Das Meerschweinchen Forum

Meerschweinchen-Ernährung => Meerschweinchen & Pflanzen => Thema gestartet von: Vio am 23. April 2013, 22:54 Uhr

Titel: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Vio am 23. April 2013, 22:54 Uhr
Nun im Frühjahr sprießen plötzlich überall kleine, fast herzförmige Blättchen aus der Erde:
das Scharbockskraut (http://lh3.ggpht.com/_8LegEatmzTs/S5OdnV8KyEI/AAAAAAAABZ4/9__H9XKzgDs/s640/blaetter.jpg), ein Frühblüher.

Allgemeines:

Das Scharbockskraut (Ficaria verna) gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae).
Sein Name verdankt es der Krankheit Skorbut ("Scharbock"), gegen die es wegen des hohen Vitamin C-Gehalts seiner Blätter früher oft eingesetzt wurde.
Diese sind soweit ungiftig und können von Mensch und Meerschwein verzehrt werden, allerdings sollte man die Tiere langsam anfüttern und auch immer nur kleine Mengen geben.

Wenn das Scharbockskraut allerdings anfängt, kleine gelbe Blüten auszubilden, wird vermehrt in den Blättern  Protoanemonin gebildet, welches als Fraßschutz dient. Nehmen die Tiere zu viel davon auf, kann es giftig sein.
Dann sollten die Blätter nur mit guter Beobachtung der von den Tieren verzehrten Menge gefüttert werden, vermutlich würden die Tiere aber sowieso nicht mehr viel davon nehmen, weil die Blätter durch Protoanemonin nicht mehr schmecken.



Heilwirkung:

Durch den hohen Vitamin C-Gehalt hilft das Scharbockskraut bei vielen Erkrankungen, denn Vitamin C ist sowohl für den Menschen, als auch das Meerschweinchen ;) sehr wichtig und stellt ein gutes Antioxidans dar.
Auch unterstützt Vitamin C das Immunsystem und hilft bei der Regeneration nach Erkrankungen.
Als Tee bei kann man Scharbockskraut auch äußerlich gut anwenden, z.B. bei Exzemen oder Wunden.
Protoanemonin in geringen Mengen kann gut als Heilmittel gegen Wurmbefall im Darm u.a. eingesetzt werden.


Tipps:

Trocknet man Scharbockskrautblätter, sind sie nicht mehr giftig und können verfüttert werden.
(Aber wie oben geschrieben, langsam anfüttern und immer in gesunden Maßen geben!)
Die Blüten sollte man nicht anbieten.


Erkennen:

Die Blätter sind nicht geteilt und herz- bzw. nierenförmig. Sie sprießen einzeln aus der Erde, die Stängel sind hohl und kahl.
Die 8 gelben Blütenblätter (selten auch 6 oder bis 12) sind gelb und länglich.


Quellen:
Mein Gedächtnis, diverse Botanikvorlesungen
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: suntrek am 17. Mai 2013, 14:28 Uhr
Hier Bilder:

(http://abload.de/img/scharbockskraut2z7p7f.jpg)

(http://abload.de/img/072n8u3c.jpg)

(http://abload.de/img/0440qyoi.jpg)
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Vio am 17. Mai 2013, 18:48 Uhr
Klasse, dankeschön!!!!  :freu: :freu: :freu:
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: suntrek am 17. Mai 2013, 19:05 Uhr
Ups ich seh gerade ein Bild ist doppelt. Das 2. Bild sollte eigentlich eine Knospe von der Blüte sein.
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Vio am 17. Mai 2013, 19:06 Uhr
Kannst du bestimmt editieren  ;)
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Murx Pickwick am 16. April 2014, 15:26 Uhr
Nach meiner Erfahrung kann Scharbockskraut in beliebiger Menge angeboten werden - bleibt eh meist liegen, denn Vitamin C haben die Meerschweinchen genug in anderen Pflanzen und ansonsten ist Scharbockskraut von den Inhaltsstoffen eher uninteressant für Meerschweinchen.

Dafür wird es frisch auch blühend und nach der Blüte gefressen ... teilweise in größeren Mengen und ohne, daß es schadet. Da zu solchen Zeiten auch gleichzeitig Hahnenfußarten (Ranunculus) gefressen werden, nehme ich an, daß hier das Protoanemonin genutzt wird, um die Blinddarmgesellschaft wieder korrekt einzustellen - Protoanemonin beispielsweise schädigt Hefen schwer, andere Organismen im Blinddarm und Dickdarm dagegen vertragen Protoanemonin sehr gut, darunter fast alle Celluloseabbauer.
Auffällig finde ich auch, daß Meerschweinchen, die viel Kuntibunti bekommen, protoanemoninhaltige Pflanzen eher meiden ... es sind also eher die naturnah ernährten Meerschweinchen, welche Protoanemonin für sich nutzen können.

