Autor Thema: Kastration im Konflikt zur Wahrung der körperlichen Unversehrtheit  (Gelesen 41808 mal)

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Vio

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 30 am: 09. Mai 2021, 13:55 Uhr »
Wir haben so um die 100-200 Schweine im Jahr zur Vermittlung, ca. 30 Schweinejungs sind da bestimmt bei, die 4-5 Jahre oder älter sind und kastriert werden. Wenn nicht sogar noch deutlich mehr. Es gibt tatsächlich viele alte Jungs, die unkastriert kommen, weil sie am Ende übrig sind. meine Kastraten werden mit 5-7 Jahren auch immer deutlich älter als meine Mädels (2-4 Jahre), ich glaub, die Jungs werden da durchaus noch älter heutzutage.
Die Notstation gibt's jetzt soweit ich weiß ca 17 Jahre (den Verein dazu und offizielle Aufmachung 13 Jahre) und wenn man das grob hoch rechnet kommt man schon auf um die 500 Jungs.
Die Erfahrungen bei Kastra auch bei 7 oder 8 jährigen sind gut, in der Regel packen das alle Jungs hier in welchem Alter auch immer ohne Probleme. Auch bei Injektionsnarkosen, wobei es da häufiger zu Problemen kommt und die Schweine nicht so schnell Wieder fit sind wie unter Gas.
Meine Freundin hält Komplikationen gut nach, meidet dann zb entsprechende Tä und lässt Tiere im Zweifel auch obduzieren. Ebenfalls würde sie nie eine Kastra riskieren, wenn sie sie für ein Tier nicht mehr zuträglich halten würde.
Die Erfahrungen bei den anderen Notstationen, mit denen ich Kontakt hab, sind ähnlich.
Ich glaube, dass es weniger auf das Alter, viel mehr auf den TA und sein OP Geschick und Erfahrung ankommt, wie die Tiere es packen und ob es heilt.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.*

Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 31 am: 09. Mai 2021, 22:10 Uhr »
Vielen Dank, Vio, für diese Angaben! Ich hätte natürlich aber liebsten noch mehr Zahlen, aber so ist das auch schon eine wichtige Angabe. Das macht Mut, es bei Bedarf auch noch bei einem älteren Böckchen zu riskieren!

Schnubbel13

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 32 am: 09. Mai 2021, 23:03 Uhr »
@Narnia, natürlich gehen über die Jahre tausende von Tiere durch eine Notstation. Wir nehmen in "normalen" Jahren durchschnittlich ca 200 Tiere auf, in Jahren mit großen Notfällen, die sich leider häufen, geht es schon Richtung 300. Uns gibt es seit 11 Jahren...
Wie gut eine Kastration, oder jede andere OP, verläuft, steht und fällt mit dem Tierarzt, genau wie Vio es auch sieht. Wir haben zum Beispiel nur vier Tierärzte bei denen wir kastrieren lassen. Diese Tierärzte sind spezialisiert auf Meerschweinchen. Vorraussetzung ist natürlich auch,dass der Bub gesundheitlich in der Verfassung ist eine Narkose zu verkraften, das ist natürlich selbstverständlich.
Und noch eine Sache, sehr viele Meerschweinchen werden deutlich älter als 5 Jahre. Allein bei mir zuhause sitzen zwei sieben und achtjährige Omis und noch zwei sechsjährige Tiere.
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Schnubbel13

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 33 am: 10. Mai 2021, 08:14 Uhr »
@Hugomero: ich glaube hier spielt mit rein, dass Narnia generell kein Fan von Kastrationen ist und sie immer in Frage stellt. Ich erinnere mich noch dunkel an ihre Beiträge,bevor sie ihre Jungs hat kastrieren lassen.
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Narnia

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 34 am: 10. Mai 2021, 10:08 Uhr »
Hallo Narnia, ist es nicht „egal „ ob ältere Tiere kastriert sind oder eine andere OP haben ? Wenn ein 5 jähriges Tier einen Tumor hat oder ein Mädel eine Kastra bräuchte – lässt man es Doch wahrscheinlich auch machen und lebt den Eingriff nicht wegen Alter ab ?

