schon zu Brei zerkaut, wieder ausgespuckt und demzufolge auch viel an Gewicht verloren.

Ich hab ihn dann den Päppelbrei angeboten, er konnte selbst entscheiden, will er, will er nicht und wenn genug ist. Er konnte den Brei auch komischerweise gut schlucken, allerdings hab ich den auch immer recht dick gelassen, war er mal zu dünn, brachte er den auch wieder raus.

Murx Pickwick

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 7 am: 11. Mai 2016, 16:29 Uhr »
Ich denke, wenn man einmal in die Halter die folgende Unterscheidung reinbekommt, wird schon viel Unheil abgewendet:
- Medikamentengabe ... insbesondere Herzmedikamente werden ungern genommen, sind aber oft lebenswichtig. Die müssen irgendwie rein ins Schwein. Ein Zwangsfüttern ist also gerechtfertigt - aber das sind in der Regel auch keine großen Mengen.
- Das Schwein will sichtlich fressen, kann aber nicht (läßt beispielsweise ständig das aufgenommene Futter wieder fallen oder so ein Fall wie Willi) - dann ist Zufüttern, auch mit der Spritze, gerechtfertigt.

Nicht gerechtfertigt ist ein Zufüttern, wenn das Tier gar nicht fressen will und es auch deutlich zeigt!
Um sicherzustellen, daß das Tier nicht austrocknet, kann es in solchen Fällen notwendig werden, Elektrolyte und Glucose zu spritzen. Der Tierarzt sollte eigentlich in der Lage sein, zu erkennen, ob das nötig ist oder nicht, wenn man ihn drauf anspricht. Von allein tun das TÄ allerdings nach meiner Erfahrung nicht, sie drängen da lieber dazu, das Tier zwangszufüttern.

Vio

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 8 am: 11. Mai 2016, 19:27 Uhr »
ich bin davon ausgegangen, dass es bei der überschrift "ZWANGSernähren" keine missverständnisse geben sollte. ein tier, was futtern will, aber wegen der zähne vielleicht nicht kann, wird ja nicht mit zwang ernährt :-)
hier geht es einfach darum, wenn schwein nicht futtern will, warum nicht mit gewalt päppelbrei reinjagen...

ich bin leider sehr im stress momentan, kann nicht immer flott reagieren und mich hier einbringen, auch wenn ich das thema gestartet hab. muss lernen und die sache mit fillion regeln, das reicht mir gerade, mehr denken kann ich nicht... füge aber später noch oben die thread links ein!
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Hugomero

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 9 am: 11. Mai 2016, 19:47 Uhr »


ich bin leider sehr im stress momentan, kann nicht immer flott reagieren und mich hier einbringen, auch wenn ich das thema gestartet hab. muss lernen und die sache mit fillion regeln, das reicht mir gerade, mehr denken kann ich nicht... füge aber später noch oben die thread links ein!

Keine Stress Vio, das läuft ja nicht weg..es gibt im Moment echt wichtigeres bei Dir
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Vio

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« Antwort 10 am: 11. Mai 2016, 20:33 Uhr »
danke fürs verständnis  :fr:
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« Antwort 11 am: 11. Mai 2016, 22:02 Uhr »
noch was gefunden:

Thread: http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=583.msg6363#msg6363

Mein Zahnkaninchen hab ich auch nicht mehr gepäppelt sondern immer versucht was zu finden was er auch so nimmt. Also mal nen Apfel gehobelt oder eben besonders feine Kräuterchen gesammelt. Romeo hat auf jeden Päppelversuch mit schwerem Durchfall reagiert, egal was drin war und irgendwas hat er immer gefressen und wenns gekochte Kartoffel war  ;)

Meine Erfahrung bezüglich der Akzeptanz ist: Weniger ist mehr.
Wenn ich es besonders gut meinte und viele Komponten zusammenkamen gingen meine nicht mehr dran. Man kann auch einen Babybrei als Basis nehmen und den mit Petersilie aufpeppen.

Die Zwangsernährung ist eben im Krankheitsfall sehr populär aber ich sehe sie mittlerweile echt kritisch und versuche ein inappetentes Tier besser nur anzuschubsen (Honigwasser) bevor ich ihm irgendetwas verabreiche. Ist natürlich anders wenn man es dem Zahnschweinchen nur mit anbietet.


Bei den alternativen Varianten geht es ja darum den Darm nicht noch weiter durch Futtermehle und schädigen. Das umgeht man natürlich nicht wenn man Pellets mörsert und oder einweicht denn die bestehen (egal wie toll die Zutaten klingen mögen) aus Mehlen.
Auch der Brei von Kräuterkate besteht nur aus Mehlen, auch wenn die Zutaten ganz gut klingen. Das ist einfach alles zu fein für den Schweinedarm und besonders bei Wutzen die sonst eben ohne Pellets und Co. schön gesund gefüttert werden kann so ein Päppelbrei eben nach hinten losgehen.