Zum Anfüttern reicht es, Scharbockskraut im Frühjahr VOR der Blüte zu geben, das bietet sich an, weil da der Protoanemoningehalt so gering ist, daß da einfach nix passieren kann, die Meerschweinchen können sich also nicht verschätzen. Haben die Meerschweinchen einmal gelernt, wie Protoanemonin schmeckt und wie es wirkt, können sie es korrekt einsetzen - und bekommen nicht mal Durchfall, wenn sie sich am Gift-Hahnenfuß bedienen, sie wissen dann einfach, wieviel sie vertragen. Wird Scharbockskraut verfüttert, schützt es also die Meerschweinchen vor dem Giftprinzip von Anemonen und Hahnenfüßen.

Wenn sich Meerschweinchen an protoanemoninhaltigen Pflanzen verschätzen, also zuviel davon futtern, weil sie es nicht kennen, gibts nach meiner Beobachtung für ein bis zwei Tage Matsche - danach passiert ihnen das nie wieder.
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Tiefseetaucher am 16. April 2014, 15:36 Uhr
Interessant!
Denn gerade von Meerschweinchen wird ja gern behauptet, dass sie sowas eben nicht lernen (können).
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Murx Pickwick am 16. April 2014, 15:56 Uhr
Wenn sie sowas nicht lernen könnten, würde es sie nicht geben, da sie spätestens, als die ersten Meerschweinchen vor 4000 Jahren in Menschenobhut genommen worden sind, schon mit für sie hochgiftigen Gemüseabfällen gefüttert wurden. Es wurde alles bei den Meerschweinchen an Grünabfällen entsorgt, was Mensch nicht brauchen konnte, die Menschen hatten damals keine Pflanzenlisten der verträglichen und der giftigen Pflanzen aufgestellt. Die Meerschweinchen hätten sich damals alle dran vergiftet, wenn sie es nicht hätten lernen können und das wärs gewest mit dem Versuch, Meerschweinchen bis zur nächsten Opfergabe zu hältern ...

Heutige Hausmeerschweinchen vertragen sogar erhebliche Mengen Solanin ... und nutzen dieses zur Entwurmung!
Klar, Solanin ist ja auch im Kartoffelstroh, Tomatenstroh und anderem Grünzeug von Nachtschattengewächsen drin, deren Früchte und Knollen der Mensch futtert und dessen Reste er zu den Meerschweinchen schmiß.
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Meeriemama am 28. April 2014, 12:49 Uhr
Dankeschön, dass Du mir und sicher vielen anderen auch die Ängste nimmst, dass wir unsere Meeries systematisch vergiften, wenn wir unsortierte Wiese füttern. Gerade auf den bekannten Futterlisten ist ja praktisch außer Löwenzahn fast alles gefährlich für die Wutzen.
Ich hatte im vergangenen Jahr Scharbockskraut gefüttert, auch bereits blühendes und dann plötzlich mit Erschrecken lesen müssen, wie giftig das ist!
Nun ja, sie haben es überlebt  ;-)
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Vio am 28. April 2014, 15:07 Uhr
Also mich hat schon mal wer total entsetzt angemacht, wie ich Löwenzahn füttern könne, das wäre hochgifitg für die Schweinies... ähäm... na klar... ;)

Meine Tiere sortieren gut, Rauszüchten usw. kann ich nicht erkennnen.
Was ich mir vorstellen kann, ist, dass Tiere, die viele Medikamente nehmen müssen, die bitter schmecken, in Bezug auf bitteren Geschmack "abstumpfen" und sich dann bei bitteren Giftpflanzen ggf. nicht so leicht abschrecken lassen. Wobei ich bezweifle, dass sie die trotzdem freiwillig futtern würden, schmeckt ja nicht ;)

Nur meine Marzipan war eine Weile mal hinter Eibe her, wie eine Blöde. Ich musste sie und den Zweig in ihrem Mauli über die halbe Terrasse verfolgen... Der Eibenbusch sollte sowieso weg, war dann auch schnell weg. Ich gehe davon aus, dass sie die Eibe als Heilpflanze verwenden wollte, sie war ja immer etwas angeschlagen, denn Madame war sehr penibel, wenns um ihr Futter ging und hätte niemals etwas Giftiges grundlos angerührt...

Auch hier, danke Murx für die Infos, da war doch noch viel neues bei :-)
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Saubergschweinchen am 28. April 2014, 17:24 Uhr
Mir wurde Scharbockskraut schon von meinem Großvater als tolles, Vitamin C-Kraut beigebracht.

Die Kaninchen in meiner Kindheit bekamen es gern als "Frühjahrskur", ob aus Aberglaube oder ob es wirklich einen Effekt gebracht hat kann ich heute nicht mehr sagen.