Viele Grüße

Das ist ein deutlicher Unterschied: Wenn ein Tier ein gesundheitliches Problem hat, das nur durch OP behandelt werden kann und muss, dann kann man es riskieren, dass das Tier an der OP oder den Folgen stirbt. Bei einer Kastration wird ein gesundes Tier um einen Teil seiner Körperfunktionen gebracht und dazu in Gefahr gebracht. Deswegen muss ich Risiko und Nutzen ganz anders abwägen als bei einem Tumor o.ä.

Und Schnubbel13, Du siehst es richtig, ich bin kein Fan von Kastrationen. Diese sind aus meiner Sicht in manchen Situationen eine Notlösung, um den Tieren ein harmonisches Leben zu ermöglichen, aber sie sind immer eine Verstümmelung eines bis dahin intakten Tieres. Daher habe ich mir bei unseren Böckchen schwer getan mit der Entscheidung und sehe auch immer noch darin einen Eingriff, der unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile für das Tier gut abgewogen werden sollte.

Hugomero

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 35 am: 10. Mai 2021, 10:12 Uhr »
Vielen Dank, Vio, für diese Angaben! Ich hätte natürlich aber liebsten noch mehr Zahlen, aber so ist das auch schon eine wichtige Angabe. Das macht Mut, es bei Bedarf auch noch bei einem älteren Böckchen zu riskieren!

@Narnia- ein Frage noch zum Verständnis- letztendlich schreibt Vio ja nichts anderes als Schnubbel , bzw ich hab ja auch erwähnt, dass mein TH auch ältere Jungs kastriert und gefragt, was denn Deine Meinung zu OP´s bei älteren Tieren ist- aber darauf bist Du nicht wirklich eingegangen, was ich schade finde, denn ein Austausch im Forum sollte ja von vielen Usern leben (hatten ja das Thema schon wie es mit dem Forum weitergehen soll)-

ich persönlich hab schon öfters den Eindruck, daß Du aber die Beiträge von diversen Usern "unterschiedlich sinnvoll /nachvollziehbar " empfindest- das bleibt ja jedem selbst überlassen, hat aber auch zur Folge, dass sich vielleicht der eine oder andere überlegt, ob es sich lohnt zu antworten - oder eben nicht, weil es doch nix bringt.

Ich fände es toll, wenn wir alle von vielen langjährigen Erfahrungen profitieren können, egal in welchem Bereich- auch wenn vieles nicht mit Zahlen /Hintergrund /Studien manifestiert werden kann - es gab ja bei der Diskussion wie es weitergeht mit dem Forum auch Stimmen, dass viele User sich nicht trauen , was zu schreiben weil sie zu wenig Erfahrung haben oder sich komisch vorkommen- und das könnte genau der Grund sein :frage:

liebe Grüße
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Schnubbel13

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 36 am: 10. Mai 2021, 11:52 Uhr »
@Narnia Wow, Verstümmelung klingt recht derbe. Ich persönlich finde es nicht verwerflich, wenn man Meerschweinchen ein harmonisches und schönes Leben ermöglichen möchte.
Und ich muss zugeben, ich habe auch schon öfter den Eindruck gewonnen,du akzeptierst bzw tolerierst nur Vios Antworten. Ob es daran liegt,dass sie immer extrem höflich und ausführlich antwortet, weiß ich nicht, aber es ist schon auffällig.
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Narnia

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 37 am: 10. Mai 2021, 14:04 Uhr »
Es tut mir leid, Schnubbel13, wenn dieser Eindruck aufgekommen ist. Es geht mir nicht um Personen, aber ich habe umgekehrt auch schon festgestellt, dass Du und ich oft unterschiedlicher Ansicht sind.

