Autor Thema: Kommentare zur Pflanzen-Liste  (Gelesen 39304 mal)

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Piggilotta

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Antwort: Kommentare zur Pflanzen-Liste
« Antwort 45 am: 22. Mai 2016, 09:06 Uhr »
Ja, es sind "fertige Trockenkräuter" Hugomero, und ich teile deine Bedenken über zuviel Trockenes.
Getrocknetes Gemüse käme mir nicht ins Haus; wenn nicht Zeitgleich ne andere, viel unbeliebtere Heusorte da gewesen wäre, hätt ichs vermutlich nicht angefangen....
So ist die gesamt aufgenommene Menge trockener Halme etwa gleich bis geringer, (der Schachtelhalm ist ja auch noch da.)
Und die Qualität scheint Top zu sein: ganz dunkelgrün, relativ lange Stückchen, (beim Schachtelhalm die langen "Schwänze".)
Ich nehme an, das es gefriergetrocknete "Reste" von Würzkräutern sind.
(Mein erstes Kilo Anis hatte ich aus dem Metzgereibedarf....)
Energiebilanzmässig also eher Fragwürdig, aber Kleintierheu wird ja wohl meist Luftkammergetrocknet, das bleibt sich also etwa gleich. (Hoffentlich..)

Ein "Indiz" hab ich noch: eigentlich pinkeln meine Süßen ja kaum mal auf die Matten, netterweise, damit ist aber vor den neuen Schüsselchen jetzt Schluss, da wird nass, die werd ich umstellen müssen.
Die treibende Wirkung scheint mir recht groß, bzw. deshalb hatte ich getrennt bestellt, (Sellerie treibt eigentlich mehr als Dill, ist wie Petersilie mit nem Warnhinweis für Nierenschweine versehen; den Nieren meiner Tiere geht es aber wahrscheinlich gut und Warnhinweisen trau ich kaum noch...)
Und ein "halbes" Indiz ist das geringere Schwinden im Samenpott: es spricht (für mich) nicht gegen die Samen, aber für die Halme. (Macht das Sinn? Mein Bauch sagt es so, bin da aber offen für andere Theorien)
Selbst wenn die Steinbildung durch vermehrtes Auskristallisieren der Inhaltsstoffe gefördert würde, wenn es so schnell rausgeht, kann nicht viel hängenbleiben, bei ner funktionalen Niere, oder??

Und Murx, noch ein Piggilotta/Kinderseelen Dankeschön:
Wenn ich jetzt mal Blätter kau und ausspucke bin ich völlig fasziniert, wie grün die Spucke ist, vor allem auch wie lange; reicht ja aus, um 4 Schlucke Wasser zu färben, boah.
Auch jeck, wie sich der Geschmack ändert beim testen...

P.S.: Über Äste und Bewegung fang ich nen extra Fred an, das geht zu weit vom Thema weg sonst...

Murx Pickwick

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Antwort: Kommentare zur Pflanzen-Liste
« Antwort 46 am: 22. Mai 2016, 12:05 Uhr »
Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Halmen und Samen:

Samen sind Nahrungskonzentrate mit Keimling drin. Eigentlich sollen die Nährstoffe vom Keimling aktiviert und verbraucht werden, wenn der Keimling gute Bedingungen vorfindet und wachsen kann. Es ist praktisch die Muttermilch für den Pflanzenkeimling ... leicht verdaulich, leicht verarbeitbar und es ist alles drin, was keimling braucht.
Damit diese leicht abbaubaren und auch für Bakterien äußerst leckeren Nährstoffe wirklich nur dem Keimling zugutekommen und nicht etwa schon vorher gutes Schmackofatz für Bakterien, Schimmelpilz und Co werden, sind die Nährstoffe samt empfindlichen Keimling in einer festen, dicken Schale verpackt, damit da eben nix reinkommt und schnabulieren kann, was nicht Keimling heißt.

Für das Meerschweinchen bedeutet das, es zermahlt diese Kerne, die leichtverdaulichen Nährstoffe und Wirkstoffe werden mit der Spucke herausgelöst und können vom Meerschweinchen direkt verwertet werden - die Schale ist unbrauchbar und wird spätestens an der Stelle, wo Dickdarm und Blinddarm zusammenkommen, aussortiert und ausgeschissen. Die Schale gelangt also erst gar nicht in den Blinddarm.

