Autor Thema: 2 + 3 = 5 ?  (Gelesen 28839 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 60 am: 16. Dezember 2020, 20:16 Uhr »
Im Bad haben sich die beiden, Nr. 3 und 4, weiterhin gut vertragen und in den letzten Tagen die meiste Zeit zusammen verbracht. Vor drei Tagen habe ich mit Songmics-Elementen einen Teil des Zimmers, in dem die anderen leben, abgetrennt. Ich wollte den Zwei doch möglichst mehr Platz schaffen und hoffe jetzt nur, dass ich nicht über das Gitter stolpere. Jetzt ist die Aufteilung: 5 qm für die Zwei und gut 8 qm für die Drei.

Es war schon einige Aufregung durch die Veränderung bei den Drei. Daher habe ich ihnen erst einmal mit einem leeren Gehege neben sich Zeit gelassen. Heute morgen sind dann die beiden "Bad-Schweine" umgezogen.

Zunächst hat unser Zweiter den Fünften und den Ersten bedroht. Um ihn wieder etwas zu beruhigen und abzulenken habe ich ihn für ein paar Minuten auf den Schoß genommen. Da hat er sich wieder entspannt und war danach weniger heftig. Er mag zwar nicht gefangen werden, aber auf dem Schoß fühlt er sich durchaus wohl. (Ich weiß, dass es hier unterschiedliche Ansichten gibt. ;-) )

Nummer drei hat sich für ca. 2 Stunden nicht aus seinem Versteck herausgetraut, wirkte aber dort halbwegs gelassen. Nummer vier war gleich sehr interessiert und hat seine neue Berufung als Ausbrecherkönig entdeckt. Da ich bewusst Gitterelemente gewählt hatte, versuchte er, das Gitter durchzubeißen oder umzustürzen. :aug: Es ist erstaunlich, wie geschickt er dabei vorging. Mit kleinen Nachbesserungen zur Stabilisierung hat es bisher standgehalten. Zeitweilig haben 3 Schweinchen versucht, das Gitter zu zerlegen, um zueinander kommen zu können.

Der Erste und der Vierte mögen sich weiterhin sehr und reiben sich durch das Gitter aneinander usw.

Der Kleinste war wie der Zweite zunächst aggressiv gegen jeden, der er erreichen konnt. Beide haben sich dann aber für ein paar Stunden zurückgezogen. Danach waren sie viel entspannter.

Das erste Ziel ist, dass die zwei Gruppen gelassen und zufrieden innerhalb der Gruppen und zu den Nachbarn leben. Das zweite Ziel ist, möglichst doch noch eine gemeinsame Gruppe zu bekommen. Ich gebe ja die Hoffnung nicht auf. Allerdings würde ich einen erneuten Versuch unterbrechen oder abbrechen, wenn es wieder zu Beißereien käme. Dann wäre ich selbst natürlich auch zufrieden, wenn sie in zwei Gruppen glücklich wären. Ich hoffe, ich denke da wirklich zuerst an die Schweinchen. Sie hätten alle mehr Platz und mehr Leben in der Gruppe und gerade Eins und Vier wären sicherlich mit einer harmonischen größeren Gruppe sehr glücklich. Sie hätten es verdient!

Ich vermute, dass der Zweite und der Fünfte besonders überfordert sind und aggressiv werden als Notlösung. Der Dritte ist mit Neuem auch überfordert, aber hält sich zunächst möglichst komplett zurück.

Zunächst bin ich sehr froh, dass die zwei Gruppen unter- und nebeneinander nach einem nervösen Anfang so friedlich sind. Selbst der Zweite hat den Vierten friedlich durch das Gitter beschnuppert. Zuletzt hatte er ihn ja leider tagelange immer wieder gebissen.

Ich weiß, dass das Gitter auch zu Aggressionen führen kann. Bisher tut es das aber nicht. Im Gegenteil, sie regen sich gegenseitig zu Laufen an und interagieren positiv. Sollte sich das klar ändern, müsste ich mit Stoff, Pappe oder einer Holzkonstruktion Sichtschutz schaffen. Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt.