Wir versuchen beide den Tieren zu helfen und haben dabei doch oft unterschiedliche Sichtweisen. Wenn wir offen und ohne den anderen anzugreifen - was nicht meine Absicht ist - diese diskutieren, können andere Leser ja für sich hoffentlich das daraus entnehmen, was ihnen und ihren Tieren weiterhilft. Engagierte Tierfreunde werden sich nie in allem einig sein und mit manchen ist die Übereinstimmung größer, mit anderen weniger groß.

Zu dem Wort "Verstümmelung". Ich habe mir überlegt, ob ich das so drastisch schreiben soll und ich erinnere daran, dass ich ja selbst alle unsere Jungs habe kastrieren lassen. Ich mich damals so entschieden, weil ich davon ausgegangen bin, dass in ihrer Situation die Vorteile die Nachteile überwiegen. Das heißt aber nicht, dass es deswegen eine Kleinigkeit ist.

Ich wollte mit dem drastischen Ausdruck deutlich machen, dass man eine wichtige Körperfunktion eines gesunden Tieres zerstört und das nicht herunterspielen kann als kleinen Schnitt in die Haut o.ä., was ich schon an anderer Stelle (nicht von Dir) gelesen habe.

Bei vielen Säugetierarten riskieren die Männchen ihr Leben, um sich fortpflanzen zu dürfen. Das zeigt, wie wichtig dieser Aspekt ihn ihrem Leben ist. Natürlich kann man annehmen, dass sie später einfach nicht mehr dieses starke Bedürfnis haben oder vielleicht auch nicht so deutlich die hormonellen und damit vielleicht auch stimmungs- und sogar wesensmäßigen Veränderungen wahrnehmen. Das hoffe ich und ich weiß auch keine gut andere Lösung.

Für mich muss etwas nicht verwerflich sein, um dennoch hart oder traurig sein zu können.

Schnubbel13

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 38 am: 10. Mai 2021, 18:48 Uhr »
@Narnia,  ich wusste gar nicht, wann wir so oft unterschiedlicher Meinung waren, weil das seit Ewigkeiten das erste Thema war, bei dem ich mich wieder beteiligt habe. Ich schreibe hier ausschließlich aus persönlicher Erfahrung bzw der Erfahrung meiner Kollegen der Notstation und mag es nicht gegen Bücherwissen zu argumentieren. Ich finde auch den Erfahrungsaustausch mit erlebten statt gelesener Erfahrungen für mich persönlich bereichernder.
Wenn du den Fortpflanzungskampf einiger Säugetiere erwähnst, dann redest du von wild lebenden Tieren,  hier geht es aber immer noch um Hausmeerschweinchen.
Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Vio

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Antwort: Kastration bei älteren Böckchen?
« Antwort 39 am: 11. Mai 2021, 15:27 Uhr »
https://das-meerschweinchen-forum.de/index.php?topic=974.0

Hier gibt es zur Kastra und dem verbundenen Eingriff in das Körpersystem noch ältere Gedanken, vielleicht ist dies an dieser Stelle interessant? Ich werde da auch noch meine Ansicht schreiben :-)

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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Vio

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Aufgrund einer aktuellen Unterhaltung zur Kastra hier mag ich das Thema hier wieder hochholen :-)
Ich gehe jetzt nicht auf alle genannten Argumente der älteren Beiträge ein, das würde den Rahmen sprengen, aber ich möchte auch meine Sichtweise zum Thema schildern.