Als ich dann in meiner Ausbildung vermittelt bekam was alles sooo schrecklich giftig ist auf dieser Welt verwarf ich den Gedanken an Scharbockskraut natürlich völlíg. Erst seit 3-4 Jhren bekommen die Meeris es auch mal in größeren Mengen vorgesetzt. Ich habe einige feuchte Sammelwiesen auf denen es im Frühjahr unmöglich ist Wiese ohne Scharbockskraut zu sammeln.
Vor der Blüte ist es der Renner, wenn es blüht bleibt es zusehens liegen...ich denke die Tiere wissen genau wieviel geht und wann genug ist.
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Kazaar am 30. März 2016, 23:20 Uhr
Als "Alternative" zum Efeu :link: (http://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=579.msg6236#msg6236) kann man doch auch Scharbockskraut nach der Blüte anbieten. Nur die frischen jungen Blätter sind ungiftig und für den Menschen genießbar (für die Smoothie-Freunde unter uns  :g:). Ab der Blütezeit entwickeln sich Saponine wie beim Efeu. Da meine Schweine keinen Efeu fressen, bekommen sie jetzt vermehrt Scharbockskraut (im Gemisch natürlich). Und das futtern sie zum Glück  :-)
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Vio am 30. März 2016, 23:38 Uhr
mh, ich glaube aber, im scharbockskraut ist mehr protoanemonin enthalten, als saponine... in wie weit sie dann aufgrund der saponine selektieren würden, ist die frage. wenn sie sie nicht brauchen und deshalb nicht an den efeu gehen, ists doch gut :-) eine alternative muss ja gar nicht her dann und solange er immer im angebot ist, können sie ja dran, wenn sie ihn brauchen.
scharbockskraut an sich ist natürlich zusätzlich eh super :-) leider finde ich es kaum irgendwo  :traurig:
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Beitrag von: Kazaar am 30. März 2016, 23:43 Uhr
Saponine und Alkaloide zu gleichen Teilen lt. meiner Recherche. Als Alternative bei Durchfall hatte ich gedacht (falls du dich noch an meinen verstorbenen Sarotti erinnerst, der nur mit Widerwillen 1 Blatt Efeu gefuttert hat  :I).

scharbockskraut an sich ist natürlich zusätzlich eh super :-) leider finde ich es kaum irgendwo  :traurig:

Kaum zu glauben  :aug:. Bei uns wächst der überall. Sogar an meiner Terrasse  :g:.

Tolle Vitamin C-Quelle. Ich bin froh, dass die Schweine ihn so mögen  :-)
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Vio am 30. März 2016, 23:52 Uhr
ah ok :-) ich dachte, protoanemonin wäre überwiegend enthalten, weil es immer an erster stelle genannt wird. wie bei den lebensmitteln :D es nimmt ja mit der blüte zu, dann verschiebt sich das verhältnis vielleicht, aber vorher ists dann wohl 50/50.

ja, wenn sie die blätter nicht kennen, ist das ungünstig... ich war immer um seppo froh, der hat alles erst mal gefuttert und die anderen haben dann vage auch mal probiert. war aber auch eine gefahr, ich war mir nie sicher, ob er selektiert hat/hätte...
Titel: Antwort: Scharbockskraut: umstrittene Vitamin-C-Quelle
Beitrag von: Murx Pickwick am 31. März 2016, 16:31 Uhr
Protoanemonin ist ja auch der Hauptwirkstoff ... die Konzentration der Saponine im Scharbockskraut liegen noch unter der Konzentration von Saponinen in Hibiskus.
Das reicht noch, um Schnupfen schneller heilen zu lassen, reicht aber nicht mehr, um im Darm zu wirken - so die Theorie ...

Allerdings muß man auch immer dazusehen, daß die Wirkstoffe im Verbund wirken und so teilweise ganz andere Wirkungen zeigen, wie wenn sie einzeln gegeben werden würden. Scharbockskraut zeichnet sich durch einen so hohenVitamin C Gehalt aus, daß damit sogar Skorbut geheilt werden kann. Das Vitamin C ist zudem gekoppelt mit zahlreichen Carotinoiden, welche das Vitamin C erst richtig aktiviert. Das dürfte der Hauptgrund sein, weshalb gerade das Scharbockskraut von vielen europäischen Kulturen als Frühjahrskur vermehrt gegessen wurde - und das teils roh! Immerhin ist sogar für die Steinzeit belegt, daß Scharbockskraut gesammelt und gegessen wurde.
Bei dem Potpourri würde es mich nicht wundern, wenn das ganze Stoffgemisch auch im Darm sich positiv bemerkbar macht, auch wenn da eigentlich nix in genügender Menge drin ist, was als Einzelstoff im Darm groß wirken würde.