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5988
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 61 am: 17. Dezember 2020, 03:26 Uhr »
Das klingt ja gut soweit  :-)
Ich persönlich habe bisher nur erlebt, dass Gitter Stress genommen hat und für Sicherheit sorgte, als dass es zu Stress gekommen ist. Es scheint schon eine deutliche Barriere und ich kenne Jungs, die durch ein Gitter getrennt mit je ihren Mädels leben und sich so sehr gut verstehen durchs Gitter, sich aber arg prügeln wird es ihnen genommen 🤷🏼‍♀️
Meine Jungs kommen am Gitter auch gut klar bzw nehmen irgendwie nicht Notiz.
Kann mir also vorzustellen, dass das gut klappen kann :-)
Natürlich würde ich mich freuen, sie könnten alle doch noch zusammen leben, aber falls das nicht klappt, scheint es doch eine gute Lösung so.
Spannend, was du berichtest, wie sie so individuell reagieren :-)
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 62 am: 27. Dezember 2020, 22:52 Uhr »
Leider hat es einen weiteren Rückschlag gegeben.  :traurig:

Der Vierte hatte an den ersten beiden Tagen den Dritte, der ja deutlich größer und schwerer als er ist, verjagt, wenn dieser am Gitter mit den anderen Kontakt aufnehmen wollte und im Gegensatz zu der Zeit im Bad kein positives Interesse an ihm gezeigt. Am dritten Tag schlug es dann um, nachdem der Dritte sich an die neue Situation gewöhnt hatte. Dann vertrieb er den Vierten, was ich ja nachvollziehen kann, und fing dann leider auch wieder an, ihn zu beißen. Es waren keine tiefen Wunden, aber er ließ ihm nicht einmal einen Rückzugsort und ließ sich auch durch Gesten der Unterordnung nicht besänftigen. Nach einem weiteren Biss trennte ich sie am 22. oder 23.12.  :wein:

Weil immer wieder das Bemühen beider um Kontakt zu unserem Ersten und auch zu den anderen der Dreiergruppe, Anlass zu Streit gegeben hatte, hatte ich schon zuvor das Gitter nach außen mit Pappe zugemacht. Das half dann zumindest der Dreiergruppe wieder entspannter zu werden. Mittlerweile versuchen die beiden auch nicht mehr so oft nach außen Kontakt aufzunehmen.

Das letzte, was mir jetzt einfällt, ist noch ca. 2 Wochen zu warten, bis die beiden vielleicht einsehen, dass sie nicht mit der Dreiergruppe zusammensein können und die Sehnsucht nach Kontakt mit Schweinchen sie wieder freundlich zueinander werden lässt. Sie hatten ja mal mehr oder minder gut zusammengelebt, bis wir die Vergesellschaftung mit unseren Großen starteten. Soweit ich es in den ca. 8 Wochen in der ursprünglichen Dreiergruppe beobachten konnte, war das Verhältnis zwischen den beiden recht gut, zu dem Kleinsten eher schlechter. Bisse oder Bisswunden hatte ich nie gesehen.

Zur Zeit beschnuppern die beiden sich manchmal freundlich durchs Gitter, manchmal ist vorallem der Dritte noch eher ablehnend.

Wenn ich nur wüsste, was ihnen helfen würde! Schon mehr als einmal hätte ich es am liebsten aufgegeben. Zu sehen wie sie sich gegenseitig quälen und den Unfrieden mitzuerleben ist, ist das letzte, was man als tierliebender Mensch braucht. Ich kann mich ja auch nicht damit beruhigen, dass so etaws zu einem Leben eines Böckchen dazugehört wie zum Beispiel rauhe Umgangsformen in einem Wolfsrudel. Das Zusammenleben von erwachsenen Böckchen ist ja nicht natürlich. Manche Tier können damit umgehen, andere wegen ihrer Veranlagung oder schlechten oder fehlenden Erfahrung eben nicht. Und die müssten dann den anderen vertreiben oder vor ihm flüchten können. Das verhindern wir ja als Menschen, selbst wenn sie hier vergleichsweise viel Platz haben.  :traurig:

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5988
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 63 am: 28. Dezember 2020, 20:24 Uhr »
Das tut mir echt leid  :traurig: Ich kann mir gut vorstellen, wie schwierig es für dich sein mag...
Man versteht auch nicht, warum sie nicht einfach in Harmonie leben können, da wäre doch genug Fressen und Platz...
Tatsächlich geht es leider wohl mit manchen Böckchen einfach nicht oder in bestimmten Kombinationen nicht.
Ich hier z.B. kann mit den beiden Pärchen nicht eine Gruppe machen, weil Quentin panische Angst vor Cary hat, obwohl dieser unheimlich freundlich ist und ihm gar nichts tut. Aber seine Angst macht eine 4er Gruppe unmöglich, auf verschiedene Weisen. Daran scheitert es auch manchmal, dass manche Tiere unsicher sind, gerade vielleicht auch bei Böckchen, die fitter oder ranghöher sind und dann aus Angst angreifen (oder verkümmern, das soll ja auch nicht sein und wäre hier der Fall).