Ich denke, es ist niemals verkehrt, dass man, bei egal welchem Eingriff, Risiko und Gewinn gut abwägt und sich bewusst ist, dass man das Leben des Tieres riskiert und ihm ein Organ entnimmt.
Für mich ist aber ein Leben, welches psychisch nicht schön ist für die Tiere, bei jedoch körperlicher Unversehrtheit auch nicht richtig oder zu befürworten.
Ich erlebe es leider öfter in meinem Umfeld, dass Jungsgruppen zu Zweckgemeinschaften werden und die Jungs sich bis auf kleine Streitereien zwar zu tolerieren scheinen - irgendwann aber doch entschieden wird, sie zu Mädels zu geben und die Kastraten dann völlig aufblühen.
So wird ganz oft der Unterschied deutlich, wie sehr sie eigentlich zuvor unter der Gruppenkonstellation in einer Boygroup gelitten haben. Oder ähnliche Situation, wenn zwei Jungs in einer Mädelsgruppe sind - auch da ist oft einer sehr unglücklich, aber auffallen tut dies erst, wenn man ihm dann eine  eigene Gruppe gibt und sieht, wie er vom Verhalten her viel ausgelassener und fröhlicher wirkt.
Eine Kastra im Alter ist in der Regel meiner Erfahrung nach gut möglich, wenn die Schweine fit sind. Ob es im Alter aber irgendwann wegen einige Baustellen zu spät ist für die Kastra, weiss man immer nicht...
Sowas muss man sich bei jungen Böckchen also auch immer gut überlegen, selbst, wenn sie in einer Jungsgruppe soweit zufrieden wirken - dies kann täuschen oder sich ändern im Laufe der Zeit, ich habe es oft bei Bekannten erlebt.

Ich bin ja absolut Boygroup-Fan und möchte irgendwann selbst auch mal eine haben und es ist toll, wenn es klappt, aber mir ist bewusst, dass diese Form des Zusammenlebens für viele Jungs einfach nicht schön ist und auch nicht natürlich. Und ganz bestimmt nicht die Erfüllung ihres Lebens, da viele Jungs einfach wirklich wie dafür geschaffen sind, die Mädels zu managen und dies auch ihre natürliche Aufgabe scheint (so zumindest war immer mein Eindruck).

Eine Kastration scheint mir ein kleiner Preis für die Zufriedenheit und Freude, die die Jungs später bei den Mädels empfinden. Und meine Meinung hat sich nicht geändert, obwohl ich fast meinen aktuellen Kastraten an einer extrem seltenen Komplikation nach der Kastra verloren hätte.

Dass Kastraten mental manchmal schlechter zurecht sind, wie hier in früheren Beiträgen geschildert wurde oder dass sie weniger lange leben, kann ich pauschal unseren Erfahrungen nach nicht bestätigen (Hab aber in Bezug auf die Lebenslänge keine ausreichenden Vergleiche).
Was ich aber erfahren habe ich in den letzten Jahren, ist die Möglichkeit eines Kastrationstraumas, was durchaus Einfluss auf die körperliche und psychische Gesundheit der Tiere nehmen kann. Erwähnt habe ich das hier.
Dies ist eigentlich "ganz einfach" zu verhindern, in dem man sich bewusst macht, was dem Körper mit so einem Eingriff angetan wird. Insofern kann es nie verkehrt sein, einen forschenden Blick auf so einen Eingriff zu werfen und bewusst zu hinterfragen: was ändert die Kastra im Körper? Was bedeutet dies für Gewebe, Nerven, Hormonsystem?


Wofür würden sich die Tiere am Ende entscheiden? Das weiss ich natürlich nicht.
Aber ich kann mir vorstellen, sie würden ihre Fortpflanzungsfähigkeit (ist das der Sinn ihres Lebens? darüber lässt sich vielleicht auch streiten... ist aber ein anderes Thema :-) ) opfern, um in einer für sie schönen Gruppe zu leben, in der sie alleine der "Boss" sind und ihre natürliche Aufgabe, die Begleitung von ihren Mädchen nachkommen können.
Ausnahmen gibt es natürlich immer mal welche: ich kenne auch zwei Jungs, die in einer Mädelsgruppe immer aneinander klebten und mehr Interesse aneinander als an den Mädels hatten  :frag: :g:
Ich kenne auch Jungs, die mit zu vielen Mädels überfordert waren und denen ein zweiter Kastrat in der Gruppe gut getan hat.
Ein schwarz und weiss Denken ist auch hier nicht gut, individuelle Entscheidungen zum Wohl jedes einzelnen Jungen sind mit Sicherheit nötig