Die Stiele dagegen sind für Pflanzen die Transportwege, so wie für uns die Adern, Lymphbahnen etc ... bei Pflanzen wird alles durch Leitungsbahnen im Phloem transportiert - vor allem Wasser, Zucker, Aminosäuren, aber auch fertige Wirkstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente werden mehr oder weniger aktiv über die Leitungsbahnen in der Pflanze verteilt. Die Stengel sind deshalb dicht an dicht mit diesen Leitungsbahnen durchzogen. Bei den Leitungsbahnen selbst handelt es sich wiederum nicht um Rohre, sondern eher um eine Aneinanderreihung besonders gestalteter Zellen, die bei den Bedecktsamern aufgrund dessen, wie sie funktionieren, als Siebröhrenzellen bezeichnet werden.

Das heißt, im Stengel ist mehr oder weniger alles dicht beieinander, es gibt keine harte, unverdauliche Schale mit nährstoffreichem und wirkstoffreichem Kern, sondern wir haben unverdauliche Bestandteile räumlich sehr eng an leicht verdaulichen Bestandteilen. Wird das von Meerschweinchen zu Futterbrei zerkaut, bleiben die Nährstoffe und Wirkstoffe an den Cellulosestrukturen der Zellen hängen, verkanten sich und sind letztendlich kaum trennbar und herauslösbar.
Sicher, ein Teil kann dennoch normal verdaut werden - aber ein großer Teil wird eben als lohnendes Blinddarmfutter in den Blinddarm geschoben, wo die Cellulosefasern weiter aufgebrochen werden und alles Nahrhafte von Bakterien und Co von den Cellulosen, Hemicellulosen und Ligninen getrennt und aufgefuttert wird. Die Mikroben freuen und vermehren sich und werden teilweise in die Kotpillen gepackt als eiweißreiches Zusatzfutter fürs Schweini ... kurzum, von den Stengeln hat die Blinddarmgesellschaft auch noch was - aber die Wirkstoffe können nicht mehr zu 100% vom Meerschweinchen genutzt werden, so wie bei den Samen.

Brauchen nun Meerschweinchen einen bestimmten Wirkstoff in hoher Konzentration, werden sie mit erhöhter Wahrscheinlichkeit sich am Samennapf bedienen. Tritt das in den Hintergrund, werden sie die Doppelfunktion (Wirkstoffe + Blinddarmfutter) der Stiele bevorzugen und eher an die Stengelnäpfe gehen. Brauchen sie die Wirkstoffe nicht mehr, bleiben sowohl die Samennäpfe, als auch die Stengelnäpfe unangetastet ... naja, bis dann wieder irgendetwas passiert ist, daß wieder Wirkstoffe aus den aromatischen Schälchen gebraucht werden.
Das heißt, wie die Schälchen genutzt werden, ist bei jedem Meerschweinchen etwas anders ... und ändert sich auch über die Zeit. Was nun gerade günstiger ist für die Schweinerei, können wir Menschen nicht bestimmen, das wissen nur die schweinischen Individuen selbst und niemand sonst.

Piggilotta

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Antwort: Kommentare zur Pflanzen-Liste
« Antwort 47 am: 22. Mai 2016, 12:52 Uhr »
"Phloem" - Wow, hat ja fast Ohrwurmqualiät.
Irgendwie poetisch.
Auch die Tatsache, dass ich nen haufen Sachen nie genau wissen kann und wie ich dann damit umgehe hat was von Poesie, find ich:
ich muss hinhören/hinfühlen und es aus dem Zusammenhang beurteilen.

Und die Erkenntnis kommt oft unverhoft:
Hab grad was grundsätzliches über Blinddarmfutter geschnallt: irgendwie dachte ich immer noch die "unverdaulichen" Bestandteile kämen da rein, Teilchengröße hatte ich wohl klar, "Materialunterschiede" weniger.
Danke dir.
Flömdidöm
 
Aber nochmal genauer: im Dickdarm leben doch auch noch Bakterienstämme, bzw. Fenchel und Co haben doch Wirkung auf die Darmbewegung auch dahinten, oder verwechsel ich das jetzt mit meinem Darm??
Geht das aus dem BD raus, in die Blutbahn rein und von da über Nerven an die Darmwände?
Gehen überhaupt Nährstoffe aus dem BD in die Blutbahn, so wie aus dem Dünndarm? Nee, oder?