Ich glaube nicht, dass sie "merken", also logisch drüber denken, dass sie jetzt nicht mehr zu den Dreien können und es sich dann ändern würde, wenn man sie wieder zusammen geben würde. Dass die Zwei sich vielleicht beruhigen, wenn sie getrennt sind und am Gitter freundlicher werden, kann ich mir dagegen gut vorstellen. So ein Gitter dazwischen ändert manchmal total viel, aber es klappt dann dennoch nicht in der Regel, wenn man sie wieder zusammen gibt.

Mir persönlich wäre der ganze Stress jetzt ehrlich gesagt zu lange, als dass ich da noch was probieren würde.
Du hast es ja jetzt wirklich lange versucht und das alles wirkt sich ja auch ggf. auf die Gesundheit der Schweinchen aus. Ich würde ihnen nun Gruppen suchen, in denen sie bleiben können. Entweder bei dir oder vielleicht musst du für einen dann auch ein gutes Zuhause suchen? Ich weiss nicht, was bei euch möglich ist.
Über wenige Wochen ist es vielleicht halbwegs noch erträglich, wenn so hochsoziale Tiere keine günstige oder eine stressige Gruppenstruktur haben. Aber über längeren Zeitraum empfinde ich das als furchtbar.
Eine Gruppe gibt den Tieren Sicherheit und soziale Kontakte, hier waren sie jetzt immer im Stress, mussten Streit fürchten und konnten auch nicht friedlich ihr Sozialleben ausleben. Es ist eine andere Art der Isolation, Meerschweinchen können auch in unpassenden Gruppen sehr unter "Einsamkeit" leiden, denke ich.
Dazu hatte ich aus Münster auch letztens noch eine Studie gesehen, in der Männchen bei Konfrontation (ggf. vergleichbar mit unpassenden Gruppen, wo es ständig Kämpfe gibt) sogar gestorben sind nach ca. 1 Woche in dieser Kombination - das gebe ich hoffentlich jetzt richtig wieder, hab leider keine Zeit, mehr Details zu sichten, ob dies jetzt durch Verletzungen oder Stress war, wie viel Platz etc. (dies ist die Studie https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0031938489902461 ).
Ist nicht vergleichbar, aber ich kenne viele Beispiele und finde es logisch, dass eine unpassende Gruppenzusammensetzung sich irgendwann auch auf die Gesundheit auswirken kann, zum Teil massiv.
Das ist einfach wirklich nicht zu unterschätzen und ich denke, man sieht ja, dass es hier wirklich auch nicht wird, so wie es schön gewesen wäre.
Ich wünsche deinen Kleinen, dass sie jetzt endlich ankommen können in fixen Gruppen, in denen Frieden herrscht, sie föhlich und unbeschwert sein können und in denen sie Freundschaften knüpfen und sich von dem ganzen Stress in den unpassenden Kombinationen jetzt erholen können :-)
Ich hoffe, du findest eine gute Lösung für alle und dass ihr alle dann zur Ruhe kommen könnt  :fr:
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 64 am: 28. Dezember 2020, 21:38 Uhr »
Danke, Vio, für Dein Mitdenken!

Ich hatte es schlecht ausgedrückt. Natürlich werden sie die Lage nicht analysieren und logische Schlussfolgerungen ziehen. Ich hoffe einfach nur, dass sie sich damit abfinden, dass sie nicht an die anderen herankommen können und dadurch der andere wieder "wertvoller" für sie wird.