Eine Haremsgruppe ist aber halt wohl in der Regel das Beste, was wir ihnen in Gefangenschaft bieten können und kommt an die natürlichen Ansprüche am meisten heran. Der Preis dafür ist bei uns halt leider der Eingriff der Kastration der Jungs.
Einige Jungs sind sicher unter anderen Jungs sehr zufrieden, aber vielen wird dies dann halt auch aufgezwungen - und wie sollten sie sich wehren oder deutlich machen, dass sie unglücklich sind?
Da muss man sicher gut beobachten und sein Bauchgefühl mitreden lassen :-)

Vergleichsweise zu anderen OPs ist die Kastra von männlichen Meerschweinchen jedoch für mich am Ende ein verhältnismässig "kleiner" Eingriff mit gut einschätzbarem und heutzutage bei einem guten TA auch geringen Risiko, der ihnen auf Dauer aber viel Lebensqualität garantiert, sollten sie eben nicht unter Jungs leben wollen.
Diese OP geschieht zwar dann nicht aus physischen, jedoch aus psychischen Gründen und rechtfertigt sich für mich daher genauso, egal in welchem Alter.
Gleichzeitig verhindert dies ja auch ziemlich viel weiteres Tierleid, da diese Jungs keine Nachkommen haben werden, was für mich auch ein PRO Argument ist, wenn es um die Abgabe von Tieren geht.

Wenn so ein Eingriff nicht nötig ist, wenn die Jungs alt sind und in einem Zuhause bleiben, wo sie keine Mädels schwängern können und wenn sie zufrieden sind, dann würde ich den Eingriff natürlich auch nicht machen lassen.
Es muss für mich in jedem Fall schon immer einen körperlichen oder einen psychischen Nutzen haben, um dieses Risiko und die körperliche Beschneidung oder Entnahme von Organen zu rechtfertigen.

Da muss man wohl immer individuell je nach Tier entscheiden und abwägen - ich denke, das sieht jeder von uns so und hält es auch so :-)
Ich finde es schon richtig, dass man sich in diesem Zuge bewusst ist, was man dem Tier damit "antut" - aber eben auch, was man ihm damit am Ende schenkt - oder dem Allgemeinwohl dieser Tierart eben und dies nicht ohne jegliche kritische Gedanken zu entscheiden.
*Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt.
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Liebe Grüße von Vio und der Schweinebande :mms:

Narnia

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Ich habe dieses gesamte Thema hier schon mehrfach gelesen und finde vieles darin sehr bedenkenswert.

Die Kosten-Nutzen-Abwägung ist aus meiner Sicht die einzige Rechtfertigung für einen solchen Eingriff. Dabei muss m.E. in erster Linie der direkte Nutzen für das betroffene Böckchen und seine Gefährten gegen die Kosten, die es zu tragen hat, abgewogen werden.

Wenn ich ungewollte Vermehrung und damit neues Leid verhindern will, dann ist das aus meiner Sicht kein ausreichender Grund. Dann sollte ich als Züchter oder Notstation o.ä. bei der Abgabe der Tiere gut beraten und auswählen und kann damit das Risiko ungewollten Nachwuchses sehr klein machen. Ein Restrisiko bleibt in diesem Leben immer, aber damit Exzesse wie die routinemäßgie Kastration von Hunden zu rechtfertigen, zeigt wie weit man mit falsch verstandener Tierliebe kommen kann.

