Rainfarn ist kein Farn, sondern ein Korbblütler. In der gleichen Gattung wie der Rainfarn finden sich unter anderem Mutterkraut und Wucherblumen.
Der Rainfarn kam zu seinem Namen, weil er am Feldrain wächst und eine gewisse Ähnlichkeit mit Farnen aufweist.
Die Farne gehören zur Familie der Natternzungengewächse. Es gibt weltweit ca. 12 000 bekannte Arten. Bei uns am verbreitesten:
• Saumfarn
• Schwertfarn
• Frauenhaarfarn
• Geweihfarn
• Streifenfarn
Alle Farne sind giftig und dürfen nicht an Meerschweinchen verfüttert werden. Hat ihr Meerschweinchen trotzdem davon gefressen, wenden Sie sich sofort an den nächsten Tierarzt/Tierklinik.
Die Natternzungengewächse mögen zwar vielleicht zu den Farnen im entfernteren Sinne gehören, aber deshalb sind noch lange nicht alle Farne Natternzungengewächse! Zu den Natternzungengewächsen gehören nur die Rautenfarne und Natternzungen (und zwei Gattungen, die nicht mal nen deutschen Namen haben).
Zu den Farnen im weitesten Sinne gehören folgende Gruppen:
* Natternzungengewächse (Ophioglossales)
* Gabelblattgewächse (Psilotaceae)
* Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae)
* Marattiopsida
*
echte Farne (Polypodiopsida)
Das sind nur die Infos, die jeder in der Wikipedia nachschlagen kann ... wie glaubwürdig ist eine Quelle, die sich schon einen derartigen Schnitzer leistet wie die zitierte Quelle?
Aber es geht noch weiter mit Fehlern, die extrem leicht als solche aufzuklären sind ...
schlägt man nämlich in der Wikipedia unter Geweihfarn nach, erfährt man, daß diese Geweihfarne in den Tropen beheimatet sind! ... Ich wußte gar nicht, daß Deutschland in den Tropen liegt ...
Ok ... Geweihfarne kommen auch in Deutschland vor: in botanischen Gärten, auf Blumenbänken und in Blumengeschäften ... dennoch dürfte er bei weitem nicht unter den am häufigsten in Deutschland vorkommenden Arten zu finden sein, denn der Adlerfarn beispielsweise wächst in jedem Wald in hoher Stückzahl und bildet, wenn man ihn läßt, dichte artenreine Bestände.
Der Adlerfarn ist nicht mal in der zitierten Quelle aufgeführt! Dabei ist er einer der wichtigsten und häufigsten Arten in der einheimischen Fauna!
Also selbst die Liste stimmt nicht ... leicht und schnell zu überprüfen ...
Bleibt also nur noch eine Behauptung über, die zu überprüfen gilt: Sind Farne giftig?
Ich zitiere zu dem Thema Paracelsus: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei."
Ok ... Farne sind giftig, genau wie Gräser, Kartoffeln, Bohnen und Gartensalate ...
Damit Farne nicht giftig sind, brauchen wir also eine vernünftige Mengenangabe, ab wann sie giftig werden, erst dann können wir beobachten, ob Meerschweinchen überhaupt so viel Farn freiwillig futtern, daß sie schädliche Auswirkungen haben - und genau an der Stelle kommen wir erstmal nicht mehr weiter, denn wer will da schon gefährliche Experimente mit seinen Meerschweinchen machen?
Schauen wir also nach, was denn überhaupt die Giftigkeit der Farne ausmacht ... wir benutzen dazu den als Giftigsten seiner Gruppe verschrieenen Farne, den Adlerfarn, denn wenn wir wissen, wieviel Adlerfarn für Meerschweinchen noch ok ist, dann wissen wir auch, ob wir tatsächlich sofort zum TA müssen, nur weil Schwein mal ne Farnpflanze gekillt hat ...
* Wir finden im Adlerfarn, aber auch in allen anderen Farnen, in Algen, in pflanzenfressenden und muschelfressenden Fischen (Karpfen beispielsweise), in Schachtelhalmen und vielem mehr Thiaminase, ein Enzym, welches Vitamin B1 zerstört.
Meerschweinchen vertragen davon erhebliche Mengen, sie zerstören die Thiaminase einfach in ihrem Magen, noch bevor Vitamin B1 aus dem Nahrungsbrei herausgelöst werden kann - somit kann dies nicht die Giftigkeit für Meerschweinchen ausmachen. Tatsächlich fressen Meerschweinchen erhebliche Mengen an Schachtelhalmen, die sogar sehr gesund für sie sind, ohne daß sie damit Probleme bekommen.
* Im Adlerfarn ist ein sehr instabiles Norsesquiterpenglycosid gefunden worden, welches in großen Mengen aufgenommen bei Mensch und Vieh zu Tumoren führt. Es handelt sich um Ptaquilosid. Man hat versuchsweise Meerschweinchen über lange Zeit Klauenfarn (Onychium contiguum) unter die Pellets gemischt - und da die Meerschweinchen lieber die Pellets fraßen, wie den Farn, hat man ihn halt in die Pellets gemischt, damit die Meerschweinchen den nicht mehr aussortieren konnten - und siehe da, nach Wochen und Monaten entwickelten sich tatsächlich Karzinome!
Wir haben also den Giftstoff gefunden! Und der kommt nicht nur im Adlerfarn vor, sondern offenbar auch in anderen Farnen.