(Nein, das ist nicht O.T., es geht um die Aufnahme der Wirkstoffe auch von Kräutern, hoffe ich zumindest...)

Murx Pickwick

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Antwort: Kommentare zur Pflanzen-Liste
« Antwort 48 am: 22. Mai 2016, 19:08 Uhr »
Der Dickdarm vom Meerschweinchen und der Dickdarm vom Menschen funktionieren ähnlich ... ok, der Dickdarm vom Meerschweinchen kennt deutlich mehr Peristaltik, wie der Dickdarm vom Menschen, schließlich werden über die Peristaltik, also über die rhythmischen Muskelkontraktionen im Darm, die Bestandteile sortiert - alles, was hart und unverdaulich ist, kommt in die Kotpillen, alles, was noch Teile enthält, was für den Blinddarm was ist, wird in den Blinddarm geschoben. Dabei kann sogar ein Teil des Nahrungsbreies vom blinddarmnahen Dickdarm wieder zurückt in den Blinddarm transportiert werden ...

Genau wie beim Menschen wandern die meisten Mikroben des Dickdarmes über den Anus ein - aber ein Teil der Mikroben wandern auch aus dem Blinddarm raus und gelangt so in den Dickdarm.
Im Dickdarm werden noch von den Mikroben freigesetzte Fettsäuren und ich glaub auch einige Vitamine und Mineralstoffe herausgelöst und über die Darmwand in den Blutkreislauf geschleust. Ebenso wird dort auch Wasser dem Kot entzogen und wieder zurück in den Körper gesaugt.

Die Wirkstoffe der Pflanzen wirken zum großen Teil auf Rezeptoren, die in der Darmwand stecken - überall im Darm! Da gibts auch welche im Dickdarm. Je nach Rezeptor sind sie allerdings sehr unterschiedlich verteilt ... die einen mehr im Dünndarm, die nächsten mehr im Dickdarm etc. Ist genau wie beim Menschen auch. Vom Darm aus wird gemessen und geregelt, der Darm ist stark beteiligt daran, auf was der Besitzer des Darmes Appetit hat, was ihm schmeckt und ob und wann er Hunger bekommt. Aufgrund der Meßergebnisse im Darm werden ganze Stoffwechselwege gefördert - oder auch gehemmt. Es werden Hormone ausgeschüttet - oder auch zurückgehalten und zerstört.
Der Darm hängt sehr eng mit dem Immunsystem zusammen - so kann die Darmwand sowohl im Dünndarm, als auch im Dickdarm, Wirkstoffe regelrecht dem Immunsystem präsentieren. So kann das Immunsystem gepusht werden - oder aber auch gehemmt werden. Der Darm denkt mit ...
Einige Mikroorganismen im Dickdarm und im Blinddarm nutzen das übrigens schamlos aus - und regeln sogar den Appetit ihres Wirtstieres mit. Der Geschmack kann von ihnen mitbeeinflußt werden. Besonders bekannt geworden ist das über Hefen, Candida beispielsweise mag besonders gern leicht verdauliche Zucker ... wenn die im Darm nicht ankommen, hungern sie - also sorgen sie dafür, daß ihr Wirtstier Appetit auf Süßes bekommt - und Zucker futtert. Möglichst so viel Zucker, daß auch noch was im Darm bei den Candidas ankommt, denn sie sitzen im Dickdarm und der Dünndarm schleußt normalerweise allen Zucker aus dem Nahrungsbrei, so daß im Dickdarm davon nix mehr ankommt ... wenn aber übermäßig Zucker gefuttert wird, schafft es der Dünndarm nicht, alles rauszuschleusen und ein Teil kommt eben im Dickdarm bei den Candidas an - und die freuen sich :D
Klappt nicht immer - aber manchmal klappts dann doch.