Das Argument des glücklicheren Lebens für das Tier selbst finde ich dagegen sehr gewichtig. Allerdings ist die Gleichung: Kastration = Leben im Harem leider falsch. Wenn in den Haremsgruppen im Schnitt auf 1 Männchen 3 Weibchen kommen, bleiben 2 kastrierte Männchen übrig, die doch keine Weibchen haben werden. Vielleicht sind es sogar mehr Weibchen im Schnitt und falls die Weibchen im Schnitt weniger lange leben sollten, wären die Chancen für die Kastraten noch schlechter. Wenn wir bei 1+3 bleiben, hat also nur jeder dritte Kastrat überhaupt die Chance, mit Weibchen zusammenzuleben.

Vor diesem Hintergrund ist das Argument des schönsten Zusammenlebens aus meiner Sicht in der Mehrzahl der Fälle auch nicht ausreichend, als Argument für eine Kastration.

Aus dem gleichen Grund finde ich es auch sehr fragwürdig, wenn die Kastration als Altersvorsorge bei einer Gruppe aus zwei Böckchen bezeichnet wird. Wenn jeder, der mit 2 Böckchen anfängt, nach dem Tod des ersten Tieres ein Weibchen dazunimmt, gibt es bald nur noch Haremsgruppen oder Paare. Denn wenn von dem Paar einer stirbt, muss er ja entweder ein neues Männchen zu dem verbliebenen Weibchen holen oder ein neues Weibchen zu dem verbliebenen Männchen. Eine Rückkehr zu einer Bockgruppe ist nicht mehr möglich - außer mit einer neuen, zweiten Gruppe.

Mit der verständlichen Empfehlung von Haremsgruppen und der Kastration aller Böckchen, hat die Mehrzahl der Böckchen das schlechte von beiden Seiten.

Bei uns leben ja derzeit 5 Böckchen, die alle im erwachsenen Alter kastriert wurden. Ich habe mich seinerzeit zu dem schweren Schritt durchgerungen, weil ich gehofft hatte, dass es ihnen das Zusammenleben mit anderen Männchen erleichtert. Darin sehe ich die mögliche andere Rechtfertigung für Kastration. Vermutlich hängt das aber vom Charakter und vielleicht auch der hormonellen Ausstattung u.ä. der Tiere ab, ob die Kastration da einen Vorteil bringt oder nicht. Es kann sogar sein, dass das Tier selbst sich wohler fühlt, wenn sein hormonell gesteuertes Verlangen, das in einer Bockgruppe nicht erfüllbar ist, kleiner ist.

Wenn ich Tiere aus Liebe zum Tier halte und nicht weil ich sie schlachten oder für die Arbeit nutzen will, dann muss ich aus meiner Sicht hinterfragen, was in solchen anderen Bereichen schon lange üblich ist oder auch relativ neu aufgekommen ist, wie die Kastration von Meerschweinchen.

Schnubbel13

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@Narnia, wie sähe in der Praxis eine solche Beratung und Auswahl aus? Ich kann mir heim besten Willen nicht vorstellen wie man Nachwuchs verhindern kann, wenn es sich um eine gemischte Gruppe handelt, ohne das die Weibchen oder der Bock kastriert sind.
(Eigentlich wollte ich zitieren,hat aber nicht geklappt  :roll: )


Liebe Grüße von Silke und den Schnubbels :)

Hugomero

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Ich habe dieses gesamte Thema hier schon mehrfach gelesen und finde vieles darin sehr bedenkenswert.

Die Kosten-Nutzen-Abwägung ist aus meiner Sicht die einzige Rechtfertigung für einen solchen Eingriff. Dabei muss m.E. in erster Linie der direkte Nutzen für das betroffene Böckchen und seine Gefährten gegen die Kosten, die es zu tragen hat, abgewogen werden.