Studie: Dawra, R. K., O. P. Sharma and R. Somvanshi: A preliminary study on the carcinogenicity of the common fern Onychium contiguum. Vet. Res. Comm. 25 (5), 413 - 420 (2001)
Immerhin wissen wir nun, Meerschweinchen müssen viel Farn fressen, um Tumore zu bekommen - und über einen sehr, sehr langen Zeitraum, sonst passiert gar nix, zumindest nix, was unsere Meerschweinchen krank macht.
Es geht aber noch weiter ...
Farne werden in Notzeiten für Menschen als Nahrungsmittel benutzt, die jungen Blätter werden als Gemüse zubereitet. Aber auch die Wurzelstöcke verschiedener Farne werden genutzt. Das Ganze funktioniert ganz gut, solange die Notzeiten nicht andauern - aber, in der heutigen Zeit ist Essen dank industrieller Landwirtschaft in vielen Gebieten der Erde knapp geworden - dauerhaft knapp. Es gibt also nun einige Gegenden, in denen junge Farnblätter genauso häufig auf den Tisch kommen, wie bei uns Kartoffeln! Und das hat fatale Auswirkungen, in diesen Gebieten sind Speiseröhren- und Magenkarzinome häufig.
Wir wissen also nun, Farne sind bei einmaligem Gebrauch harmlos - aber dauerhafte, tägliche Garben verursachen Tumore.
Farne schaden nicht, solange sie in geringen Mengen aufgenommen werden - aber wenn sie zur Hauptspeise werden, verursachen sie Tumore.
Nun beobachten wir einfach mal Meerschweinchen, was sie zum Thema Farn sagen, wenn man ihnen den Farn neben ihrem Futter anbietet:
- Adlerfarn wurde bei mir von Meerschweinchen nie angerührt.
- Wurmfarn wurde bei mir bei Befall mit Würmern in relativ großen Mengen gefuttert, aber nur über ein, zwei Tage. Kotproben, die vor der Farnfreßaktion gemacht wurden, zeigten Wurmeier, nach der Aktion große Mengen Würmer, vier Wochen nach der Freßattacke auf Wurmfarn war kein Wurm mehr nachweisbar. In keinem anderen Fall wurde bei mir Wurmfarn angerührt.
Wurmfarn wirkt übrigens nicht gegen Spulwürmer ... dafür wirkt er gegen Encephalitozoon cuniculi und verschiedenen anderen Endoparasiten. Gefressen wurden bei mir ausschließlich Blätter und die Stiele der Blätter, nur beim Wurzelstock jedoch ist bislang eine Wirkung gegen Bandwürmer nachgewiesen. Das deutet für mich daraufhin, daß Meerschweinchen sich mit Wurmfarn gegen unterschiedliche Endoparasiten wehren könnten ...
Zumindest der Wurmfarn, wenn nicht sogar alle Farne, sind also sehr, sehr wichtige Heilpflanzen für Meerschweinchen, die sie sehr geziehlt anwenden können.
Beobachtungen bei anderen Meerschweinchenhaltern und die Studie da oben zeigen, daß Meerschweinchen freiwillig nicht zuviel Farn fressen, sondern immer bei ungefährlichen Mengen bleiben und zudem sehr geziehlt fressen, also immer nur über sehr kurze Zeiträume, damit bleiben sie locker im sicheren Bereich.
Berichte über Weidevieh und die oben beschriebene Bevorzugung von jungen Farnblättern in einer hungernden Bevölkerung zeigt allerdings auch die Grenzen des Selektionsvermöbens auf Farne: Der Hunger treibts rein!
Wer also zuhause seinen Schweinchen die Möglichkeit der Entwurmung bieten will, sollte zusehen, daß an den Tagen, wo Farne gefüttert werden, genügend artgemäßes Futter bereitliegt, also Gräser. Dann passiert da auch nix.
Bei mir passierte nicht mal im Winter was, wo ich ein nicht sehr artgemäßes Futter, bestehend aus Futterrüben, Gemüseabfälle aus einem Bioladen, Äste und Zweige von Nadelgehölz, Wiesen- und Laubheu verfüttert hab. Die Meerschweinchen haben den angebotenen Farn zuverlässig liegengelassen.
Offenbar wird Farn wirklich nur als Futter angenommen, wenn die Tiere hungern müssen - und wer läßt schon seine Meerschweinchen hungern?
Kurzum, selbst das Thema Giftigkeit relativiert sich bei näherer Betrachtung enorm ... Meerschweinchen können Farne sehr gut als Arzneimittel gegen Endoparasiten einsetzen, sie sollten keine Farne bekommen, wenn sie hungern (also bei Heu-bissi Gemüsefütterung könnte es sein, daß Meerschweinchen doch Farn als Futterpflanzen akzeptieren, was zu Tumoren führen würde) und ansonsten, wenn sie genügend artgemäße Kost haben, wird der Farn zuverlässig nur als Medizinalpflanze angenommen, nicht als Futterpflanze. Farne sind also nur giftig für hungernde Meerschweinchen!
Quellen:
Wikipedia
Frohne, Pfänder (2004): Giftpflanzen. Ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart; 5. Aufl., S. 221 - 226 (hauptsächlich S. 223)
Dawra, R. K., O. P. Sharma and R. Somvanshi: A preliminary study on the carcinogenicity of the common fern Onychium contiguum. Vet. Res. Comm. 25 (5), 413 - 420 (2001)
Tante Edit: Ich bin offenbar auch noch sehr müde ... es heißt natürlich NICHT Thi
ominase, sondern RICHTIG heißts Thi
aminase ... schließlich ist es das Enzym, was Thi
amin (Vitamin B1) zerlegt.