Ich verstehe auch sonst, was Du meinst, aber vielleicht erscheint es durch meine Beschreibungen in falscher Relation: Die drei leben seit dreieinhalb Monaten bei uns. In der Zeit hatten sie insgesamt rund eineinhalb (der Dritte) bzw. zweieinhalb (der Vierte) Wochen Stress mit anderen und insgesamt rund dreieinhalb bzw. zweieinhalb Wochen alleine gelebt. Mit anderen Worten: von 15 Wochen waren 5 Wochen unschön, 10 Wochen wahrscheinlich besser als alles, was sie vorher kannten.

Ich beobachte die beiden sehr genau. Sie sind verfressen, nehmen eher zu als ab und wirken gesund und aufgeweckt. Ich habe das Buch von Sachser gelesen und war sehr erschrocken, dass die Tiere so schnell an Stress gestorben sind. Sie hatten laut dem Buch keine Verletzungen, sondern "nur" Stress miteinander in Anwesenheit eines Weibchens.

Natürlich kann es bei uns dennoch so nicht weitergehen. Andererseits kenne ich bisher keinen Platz für zwei einzelne Männchen von rund 2 Jahren, die sicherlich nicht gut sozialisiert sind, wenn man den Begriff hier pauschal anwenden will. Denn wenn, dann müssten wir beide abgeben. Einer kann ja nicht alleine bleiben und die Integration in die aktuelle Dreiergruppe ist unwahrscheinlicher, als dass die zwei, die noch vor kurzem glücklich zusammen wirkten, wieder gut miteinander auskommen werden.

Einen abzugeben und dem anderen ein Weibchen zu holen, ist aus meiner Sicht auch keine sinnvolle Lösung. Das würde der Dreiergruppe weiterhin den Platz wegnehmen und ein brünstiges Weibchen mit Gitter getrennt neben drei Böckchen, die erst als erwachsene Tiere kastriert wurden und keine Weibchen mehr kennen, stelle ich mir auch nicht gut vor. Das wäre das nächste Ding, das schiefgehen könnte.

Und selbst wenn ich zwei Halter mit jeweils einer möglicherweise geeigneten Gruppe finden würde: auch dort gibt es keine Garantie und wird es vermutlich nicht gleich friedlich laufen. Dann möchte ich es lieber noch etwas weiter mit den beiden versuchen.

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5988
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 65 am: 31. Dezember 2020, 15:23 Uhr »
Danke dir für die ausführliche Erklärung :-)
Verstehe nun die Situation etwas besser, denke ich... Ich habe irgendwie immer Schwierigkeiten, durchzublicken durch deine Schilderungen, was aber sicher nicht an der Beschreibung an sich liegt, sondern wohl eher einfach daran, dass ich nicht live sehen kann, wie es ist und auch daran, dass ich einfach immer wenig Zeit habe. Ich würde immer gerne mehr Zeit schenken und investieren können, um in Ruhe alles nachvollziehen zu könne. Leider ist das aktuell nicht möglich...
Tatsächlich wäre es für mich vermutlich auch einfacher, alles nachzuvollziehen, wenn du statt Erster und Zweiter Namen nutzen würdest, glaub ich... warum weiss ich nicht ganz genau.
Musst du nicht jetzt wegen mir, wollte nur meine Schwierigkeiten schildern.
In jedem Fall kann es daher gut sein, dass die Lage für mich kritischer aussah, als sie wirklich ist. Was du beschreibst, wie sie sich verhalten, klingt gut :-)

Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass Sachser auch ein Buch geschrieben hatte, aber ich bin auch nicht so versiert was diesen Literaturbereich angeht. Kannst du mir einen Link dahin schicken?

Die Gedanken mit den Weibchen hatte ich auch... Einmal, dass das vielleicht schön für die Jungs sein würde, anders aber wieder, dass sich dann die 3er Gruppe dadurch irritieren oder gar sprengen lassen könnte...
Ach schwer, schade!