Wenn ich ungewollte Vermehrung und damit neues Leid verhindern will, dann ist das aus meiner Sicht kein ausreichender Grund. Dann sollte ich als Züchter oder Notstation o.ä. bei der Abgabe der Tiere gut beraten und auswählen und kann damit das Risiko ungewollten Nachwuchses sehr klein machen. Ein Restrisiko bleibt in diesem Leben immer, aber damit Exzesse wie die routinemäßgie Kastration von Hunden zu rechtfertigen, zeigt wie weit man mit falsch verstandener Tierliebe kommen kann.

Das Argument des glücklicheren Lebens für das Tier selbst finde ich dagegen sehr gewichtig. Allerdings ist die Gleichung: Kastration = Leben im Harem leider falsch. Wenn in den Haremsgruppen im Schnitt auf 1 Männchen 3 Weibchen kommen, bleiben 2 kastrierte Männchen übrig, die doch keine Weibchen haben werden. Vielleicht sind es sogar mehr Weibchen im Schnitt und falls die Weibchen im Schnitt weniger lange leben sollten, wären die Chancen für die Kastraten noch schlechter. Wenn wir bei 1+3 bleiben, hat also nur jeder dritte Kastrat überhaupt die Chance, mit Weibchen zusammenzuleben.

Vor diesem Hintergrund ist das Argument des schönsten Zusammenlebens aus meiner Sicht in der Mehrzahl der Fälle auch nicht ausreichend, als Argument für eine Kastration.

Aus dem gleichen Grund finde ich es auch sehr fragwürdig, wenn die Kastration als Altersvorsorge bei einer Gruppe aus zwei Böckchen bezeichnet wird. Wenn jeder, der mit 2 Böckchen anfängt, nach dem Tod des ersten Tieres ein Weibchen dazunimmt, gibt es bald nur noch Haremsgruppen oder Paare. Denn wenn von dem Paar einer stirbt, muss er ja entweder ein neues Männchen zu dem verbliebenen Weibchen holen oder ein neues Weibchen zu dem verbliebenen Männchen.

@Narnia, auch wenn Du i.d.R selten auf meine Beiträge antwortest , ( außer daß meine Futtergeld pro Monat utopisch ist, aber da kam die Erläuterung ja auch erst nach mehrmaliger Bitte ) kann ich vieles was Du schreibst, ebenfalls nicht nachvollziehen. Du gibst ja generell wenig von Dir preis, wielange Du Meerschweinchen hast, was Du schon alles erlebt hast, welche Erfahrungen Du gemacht hast . Ich finde selbst in über 17 Jahren erworbene Erlebnisse oder Erfahrungen aus meinem direkten Umfeld nach wie vor fundierter als angelesene Erfahrungen . Ich versteh auch die Gleichung , daß zwei Blöckchen übrig bleiben nicht , ja die Jungs bleiben vielleicht erstmal länger auf Pflegestellen aber werden dann doch vermittelt.

Zum Punkt Kosten / Nutzen Rechnung ? Soll ein unkastriertes Böckchen statt glücklich im Harem als Kastrat zu leben ( und das tun sie ) lieber mit anderen unkastrierten Jungs zusammenleben ? Hast Du mal direkt einen Animal hording Fall begleitet , wo aus ca 30 Tieren dann 100 werden, weil alle Mädels trächtig sind und im Schnitt 4–4 Babies purzeln?

Wo sollen die alle platzmäßig auf der Pflegestelle leben , wenn sie nicht kastriert würden und damit eine Chance auf Vermittlung haben ? Wie konkret sollte denn das ablaufen, Du weißt groß wie ein optimales Gehege sein soll.

 Wenn ein unkastrierter Bock vermittelt wird, kann ich beraten wie ich will, mit Mädels ist Nachwuchs vorprogrammiert, das geht ja gar nicht .Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dass ein Bock zu einem kastrierten Mädel kommt ?