Alles was spritzengänig ist ist mitunter eben nicht so toll weil die Fasern die das Meerschweinchen braucht zerstört sind.

@Silke: Das mit dem Honigwasser ist ganz simpel. Man nehme einen Löffel Öko-Honig und löst ihn in einem Glas Wasser auf. Und das bekommt das das Meeri. Das gibt kurzfristig Energie ohne den Darm durcheinander zu bringen und durch den kleinen Kraftschub kommen die Tiere schneller allein ans Fressen. Ist im Prinzip ähnlich wie eine Infusion mit Nährlösung nur das es hier nur ums anschubsen geht.
Das funktioniert bei Erschöpfungszuständen (nach OPs o.ä.) super, auch um schwächliche Jungtiere oder eine Sau nach einer Schwergeburt wieder anzuschieben.
Man kann auch Traubenzucker nehmen aber ich hab eher Honig im Haus.
Wenn dein Schweinchen Appetit zeigt nur nicht so richtig fressen mag würde ich zuerst sämtliche Küchenkräuter auffahren und wenn da was bei ist was sie mag erstmal soviel geben wie sie möchte. Der Rest folgt dann oft allein.



Bei Verstopfung nach Antibiotikagabe ist der Darm nicht mehr in Ordnung - und da  ist es sehr wahrscheinlich, daß der Darm erst repariert werden muß, sonst kann er nicht mehr richtig Nährstoffe aufnehmen.
In solchen Fällen ist es besser, die Meerschweinchen einfach hungern zu lassen - das kann über Tage gehen, solange genügend Wasser im Körper ist. Die Gefahr ist nicht, wie uns TÄ immer einreden wollen, daß die Meerschweinchen immer fressen müssen und ansonsten verhungern, die Gefahr ist vielmehr, daß sie verdursten und austrocknen! Zumal sie nicht daran angepaßt sind, ihren Wasserbedarf mit Trinken zu ergänzen.
Es ist also wichtig, rechtzeitig Wasser unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes zuzuführen - und dabei kann man gleich noch die beiden wichtigsten Nährstoffe mitgeben: Natrium und Glucose. Heißt also Elektrolytlösung und Glucoselösung spritzen (lassen).

Was neben Kräutern bereitstehen sollte, ist ein Apfelviertel und geraspelter Apfel, neben Kräutern ist das oft das erste, was angenommen wird, um die Blinddarmgesellschaft wieder anzufüttern. Wenn kein Apfel zur Hand ist, kann man es auch mit Möhre probieren, bei Meerschweinchen, die normalerweise viel blättriges und grasiges Frischfutter bekommen, ist das kein Problem.

Chinchillas haben einen den Meerschweinchen sehr ähnlichen Verdauungstrakt ... Dumbo hatte merkwürdige Anfälle gehabt, die jedesmal fast zum Tod geführt hatten. Ich hatte ihn durch stundenlange Massage und direkt am Körper tragen wieder ins Leben zurückgeholt, bin dann zum TA, hab ihm Glucose und Elektrolyte spritzen lassen und hab das dann alle zwei Tage wiederholt, bis er wieder von allein fraß. Nach dem ersten und schwersten Anfall war es immerhin ne fast dreiwöchige Hungerzeit, die er so überlebte - das Gewicht war zwar extrem runtergegangen (er war nur noch Haut und Knochen), aber er bekam das Gewicht, sobald er fraß, wieder relativ schnell drauf, schneller, wie es jemals nach Päppelaktionen passiert.
Bei Darmgeschichten ist es oft sogar so, daß die zwangsgepäppelten oder mit Päppelbrei genötigten Meerschweinchen, Kaninchen und Chinchillas ihre Ausgangsgewicht nie wieder erreichen - Dumbo wiegt inzwischen deutlich mehr, wie er je gewogen hatte ...
Seitdem er keine rohen Hülsenfrüchte mehr fraß und bekam, hatte er übrigens nie wieder solche Anfälle ... ich vermute deshalb, daß es tatsächlich ne Allergie oder sowas war.