Hast du den Eindruck, es könnte mit einem weiteren 3. Tier bei den Zweien besser klappen? Ich weiss, da ist auch wieder das Risiko, dass es nicht klappt. Mein Gedanke war nur, dass es dann ggf. einen Puffer gibt...
Es ist schwer, das einzuschätzen, das Thema hatten wir ja schon.
Ich kann leider nicht immer gleich oder was zu schreiben, eigentlich möchte ich nur dann schreiben, wenn ich meine, durchzublicken und hier fällt es mir schwer, auch, weil ich die Tiere nicht gut einschätzen kann.
Aber ich freue mich über deine Updates :-) Ich hoffe, es ergibt sich dann eine gute Lösung  :fr:
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 66 am: 11. Januar 2021, 23:56 Uhr »
Ich zitiere einen Abschnitt aus einem anderen Thema, um in diesem Thema darauf eingehen zu können:
Zitat
Nochmal kurz zu der Abtrennung (deinen Faden über die Böckchengruppe kenn ich, find ich gut, wie du damit umgehst).
Besteht die Möglichkeit, diagonal abzusperren? In meinen Augen ist diese "Grenze" ne Stellschraube, mit der du noch arbeiten kannst.
Ich hatte ja 3 kleine Jungs und ein Mädel, das Mädel mit Mama und Schwester zusammen und die Jungs mit Papa daneben. Anscheinend verarbeiten die Sicht- und Riechkontakt anders. Nur riechen macht, möglicherweise, weniger Stress als das Sehen und riechen. Vielleicht haben sie nur so viel Angst/Aggression/"Handlungsbedarf", wie sie "ihr Revier" als etwas wahrnehmen, wo die "nur gerochenen" nicht reinkommen - ich kann´s nicht erklären, hab aber über die Erfahrung gestaunt.

Dein Ziel ist zwar, sie wieder zusammen zu führen, insofern war dieser Schritt ja zur "Beruhigung" gedacht.
Mein Ansatz wäre jetzt, erst die "Beruhigung" auch mal richtig ruhig zu gestalten um dann die Vergesellschaftung nochmal ganz neu anzugehen - wenn ich das mal so sagen darf.
Ist nicht als Kritik gemeint, echt nicht.

Ich verstehe nicht, inwiefern eine Diagonale besser wäre, als eine Grenze, die aus 2 rechwinklig zueinander stehenden Absperrungen besteht. Habe ich Deinen Vorschlag nur nicht richtig verstanden, Piggilotta? Auch bei den weiteren Zeilen könnte ich "Nachhilfe" gebrauchen. Schlägst Du vor, dass sie sich sehen sollen oder nicht? :frage:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 67 am: 12. Januar 2021, 00:18 Uhr »
Ich sehe auch gerade, dass ich leider vergessen hatte, auf Deinen Beitrag, Vio, zu antworten.

Ich kenne zwei Bücher von Prof. Sachser: Ein neues, in dem einige Teile auf der Basis seiner Meerschweinchen-Forschung entstanden sind: Der Mensch im Tier. Das habe ich mir gekauft, aber noch nicht gelesen. Das andere ist ein kleines und nur gut 100 Seiten starkes Büchlein "Sozialphysiologische Untersuchungen an Hausmeerschweinchen" von 1994, das z.B. hier antiquarisch zu haben ist: Booklooker. Da ich es unbedingt haben wollte, habe ich ein Exemplar für über 40 Euro erstanden. Wenn Du es lesen willst, kann ich es Dir gerne leihweise zusenden. Gib mir dann bitte einfach Deine Adresse per PN.

Ein weiteres Männchen - und das wäre ja die einzige Erweiterung der Gruppe, die ermöglichen würde, beide zu behalten, wäre mir zu gefährlich. Wahrscheinlich würde es damit nur schlimmer und nicht besser werden und dann hätten wir noch ein weiteres Tier, für das wir eine Lösung brauchen.

Eigentlich wollte ich nicht vorschnell davon berichten, damit es nicht wieder eine Enttäuschung gibt, aber wenn ich jetzt ohnehin schreibe, will ich kurz berichten:

Die beiden Jungs sind wieder zusammen. Noch ist es nicht entspannt und harmonisch, aber es gibt keine Beißerei, dafür aber bisher einige Fortschritte. Ich werde mehr berichten, wenn es klarer erscheint, wie es ausgeht.

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5988
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 68 am: 12. Januar 2021, 03:06 Uhr »
Das wäre ja toll, wenn es nun klappen würde mit den beiden! 😊
Daumen sind arg gedrückt!  :klee:

Danke für die Nennung der Bücher!  :fr:
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Piggilotta

  • Aktives Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 314
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 69 am: 12. Januar 2021, 09:31 Uhr »
Hallo Narnia, sorry, da ist mir beim "kurz Fassen" wohl einiges verloren gegangen.