Ich hatte nie eine Bockgruppe und werde nie eine haben, aber für mich bleibt die Haremshaltung die natürlichste Haltung .
Susi mit Yuki, Enya ,Rosie, Frou–Frou ,Abby und Berly

Narnia

  • Gast
Ich will versuchen, der Reihe nach auf Deine Punkte einzugehen:

Über unsere aktuellen Tiere habe ich ausführlich berichtet - sicherlich viel mehr als Du in der gleichen Zeit von Deinen Tieren. Du kannst auch Dein Profil mit meinem vergleichen. Daher verstehe ich den Vorwurf nicht, dass ich generell wenig von mir preisgeben würde.

Was hat es mit angelesenen Erfahrungen zu tun, wenn ich in Frage stelle, ob man pauschal jedes Böckchen kastrieren sollte? Und umgekehrt, wenn Du noch nie eine Böckchengruppe hattest, wie willst Du dann - außer durch Angelesenes oder vom Hören-Sagen beurteilen, dass eine Haremsgruppe besser ist? Das Argument, dass es die natürlichste Haltung sei, kann ich einerseits nachvollziehen, andererseits erscheint es mir auch fraglich. Natürlich wäre das Zusammenleben von einem Böckchen mit mehreren Weibchen, die laufenden Nachwuchs bekommen. Das wäre selbstverständlich keine Lösung, die ich auch nur im Ansatz gut fände, aber alles andere ist ein Kompromiss. Auf die jeweiligen Vor- und Nachteile der Kompromiss-Lösungen will ich hier nicht eingehen, da es nicht zum Thema gehört.

Was ist an meiner Überlegung mit den 2 Männchen aus 3, die bei durchschnittlicher Haremshaltung dauerhaft übrigbleiben würden unverständlich? Wie können sie denn vermittelt werden, außer in reine Bockgruppen? Wenn erfahrene Halter wie Du Haremsgruppen halten, wer soll die Bockgruppen halten? Die paar Leute, die schon lange Bockgruppen halten, reichen ja alleine nicht aus. Bitte verstehe mich nicht falsch: Ich will Dich nicht angreifen, nur antworten auf Deine Frage und dazu veranschaulichen, dass die überzähligen Männchen nicht einfach unerklärlich doch Plätze finden. Solange etwa genauso viele Männchen wie Weibchen geboren werden, müssen viele Jungs in Bockgruppen (oder Einzelhaft) leben, wenn die anderen in einer typischen Haremsgruppe leben. Und für die Böckchen, die nie ein Weibchen haben dürfen, ist die Kastration kein Preis für dieses Glück, sondern muss auf andere Art gerechtfertigt sein.

Was hat Animal Hording mit pauschalem Kastrieren zu tun? Es werden nie alle Tiere in die Hände von Tierschützern kommen, die sie kastrieren lassen. Damit kann man also auch nicht sicherstellen, dass niemand unverantwortliche Vermehrung durchführt oder zulässt.

Wenn in Pflegestellen alle Schweinchen in großen gemischten Gruppen leben, ist das natürlich eine gute Lösung. Aber ich kenne es eher so, dass viele in Bockgruppen oder in Haremsgruppen leben. Dann wäre die Vermehrungsfrage für die Tiere in Bockgruppen gar nicht relevant. Wie leben denn Deiner Erfahrung nach die Schweinchen in der Pflegestelle?

Selbstverständlich soll zu Mädels nur ein Kastrat vermittelt werden. Mein Punkt war nur der, dass viele Jungs den Preis der Kastration bezahlen, ohne diese "Belohnung" dafür zu bekommen.

Wie schon oft geschrieben: Ich bin nicht grundsätzlich gegen Kastration! Ich habe letztes Jahr 5 Böckchen kastrieren lassen, weil ich es zum Wohl dieser spezifischen Tiere leider für angebracht hielt. Aber ich wehre mich nach wie vor, gegen eine Verharmlosung des Themas oder gegen Argumente, die m.E. nicht aufgehen.