Das ist etwas, was ich jahrelang beobachtet hatte - und nie mich gewagt hab, anzusprechen ... erst durch ein rebellisches Chinchillaforum hab ich den Mut bekommen, das auch zu schreiben!
Und es ist ja nicht so, daß aufgrund meines Rates, laßt die Meerschweinchen hungern und päppelt sie nicht, jetzt tausende von Meerschweinchen verhungern würden - im Gegenteil, ich hatte plötzlich von verschiedenen Seiten, nicht nur von Meerschweinchenhaltern, Anschriften bekommen, wie dankbar man mir sei, nachdem man sich traute, es so umzusetzen!
Die Meerschweinchen und Co wurden nämlich tatsächlich wieder gesund!
Endgültig gesund - also so richtig ... so ohne immer wieder auftretendes Gluckern, komischer Matsche oder jährlichen und häufigeren Aufgasungen! (Klar, Umstellung auf mehr Platz und gesundes Futter ist da genauso wichtig, wer seine Meerschweinchen krank füttert, wird auch mit dem freiwilligen Hungern lassen keine gesunden Meerschweinchen bekommen ... die krankmachende Ursache ist ja da noch nicht weg!)



Wenn sich die TÄ mal sezierte Meerschweinchen anschauen würden, würden sie wissen, da kann nix nirgendwo nicht geschoben werden!

Der Magen ist pralle gefüllt - so stark, daß ganz ohne weiteres Fressen beim Tod nach Ausfall des Schluckreflexes der Mageninhalt in den Mund geschoben wird, weil der Magenpförtner sich bei Todeseintritt meist nicht mehr öffnet, sondern verkrampft.
Wie ist das möglich, wenn beim Sterben kein Futter mehr in den Magen gestopft wird? - Doch wohl nur, indem der Magen eh unter Überdruck steht! Meerschweinchen konnten mit diesem ständig prall gefüllten Magen sich die Magenmuskeln wegrationalisieren, um Gase schneller über die Magenwand in den Körper transportieren zu können - bei einer so dicken Muskelschicht, wie wir Menschen sie haben, ist das gar nicht möglich, wir müssen zwangsweise Lüfte im Magen ausrülpsen!
Meerschweinchen nehmen den bequemeren Weg - und nutzen entstehende Gase auch noch als Nährstoffquelle!

Der Dünndarm funktioniert genau so wie unser Dünndarm auch, da gibts keine Unterschiede ... er ist mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt, damit er nicht zusammenfällt und dort findet sich nur dann Futterbrei, wenn gerade der Magenpförtner sich geöffnet hat und Nahrungsbrei mit Spackes aus dem Magen schießt. Der Zwölffingerdarm ist im Verhältnis zur Größe des Meerschweinchens länger wie unser Zwölffingerdarm - eine Anpassung an diese schnelle Einspritzung des Nahrungsbreies aus dem Magen, so ist gewährleistet, daß der extrem saure Nahrungsbrei (unter pH 2!) neutralisiert und auf ein leicht basisches Niveau gebracht werden kann. Der Dünndarm ist sehr dünn (tja - woher kommt der Name Dünndarm wohl ...  :frage:), damit wirklich jedes Nährstoffmolekül, was im Nahrungsbrei ist, die Chance hat, an die Darmwand zu kommen und über die Darmwand in den Körper geschleust zu werden. Die Dünndarmwand ist, genau wie bei uns Menschen, sogar so dünn, daß wenn man Nahrungsbrei da reinstopfen würde und dann durchschieben würde, sie schlichtweg reißen würde!
Nur die Darmperistaltik (und zusätzlich die Bewegung der Meerschweinchen) ist es, die den Nahrungsbrei im Dünndarm weitertransportiert.

Wo Dünndarm, Dickdarm und Blinddarm zusammenstoßen, wirds chaotisch! Über verschiedene anatomische Sonderbildungen und mehreren vollkommen unabhängigen Darmperistaltiken, die sowohl vom Dünndarm wegführen, als auch zum Dünndarm hinführen, bzw in den Dickdarm führen bzw dort wieder rausführen, wird der Nahrungsbrei sortiert in grobe Bestandteile, nährstoffarme Bestandteile und Bestandteile, wo es sich noch lohnt, die Nährstoffe über mikrobiellen Aufschluß herauszuholen. Dort fängt dann auch langsam die Köttelbildung an. Die Böhnchen sind schon wenige Zentimeter nach dem Dickdarmanfang voll ausgeformt, im Laufe des Transports zum Anus wird eigentlich nur noch Wasser entzogen und die Gelehrten streiten sich auch heute noch, ob die dort durch weiteren mikrobiellen Aufschluß entstehenden Fettsäuren über den Dickdarm überhaupt aufgenommen werden können. Wenn ich mich recht entsinne, werden auch noch einige Vitamine über den Dickdarm aufgenommen.
Die Köttel sind dabei aufgereiht wie auf einer Perlenschnur mit nem winzigen Abstand zueinander! Wie soll da auch was geschoben werden, wenn da was geschoben werden würde, der Dickdarm ist schließlich auch beim Meerschweinchen sehr dehnbar, würden sich die Köttel nebeneinanderschieben und das Meerschweinchen hätte Verstopfung!
Die Köttel werden ganz normal mit der Darmperistaltik zum Anus geschoben, genau wie bei uns Menschen auch!