"Diagonal" -  ob es "besser" wäre, weiß ich ja nicht, da ich es nicht sehen kann, aber die gesamte Länge der Grenze müsste dann etwas kürzer sein. (Ne "Hypotenuse" ist zwar die "längste" Seite, aber doch kürzer als zwei Seiten zusammen gerechnet.) War aber nur zur Erläuterung (Stellschraube), wie die Grenze gestaltet ist, ist wichtiger. (Aber dann ist immer noch diagonal weniger zu gestalten, das war der Punkt, bzw. sollte er gewesen sein...)

"Sehen und riechen" -  ich meinte "nur riechen" scheint weniger Aktion hervor zu rufen, wie wenn sie die Tiere, die sie riechen, auch sehen können.
Ich schlage also vor, dass sie sich "nur" riechen können.

Mein Gedanke ist, dass sie es "normal" finden, in einer Welt zu leben, wo es auch - irgendwo - andere Wutzen gibt. Meerschweinwelt eben.  Und "Handlungsbedarf" gibt es erst, wenn diese anderen Tiere ihrem Gebiet zu nahe kommen.
Wenn sie sie nur riechen, haben sie weniger den Impuls, diese "Fremden" auch zu erkunden, erst wenn sie sie wirklich "vor der Nase" haben, wollen sie dann genauer wissen, um wen es sich da handelt.

(Bei Weibchen, die gerade heiß sind, würde das wohl nicht reichen, da kommt der "Handlungsbedarf" auch über die Nase. Aber ja auch nur dann und dazwischen ist mehr Ruhe.
Da ich gerne "um die Ecke denke", nehme ich das als Indiz: die Ruhe dazwischen als "Normalzustand" und das Bestreben, in "fremde Gebiete" vorzudringen als Reaktion auf die Brunft. (Auch ne Art "normal", aber doch ein anderer "Zustand". Und du hast ja nur Männchen.)
Aber, wie gesagt, nur ne Idee.

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 70 am: 12. Januar 2021, 10:29 Uhr »
Danke, Piggilotta, für die Klarstellung.

Natürlich hast Du recht, dass die Grenzstrecke kürzer wäre bei diagonaler Anordnung. Es wäre für mich aber viel schwieriger umzusetzen, z.B. weil dann keine graden Flächen mehr auszulegen wären mit Stoff oder weil die Grenze Stabilität einbüßen würde, wenn sie nicht mehr rechwinklige Abschnitte hätte, und der Abschluss an den Enden schwieriger wäre.

Die Erfahrung mit Sehen und Riechen kann ich voll bestätigen. Das war ja nach meiner Einschätzung der Auslöser für das Zerwürfnis zwischen den beiden Jungs. Sie konnte sich ja sogar an den anderen reiben und das hat leider die Hoffnung genährt, mit unserem Ersten zusammen zu sein. Ich hätte da nicht erst nach ein paar Tagen die Pappen davor setzen sollen, sondern entweder ehe sie in das Gehege kamen oder gleich, nach der Beobachtung wie sie aufeinander reagierten. Ich hatte damit gerechnet, dass die zwei Gruppen sich vielleicht angiften, aber nicht, dass es Probleme gibt, weil sie zueinander wollen.

Aber wie gesagt, derzeit ist überall Pappe an den Gittern angebracht und das ist sehr wichtig aktuell.

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 71 am: 25. Februar 2021, 21:47 Uhr »
Jetzt ist es mal wieder Zeit für einen Bericht:

Die Dreiergruppe ist immer noch viel zusammen, freundlich aneinander interessiert, aber auch noch mehr unter Spannung, als ich es mir wünschen würde. Es gibt meistens mehrmals pro Tag kleine Zusammenstöße, die meistens daher rühren, dass zwei der drei schnell hochgehen und der Kleinste sich auch immer wieder behaupten will, statt zu weichen. Sie klappern dann manchmal oder werfen den Kopf hoch in Richtung des anderen, aber bald geht es dann in Brommseln über und das ist bei unseren Schweinchen als Beruhigung oder werbende Geste gemeint.

Ich vermute, dass die drei auch noch einige Wochen oder Monate brauchen, bis sie eine wirklch entspannte Gruppe sein werden - hoffentlich. Die Situation ist aber aus meiner Sicht auch jetzt nicht tragisch, sondern schon positiv. Sie machen viel miteinander, die zwei Großen sind viel lebhafter als zu zweit und der Kleine ist auch nicht mehr so hektisch und ängstlich wie in den ersten Monaten hier, als er noch zusammen mit den beiden anderen Jungs lebte.

Diese anderen beiden sind, Gott sei Dank, auch auf einem guten Weg! Ich hatte sie, nach der Trennung durch das Gitter, am 02.01.21 für drei Stunden zusammengelassen. Sie haben sich wiederholt angesprungen und der Kleinere wurde massiv gejagt und einmal gebissen. Am nächsten Tag habe ich sie wieder für ein paar Stunden zusammengelassen. Seit dem 05.01. leben sie durchgängig zusammen. Es gab noch etwa zwei winzige Bisswunden und viel Jagen. Am Auffallendsten war für mich, dass der Größere (der Dritte im Blick auf die fünf Schweine) außer seltenem Zähneklappern, nie mehr mit dem Vierten kommuniziert hat. Er hat sich wie eine Katze angeschlichen oder ist direkt auf den anderen zugelaufen, um ihn zu jagen. Vor etwa zwei Wochen habe ich kurzzeitig Brommseln dem anderen gegenüber gehört, was ich als Verbesserung werte.

Vor gut zwei Wochen wurde die Besserung so deutlich, dass sie jetzt wieder regelmäßig aus einer Schüssel futtern, gemeinsam am gleichen Heuhaufen fressen und mit ca. 30cm Abstand schlafen können. Es ist vor allem von Seiten des Dritten noch keine Zuneigung erkennbar, aber zumindest ist die Abneigung viel schwächer geworden. Beide sind auch entspannter geworden und der Kleine hat wieder angefangen, mitunter seine ausgelassenen Runden zu drehen.

Fragen an Euch:

Hat einer von Euch eine Idee, warum der Dritte den Vierten so ablehnt?
Sie haben ja anscheinend bei den Vorbesitzern mindestens 1 Jahr zusammengelebt und auch bei uns bis zur Vergesellschaftung mit den Großen ein relativ gutes Verhältnis gehabt. Es gab öfters dieses nervöse Gezeter, aber kein Beißen und sie lagen auch oft in der Nähe des anderen und haben die Gegend zusammen erkundet. Am dritten Tag der Vergesellschaftung kippte es ja und dann fing der Dritte an den Vierten zu beißen. Später beim Zusammenleben zu zweit im Bad war es wirklich harmonisch, nicht nur eine Duldung o.ä. Wieder im Zimmer bei den anderen, aber abgetrennt von ihnen, hat der Vierte den Dritten zwei bis drei Tage verjagt. Danach drehte es sich und ist seither so, dass er gejagt wird oder Waffenstillstand herrscht. Kann es sein, dass der Dritte das unfreundliche Verhalten in den ersten Tagen hier im Zimmer seinem Kumpel immer noch nachträgt?

Habt Ihr auch Schweinchen erlebt, die nie mit Artgenossen "reden"?
Bei der Vergesellschaftung hat er sich auch den anderen entzogen, ist im Zweifelsfalle panisch geflüchtet und hat dann später überfallartige Angriffe auf den Vierten gestartet. Uns Menschen gegenüber ist er erstaunlich entspannt, aufmerksam und kommuniziert mit Blicken und mitunter sogar mit Brommseln oder auch Zähneklappern.

Sind solche Tiere ggf. dann auch schwieriger im Verhalten in der Gruppe?

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 72 am: 22. März 2021, 11:36 Uhr »
Nach weiteren rund 4 Wochen ist der Stand der folgende:

Die Dreiergruppe ist weiterhin meistens zusammen unterwegs und auch ausgewogen im Interesse aneinander. Es bleibt also nicht einer außen vor oder so. Kleine Zwischenfälle gibt es immer noch, gestern sogar einmal zwischen unserem sonst so friedlichen Ersten und dem Fünften. Bisswunden sehe ich aber nie. Ich vermute, dass sie in solchen Fällen einfach zu heftig auf eine Kleinigkeit reagieren. Genauso schnell ist dann aber auch wieder Ruhe und sie suchen wieder die Nähe des anderen.

Die Zweiergruppe wird in kleinen Schritten entspannter und die Angst des Kleineren wird weniger. An der Schüssel mit Frischfutter sind sie komischerweise immer friedlich, beim Heu wird der Vierte noch des öfteren vertrieben. Manchmal läuft er auch nur davon ohne aus meiner Sicht vertrieben worden zu sein, weil er dort bei Annäherung vorsichtig geworden ist. Dennoch versucht er mitunter wieder aktiv Kontakt aufzunehmen, während der Dritte immer noch "stumm" ist gegenüber seinem Kumpel.

Wenn es so weitergeht plane ich als nächsten Schritt, dass eine Gruppe tagsüber in das Gartengehege darf (wenn es warm genug ist) und die andere Gruppe dann den gesamten Platz hat im Zimmer. Am nächsten Tag würde ich dann umgekehrt verfahren. Damit würden sie auch geruchlich intensiver mit den anderen bzw. ihren Hinterlassenschaften konfroniert. Außerdem wäre es Anreiz zu mehr Bewegung und Abwechslung. Hoffentlich wird das förderlich sein.

Vio

  • Team-Mitglied
  • *
  • Beiträge: 5988
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 73 am: 23. März 2021, 00:44 Uhr »
Das ist spannend, Narnia :-) Freut mich, dass es besser wird! Hätte ich ehrlich gesagt fast nicht gedacht, ggf. hab ich mir das ganze aber - hatten wir ja schon mal drüber geschrieben - schlimmer vorgestellt, als es war.
Ob du alle nochmal irgendwann wieder in eine Gruppe bringen könntest? Wenn sie (etwas) älter geworden sind und ruhiger bzw. zielgerichteter miteinander kommunizieren?
So wie ich das verstehe, möchtest du daher, dass sie die gegenseitigen Gerüche aufnehmen?
Würde mich in jedem Fall sehr freuen und ich drücke weiterhin Daumen!
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

  • Gast
Antwort: 2 + 3 = 5 ?
« Antwort 74 am: 23. März 2021, 09:34 Uhr »
Ja, ich hoffe immer noch, dass sie in einigen Monaten zusammenfinden werden. Dazu muss aus meiner Sicht zunächst das Verhältnis in der Zweiergruppe gut werden und in der Dreiergruppe gelassener.

Sie verhalten sich ja teilweise wie eine Gruppe: Wenn unser Leittier warnt, ist die Zweiergruppe auch sofort in Deckung. Wenn einer nach Futter ruft, rennen die anderen auch los. Und sie schnubbern auch immer mal wieder in Richtung der anderen Seite. Derzeit habe ich ja alles mit Pappen am Gitter bzw. einer Holzplatte an einer Stelle abgetrennt, so dass sie sich weder sehen noch berühren können - nur hören und riechen. Wenn ich jetzt schon die Pappe wegnehmen würde, wäre wahrscheinlich das Verhältnis der zwei wieder ganz dahin. Daher hoffe ich eher auf ein gemeinsames Erkunden des Gebietes der Dreiergruppe. Aber das kann natürlich auch zu einer Verschlechterung führen. Das muss ich aber einfach risikieren, sonst kommen wir ja nie weiter.

Auf das Alter kann man wahrscheinlich nicht hoffen, da sie alle zwischen 2 und 3 Jahren sind (ja ist nicht ideal  :nein:). Sie sind also aus der Sturm- und Drangzeit heraus und bleiben hoffentlich noch einige Jahre lebhaft.

Auf Dauer wäre es mit den 2 Tieren auf 5qm aus meiner Sicht recht langweilig und den anderen fehlt ja auch dieser Platz. Aber erst einmal bin ich froh, dass es sich mit den zwei Gruppen positiv entwickelt.  :freu:

Deine Zusammenlegung der Gruppen, Vio, ist für mich da auch eine Ermutigung. Ich habe auch mal eine sehr ergreifende Geschichte von einem Schimmel-Schweinchen gelesen, das taub und blind geboren wurde und bei den ersten Versuchen in der neuen Gruppe zu leben furchtbar panisch war und geplagt wurde. Dann hat das Tierchen fast 2 Jahre neben den anderen alleine gelebt. Eines Tages ist es von sich aus in das Gehege der anderen gelaufen und hat ab da entspannt mit ihnen zusammengelebt. Das hört sich fast unglaublich an, aber ich hatte den Eindruck, dass der Bericht, mit Bildern, nicht erfunden war.