Stopfmagen laß ich mir ja noch gefallen ... da wird wirklich alles reingestopft, bis da nix mehr reingeht - aber Stopfdarm geht an den Fakten vorbei! Und führt zu sehr kruden Vorstellungen ... eben den Vorstellungen des Meerschweinchens, was ständig fressen muß, damit das Futter weitergeschoben werden kann ...

Kreislaufkollaps hat man recht schnell bei Wassermangel - unabhängig davon, ob dem armen Schwein noch weiter oben Futter reingestopft wird oder nicht. Ist zuwenig Wasser im Körper, hat das Herz es schwer, das Blut durch die Adern zu pumpen - und ein Kreislaufkollaps ist vorprogrammiert.
Sicher, wenn bei einem hungernden Meerschweinchen nicht drauf geachtet wird, daß irgendwie Wasser in den Körper kommt, dann stirbt das Meerschweinchen an Kreislaufkollaps - aber das ist doch nicht, weil kein Fressi mehr nachgeschoben wird, sondern weil eben auch kein Wasser mehr in den Körper kommt, aber Wasser in Form von Harn, Atemluftfeuchte etc abgegeben wird!

Sicher, eine erzwungene Fastenkur ist für Meerschweinchen sicherlich ungesund - aber wenn die Meerschweinchen selbst nicht futtern wollen, sollte man das akzeptieren - dafür sorgen, daß genügend Wasser in den Körper kommt und alles an Futter bereitsteht, was die Schweinzerls so brauchen könnten, sobald der Darm wieder für Futter aufnahmebereit ist.


Bei den Kräutern brächtest du zwei Päppelbreie, bei denen deine Laus den richtigen raussuchen könnte. Einen mit Salbei und Rosmarin, einen ohne ... hat den Grund, diese beiden Kräuter enthalten viel Thujon - und dieses wird nur in Spezialfällen gefressen, oder wenn es eh ein Thujonschweinchen ist, scheint Meerschweinchen zu geben, die Thujon einfach mögen ...


Also ich habe in der Praxis leider viele Tiere sehen müssen die nach wochen oder gar monatelangem Päppeln überhaupt keine Chance mehr hatten ans eigenständige Fressen zu kommen weil die Kaumuskulatur sich völlig zurückgebildet hatte.
Das passiert ja aber nicht von jetzt auf gleich und zwei Wochen unzureichende Futteraufnahme dürften noch nicht zur Katastrophe führen sofern nicht ohnehin ein Problem in der Richtung vorliegt. Wenn sowas bei meinen Tieren mal nötig war dann hat es maximal eine Woche gedauert bis sie wieder voll hergestellt und am Futtern waren, da war aber nicht ein einziger Zahnpatient dabei.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Ina

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 12 am: 09. Juni 2016, 07:00 Uhr »
...allerdings hätte ich gern Verlinkungen zu den Threads aus denen das jeweilige Zitat stammt. Finde ich wichtig für diejenigen die auch den Zusammenhang lesen wollen.

Zusätzliche Links in die Themen sind nicht unbedingt erforderlich, wenn mit Original-Zitaten gearbeitet wird, so wie hier. :-)

Wenn man oberhalb vom Zitat auf diese Stelle klickt "Zitat von: Steffi am 01. Dezember 2014, 17:27 Uhr", landet man in dem Beitrag, aus dem das Zitat stammt. In jedem Original-Zitat ist also bereits ein Link zum Ursprungsthema enthalten.
Liebe Grüße von Ina :ms2:


Vio

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 13 am: 09. Juni 2016, 18:19 Uhr »
Ach...
Gut zu wissen  :peinlich:
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Ina

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Antwort: Gesammelte Beiträge zum Zwangsernähren/Zwangspäppeln
« Antwort 14 am: 09. Juni 2016, 19:50 Uhr »
Das wird oft nicht wahrgenommen, Vio. Eigentlich schade, weil es sehr praktisch ist. :-) Für so ein "Sammelthema" wie dieses hier sind also wohl optisch auffallendere, zusätzliche Links besser.

Ich wollte es nur erwähnen, dass Original-Zitate immer auch eine Linkfunktion haben.
Liebe Grüße von Ina :ms2: